Erläutern und reflektieren Sie die Krisen- und Konfliktdynamiken unter der Lebenslage Armut im Übergang von der Schule in die Berufsausbildung/selbstständige Erwerbsarbeit


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

3. Einleitung

4. Untersuchungsgegenstand
4.1 Der Begriff Armut
4.2 Familie und Armut
4.3 Wohnung und Wohnraum
4.4 Berichte und Untersuchungen
4.5 Schulerfolg unter Armut
4.6 Übergang von der Schule in die Berufswelt

5. Fazit

6. Ausblick unter weiterführende Fragen

7. Eigene Stellungnahme

8. Literatur- und Quellenverzeichnis

3. Einleitung

„Arme Kinder können wahrscheinlich keine oder niedrige schulische Bil-dungszertifikate erwerben, die beim anschließenden Übergang vom Bil-dungssystem in den Arbeitsmarkt ein hohes Arbeitslosigkeitsrisiko bergen oder nur den Zugang zu beruflichen Positionen eröffnen, die niedrig ent-lohnt werden“ (Lange, Lauterbach, Becker, 2003, S.160).

Die Lebensbedingungen vieler Kinder und Jugendlicher haben sich ver-schlechtert und stellen die Heranwachsenden vor schwierige alltägliche Aufgaben. Oft führt Sozialisation unter Armut zu Multiproblemkonstella-tionen. Die Hausarbeit versucht, einige dieser Probleme differenziert und gezielt zu betrachten.

Der Zusammenhang zwischen Armut und Arbeitslosigkeit bzw. Jugendar-beitslosigkeit ist in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Pädagogik, Po-litik und Wirtschaft beschäftigen sich umfassend mit diesem Gegenstand.

Dabei ist zu konstatieren, dass die Forschung keine gemeinsame Ansicht darüber hat, wie Armut allgemeingültig definiert werden kann. Bernd Eggen unterstellt dem Begriff Armut eine Definitionsoffenheit (vgl. Eggen, 1998, S. 35). An dieser Stelle wird die Hausarbeit thematisch einsetzten. Ziel ist es, Armut in all seinen Facetten und anhand unterschiedlicher Ansichten zu definieren.

Der Kern der Arbeit befasst sich mit dem Thema „Übergang von der Schule in die Berufsausbildung bzw. Erwerbstätigkeit von Jugendlichen unter der Lebenslage Armut“. In Zusammenhang hiermit wird der Schulerfolg unter Armutsbedingungen näher betrachtet, erläutert und in Verknüpfung mit dem Fokus der Arbeit reflektiert. Das Spannungsverhältnis zwischen Bildung und Armut und die Frage nach der Chancengleichheit sind Teilaspekte die-ser Untersuchung. Kann die „Armuts-Bildungs-Spirale“ durchbrochen wer-den?

Anhand verschiedener Studien sollen das Anfangszitat und die damit ver-bundene These, dass Kinder und Jugendliche, die unter Armutsbedingungen aufwachsen, ein deutlich höheres Risiko zur Arbeitslosigkeit aufweisen, un-tersucht werden. Hierzu werden insbesondere der elfte und zwölfte Kinder-und Jugendbericht der Bundesregierung von 2002 und 2005, der dritte Ar-muts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2008, die PISA Stu-die und der zweite Nationale Bildungsbericht von 2008 zur Untersuchung herangezogen. Des Weiteren finden weitere kleinere Studien Eingang in die Arbeit.

Parallel zu dem Schwerpunkt der Arbeit sollen weitere Lebensabschnitte der Jugendlichen beleuchtet werden, die von der Lebenslage Armut betroffen sind. Zu diesen Abschnitten gehören insbesondere die Bereiche Familie und Wohnung bzw. Wohnraum.

