Politische Motive im Frühwerk von Maria Kyrtzaki


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Maria Kyrtzaki
1.2 Die Generation von 1970
1.3 Die Zeit der Entstehung der Gedichte
1.4 Verwendete Bilder
1.4.1 Biblische Bilder
1.4.2 Märchenbilder
1.4.3 Blut

2. Das Werk
2.1 ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ
2.1.1 Η ΑΝΙΧΝΕΥΣΗ
2.1.2 ΑΠΟΠΕΙΡΑ ΕΞΟΔΟΥ Ι.
2.1.3 ΑΠΟΠΕΙΡΑ ΕΞΟΔΟΥ ΙΙ.
2.2 Ο ΚΥΚΛΟΣ
2.3 Η ΕΤΑΖΕΡΑ
2.4 ΔΕΚΑ ΜΙΚΡΑ ΠΟΙΗΜΑΤΑ

3. Schluss

4. Bibliographie

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Zyklen ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ (erschienen 1973), Ο ΚΥΚΛΟΣ (1976), Η ΕΤΑΖΕΡΑ (1978) und ΔΕΚΑ ΜΙΚΡΑ ΠΟΙΗΜΑΤΑ (1981) von Maria Kyrtzaki und den politischen Elementen, die sich in diesen Gedichten finden.

1.1 Maria Kyrtzaki

Maria Kyrtzaki wurde 1948 in Kavala geboren. Sie studierte Byzantinistik und neugriechische Philologie in Thessaloniki. Seit 1973 lebt sie in Athen, wo sie an verschiedenen Sprachschulen und Schauspielschulen unterrichtet. Ferner arbeitete sie bis vor wenigen Jahren beim Rundfunk, wo sie in Portraitsendungen bekanntere und unbekanntere Personen präsentierte. Ihren ersten Gedichtszyklus ΣΙΩΠΗΛΕΣ ΚΡΑΥΓΕΣ, der 1966 erschien, wird von der Kritik und von Maria Kyrtzaki selbst als unreif betrachtet und, wie Αθηνά Βογιατζόγλου betont als pubertäre Sammlung "halbverleugnet"[1]. Ihren literarischen Durchbruch schafft sie mit der Veröffentlichung des Zyklus ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ im Jahre 1973.

1.2 Die Generation von 1970

Das lyrische Werk Maria Kyrtzakis wird der Generation von 1970 zugerechnet. Αλέξης Ζήρας weist in der Einleitung von Γενιά του ’70[2], herausgegeben von Δημήτρης Αλεξίου darauf hin, dass

Bereits 1965 – 1966 eine große Gruppe junger Dichter in der griechischen Literatur in Erscheinung trat, welche in den folgenden Jahren kompakter und leichter zu erkennen wurden (…). Der Geist jener Gruppe, der in der ersten Phase ihres Auftretens herrscht, ist von großer Bedeutung, da die Themen, die Sprache, wie auch ihrer Ausdrucksform von einem ständigen, ja täglichen Austausch zeugt. Die starke politische Spannung der 60er-Jahre und die gewaltsamen Staatsumbrüche die darauf folgten und 1967 in der Errichtung der Militärregimes mündeten, mussten thematisch schlechte Auswirkungen haben (…) trugen jedoch zur Annäherung untereinander bei und darüber hinaus zur Schaffung einer Atmosphäre von Mitleid, gemeinsamer Problematik und parallel dazu der Suche auf dem Gebiet der Kunst und der Literatur.[3]

Obwohl der Schreibstil der jungen Dichter in den ersten Jahren ihres Auftretens viele gemeinsame Elemente aufwies, da sie an öffentlichen und privaten Lesungen teilnahmen und sich so gegenseitig beeinflussten, so war doch in den ersten Jahren nach 1970 eine beginnende Individualisierung ihrer Werke zu beobachten und ein Stelle, an dem ihre Stimme leicht erkennbar wurde.[4]

Speziell auf dieser intertextuellen Beziehung der jüngeren Poesie, denke ich dass nichts Neues beitrage, wenn ich sage, dass die Dichtung von 1970 seit ihrem ersten Auftreten in sich einen hinsichtlich Sprache, Stil und Kunst vielgestaltigen Körper vereint, der vermutlich die intensivste und verbreiteteste Spannung aller dichterischen Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enthält.[5]

Diese Einleitung steht unter dem Titel Von der Sprache des Zorns zur traumatischen Sprache, Dichter und Dichtung nach 1970 und bringt hiermit die Charakterisierung der Dichtung der Generation von 1970 auf einen Nenner.

