Tod und Sterben in der Grundschule


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

18 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einstieg

2 Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes
2.1 Säuglinge und kleine Kinder unter 3 Jahren
2.2 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren
2.3 Kinder zwischen 6 und 9 Jahren
2.4 Kinder zwischen 10 und 14 Jahren:

3 Theologische Sichtweisen von Tod

4 Kinderbücher über den Tod
4.1 „Hat Opa einen Anzug an?“
4.1.1 Bewertung für den Unterricht
4.2 „Leb wohl, Lieber Dachs“
4.2.1 Bewertung für den Unterricht

5 Schlussbemerkungen

6 Literaturverzeichnis

1 Einstieg

Die meisten Menschen beschäftigen sich ungern mit dem Tod, denn es werden damit auch immer schmerzhafte Erinnerungen wachgerufen, die man eigentlich lieber verdrängen möchte. Außerdem ist die Begegnung mit dem Tod meist mit großer Trauer, Schmerz und Leid verbunden. Man kann sich dem aber nicht immer entziehen, denn wenn z.B. geliebte Familienangehörige sterben muss die Trauer verarbeitet werden. Für Erwachsene ist das alles schon sehr schwer, wie aber gehen jüngere Kinder mit dem Tod um? Die Frage, ob man mit Grundschulkindern die Themenstellung „Begegnung mit dem Tod“ im Religionsunterricht erarbeiten soll, oder ob man die Kinder damit überfordert, darf so nicht gefragt werden, denn die meisten Kinder haben schon mit dem Tod Erfahrung gemacht. Dies können verschieden starke Eindrücke sein, zum einen kann ein Haustier gestorben sein, der Opa eines Freundes oder aber nah verwandte Personen, wie die eigene Oma. Vergessen darf man auch die Eindrücke nicht, welche die Kinder durch das Medium Fernsehen übermittelt bekommen. Hier werden, je nach Situation und Film, verschiedene Bilder über das Sterben vermittelt welche die Kinder verarbeiten müssen, denn laut einer schwedischen Untersuchung sind 40% der 6-10jährigen aufgrund dieser Medienerfahrungen der Meinung, dass Menschen durch Mord sterben. All diese Erfahrungen können zwar unterschiedlich starke Gefühle übermitteln, die aber alle – der jeweiligen Situation angemessen - aufgearbeitet werden müssen. Deshalb müssen auch Kinder Wege finden um die Angst vor dem Tod bewältigen zu können. Es ist darum nötig, sich nicht vor diesem Thema zu verschließen sondern bewusst darauf einzugehen, denn wenn Erwachsene denken dass das Kind geschont werden soll und bei der Beerdigung der Oma nicht mitgenommen wird, weil es z.B. zu jung ist oder zu sensibel, dann wird es mit seinen Empfindungen, seiner eigenen Trauer, alleine gelassen und traumatisiert. Kinder haben viele Fragen zum Tod, sie möchten wissen, was Sterben bedeutet und was nach dem Tod passiert. Wieso werden Menschen beerdigt, was bedeutet das? Um mit Kindern über die Grenzfragen des menschlichen Seins sprechen zu können, muss man sich über die eigenen Gefühle zu diesem Thema klar werden. Es ist sehr wichtig, dass man sich bewusst macht, wie man sich selbst fühlte als man selbst mit dem Tod in Berührung kam. Dadurch fällt es leichter auf die Kinder und ihre Sorgen einzugehen, mit ihnen offen und ehrlich sprechen.

Ich möchte in der vorliegenden Arbeit zwei Kinderbücher (Bilderbücher mit Text) vorstellen. Beide erscheinen mir sehr geeignet dafür, um in das Thema „Begegnung mit dem Tod“ mit Grundschülern einzusteigen. Bilderbücher können eine Hilfe dafür sein, die Kinder zu befähigen, tiefe Trauer zu ertragen. Vor der Buchpräsentation möchte ich aber noch auf die Entwicklung des Todeskonzeptes bei Kindern eingehen, da man auch als Religionslehrerin wissen sollte, wo die Schüler je nach Altersstufe in ihrer Entwicklung stehen, um mit ihnen auch sinnvoll und altersgerecht über dieses Thema sprechen zu können. Zudem werde ich auch auf die theologische Sichtweise über Tod und Sterben näher eingehen.

