Das Kaisertum Leopolds I. und Josephs I.


Hausarbeit, 2009

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das Kaisertum Leopolds I
1.1 Außenpolitik des Reiches
1.1.1 Siege im Osten
1.1.2 Zähes Ringen im Westen
1.2 Das Reich im Innern
1.3 „Die andere Sonne“/Leopold damals und heute

2. Das Kaisertum Joseph I. - Beginn der Großmacht Habsburg in Europa

3. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Leopold I. und Joseph I., Vater und Sohn, haben die Politik des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vom Ende des 17. Jahrhunderts zum Anfang des 18. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Leopold sollte durch militärische Erfolge gegen die Türken und Franzosen das Kaisertum zu neuem Glanze führen. Joseph sollte den Startschuss zum Aufstieg des Hauses Habsburg, bzw. Österreichs zur europäischen Großmacht geben. Wie das Kaisertum dieser beiden Herrscher sowohl innen-, als auch außenpolitisch aussah, werde ich versuchen in dieser Arbeit aufzuzeigen.

Mein Grundanliegen ist herauszustellen, wie und auf welche
Art und Weise sich das Kaisertum bzw. die Stellung des Kaisers im Reich unter diesen beiden Herrschern verändert hat.

Im ersten Teil meiner Hausarbeit (welcher auch den Hauptteil bilden soll) werde ich zunächst sowohl die Innenpolitik, als auch die Außenpolitik Leopolds I. näher betrachten. Dabei werde ich nicht chronologisch vorgehen, sondern eher systematisch. Ich werde mich also zunächst den Türkenkriegen und dann der Auseinandersetzung mit Frankreich zuwenden bevor ich zur Innenpolitik des Kaisers im Reich übergehe. Neben dieser eher politischen Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werde ich aber auch auf die Inszenierung des Kaisers eingehen, welche unter Leopold eine neue Qualität erreichte. Darüber hinaus sollen noch abschließend ein paar Worte über das Bild bzw. die Stellung Leopolds in der heutigen Geschichtsschreibung verloren werden

Im zweiten Teil soll das Kaisertum Joseph I. näher betrachtet und aufzeigt werden, wie unter diesem Kaiser die österreichische Hausmacht stetig vergrößert und beginnt sich mehr und mehr aus dem Reich zu lösen. Gleichzeitig soll der spanische Erbfolgekrieg und die Folgen für das Reich und das Haus Habsburg näher betrachtet werden.

Obwohl die Reichsgeschichte natürlich eng mit der jeweiligen Biographie des Herrschers verbunden ist, werde ich dennoch versuchen keine biografischen Abriss der beiden Kaiser zu geben, sondern vielmehr einen Gesamtüberblick liefern, indem sowohl biografische Elemente vorkommen werden, als auch natürlich die Geschichte des Reiches selber. Die Reichsgeschichte soll jedoch klar über der Biographie stellen.

Besonders geholfen haben mir bei meiner Recherche die Gesamtdarstellungen über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation von Karl Otmar v. Aretin, Heinz Durchardt, Georg Schmidt und Axel Gotthard. Ebenso hilfreich, weil bewusst knapp gehalten waren die Bände von Peter Claus Hartmann und Barbara Stollberg-Rilinger. Besonders zum Komplex der Inszenierung Leopolds herangezogen habe ich die hervorragenden Darstellungen von Maria Goloubeva und Jutta Schumann, welche größte Gewichtung auf das Thema der Darstellung und Inszenierung des Kaisers legten.[1]

1. Das Kaisertum Leopolds I.

1.1 Außenpolitik des Reiches

1.1.1 Siege im Osten

Als Leopold I. 1658 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (im Folgenden HRRDN genannt) gewählt wurde, war die Reichsöffentlichkeit (und insbesondere die Kurfürsten) alles andere als erfreut. Zum einen wurde er argwöhnisch beäugt, weil man nach den Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges nicht wieder zuviel Macht in die Hände eines einzigen Monarchen sehen wollte, zum anderen, weil man dem Kaiser und seinem Haus universalmonarchische Züge anlastete, welche die gerade erst aufgesetzte Friedensordnung hätte zerstören können.[2] Nicht wenige Reichsfürsten, darunter auch so prominente, wie der ehrgeizige Kurfürst von Mainz Johann Philipp von Schönborn sahen durch ein Bündnis mit Frankreich eher dem Erhalt des Friedens gedient als durch einen starken habsburgischen Kaiser. Diese Bedenken mündeten schließlich im s.g. „Ersten Rheinbund“ welcher einen Art reichsständischen und französisch-dominierten Gegensatz zum Kaiser bilden sollte[3]. Schließlich waren die Reichsstände durchaus im Recht, wenn sie mit ausländischen Fürsten Allianzen bzw. Verträge abschlossen.[4] Und genau diese Verträge/Bündnisse mit Frankreich führten später zu einem erheblich gesteigerten Interesse Ludwigs XIV. an der Reichspolitik (dieser hatte seine Ambitionen einerseits mit dem Auftrag zur Friedenssicherung im Reich begründe, anderseits mit dem Schlagwort der „Reunionen“ argumentiert).

Unter diesen doch sehr ungünstigen Bedingungen für das Kaisertum (im Osten drohte schließlich noch der Sultan) trat Leopold nun seine Regierung an. Allerdings gelang es ihm durch weitsichtige und kluge Politik das Reich und auch die Stellung des Kaisers zu festigen.

