Von Heidegger bis Mertesacker

Familiennamen nach der Wohnstätte in natürlicher Landschaft von Gelände, Feld und Boden


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mentalitätsgeschichtliche & historische Voraussetzungen

3. Namenkategorisierung
3.1 Ebene Landschaft
3.2 Bodenerhebungen
3.3 Bodenvertiefungen
3.4 Bodenbeschaffenheit
3.5 Äcker, Felder, Wiesen

4. Ergebnisbündelung und Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Anhang
Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

Auf den ersten Blick haben der Philosoph Martin Heidegger, der Fußballspieler Per Mertesacker, die Moderatoren Axel Bulthaupt und Matthias Opdenhövel, und die Künstlerin Hannah Höch nur schwerlich etwas gemeinsam. Dagegen würde man bei Personen mit den Familiennamen Wiese, von der Aue, Talmann, Hügler und Ockenfeld schon eher eine Beziehung zumindest hinsichtlich der vermeidlichen Herkunft ihrer Namen aus Landschaftsbegriffen bestätigen. Und dennoch haben einige Familiennamen mehr gemeinsam als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet.

Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Überblick über die Herkunft der Familiennahmen nach der Wohnstätte von Gelände, Feld und Boden gegeben werden. Dabei wird zunächst auf mentalitätsgeschichtliche und historische Voraussetzungen einzugehen sein und hier speziell auf relevante Besonderheiten der mittelalterlichen Kultur und Natur für die Bildung der Familiennamen. An diese Vorbetrachtung schließt sich eine Darlegung des aus der Recherche gewonnenen Namenmaterials an. Um eine bessere Übersicht zu ermöglichen, wurden deshalb Unterkategorien gebildet. Hierbei wurde die Einteilung nach Ebener Landschaft; Bodenerhebungen; Bodenvertiefungen; Bodenbeschaffenheit und Äcker, Felder, Wiesen vorgenommen. An die einzelnen Erläuterungen des Hauptteils schließt sich eine Ergebnisbündelung und Schlussbetrachtung an, die noch einmal die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasst.

2. Mentalitätsgeschichtliche & historische Voraussetzungen

Die Entwicklung der Bevölkerung und des Siedlungsraumes im sogenannten Mittelalter lässt sich nicht als homogen darstellen, dennoch können einige allgemeine Bemerkungen vorangestellt werden, bevor eine genauere Aufschlüsselung nach Abschnitten des Mittelalters vorgenommen wird.

Das Leben während der Entstehung der Familiennamen zeigte sich geprägt durch ein Wechselverhältnis von natürlicher Umwelt und Eingriff in die Natur durch den Menschen. Der Lebensraum und somit das jeweilige Siedlungsgebiet blieben lange Zeit abhängig von der landschaftlichen Gestaltung und der Anzahl der Bewohnenden, sodass eine allgemeine Gebundenheit an den Lebensraum sowie ein recht begrenzter Erlebnishorizont als charakteristisch herausgestellt werden können. Im frühen Mittelalter blieben weite Gebiete dünn besiedelt. Es herrschte zunächst eine Konzentration auf große Städte vor, in denen der Handel und die Versorgung gewährleistet waren. Diese lagen vorzugsweise an Küstengebieten oder Flusstälern sowie in fruchtbaren Ebenen. Im deutschsprachigen Gebiet zählten dazu vor allem der Niederrhein, Niedersachsen, die Rhein-Main-Tiefebene, der Oberrhein, Täler des Mittelrheins, Gebiete um Mosel, Lahn, Neckar und Main sowie das Weserbergland und die Schwäbische Alb. Dem entgegen kaum bis gar nicht besiedelt galten die Geest-, Marsch- und Moorgebiete im Norden, die höheren Mittelgebirge und die Berglandschaften im Süden. Die großen siedlungsfreien Gebiete erklären sich hauptsächlich aus den unzugänglichen und bis dahin unüberwindbaren Wäldern, die als natürliche Barrieren dienten und somit eine Einschränkung durch die natürliche Landschaft darstellten. Im achten und neunten Jahrhundert kam es aufgrund einer hohen Bevölkerungszunahme und infolge von technischen Verbesserungen zur fortschreitenden Kultivierung der Moore und einer damit verbundenen Eindeichungen. Weiterhin wurden höhere Gebirgslagen erschlossen und die Wälder zunehmend gerodet. Der Mensch versuchte durch sein stetiges Eingreifen in die Natur deren Gefahren, unter Zuhilfenahme neuer technischer Vorraussetzungen, zu minimieren. Bis zum 14. Jahrhundert verdoppelte sich die Bevölkerung mehrfach, sodass neue Siedlungsgebiete erschlossen werden mussten. Infolgedessen kam es im zwölften und 13. Jahrhundert zur deutschen Ostkolonisation bei der zahlreiche slawische Gebiete eingedeutscht wurden. Aufgrund solcher Siedlungsbemühungen wuchsen die einzelnen Dörfer enger zusammen und der Kontakt unter diesen wurde notwendig aber auch einfacher. Das gesamte Siedlungsnetz zeigte sich danach engmaschiger. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam es, bedingt durch eine Pestepidemie, zu einem Rückgang der Bevölkerung um bis zu fünfzig Prozent. Aufgrund dieser Entwicklung dehnten sich auch die Wälder als natürliche Barrieren wieder aus. Trotz großer Siedlungsbewegungen vor dem 14. Jahrhundert blieb der geographische Einblick des Einzelnen begrenzt. Reisen wurden nur selten und von wenigen unternommen, erst mit dem Ausbau des Straßennetzes steigerte sich die Mobilität der Menschen. Der Großteil der Bevölkerung blieb auf den Lebensraum Dorf beschränkt und unterhielt nur einen gelegentlichen Kontakt zu den Nachbarorten. Auch der Umstand der geringen Lebenserwartung von 25 bis 32 Jahre spielt hier eine wichtige Rolle.[1]

