Die Christianisierung Islands


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Vorchristlicher Glaube und politische Situation

III. Quellen zur Christianisierung auf Island

IV. Missionierung
a. Von den ersten Missionierungsversuchen
b. Schiedsspruch auf dem Allthing
V. Von der ersten Zeit nach der gesetzlichen Annahme des Christentums, der Einrichtung von Bischofssitzen und der ersten Kirchenverfassung

VI. Entwicklung der Schriftkultur

VII. Fazit

VIII. Literaturverzeichnis/Quellenangaben

IX. Karte

X. Anhang

I. Einleitung

Island ist das jüngste Land der Erde. Erst vor 20 Millionen Jahren entstand die Insel durch Vulkanausbrüche im Atlantik und blieb bis heute eines der vulkanisch aktivsten Gebiete der Welt.

Bis ins 9. Jahrhundert war die Insel völlig unbewohnt. Mit der Besiedlung kamen vor allem norwegische Wikinger ins Land, die sich auf Island eine eigene Gesellschaft schufen. Durch die Entfernung zum Festland kam das Christentum erst später nach Island, als in die anderen skandinavischen Länder und es brauchte mehrere Versuche das isländische Volk zur Annahme des neuen Glaubens zu bewegen.

Im Rahmen dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit der ungewöhnlichen Christianisierung Islands. Ich werde untersuchen, wie sie vonstatten ging und wer sie vorangetrieben hat. Ferner soll angedeutet werden, inwiefern sie einen Sonderfall in der skandinavischen Missionsgeschichte darstellt. Auf die Auswirkungen der Christianisierung werde ich nur kurz eingehen. Weiterhin wird die Veränderung des Verhältnisses zwischen Politik und Religion nach der Christianisierung untersucht.

In meiner Arbeit werde ich zunächst die Ereignisse bis zum Einsetzen der Christianisierung beschreiben, die eine Grundlage für diese bilden. Dann werde ich auf die Quellen eingehen, die von der Christianisierung auf Island berichten, auf denen die Hausarbeit basiert, auch der Forschungsstand wird kurz umrissen.

Der nächste Punkt beinhaltet die ersten Versuche der Missionierung und die Umstände der Annahme des Christentums auf dem Allthing. Darauf aufbauend komme ich dann zur Durchsetzung des Christentums und abschließend zur Auswirkung, vor allem im kulturellen Bereich.

II. Vorgeschichte

Die ersten Bewohner Islands waren irische und schottische Mönche, die nach der Ankunft der nordischen Wikinger in der Landnahmezeit (ca.880-930) flüchteten1. Auch machten die Wikinger viele, im Krieg gefangene, irische Christen zu Sklaven und unternahmen zudem zahlreiche Fahrten ins Ausland. So kamen die skandinavischen Siedler in Island schon früh in Kontakt mit dem Christentum und einige traten auch damals schon zum Christentum über. Die große Mehrzahl jedoch war heidnischen Glaubens.

Sie waren Anhänger einer polytheistischen Religion, deren wichtigste Götter Thor, Odin, Baldur, Frey und Freyja darstellten. Über die Kulte ist wenig bekannt, ein Kernelement sind jedoch Tieropfer gewesen2. Die Vorsteher einer Kultgemeinde wurden Goden genannt, sie führten die Kulthandlungen auf ihren eigenen Höfen durch und übernahmen auch juristische Aufgaben. Entstanden waren die Kultgemeinden in der Landnahmezeit, die großen Landareale der frühen Siedler wurden an Verwandte, Freunde und Gefolgsleute verteilt. So entstanden eng miteinander verknüpfte Clans, ihre Oberhäupter zeichneten sich durch Reichtum, Autorität und Gönnerschaft aus3.