2 Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes

Entwicklungspsychologen gehen heute davon aus, dass die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten und die Entstehung des Todesverständnisses parallel verlaufen. Dabei hängt die Entwicklung des Todesverständnisses hauptsächlich davon ab, wie in der Familie mit diesem Thema umgegangen wird, wie die erste Begegnung mit dem Tod verläuft und wie die kulturellen Einflüsse einer Gesellschaft diesbezüglich sind.

Die folgenden Altersangaben sind aufgrund eher fließenden Übergängen zwischen den einzelnen Entwicklungsstufen nur als Richtlinien zu verstehen. Auf Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen können sie deshalb möglicherweise nicht zutreffen.[1]

2.1 Säuglinge und kleine Kinder unter 3 Jahren

Diese Altersgruppe kann bereits so etwas wie Trauer verspüren. Da allerdings ihr Zeitempfinden noch nicht stark ausgebildet ist, spüren sie schon bei kurzer Abwesenheit einer Bezugsperson eine Verlustangst. Sie sind im Stande, sehr sensibel auf trauernde Bezugspersonen zu reagieren und leiden oftmals mit, da sie das Leid und die Sorgen dieser Personen spüren können.[2]

2.2 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren

Der Tod ist hier nur ein vorübergehender Zustand und kann für die Kinder auch rückgängig gemacht werden. Wer tot ist, der ist nur weg und kann jederzeit auch wieder zurückkommen. Der Tod wird nur als eine Art Schlafzustand gesehen. Der eigene Tod ist für die Kinder unvorstellbar, in ihrer Vorstellung sterben nur alte Menschen oder Tiere.[3] Zudem spielt bei dieser Altersgruppe das „magische Denken“ eine wichtige Rolle: sie sehen sich als Mittellpunkt der Welt und glauben, dass sie allein durch die eigenen Gedanken den Tod anderer Menschen hervorrufen können.[4]

2.3 Kinder zwischen 6 und 9 Jahren

Die Endgültigkeit und Allgemeinheit des Todes wird nun langsam verstanden. Zunehmend ist es den Kindern möglich, zwischen belebten und unbelebten Dingen zu unterscheiden. In diesem Alter wird den Kindern immer mehr bewusst, dass alle Menschen irgendwann sterben müssen. Der Unterschied zwischen tot und lebendig wird immer deutlicher. Allerdings neigen sie auch dazu, sich den Tod als Gestalt vorzustellen. Sie glauben oftmals, dass der Tod von außen kommt, durch Unfälle oder Gewalteinwirkungen.[5]

2.4 Kinder zwischen 10 und 14 Jahren:

Hier entwickelt sich langsam eine selbstständige Theorie über den Tod heraus. Aber die Vorstellung, dass nur alte Leute sterben bleibt noch längere Zeit aufrechterhalten. Alle Trauerphasen die auch bei Erwachsenen feststellbar sind, werden auch von den Jugendlichen durchlaufen. Das konkrete Trauern um einen Verstorbenen löst in dieser Altersgruppe oftmals körperliche Symptome wie Kopf- und Magenschmerzen, oftmals auch Schlafschwierigkeiten, hervor.[6]