Der Forschungsstand zu dem Thema „Übergang von der Schule in die Be-rufswelt“ kann als empirisch gesichert betrachtet werden. Diverse Studien wie die angesprochenen Kinder- und Jugendberichte, die Armuts- und Reichtumsberichte sowie die PISA Studie oder auch der zweite Nationale Bildungsbericht geben einen umfassenden Aufschluss über die integrative Phase in den Arbeitsmarkt. Auch der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. oder die UNICEF veröffentlichen umfassende Studien zu dem Thema Kinder- und Jugendarmut und der Integration auf dem Arbeitsmarkt. Ferner beleuchten diverse Einzelarbeiten und Zeitschriftenaufsätze die Dynamiken der Berufsausbildungs- und Arbeitsmarktintegration.

4. Untersuchungsgegenstand

Die Arbeit grenzt das Thema gezielt ein und lässt gewisse Aspekte außer Acht. So wird beispielsweise das Thema Migration bzw. Migrationshinterg-rund nicht gesondert aufgeschlüsselt. Des Weiteren werden bildungspoliti-sche Konzepte zur Bekämpfung und Prävention der geschilderten Problema-tik nicht mit in die Arbeit einbezogen. Ziel ist es, eine umfassende Be-standsaufnahme zu kreieren und die Problematik des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit zu beleuchten. Dabei steht der Zusammenhang zwischen Schulerfolg unter Armut und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

4.1 Der Begriff „Armut“

Der Begriff „Armut“ unterliegt einer komplexen Struktur. Es gibt keinen von der Forschung anerkannten allgemeingültigen und richtigen Armutsbe-griff. Unterschiedliche begriffliche Konzepte helfen jedoch, das Problem Armut zu analysieren und darzustellen (vgl. Brodersen, 1994, S. 23).

Ein Phänomen, das prägend und charakteristisch für den modernen Armuts-begriff ist, ist die Infantilisierung der Armut. Gemeint ist damit die Ver-schiebung der Armut von den Älteren zu den Kindern und Jugendlichen. (vgl. Butterwegge, 2003, S.22). Ebenso kann von einer „Juvenisierung“ der Armut gesprochen werden (vgl. Opp, 1996, S.152). Die Statistik des dritten Armuts-und Reichtumsberichtes der Bundesregierung weist in diesem Zu-sammenhang für Jugendliche von 16 bis 24 Jahren im Jahr 2005 ein Ein-kommensarmutsrisiko von 28% auf. Hingegen liegt das Einkommensar-mutsrisiko der 50 bis 64jährigen bei 14% (vgl. 3. Armuts- und Reichtums-bericht der Bundesregierung, 2008, S. 294). Auch der zwölfte Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung bestätigt den kontinuierlichen Anstieg der Kinder- und Jugendarmut. Im Zeitraum von 1983 bis 2003 stieg die Zahl der unter Armutsbedingungen lebenden Kinder zwischen 5 und 10 Jahren von 14,8% auf 22,8%. Die Zahl der marginalisierten Jugendlichen zwischen 10 und 15 Jahren stieg von 13% auf 20,4% und die der 15 bis 20jährigen von 12,4% auf 19,4% (vgl. 12. Kinder- und Jugendbericht, 2005, S.78).

Armut hat nicht nur zugenommen, sondern sich auch bezüglich der von ihr erfassten Gruppen strukturell verändert. Marktorientiert gesprochen kann von einem Wandel hin zu einer jüngeren Zielgruppe gesprochen werden. Armut ist deutlich verjüngt.

Armutsdefinitionen kombinieren oft die Aspekte von Lebenslage, Lebens-lauf und Lebensstil. „ Arm zu bezeichnen sind (...) diejenigen Kinder, die in einer Familie leben, in der das Haushaltsnettoeinkommen weniger als 50% des Medians aller jährlich berechneten Haushaltsnettoäquivalenzeinkom-men beträgt“ (Mansel, 1998, S.118). Diese anhand der Standards der OECD formulierte Definition von Armut ist fokussiert auf den alleinigen Bezug zum Einkommen. Die Definition des EG-Ministerrates vom 19.12.1984 wo-nach „(...)Einzelpersonen, Familien und Personengruppen dann als arm zu bezeichnen sind, wenn sie über so geringe materielle, kulturelle und soziale Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind“, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist, ist viel-schichtiger (Butterwegge, 2003, S.17). Diese Definition beschränkt sich nicht ausschließlich auf die Komponente Einkommen, sondern bezieht sich auch auf kulturelle und soziale Lebensaspekte. Bereits diese beiden Defini-tionen zeigen die Vielfältigkeit des Armutsbegriffes.

