Kinderfilm - Projektplanung zum Film "Matilda"


Hausarbeit, 2008

38 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Eine historische Einordnung vom Film „Matilda“
2.1 Biographie zum Autor Roald Dahl
2.2 Besonderheiten des Autors Roald Dahl

3 Sachanalyse
3.1 Inhaltsangabe
3.2 Erzählstruktur
3.3 Figurenzeichnung
3.3.1 Matilda – die Hauptfigur
3.3.2 Fräulein Knüppelkuh
3.3.3 Fräulein Honig
3.4 Plot Points
3.5 Sinnpotentialanalyse

4 Entstehung und Wirkung der Komik im Film
4.1 Definitionsversuch: „Komik“
4.2 Komik durch Übertreibung
4.3 Komik durch Verfremdung „normaler“ Situationen
4.4 Komik durch schwarzen Humor
4.5 Art der Komikwirkung

5 Umsetzung des Films im Unterricht
5.1 Tabellarische Projektplanung
5.2 Alternativen für die Umsetzung

6 Zielformulierungen für die praktische Umsetzung im Unterricht
6.1 Grobziele
6.2 Feinziele
6.3 Begründungen für die Wahl der didaktischen Schritte

7 Schlussbetrachtung

8 Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Fantastische Geschichten mit skurrilen Figuren und unglaublichen Handlungen stellen eine ergiebige Vorlage für den Literaturunterricht in der Grundschule dar. Im Vergleich zu ihren kommerziellen Konkurrenten sprechen sie ganz unterschiedliche Altersgruppen und Interessengebiete an.

Die fantastische Erzählung „Matilda“ stammt von dem Autor Roald Dahl und ist 1988 erschienen. Im Jahr 2001 wurde die Geschichte von Danny DeVito mit großem Erfolg verfilmt. Der Autor gestaltete in diesem Kinderbuch den Konflikt zwischen den Ängsten der Kinder und ihren allmächtigen Eltern. Realismus und Satire wurden von Roald Dahl über das Genre des schwarzen Humors mit einander verbunden. Im Mittelpunkt von Buch und Film steht ein vernachlässigtes Kind, das besondere Fähigkeiten erlangt und letztlich ein glückliches Leben führt.

Die vorliegende Projektplanung beschäftigt sich mit dem fantastischen Film „Matilda“. Mit ihr soll herausgearbeitet werden, inwieweit sich die Verfilmung des Buches mit Gewinn im Unterricht einsetzen lässt. In diesem Zusammenhang wird zunächst ein kleiner Einblick in das Leben und die Besonderheiten des Verfassers Roald Dahl gegeben. Darauf folgt eine ausführliche Sachanalyse mit einigen Besonderheiten zum Film „Matilda“. Ebenfalls liegt ein Schwerpunkt auf der Betrachtung der Komik mit ihrer Entstehung und Wirkung in der Verfilmung. Daran schließt sich die konkrete Umsetzung des Films im Unterricht mit einer tabellarischen Projektplanung an. Hierbei werden darüber hinaus Alternativen für die praktische Umsetzung des Werkes vorgestellt. In einem nächsten Punkt werden die Zielformulierungen für die Umsetzung des Films beleuchtet. Dabei werden gleichfalls die Begründungen für Wahl der didaktischen Schritte analysiert. Abschließend fassen wir unsere resultierenden Erkenntnisse aus der Projektplanung und dem Seminar in einer Schlussbetrachtung zusammen.

2 Eine historische Einordnung vom Film „Matilda“

2.1 Biographie zum Autor Roald Dahl

Roald Dahl war ein norwegisch-walisischer Schriftsteller und lebte von 1916 – 1990. Er wurde in Llandaff bei Cardiff (Wales) geboren und starb in Great Missenden (Buckinghamshire). Er schrieb Kurzgeschichten und Romane für Kinder und Erwachsene, die von einem feinen schwarzen Humor geprägt sind und oftmals überraschend enden. Im Hinblick auf die Kinderliteratur gilt Roald Dahl als umstritten, weil seine Werke dem Genre des schwarzen Humors zuzuordnen sind.

