Moral und Ethik der Marktwirtschaft

Moralisation der Märkte


Hausarbeit, 2009

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1.Einleitung

2. Märkte in ethischer Perspektive

3. Theorie des Marktes
3.1 Gewinnprinzip, Ökonomie und Ethik

4. Marktwirtschaftliche Ansätze
4.1 Unternehmensethik
4.2 Handlungsorientierte funktionalistischer Wirtschaftsethik

5. Aufgabenverteilung und Richtlinien der Ethik
5.1 Unternehmensethik in der Praxis
5.2 Verwirklichung von Ethischen Aspekten

6. Fazit

Literaturverzeichnis:

1.Einleitung

Zu Beginn möchte ich die Fragen aufwerfen: Handeln wir denn ethisch sinnvoll, wenn wir uns das Ziel setzen, maximalen Gewinn erreichen zu wollen oder unseren Profit zu maximieren versuchen, falls wir in der Kapitalistischen Marktwirtschaft überleben wollen? Kann der ehrliche Umgang miteinander zu Offenheit und Vertrauen zwischen den Partnern führen? Kann so eine positive Atmosphäre entstehen, die mehr Raum für Innovationen schafft. “Wird die neue Finanzkrise uns die Augen öffnen und uns zu mehr ethischem Handeln nötigen“, von dem bisher nicht einmal die Rede war? Werden Änderungen in Gesetzen oder aber in der Politik ausreichen, um zu erreichen, dass die bis jetzt in den Köpfen der Menschen weitverbreiteten Wurzeln des Kapitalismus sich zurückentwickeln? Wie erwirbt man ethisches Können nicht nur im Sinne von Wissen, sondern von ethisch reflektiertem unternehmerischem Handeln? In dieser Hinsicht konzentrieren wir uns auf die Fragen, was praktisch funktioniert und was nicht – insbesondere in einer Zeit der wirtschaftlichen Umstellung von einer Industrie- zu einer unternehmerischen „Wissensgesellschaft“; gemeint ist eine in der Theorie konstruierte Wirklichkeit; denn ohne Einsicht und Instrumentarium der Theorie hängt die Praxis in der Luft wie ein Ballon ohne Steuermann. Wissen über Ethik und Moral zu haben, ist selbstverständlich nicht das gleiche wie moralisch zu handeln und ethisch zu reflektieren. (“Was du nicht willst das man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu“) ist moralisches Allgemeingut in allen bekannten großen Religionen.

2. Märkte in ethischer Perspektive

Auch viele Fragen des Alltags haben moralische Aspekte: „Soll ich als Konsument

dieses Produkt kaufen, obwohl ich weiß, dass dessen Produktion umweltschädigend

erfolgte?“ Eine Verbindung aus Moral und Ethik stellt Kant sehr gut in seinem Werken dar:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“. Kant, I. – gesammelte Werke 1968, S. 421. Ethik ist eine Art Theorie, ein Optimum, das die Gesellschaft aus all ihren Ansichten und Einflüssen erschaffen hat. Moral ist die praktische Umsetzung der Ethik eines jeden Einzelnen. Das eigene, praktische Handeln als Ergebnis eigenen Denkens, abgewogen mit der Ethik in einer Gesellschaft. vgl. Kreikebaum 1996, S. 10. Gewinnprinzip der Ökonomie und Ethik in der Schnittmenge einen unternehmerischen Handlungsspielraum vor, in dem das Unternehmen sowohl gewinnorientiert, als auch im ethischen Rahmen handelt. „Legitimes“ Gewinnstreben kann also nur „ethisch begrenztes“ Gewinnstreben sein, „ denn es geht in der Unternehmensethik ja gerade darum, den unantastbaren moralischen Rechten aller betroffenen Menschen kategorisch den Vorrang vor allem Nutzen sowie den Kostenargumenten einzuräumen“Vgl. Weinhold, E. (2005), Ethik im Internationalen Marketing S. 51ff. Das jeweilige Maximum, also das Maximum an ethischem Handeln und erfolgreichem Handeln kann sich dabei am selben Punkt oder zumindest jeweilig im Bereich des unternehmerischen Spielraums befinden. Allerdings ist davon nicht auszugehen, da Ethik und Ökonomie in einem Verhältnis des Zielkonfliktes stehen, der infolge des Wettbewerbs, unter dem die Unternehmen agieren, noch verschärft wird. Das Gewinnprinzip bedient sich einer Begründung, die sich vor allem an der Auffindung einer Unternehmensethik orientiert. Das Grundproblem dabei besteht darin, zur Lösung des Konflikts von Erfolg und Moral in einer ethisch begründbaren sowie ökonomisch implementierbaren Form beizutragen Vgl. Suchanek, A 2001,:Ökonomische Ethik, Tübingen S. 104ff. Bei dem bereits angesprochenem Pharmaunternehmen lastet durch die jahrelange Entwicklung und Erforschung der Nebenwirkungen seines Medikaments nicht nur ein bürokratischer, sondern vor allem ein hoher finanzieller Aufwand. Durch den Patentschutz hofft es, mit Hilfe eines hohen Einstiegspreises am Markt diesen wieder zu refinanzieren. Der hohe Preis macht es aber für ärmere Länder unmöglich, das Medikament, das sie so nötig brauchen, zu erstehen. Da stellt sich die Frage: Sollte das Unternehmen darauf Rücksicht nehmen und den Preis für das Medikament in diesen Ländern runter setzen und schwarze Zahlen zu schreiben?

