Die Entwicklung des Wappens der Firma und Familie Zanders, Bergisch Gladbach

Von der Hausmarke zum Warenzeichen


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Einleitung

1. Die Familie Zanders

2. Das Wappen der Familie Zanders
2.1. Blasonierung
2.2. Von der Hausmarke zum Wappen: Herkunft und Bedeutung der Wappenbestandteile
2.3. Exkurs: Bemerkungen zur Adelsfamilie Bachofen von Echt
2.4. Vom Wappen zur Firmenmarke: Das Wappen und seine Verwen- dungsformen

Resummée

Literatur

Anlagen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Holtmann, Johannes: Bergisches Wappenbuch bürgerlicher Familien, Barmen 1912, S. 273

Vorbemerkung

Ein Wappen stellt das Symbol einer Familie dar. Der Begriff WAPPEN leitet sich von WAFFEN her. Der Schild war – und ist eine Waffe. Ursprünglich waren Wappen Erkennungssymbole, um Freund und Feind unter der Rüstung besser unterscheiden zu können. Es ist eine verbreitete irrige Annahme, daß nur Adelige ein Wappen führen dürfen. Denn schon seit dem 13. Jahrhundert gaben sich mit zunehmendem Wohlstand Bürger, ab dem 14. Jahrhundert auch Bauern und Städte Wappen. Im 15. Jahrhundert nahmen immer mehr Bürgerliche ein Familienwappen an, ab da auch mit Helm und Helmzier. Die Annahme eines Wappens wurde in sog. Wappenbriefen bestätigt[1].

Bei der Wappenannahme ist zu beachten, daß Rechte Dritter nicht verletzt werden dürfen. Heraldisch bedeutet dies, dass sich ein neues Wappen klar von bisher existierenden abheben muß, um jede Verwechslung auszuschließen. Dies wird mittels einer Registrierung in einer Wappenrolle gewährleistet. Heraldiker prüfen bei einer Registrierung das eingereichte Wappen auf heraldische Korrektheit und möglicher Verwechslung mit bereits vorhandenen registrierten Wappen. Durch die Registrierung genießt das Wappen ferner den rechtlichen Schutz eines individuellen Bildzeichens gem. § 12 BGB Namensrecht[2]. Hierbei muss nachgewiesen werden, dass eine Person in der männlichen Stammesfolge tatsächlich zu dieser wappenführenden Familie gehört.

Gegenstand dieser Hausarbeit ist das Familienwappen der Familie Zanders. Aus Düsseldorf stammend, waren mehrere Generationen dieser protestantischen Familie - ab 1829 in Bergisch Gladbach – bedeutende Papierfabrikanten. Damit trugen sie in Bergisch Gladbach zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. Lange Zeit war die Firma

J. W. Zanders größter Arbeitgeber der Stadt. Durch die Papiermacherei entwickelte sich Bergisch Gladbach von einer dörflichen Siedlung hin zu einer Industriestadt. Die Familie Zanders hat die Stadt in vielerlei Hinsicht geprägt, mitgestaltet und vor allem auch kulturell bereichert und gefördert.

Einleitung

Bergisch Gladbach – unweit der Großstadt Köln am Rande des Bergischen Landes - ist Papiermacherstadt, und das schon seit Jahrhunderten. Durch diese heute ca. 110.000 Einwohner zählende Stadt floss früher ein kleines Flüsschen, Strunde genannt, die man als „fleißigsten Bach Deutschlands“ bezeichnete. An diesem kleinen Fluss reihten sich früher die Mühlen wie Perlen an einer Perlenkette. Von der Quelle bis zur Einmündung in den Rhein bei Mülheim waren es 40 Mühlen, mehr als 30 allein auf dem heutigen Gebiet der Stadt Bergisch Gladbach[3]. Neben Getreide-, Pleiß- und Fruchtmühlen gab es vor allem die Papiermühlen, die dem Ort Bergisch Gladbach zu einiger Berühmtheit und dieser eher ländlich geprägten Streusiedlung später zu vorindustriellem Aufschwung verhalf. Möglich war dies nicht zuletzt durch Geschick und Geschäftssinn der Papiermühlenbesitzer. Die Mühlen wurden nach dem Tode des Besitzers an die männlichen Nachkommen weiter vererbt und so widmeten sich ganze Familiengenerationen der Papierproduktion. Diese Familien hießen u.a. Fues, Schnabel, Poensgen und – Zanders.

Die Papierherstellung im Raum Bergisch Gladbach begann am 2. Juni 1582, als der reformierte Kölner Kaufmann Philipp von Fürth das Gladbacher Gut am Nabbenseifen erworb, um die dortige Pleißmühle zu einer Papiermühle umzunutzen[4].