Der Armutsbegriff kann in die Definitionsstränge „absolute Armut“ und „re­lative Armut“ gespalten werden.

Absolute Armut meint das Unterschreiten eines absolut gesetzten Existenz-minimums. Das Verständnis von Armut liegt in diesem Ansatz auf der Ge-fährdung der physischen Existenz durch Unterversorgung mit dem Lebens-notwendigen. Die Befriedigung kultureller und sozialer Bedürfnisse kann nicht sichergestellt werden (vgl. Schmolling, 1994, S.10-11).

Die relative Armutsauffassung liegt in dem Verständnis von Armut als ge-sellschaftlicher Benachteiligung. Sie beinhaltet Aspekte der Ungleichheit und muss in Beziehung zur Situation einer bestimmten Gesellschaft zu ei-nem bestimmten Zeitpunkt gesehen werden. Relative Armut beinhaltet das starke Zurückbleiben hinter durchschnittlichen Lebensverhältnissen (vgl. Schmolling, 1994, S.11-13). Anders formuliert meint relative Armut einer-seits die Sicherung des physischen Existenzminimums und andererseits die Unterschreitung des soziokulturellen Existenzminimums. Relative Armut ist in diesem Zusammenhang eine Gefährdung der Menschenwürde (vgl. Eg-gen, 1998, S.18).

Auch zwischen „objektiver Armut“ und „subjektiver Armut“ kann bei der Thematik des Phänomens Armut unterschieden werden.

Objektive Armut meint den Ausschluss von wichtigen Ressourcenbereichen wie Arbeit, Wohnung und Bildung. Hingegen bezeichnet subjektive Armut den Umgang mit der gesellschaftlichen Ausgangslage, ihrer Interpretation und die daraus resultierenden Möglichkeiten, diese Situation zu verarbeiten (vgl. Kindheit und Armut, 1993, S.11).

Unter „verdeckter Armut“ werden die Personen geführt, die wegen der Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen unter dem staatlichen Exis-tenzminimum leben (vgl. Mansel, 1998, S. 22).

Armut ist eine Ausprägung sozialer Ungleichheit. Der Begriff Armut unter-liegt einer massiven Dynamik, Vielfalt und Relativität, so dass eine allge-meingültige Definition kaum möglich erscheint. Die verschiedenen Facetten bestätigen dies. Mehrdimensionale Armutsdefinitionen verweisen auf die Ungleichheit der Lebensbedingungen und auf die Ausgrenzung von einem als Minimum akzeptierten Lebensstandard. Einkommen, Wohnraumversor-gung, Bildungsabschlüsse, soziale Kontakte und Gesundheit spielen bei der Armutsmessung mit (vgl. 11. Kinder- und Jugendbericht, 2002, S.138).

Armut bedeutet und beinhaltet Perspektivlosigkeit, Suchtprobleme, Bruch des familialen Systems und delinquentes Verhalten von Kindern und Ju-gendlichen mit dem Ergebnis, dass diese Erziehungs- und Entwicklungs-muster sich in den nächsten Generationen wiederholen. Die Folge sind Mul-tiproblemkonstellationen (vgl. Kindheit und Armut. 1993, S.28).

4.2 Familie und Armut

Das System Familie schafft es häufig nicht mehr, ihren Aufgaben wie Für-sorge, Erziehung, Schutz oder auch Bildungsförderung nachzukommen. Das liegt nicht zuletzt an der strukturellen Veränderung dieser Sozialisationsin-stanz. Die Erosion der traditionellen Kernfamilie, bestehend aus Ehefrau, Ehemann und leiblichen Kindern, trägt dazu bei, dass sie nur eine Familien-form unter anderen ist. Familienformen, wie die Ein-Eltern-Familie oder auch die Stieffamilie sind deutlich präsenter als früher (vgl. Hans, 2001, S.291-298).