Die Staatsgründung Islands fällt in das Jahr 930, in diesem Jahr wurde das landesumfassende Allthing eingesetzt. Auf dem Allthing in Þingvellir4 versammelten sich einmal im Jahr alle freien, waffenfähigen Männer um über legislative, juristische und politische Angelegenheiten zu verhandeln (z.B. Eintreibung der Schafe auf offener Weide, entlaufene Sklaven, Streitigkeiten zwischen Mitgliedern, Totschläge). Das Allthing bestand aus allen Goden des Landes und je zwei Beratern, den Vorsitz dabei hatte der Rechtssprecher5. Die Macht des Allthing basierte völlig auf der bereitwilligen Akzeptanz von Gesetz und Ordnung, es besaß keine exekutiven Machtorgane und keine Kontrollinstanzen, was mitunter zu Amtsmissbrauch führte und einzelne Häuptlinge immer mächtiger werden ließ.

Die Goden erfüllten in der isländischen Gesellschaft verschiedenste weltliche Aufgaben, was sie in eine gehobene Machtposition versetzte, welche durch die heidnisch-kultische Funktion als Wächter über das religiöse Leben noch verstärkt wurde. Viele bauten ihre Macht und ihren Einflussbereich rücksichtslos aus, durch Heirat, Erbschaft oder sogar Kauf und Erpressung6.

Die heidnische Religion wurde in Island sehr frei behandelt, so waren wahrscheinlich auch schon vor der Christianisierung einige Isländer Christen oder hatten zumindest einen gemischten Glauben7.

III. Quellen zur Christianisierung auf Island: die Íslendingabók von Ari Þórgilsson und die Kristnisaga

Als Quellen für die Vorgänge der Missionierung und Christianisierung Islands können vor allem die Íslendingabók des Ari Þórgilsson und die Kristnisaga genannt werden. Des weiteren berichten auch die Ólafs saga Tryggvasonar8 und die Njáls Saga9 von der Zeit, als Island christlich wurde. Die Íslendingabók entstand im 12.Jahrhundert, die Kristnisaga Anfang des 13. Jahrhunderts, die Ólafs saga Tryggvasonar 1230 und die Njáls Saga erst Ende des 13. Jahrhunderts. Der Autor der Kristnisaga und Snorri, der Verfasser der Ólafs saga Tryggvasonar beziehen sich auf Aris Geschichtswerk, von dem es noch eine ältere ausführlichere Ausführung gegeben hat. Es ist nicht klar, ob die jüngeren Quellen diese ältere Fassung genutzt haben und ob sie noch andere Überlieferungen kannten, die in der Íslendingabók nicht erwähnt wurden. Des weiteren wird heute angenommen, das sie zum Teil erfunden und ausgeschmückt sind10. Als sicherste und zuverlässigste Quelle gilt die nüchtern geschriebene und auf wesentliche Fakten beschränkte Íslendingabók. Sie entstand zwischen 1122 und 1133. In ihr schrieb Ari Þórgilsson die isländische Geschichte von der Besiedlung (ab 870 n.Chr.) bis ins Jahr 1120 nieder11.

Der Verfasser der Kristnisaga ist nicht bekannt. Überliefert wurde sie in der Hauksbók, einer großen Sammelhandschrift, die von Haukr Erlendsson12 zum Teil selbst verfasst und die er zum anderen Teil hat schreiben lassen13. Ihr Inhalt wird zu größten Teil als glaubwürdig angesehen14.

Es war wohl Anfang des 12. Jahrhunderts, als das erste Gesetzbuch des isländischen Freistaates aufgezeichnet wurde. Es heißt Grágás15 und vereinigte das bis dahin mündlich überlieferte Gesetzgut in einer Sammlung. Gleich zu Anfang dieser Sammlung steht das Alte Christenrecht, das Aufschluss gibt über die Zeit von der Annahme des Christentums, bis zu der Zeit, da die Gesetze festgehalten wurden16.

Mir dienen, auf Grund ihrer Glaubwürdigkeit, vor allem die Kristnisaga und die Íslendingabók als Quelle für diese Arbeit, wobei mir die Íslendingabók in Originalsprache und in Übersetzung vorliegt und die Kristnisaga nur in Originalsprache.

Zum Forschungsstand lässt sich feststellen, dass es zahlreiche Bücher aus verschiedenen Jahrzehnten des vorletzten, letzten und heutigen Jahrhunderts zur Auswertung dieser und anderer Quellen gibt und der Gegenstand der Christianisierung Islands gut erforscht ist.

