Die französischen Kriegsgefangenen in Deutschland im Ersten Weltkrieg

Erfahrung einer Demütigung oder Anfang einer Aussöhnung?


Masterarbeit, 2007

148 Seiten, Note: 17/20


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitungund Forschungsstand

I) Der Gefangene der Gefangenschaft und dem Deutschen gegeniiber
1) Der Beginn der Gefangenschaft
a) Die Festnahme
b) Die Auseinandersetzung: Entdeckung des Unbekannten
c) Eine dauerhafte Gefangenschaft
2) Das Leben als Gefangener
a) Die Organisation im Lager
b) Hygiene, Post und Ernährung: Das Oberleben
3) Der Gefangene und die Bevolkerung
a) Entdeckung der Bevolkerung
b) Die Propaganda
c) Die Fluchten

II) Das Ausdriicken der Erlebnisse
1) Der Gefangene und seine Schreibfeder
a) Tagebilcher und Memoiren
b) Die Beziehung zum Schreiben
c) Die Begriindung des Schreibens
2) Die Beurteilung des Deutschen
a) Der Gefangene als privilegierter Beobachter
b) Der Gefangene und die Kultur: Zwischen Zivilisation und Barbarei
c) Die psychologische Analyse
d) Der Gefangene als Selbstdenker?
3) Das Ende der Gefangenschaft
a) Ablauf der Befreiung
b) Die Befreiung: Ende des Gefangenseins?

III) Der Gefangene nach dem Krieg
1) Wahrnehmung der Schriften und Einfiihrung der Debatte
a) Die Kriegsliteratur
b) Der Gefangene als Schriftsteller
c) Die Wahrnehmung der Erfahrung der Gefangenschaft
2) Der Weg zur Demiitigung
a) Der Veteran in der Nachkriegszeit
b) Der Gefangene: Kämpfer fir die Anerkennung
c) Der Gefangene und die Politik
d) Kurzer historiographischer Blick
3) Der Gefangene als Vermittler der Aussohnung
a) Die europäische Idee: Riou und Riviere
b) Die Annäherung: D'Harcourt und De Gaulle

Schluss

Literaturverzeichnis

Danksagung

Einleitung und Forschungsstand

Nach vier Jahren eines Krieges, der ganz Europa sowohl geistig als auch demographisch und geographisch tief verändert hat, stellt jedes Land die Bilanz auf. Die menschliche Bilanz ist die schrecklichste. Mit 1,4 Millionen Opfern zählt Frankreich proportional zu den am schwersten betroffenen Ländern und iiberall errichtet man Ehrenmale fiir die getöteten Soldaten. In Frankreich erscheint der Poilu als der Held der Nation. Der Kämpfer wird als Vertreter der Werte, als Vertreter des Sieges betrachtet. Der Konflikt hat soviel zerstört, dass viel wieder aufzubauen war. Man spricht vom allerletzten Krieg und will eine neue Welt voller Frieden griinden. Trotzdem herrscht die Trauer vor. Die verschiedenen Ehrenzeichen wie das Croix de Guerre oder die Ehrenlegion, die die Soldaten belohnen, die sich um die Anerkennung der Nation verdient gemacht haben, tragen auch dazu bei, einen goldenen Schleier iiber die Gräueltaten des Konflikts zu breiten. Die Nation belohnt dadurch diejenigen, die fiir ihre Freiheit gekämpft haben. Der auf den Ehrenmalen thronende Poilu sollte fiir lange Zeit die Hauptdarstellung eines Krieges sein, der mit sich eine bestimmte Kategorie von Soldaten verschlungen hat. Diese vergessenen Soldaten sind diejenigen, die nie Poilu genannt werden sondern: Kriegsgefangene.

In jedem Krieg werden Soldaten gefangen genommen, um sowohl einen taktischen als auch moralischen Druck auf den Feind auszuiiben. Der Gefangene ist infolgedessen ein Teil des Krieges wie die anderen Kämpfer, die sich an der Front befinden. Die Haager Landkriegsordnung hatte schon 1907 die Rechte und Pflichten des Gefangenen verfasst, was seinen Status noch offizieller bestätigte. Dessen ungeachtet stellten die Kriegsgefangenen das genaue Gegenteil des Sieges dar, was man nach vier Jahren eines solchen Konflikts nicht annehmen konnte. Das Schicksal der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland wurde mit Gleichgiiltigkeit und sogar mit Verachtung betrachtet. Mit einer Zahl von 480.000 bis 520.000 [1] bildeten die Franzosen die stärkste Gruppe der Gefangenen. Manche Gefangene sind vier Jahre lang in Gefangenschaft geblieben, was sie zu privilegierten Zeugen macht. Der Gefangene wird hier nicht als eine Beute des Feindes betrachtet, die passiv ist, sondern als ein Mensch, der im Mittelpunkt eines Systems steht, dessen er sich bewusst ist. Das Schicksal der Gefangenen ist umso interessanter, als ihre Lebensbedingungen sowohl physisch als auch moralisch sehr schlecht waren. Lange haben sie in den Lagern iiberlebt und einige von ihnen haben ihre Erlebnisse festgeschrieben. Im Vergleich zu Biichern von Poilus wie Le Feu von Henri Barbusse sind heutzutage wenige Schriften bekannt geblieben. Das Gedächtnis der Gefangenen hat sich allmählich verloren. Am 9. März 1915 schrieb ein Gefangener: „C 'est donc bien au pays du diable que nous sommes!"[2] und ein anderer Gefangene schrieb nach dem Krieg, dass er die Boshaftigkeit und die Grausamkeit, die die deutschen Barbaren ihm gegeniiber ausgeiibt haben, nie vergessen wird.[3] Auf der anderen Seiten finden wir nuancierte Berichte und nach dem Krieg gibt es sogar ehemalige Gefangene, die eine Zusammenarbeit mit Deutschland wiinschen wie Gaston Riou oder Jacques Riviére. Das bringt uns zur Hauptfrage unserer Arbeit. 1st die Gefangenschaft in dieser Hinsicht fiir die französischen Kriegsgefangenen in Deutschland 1914-1918 die Erfahrung einer Demiitigung oder der Anfang einer Aussöhnung gewesen? Unter dieser Hauptfrage steckt eine andere Frage, die als hintergriindig und wichtig erscheint: Wie hat sich das Bild des Deutschen bei den Gefangenen aufgebaut und wie hat es sich entwickelt? Die Gefangenschaft ist ein Aspekt des Krieges, währenddessen Mitglieder zwei Nationen zusammenleben und währenddessen die Gefangenen viel iiber die anderen lernen können, was sie schriftlich bewiesen haben.

Die Schriften der Gefangenen werden der Mittelpunkt dieser Arbeit sein. Das Material wird aus verschiedenen Dokumenten bestehen, die die Kriegsgefangenen haben verfassen können, wie Tagebiichern oder Memoiren. Diese Schriften werden uns erlauben zu sehen, wie sich der Gefangene ausdriickt und wie er denkt. Die Wahl dieser Schriften soll repräsentativ sein. Wir werden iiber eine Palette verfiigen, die sich von den bloBen unveröffentlichten Tagebiichern bis zum Prix Goncourt erwähltem Buch erstreckt. Wir könnten diese Schriften ausfiihrlicher vorstellen, indem wir diese Steigerung darstellen. Die beiden unveröffentlichten Tagebiicher, die wir verwenden werden, sind diejenigen von Louis César Duhaut und Ernest Etienne,[4] die jeweils 1914 und 1915 in Gefangenschaft geraten sind und deren Tagebiicher von Verwandten abgeschrieben wurden. Das Tagebuch von Charles Gueugnier, das 1998 von Nicole Dabernat-Poitevin herausgegeben wurde, ist ebenfalls damit zu verkniipfen, wie die Briefe vom General Charles de Gaulle.[5] Diese unbearbeiteten Tagebiicher stellen eine Möglichkeit dar, die Gefangenschaft in ihrer Unmittelbarkeit zu betrachten, was zum Beispiel in den Memoiren weniger ersichtlich ist, da sie eher eine Analyse fiihren. Mit seinem Buch „Aux mains de l 'Allemagne"[6] lässt Charles Hennebois die angekiindigte Steigerung erkennen. Sein Buch, das die Form eines Tagebuches aufweist, trägt auch die Spuren einer durch die beabsichtigte Veröffentlichung

bestimmten Bearbeitung. Bei Riou wird dies noch offenkundiger. Sein Buch, dessen Titel „Journal d'un simple soldat"[7] lautet, ergibt sich als hybride Tagebuchform. Es ist jedoch als Memoiren zu betrachten, obwohl Riou ihm den Namen „Journal" gibt und Datumsangaben verwendet. Das übrige Material besteht aus Büchern, die nichts mehr Gemeinsames mit dem Tagebuch haben. Diese Memoiren sind: „Le Purgatoire"[8] von Thierry Sandre, „Souvenirs de captivité et d'évasions 1915-1918"[9] von Robert d'Harcourt, „Captivité"[10] von Roger Pelletier und schlieBlich das Werk von Jacques Rivière „L'Allemand",[11] das als ausgedehntere Studie unseres Korpus gilt. Wenn dieser Korpus der Ausdruck der Formvielfalt ist, ist er auch Ausdruck der Vielfalt der Epochen. Die Zeitspanne, in die sich die Bücher einfügen, erstreckt sich von 1916 bis 1933. Von ihren Berufen her verkörpern die Verfasser dieser Schriften auch eine andere Vielfalt. Man wird sich nämlich mit einem Angestellten, einem Dozenten, einem Berufssoldaten oder auch mit einem politischen Schriftsteller konfrontiert sehen. Die im Korpus enthaltene Vielfältigkeit wird uns die Möglichkeit geben, uns der Vielfältigkeit der Erfahrungen der Gefangenschaft zu nähern.

Um unsere Problematik zu beantworten — „Ist die Gefangenschaft für die französischen Kriegsgefangenen in Deutschland 1914-1918 die Erfahrung einer Demütigung oder der Anfang einer Aussöhnung gewesen?" — müssen wir mehrere Aspekte der Gefangenschaft betrachten. Der erste Aspekt, der im ersten Teil entwickelt wird, ist einer der wichtigsten: Die Lebensbedingungen. Es wird nämlich notwendig, die materielle Lage zu analysieren, um die ersten Schlussfolgerungen aus unserer Arbeit zu ziehen. Es wird sich hier nicht nur um die Unterkunft der Gefangenen handeln sondern um eine Darstellung des alltäglichen Lebens des Gefangenen von seiner Festnahme bis zur Erfahrung der dauerhaften Gefangenschaft. Mehrere Themen fügen sich in dieser Untersuchung wie zum Beispiel die Arbeit, die Post, die Hygiene oder auch die Fluchtversuche. Die Fragestellung des ersten Teils wird auch die ersten Verhältnisse mit dem Deutschen betreffen — es gibt nämlich verschiedene Verhältnisebenen, die diese Arbeit bearbeiten wird und die mit den gerade erwähnten Themen verknüpft sind. Das Verhältnis zum Deutschen ist die unerlässliche Voraussetzung, um zu wissen, wie sich die Gefangenschaft im Rahmen unserer Problematik auf den Gefangenen auswirkt.

Wie angekündigt, werden die Schriften der Gefangenen der Mittelpunkt dieser Arbeit sein. Sie werden nicht nur als Beispielquellen angewendet sondern als Teile des Gefangenen. Die Gefangenschaft kann nur verstanden werden, wenn wir die Schriften von denen analysieren, die sie erlebt haben. Nachdem wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Buchformen und ihr folgendes Interesse erklaren haben, werden wir analysieren, in welcher Beziehung der Gefangene zum Schreiben steht und wie es begründet wird. Die Auseinandersetzung mit dem Deutschen ist bereits erwahnt worden. In diesem Teil wird sie ihren deutlichsten Ausdruck finden. Die Analyse der Schriften erlaubt namlich ein bestimmtes Vorgehen, wodurch man den Gefangenen als Beobachter selbst beobachten kann. Seine Uberlegungen und seine Beobachtung werden dem Deutschen und dessen Kultur nach auf verschiedene Ebenen gerichtet, woraus sich eine besondere Darstellung ergeben wird. Die beiden Lander haben auf die Gefangenen gewirkt, deshalb wird auch Frankreich als Uberlegungsobjekt erscheinen. Der Gefangene wirft Probleme mit dem Land, das ihn gefangen genommen hat aber auch mit seinem eigenen Land, auf. Dieser Teil wird sich ansonsten mit der Befreiung und der Veranstaltung der Rückkehr der Gefangenen befassen, die einen Wendepunkt symbolisiert. Die von dieser Befreiung ausgelösten Reaktionen sind namlich untersuchenswert.