Seine Schwester starb mit sieben Jahren an einer Blinddarmentzündung und wenige Wochen darauf sein Vater an einer Lungenentzündung. So lebte er mit seiner Mutter allein in Wales und verarbeitet diese schwere Zeit in seiner Autobiographie „Boy: Tales of Childhood“ (vgl. Zipes 2006, S. 376). Roald Dahl besuchte zunächst die Cathedral School in Llandaff und darauf zwei Internate in England. In der Zeit als Schüler entstand seine Inspiration für das Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Nach seiner schulischen Ausbildung begann er, entgegen den Wünschen seiner Mutter, ab Juni 1934 eine kaufmännische Ausbildung bei der Shell Oil Company.

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde er zum Offizier ernannt und erhielt den Befehl, alle Deutschen, die in der Stadt lebten, zu verhaften. Im November 1939 begann Roald Dahl eine Ausbildung zum Piloten. Im Zuge seiner Aktivitäten als Pilot kam es zu einem schweren Unfall und damit zum Ende seiner Karriere als Flugzeugführer. Nach einer langen Genesungspause wurde er 1942 von seiner Firma nach Washington D.C. versetzt. Hier wirkte er als Agent des britischen Geheimdienstes. Im selben Jahr begann seine schriftstellerische Tätigkeit mit dem Veröffentlichen der Geschichte „Shot Down Over Libya“, in der er seine Erlebnisse vom Flugzeugabsturz verarbeitete und für die er 1000 Dollar Honorar erhielt (vgl. Zipes 2006, S. 378).

Nach dem Krieg war er von 1953 – 1983 mit der Schauspielerin Patricia Neals verheiratet, mit der er fünf Kinder hatte. Im selben Jahr der Scheidung ehelichte Roald Dahl seine zweite Frau, Felicity Ann Crosland. Sieben Jahre darauf verstarb er an Leukämie in seinem Haus in Buckinghamshire (vgl. Kümmerling-Meibauer 1999, S. 270).

Zu seinem Gedenken wurde die „Roald Dahl Children's Gallery“ im Bucks County Museum eröffnet. Zu Ehren seines wohltätigen Wirkens in den Bereichen Neurologie, Hämatologie und Analphabetismus wurde die „Roald Dahl Foundation“ gegründet, die sich weiterhin für diese Bereiche (vgl. Kümmerling-Meibauer S. 270).

Zu einigen seiner wichtigsten Werke zählen die Kinderbücher „Matilda“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ sowie „The Gremlins“, die beiden Autobiographien „Boy“ und „Im Alleingang“, die Kurzgeschichten für Erwachsene „Küsschen, Küsschen“ und „The Smoker“.

Roald Dahl erhielt für seine Werke viele Auszeichnungen, darunter der „Deutsche Jugendliteraturpreis“ und die „Kalbacher Klapperschlange“ (vgl. Kümmerling-Meibauer S. 270).

2.2 Besonderheiten des Autors Roald Dahl

Roald Dahl verfasste seine Werke immer in einer kleinen, spärlich eingerichteten Holzhütte in seinem Garten. Dort fand er die Ruhe, die er für das Schreiben benötigte, welche er aber in seinem Wohnhaus nicht hatte. Seine Familie durfte ihn während seiner Arbeit nicht stören und musste die Zeit im Haus verbringen. An den Wänden in seiner Hütte hatte er Bilder aufgehängt, die ihm als Inspiration für das Schreiben dienen sollten.

Roald Dahl schrieb seine Geschichten nicht an einem Schriebtisch, sondern in einem Sessel mit einem Block Papier auf den Knien. Da er nicht mit der Schreibmaschine umgehen konnte, verwendete er Bleistifte zum Schreiben.

In Bezug auf sein Schreibverhalten ist als eine wichtige Besonderheit zu erwähnen, dass er immer um halb zehn am Morgen begann, seine Fanpost zu beantworten und im Anschluss daran bis zum Mittag durchweg an seinen Werken schrieb. In der Mittagszeit machte er eine Pause und fing um vier Uhr am Nachmittag wieder an, in seiner Hütte zu schreiben. Auf diese Art und Weise entstanden alle seine Geschichten, Romane und Autobiographien.