IV. Missionierung

a. Von den ersten Missionierungsversuchen

Nach der Besiedlung war die isländische Bevölkerung zum größten Teil heidnischen Glaubens, doch nahm der Kontakt mit dem Christentum vor allem im 10. Jahrhundert stetig zu. Auch hatten die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen schon früh starkes Interesse daran, die skandinavischen Länder zum Christentum zu bekehren. Gegen Ende der Amtszeit des Erzbischofs Adaldag (937-988)17 wurde die erste Missionsreise nach Island unternommen, wobei gemutmaßt wird, dass dieser selber am Zustandekommen der Reise beteiligt war18. In diese Zeit fällt auch der Bericht der Kristnisaga: Zuerst sei der Isländer Þorvaldr Koðránsson mit dem sächsischen Bischhof Friedrich 980/81 nach Island gekommen um das Christentum zu verkünden. Er hatte den Bischof auf einer seiner Fahrten ins Sachsenland19 kennen gelernt und sich von ihm taufen lassen. Danach bat er ihn mit nach Island zu kommen. Die beiden reisten durchs Land und einige Isländer ließen sich von ihnen taufen, andere verspotteten sie20. Durch Wunder und Zeichen verschafften sie sich größere Aufmerksamkeit21. Für das Jahr 984 wird von der Errichtung der ersten Kirche berichtet, in Áss22, und später soll Friedrich sogar auf dem Allthing gepredigt haben. Doch erschlug Þorvaldr, wegen gegen Friedrich und ihn gerichteter Spottverse, zwei Männer, woraufhin die beiden auf dem Allthing geächtet wurden. Sie verließen im nächsten Sommer das Land Richtung Norwegen, dann trennten sie sich. Dies geschah 98623. So ging die erste Etappe der Missionierung Islands zu Ende.

Der zweite Missionsversuch, der in der Kristnisaga aufgeführt ist, wurde vom Isländer Stefnir Þorgilsson unternommen. Über seine Person werden in der Kristnisaga keine Angaben gemacht, jedoch in der Ólafs saga Tryggvasonar. Hier wird er als weitgereiste Mann beschrieben (u.a. mit Þorvaldr Koðránsson), der sich in England Olaf Tryggvason (995­1000)24 anschloss und mit ihm zurück nach Norwegen fuhr. Stefnir wurde in Island schlecht empfangen, die Leute beschimpften ihn, besonders seine eigenen Verwandten. Er versuchte dennoch sie zu bekehren und reiste durchs Land, was auf die Isländer aber wenig Eindruck machte, da begann er Tempel, Opferstätten und Götzenbilder zu zerstören. Noch im Sommer wurde er von seinen Verwandten wegen Christentums verklagt25, denn der Abkehr vom alten Glauben galt als Sippenschändung. Stefnir wurde auf dem Allthing geächtet und musste noch im selben Jahr, 996, nach Norwegen zu Olaf Tryggvason zurückkehren, der ihn gut aufnahm26. Stefnirs Missionsversuch war wenig erfolgreich und verhärtete vielmehr die Fronten zwischen Heiden und Christen. Erfolgreicher dagegen war der nächste Versuch das Christentum auf Island zu etablieren, wiederum von Olaf Tryggvason geschickt, kam Þangbrandr nach Island. Er hatte die Priesterwehe empfangen und war eine Weile Hofkaplan des Königs gewesen27. In der Sage des Olaf Tryggvason wird er als streitsüchtig und herrisch beschrieben, weshalb ihn der König loswerden wollte28. Mit Þangbrandr beginnt auch der Abschnitt über die „Einführung des Christentums“ in Aris Íslendingabók. Die Quellen berichten von dem Priester Þangbrandr, der 996 nach Island kam, durch das Land reiste und alle taufte, die es wollten, wobei er einige Erfolge hatte, auch auf dem Allthing. Die Mehrzahl lehnte das Christentum jedoch ab und nach zwei, drei Jahren fuhr der Priester 999 zurück nach Norwegen, nicht ohne vorher noch drei Männer erschlagen zu haben, die ihn verspottet hatten. Er berichtete Olaf Tryggvason vom Scheitern der Mission und dass er nicht viel Hoffnung hätte, dass die Isländer jemals Christen würden29.