Diese Arbeit könnte nicht als vollstandig gelten, ohne das Schicksal dieser Gefangenen in der Nachkriegszeit zu untersuchen. Die Antwort auf die Problematik wird im dritten Teil ausdrücklicher sein. Die erforschten Schriften, welche die Basis unserer Uberlegung bilden, werden für die meisten nach der Befreiung ihrer Verfasser veröffentlicht und ihre Rezeption soll berücksichtigt werden. Das hat vermutlich zu bestimmten Folgen geführt, die im Rahmen der Problematik der Demütigung und der Aussöhnung zu berücksichtigen sind. Die Nachkriegszeit wird von einer determinierten politischen Lage bestimmt und interessant ware zu wissen, wo sich der Gefangene in dieser politischen Konstellation findet. Verschiedene andere wichtige Aspekte wie der Status des ehemaligen Kriegsgefangenen und vor allem die Frage der Anerkennung werden sich in diese Uberlegung einfügen. Unsere Fragestellung schwankt zwischen Demütigung und Aussöhnung. Mit konkreten Beispielen werden wir sehen, was für ein Verhaltnis zwischen der Demütigung und der Aussöhnung beim Gefangenen gibt und was wir daraus schlieBen können.

In dieser Untersuchung stellen sich Fragen zur Klarung eines Themas, das von der Geschichtsschreibung wenig bearbeitet wurde. Die Vielfalt der Gefangenen bedeutet auch eine Vielfalt der Erlebnisse und Betrachtungsweisen des Feindes, was der Gefangene zu einer der wichtigsten Figuren der Geschichtsschreibung des Ersten Weltkriegs hatte machen sollen. Ein Blick auf den Forschungsstand ware notwendig, um unsere Arbeit zu charakterisieren. Der erste, der sich mit der Frage der Gefangenschaft gründlich auseinandergesetzt hat, ist Georges Cahen-Salvador.[12] Von seinem 1929 veröffentlichten Buch und dessen Ziel wird es spater in dieser Arbeit handeln. Jedenfalls bildet es die erste Untersuchung der Gefangenschaftsfrage. Nach Cahen-Salvador gerat das Thema in Vergessenheit und die Bearbeitung des Themas wird erst sehr spat wiedererscheinen. Annette Becker lasst 1998 eine griindliche Untersuchung veröffentlichen.[13] Sie stellt einen sowohl weiteren als auch neuen Schritt in der Forschung der Gefangenschaftsfrage dar, die bisher vernachlassigt wurde. Annette Becker erforscht die Herausforderungen der Gefangenschaft, ihre Folgen und beschaftigt sich mit den verschiedenen Kriegsgefangenen: Zivilisten wie Soldaten. Die Rolle der Hilfsgesellschaften wie dem Roten Kreuz wird dariiber hinaus unterstrichen. Drei Jahre spater gibt der Historiker Odon Abbal eine andere umfassende Untersuchung heraus.[14] Er beschaftigt sich nicht nur damit, die Lebensbedingungen zu schildern sondern erklart auch wie der Gefangene sich nach dem Krieg politisch verhalten hat, indem er das Beispiel der Gefangenen aus dem Departement Hérault nimmt und auch wie der Gefangene betrachtet wurde und dadurch wie er reagiert hat. Diese beiden Werke können als Basis der heutigen französischen Gefangenschaftsforschung betrachtet werden. In Deutschland hat diese Forschung auch einen Sprung gemacht. 2006 wurde namlich eine der griindlichsten deutschen Studien veröffentlicht, was die Kriegsgefangenschaft in Deutschland betrifft.[15] Dr. Uta Hinz hat sich mit dem Thema der Gefangenschaft auseinandergesetzt und das Ergebnis ihrer Untersuchung ist von seinem reichen Umfang her beeindruckend. Dieses Werk zielt nicht nur auf die französischen Gefangenen sondern auf alle Gefangenen, um eine detaillierte Darstellung zu geben. Nachdem Dr. Uta Hinz das Kriegsrecht der Gefangenschaft gegeniiber analysiert, erforscht sie mit Genauigkeit das Lagersystem, die Behandlung und die Heimkehr der Gefangenen, was ihr Werk unausweichlich macht. Andere Historiker wie zum Beispiel Stéphane Audoin-Rouzeau zahlen auch zu der Historikerwelle, die die Geschichtsschreibung des Ersten Weltkrieges auf andere Wege bringen, die bisher wenig erforscht wurden.

Diese Arbeit wird versuchen, sich den Zeugen zu nahern, indem ihre Schriften analysiert und als Bestandteil integriert werden. Die Gefangenschaft wird nicht durch die Optik „fremder" Beobachter wie zum Beispiel die neutralen Delegierten betrachtet, sondern von innen selbst, mit allen Disparitaten und allen Vorurteilen, die vorausgesetzt werden. Notwendig ist, die Biicher der Gefangenen zu untersuchen, um den Gefangenen sowohl in der Geschichte des Ersten Weltkrieges als auch in der Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich wieder an seinen verdienten Platz zu stellen. Die Frage der Gefangenschaft ist eine sehr breite aber sehr interessante Frage. Da die Gefangenschaft wenig erforscht wurde, sind bestimmte Aspekte des Krieges vergessen worden. Diese Arbeit wird sich damit bemfihen, manche dieser Aspekte ans Licht zu bringen. Von seiner Lage her ist der Gefangene fähig, Informationen fiber die Darstellung des Deutschen aber auch seines Landes zu geben und das beginnt mit den Kriegshandlungen. Das Risiko, gefangen genommen zu werden, ist in den ersten Zeiten des Bewegungskrieges sehr hoch.

I) Der Gefangene der Gefangenschaft und dem Deutschen gegenüber

Selbst wenn die Gefangenschaft mit dem Begriff des Freiheitsentzuges und mit der Suprematie eines Gegners verbunden ist, bleibt sie trotzdem ein möglicher Teil vom Leben irgendeines Soldaten. Die Gefangenschaft ist in der Kriegsvorstellung so verankert, dass sich ihre Auswirkungen nur auf Stacheldraht und Strafen nicht beschranken können. Dieser Teil wird uns erlauben, diese Auswirkungen sowohl physisch als auch moralisch zu messen. Die Wirkung der Gefangenschaft werden wir mit der Wahrnehmung, die der Gefangene vom Deutschen haben kann, in Verbindung setzen.

1) Der Beginn der Gefangenschaft

a) Die Festnahme

Die Gefangenschaft ist so stark in der Geschichte verankert, dass sich Europa mit ihr politisch auseinandergesetzt hat. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts haben die europaischen Lander namlich versucht, dem Krieg einen juristischen Rahmen zu geben. Bei der Haager Konferenz von 1889 und dann bei der Konferenz von 1907 sind die Regeln des Krieges durch die Haager Landkriegsordnung festgelegt worden. Ein Abschnitt dieser Landkriegsordnung befasst sich besonders mit dem Schicksal eines bestimmten Teils der Kriegsteilnehmer: Den Kriegsgefangenen. In siebzehn Artikeln werden die Rechte und Pflichten der Gefangenen erklart. Die Unterkunft, die Nahrung, die Frage der Arbeit der Gefangenen oder sogar die Ausübung der Religion zahlen zum Beispiel zu den Punkten, die in der Landkriegsordnung angesprochen werden. Man versucht die Gefangenschaft offiziell zu bestatigen. Hier soll nur ein knapper Uberblick über dieser Abkommen gegeben werden. Die verschiedenen Punkte werden im Lauf der Arbeit klarer zum Ausdruck gebracht. Dennoch könnten wir uns fragen, wie diese Landkriegsordnung formuliert ist. Durch deren Prüfung erscheint ein gewisser humanistischer Geist. Der Artikel 4, der als Praambel dient, behalt namlich den Satz „Sie sollen mit Menschlichkeit behandelt werden."[16] und fasst den Geist des Abschnittes zusammen. Der Artikel 10 scheint der Höhepunkt dieses Wohlwollens zu sein. Es wird darin erklart, dass der Kriegsgefangene „gegen Ehrenwort freigelassen werden"[17] kann. Die beiden folgenden Artikel behandeln ebenfalls dieses Thema. Wir könnten sagen, dass dadurch ein Bild des Krieges entsteht, das dem der früheren Kriege entspricht aber das mit dem AusmaB des Ersten Weltkriegs unvereinbar ist. Die Zahl der Gefangenen in Deutschland belauft sich im Oktober 1918 auf 2.415.043,[18] was die Anwendung einer solchen Landkriegsordnung in allen ihrer Einzelheiten fast unmöglich macht. Nichtsdestotrotz ist dieser Text einer der ersten Versuche, die Kriegsgefangenen offiziell anzuerkennen. Sie sind von nun an ein anerkannter Teil des Krieges. Zumal erlaubt dieser Text, die Handlung der Hilfsgesellschaften (wie zum Beispiel diejenige des Roten Kreuzes) zu erleichtern, was im Laufe der Gefangenschaft das Leben vieler Gefangenen retten wird. Im deutschen Reich und in Frankreich tritt die Landkriegsordnung am 26. Januar 1910 ins Kraft.

Nachdem wir den juristischen Rahmen der Gefangenschaft knapp geschildert haben, könnten wir uns fragen, wie sich die Gefangenschaft abspielte. Es gibt drei Arten, gefangen genommen zu werden. Die häufigste Art besteht darin, bei den Kampfhandlungen vom Feind iibertroffen zu werden und sich ihm zu ergeben. Die Priifung unserer Quellen lässt nämlich diese Reihenfolge erscheinen, wie zum Beispiel Roger Pelletier, der im Schiitzengraben gefangen genommen wird „Pendant cinq minutes, nous tirons dans le tas. Mais il en vient de partout: de coté, derriere, on ne sait d'on [...] C 'en est fait, nous sommes prisonniers."[19] Die zweite Art in Gefangenschaft zu geraten ist, verwundet zu sein und von den deutschen Soldaten hinter der Front zur Behandlung gebracht zu werden. Unsere Quellenbasis, die repräsentativ sein will, enthält drei Zeugnisse davon. Es handelt sich am meisten um Schwerverletzte wie Charles Hennebois, Robert d'Harcourt oder Charles de Gaulle, die in Krankenhäusern behandelt werden. Die dritte und letzte Art Gefangen zu sein scheint selten geschehen zu sein: Die Kapitulation des Soldaten aus eigener Initiative. Annette Becker unterstreicht die geringe Zahl dieser Fälle.[20] Ein Beispiel dazu könnten wir durch die Priifung des unveröffentlichten Tagebuchs von Etienne Ernest finden. Zur dritten Kompanie der Zuaven berufen kämpft er an der Front bei Charleroi. Als eine Granate explodierte, fiel er bewusstlos und wurde von seinem Bataillon getrennt. Die schwierige Situation hat ihn dazu getrieben, sich im Wald zu verstecken: „La situation était trts critique, et a moins de se faire tuer inutilement, il fallait encore attendre dans le bois plus de calme".[21] Er wurde danach von einer Familie des benachbarten Bauernhofs aufgenommen. Mit anderen Soldaten, die in derselben Lage wie er waren, beschloss er, sich zu ergeben; die Lage war zu gefährlich geworden: „Vu ce décret et sur les conseils de braves gens qui nous avaient fait tant de bien, ont décidé de se rendre tous ensemble."[22] Wir könnten leicht annehmen, warum die Zahl der letzten Kategorie gering ist. Die Gewalt des Krieges hat Verhalten verursacht, die in den Augen der anderen Kämpfer oder der öffentlichen Meinung unannehmbar gewesen wären. Die Anklage wegen Fahnenflucht hätte leicht und schnell ausgesprochen werden können, was schwere Folgen hätte haben können.[23]

Wir haben gerade gesehen, dass das Gefangennehmen sehr unterschiedlich sein kann. Jetzt wäre es interessant zu überprüfen, wie die Gefangenen auf das Gefangennehmen reagiert haben. Die Soldaten, die am Krieg teilnahmen, waren sehr jung und mit der Kriegskunst nicht vertraut. Sie kamen aus dem Land, aus der Stadt und der Militärdienst war der einzige Kontakt, den sie mit der Armee hatten. Darüber hinaus waren sie unerfahren. Als die Mobilisierung gegen Deutschland am 1. August 1914 erklärt wurde, waren alle sicher, dass der Krieg kurz wäre. Dieser Geist des Patriotismus, der den Krieg fast als ein Ritterspiel betrachtet, hat manche Kriegsgefangene enttäuscht: „Décidément, la guerre que nous faisons ne ressemble en rien aux chevaleresques récits de notre jeunesse."[24] Die Tatsache, dass viele einen Krieg noch nie erlebt hatten — wir könnten an den deutsch-französischen Krieg von 1870 denken — setzt voraus, dass die Soldaten vom Krieg nur indirekt etwas wussten. Bei Charles Hennebois können Spuren einer bestimmten Neugier dem Deutschen gegenüber gefunden werden: „Il me tarde un peu d'apercevoir les <<Boches>>."[25] Das Gefangennehmen bedeutet das Ende der Möglichkeit, sein Land gegen einen Feind zu verteidigen, von dem man sehr wenig weiB. Die Prüfung der Schriften der Gefangenen lässt demnach die Traurigkeit und die Verbitterung zu Tage fördern. Charles de Gaulle, der zu dieser Zeit Hauptmann war, schrieb am 12. Mai 1916: „Mais tu juges de ma tristesse de finir ainsi la campagne."[26] Mit Aussagen wie „C 'en est fait ! Nous sommes prisonniers"[27] oder „Me voici donc prisonnier"[28] sehen wir, dass sie damit nie gerechnet hatten, gefangen genommen zu werden. Die Gefangenschaft sehen sie also als einen Bruch ihrer Siegesträume aber es bedeutet für sie auch die Entdeckung des Deutschen, den die meisten noch nicht oder nur aus den Geschichtsbüchern kannten.