Roald Dahl sagte selbst von sich, dass er ein sehr disziplinierter Schreiber sei, der von seinem Arbeitsrhythmus nie abweiche. Vielleicht ist das der Grund, warum seine Werke nach seinem Tod noch größere Berühmtheit erlangten (vgl. o.V., Internetquelle).

3 Sachanalyse

3.1 Inhaltsangabe

Die Geschichte „Matilda“ handelt von einem intelligenten Mädchen namens Matilda, welches von ihren Eltern nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt. Der Vater, Harry Wurmwald, widmet sich vorwiegend dem Verkauf von Gebrauchtwagen und die Mutter, Zinnia Wurmwald, dem Bingospielen. Ihr fünf Jahre älterer Bruder Michael ärgert Matilda sehr oft und schaut, wie seine Eltern, stundenlang Fernsehen.

Die Familie erkennt nicht, welche Begabung in Matilda steckt. Bereits als Baby ist sie in der Lage, ihren Namen zu schreiben. Im Alter von zwei Jahren kann sie sich allein versorgen und ihr Essen selber zubereiten. Mit vier Jahren hat sie alle Zeitschriften und Zeitungen, die sich im Haus der Familie befinden, gelesen. Im Anschluss stillt sie ihre Gier nach neuer Lektüre, indem sie sich Tag für Tag in die Stadtbibliothek begibt und dort ein Buch nach dem anderen „verschlingt“. Somit findet sie einen Weg, sich stets fortzubilden und ihre Leselust zu befriedigen. Als Matilda ihren Eltern demonstriert, über welch ein Wissen sie verfügt, wird sie von denen als „Klugscheißerin“ bezeichnet. Matilda beschließt nach dieser Auseinandersetzung, sich an ihrem Vater mit ein paar Streichen zu rächen. So trägt sie zum Beispiel an die Innenseite vom Hut ihres Vaters ein wenig Sekundenkleber auf. Als er den Hut dann aufsetzt, bekommt er ihn nicht mehr ab.

Matilda wünscht sich bald nichts sehnlicher, als in die Schule zu gehen. Ihre Eltern aber sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie es zunächst vergessen, sie einzuschulen. Als Herr Wurmwald Fräulein Knüppelkuh, die Rektorin einer Grundschule, ein Auto verkauft und mit ihr über Kinder geredet hat, beschließt er, seine Tochter in die Grundschule gehen zu lassen. Schon der erste Schultag Matildas zeigt ihr die Grausamkeit Fräulein Knüppelkuhs. Das ganze Gegenteil verkörpert Fräulein Honig, die Lehrerin der ersten Klasse. Sie erkennt als Klassenlehrerin von Matilda, dass dieses Mädchen nicht wie alle anderen Schüler ist.

In der Geschichte kommt es zu einem Wendepunkt, als Matilda merkt, dass sie über eine ganz besondere Kraft verfügt. Sie kann mit ihren Augen Dinge bewegen. Dies geschieht anfangs unbewusst, wenn Matilda sich über etwas stark ärgert. Bald darauf kann Matilda ihre Kräfte kontrollieren und sie gewinnbringend, für die Umsetzung von Gerechtigkeit an der Schule, einsetzen. So zum Beispiel gegen die Rektorin Fräulein Knüppelkuh.

Matilda vertraut ihrer Lehrerin Fräulein Honig und berichtet ihr von ihren Fähigkeiten. Sie möchte ihr beweisen, dass sie mit ihren telekinetischen Kräften ein Glas zum Umfallen bringen kann. Das gelingt ihr aber nicht gleich. Fräulein Honig mag Matilda und lädt sie zu sich nach Hause ein. Dort erzählt die Lehrerin von ihrer Kindheit. Sie hat im Alter von zwei Jahren ihre Mutter und im Alter von fünf Jahren ihren Vater verloren. Seitdem kümmerte sich ihre böse Tante, Fräulein Knüppelkuh, um sie. Matilda möchte mit ihren Kräften Fräulein Knüppelkuh aus dem Elternhaus von Fräulein Honig vertreiben, sodass ihre Klassenlehrerin wieder dort einziehen kann und ihr rechtmäßiges Erbe zurückerlangt, was ihr auch gelingen wird. Als Fräulein Knüppelkuh wieder einmal die Klasse von Matilda besucht, bewegt Matilda ein Stück Kreide mit ihren Augen und schreibt etwas auf die Tafel, was die Direktorin an einen Geist des verstorbenen Magnus glauben lässt. Daraufhin rennt Fräulein Knüppelkuh vor Schreck aus dem Schulgebäude und ist von da an spurlos verschwunden.