Wie gerade beschrieben, war das Reich unter der Regentschaft Leopolds immer von zwei Seiten bedroht, dem Sultan im Osten und dem Sonnenkönig Ludwig XIV. im Westen. Zunächst sollte sich das Reich und damit Leopold dem Problem im Osten zuwenden (müssen).

Diese erste große außenpolitische Hürde im Osten hatte das Reich im Türkenkrieg von 1664 zu nehmen, welcher durch osmanisch-siebenbürgische Auseinandersetzungen ausgelöst wurde und mit dem Frieden von Eisenburg und einem Waffenstillstand von 20 Jahren endete.[5] Leopold hatte somit 20 Jahre lang „Ruhe“ vor osmanischen Einfällen und damit war das Reich zumindest im Osten eine zeitlang sicher. Nachdem die zwanzig Jahre jedoch verstrichen waren, begannen die Osmanen (auch durch den französischen König Ludwig XIV. ermutigt[6] ) jedoch bald mit neuen Feldzügen und belagerten 1683 sogar die Kaiserstadt Wien. Leopold schaffte es mit der Republik Venedig, dem Kirchenstaat und mit Polen-Litauen eine Allianz zu schmieden und es gelang ihm zusammen mit diesen Alliierten die Türken tatsächlich bei der Schlacht am Kahlenberg (12. September 1683) zu besiegen. Dieser Sieg verschaffte dem Kaiser eine ungeahnte Popularität, denn eine „zwei Jahrhunderte überschattende [n] Grundangst des christlichen Europa [s]“[7] war nun endlich gebannt und Leopold (welcher sich u.a. auf tatkräftige Hilfe des vor Ort operierenden polnischen Königs Jan Sobieski stützen konnte[8] ) war als der Hauptakteur der Abwehr auf dem Höhepunkt seines Ansehens. Er galt durch die Rettung Wiens und damit des Reichs jetzt als ein glorreicher Feldherr und besonders tugendreicher Herrscher (seine pietas die clementia und die justitia werden von zeitgenössischen Medien explizit hervorgehoben).[9]

Jedoch war der Erfolg bei Wien auf längere Sicht gesehen nicht nur positiv für das HRRDN. Es trifft zwar zu, dass die Türkengefahr nun gebannt war und sich das Reich und auch das christliche Europa einer Gefahr entledigt hatten, aber die Politik des Kaiserhauses sollte sich ab dato bevorzugt dem Balkan hinwenden, und darunter musste zwangsläufig die Reichspolitik leiden.[10]

Das Königreich Ungarn wurde nach dem Erfolg bei der Schlacht am Kahlenberg nach und nach von den sich zurückziehenden Osmanen befreit und wurde dann staatsrechtlich spätestens mit dem Frieden von Karlowitz 1699 dem Habsburgerreich (inklusive Siebenbürgen) eingegliedert. Dies bedeutete einen erheblichen Machtzuwachs für die habsburgischen Erblande, denn anders als zuvor wurde das Königreich Ungarn nun unter den Habsburgern Erbmonarchie.[11] Damit waren, vielleicht auch unfreiwillig die Weichen für die zukünftige habsburgische Politik, welche sich nun eher dem Osten hinzuwandte, schon gelegt. Allerdings sollte dieses Interesse auf dem Balkan gleichzeitig den Aufstieg Österreichs zur europäischen Großmacht bedeuten.

[...]


[1] Gesamttitel der genannten Bände finden sich im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit.

[2] Schumann, Jutta: Die andere Sonne: Kaiserbild und Medienstrategien im Zeitalter Leopolds I., Berlin 2003, S.199; Stollberg-Rilinger, Barbara: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation: Vom Ende des Mittelalters bis 1806, München 2006, S. 91.

[3] Gotthard, Axel: Das Alte Reich. 1495-1806, Darmstadt 2005, S.110.

[4] Duchhardt, Heinz: Altes Reich und Europäische Staatenwelt: 1648 – 1806, München 1990, S. 53.

[5] Siebenbürgen wurde aufgrund von Eigenmächtigkeiten des regierenden Fürsten vom Sultan verwüstet und in eine osmanische Provinz umgewandelt. Der kroatische Ban zog den Kaiser durch eigenmächtig geführte Feldzüge gegen den Sultan in das Kriegsgeschehen hinein, indem er um Unterstützung bat, vgl: Winkelbauer, Thomas: Ständefreiheit und Fürstenmacht: Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 1, Wien 2003 (=Österreichische Geschichte 1522-1699, hrsg. von Herwig Wolfram), S.151ff.

[6] Hartmann, Peter Claus: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in der Frühen Neuzeit 1486-1806, Stuttgart 2005, S.149.

[7] Gotthard: Das Alte Reich, S.118.

[8] Leopold selbst war bei der Schlacht nicht persönlich anwesend: Duchhardt, Heinz: Barock und Aufklärung, München 2007, S. 35.

[9] Goloubeva, Maria: The Glorification of Emperor Leopold I. in image, spectacle and text, Mainz 2000, S.166.

[10] Durchhardt: Barock und Aufklärung, S. 36.

[11] 1687 wird vom Pressburger Reichstag die Erblichkeit der Habsburger (auch der spanischen Linie) in Primogenitur anerkannt: Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht, S.167.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Kaisertum Leopolds I. und Josephs I.
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Veranstaltung
Übung: Das Alte Reich in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V127398
ISBN (eBook)
9783640345953
ISBN (Buch)
9783640345779
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kaisertum, Leopolds, Josephs
Arbeit zitieren
Christian Pötsch (Autor:in), 2009, Das Kaisertum Leopolds I. und Josephs I., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127398

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