Es wäre auch interessant zu sehen, wie sich die Kriegsgefangenen der französischen Bevölkerung und ihrem Land gegenüber gefühlt haben. Das Gefangennehmen hat nämlich den Gefangenen nicht nur mit dem Feind gegenüber gestellt sondern auch gegenüber der französischen Bevölkerung, da sich die Front in seinem eigenen Land verbreiterte. Wir könnten uns fragen, welche Gefühle es verursacht hat. Nach dem Gefangennehmen wurden die Gefangenen versammelt, um sich an den Haftort zu begeben. Bevor sie den Zug nahmen, war der gröBte Teil des Wegs zu FuB zu erledigen. Dieser Marsch war durchschnittlich 15 Kilometer lang[29] und die Gefangene hatten viele Orte durchzuwandern. Der Sieger lieB seine Gefangenen einerseits vorbeimarschieren, um die Bevolkerung zu entmutigen und andererseits um diese Gefangenen zu erniedrigen:

„A Dieuze, l'on nous fit faire le tour de la ville. Ce n'etait pas necessaire pour atteindre la gare; et notre prise ne nous semblait point un motif de triomphe. L'on tint quand meme a nous exhiber a la population qui ne souffla mot"[30]

Dieses Gefiihl der Schande finden wir in fast allen Zeugnissen. Es ist umso schwerer, als die Gefangenen die besetzten Gebiete von Nordfrankreich zu durchqueren hatten, wo die Einwohner unter sehr schweren Lebensbedingungen litten.[31] Als Roger Pelletier durch Lille marschiert, fiirchtet er sich vor dem Groll, den die Bevolkerung empfinden konnte: „Et j 'ai

l 'impression penible que ses habitants doivent nous tenir responsables de leur captivite."[32] Trotzdem konnen wir feststellen, dass die Bevolkerung ihnen einen guten Empfang bereitete. Es wird namlich von Trost,[33] Hilfe und Sympathie berichtet.[34] Was sich daraus ergibt, driickt Robert d'Harcourt als „emotion douloureuse"[35] aus. Der Gefangene wiirde sich zuerst als Franzose und danach als Soldat schamen. Die Gefangenschaft erzeugt eine doppelte Schande. AuBerdem erweist sich, dass die Bevolkerung ihre Meinung im Laufe des Krieges geandert hat. 1916 dauert der Krieg noch an, obwohl man dem Volk einen kurzen und siegreichen Krieg versprochen hatte. Stattdessen tobt die Schlacht von Verdun. Thierry Sandre, Offizier in einem Jagerregiment, wurde am 9. Marz 1916 in der Nahe von Douaumont gefangengenommen. Das Datum seines Gefangennehmens lasst annehmen, dass er von der Meinung der Bevolkerung gehort hat, was die Gefangenen betrifft. Ein Beweis kann in seinem Buch gelesen werden: „En Allemagne, nous sommes un objet de haine; et en France un objet de mepris".[36] Dem Gefangenen wird zuerst der Moglichkeit beraubt, sein Land zu verteidigen und zu befreien — das Bild des Soldaten, der sich fiir die Nation opfert, stand in allen Kopfen: „Que faire ? Des phrases de manuel d'histoire s 'imposent a ma memoire: ^^Defendre cherement sa vie__."[37] Danach entgeht ihm der Ruhm des Kampfers. Allmahlich wird er in der offentlichen Meinung abgewertet. Der Gefangene fiihlt sich herabgesetzt und wir kommen daher die folgende Frage stellen: Wen halt der Gefangene fiir schuldig an der Gefangenschaft.

Die Frage der Schuld an der Gefangenschaft ist interessant, weil sie Ansichten erkennen lasst, die anders als diejenigen sein konnen, die wir erwartet hatten. Der Schock des Gefangennehmens hatte vermuten lassen, dass die ganze Schuld dem Feind zugeschoben wiirde. Trotzdem können wir sehen, dass dies nicht der Fall ist. Der Bericht von Roger Pelletier ist insofern interessant, als er verschiedene Ursachen fiir die Gefangenschaft zählt. Zuerst stellt er die Frage, ob es die französischen Soldaten sind, die besiegt wurden: „Est-ce nous, soldats francais, qui avons été vaincus par les soldats allemands?"[38] Unter dieser Frage steht eine tiefgriindigere Fragestellung, die fiir einen Soldat iiberraschend erscheinen kann. Roger Pelletier fragt sich nämlich, ob die Niederschlage von höheren Griinden verursacht wurde: „Ou bien la cause de la défaite est-elle au-dessus de nous, due a une préparation que nous voyons insuffisante?"[39] Eine Kritik der französischen Armee folgt dieser Frage. Es ist nämlich daran zu erinnern, dass die französischen Soldaten bis 1915 mit krapproten Hosen, Schirmmiitzen und Wickelgamaschen angezogen waren, was einerseits gefährlich wegen der Farbe war, die den Soldat zu einer leichten SchieBscheibe machte und andererseits unbequem war, weil sich der Soldat nicht frei bewegen konnte. Die Bezeichnung selbst der deutschen Soldaten als „Feldgrau" lässt den Unterschied der Uniformen erscheinen. Der Soldat ist wie im deutsch-französischen Krieg 1870 gekleidet: „Quelle armée admirablement outillée par comparaison avec nos ridicules pantalons rouges!"[40] Pelletier fiihrt seine Kritik weiter, indem er den Generalstab in Frage stellt: „La faute en est-elle encore a notre état-major qui attendait l 'attaque par l 'Est, cependant que l 'Allemagne l 'avait organisée depuis longtemps par le Nord [...]"[41] Sogar die Befehle werden bestritten, indem Pelletier von dem Opfer einer Kompagnie pro Regiment spricht.[42] Die Armee wäre nicht nur schlecht vorbereitet sondern auch schlecht gefiihrt. Der Gefangene betrachtet sich also an seinem Schicksal nicht schuldig. Er hat fiir sein Land sein Bestes gegeben. Ihm wurde die Chance gestohlen, den Feind zu besiegen, und ihm wurde sogar die Möglichkeit gestohlen, als Held fiir seine Nation zu sterben: „Au même instant, il était tué raide par la riposte allemande, d'une balle dans la tete, laissant l'exemple de la plus magnifique fin que puisse avoir un soldat."[43] Wir können auch bei Pelletier eine Kritik an der französischen Politik lesen, mit der sich diese Arbeit später befassen wird. Auf jeden Fall wird deutlich, dass der Gefangene gegeniiber dem Gefangennehmen verwirrt ist und, dass er versucht, eine Antwort zu seiner Lage zu finden. Die Schuld an der Gefangenschaft wird dem Deutschen nicht nachdriicklich zugeschoben, dem Feind, den man endlich trifft. Ein ganzes Gedankensystem wird in Gang gebracht, das zu beobachten interessant wäre. Wir könnten uns nämlich fragen, wie das Bild des Deutschen gebaut wurde und wie es bei den verschiedenen Gefangenen erscheint.

b) Die Auseinandersetzung: Entdeckung des Unbekannten

Wie schon darauf hingewiesen wurde, setzt die Vielfalt der Gefangenen eine Vielfalt der Erlebnisse voraus. Das gilt auch fur das Bild, das der Soldat vom Deutschen haben kann. Ein Bild von jemandem kann sich auf zwei Weisen bauen; auf die direkte und die indirekte Weise. Diese Spaltung finden wir in den verschiedenen Zeugnissen. Die meisten franzosischen Soldaten kennen den Deutschen nur indirekt. Das einzige Bild, das sie haben, geht auf den deutsch-franzosischen Krieg 1870 zuriick. Der preuBische Soldat, der Frankreich Elsass-Lothringen annektiert hat, steht in den Gedanken vieler Kampfer. Wir konnen Anspielungen auf diesen Konflikt finden. Als Charles Gueugnier, Zuave im 4. Regiment, nach Deutschland mit dem Zug in Gefangenschaft fart, rechnet er den schlechten Empfang auf die Erinnerungen an 1870 an: „Est-ce notre chechia ou bien le souvenir de 70 [...]"[44] Alles in allem bleibt der Feind ein Unbekannter. Derjenige, den man „boche" nennt, ist bei vielen, ein Bilderbogen von Epinal. Ein noch deutlicheres Beispiel ist bei Thierry Sandre zu finden. Auf dem Weg nach der Gefangenschaft fGllt ein Deutscher eine Feldflasche mit Wasser und trinkt daraus, um den Franzosen zu beweisen, dass er das Wasser nicht vergiftet hat. Die Reaktion von Thierry Sandre ist eindeutig:

„Et voila que ce mince tableau de guerre me rappelle des histoires de l'autre guerre, de celle qui a nourri notre enfance. Je revois les Prussiens de 1870 faisant goilter par leurs hetes forces les mets qu'on leur avait prepares [...]"[45]

Die Nicht-Kenntnis des Deutschen konnte eine mogliche Erklarung dafGr sein, dass wir in den Zeugnissen wenig Hasse aufspiiren konnen. Es ist namlich zu unterscheiden, dass der Soldat den Deutschen als Feind betrachtet aber nur als Feind, der zu bekampfen ist, nicht als Feind, der zu hassen ist. Wenn sich die GefGhle spater andern konnten, ist der Hass keine Pramisse im Bild des Deutschen. Wir konnten uns sogar trauen zu sagen, dass eine besondere Neutralitat dem Deutschen gegentiber herrscht, die den Deutschen vom Feind unterscheidet. Beziiglich des Verbots der Zeitungen am Anfang seiner Gefangenschaft schriebt Charles de Gaulle: „Il faudrait en effet avoir le caractere particulierement eleve pour nous les donner tout de meme, et on ne peut en conscience exiger que les Allemands aient une elevation de caractere superieure a la moyenne de l 'humanite."[46] Wichtig ist zu sehen, dass der Deutsche nicht als Schlechtester aber auch nicht als Bester betrachtet wird. Von einer Art Gleichgultigkeit konnte sogar die Rede sein. Der Deutsche als Mitglied eines anderen Volks wird nicht automatisch mit dem Deutschen als Gegner verbunden. Trotzdem kann sich das Bild des Deutschen auf ein direktes Erlebnis stiitzen und ein anderes GefGhl als Gleichgultigkeit erscheinen lassen.