Den Bezug Maria Kyrtzakis zur Generation von 1790 kommentiert ihr Kritiker und ehemaliger Dozent, Γ. Π. Σαββίδης mit den Worten

dass er in dieser„verkrüppelten“ bzw. „verhinderten“ Generation nicht viele Dichter sieht, die ihre verbale Verantwortung derart tief spüren wie Maria Kyrtzaki.[6]

1.3 Die Zeit der Entstehung der Gedichte

Entstanden sind diese Gedichtszyklen unter dem Einfluss der Militärdiktatur in Griechenland die am Morgen des 21. April 1967 nach einem Putsch des Militärs begann und bis zum 24. Juli 1974 dauerte. In vielen Gedichten erscheinen Elemente, wie Angst, Willkür, Zensur, Verhör, Folter, die die Menschen in Griechenland in dieser Zeit in ihrem ganzen Ausmaß tagtäglich erlebten.

Der Kern der Aussage wird jedoch oft metaphorisch verschlüsselt, da in jener Zeit die Zensur sehr streng war.

1.4 Verwendete Bilder

1.4.1 Biblische Bilder

Zur Verschlüsselung werden Bilder aus verschiedenen Bereichen eingesetzt, die allgemein bekannt sind, wie z. B. aus der Bibel. Ein Beispiel dafür findet sich in dem Gedicht Όταν, in dem am Ende der letzte Vogel weggeflogen ist und den Ort an dem man trauern konnte mit sich nimmt. Dies steht im Gegensatz zum optimistischen Bild aus Bibel, in der ein Vogel am Ende der Sintflut einen Ölzweig mitbringt und somit die Hoffnung, auf ein neues Leben. Ebenfalls auf die Sintflut bezieht sich das Gedicht Το ουράνιο τόξο, der Regenbogen als Symbol des Bündnisses zwischen Gott und den Menschen, dass eine solche Sintflut nicht wieder stattfinden wird. Hierbei handelt es sich allerdings um ein persönliches, politisch nicht konnotiertes Gedicht. In den direkt aufeinander folgenden Gedichten Τώρα und Απάτη findet sich jeweils der Apfel, der dem Leben im Paradies ein jähes Ende bereitet. In ersterem Gedicht wird er gepflückt. Im zweiten gibt das lyrische Ich einer zweiten Person Singular einen Apfel, damit jene Person redet.

In Ψάχνοντας ακόμη werden die Werke Gottes erwähnt. Das lyrische Ich denkt an den Frühling einer zweiten Person Singular und deren Unterschlupf und ferner auch an die Werke Gottes.

1.4.2 Märchenbilder

Aber auch Märchenbilder sind zu finden. So z. B. im Gedicht Εθισμός, das davon handelt, wie sich jemand seines schlechten Gewissens entledigt und anschließend versucht, ein ruhiges und geregeltes Leben zu führen. Allerdings holt ihn die Realität wieder ein, denn in den letzten beiden Zeilen, die deutlich vom restlichen Textkörper abgesetzt sind heißt es, komplett konträr zum Wortlaut im tatsächlichen Märchen:

«Μόνο που δεν έζησαν όλοι καλά

Και μείς δεν ζήσαμε καλύτερα»

Viele märchenhafte Elemente finden sich im Gedicht Το Τσίρκο. Da geht es um Zerrspiegel, um Drachen, Hexen und um Feen, die Blut in Rubinen verwandeln und Keller in Gärten. Doch mit der schönen Illusion wird schnell aufgeräumt, denn

«Κι εσύ δεν πιστεύες πιά στα παραμύθια

και καλά κάνεις»

und so haben die Drachen brennende Innereien, die Hexen sind böse und mit Krallen ausgestattet, die Feen können das Blut nicht verwandeln und die Drähte, die einem als Sicherheitsnetz angeboten werden, dienen dazu, ins Fleisch einzuschneiden und zu ersticken. Derweil sitzt das Publikum zufrieden mit den Tickets in der Hand in den Zuschauerrängen und genießt die Vorstellung.

1.4.3 Blut

Die beklemmende Atmosphäre, die zur Zeit der Militärdiktatur in Griechenland herrschte, wird in den meisten Gedichten sehr stark spürbar. Oft fließt dabei auch Blut, wie in den Gedichten Όταν, wo das Blut in Konserven verpackt beliebig im Supermarkt gehandelt wird. Blut ist hier Sinnbild des Lebens. Es findet hier eine Einteilung von Blut/Leben in zwei Klassen statt. Es ist lediglich Handelsware bar jeglicher Individualität.

Auch in der Ανίχνευση fließt Blut, allerdings aufgrund einer gewaltsamen Begegnung zweier Menschen und nicht wegen einer durch ein Regime angeordnete Maßnahme.