[...]


1 Möbius, Arés Isländerbuch 1869, S.16.

2 Rowlinson, Island wird christlich 2004, S.37.

3 Magnusson, Wikinger 2003, S. 201.

4 Siehe Karte, Nr.1 und Anhang

5 Der Rechtssprecher wurde für eine Amtsperiode von 3 Jahren gewählt, er war der Bewahrer der Landesgesetze, als diese noch nicht schriftlich festgehalten wurden.

6 Magnusson, Wikinger 2003, S. 201.

7 Erzählt wird z.B. von Helgi, der Christ war, aber bei Seefahrten und in Notzeiten Thor um Hilfe bat. Magnusson, Wikinger 2003, S. 205.

8 Gehört zur Heimskringla, dem Hauptwerk der isländischen Sagaliteratur, verfasst von Snorri Sturluson (1178­1241).

9 In der Njáls Saga geht es um eine Fehde zweier ehemals befreundeten Familien, verfasst im 13. und 14. Jahrhundert.

10 Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 259/260.

11 Golther, Ares Isländerbuch 1892, S.X., Strömbäck, conversion of Iceland 1975, S.18.

12 Isländischer Rechtsgelehrter, gestorben 1334.

13 Kahle, Kristnisaga 1905.

14 Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 260

15 Grágás heißt im Deutschen Graugans, der Ursprung dieses Namens für den Gesetzestext ist unbekannt. Sigurdsson, Kirchenrecht 1986, S. 41.

16 Sigurdsson, Kirchenrecht 1986, S. 41.

17 Adaldag (* um 900; † 28. April 988) war ein Mönch des Benediktiner-Ordens und Erzbischof von Hamburg-Bremen von 937 bis 988.

18 Sigurdsson, Kirchenrecht 1986, S. 35

19 Gemeint ist Norddeutschland, Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 260.

20 Kahle, Kristnisaga 1905, S. 1-6; Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 260/261; Brenner, Über die Kristni-Saga 1878, S.10/11.

21 Als Beweis für die Macht des Christengottes sang der Bischof bis der Stein von Þorvaldrs Vater zersprang, in dem ein hilfreicher Geist gewohnt haben soll, der Vater sieht darin die Überlegenheit des Christengottes und lässt sich taufen. Kahle, Kristnisaga 1905, S.7; Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 261.

22 Die Kirche soll aus Rasenplatten bestanden haben, die übereinander gelegt wurden. Kahle, Kristnisaga 1905, S. 11. siehe Karte, Nr.2

23 Brenner, Über die Kristni-Saga 1878, S. 11

24 Norwegischer König von 995-1000, (* 963; † 9. September 1000)

25 Die Hinwendung zum neuen Glauben galt als Verachtung der verwandtschaftlichen Beziehungen und gefährdete somit den Fortbestand der Familie, weshalb Männer, die zwischen dem dritten und fünften Grad mit jemandem verwandt waren, diesen wegen Christentum verklagen durften. Wobei es aber nicht verboten war zum Christentum überzutreten, nur die Zerstörung von Tempeln stand unter Strafe. Kahle, Kristnisaga 1905, S.18; Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 263.

26 Kahle, Kristnisaga 1905, S. 16-19; Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 262-264; Brenner, Über die Kristni-Saga 1878, S. 11.

27 Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 264/265

28 Hube, Heimskringla 2006, S. 182.

29 Düwel, Die Bekehrung auf Island 1978, S. 264/265; Golther, Ares Isländerbuch 1892, S.13, VII. 1.; Guðmundsson, Frumkristni 2000, S. 84; Kahle, Kristnisaga 1905, S. 19-30; Brenner, Über die Kristni-Saga 1878, S. 11/12.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Christianisierung Islands
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichtswisenschaften)
Veranstaltung
Christianisierung Skandinaviens
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V126629
ISBN (eBook)
9783640324880
ISBN (Buch)
9783640326495
Dateigröße
702 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Island, Christentum, Christianisierung, Missionierung
Arbeit zitieren
Stefanie Mnich (Autor:in), 2007, Die Christianisierung Islands, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126629

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