Bevor der GroBe Krieg ausbrach, war Deutschland ein Ausflugsziel fur viele Intellektuelle. Man wollte das Land von Goethe kennen lernen, sich die Landschaften, die Kunst, die Architektur ansehen. AuBerdem schaumte Deutschland vor einer neuen Denkweise iiber, die zum Beispiel von Karl Lamprecht oder Max Weber motiviert war.[47] Da die französische Armee die verschiedenen Schichten der Gesellschaft mischt, sind Kriegsgefangene zu finden, die in diesen hohen Kreisen verkehrten. Gaston Riou, einfacher Soldat, ist ein gutes Beispiel dafiir. Vor dem Krieg war er durch Deutschland gewandert. Er hatte eine Wallfahrt[48] durch die gröBten Stadte gemacht: Heidelberg, Dresden, Miinchen, Weimar, Essen, Berlin. Dazu schreibt er: „Nous nous étions enchantés de ces riantes cités de l'esprit."[49] Das Buch von Gaston Riou enthalt ein ganzes Kapitel, das die Ereignisse des Gefangennehmens und seine Wallfahrt in Deutschland vermischt. Die Kenntnis des Landes beschrankt sich nicht auf eine geographische Kenntnis. Wir können namlich feststellen, dass es einen wirklichen Willen gibt, das andere Land geistig zu entdecken und zu verstehen. Riou hat Persönlichkeiten dieser Zeit wie Max Weber, Wilhelm Windelband, Karl Lamprecht[50] kennen gelernt und daraus bildete sich ein besonderes Verhaltnis: „Il admira que je fusse déjà de plain-pied et presque intime avec cet Allemand."[51] Deutschland wird bewundert und als Land der Kultur gefeiert. Wir können sogar eine Uberlegung der deutschen Armee gegeniiber finden, die als Teil des deutschen Wesens betrachtet wird: „L'Allemagne, c 'est son armée"[52], obwohl Riou uns erklart, dass alle in Deutschland nach Frieden strebten: „Ils étaient sincéres quand ils me parlaient de paix."[53] Riou ist nicht der einzige Franzose, der versucht hat, Deutschland in seinen Einzelheiten zu beobachten. Dazu gehört auch Robert d'Harcourt. Diese Manner, die das Nachbarland schatzen, hatten sich nicht vorgestellt, dass Deutschland in einem anderen Licht hatte erscheinen können. Wir hatten von Gleichgiiltigkeit gesprochen. Hier taucht ein anderes Gefiihl auf: Die iiberraschte Enttauschung. Der Krieg hat Benehmen ausgelöst, die den Erinnerungen der Gefangenen entgegengesetzt sind. Als Robert d'Harcourt gefangen wurde, blieb er im Krankenhaus von Metz und wurde dort Zeuge der Verpriigelung eines dahinscheidenden Mannes durch einen deutschen gewalttatigen Krankenpfleger. Robert d'Harcourt driickt seine Aufregung und sein Entsetzen mit folgenden Wörtern: „C 'était la premiere fois que je voyais l 'Allemagne sous ce jour. A Metz, en 1915, nous étions loin de l 'Allemagne de Goethe et de Weimar, des tilleuls de Werther et de l 'idylle de Sesenheim."[54] Bei Riou sind auch solche Schlussfolgerungen zu lesen. Fiir ihn hat bei den Deutschen eine Verwandlung stattgefunden: „Le visage de mes amis d'Allemagne n'a cessé de me hanter.

Ils ne souriaient plus comme autrefois. Une flamme sourde agrandissaient leurs yeux. Ils me fixaient comme ceux des éperviers."[55] Das Bild des Deutschen, das sie hatten, lässt Unverständnis aufkommen. Riou spricht von Hass, der schwer zu tragen ist.[56] Sie werden dazu gezwungen, Gefiihle zu empfinden, die ihnen schmerzhaft sind. Das bringt einen neuen Aspekt in die Schilderung des Deutschen, der zu beriicksichtigen ist.

Das urspriingliche Bild des Deutschen hat sich am Anfang der Gefangenschaft verändert. Wie bereits erklärt, entstanden diese Veränderungen nicht nur aus der Gefangenschaft sondern aus dem Benehmen bestimmter Deutschen. Abgesehen von den deutschen Soldaten und Wachen, von denen später gesprochen wird, sind die Kriegsgefangenen während der Zugfahrt zuerst von der deutschen Bevölkerung iiberpriift worden. Die Beförderung der Gefangenen ist der erste Schritt in der Erniedrigung gewesen und also einer der ersten Schritte in der Verschlechterung des Verhältnisses zwischen dem Gefangenen und Deutschland. Der deutsche Generalstab hatte Ziige requiriert, die Ziige vierter Klasse, ohne Fenster und ohne Licht, waren.[57] Charles Gueugnier spricht sogar von Viehwaggons: „Nous sommes empilés 42 hommes par wagon a bestiaux et enfermés."[58] Die Aussage von Roger Pelletier „le troupeau des prisonniers"[59] nimmt ihre ganze Bedeutung. Die Fahrt dauerte mindestens mehrere Tage, was merkwiirdig erscheinen kann, da die Soldaten an einer Front gefangen wurden, die von Deutschland nicht so weit entfernt war. Die Priifung der Tagebiicher lässt zwei Ursachen dazu auftauchen. Im Vergleich zu den anderen Ziigen waren die Gefangenenziige nicht vorfahrtsberechtigt. Zuerst fuhren die Lebensmittelziige. Robert d'Harcourt schreibt dazu, dass die Riiben wiirdigere Reisende waren.[60] Ein Aspekt der Fahrt, der immer erwähnt wird, ist die Geschwindigkeit der Ziige, die auf 10km/h geschätzt werden kann[61]: „Nous roulons lentement, tres lentement. Nous nous arrêtons souvent en pleine voie."[62], „La suite de mon existence de captif devait s 'habituer a la lenteur des transports des prisonniers."[63] Die den Gefangenen schnell verteilte Nahrung bestand hauptsächlich aus diinner Suppe und manchmal aus Blutwurst und Kriegskartoffelbrot. Die Erniedrigung der Gefangenen, die fast wie Tiere behandelt werden, wurde vom Empfang durch die deutsche Bevölkerung verstärkt. Als die Gefangenen in den verschiedenen Bahnhöfen ankamen, geschahen wirkliche Szenen der Massenhysterie. Uberall gab es nur Drohungen und Beleidigungen: „Paris kaputt! A mort! A mort, les Francais."[64] Am Anfang des Krieges ist die deutsche Bevölkerung sehr vehement: „La clameur devient stridente, effroyable, folle."[65] Die Wachen sind der einzige Schutz gegen diese Bevölkerung. Trotzdem werden die Gefangenen als Kriegsbeute gezeigt, in vielen Bahnhöfen werden sie erwartet, um dort niedergebriillt zu werden. Ein besonderes Ereignis ist in den Tagebiichern festzustellen, das den ausgedriickten Hass illustriert. Hampelmänner werden aufgehängt, die französische Soldaten darstellen: „Je remarque que dans beaucoup de gares, les boches ont pendu des mannequins représentent tantXt un zouave, un fantassin ou un artilleur."[66] Diese Vorfiihrung[67] der Gefangenen lässt ein schreckliches Bild des Deutschen erscheinen. Der Gefangene ist kein Soldat mehr, da er keine Waffe mehr trägt. DefinitionsgemäB ist er harmlos. Charles Hennebois driickt es in einer einfachen Frage aus: „Un homme désarmé est-il un ennemi?"[68] Dieser Empfang, der am Anfang des Krieges charakteristisch ist, scheint sich im Laufe des Krieges gemildert zu haben.[69] Wir könnten uns fragen, wie der Gefangene diesen Empfang empfunden hat. Es wäre nämlich interessant zu wissen, ob der Gefangene Griinde zu diesem Benehmen findet.

Diese plötzliche Auseinandersetzung mit der Bevölkerung lässt zuerst erscheinen, dass es eine bestimmte Neugier gibt, die wie diejenige ist, die bei den französischen Soldaten entdeckt wurde. Die Tatsache, dass so viele Leute zusammenströmen, zeigt, dass die Franzosen fiir die Deutschen auch etwas Neues sind. Die deutsche Armee hat französische Soldaten gefangen und man wollte sie sehen. Der Krieg, von dem man nur durch die Propaganda Nachrichten hatte, ist von nun an etwas Greifbares. Die Gefangenen wurden in Regionen gebracht, die weit von der Front entfernt waren wie zum Beispiel nach Bayern, Niedersachsen oder sogar nach Posen. Die Gefangenen waren auBerdem der Beweis dafiir, dass die deutsche Armee erfolgreich war. Es handelte sich auch um Patriotismus. Von diesem Verhalten wissen die Gefangenen die Hauptgriinde zu verstehen. Der Hauptgrund, der zu finden ist, ist die Unwissenheit der Deutschen. Charles Gueugnier ist Zuave, wird aber von den Deutschen nicht wie ein Franzose betrachtet :"C 'est la que l 'on remarque et leur grossiére ignorance. Ils donnent l 'ordre que les zouaves se mettent au fond a gauche, et les...Français ! A droit, bien séparés!"[70] Diese Unwissenheit scheint den beiden Ländern gemeinsam zu sein. Beide hatten eine bestimmte Vorstellung des Krieges und die Kenntnis des anderen Landes geht auf einen anderen Krieg zuriick. Der Gefangene denkt iiber die Deutschen nach und findet eine Ursache fiir diese Unwissenheit: Die Propaganda. Die öffentliche Meinung wird desinformiert. Mehrere Beispiele werden vorgelegt. Das erste, das wir zitieren können, ist bei Riou zu finden. Der Feldwebel, der Riou bewacht, behauptet, dass Frankreich der Angreifer sei. Riou schreibt dazu: „Mon Dieu, qu'il est donc facile de <truquer» les événements, de boulanger l 'opinion publique."[71] Die Benutzung des Verbs „boulanger" fGgt einen Charakterzug im Bild des Deutschen hinzu: Die Beeinflussbarkeit. Die Deutschen wären von Sachen uberzeugt, die unglaublich sind. Diese Propaganda finden wir noch im Tagebuch von Louis César Duhaut. Eine deutsche Frau wirft den französischen Soldaten vor, Dumdumgeschosse in den Kampfhandlungen benutzt zu haben, obwohl sie verboten sind. Sie zeigt diese Dumdumgeschosse und Duhaut erklärt ihr, dass es sich um ehemalige Kugel von einem Lebel Gewehr handelt: „C 'est comme cela lui dis-je, que l 'on monte le cou aux gens chez vous."[72] Dasselbe finden wir bei Thierry Sandre, wenn er beschreibt, wie die Deutschen davon uberzeugt sind, dass Verdun zwei Wochen später fallen wird: „Dans deux semaines Verdun kaput."[73] Diese Aussagen sollen wieder in Zusammenhang gebracht werden. Thierry Sandre hat das am 9. März 1916 geschrieben. Die Schlacht hatte am 21. Februar begonnen. Die Eroberung des Forts de Douaumont am 25. Februar hatte die deutschen Soldaten begeistert und wurde von der Propaganda ubertragen. Trotzdem ist zu wissen, dass das Fort keine starken Kampftruppen behielt. Diese Bemerkungen der Kriegsgefangenen lassen indirekt ein Abbild der politischen Lage in Deutschland erscheinen. Es handelt sich um eine politische Schilderung aber auch um eine soziologische Schilderung. Das Bild des Deutschen, das sich aus den Tagebüchern ergibt, ist sehr interessant, weil es sehr reich ist. Wir könnten uns jetzt fragen, unter welchen materiellen Bedingungen die Gefangenen gelebt haben.

c) Eine dauerhafte Gefangenschaft

Das Problem der Gefangenschaft ist, dass die Dauer des Krieges unterschätzt wurde. Man hatte damit nicht gerechnet, eine so hohe Zahl von Soldaten gefangen zu nehmen. Innerhalb der ersten Monate des Krieges liegen schon mehr als 100.000 Soldaten in Gefangenschaft.[74] Die Unterbringung der Gefangenen stand in der Haager Landkriegsordnung fest. Aber die Gefangenschaft bedeutet nicht nur die Unterbringung sondern auch die Ernährung und die Kleidung, was fir ein Land belastend ist, das im Kriegszustand steht. Die ersten Zeiten der Gefangenschaft sind sehr schwierig gewesen, da die Einrichtungen viel zu ungenügend waren. AuBerdem ist nicht zu vergessen, dass sich der Anfang der Gefangenschaft im Herbst und Winter abspielte. Die militärischen Einrichtungen fungieren als Gefangenschaftsorte.[75] Gaston Riou, der am 20. August 1914 gefangen genommen wurde, hat seine Gefangenschaft im Fort Orff der Festung von Ingolstadt verbracht: „De l 'arrivée au fort, je ne garde que le souvenir d'une grande porte en fer [...] et d'une casemate — cette casemate — bétonnée, crue, sans paille, aux vofites suintantes."[76] Das Fort Orff zählte schon damals viele Gefangene, was zeigt, wie schnell Deutschland von Gefangenen überflutet wurde: „Au fort Orff, a deux heures d'ici, vers le nord. Vous y trouverez un millier de vos compatriotes."[77] Wegen des Mangels an Unterkunft hatten die Gefangenen unter Zelten zu leben, was zur individuellen Not noch hinzukam. Das Bild, als Vieh behandelt zu werden, steht immer noch fest. Noch einmal werden sie zusammengepfercht: „Quand finira donc cette vie en troupeau!"[78] Der massive Zustrom der Gefangenen zwingt die deutsche Armee dazu sehr schnell zu reagieren. Unterdessen verschlechtert sich das Leben der meisten Gefangenen noch dadurch, dass die Gefangenen nicht nur an den Unterkunftsbedingungen leiden sondern auch an Mangel von sanitären Einrichtungen. [79] Die Gefangenen, die unter solchen Bedingungen gelebt haben, sind gewisserma13en in ihrer menschlichen Würde verletzt worden. So gering sie sein mag, ist die Körperpflege nicht nur für die physische Behaglichkeit notwendig sondern auch für den moralischen Zustand. Der Mangel an Hygiene erniedrigt den Gefangenen zu etwas Niedrigerem als ein Tier, da das Tier sich waschen kann. Der Mangel an Hygiene verschlechtert noch die Lebensbedingungen, die schon Krankheiten auslösten. Die Erfahrung Rious ist ein gutes Beispiel. Die Feuchtigkeit und die Kälte im Fort Orff haben schwere Folgen. Das Fieber erschwächt die Gefangenen: „Mes jambes frissonnent de fiévre. Hier je me suis trainé un quart d'heure dans la cour Est."[80] Die Forts enthalten sanitäre Einrichtungen aber die Zeltlager nicht, was auch Seuchen verursacht hat.[81] Die Cholera und das Fleckfieber, das von den Läusen verbreitet wird, sind häufig: „Bien dormi malgré les démangeaisons suspectes, mon vieux P. Est infecté de poux ! Bon encore des ennemis de plus, le froid, la faim, les Allemands et les...poux!"[82] Die Seuchen sind umso gefährlicher, als sie sich in der Bevölkerung ausbreiten können. Deshalb haben die militärischen Behörden darauf reagieren müssen.