Die Familie Wurmwald muss flüchten, da sie von der Polizei, aufgrund der Machenschaften des Vaters, verfolgt wird. Matilda möchte jedoch bei Fräulein Honig bleiben und kann ihre Eltern kurzerhand davon überzeugen, die Adoptionspapiere zu unterschreiben.

3.2 Erzählstruktur

Der auktoriale Erzähler befindet sich außerhalb des Geschehens (im so genannten „Off“) und gibt einen Überblick über die familiären Verhältnisse, Personen und die Entwicklung der Hauptfigur. Er stellt die verschiedenen Charaktere vor und kommentiert die Geschehnisse, wobei er vor allem Matildas Gedanken und Gefühle beschreibt. Der Erzähler wertet stark und lässt die Hauptfigur sehr sympathisch wirken. Er fungiert als Mittler zwischen Film und Zuschauer und führt den Rezipienten in das Geschehen ein. Er weiß über das Ende der Geschichte bereits Bescheid und macht mit seiner ruhigen Stimme deutlich, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen wird.

3.3 Figurenzeichnung

3.3.1 Matilda – die Hauptfigur

„Alle werden geboren…“ (DVD, 0:00:48), mit diesen Worten leitet der Erzähler die Geschichte über ein junges und hochbegabtes Mädchen, namens Matilda Wurmwald, ein. Passend dazu zeigen die ersten Bilder ein Säuglingsgesicht in Detailaufnahme.

Es sind hauptsächlich positive Assoziationen wie süß, niedlich, unschuldig, die bei dem Beobachter hervorgerufen werden. Anschließend wird die Einstellungsgröße der Kamera totaler und der Zuschauer blickt aus der Vogelperspektive auf eine Säuglingsstation. Im Mittelpunkt befindet sich weiterhin dasselbe Neugeborene, dessen Name noch unbekannt ist.

Die stereotypisch rosafarbige Kleidung verrät jedoch, dass der Säugling weiblichen Geschlechts ist. Intuitiv erahnt der Betrachter bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es sich um die titelgebende Person „Matilda“ handelt und schreibt dem Charakter die Rolle der Hauptfigur zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Doch nicht nur durch jene Verniedlichung wirkt Matilda sympathisch. Ebenso verrät der Erzähler aus dem Off verbunden mit der Kamerabewegung, dass sie die Sympathieträgerin darstellt, indem er sagt: „Jedes menschliche Wesen ist einzigartig, im Guten wie im Bösen.“ (DVD, 0:01:00 – 0:01:04). Dabei ist die Kamera zunächst auf das Baby gerichtet und schwenkt mit den Worten „im Bösen“ zu dem Mann auf der anderen Seite der Glasscheibe, von dem der Zuschauer kurzerhand erfährt, dass er der Vater, Harry Wurmwald, ist. (siehe Abb.1)[1] Bereits ab diesem Moment sind die groben Charakterzüge den beiden handelnden Personen zugeordnet.

Insgesamt erhält Matilda wenig bis keine Aufmerksamkeit und Zuneigung von ihren Eltern. Zudem empfinden Harry und Zinnia ihren Nachwuchs eher als Störfaktor. Deutlich wird das zum Beispiel in der Filmsequenz, in welcher Harry Zinnia und Matilda aus dem Krankenhaus abholt und er zuerst die Kosten berechnet, während in seiner Hand der Babykorb mit dem Neugeborenen hin und her schleudert.