Die Ursache für eine Vielzahl von Konfliktsituationen stellen negative externe Effekte

der ökonomischen Handlungen von Unternehmern bzw. Konsumenten mit sozialen und ökologischen Kosten für unbeteiligte Dritte dar. Nach der neoklassischen Wirtschaftstheorie ist das entscheidende Charakteristikum für externe Effekte, dass es sich um Auswirkungen von ökonomischen Handlungen handelt, die marktmäßig nicht abgegolten und verrechnet werden. Dieser Mangel an Märkten und die somit fehlenden Regelungsmechanismen verursachen Probleme. Diese entstehen insbesondere dann, wenn Eigentumsrechte nicht oder nur unzureichend definiert sind. Vgl. VARIAN, HAL: Grundzüge der Mikroökonomik. München 1995; S. 531 ff. Beispiele wie die übermäßige Nutzung von Allgemeingütern durch Einzelne, Verschwendung oft kostenloser natürlicher Ressourcen wie Luft und Wasser, aber auch die miserablen Arbeitsbedingungen der Arbeiter im Zeitalter der Industrialisierung zeugen von solchen negativen Handlungskonsequenzen, unter denen die Verursacher meist nicht selbst leiden und welche die Marktmechanismen nicht per se verhindern können.

Gesetze, Rechtsgrundlagen und Unternehmensverfassungen wirken über die Festsetzung

von Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns hierbei konfliktregulierend, lassen

aber Steuerungs- und Koordinationsdefizite offen. Vgl. GERUM, ELMAR: „Unternehmensführung und Ethik“. In: HANS LENK UND MATTHIAS MARING: Wirtschaft und Ethik. Stuttgart 1992; S. 255 f.

3. Theorie des Marktes

3.1 Gewinnprinzip, Ökonomie und Ethik

Das ökonomische Modell des vollkommenen Marktes bzw. des vollständigen Wettbewerbs

schreibt dem rational denkenden und auf Gewinnmaximierung zielenden Unternehmer quasi

ein einziges Handlungsmuster vor: Der als Preisnehmer fungierende Unternehmer legt seine

optimale Produktionsmenge so fest, dass die Grenzkosten gleich dem Preis sind . Vgl. V ARIAN , H AL : a.a.O.; S. 361. In der Realität finden sich dagegen eher oligopolistische Marktstrukturen. Hier beeinflusst das Handeln des einen Akteurs das Verhalten des andern – strategische Handlungen verändern den Markterfolg wie auch die Marktstruktur. Diese strategische Unternehmensführung ist Aufgabe des Managements, das durch das Aufspüren von Handlungsspielräumen und geschickter Nutzung für die Unternehmung günstige zukünftige Wettbewerbspositionen schaffen soll. Ein Unternehmen lebt nicht von standardisierbaren und automatisierbaren Entscheidungen wie bei der ingenieurgemäßen Bedienung eines technischen Apparates, sondern fordert den Handelnden immerzu Wertentscheidungen ab, die auch in einem ethischen Kontext ausgestaltet werden können. Vgl. JÄGER, ALFRED: a.a.O.; S. 278. Wie von jedem anderen Bürger darf vom Unternehmer dann auch die ethische Reflexion seines Handelns und – falls nötig – Selbstbegrenzung erwartet werden. Vgl. JÄGER, URS: Führungsethik. Mitarbeiterführung als Begünstigung humaner Leistung. Bern/Stuttgart/Wien 2001; S. 116. „Ethische Sensibilität“ als „Frühwarnsystem“ verschafft ihm sogar Vorteile im Erkennen von zukünftig auftretenden Konfliktsituationen und neuen Interessenskonstellationen sowie deren wirtschaftlichen Folgen. Vgl. GERUM, ELMAR : a.a.O.; S. 260. Dies wiederum macht deutlich, welch wichtige Rolle unter diesen Umständen die Moralisierung der Märkte spielen kann. Selbst in den seltenen Situationen, in denen man von annähernd vollkommener Konkurrenz sprechen kann, bleiben trotzdem noch genug Spielräume zur ethischen Ausgestaltung ökonomischer Handlungen. Vgl. RUDOLF KÖTTER: „Unternehmensethik – Ethik oder Theorie der rationalen Konfliktbewältigung?“. In: BLASCHE, SIEGFRIED (Hrsg.): Markt und Moral. Die Diskussion um die Unternehmensethik. Bern/Stuttgart/Wien 1994; S.132-133. So wird beispielsweise der gesamte Bereich der Unternehmensorganisation und Personalführung nicht direkt von sachlich-technisch optimierbaren Marktmechanismen beeinflusst. Nach Weber liegen überall dort, wo in der Organisationsgestaltung Menschen beteiligt sind, soziale Gestaltungsaufgaben vor, die nicht den direkten Marktzwängen unterliegen. Vgl. WEBER, THEODOR: Ökonomische Sachzwänge und unternehmerisches Handeln. Bamberg 1998; S. 282.