Ab 1915 entwickeln sich die Gefangenenlager. Die Zahl der Gefangenen belief sich auf 652.000.[83] Der Aufbau der Lager hatte schon vorher begonnen aber wurde wegen des Mangels an Arbeitskraft verzögert, wie Charles Gueugnier darauf am 26. Oktober 1914 hindeutet: „On demande des masons, charpentiers et couvreurs pour activer l'achévement du camp."[84] Im r ebruar 1915 spricht Roger Pelletier von einem vorlaufigen eingezaunten Grundstiick, wo es Baracken gibt: „Ils ont construit provisoirement, press d'une fortit de pins, sur le versant d'une cote qui descend vers la ville, un vaste enclos pour 12.000 hommes."[85] Die Zahlen, die Roger Pelletier gibt, lassen ersehen, dass es 250 Gefangenen pro Baracke gab. Es ware interessant zu sehen, wie ein solches Lager organisiert war. Es gab verschiedene Sorten von Lagern, die spater noch erwahnt werden. Aber zuerst wird es um die einfachen Lager, die Mannschaftslager, gehen. In den Tagebiichern ist eine gute Darstellung dieser Mannschaftslager zu finden. Das Lager ist vor allem mit Stacheldraht eingezaunt. Immer ist die Beschreibung der Eingrenzung zu lesen:

„Tout autour du camp, il y a des fils de fer barbelés de 3 metres de haut, les fils sont espacés de 15 centimetres chaque, un poteau de bois chaque trois metres, et en travers d'autres fils de fer barbelés tous les 50 centimetres formant grillage."[86]

Roger Pelletier spricht von einer Unzahl von Stacheldrahtbarrikaden.[87] Robert d'Harcourt macht dieselbe Anmerkung: „Nous fTmes aussitot connaissance avec le fil de fer barbelé qui devait titre notre compagnon fidele pendant de si longues années."[88] Dieses System von Stacheldrahteinzaunungen, das mit Kanonen und Maschinengewehren verstarkt wird, ist verfolgend, weil es sehr hoch steht. Der Gefangene kann nichts anderes sehen. Das Gefangensein konnte auch mit kiinstlichen Dornenzweigen befestigt werden.[89] Der Gefangene wird von der Welt isoliert aber auch von den anderen Kompanien des Lagers, was ihn dazu zwingt, immer dieselben Leute zu sehen. Diese moralische Unterdriickung, die im Laufe der Zeit fiir manche unertraglich wurde, hat dazu gefiihrt, dass der Gefangene davon besessen wird und schnell geisteskrank wird: Die Stacheldrahtpsychose. Die Lager, die sehr schnell aufgebaut wurden, haben eine sehr einfache Struktur. Zuerst waren sie in verschiedene Blocke geteilt und jeder Block entsprach einer Kompanie und jede Kompanie gliederte sich in zwei Barackenreihen, wo die Gefangenen unterbracht wurden.[90] Wie schon erwahnt gab es ungefahr 250 Gefangene pro Baracke. Dank Robert d'Harcourt kennen wir die Struktur dieser Baracken. Eine Baracke war 10 Meter breit und 50 Meter lang. Innerhalb der Baracke stand ein Mittelgang, dessen Seiten von Schlafplatzen besetzt waren, die sich auf zwei Etagen ausbreiteten.[91] Die Zahl der Gefangenen konnte 300 erreichen, was die Promiskuitat noch verscharfte: „L'atmosphere était irrespirable, et comme l 'on dit, a «couper au couteau»."[92] Die aus Holz gebauten Baracken waren auBen mit Teer bedeckt, um ihre Dichtigkeit zu versichern und glichen mehr Lagerschuppen oder Stallen als Orte, wo man seine Wiirde vollig behalten konnte. Die innere Ausstattung einer Baracke ist so einfach wie ihre Struktur. Sie ist mit einem Tisch, Stiihlen oder Banken und einem gusseisernen Ofen ausgestattet. In den Betten gab es Strohsacke, die oft mit Sagemehl gefiillt waren. In seiner Baracke war der Gefangene den Jahreszeiten ausgeliefert. Die rigorosen Winter lieBen ihn frieren: „Transis sous nos hardes insuffisantes, nous restons donc a l 'interieur, rassembles autout de l 'unique poele."[93] Und im Sommer war es so heiB, dass der Teer schmolz, was einen Geruch in der Baracke verursachte, der den Gefangenen belastete: „De ces toits se detachaient de grosses gouttes de goudron que la chaleur faisait fondre."[94] Wir konnen auch erwahnen, dass es eine elektrische Beleuchtung gab, was etwas Licht in diesen dunklen Baracken brachte. Renaud de la Fregeoliere vergleicht das Lager mit einem Friedhof und die Baracken mit Katafalken: „Les baraques sont trapues, noires de goudron, severes et hostiles, on dirait les enormes catafalques d'un etrange cimetiere."[95] Dazu kann hinzugefiigt werden, dass der Boden des Lagers nicht fest war und sich schnell in Schlamm verwandelte.[96] Der Rest der Teile des Lagers wird im Laufe der Arbeit erwahnt. Wir konnten uns fragen, was diese Lebensbedingungen bei dem Gefangenen verursacht haben.

„Cette vue du camp m'oppresse, en y rentrant il me semble avoir revetu un manteau de plomb et je pense a l 'Enfer de Dante."[97] Dieser Satz von Charles Gueugnier beschreibt seinen Eintritt ins Lager von Merseburg. Dieser Eindruck der Erniedrigung erfasst den Seelenzustand der meisten Kriegsgefangenen. Das plotzliche Gefangensein hat alle Hoffnungen gebrochen und die Lebensbedingungen haben am Anfang der Gefangenschaft einen Zustand der Depression ausgelost, den so genannten „cafard". Dieser Zustand scheint sehr schnell erschienen zu sein. Die Soldaten hatten soviel in Frankreich hinterlassen. Der Gefangene hat den Eindruck nutzlos zu sein:

„Cependant, parfois, l'impression de me sentir diminue s 'ajoute aussi chez moi au regret de ne plus servir a rien et d'être parque la comme un pauvre betail, alors qu'en France d'autres vivent une grandiose aventure."[98]

Die Gefangenschaft hat dem Gefangenen seinen Wert als Mensch genommen. Trotzdem ist zu bemerken, dass der Gefangene sich selbst als „nicht normaler Mensch" betrachtet. Die Behandlung durch die Deutschen hat dies verstarkt und verschlechtert. Der Gefangene kommt sogar dazu, sein ganzes Leben als zwecklos zu sehen: „Mon Dieu! Que la vie est donc vide et sterile."[99] Es ware interessant zu wissen, ob es einen Unterschied zwischen dem einfachen Soldaten und dem Offizier gibt. Im Gefangenschaftsystem waren namlich die Offiziere bevorzugt. Diese Bevorzugung machte ihnen kein ideales Leben aber sie hat ihnen wahrscheinlich geholfen, die Gefangenschaft besser zu ertragen. Die Offiziere wurden oft in Forts oder Zitadellen untergebracht und verfGgten fiber besseres Mobiliar und bessere Einrichtungen. Die Unteroffiziere blieben oft mit den einfachen Soldaten im Lager.[100] Die Traurigkeit gegentiber der Gefangenschaft und das Bedauern, den Sieg nicht mehr erreichen zu konnen haben die Offiziere mit den anderen Soldaten gemeinsam. Eine gewisse Schwermut ist zu sparen:

„Dans mon lamentable exil, c 'est ma meilleure consolation de penser que les heures de l'Histoire autrefois ecoulees et oil j 'ai eu l'honneur immense de prendre part sont pour quelque chose dans les heures qui s'ecoulent a present et oil je ne suis plus rien."[101]

Die Gefangenen sind dazu getrieben, die Gefangenschaft hinter sich zu lassen und den Offizieren scheint es besser zu gelingen. Durch die Tagebucher und die Memoiren ist namlich zu lesen, dass die Offiziere immer versuchen, an etwas zu denken, was sie die Gefangenschaft vergessen lassen konnte. Ein gutes Beispiel dazu sind die Notizbucher von Charles de Gaulle, in denen er seine Lekture und seine Kenntnisse notiert. Die geistige Beschaftigung ist wichtig. Die Traume konnen gefahrlich sein: „Je ne revais pas trop longtemps; je savais qu'il ne fallait pas laisser le cdur s 'amollir et que les prisonniers ont besoin de toutes leurs forces."[102] Diese Beschaftigung gelingt auch durch die Vorbereitung einer Flucht. Davon wird spater gesprochen. Man soll nicht passiv bleiben. Da die Offiziere mehr individuelle Freiheit als die einfachen Soldaten hatten, ist vermutlich diese Bereitschaft, immer nach vorne zu gehen, erleichtert. Eines ist zu bemerken. Die Gefangenen, die vor dem Krieg eine Verbindung mit Deutschland hatten, versuchen sich an das Wesen Deutschlands zu erinnern, das sie friiher entdeckt hatten. Zum Beispiel liest Gaston Riou ein Gesprachshandbuch, dessen Worter ihn aus seinem triben Zustand ziehen: „Ces humbles mots me semblent amis."[103] Immer wird zum ehemaligen Bild Deutschlands gegriffen, dem romantischen Bild, dem Bild der Kultur. Deshalb bildet sich eine Kluft, die vom triben Zustand der Gefangenen verstarkt wird. Es gibt Gefangene, die in einem so hohen Notzustand sind, dass sie sich das Leben nehmen.[104] Die Zahl der begangenen Selbstmorde bei den franzosischen Kriegsgefangenen kann von 1914 bis 1919 auf 0,8% geschatzt werden.[105] Der so genannte „cafard" wird immer gro13er sein, da die Gefangenschaft andauern wird. Deshalb wäre es interessant zu wissen, wie sich das Leben des Gefangenen entwickelt und natürlich, was daraus entsteht, was sein Verhältnis zum Deutschen und sein Verhältnis zu dem Bild des Deutschen betrifft.

