Journalismus in den Golfstaaten


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Reflexion der Zielsetzung und Probleme der schriftlichen Arbeit

3. Vergleichende Forschung

4. Geschichte

5. Einfluss der Politik

6. Personen

7. Rundfunk

8. Zusammenfassung und Diskussion

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wer hätte sich für die Karikaturen einer dänischen Tageszeitung interessiert, wären sie nicht via TV bis in den hintersten Winkel der Welt verbreitet worden? Wer würde den Tiraden eines Osama Bin Laden zuhören, würden nicht seine Videobotschaften weltweit gesendet? […] Kein Zweifel, das Fernsehen ist Motor des weltumspannenden Identifikationsprozesses der islamischen Welt.“ (Golte-Schröder 2008: 4). Gerade in den letzten Jahren, besonders aber nach den Anschlägen vom 11. September 2001, sind die Medien der arabischen Welt immer mehr ins Interesse des Westens gerückt. Bei näherer Betrachtung eröffnet sich dem Beobachter ein Mediensystem, das einerseits technologisch sehr fortschrittlich ist und sich andererseits vom westlichen Modell des Journalismus stark unterscheidet. Diese deskriptive Hausarbeit befasst sich vor allem mit den Medien in der Golfregion. Außerdem soll sie einen Einblick in die komparative Kommunikationswissenschaft geben, indem deren Methoden des internationalen Vergleichs von Mediensystemen dargestellt werden. Diese Hausarbeit greift bei der Darstellung der Medien in der Golfregion aber nur teilweise auf die in der Kommunikationswissenschaft gängigen Modelle zurück. Auch die normalerweise übliche Reihenfolge innerhalb eines Schalenmodells wie z.B. das von Weischenberg kann nicht eingehalten werden. Denn gerade für das Verständnis dieses Mediensystems ist es hilfreicher, zuerst die Rahmenbedingungen wie die Politik und den geschichtlichen Kontext aufzuführen. Erst dann, wenn man vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen die unteren Ebenen des Schalenmodells (Journalisten, Organisationen) betrachtet, lässt sich deren Erscheinungsbild im arabischen Kulturkreis besser verstehen.

2. Reflexion der Zielsetzung und Probleme der schriftlichen Arbeit

Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, einen kompakten Überblick über die Medien in den Golfstaaten zu geben. Dabei werde ich mich auf die klassischen Medien wie Presse und Rundfunk konzentrieren. Einen wichtigen Punkt werden dabei die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen darstellen.

Zum einen wird es jedoch nicht möglich sein, im Rahmen dieser im Umfang begrenzten Hausarbeit das Mediensystem der Golfregion auch nur annähernd umfassend darzustellen. Journalistische Kultur lässt sich nämlich nicht direkt beschreiben (vgl. Machill 1997: 12), doch ein Vergleich mit unserem Mediensystem ist aus Platzgründen hier kaum möglich. Doch selbst wenn ein derartiger Vergleich möglich wäre, erscheint dieser als wenig sinnvoll.

Denn schon die Ausführungen von Machill (1997: 15) über diverse Eigenarten des französischen Mediensystems erscheinen aus deutscher Perspektive verwunderlich. Ein Vergleich mit dem arabischen Mediensystem, das einer ganz anderen Kulturgeschichte entspringt, erscheint daher wie der oft zitierte Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. So fällt es auch Hahn (2005: 255) sichtlich schwer, das post-kommunistische Mittel- und Osteuropa in einem Satz zusammen mit der arabischen Welt und deren politischen Verhältnissen zu nennen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es bislang nur wenige Studien über Medien in der Golfregion gibt. Dies beginnt bereits auf der untersten Analysebene, den Journalisten. So liegt z.B. keines der 21 Länder, die David Weaver in seiner renommierten Studie „Journalists around the world“ untersuchte, in der Golfregion (vgl. Weaver, David). Die später in dieser Arbeit zitierte Studie von Pintak gibt zwar Einblick in bestimmte gesellschaftliche Grundhaltungen der arabischen Journalisten, geht aber darüber nicht hinaus (vgl. Pintak 2008). Auch quantitative oder qualitative Studien über die journalistischen Aushängeschilder der Region wie z.B. Al-Jazeera und deren Wirkungen sind noch nicht vorhanden (vgl. Hahn 2005: 242).

3. Vergleichende Forschung

Wenn von einem Mediensystem die Rede ist, dann sind damit im Allgemeinen die Ordnungen und Strukturen gemeint, „die Medien in einem definierten Raum – zumeist ein Staat – charakterisieren“ (Kleinsteuber 2005: 275). Denn erst der Blick auf die Rahmenbedingungen gibt Aufschluss über die Medien eines Landes und wie diese agieren können. Diese Rahmenbedingungen sind vielfältig, besonders prägend sind in erster Linie jedoch politische wie z.B. die Verfassung und das Regierungssystem (vgl. Machill 1997: 12).

Doch erst eine Art „Blick über den Tellerrand“ ermöglicht eine tiefgründige Betrachtung, die Besonderheiten des jeweiligen Mediensystems offenbart. „Der besondere Reiz einer Analyse von Mediensystemen liegt in der vergleichenden Perspektive. In der Konfrontation mit anderen Systemen wird die Spezifik des eigenen Systems deutlich“ (Kleinsteuber 2005: 275-276). Der Vergleich bzw. die komparative Methode ermöglicht es also, anhand einer herangezogenen Referenz die „identitätsstiftenden Einflußfaktoren“ (Esser 2004: 123) des jeweiligen Mediensystems sichtbar zu machen. Vergleiche zwischen mindestens zwei räumlich getrennten Mediensystemen in mindestens einem Punkt werden der international vergleichenden Kommunikationswissenschaft zugerechnet (Esser 2004: 123). Doch der Erkenntnisgewinn durch den Vergleich in nur einem Punkt reicht nicht aus, denn „die journalistische Kultur eines Landes ist kein absoluter Wert; sie offenbart ihre Wesenszüge nur in Abhängigkeit zu ihren Rahmenbedingungen“ (Machill 1997: 12).