Im Κύκλος geht es ebenfalls um Blut, hier zirkuliert das Blut zwar in seinem Kreislauf, dieser Kreislauf ist aber nicht ruhig und regelmäßig

«Γιατί το αίμα σε άνισα διαστήματα σταμάτησε Η κυκλοφορία του αίματος λέω»

Die Zirkulation des Blutes wird hier auf die Zirkulation des Straßenverkehrs und in metaphorischem Sinne auch auf das Leben übertragen

«Η κυκλοφορία πεζών και τροχοφόροων»

Auch im folgenden Gedicht Ας μιλήσουμε fließt Blut, hier vermutlich nach einem Suizid, der nicht sofort geglückt ist. Das lyrische Ich hat noch Hoffnung auf Rettung und eine Wiedergutmachung der verpassten Gelegenheiten, auf die Möglichkeit, gemeinsam die positiven Seiten zu sehen. Letztlich erliegt er jedoch seinen Verletzungen

«Και το άιμα.

Παντού»

Ferner fließt Blut im schon oben erwähnten Gedicht Το Τσίρκο , wenn man nämlich in die „Sicherheitsnetz“ genannten Stahldrähte fällt, die sich in das Fleisch einschneiden. Und es wird, wie schon weiter oben aufgeführt, mit dem Märchen aufgeräumt, dass die Feen dieses Blut in Rubinen verwandeln könnten.

Diese Elemente werden uns immer wieder begegnen, dazu kommen später auch noch Elemente aus der Odyssee dazu.

2. Das Werk

2.1 ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ

2.1.1 Η ΑΝΙΧΝΕΥΣΗ

Der Zyklus ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ, der 1973 erschienen ist besteht aus zwei Teilen, nämlich der ΑΝΙΧΝΕΥΣΗ aus den Jahren 1968 - 1971 und der ΑΠΟΠΕΙΡΑ ΕΞΟΔΟΥ, welche in einem wesentlich kürzeren Zeitraum, nämlich zwischen dem 28. April und dem 24. Juni 1970 entstand und sich wiederum aus zwei Teilen zusammensetzt. Im Gegensatz zur ΑΝΙΧΝΕΥΣΗ , in der jedes Gedicht einen Titel hat, sind die Gedichte in der ΑΠΟΠΕΙΡΑ ΕΞΟΔΟΥ nummeriert.

Auf die Gedichte Ερωτικό , Ανίχνευση , Το ουράνιο τόξο , Επέτειος und Ψάχνοντας ακόμη wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen, da hier keine politischen Konnotationen erkennbar sind.

Auf die Stimmung, die während der Militärdiktatur in Griechenland herrschte, gibt es in diesem ersten Teil von ΟΙ ΛΕΞΕΙΣ sehr viele Anspielungen. Im Gedicht Όταν spielt Maria Kyrtzaki mit dem Bild des Meeres auf Griechenland an. In seinem Inneren schwimmen die Fische Die Oberfläche, die Front ist jedoch beladen mit Algen, Seetang. Zu viele Algen können den Fischbestand ersticken lassen, da dann zuwenig Sauerstoff vorhanden ist. Die Fische «κυκλοφορούν», das heißt sie zirkulieren, wie das Blut in Κύκλος. Es geht hier nicht um leben sondern um das bloße Vorhandensein und Funktionieren.

[...]


[1] Αθηνά Βογιατζόγλου, ... και που μας έσπειρες και δεν μας ελυπήθης. Μαρία Κυρτζάκη: Η περιπέτεια του ποιητικού "εγώ", in: Νέα Εστία, Heft 1791 (2006), S. 82

[2] Δημήτρης Αλεξίου (Hrsg.), Γενιά του ‘70. Εργοβιογραφία των ποιητών. Βασική κριτικογραφία. Αποσπάσματα από κριτικές. Ανθολόγηση ποιμάτων. Εισαγωγή: Αλέξης Ζήρας, Αθήνα (Όμβρος) 2001

[3] - ders. S. 9

[4] - ders. S. 19

[5] - ders. S. 10

[6] Γ. Π. Σαββίδης Η πάλη με τις λέξεις, in Το Βημα της Κυριακής vom 15.07.1973

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Politische Motive im Frühwerk von Maria Kyrtzaki
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Fachbereich für allgemeine Sprach- und Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Maria Kyrtzaki und die Generation von 1970
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V125841
ISBN (eBook)
9783640313617
ISBN (Buch)
9783640317363
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Text enthält auch einige griechische Elemente, da es um die Werke einer griechischen Lyrikerin geht.
Schlagworte
Politische, Motive, Frühwerk, Maria, Kyrtzaki
Arbeit zitieren
Sibylle Heising (Autor:in), 2008, Politische Motive im Frühwerk von Maria Kyrtzaki, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125841

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