2) Das Leben als Gefangener

a) Die Organisation im Lager

Keiner glaubte, dass die Gefangenschaft sehr lang dauern konnte: „ Un grand sergent de territoriale, l 'industriel Edmond F..., prétend bien que nous en avons peut-être pour deux ans, mais chacun lui rit au nez, en le qualifiant de plus Boche que les Boches."[106] Die Gefangenen waren noch sicher, dass ihre Armee Deutschland schnell besiegen würde. Die Illusionen sind umso schwerer zu ertragen, als sie den Gefangenen in seinem Status als Mensch, der nutzlos bleibt, bestätigen. Infolgedessen sinkt er noch tiefer in die Gefangenschaft ein, die kein Phänomen der Kurzfristigkeit ist. Für die meisten bedeutete die Gefangenschaft die Gefangenschaft bis zum Ende des Krieges. Alle fragen sich, wann sie wieder frei sein werden: „Couvert. Deux ans ce soir arrivions ici, a quand la fin?"[107] Die Dauer des Krieges und also der Gefangenschaft zwingen den Gefangenen, mit Deutschen zusammenzuleben. Um zu verstehen, wie der Gefangene mit diesen Deutschen zu leben hatte, wäre es nötig, die Organisation des Lagers zu erörtern. Das Lager war oft von einem Offizier geführt, der an den Kampfhandlungen nicht mehr teilnehmen konnte.[108] Die wichtigste Rolle spielte ein Feldwebel, ein Major oder ein Hauptmann, der alles im Lager regierte. Ihm wurde von anderen Unteroffizieren geholfen und die Verhältnisse zwischen ihnen werden von Robert d'Harcourt gut beschrieben.[109] Die Disziplin des Lagers war nun der Alltag des Gefangenen, was ihm schwer fallen konnte: „Et puis douloureuse est cette obligation d'obéir a l 'ennemi et de courber la tete, car, finalement, il faut bien céder a nos gardiens oil a leurs reglements."[110] Der Gefangene muss gehorchen: „En revanche, la nomenclature de vos devoirs est plus longue que la table de nos immortels principes de 89."[111] Es wäre interessant zu sehen, wie diese Disziplin ausgeübt wurde. Der Appell steht im Mittelpunkt des Disziplinsystems. Er findet auf dem Appellplatz statt, wohin sich die Gefangenen bei jedem Wetter begeben müssen. Der erste Appel findet gegen 7 Uhr statt.[112] Der Appel erfordert zuerst, die Gefangenen zu zählen, um zu sehen, ob keiner geflüchtet ist. Der Appel gibt auch die Gelegenheit, verschiedene Sachen zu verteilen. Wir konnten zum Beispiel die Kleidungen zitieren: „A l 'appel, ils distribuent quelques chemises et chaussettes."[113] aber vor allem die Post, die wir spater erwahnen werden. Der Appel dient ilberhaupt dazu, die Gefangenen zu konditionieren und zu beeindrucken und war oft mit Ubungen filr die Unteroffiziere gekoppelt:

„Tous les jours, durant ces mois de l'hiver 1916-1917, a dix heures, retentissait le commandement «Antreten> (a l'exercice). Toutes les compagnies se rangeaient devant leur baraque, par section, dans la boue gluante du camp d'ou les souliers avaient peine a s 'arracher. Les commandants de compagnie faisaient leur apparition devant leurs troupes. L'appel lu, commencaient les exercices de salut."[114]

Die einfachen Gefangenen waren mit dem Arbeitsdienst beschaftigt oder gingen aus dem Lager, um innerhalb von Kommandos zu arbeiten. Man versucht, den moralischen Widerstand des Gefangenen zu brechen. Mit der Wiederholung der Appelle versucht man, sie zu automatisieren. Die Salutierilbungen, die die Unteroffiziere zu erledigen hatten, tragen nicht nur dazu bei, diese Unteroffiziere zu demiltigen aber auch dazu, das Bild dieser Unteroffiziere bei den anderen Gefangenen zu andern. Die Autoritat wird also in Frage gestellt und danach wird es moglich sein, die Gesamtheit der Gefangenen zu spalten. Charles Gueugnier schreibt dazu am 2. Dezember 1914: „Le chef de baraque francais a de la peine a se faire obéir, les Allemands ayant tout fait et continuent pour faire perdre toute autorité aux gradés francais et anglais sur les hommes."[115] Diese militarischen Ubungen konnen eine weitere Wirkung auf die Gefangenen haben. Sie erinnern die Gefangenen — in diesem Fall den Unteroffizieren — daran, dass sie noch Soldaten bleiben. Die schlechten Lebensbedingungen hatten diesen Unteroffizieren zu bedenken gegeben, dass sie keine Soldaten mehr waren: „Car, pour nous rappeler que nous étions soldats, la Kommandantur nous faisait faire de l'exercice."[116] Das tragt noch zur Demiltigung der Gefangenen bei. Der Schmerz wird wiederbelebt und diese moralische Schwachung der filhrenden Krafte der franzosischen Armee konnte nach dem Krieg andauern und dadurch Frankreich verwundbarer werden lassen. Dennoch scheint es, dass die Offiziere und Unteroffiziere gute moralische Krafte haben und nicht in diese Falle geraten: „Toutes ces petites vexations n'ont aucune importance."[117] Dasselbe finden wir bei Thierry Sandre: „Sil 'Allemagne, en nous imposant toutes les vexations, tendait a nous déprimer et a nous diminuer, elle s 'est trompée, une fois de plus, comme toujours."[118] Der einfache Gefangene hat auch Demiltigungen im Alltag ertragen sollen. Die Durchsuchungen erschweren seinen Alltag. Am 15. Februar 1916 schreibt Charles Gueugnier: „[...] Recherchent toujours: argent, carnets de notes, cartes géographiques, boussoles, pinces ou tenailles a couper les fils de fer pour passer d'une compagnie a une autre, ils cherchent aussi le fameux journal Le Tuyau et les chansons russes et anti allemandes!"[119] Die Disziplin beschränkt sich nicht nur darauf. Sie setzt nämlich auch Entbehrungen und Strafen voraus.

Von den Entbehrungen, die hauptsächlich die Ernährung und die Post betrafen, wird im Laufe dieser Arbeit später gesprochen werden. Sehr bald nach dem Anfang der Gefangenschaft erscheinen die ersten Strafmittel. Fiinfzehn Tage nach seinem Eintritt ins Lager von Merseburg macht Charles Gueugnier die folgende Bemerkung: „Attention! Au fond de la cour en face des cabinets un grand poteau est planté pour les...punitions!"[120] Das Abkommen vom Haag hatte das Thema der Strafen behandelt. Der Artikel 8 lautet nämlich: „Die Kriegsgefangenen unterstehen den Gesetzen, Vorschriften und Befehlen, die in dem Heere des Staates gelten, in dessen Gewalt sie sich befinden. Jede UnbotmäBigkeit kann mit der erforderlichen Strenge geahndet werden."[121] Robert d'Harcourt gibt uns die vom Kriegsministerium verschiedenen vorgeschriebenen Strafen.[122] Zuerst gab es den Gelinden Arrest, der darin bestand, dass der Gefangene einfach eingesperrt wurde aber unter keinen Entbehrungen litt. Die häufigste Strafe war der Mittelarrest. Der eingesperrte Gefangene bekam nichts von AuBen auBer 300g Kriegskartoffelbrot und etwas Zusätzliches am vierten Tag des Eingesperrtseins. SchlieBlich gab es auch den Strengen Arrest, der den Gefangenen zum Leben des Mittelarrests bezwang. Der Gefangene lebte dennoch im ständigen Dunkel. Einen guten Uberblick der Strafmittel können wir im Buch von Uta Hinz finden.[123] Die SilhnemaBnahmen sind in der Dienststrafordnung festgesetzt. Neben diesen Strafen gab es Strafen, die radikaler waren und die eher dazu gedacht waren, die Gefangenen zu beeindrucken. Die Nutzung dieser Strafen, die oft ubermäBig waren, hat dazu beigetragen, das Bild der Deutschen zu verschlechtern. Eine der Strafen, die später zum Symbol der Strafen geworden ist, ist die Strafe des Anbindens. Die Nutzung dieser Strafe war in der deutschen Armee geplant: „War kein geeignetes Arrestlokal verfGgbar, so sollte bei schwerem Arrest zwei Stunden täglich mit „Anbinden" bestraft werden."[124] Auch wenn diese Strafe angewendet werden durfte, wird festgestellt, dass sie missbraucht wurde. Das Anbinden wurde oft angewendet, bis der Gefangene einen physischen Zusammenbruch erreichte. Am 30. Oktober 1914 schreibt Charles Gueugnier: „Le poteau a fait des petits, il y en a 2 autres, il y a un Belge et un Russe attachés comme des saucissons, mais comme le vent est glacial, il arrivent a force de patience a mettre les mains dans les poches."[125] Die Strafe des Anbindens konnte auf verschiedene Weisen vollstreckt werden, die die grausamsten Erfindungen einsetzten lieB.[126] Wir klinnten zum Beispiel Roger Pelletier zitieren, der erklart, wie der Gefangene wahrend des Anbindens mit Ziegeln erhoht wurde, die danach weggezogen wurden, wenn er angebunden war.[127] Das Ziel dieser Arbeit besteht nicht darin, eine Liste der verschiedenen Strafen zu geben, sondern eine Darstellung der Gefiihle des Gefangenen zu geben, um die Verhaltnisse zu den Deutschen zu klaren. Deshalb ware es interessant zu sehen, worin diese Beziehung bestand.

AuBer von dem Kommandanten des Lagers war der Gefangene von verschiedenen Militars umgeben. Von seiner Festnahme an der Front bis zum alltaglichen Leben kommt der Gefangene mit anderen Soldaten in Kontakt. Die Gefangenschaft klinnte sich in Lagern abspielen aber auch zum Beispiel in Lazaretten. Der verletzte Gefangene ist in mehr als einer Hinsicht interessant. Wie es am Anfang dieser Arbeit schon erklart wurde, sind viele Soldaten schwer verletzt worden. Der Erste Weltkrieg ist ein Krieg, der durch die verwendeten Mittel die Regeln der Kampfhandlungen tiefgreifend verandert hat und die viele schwere Verwundungen verursacht hat. Nachdem der Soldat schwer verletzt wurde, gab es fiir ihn zwei Moglichkeiten. Entweder starb er an seinen Verletzungen oder wurde von deutschen Soldaten hinter die Front gebracht. Das Uberleben des verletzten Soldaten hing vom guten Willen des Feindes ab. Das Zeugnis von Charles Hennebois, der am Bein verwundet war, ist hervorstechend. Am 13. Oktober 1914 schreibt er:

„Des blesses de la veille les appelaient de loin et demandaient a boire. Les Allemands les acheverent a coups de crosse de fusil ou bien a coups de ba3onnette, puis les devaliserent. J'ai vu cela a quelques metres. Un groupe de sept ou huit hommes, abattu par un feu croise de mitrailleuses, se trouvait sur ce point. Plusieurs vivaient encore, puisqu'ils suppliaient les soldats. Ils furent acheves comme je viens de dire, fouilles et mis en tas."[128]

Das Zeugnis von solchen Grausamkeiten ist auch bei Riou zu finden.[129] Derjenige, der diese Ereignisse erlebt hat, erblickt ein Bild des Deutschen, das er nicht vergessen kann. Das Ften der Verletzten ist nicht nur eine Geste, die der militarischen Ehre entgegensteht, sondern auch eine unmenschliche Geste. Es ist die Pramisse eines Bildes der Barbarei, die spater weiter entwickelt wird. Nachdem sie auf dem Schlachtfeld gefunden und hinter die Linien gebracht wurden, wurden die Verletzten in Lazarette eingewiesen. Zum Beispiel wurde Robert d'Harcourt nach Metz iiberfiihrt. Das Verlassen des Schlachtfelds und die Hoffnung auf eine Genesung geben uns den Anlass, uns zu fragen, wie der zum Gefangenen gemachte Verletzte seine Rettung betrachtet. Charles Hennebois, der von einem deutschen Studenten gerettet wurde, macht einen Unterschied, der in dem Verhaltnis zwischen dem Gefangenen und dem Deutschen spater wichtig sein wird: Den Unterschied zwischen dem Menschen und dem Soldaten. Zuerst schreibt er, dass er keine Dankbarkeit empfindet:

„Je ne peux pas l'aimer. Il m'a sauve la vie et je ne trouve en moi nulle reconnaissance, mais j 'ai prie Dieu, humblement, qu'il veuille l'epargner, ou du moins mettre sur sa route, s 'il tombait quelque jour, des coeurs compatissants et qui fissent pour lui ce qu'il a fait pour moi."[130]

