Der Mensch – Ein vernünftiges Wesen?

Eine Untersuchung basierend auf dem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ von Georg Forster und dem sechsten Brief Friedrich Schillers über die ästhetische Erziehung


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Vernunftbegriff im Wandel der Zeit

3 Forsters Vernunftbegriff in seinem aufsatz „über lokale und allgemeine bildung“

4 Vernunft nach dem sechsten Brief Schiller über die ästhetische Erziehung

5 Vernunft versus Gefühl

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Ein Satz aus Georg Forsters Essay „Über lokale und allgemeine Bildung“, der mich besonders beeindruckte, veranlasste mich das Thema „Der Mensch – ein vernünftiges Wesen?“ zu wählen und mich näher mit dem Menschenbild Forsters sowie dem Vernunftbegriff zu befassen. Forster beschäftigt sich in diesem Satz mit der Entwicklung des Menschen und beschreibt 1791 ein nicht erreichtes, vielleicht unerreichbares Ziel der Menschheit wie folgt: „Das Ziel wohin wir streben, ist uneingeschränkte Herrschaft der Vernunft bei unverminderter Reizbarkeit des Gefühls. Diese Vereinigung ist das große, bis jetzt noch nicht aufgelöste Problem der Humanität.“[1] Gerade diese von Forster beschriebene Problematik findet sich auch heute - mehr als zwei Jahrhunderte später - wieder. In der heutigen hektischen und von Problemen überschütteten Welt, welche von Habgier und Egoismus geprägt ist, kommt nur allzu oft die Frage nach Vernunft und vernünftigem Handeln auf. Oftmals bleibt diese Frage selbst heutzutage, wo die Wissenschaft weit fortgeschritten ist, unbeantwortet. Es wird vielmehr eine neue Frage in den Raum geworfen, eine Frage nach dem kategorischen Guten, nach dem Vernünftigen und ob es unter jeglichen Umständen überhaupt bestehen kann. Diese Punkte zeigen, dass die Thematik, mit der sowohl Schiller als auch Forster sich beschäftigten, hochaktuell ist.

Meine Auseinandersetzung mit diesem Thema basiert auf dem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ von Georg Forster und dem sechsten Brief Friedrich Schillers über die ästhetische Erziehung. Um den Transfer zur heutigen Zeit sowie die Einordnung in den Gesamtzusammenhang zu leisten, gebe ich als erstes einen Überblick über den Vernunftbegriff im Wandel der Zeit und versuche ihn soweit wie möglich vom Verstandesbegriff abzugrenzen. Anhand der beiden Texte werde ich als nächsten Schritt die Position Forsters zu diesem Thema herausstellen und in einem weiteren mit Schillers vergleichen. In einem Fazit werde ich auf den Bezug zum jetzigen Zeitalter eingehen.

2 Der Vernunftbegriff im Wandel der Zeit

Der Vernunftbegriff hat sich seit der ersten Beschäftigung mit diesem Begriff oft gewandelt, ist umfangreicher geworden, eingeengt und neu geprägt worden. Sicherlich ist uns Kant ein Begriff und wir haben sicherlich auch eine Ahnung, was Kant unter dem Begriff Vernunft verstanden hat. Allerdings muss man sagen, dass häufig verschiedene Vernunftbegriffe parallel vorherrschen. So hatten viele Menschen auch zur Zeit der Aufklärung ein anderes Verständnis von Vernunft als Kant es propagierte. Kant forderte die Bürger auf, sich ihres Verstandes zu bedienen und mündig zu sein. Viele Menschen zu der Zeit hielten es allerdings für vernünftig, ihre auferlegte Pflicht zu erfüllen und sich knechten zu lassen.

Heutzutage haben wir den damaligen, von Kant geprägten Vernunftbegriff zwar noch im Hinterkopf, jedoch ist im heutigen Sinne oftmals das verstandesgemäße Handeln gemeint, wenn man von Vernunft spricht. Diese Begriffe werden nur allzu oft synonym verwendet. Vernunft und Verstand bezeichnen im Allgemeinen die geistige Anlage des Menschen. Trennt man diese bedeutungsähnlichen Begriffe voneinander, so bedeutet Vernunft die höhere geistige Anlage des Menschen und „Verstand die Fähigkeit des logischen Denkens oder der Bildung der apperzeptiven Verbindungen.“[2] Seit Aristoteles wird in der Philosophie ein mehr aktives und ein mehr passives Vermögen in unserem Geiste unterschieden. Wie eben schon erwähnt, bildet Kant jedoch den einschneidensten Vernunftbegriff und stellt Vernunft und Verstand gegenüber. „Verstand ist nach ihm das Vermögen der Begriffe, deren oberste die Kategorien sind, Vernunft das der Ideen oder des Unbedingten.“[3] Kant unterteilt den Vernunftbegriff in die theoretische, praktische Vernunft sowie in die Urteilskraft. Kants Abhandlungen operieren mit dem Vernunftbegriff, der das geistige Vermögen des Menschen beschreibt, somit bildet der Verstand eine Teilkomponente der Vernunft.

