Aggression und Gewalt im Feld der sozialen Arbeit und im alltäglichen Leben


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Definition relevanter Begriffe

2. Symptome/Verbreitung

3. Ätiologie
3.1 Psychoanalytische Triebtheorien
3.2 Lerntheoretische Ansätze
3.2.1 Klassisches Konditionieren
3.2.2 Operantes Konditionieren
3.2.3 Lernen am Modell
3.3 Frustrations-Aggressions-Hypothese
3.4 Interaktionalistischer Ansatz
3.5 Physiologische Grundlagen

4. Therapie
4.1 Umleitung der Aggression
4.2 Therapie aggressiver Kinder
4.2.1 Mediatorenkonzept
4.2.2 Vier Faktoren Modell
4.2.3 Problemlösungstraining
4.2.4 Empathietraining
4.2.4 Anwendung der sozial kognitiven Theorie in der Erziehung
4.3 Anwendung der sozial kognitiven Theorie in der Therapie
4.4 Umgang mit Aggressionen in helfenden Berufen
4.4.1 Risikoeinschätzung
4.2.2 Vermeidungsstrategien
4.4.3 Situation entschärfen/Flucht
4.4.4 Beitrag der Organisation

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

7. Erklärung nach § 31 Abs. 5 RaPo

Einleitung

Mit den Begriffen Aggression und Gewalt kann wohl jeder Mensch eigene Erfahrungen verbinden - unsere Welt ist voll von Aggressionen und Gewalt, sei es in körperlicher oder verbaler Form. Nicht nur die zunehmende Gewalt im alltäglichen Leben, sondern auch die Gewalt in den sozialen Berufen (gemeint sind sowohl Gewalt gegen Klienten als deren Gewalt, die gegen die Sozialarbeiter gerichtet ist) wird immer mehr zum Problem.

In der vorliegenden Arbeit soll erst auf die Definition relevanter Begriffe, danach auf die Symptome und die Verbreitung von Aggressionen und Gewalt, später auf die Theorien der Entstehung von Aggressionen/Gewalt und abschließend auf Möglichkeiten der Therapie oder der Reduktion aggressiven Verhaltens eingegangen werden. Den Schluß bildet eine Zusammenfassung aller in der Arbeit beschriebenen wesentlichen Punkte.

1.1 Definition relevanter Begriffe

In der Literatur finden sich etliche verschiedene Definitionen von Gewalt und Aggression. Teils wird in der gängigen Literatur auf eine Differenzierung von Gewalt und Aggression völlig verzichtet – teils neigen auch viele Autoren dazu, zwischen Aggression und Gewalt eine scharfe Grenze zu ziehen. Im Folgenden sollen einige verschiedene Definitionen vorgestellt werden:

„Aggression beim Menschen wird definiert als körperliches oder verbales Handeln, das mit der Absicht ausgeführt wird, zu verletzen oder zu zerstören. Gewalt ist Aggression in ihrer extremen und sozial nicht akzeptierten Form.“ (vgl. Zimbardo, 1995, S. 425)

Glynis M. Breakwell (1998) zieht einen Unterschied zwischen Selbstbehauptung, Aggression und Gewalt:

„Selbstbehauptung heißt, auf seinen Rechten oder Meinungen zu bestehen. Aggression wird als jede Form des Verhaltens definiert, die darauf angelegt ist, eine Person gegen ihren Willen zu schädigen oder zu verletzen. Gewalt ist als Handlung definiert, in der vorsätzlich versucht wird, jemandem körperlichen Schaden zuzufügen.“ (vgl. Breakwell, 1998, S. 19)

Nach Selg/Mees und Berg wird Aggression und Gewalt definiert:

„Als Aggression soll solches Verhalten bezeichnet werden, bei dem schädigende Reize gegen einen Organismus (oder ein Organismussurrogat) ausgeteilt werden. Eine Aggression kann offen (körperlich, verbal) oder verdeckt (phantasiert), sie kann positiv (von der Gesellschaft gebilligt) oder negativ (mißbilligt) sein. Unter Gewalt wird in erster Linie physische Gewalt verstanden.“ (vgl. Selg/Mees/Berg, 1996, S. 7-8)

Diese gehen jedoch noch einen Schritt weiter und geben Definitionen für Ärger, Wut, Zorn und Haß, Gefühle, die oft in unmittelbarem Zusammenhang mit Aggressionen/Gewalt auftreten:

Ärger kann als eine Klasse von untereinander ähnlichen, unlustbetonten emotionalen Reaktionen bezeichnet werden. Von Wut sprechen wir bei höheren Erregunsgraden sprechen. Zorn entsteht, wenn andere Personen wichtige Normen verletzen. Haß meint weniger eine kurzzeitige Gefühlsregung als vielmehr eine überdauernde intensive Einstellung gegen etwas oder gegen jemand, Haß zielt auf Vernichtung des Objekts.“ (vgl. Selg/Mees/Berg, 1996, S. 9-10)

Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um drei von zahllosen Ansätzen, Aggression/Gewalt zu definieren, wobei sich bei näherer Betrachtung jeder Version Unvereinbarkeiten ergeben – so wurde beispielsweise nicht berücksichtigt, daß Gewalt auch versehentlich ausgeübt werden kann, wie beispielsweise durch einen unbeabsichtigten Schlag. Die Definition von Zimbardo sollte wohl die gebräuchlichste und zutreffendste sein.

1. Symptome/Verbreitung

Es gibt viele Formen, in denen Aggressionen und Gewalt auftreten können. Körperliche Aggressionen bilden nur eine Möglichkeit. Beschimpfungen und Bedrohungen, die dem körperlichen Angriff meist vorausgehen, bilden sicherlich auch einen relevanten Aspekt. Die Form der Aggression hängt oft von der Situation, der physischen Stärke der Beteiligten und der Relevanz des Auslösers ab. Aggression und Gewalt richten sich vor allem gegen Menschen – manchmal jedoch auch gegen Gegenstände.

BUSS (1961) unterteilte die Aggression in ä ußerlich-formale (verbal, körperlich), verdeckte (phantasierte), direkte, indirekte, Einzel- und Gruppen-, Selbst- und Fremdaggressionen. Verbale Aggressionen äußern sich meist in Beschimpfungen und Drohungen. Körperliche Aggressionen führen meist zu Schmerzen oder Verletzungen beim Opfer. Verdeckte (phantasierte) Aggressionen können sich in Worten (Vorstellungen, Wünsche), in Zeichnungen, Mimik oder Pantomimik äußern. Die direkte Aggression ist unmittelbar gegen das Opfer gerichtet. Bei der indirekten Aggression ist das Opfer nicht in der unmittelbaren Umgebung (z. B. wird bei dem Lebenspartner schlecht über den Vorgesetzten gesprochen). Bei einer Einzelaggression sind nur Täter und Opfer beteiligt. Bei einer Gruppenaggression gibt es mehrere Beteiligte (so ist z. B. der Krieg eine Form der Gruppenaggression). Die Fremd- oder Selbstaggression („Autoaggression“) richtet sich gegen sich selbst (z. B. selbstverletzendes Verhalten).

Es wird jedoch noch eine weitere Unterteilung gemacht. Zu den Inhaltlich-motivationalen Aggressionen gehören: positive (legitim), negative (illegitim), expressive (wütende), instrumentelle, spontane, reaktive, spielerische und ernste Aggressionen. Zu den positiven Aggressionen können z. B. Handlungen von Soldaten gehören - diese werden von der Gesellschaft toleriert. Als negative Aggressionen werden solche verstanden, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden (wie z. B. Gewalt gegen Kinder). Expressive Aggression geschieht aus einem Affekt heraus, instrumentelle aus einem Kalkül. Spontane Aggressionen sind nicht provoziert, reaktive dagegen provoziert. Die Unterteilung in spielerische und ernste Aggressionen wird meist bei Kindern gemacht, wobei erstere z. B. das Schlagen von Puppen oder das Balgen unter Spielkameraden und letztere das ernste Raufen und Prügeln beinhalten.