Besonders Alleinerziehende Familienkonstellationen und Familien mit meh-reren Kindern sind von Armut betroffen. Der dritte Armuts- und Reich-tumsbericht konstatiert in diesem Zusammenhang für Alleinerziehende mit Kind(ern) 2005 ein Einkommensarmutsrisiko von 35%. Hingegen weisen zwei Erwachsene mit Kindern ein Einkommensarmutsrisiko von 19% auf (vgl. dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008, S.294).

Bereits 1998 wurde statistisch belegt, dass Alleinerziehende unter einem er-höhten Armutsrisiko stehen. 15, 2% der Alleinerziehenden mit einem Kind, 22,6% mit zwei Kindern und 34% mit drei oder mehr Kindern sind von So-zialhilfe abhängig (vgl. Butterwegge, 2003, S.23). Mit steigender Kinder-zahl nimmt die Armutsquote bei Familien und Alleinerziehenden weiter zu. Dies gilt für Einkommensarmut, Wohnraumversorgung, Bildung und Aus-bildung, Gesundheit, soziale und auch kulturelle Angebote (vgl. 11. Kinder-und Jugendbericht, 2002, S.45). Auch der zwölfte Kinder- und Jugendbe-richt bestätigt die prekäre Situation Alleinerziehender. Dabei konstatiert er zusätzlich, dass je jünger das Kind ist, desto prekärer ist auch die finanzielle Situation (vgl. 12. Kinder- und Jugendbericht, 2005, S.76).

Die Familie hat einen entscheidenden Einfluss auf die schulische und beruf-liche Entwicklung des Kindes bzw. des Heranwachsenden. Sie ist ein grund-legender und bedeutsamer Ort der Vermittlung von Bildung und der wich-tigste Ort, die Bereitschaft und Fähigkeit zu lebenslangem Lernen bei Kin-dern anzulegen. Die familiale Lebenswelt ist eine basale Bildungswelt von Kindern und Jugendlichen. Heranwachsende aus Familien mit niedrigem Bildungshintergrund erörtern beispielsweise seltener Unterrichtsthemen mit ihren Eltern (vgl. 12. Kinder- und Jugendbericht, 2005, S.199). Eine bil-dungsorientierte Förderung findet nicht statt.

Jugendliche aus Familien mit geringen ökonomischen, kulturellen und so-zialen Ressourcen sind in mehrfacher Weise benachteiligt. Sowohl ihre Chancen auf eine erfolgreiche schulische Bildung als auch der Zugang und die Möglichkeit zum außerschulischen Bildungserwerb (Vereine, Verbände, Medien, etc.) sind massiv eingeschränkt und beeinträchtigt (vgl. 12. Kinder-und Jugendbericht, 2005, S.31).

4.3 Wohnung

„Eine ausreichende Wohnraumversorgung ist eine unabdingbare Voraus-setzung für Selbstverwirklichung, Lebensglück und Wohlbefinden“ (Broder-sen, 1994, S.161-162).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Erläutern und reflektieren Sie die Krisen- und Konfliktdynamiken unter der Lebenslage Armut im Übergang von der Schule in die Berufsausbildung/selbstständige Erwerbsarbeit
Hochschule
Universität Hamburg  (Fachbereich Erziehungswissenschaft/Sonderpädagoigk)
Veranstaltung
Krisen- und Konfliktdynamiken bei Kinder- und Jugendlichen unter der Lebenslage Armut
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V126140
ISBN (eBook)
9783640315130
ISBN (Buch)
9783640318520
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erläutern, Krisen-, Konfliktdynamiken, Lebenslage, Armut, Schule, Berufsausbildung/selbstständige, Erwerbsarbeit
Arbeit zitieren
Fabio Priano (Autor:in), 2008, Erläutern und reflektieren Sie die Krisen- und Konfliktdynamiken unter der Lebenslage Armut im Übergang von der Schule in die Berufsausbildung/selbstständige Erwerbsarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126140

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