Trotzdem werden Menschen von Vorgesetzten oft „frontal“ geführt, anstatt ihnen einen Führungsraum bereitzustellen, in dem das Unternehmensziel nicht nur effektiver, sondern auch menschlicher erreicht wird. Ebenso ist die wirtschaftswissenschaftliche Situation des reinen Tausches nicht der Normalfall unserer wirtschaftlichen Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Nicht alles, was wir zu unserem ökonomischen Vorteil ausnutzen könnten, nutzen wir. Marktfremde Gesichtspunkte spielen häufig eine primäre Rolle und sind Bestandteil der wirtschaftlichen Interaktion. Vgl . JÄGER, ALFRED : a.a.O.; S. 278.

4. Marktwirtschaftliche Ansätze

4.1 Unternehmensethik

Zur Unterscheidung wirtschaftsethischer bzw. unternehmensethischer Ansätze dient die Frage, ob Ethik entweder unter den (mehr oder weniger fraglos) akzeptierten Bedingungen der Wirtschaft zur Geltung gebracht wird (a) oder ob die Wirtschaft als Subsystem der Gesellschaft immer schon den Bedingungen der Legitimität untersteht und selbst als zu

rechtfertigender ethischer Anspruch zu verstehen ist (b). Nach Peter Ulrich lassen sich grundsätzlich vier verschiedene Ansätze zur Unternehmens- und Wirtschaftsethik unterscheiden: Vgl. ULRICH, PETER: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie. Bern/Stuttgart/Wien 2001; S. 416ff.

Wenn der Einsatz von Ethik als reine Strategie ausfällt, käme der Ethik nur dann Bedeutung zu, wenn es sich rechnet, also einen gewinnmaximierenden Prozess bewirkt.

Diese Form ist charakterisiert durch Gewinnmaximierung in einer ersten Phase, aber einer außerökonomischen und ethischen Grundsätzen gerecht werdende Gewinnverwendung in einer zweiten Phase. Dabei stellt sich lediglich das Problem, dass für das partielles Überdenken der klassischen ökonomischen Theorie weitere Gewinnmaximierung (mit deren Folgen) das oberste Ziel ist. Die Grenzen zwischen dem, was ethisch in Kauf genommen, und dem, was abgelehnt wird, sind schwierig zu definieren und unterliegen ebenfalls situationsbezogenen Einflüssen. Als moralisch gut ist ein unternehmerisches Verhalten im Gegensatz zu den anderen Ansätzen nur dann zu qualifizieren, wenn es um seiner selbst willen - also weil es als richtig erkannt wurde - angestrebt wird, und nicht, weil es gewinnbringend ist oder korrigierende Funktion hat. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen werden nicht einfach hingenommen sondern kritisch hinterfragt – Kategorischer Legitimitätsvorbehalt als normative Gewinnvoraussetzung. Im Kalkül des funktionalistischen Ansatzes liegt wahrscheinlich auch der häufigste Grund für den anfangs beschriebenen Sinneswandel bei vielen Führungskräften. So ruft der Anstieg gesellschaftlicher Interessenskonflikte bei vielen Unternehmen eine Reaktion in Form einer Strategieänderung hervor – Ethik wird zur Investition zur Erhöhung des akquisitorischen Potentials einer Unternehmung. Darüber hinaus findet der in der Gesellschaft stattfindende Bewusstseinswandel bzgl. Umwelt und Zusammenlebens natürlich auch in den Köpfen

der Führungskräfte selbst statt und bewirkt dort eine größere „ethische Sensibilität“. Vgl. JÄGER, ALFRED: a.a. O; S. 271.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Moral und Ethik der Marktwirtschaft
Untertitel
Moralisation der Märkte
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Struktur und Wandel der Gesellschaft
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V125113
ISBN (eBook)
9783640308132
ISBN (Buch)
9783640306299
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Moral, Ethik, Marktwirtschaft, Struktur, Wandel, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Kutman Cagkan Ceseroglu (Autor:in), 2009, Moral und Ethik der Marktwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125113

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