Die Tatsache, dass er von einem Feind gerettet wurde, verwehrt es ihm, GefGhle zu haben. Trotzdem deutet die Benutzung der Worter „coeurs compatissants" darauf hin, dass er die Moglichkeit der Gutherzigkeit beim Feind anerkennt. Er schreibt auch: „En ecrivant ces lignes, avec bien du recul, je ne puis faire moins que l 'assurer ici de la gratitude de

l 'homme."[131] Hinter dem Gefangenen und dem deutschen Soldaten gibt es den Menschen. Der Hinweis auf diese Menschlichkeit, die bei einigen Deutschen erscheint, lasst uns ahnen, dass eine eventuelle positive Beziehung auf einer „anthropologischen" Ebene stattfinden kann. Davon werden wir spater sprechen, jetzt ware es aufschlussreich zu wissen, wie sich das Leben des Verletzten im Alltag gestaltete. Nachdem der Verletzte die wichtigste Pflege bekommen hat, beginnt fur ihn die Rekonvaleszenz, die von den Visiten des Arztes, den Mahlzeiten und der Erholung interpunktiert war. Das Leben im Lazarett wird als regelmaBig und ruhig beschrieben.[132] Eine Darstellung des Alltags ist bei Robert d'Harcourt zu finden, der ein ganzes Kapitel des Buches seinem Aufenthalt im Lazarett San-Klemens widmet.[133] Selbst wenn das Leben im Lazarett eintonig war, war es im Gegensatz zum Leben im Lager viel angenehmer. AuBer an den Verletzungen scheint der Verletzte nicht gelitten zu haben. Die relative Geruhsamkeit, die die im Bett liegenden Gefangenen genieBen konnen, gibt ihnen den Anlass, die Deutschen zu beobachten, die in ihrer Umgebung stehen. Sie konnen namlich die Wachen und auch die Pfleger beurteilen. Der erste Pfleger, mit dem der Verletzte in Kontakt ist, ist der Arzt. Charles Hennebois und Robert d'Harcourt sind beide im Lazarett San-Klemens von Metz gepflegt worden. Der erste war einfacher Soldat und am Bein verletzt, wahrend der zweite Unteroffizier war, der am Mund getroffen wurde. Die Erlebnisse dieser Manner scheinen nicht so unterschiedlich zu sein. Charles Hennebois wurde ungeschickt operiert, wir konnten sogar von Gemetzel sprechen, was zur Amputation gefGhrt hat. Die Darstellung dieses Arztes deutet darauf hin, dass er wie ein Henker war, der den Verletzten sowohl physisch als auch moralisch vernichten wollte: „Alors, alors, que croire? ... Volonte de mal faire ? Desir de frapper dans la chair, flt-il sans défense et sans force, l 'esprit inaccessible?"[134] Dasselbe befindet sich bei Robert d'Harcourt mit dem Chef-Arzt: „Ce dernier, qui ne savait pas un mot de chirurgie, sous prétexte de sutures de nerfs, saccageait comme de vulgaires cobayes de laboratoire."[135] Die anthropologische Unterscheidung taucht noch einmal auf. Das Wesen des Deutschen würde erklären, dass er so handelt: „L'homme en est capable, lorsqu'il est Allemand."[136] Diese Schlussfolgerung zeigt ein Bild des Deutschen, der von seinem Ursprung an barbarisch ist. Das erlebte Trauma führt zu einem strengen Urteil, das trotzdem nuanciert wird, indem die Wirkung der Erziehung betont wird: „Il n'a de conscience que celle que lui donne une éducation restrictive au sein d'un milieu amoral."[137] Der Deutsche wird allmählich zum Subjekt einer soziologischen Analyse. Der Gefangene versucht die Hintergründe zu berücksichtigen. Das Zusammenleben mit den deutschen Pflegern lässt ein Abbild von Deutschland auftauchen, das es eine vom Krieg begeisterte Nation erscheinen lässt. Der Krieg ist der Katalysator, der das wirkliche Wesen des Deutschen ans Licht gebracht hat. AuBerdem würden sich die Deutschen beauftragt fühlen: „Bien gouverné a l'intérieur, armé contre les dangers du dehors, sa mission était haute. Il voulait apporter au monde une forme nouvelle du progrés général."[138] Der Gefangene bringt ein Zeugnis, das später in dieser Arbeit beachtet wird. Diese knappe Erklärung des Umfangs der Uberlegung des verletzten Gefangenen erlaubt uns, uns zu fragen, wie der Deutsche als Einzelner wahrgenommen wird.

Die Wahrnehmung des Deutschen kann so unterschiedlich wie die Erlebnisse der Gefangenen sein. Wir können bemerken, dass viele Gefangene eine physische Beschreibung der Deutschen machen, die sich in ihrer Umgebung befinden: „Quand j 'aurai dit que nous l 'appelions Tête de veau, je n'aurai pas besoin de tracer le portrait de ce comparse falot et sévére."[139], „Le jeune docteur qui me soigne, - vingt cinq ans peut-être, figure distinguée, regard trés profond presque doux [...]"[140] Wir könnten uns fragen, warum die physische Beschreibung so wichtig ist. Das könnte die Suche nach den Stereotypen sein, wie den Stereotypen der blonden Deutsche: „Sa femme est major infirmiére: c 'est l 'Allemande blonde, au visage riant, au teint coloré sans exces, a la parole douce."[141] Diese Beschreibung ist wahrscheinlich ein Mittel, sich zu beruhigen oder genauer gesagt, sich der Wirklichkeit oder einer Menschlichkeit zu nähern. Der Gefangene erlebt so viele Beleidigungen — wie schon festgestellt wurde, wird er wie ein Tier behandelt —, dass er sich überzeugen soll, dass er es mit Menschen zu tun hat. Der vermittelte Eindruck kann ihm so unheimlich erscheinen, dass er in der Wirklichkeit bleiben will. Beispiele der Wahrnehmung dieser Verwandlungen zu Unmenschen können wir zitieren. Bei Gaston Riou verwandeln sich die Frauen im Bahnhof in Scheusale:

„L 'oeil meurtrier, la main crispee, qui laboure et dechire comme dans un reve de tigresse, les naseaux larges et reniflants, les levres vineuses, grimacantes de haine, je n'avais vu nulle part ces figures de damnation, ces groins de Meduses. Qui m'efit dit que des femmes puissent etre aussi atroces."[142]

Bei Hennebois sind solche Schilderungen zu finden: „Les doigts du docteur sont des griffes. Ils excellent a decouvrir, dans un porte-monnaie, les quelques pfennigs defendus depassant de la somme permise."[143] Wenn diese physischen Beschreibungen dem Gefangenen erlauben, die Wirklichkeit seiner Gefangenschaft zu bestatigen, konnten wir auch sagen, dass sie ihm ermoglichen, das Bild des Deutschen, das er hat, mit dem Bild des Deutschen zu konfrontieren, das er in der Gefangenschaft entdeckt. Die Klischeevorstellungen versucht der Gefangene beim Deutschen wieder zuerkennen: „Voulez vous son portrait? La taille avantageuse, 1m 80 peut-etre [...] Une face glabre, quelconque, avec, en travers de la joue, depuis l 'oreille droite, des cicatrices roses souvenirs de duels. [...] C 'est le type parfait de l 'officier prussien [...]"[144] Wenn das Aussehen dem Stereotypen nicht entspricht, ist der Gefangene erstaunt: „C 'est un homme de quarante ans, a la figure fine, ayant beaucoup plus du Latin, jusque dans la demarche, que du lourd Allemand."[145] Der Gefangene statzt seine Beobachtung auf im Voraus angefertigte Bilder. Dazu tragen auch die erfundene Spitznamen bei. Das tagliche Leben wird von den Wachen bestimmt. Um sie zu bezeichnen stellen die Gefangenen Spitznamen her, die oft durch den AuBeren oder den Charakter beeinflusst werden: „L'adjudant allemand, la brute personnifiee, un bulldog enrage que nous appelons Gueule d'Acier"[146]. „Jambes de laine", „Je sais tout"[147], „Rabiot de tripes"[148] oder noch „La Galoche" und „Sourire d'Avril"[149] sind auch zu finden. Diese Spitznamen geben dem Gefangenen den Anlass, die Wachen lacherlich zu machen. Es ware interessant, sich mit dem Alltag des Lagers zu befassen, um die Verhaltnisse abzuzeichnen.

Der Gefangene konnte entweder in ein einfaches Mannschaftslager oder in ein Repressalienlager eingesperrt werden. Mit dem einfachen Lager werden wir beginnen. Der Tagesablauf war genau geregelt. Wie schon gesagt war der Appell der Mittelpunkt des Tages. Die Verteilung der Suppe, der Post und der Pakete wurden sehr erwartet. Obwohl sie gefangen waren, glich das Lagerleben dem militarischen Leben. Der Gefangene musste sich der Lagerregelung beugen und die Wachposten waren damit beauftragt, diese Regelung ausfGhren zu lassen. Charles de Gaulle schreibt am 29. Juli 1916 die folgenden Satze:

„Dans l'interet de la Justice, je dois dire d'ailleurs qu'elles (les vexations) ne nous sont pas imposees par des gens qui ont combattu a Douaumont ou a Belloy. [...] Mais n'est-ce pas ? Dans l'armee allemande comme du reste dans toutes les autres, ceux qui gardent les prisonniers sont bien rarement ceux qui les font..."[150]

Dieser Unterschied ist wichtig fur unsere Arbeit, da er die Beziehung zwischen dem Gefangenen und dem Deutschen auf eine andere Ebene verschiebt. Den militarischen Wert besitzen die Wachter und die Offiziere des Lagers nicht. Die Beschreibungen lassen vermuten, dass die meisten deutschen Militars, die in den Lagern waren, kampfunfahig waren. Entweder waren sie zu alt: „Ai vu le general commandant du camp: vieille baderne a pantalon noir a bandes rouges [...] et grosse croix de fer, il boite."[151] oder litten sie an verschiedenen „Behinderungen": Alkoholismus[152], Verwundungsnachwirkungen, usw. Die jungen Offiziere standen oft in der Leitung des Lagers:

„Enfin le quatrieme caporal allemand, le plus jeune, Bebe rose, signe eleve qui fait honneur au Sauvage et a Gueule d'acier ne cherche que le mal, toujours provocant, ayant a son actif plusieurs actes de sauvagerie."[153]

Vom Diensteifer her hatten die Gefangenen vielmehr zu befGrchten:

„La ferocite reflechie, quand nous avons eu a la subir, s 'est surtout manifestee parmi la classe dirigeante, les officiers, les administrateurs et plus particulierement elle nous est venue par les ordres ministeriels elabores a Berlin."[154]

Diese hierarchischen Beziehungen werden mit Machtverhaltnissen kennzeichnet. Der Gefreite ist dem Feldwebel unterworfen, der seinerseits dem Kommandanten unterworfen ist. Diese Machtverhaltnisse erfordern zwar Gehorsam aber auch einen Teil Furcht, Gefalligkeit und auch Feigheit, die die Gefangenen oft werden beobachten konnen. Diese Betrachtungen sind der Anfang einer tiefen Uberlegung durch die Gefangenen, mit der wir uns spater befassen werden. Um das Bild des Deutschen abzuzeichnen, ist es notig, das Verhalten der deutschen Soldaten in den Repressalienlagern zu erortern. Die Gefangenschaft der Franzosen war mit dem der deutschen Gefangenen verbunden. Der Zweck der Repressalienlager bestand darin, einen gewissen Druck auf Frankreich auszuüben, damit sich das Leben der deutschen Gefangenen verbessert.[155] Das Leben in diesen Lagern war so schwer, dass viele starben. Von diesen Lagern sind Zeugnisse zu uns gekommen, die wir im Zweiten Weltkrieg noch treffen werden. Robert d'Harcourt beschreibt die Ankunft im Lager eines Transports von Gefangenen, die aus einem Repressalienlager stammten:

„Ces hommes — des soldats — marchaient, mais ils étaient morts, au-dessus de chaque capote bleue, il y avait une tete de mort: les yeux caves, les pommettes saillantes, le rictus décharné des cranes de cimetiere."[156]

Diese Beschreibung braucht keine Erklärung. Die Repressalienlager waren unmenschlich. Die Unterkunft erinnert an die ersten Zeiten der Gefangenschaft 1914: „Nous sommes logés dans des tentes (trois cent par tente). L'eau pénétre partout et entraine la paille qui nous sert de lit, ainsi que le peu d'objet que nous possédons. Dieu quelle vie."[157] Der Mangel an Nahrung, die Strafen und die Gewalt bilden den Alltag der Repressalienlager. Die Wildheit und die Unmenschlichkeit werden zum Symbol dieser Lager: „Aprés la sauvagerie des représailles, l 'Allemand achevait le crime en expédiant ses victimes dans un camp au lieu de les envoyer directement dans un lazaret."[158] Roger Pelletier hat in seinem Buch den Befehl des Kriegsministeriums übersetzt, der das Leben in den Repressalienlagern betrifft.[159] Die Arbeit wird als anstrengend beschrieben. Die Gefangenen verfügen über einen Liter Wasser für alle nötigen Verwendungen. Roger Pelletier präzisiert, dass das Wasser schmutzig ist. Von einem Sträflingsleben spricht Roger Pelletier. Vielmehr könnte über die Repressalien geschrieben werden. Dennoch können wir behaupten, dass die Ergebnisse dieser Erlebnisse die Gefangenen zu der Uberzeugung bringen, dass der Keim der Barbarei im Deutschen selbst steckt. Selbst wenn es Gefangene gibt, die die Repressalien nicht erlebt haben, haben die Zeugnisse der von diesen Lagern zurückgekehrten Gefangenen so sehr beeindruckt, dass das Bild des Deutschen stark davon geprägt wurde. Die Barbarei ist für viele ein Symbol des Deutschen geworden.