Aus Kants Ansichten entwickelte sich die Vorstellung von der Vernunft als etwas Übersinnliches, Ewiges und Absolutes. Der Verstand hingegen schien etwas Nachweisbares, Empirisches zu sein.

Jacobi (1743-1819) und Schelling (1776-1864) bezeichnen Vernunft „als das Vermögen, die absolute Einheit der endlichen Dinge in dem Unendlichen und Absoluten anzuschauen.“[4]

Nach Hegel, J. H. Fichte, Ulrici und Frohschammer hat der Verstand es bloß mit der sinnlichen, erfahrbaren Welt, die Vernunft hingegen mit dem Übersinnlichen zu tun.

Diese Scheidung der beiden Begriffe Vernunft und Verstand ist, wie man gesehen hat, weder einfach und noch empirisch begründbar. So kommt es auch, dass diese Begriffe in der heutigen Zeit immer noch synonym verwendet werden.[5]

3 Forsters Vernunftbegriff in seinem aufsatz „über lokale und allgemeine bildung“

Georg Forster - Naturforscher, Ethnologe, Reiseschriftsteller, Journalist, Essayist und Revolutionär – gewährt uns in seinem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ Einblick in sein Menschenbild, seine Vorstellung von der Entwicklung des Menschen sowie der Bildung desselbigen. Ein weiterer wichtiger Punkt, welcher stark mit dem eben aufgeführten zusammengehört, ist jener der Vernunft. Forster entwickelt in seinem Essay einen umfassenden Vernunftbegriff. Dieser entsteht durch die Schilderung der Entwicklung des Menschen, der Erziehung und in Abgrenzung zu anderen Begriffen.

Schon in dem Satz, welcher mich dazu bewog, über diese Thematik zu schreiben: „Das Ziel wohin wir streben, ist uneingeschränkte Herschaft der Vernunft bei unverminderter Reizbarkeit des Gefühls. Diese Vereinigung ist das große, bis jezt noch nicht aufgelöste Problem der Humanität.“[6] wird deutlich, dass Forster davon ausgeht, dass das menschliche Handeln von verschiedenen Kräften geprägt bzw. gesteuert wird. In diesem Zitat werden schon zwei davon angesprochen: Vernunft und Gefühl. Darüber hinaus spricht Forster hier einen anderen entscheidenden Punkt an, nämlich die „Vereinigung“ dieser Kräfte, ein harmonisches Zusammenspiel ist seiner Meinung nach das Ziel. Im folgenden Zitat bringt Forster zum Ausdruck, was geschieht, wenn kein harmonisches Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte vorherrscht: „Vernunft, Gefühl und Phantasie, im schönsten Tanze vereint, sind die Charitinnen des Lebens. Nur für den einzelnen Unglücklichen, den Eine dieser unbegreiflichen Grundkräfte verläßt, verwandeln sich die übrigen in ernste, stigische Gottheiten, furchtbar wie Erinnyen.“[7] Gibt es keine Vereinigung der Grundkräfte, so verwandeln diese sich in furchtbare Wesen, die ihm Schaden zufügen. In dem darauffolgenden Satz beschreibt Georg Forster das Verständnis der Menschen zu dieser Tatsache, welche die Natur beschuldigen, man habe sie nicht mit dieser Einigung bedacht: „O wie hat man es nur wagen dürfen, die Natur zu beschuldigen, daß sie neun Zehntheilen unserer Brüder die schöne Harmonie der Anlagen versagt habe.“[8]

[...]


[1] Forster, Georg: Über lokale und allgemeine Bildung. In: Georg Forsters Werke. Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR. 2. unveränderte Auflage. Berlin: Akademie Verlag 1990. S. 49

[2] Kirchner, Friedrich: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe: Vernunft und Verstand. www.textlog.de/2186.html (12.09.2008)

[3] Ebd.

[4] Kirchner, F.

[5] Sinngemäß ist dieser Abschnitt dem Lexikoneintrag entnommen: Kirchner, Friedrich: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe: Vernunft und Verstand. www.textlog.de/2186.html (12.09.2008)

[6] Forster, G.: Über lokale und allgemeine Bildung. S. 49

[7] Forster, G.: Über lokale und allgemeine Bildung S. 55

[8] Ebd. S. 55

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Mensch – Ein vernünftiges Wesen?
Untertitel
Eine Untersuchung basierend auf dem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ von Georg Forster und dem sechsten Brief Friedrich Schillers über die ästhetische Erziehung
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Literatur und Kultur - Einführung in die Erzählanalyse
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V124472
ISBN (eBook)
9783640297184
ISBN (Buch)
9783640302635
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mensch, Wesen, Literatur, Kultur, Einführung, Erzählanalyse, Georg Forster, Friedrich Schiller, Vernunft
Arbeit zitieren
Anna-Lena Schilling (Autor:in), 2009, Der Mensch – Ein vernünftiges Wesen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124472

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