Die negative Haltung der Eltern gegenüber ihrer Tochter wird später durch Matildas Lesefreude zusätzlich verstärkt. Ihre Eltern können die Leidenschaft zu Büchern nicht nachvollziehen, da sie auf das Medium Fernsehen fixiert sind. Es entstehen zwei konträre Positionen. Aus diesen Gründen nimmt das intelligente Mädchen eine isolierte Stellung in ihrer Familie ein und lernt aus pragmatischen Gründen, sehr schnell für sich selbst zu sorgen, wozu sie bereits mit zwei Jahren in der Lage ist. Neben dem selbstständigen Anziehen und dem Kochen, entwickelt die Protagonistin ein Stilbewusstsein, das sich grundsätzlich von dem ihrer Mutter unterscheidet. Kleine Details wie die farblich passende Haarschleife zu einem schlichten Kleid oder frische Blumen auf dem Mittagstisch sind dabei von Bedeutung. Zinnia hingegen wählt ihre extravagante, körperbetonte Kleidung in grellen Farbzusammenstellungen, wobei die Accessoireauswahl anscheinend durch die Kriterien Quantität, Auffälligkeit und Größe bestimmt wird.

Ebenso eignet sich die Protagonistin das Schreiben, Lesen und Rechnen autodidaktisch an, was ein Zeichen für ihre Hochbegabung ist. Mit ungefähr einem Jahr sitzt sie auf der Küchenanrichte und schreibt ihren Namen in Großbuchstaben in den gleichmäßig verteilten Spinat. Bereits im Kleinkindalter zählt das Lesen zu ihrer Hauptaktivität, der sie mit großer Leidenschaft nachgeht. Im Vergleich dazu hat ein Kind mit „normaler“ Entwicklung gerade das Erlernen der Muttersprache in den Grundzügen abgeschlossen. Hier wird demzufolge sehr stark mit dem Stilmittel der Übertreibung gearbeitet.

Als die Hauptakteurin mit vier Jahren jegliche Lektüre im Haushalt gelesen hatte, äußerte sie gegenüber dem Vater den Wunsch nach einem Buch. Dieser verweigerte die Anschaffung und so suchte Matilda in einem Telefonbuch die Adresse einer Leihbücherei heraus. Zu der Bibliothek musste die Vierjährige den Weg eigenständig durch die Großstadt finden. Das junge Alter des kleinen Mädchens wird dem Zuschauer durch die Normalsicht der Kameraperspektive, die an Matildas Größe ausgerichtet ist, in der Stadt verstärkt deutlich. Von den erwachsenen Mitmenschen sind nur die Beine maximal noch das Gesäß bzw. von den Autos die Stoßstange zu sehen. (siehe Abb. 2) Angepasst daran wird die Umgebung aus Matildas Sicht, d.h. aus der Untersicht, gezeigt. Insgesamt bekräftigt die Kameraführung den Eindruck der Selbstständigkeit und der Reife im Vergleich zu den Lebensjahren Matildas.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ihr Eifer bezüglich des Lesens und später des Schulbesuchs ist jedoch nicht nur auf die Wissbegierigkeit nach Bildung zurückzuführen. Ein allgemeines Bedürfnis nach sozialen Kontakten, Bezugspersonen, Liebe, Anerkennung, Zuneigung, etc. ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Als Beispiel wäre hier die Spielplatzsituation einzubringen. Matilda kommt gerade mit einem Handwagen voller Bücher aus der Bibliothek. Auf ihrem Nachhauseweg gelangt sie an einen Spielplatz. Eine bedächtige, verträumte Melodie begleitet das Geschehen. Matilda beobachtet sehnsüchtig das freudige Spiel zwischen den Müttern und ihren Kindern, was ihr verwehrt bleibt. In dieser fröhlichen und warmen Atmosphäre lässt sich die Lesebegeisterte vor einem Baum nieder und zieht sich in die Bücherwelt zurück, welche ihr Trost spendet.