Im März 1817 waren noch fünf Papiermühlen in Betrieb. Die größte unter ihnen war die Obere Dombach, die dem Papiermacher Gustav Müller gehörte, der auch die unweit gelegene Neue Dombach besaß. Waren lange Zeit die Papiermühlen in den festen Händen der Papiermacherfamilien Fues, Fauth und Müller, so zeichnete sich um 1820 erstmalig ein folgenreicher Generations- und Besitzerwechsel im Strundertal ab. Im September 1820 starb hochverschuldet Franz Heinrich Fauth. Sein Sohn Gottfried Fauth übernahm 1822 zusammen mit Johann Wilhelm Zanders die Schnabelsmühle seines Vaters. Zanders war zuvor schon Pächter der Kradepohlsmühle gewesen. Er gab Kapital, womit zusammen mit neuen Krediten alte Verbindlichkeiten der neuen Firma „Fauth und Zanders“ abgezahlt werden sollten. Allmählich erholte sich das Unternehmen von der Schuldenlast, doch dann starb im Februar 1829 plötzlich Gottfried Fauth. Johann Wilhelm Zanders übernahm daraufhin mit Notariatsvertrag vom 28. Juli 1829 den Fauth´schen Gesellschaftsanteil. In dieses Jahr fällt auch die Firmengründung der Firma Zanders. Doch zwei Jahre später verstarb auch Johann Wilhelm Zanders. Seine Witwe, Julie Zanders, übernahm die Mühle. Sie war die Tochter von Gustav Müller, der 1827 seine völlig überschuldete Dombach verkaufen musste[5].

1. Die Familie Zanders

Johann Wilhelm Zanders (1795-1831), der Firmengründer, stand eigentlich von Haus aus der Papierindustrie fern. Seine Vorfahren stammten aus Düsseldorf und waren Theologen, Juristen, Mediziner, Apotheker, Weinhändler und Kaufleute. Die Familie Zanders ist dort seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar[6]. Der Bruder des Großvaters von J. W. Zanders besaß den Titel eines kurfürstlichen Kommerzienrates[7]. Die Mutter von J. W. Zanders entstammte einem vornehmen Düsseldorfer Handelshaus, sein Vater und Großvater waren Ärzte. Insofern weicht der Werdegang von Johann Wilhelm und der nachfolgenden Generationen der Familie von der bisherigen beruflichen Familientradition ab. Da ist es umso mehr erstaunlich, wie schnell sich der junge Firmengründer in das neue Metier hinein fand.

Auf die Papiermacherlaufbahn gelangte der junge J. W. Zanders, der zunächst eine Beamtenlaufbahn im Forstwesen anstrebte, nicht zuletzt durch verwandtschaftliche Bande zu dem in Gladbach ansässigen Hofrat Franz Heinrich Fauth. Fauths Gattin war die Nichte von Medizinalrat Johann Wilhelm Gottfried Zanders (1748-1815), dem Vater von Johann Wilhelm. Fauth gehörte die Schnabelsmühle und die nicht fertig gestellte Kradepohlsmühle. Doch der Betrieb war hochverschuldet und stand kurz vor dem Untergang. Fauth gelang es, den jungen Zanders dazu zu überreden, Kapital in das Papierunternehmen zu investieren und gemeinsam mit Fauths Sohn Jakob Gottfried Matthias die Geschäfte zu führen. So wendete sich der junge Forstkandidat Zanders dem Kaufmannsgewerbe zu. Am 30. Oktober 1822 wurde die Schnabelsmühle gemeinsames Eigentum von Gottfried Fauth und J. W. Zanders. Damit entstand auch durch notariellen Vertrag die Firma Fauth und Zanders, nach dem Tode Fauths 1829 die Firma J. W. Zanders. Von da an widmete sich der Bergisch Gladbacher Zweig der Familie in den nachfolgenden Generationen ausschließlich der Papierherstellung. Der Betrieb wurde bis zum Jahre 1989 als Familienunternehmen geführt[8].

2. Das Wappen der Familie Zanders

2.1. Blasonierung

Goldener, blaubordierter Schild, von einem blauen Balken geteilt. Oben drei blaue X-förmige Hausmarken, unten drei fünfstrahlige blaue Sterne 2:1.

Auf dem Stechhelm mit blau-goldenen Decken ein blau-goldener Wulst, daraus hervorwachsend, nach rechts gerichtet, ein silbernes Lamm mit Adlerschwingen, blau-gold übereck geteilt[9].