Es gibt auch eine Reihe physiologischer Erscheinungen, die vor einer Aggression auftreten - vor allem Beschäftigte in sozialen Berufen aber auch Individuen im alltäglichen Leben sollten besonders auf diese achten, da so die Risikoeinschätzung von aggressiven Verhaltens verbessert werden kann. Im folgenden werden die physiologischen Vorboten aggressiven Verhaltens kurz geschildert (vgl. Breakwell, 1998, S. 55).

Bei Bedrohung wird - veranlaßt vom Hypothalamus – Adrenalin aus den Nebennieren in das Blut freigesetzt. Dies hat folgende Wirkungen: Glucose wird freigesetzt, um die Muskeln effizienter arbeiten zu lassen. Die Atmung wird beschleunigt, das Herz schlägt schneller, Blut wird vom Verdauungstrakt abgeleitet, um den Symptomen Übelkeit und trockenem Mund vorzubeugen. Es treten Hautveränderungen auf, Schwitzen kühlt den Körper, das Gesicht wird bleich und die Pupillen weiten sich.

Zur Verbreitung von Aggression und Gewalt kann folgendes gesagt werden: Im Prinzip kann und ist mit Sicherheit jeder bereits mit Aggression (wenn auch „nur“ in verbaler Form) konfrontiert werden/worden. Brauchbare Untersuchungen zu diesem Thema existieren hierzulande jedoch leider nicht. Es stehen allerdings einige Untersuchungen aus den USA zur Verfügung, aus denen sich ergibt, dass dort in 6 % aller Haushalte mindestens ein Familienmitglied schon einmal Opfer von Gewalt wurde – das sind ca. 5 Mio. Menschen (U.S. Department of Justice Bulletin, Juni 1983). 1974 betrug die Zahl der Tötungen in den USA ca. 20 000, in etwa jedem vierten Fall kam der Täter aus der Familie des Opfers.

Zur Aggressionshäufigkeit in sozialen Berufen gibt es ebenfalls wenige Untersuchungen. Diese sind oft nur in Bezug auf eine Berufsgruppe zu sehen. Teilweise bestehen auch Probleme, da den Forschungen verschiedene Arten der Definition von Aggression/Gewalt zugrunde liegt.

Einzelne Daten belegen daß jährlich eine/r von 200 Angestellten bei einem gewaltsamen Übergriff schwer verletzt wird. Eine/r von zehn Angestellten braucht Erste Hilfe und eine/r von zwanzig wird mit einem Gegenstand bedroht. Gegen eine/n von sechs werden mündliche Drohungen ausgesprochen. Die meisten schwereren Angriffe kommen in ambulanten psychiatrischen Einrichtungen vor (einer von vier Mitarbeitern berichtet von leichten Verletzungen nach einem Angriff). Bei den geriatrischen und stationär-psychiatrischen Kliniken ist das Verhältnis 1:5. Schwere Verletzungen sind im Gesundheitswesen doppelt so hoch wie z. B. im Baugewerbe und fünfmal so hoch wie im Handwerk.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Aggression und Gewalt im Feld der sozialen Arbeit und im alltäglichen Leben
Hochschule
Hochschule München  (FB Psychologie)
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V12562
ISBN (eBook)
9783638184168
ISBN (Buch)
9783640471966
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aggression Gewalt Psychatrie soziale Arbeit ambulant stationär Freud Zimbardo
Arbeit zitieren
Martina Köppl (Autor:in), 2001, Aggression und Gewalt im Feld der sozialen Arbeit und im alltäglichen Leben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12562

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