Die Begabung große Zahlen addieren sowie subtrahieren zu können, zeigt sich schon, bevor die Protagonistin in die Schule kommt. Hier tritt die Situation ein, dass der Vater erfolgreich von seinem Gebrauchtwarenhandel nach Hause kommt und sein Sohn Michael den erzielten Gewinn des Tages bestimmen soll. Dieser kann trotz Aufschreibens den Profit nicht errechnen. Seine kleine Schwester Matilda ist jedoch mittels Kopfrechnens schnell dazu fähig. Aber auch an ihrem ersten Schultag, wird dem kleinen Mädchen die Möglichkeit geboten, ihre Leistungen unter Beweis zu stellen. Problemlos löst Matilda die Multiplikationsaufgaben „13 ∙ 379“ im Kopf. Insgesamt verfügt die Hauptdarstellerin über immense kognitive Fähigkeiten, wodurch sie ihren Eltern geistig stark überlegen ist.

Ein weiterer Unterschied zwischen Matilda und ihren Erzeugern ist ihr Gefühl für ethisch-moralische Werte. Dieses zeigt sich speziell bei dem „Familienausflug“ zum Gebrauchtwagenhandel. Matilda merkt gegenüber ihrem Vater dessen Verhalten kritisch an. Sie hält es rechtlich und sozial für verwerflich, dem Autokäufer defekte Kraftfahrzeuge zu veräußern.

Im späteren Verlauf wird sich Matilda ihrer magischen Fähigkeit bewusst. Die Telekinese entsteht auf der geistig-emotionalen Ebene und wird über die Augen gesteuert. Diese setzt die Protagonistin für Gerechtigkeit ein und löst damit anscheinend unüberwindbare Konflikte. Doch zunächst muss der Umgang mit der Begabung, wie mit jeder anderen Fähigkeit, erlernt bzw. eingeübt werden.

Im Ganzen umfasst die erzählte Zeit innerhalb der Exposition einen Zeitraum von sechseinhalb Jahren, was an Matildas Alter erkennbar wird. Die restliche Handlung stagniert ungefähr in diesem Lebensabschnitt der Hauptfigur. Somit kann festgehalten werden, dass innerhalb der ersten zehn Minuten die größte Zeitraffung gegeben ist.

3.3.2 Fräulein Knüppelkuh

Der Charakter „Fräulein Knüppelkuh“ wird durch einen Autokauf im „Wurmwald Autohaus“ eingeführt. Hierhin wendet sich die Direktorin einer Grundschule, mit präzisen Auffassungen über ihre Neuanschaffung. Ihr Auftreten ist sehr dominant, erkennbar an den kurzen, bestimmenden Sätzen und der fordernd krächzenden Stimmlage. Außerdem begrüßt sie Herrn Wurmwald anscheinend mit einem sehr kräftigen Händedruck, sodass er sich daraus zu befreien hat. Weiterhin stellt sich Fräulein Knüppelkuh selbst kurz vor. Dabei verwendet sie Ausdrücke wie „Ich führe ein ordentliches Regiment.“, „Muster an Disziplin“ und nicht zuletzt ihre Grundregel „Wenn du zum Kinde gehst, vergiss die Peitsche nicht.“. (DVD, 0:21:00h bis 0:22:00h) Ihre Meinung bezüg-lich Kindern spricht sie kurzerhand noch deutlicher aus: „Sind alles Missgeburten diese Kinder. Hinterhältige, gemeine Biester. Gott sei Dank war ich nie eins.“ (DVD, 0:21:00h bis 0:22:00h). Eine solche Einstellung wirkt mit der ihr anvertrauten Position in einer Schule

[...]


[1] Sämtliche Bilder aus den Gliederungspunkten „Matilda – die Hauptfigur“ und „Fräulein Knüppelkuh“ entstammen der DVD „Matilda“. München: Columbia Tristar Home Entertainment, 2004

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Kinderfilm - Projektplanung zum Film "Matilda"
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Kindliche Medienwelten
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
38
Katalognummer
V127037
ISBN (eBook)
9783640333820
ISBN (Buch)
9783640333448
Dateigröße
1084 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderfilm, Projektplanung, Film, Matilda
Arbeit zitieren
Patrick Ziehm (Autor:in), 2008, Kinderfilm - Projektplanung zum Film "Matilda", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127037

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Titel: Kinderfilm - Projektplanung zum Film "Matilda"



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