Als Resümee zu mentalitätsgeschichtlichen und historischen Voraussetzungen der Familiennamengebung lassen sich demnach folgende Punkte formulieren: Der Mensch war im Mittelalter noch stark von den Gegebenheiten der Natur abhängig. Der Einzelne blieb im Wesentlichen an seinen Lebensraum gebunden. Durch diesen Umstand ergab sich eine Funktionalisierung der unmittelbaren Umgebung nach den eigenen Interessen, Zielen und Bedürfnissen sowie dem Lebensstil, die maßgeblich den Aufbau und die Anordnung innerhalb von Dörfern und Städten bestimmten. Obwohl ein hohes Bestreben erkennbar war, die einzelnen Räume gegeneinander abzugrenzen, so muss verdeutlicht werden, dass das mittelalterliche Leben auf ein Gemeinschaftsleben ausgerichtet war.[2] Zu ergänzen ist das Verständnis von Grundbesitz im Mittelalter. Erwähnt werden muss hier, dass Haus und Grundbesitz nicht gleichgesetzt werden können. Denn während das Haus bereits im frühen Mittelalter ummauert und eingezäunt wurde, konnte der Grundbesitz durchaus nah oder fern zum Haus liegen und blieb weitestgehend nicht begrenzt.[3] Weiterhin ist anzumerken, dass die Bauern im zwölften Jahrhundert rund um das Dorf eine zunehmende Kulturlandschaft schufen, indem sie dieses gliederten, bebauten und bewohnten und gegen die natürliche Landschaft abgrenzten. Keinesfalls aber wurde die Natur als ästhetischer Landschaftsgenuss begriffen, sondern ausschließlich ihre Funktionalisierung und Nutzbarmachung nach den eigenen Bedürfnissen stand im Mittelpunkt.[4]

3. Namenkategorisierung

Im nachfolgenden Kapitel wird das gewonnene Namenmaterial ausgewertet. Bei der Darstellung wird sowohl auf die im vorangestellten Punkt herausgearbeiteten Bedingungen, als auch auf hier folgende Vorbemerkungen einzugehen sein. Die Beurteilung der Familiennamen wird dabei exemplarisch erfolgen. Eine vorgenommene Untergliederung nach Ebener Landschaft; Bodenerhebungen; Bodenvertiefungen; Bodenbeschaffenheit und Äcker, Felder, Wiesen kommt der Darstellung und Argumentationsführung entgegen.

Im Gegensatz zu Familiennamen nach der Herkunft, bei welchen der Herkunftsort bzw. -raum benannt wird aus dem eine Person stammt, geben solche nach der Wohnstätte die Stelle an, an der ein Einheimischer wohnt. Der Wohnsitz der Person innerhalb des Dorfes bzw. der Stadt ist folglich namensgebend. Ausgangspunkt der Benennung sind zumeist Flurnamen sowie die Oberflächengestalt der umliegenden Landschaft. Verdeutlicht wird der Zusammenhang aller hier bisher angeführten Komponenten anhand der Abbildung 1.[5] Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Flurnamen als Ausgangspunkt für Familiennamen

[...]


[1] vgl. Goetz, 1987, S. 21-29.

[2] vgl. ebd., S. 242-244.

[3] vgl. Borst, 1973, S. 178.

[4] vgl. ebd., S. 212.

[5] Abbildung entnommen aus: Kunze, 1998, S. 94.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Von Heidegger bis Mertesacker
Untertitel
Familiennamen nach der Wohnstätte in natürlicher Landschaft von Gelände, Feld und Boden
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Geschichte der Namen
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V125783
ISBN (eBook)
9783640313310
ISBN (Buch)
9783640317127
Dateigröße
3289 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Enthält aus technischen Gründen zwei Leerseiten.
Schlagworte
Heidegger, Mertesacker, Familiennamen, Wohnstätte, Landschaft, Gelände, Feld, Boden
Arbeit zitieren
Kathleen Grünert (Autor:in), 2008, Von Heidegger bis Mertesacker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125783

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