Vergleiche können sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene angestellt werden. Erstere offenbaren vorwiegend Unterschiede, da sie eine große Detailtiefe besitzen, letztere unterstreichen eher Gemeinsamkeiten (vgl. Esser 2004: 144). Auf der Mikroebene können z.B. journalistische Produkte miteinander verglichen werden. Im Falle eines Vergleichs zwischen dem deutschen und einem arabischen Mediensystems könnten das z.B. zwei Fernsehsender sein. Doch „für einen Gesamtzugriff reicht dieser Zugang indes nicht aus; er sollte kombiniert werden mit den anderen dargestellten Ansätzen“ (Machill 1997: 17). Denn als besonders sinnvoll für den länderübergreifenden Vergleich haben sich verschiedene Schichtenmodelle erwiesen (vgl. Esser 2004: 131). Sie bieten eine Kombination aus Makro- und Mikroebene und statten dadurch das Instrumentarium mit einer für die Analyse geeigneten „Flughöhe“ aus (vgl. Machill 1997: 20).

Das am einfachsten aufgebaute Modell stellt die Punkte „Medienmacher“, „Medieninhalte“ und „Mediennutzer“ dar, die insgesamt von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umrahmt werden. Siegfried Weischenbergs „Zwiebelmodell“ geht einen Schritt weiter, blendet den Mediennutzer aus der Betrachtung aus und unterteilt Mediensysteme in vier verschiedene Ebenen: Von der innersten Zwiebelschale ausgehend besteht es aus Medienakteuren (die Rolle des einzelnen Journalisten), Medieninhalten (Aussagen), Medieninstitutionen (Strukturen) sowie dem Mediensystem und dessen Normen (vgl. Esser 2004: 137).

Esser verweist auf ein Analysemodell von Patzelt, das noch eine übergeordnete Ebene ins Analyseraster einfügt. Neben der Ebene der Einzelpersonen, der Organisation und des Systems (Staat) betrachtet die letzte Ebene den Einfluss durch die Einbindung in „inter- und transnationale Handlungs- und Beziehungsgeflechte“ (vgl. Esser 2004: 131)

Für welches Modell man sich auch entscheiden mag, letztlich treten zwei Beschränkungen auf: zum einen wird „der Kern journalistischer Kultur […] bei einem entsprechend vielfältigen und aufeinander abgestimmten Instrumentarium immer weiter eingekreist, ohne letztgültige Antworten geben zu können“ (Machill 1997: 12). Darüber hinaus ist die Vergleichbarkeit oft fraglich. Denn „unterscheiden sich die Systeme in so umfassender, multidimensionaler Hinsicht, dass zur Analyse der Differenzen eine Fülle von Drittvariablen berücksichtigt werden müssen, stößt die vergleichende Analyse an ihre Grenzen“ (Esser 2004: 142). Genau so verhielte es sich mit einem Vergleich des arabischen und des deutschen Mediensystems, was schon bei einfachen Begrifflichkeiten deutlich wird. Hahn erwidert die Idee, arabisches Fernsehen lasse eine Öffentlichkeit in der arabischen Welt entstehen, mit dem Hinweis, dass sich der Begriff der „Öffentlichkeit“ gar nicht auf die arabische Welt übertragen lasse (vgl. Hahn 2008: 26). Öffentlichkeit entstehe nämlich durch einen kritisch-rationalen Diskurs. Doch sobald dieser die Sphäre des privaten Gesprächs verlasse und in eine Diskussion in den Massenmedien übergehe, werde dieser Diskurs für die arabische Bevölkerung bedeutungslos, er behindere dann sogar die Entstehung eines kritischen Dialogs in der Bevölkerung (Hahn 2008: 31). Weicht man auf die Systemtheorie aus, gibt es aber selbst in der arabischen Gesellschaft eine Öffentlichkeit. Doch weil die Systemtheorie sehr abstrakt bleibt und Personen ausblendet, geht damit ein Verlust an Detailtiefe, an charakteristischer Spezifität und kultureller Komplexität einher (vgl. Esser 2004: 142).

Außerdem kann die vergleichende Analyse dazu verführen, „die Varianz innerhalb der einzelnen Systeme zu unterschätzen“ (Esser 2004: 142), es droht die Vereinfachung (vgl. Kleinsteuber 2005: 279). Doch Kulturen sind „intern selten völlig homogen“ (Esser 2004: 142). Hahn stellt fest, „dass Heterogenität bislang offensichtlich das wichtigste Merkmal der globalen Medienlandschaft und damit auch der pan-arabischen Medien ist.“ (Hahn 2008: 31)

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Journalismus in den Golfstaaten
Hochschule
Technische Universität Dortmund  (Institut für Journalistik)
Veranstaltung
"Internationale Mediensysteme" im SS 2008
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V126569
ISBN (eBook)
9783640329335
ISBN (Buch)
9783640331185
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Journalismus, Golfstaaten
Arbeit zitieren
Christian Spöcker (Autor:in), 2008, Journalismus in den Golfstaaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126569

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