3 Theologische Sichtweisen von Tod

Nicht nur für Kinder, sondern auch für Christen bleibt der Tod ein Geheimnis. Viele Theologen versuchten diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, allerdings ohne großen Erfolg. Alles was wir Christen über den Tod wissen, kann man nur Anhand der Bibel erörtern und davon entzieht sich vieles unserer Vorstellungskraft. Eberhard Jüngel beschrieb es treffen mit den Worten: der Tod „scheint mit Gott dieses eine gemeinsam zu haben, dass er rätselhaft, undefinierbar ist“.[7] Die Bibel ist die Grundlage unseres christlichen Glaubens, in ihrer heutigen Fassung finden sich Werke des Alten und des Neuen Testamentes darin. Diese Werke wurden in unterschiedlichen Zeiten verfasst und haben schon alleine deshalb kein einheitliches Verständnis von Sterben und Tod. Die einzig verbindliche Aussage ist die Tatsache, dass alle Menschen sterben müssen, meist wird sie mit den Schöpfungsgeschichten begründet. Dort wird der Tod der Menschen mit dem Sündenfall begründet (1. Mose / Genesis 2-3). Die Menschen wollten Gott sein, setzten sich über seine Verbote hinweg. Die Folge davon ist, dass Gott den Sündenfall „erschafft“, d.h., der Mensch muss sterben um in Gottes Reich auferstehen zu können. Die Auferstehung ist nur durch Jesus Christus möglich. Er starb für die Sünden der Menschen am Kreuz und deshalb wurde das zwangsläufig Endgültige, von Sterben und Tod, durchbrochen. Der Tod ist deshalb nur noch das Ende des irdischen Lebens und nicht das Ende des Menschen als Gottes Geschöpf. Durch den Tod von Jesus und seine Auferstehung hat für die Christen die endzeitliche Wende eingesetzt. In Jesus hat Gott dem Tod die Macht genommen und den Menschen die Zuversicht gegeben, dass er die Toten auferwecken wird, weil er in Liebe an ihnen festhält. Wie allerdings das ewige Leben aussieht, das weiß niemand, aber die Hoffnung, dass Gott im Leben und im Tod bei uns ist, trägt unseren Glauben daran. In unserem Glaubensbekenntnis reden wir an zwei Stellen von Auferstehung: „ Am dritten Tage auferstanden von den Toten“, und: „ ich glaube... an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben Amen“. Beim ersten Mal geht es um die Auferstehung Jesu Christi; das zweite Mal um unsere eigene Auferstehung. Aber beide Male geht es um unser Schicksal, denn das ewige Leben von uns Menschen ist erst durch Jesus Auferstehung überhaupt möglich. Das alles bedeutet, dass man die Texte des Alten Testamentes nicht mit denen des Neuen Testamentes miteinander zu dem Thema Tod vergleichen kann. Denn erst im Neuen Testament wird über Jesus Tod und dessen Auferstehung berichtet und mit diesem Zeugnis ändert sich auch die christliche Meinung über den Tod und ein Leben danach. Im Alten Testament herrscht dagegen am Anfang die Ansicht vor, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, das befristet ist und einem jeden Menschen durch den Tod wieder genommen wird (Psalm 88,6). Später kommt die Hoffnung auf, dass „die Gemeinschaft mit Gott auch über den Tod hinausgeht. So kennt zum Beispiel Hiob (19,25): „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben.““[8] Wenn wir als Erwachsene eine Haltung finden, die sich nicht allein mit dem Tod abfindet sondern eine Art Weiterleben zulässt, dann können wir auch mit den Kindern über den Tod, ihre Erfahrung und ihre Sorgen sprechen und ihnen einfühlsam Halt geben. Ebenso sollten wir keine Scheu davor haben mit den Kindern die Auferstehungsgeschichte von Jesus zu besprechen, weil wir befürchten dass ihnen das Sterben und die Auferstehung Angst machen. Denn wenn man sich das im vorigen Kapitel behandelte Todeskonzept der Kinder anschaut, so kann man darauf schließen, dass die Auferstehung Jesu für Kinder und ihre Psyche gar nichts so ungewöhnliches darstellt, da sie den Tod ja als noch nichts Endgültiges ansehen.

[...]


[1] Vgl. ARENS (1994) 59.

[2] Vgl. EVERDING (2005) 58.

[3] Vgl. EVERDING (2005) 59.

[4] Vgl. SCHLENKER (2000) 12.

[5] Vgl. ebd. 59 f.

[6] Vgl. EVERDING (2005) 60.

[7] JÜNGEL (1971)

[8] SCHLENKER (2000) 61.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Tod und Sterben in der Grundschule
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau  (Institut für Philosophie und Theologie, Fakultät für Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Leitperspektiven christlicher Erziehung
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V124956
ISBN (eBook)
9783640307913
ISBN (Buch)
9783640306107
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Anhand zwei Kinderbüchern ("Hat Opa einen Anzug an?" und "Leb wohl Herr Dachs") wird das Thema Tod und Sterben als Thema für den Religionsunterricht in der Grundschule besprochen.
Schlagworte
Sterben, Grundschule, Leitperspektiven, Erziehung
Arbeit zitieren
Sabine Lendermann (Autor:in), 2008, Tod und Sterben in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124956

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