2.2. Von der Hausmarke zum Wappen: Herkunft und Bedeutung der Wappen-bestandteile

Die drei „X“ im oberen Schildfeld deutete man lange Zeit als Symbol der drei im Besitz der Familie Zanders befindlichen Papiermühlen Dombach, Schnabelsmühle und Gohrsmühle. Eine andere Auslegung verwies auf die Ähnlichkeit mit dem Stadtwappen von Amsterdam, in dem die drei „X“ die drei burgundischen Kreuze symbolisieren und sich damit auf das Reich der Burgunder beziehen, dem die Stadt Amsterdam angehörte. Der Papiermacher van Gohr, nach dem die Gohrsmühle in Bergisch Gladbach benannt ist, stammte aus Amsterdam. Ein Wasserzeichen aus der Zeit, als van Gohr Papiermacher auf der Gohrsmühle war, greift das Stadtwappen von Amsterdam mit verspielt angedeuteter Krone und zwei flankierenden Löwen auf. Das Wasserzeichen enthält die drei „X“ im Wappenschild untereinander angeordnet.[10]

Doch die wahrscheinlichste Deutung der drei „X“ im Wappen der Zanders liefert folgende Erklärung: Es handelt sich dabei um Hausmarken, die der Düsseldorfer Bürgermeister Anton Zanders als persönliche Signatur verwendete. Dies fand 1982 die Düsseldorfer Gesellschaft für Rechtsgeschichte auf Anfrage von Hans Wolfgang Zanders heraus[11]. Demnach soll der älteste Hinweis auf Verwendung der Hausmarke das Siegel des Düsseldorfer Bürgermeisters Anton Zanders sein[12]. Anton Zanders war Schöffe des Stadtgerichts Düsseldorf von 1615 bis 1645. Er war 1627 und 1639 Bürgermeister. 1616 war er Gasthausmeister. Die von Zanders verwendete Hausmarke (1635) zeigt ein Schrägkreuz mit Mittelkreuzsprosse, das vorn unten aufwärtsgewinkelt, hinten oben abwärtsgewinkelt ist[13]. Vergleicht man die Hausmarke, wie sie von Anton Zanders geführt wurde, mit der Hausmarke, die im 18. Jahrhundert in den Siegeln von Angehörigen des reformierten Zweiges der Familie Verwendung fand, so könnte man schlussfolgern, dass der Querstrich in der Hausmarke von Anton Zanders ein für ihn typisches persönliches Beizeichen gewesen ist. Beide Hausmarken-Formen treten als „gewendet“ auf.

[...]


[1] Filip: Einführung in die Heraldik, S. 18f.

[2] Näheres hierzu siehe Übersicht im Erläuterungswerk zum BGB von Soergel-Siebert, 11.Aufl. 1978, Anm. C III 7, Band Nr. 155 zu § 12, weiter die bei Beck, a.a.O. und in „Handbuch der Heraldik“ (Wappenfibel), erschienen im Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch herausgegeben vom HEROLD, Berlin.- ISBN 3-7686-7014-7

[3] Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte, S. 175

[4] dto., S. 128

[5] dto., S. 218f.

[6] Holtmann, Bergisches Wappenbuch, S. 273

[7] Schmitz, Papiermühlen, S. 171

[8] Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte, S. 456

[9] Abweichende Darstellungen: In Siebmacher: Bürgerliche Wappengeschlechter, Bd. 11 Reprint, Abt. 7, S. 75, Tafel 79 ist das Wappen verfälscht wiedergegeben: Die Hausmarke ist als Schräggitter missverstanden, das Lamm als Windhund dargestellt. Dies ist wohl auf einen Übertragungsfehler zurückzuführen. – Das Lamm findet man mal schwarz, mal silbern.

[10] Im Jahre 1691 verwendetes Wasserzeichen. Fundort: Katholisches Pfarrarchiv Bergisch Gladbach. – Quelle: Kriechel: Zanders. Wasserzeichenpapiere, 1991, S. 100

[11] Schreiben der Düsseldorfer Gesellschaft für Rechtsgeschichte vom 20.12.1982 an Hans Wolfgang Zanders, Fundort: Archiv der Stiftung Zanders Bergisch Gladbach

[12] Siegel des Anton Zanders im Stadtarchiv Duisburg, Sammlung Pagenstecher

[13] Müller-Westphal: Wappen und Genealogien Dürener Familien, 1989, S. 934f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung des Wappens der Firma und Familie Zanders, Bergisch Gladbach
Untertitel
Von der Hausmarke zum Warenzeichen
Hochschule
Fachhochschule Potsdam  (Fachbereich Informationswissenschaften)
Veranstaltung
2. Kurs zur Vorbereitung auf die Externenprüfung zum Diplomarchivar
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V125203
ISBN (eBook)
9783640312245
ISBN (Buch)
9783640316243
Dateigröße
6610 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Heraldik Firmen: Zanders Papierindustrie Wasserzeichen Hausmarken
Schlagworte
Entwicklung, Wappens, Firma, Familie, Zanders, Bergisch, Gladbach, Hausmarke, Warenzeichen
Arbeit zitieren
Michael Krischak (Autor:in), 2006, Die Entwicklung des Wappens der Firma und Familie Zanders, Bergisch Gladbach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125203

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