Trotzdem erlaubt die Prüfung der Gefangenenschriften, das Bild des Deutschen zu nuancieren. Der Gefangene lernt nämlich Deutsche kennen, die sich von den anderen unterscheiden. Die Deutschen, die diese Abtönung ermöglichen, sind meistens die Wachposten. Der Unterschied zeigt sich darin, dass der Gefangene die Berufssoldaten von den Soldaten, die in die Armee einberufen wurden, unterscheidet: „Avions aussi comme caporal allemand un laitier et un maréchal-ferrant: trop indulgents pour nous sans doute, sont déjà partis."[160] Dahinter steckt wahrscheinlich ein Hinweis darauf, dass der Gefangene Gefühle gegen die Armee entwickelt, die er den einfachen Soldaten gegenüber nicht empfindet. Das Urteil gegenüber der Armee kann zum Urteil gegenüber Deutschland führen, da Deutschland für viele vom Militärwesen geleitet wird: „A ces moments-là, je trouvais l 'armée prussienne taillée a l 'exacte mesure de la nation allemande [...] Oui il lui fallait a cette nation, cette armée."[161] Selbst wenn der Gefangene seinen Kerkermeister nicht lieben kann, versucht er alle Aspekte zu berücksichtigen. Ungerecht wären wir, wenn nicht erwähnt wurde, dass einige deutsche Soldaten gutherzig gewesen sind. Gaston Riou beschreibt, wie eine Wache ihm und seinen Kameraden Essen gebracht hat und diese Gabe bezeichnet er als unerwartete Bezeugung der Freundschaft. Er schreibt noch dazu: „Monsieur Magen, tout Bavarois que vous soyez, vous êtes un frere, ein Bruder, un vrai camarade ! Je vous aime."[162] Die Reaktionen der Gefangenschaft und den Gefängniswächtern gegenüber sind individuell. Allerdings zeigt uns das Zeugnis von Riou, der auch sagte „Que la haine est dure a porter"[163], dass es auch eine Spaltung im Inneren des Gefangenen gibt. Einerseits fühlt er sich gezwungen den Feind zu hassen aber andererseits lassen einige Deutsche dieses Bild ändern. Im Laufe dieser Arbeit werden wir uns fragen können, ob es zwei Bilder des Deutschen gibt, die etwas Gegensätzliches repräsentieren.

b) Hygiene, Post und Erniihrung: Das Uberleben

Das Leben der Gefangenen beschränkt sich nicht nur auf die Frage der täglichen Gewalt. Um die Gefühle der Gefangenen noch besser zu erfassen, wäre es nämlich notwendig, drei andere Punkte zu berücksichtigen, worauf das Leben der Gefangenen beruht. Der erste Punkt betrifft die Hygiene. Wie schon erwähnt, waren die schlechten hygienischen Bedingungen die Ursache eines Grolls. Die hygienische Lage könnten wir in verschiedene Teile gliedern, die interagieren. Die Körperpflege werden wir zuerst behandeln. Die Duscheinrichtungen waren nicht überall geläufig und die Gefangenen verfügten in vielen Fällen nur über einen Wasserhahn oder eine Pumpe: „La premiere occupation de nos camarades anglais le matin, des le réveil, était de se précipiter a la pompe, et là, le torse nu, hiver comme été, de se récurer a grande eau."[164] Neben der Schmutzigkeit der Duschen[165] ist der Schmutz der Toiletten hinzuzufügen. Nicht alle Lager verfügten über richtige Toiletteneinrichtungen, die oft aus einem Graben bestanden, worüber ein Brett lag.[166] Der rudimentäre Charakter dieser Einrichtungen ist für die Gefangenen nicht nur peinlich sondern erlaubt ihnen keinerlei hygienische Sicherheit.

[...]


[1] Odon Abbal, « Kriegsgefangenen im Europa des Ersten Weltkriegs », in: Jochen Oltmer (Hg.), Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkriegs, Paderborn 2006, S. 295.

[2] Charles Gueugnier, Les Carnets de Captivité de Charles Gueugnier, 1914-1918, Nicole Dabernat-Poitevin (Hg.), Toulouse 1998, S. 52.

[3] Louis César Duhaut, Journal de Guerre de Louis César Duhaut, 1914-1919, transkribiert von Benoit Dubus, unveröffentlicht, S. 29.

[4] Etienne Ernest, Souvenirs de Belgique et d'Allemagne, Guerre 1914-15-16, transkribiert von Jean Jacques Lannois, unveröffentlicht.

[5] Charles de Gaulle, Lettres notes et carnets, 1905-1918, Paris 1980.

[6] Charles Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, Paris 1916.

[7] Gaston Riou, Journal d'un simple soldat, guerre-captivité, 1914-1915, Paris 1917.

[8] Thierry Sandre, Le Purgatoire, Amiens 1924.

[9] Robert d'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions 1915-1918, Paris 1935.

[10] Roger Pelletier, Captivité, Paris 1933.

[11] Jacques Rivière, L'Allemand, Paris 1924.

[12] Georges Cahen-Salvador, Les Prisonniers de guerre (1914-1919), Paris, 1929.

[13] Annette Becker, Oubliés de la grande guerre, humanitaire et culture de guerre populations occupées, déportés civils, prisonniers de guerre, Paris 1998.

[14] Odon Abbal, Soldats oubliés. Les prisonniers de guerre francais, Bez-et-Esparon 2001.

[15] Dr. Uta Hinz, Gefangen im GroBen Krieg, Essen 2006.

[16] Reichsgesetzblatt, 1910, Nr. 2, S. 134.

[17] Ebd. S. 136.

[18] Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 10.

[19] Pelletier, Captivité, S. 23f.

[20] Annette Becker, *Paradoxien in der Situation der Kriegsgefangenen 1914-1914», in: Oltmer, Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkriegs, S. 27.

[21] Etienne, Souvenirs de Belgique et d'Allemagne, S. 9.

[22] Ebd. S. 11.

[23] Vgl. Becker, <Paradoxien in der Situation der Kriegsgefangenen 1914-1914», in: Oltmer, Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkriegs, S. 27.

[24] Pelletier, Captivité, S. 24.

[25] Hennebois, Aux mains de l'Allemagne, S. 14.

[26] De Gaulle, Lettres, notes et carnet 1905-1918, S. 312.

[27] Pelletier, Captivité, S. 24.

[28] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 1.

[29] Jean-Claude Auriol, Les barbelés des bannis, La tragédie des prisonniers de guerre francais en Allemagne durant la Grande Guerre, Paris 2002, S. 45.

[30] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 29.

[31] Stephane Audoin-Rouzeau/Annette Becker, La Grande guerre 14-18, Paris 1998, S. 72.

[32] Pelletier, Captivite, S. 27.

[33] Ebd. S. 29.

[34] D 'Harcourt, Souvenirs de captivite et d'evasions, S. 54.

[35] Ebd.

[36] Sandre, Le Purgatoire, S. 33.

[37] Pelletier, Captivite, S. 24.

[38] Ebd. S. 27.

[39] Ebd.

[40] Ebd. S. 25.

[41] Ebd. S. 28.

[42] Ebd. S. 12.

[43] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 14.

[44] Gueugnier, Carnets de captivite, S. 11.

[45] Sandre, Le Purgatoire, S. 30.

[46] De Gaulle, Lettres, notes et carnets 1905-1918, S. 315.

[47] Joseph Rovan, Histoire de l'Allemagne des origines a nos jours, Paris 1999, S. 724.

[48] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 2.

[49] Ebd. S. 3.

[50] Ebd. S. 4.

[51] Ebd. S. 8.

[52] Ebd. S. 22.

[53] Ebd. S. 18.

[54] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 55.

[55] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 25.

[56] Ebd.

[57] D 'Harcourt, Souvenirs de Captivité et d'évasions, S. 55.

[58] Gueugnier, Carnets de captivité de Charles, S. 10.

[59] Pelletier, Captivité, S. 30.

[60] D 'Harcourt, Souvenirs de Captivité et d'évasions, S. 55.

[61] Auriol, Les barbelés des bannis, S. 46.

[62] Sandre, Le Purgatoire, S. 66.

[63] D 'Harcourt, Souvenirs de Captivité et d'évasions, S. 55.

[64] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 1.

[65] Ebd. S. 2.

[66] Duhaut, Journal de guerre, S. 9.

[67] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 11.

[68] Hennebois, Aux mains de l'Allemagne, S. 59.

[69] Auriol, Les barbelés des bannis, S. 47.

[70] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 10.

[71] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 34.

[72] Duhaut, Journal de guerre, S. 15.

[73] Sandre, Le Purgatoire, S. 15.

[74] Jochen Oltmer, <Funktionen und Erfahrungen von Kriegsgefangenschaft im Europa des Ersten Weltkriegs», in: Oltmer, Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkriegs, S. 18.

[75] Ebd.

[76] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 35.

[77] Ebd. S. 33.

[78] Ebd. S. 38.

[79] Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 99.

[80] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 37.

[81] Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 99.

[82] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 12.

[83] Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 92.

[84] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 14.

[85] Pelletier, Captivité, S. 31.

[86] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 14.

[87] Pelletier, Captivité, S. 31.

[88] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 56.

[89] Ebd.

[90] Auriol, Les Barbelés des Bannis, S. 20.

[91] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 57.

[92] Ebd.

[93] Pelletier, Captivite, S. 35.

[94] D 'Harcourt, Souvenirs de captivite et d 'evasions, S. 58.

[95] Renaud de la Fregeolière, A tire d'ailes: carnet de vol d'un aviateur et souvenirs d'un prisonnier, Paris 1916, zitiert in: Gueugnier, Carnets de captivite, S. 11.

[96] Pelletier, Captivite, S. 32.

[97] Gueugnier, Carnets de captivite, S. 10.

[98] Pelletier, Captivite, S. 37.

[99] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 40.

[100] Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 123.

[101] De Gaulle, Lettres notes et carnets 1905-1918, S. 315.

[102] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 58.

[103] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 41.

[104] Siehe den Fall des belgischen Gefangenen in Pelletier, Captivité, S. 36.

[105] Nach Doegen, in: Hinz, Gefangen im Gro13en Krieg, S. 299.

[106] Pelletier, Captivité, S. 32.

[107] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 143.

[108] Auriol, Les barbelés des bannis, S. 25.

[109] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 168f.

[110] Pelletier, Captivité, S. 37.

[111] Sandre, Le Purgatoire, S. 131.

[112] Auriol, Les barbelés des bannis, S. 87.

[113] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 24.

[114] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 165.

[115] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 25.

[116] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 165.

[117] De Gaulle, Lettres, notes et carnets 1905-1918, S. 317.

[118] Sandre, Le Purgatoire, S. 180.

[119] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 113.

[120] Ebd. S. 15.

[121] Reichsgesetzblatt, 1910, Nr. 2, S. 135.

[122] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 146f.

[123] Hinz, Gefangen im GroBen Krieg, S. 141-169.

[124] Ebd. S. 163.

[125] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 15.

[126] Eine Darstellung dieser Erfindungen finden wir in: Auriol, Les barbelés des bannis, S. 224ff.

[127] Pelletier, Captivité, S. 158.

[128] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 27.

[129] Riou, Journal d'un simple soldat, S. 28.

[130] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 34.

[131] Ebd. S. 30.

[132] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 65.

[133] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 9-55.

[134] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 95.

[135] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 28.

[136] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 95.

[137] Ebd.

[138] Ebd. S. 108.

[139] Sandre, Le Purgatoire, S. 158.

[140] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 93.

[141] Ebd. S. 70.

[142] Riou, Journal d 'un simple soldat, S. 2.

[143] Hennebois, Aux mains de l 'Allemagne, S. 85.

[144] Ebd.

[145] Ebd. S. 67.

[146] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 27.

[147] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 165.

[148] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 137.

[149] Sandre, Le Purgatoire, S. 162.

[150] De Gaulle, Lettres, notes et carnets 1905-1918, S. 317.

[151] Gueugnier, Carnets de captivite, S. 65.

[152] Ebd. S. 62.

[153] Ebd.

[154] Pelletier, Captivite, S. 91.

[155] Auriol, Les barbelés des bannis, S. 14.

[156] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 154.

[157] Duhaut, Journal de guerre, S. 14.

[158] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 156.

[159] Pelletier, Captivité, S. 104f.

[160] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 62.

[161] Riou, Journal d 'un simple soldat, S. 22.

[162] Riou, Journal d 'un simple soldat, S. 89.

[163] Siehe Anmerkung 56.

[164] D 'Harcourt, Souvenirs de captivité et d'évasions, S. 179.

[165] Gueugnier, Carnets de captivité, S. 133.

[166] Pelletier, Captivité, S. 36.

Ende der Leseprobe aus 148 Seiten

Details

Titel
Die französischen Kriegsgefangenen in Deutschland im Ersten Weltkrieg
Untertitel
Erfahrung einer Demütigung oder Anfang einer Aussöhnung?
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Note
17/20
Autor
Jahr
2007
Seiten
148
Katalognummer
V127382
ISBN (eBook)
9783640330041
ISBN (Buch)
9783640331833
Dateigröße
2732 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriegsgefangenen, Deutschland, Ersten, Weltkrieg, Erfahrung, Demütigung, Anfang, Aussöhnung
Arbeit zitieren
Loïc Delafaite (Autor:in), 2007, Die französischen Kriegsgefangenen in Deutschland im Ersten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127382

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