Körper in der Popliteratur am Beispiel von Christian Krachts "Faserland", Sibylle Bergs "Amerika" und Kai Damkowskis "angst sucht hase"


Magisterarbeit, 2008

98 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Theorieteil
1. Popliteratur
1.1. Einführung
1.2. Kriterien nach Jung und Ullmaier
1.3. Pop in der Literaturgeschichte
1.4. Kritik an der Popliteratur
2. Körpertheorien
2.1. Einführung.
2.2. Von der Trennung zur Unterdrückung.
2.3. Widersprüche der Gegenwart.
3. Körper in der Literatur
4. Untersuchungsmethode und Begriffsklärung

III. Lektüreteil

1. Christian Kracht „Faserland“
1.1. Autor und Inhalt
1.2. Der unterdrückte Körper
1.2.1. Die Missachtung des Körpers
1.2.2. Die Sorge um die Oberfläche
1.2.3. Der Körper meldet sich zurück.
1.3. Resümee
2. Sibylle Berg „Amerika“
2.1. Autorin und Inhalt.
2.2. Der bewertete Körper
2.2.1. Der hässliche Körper
2.2.2. Verschwinden im Schmerz
2.2.3. Der schöne Körper
2.2.4. Verschwinden im Glück
2.3. Resümee
3. Kai Damkowski „angst sucht hase“
3.1. Autor und Inhalt
3.2. Der transgressive Körper
3.2.1. Körper als Innenwelt: Präsenz
3.2.2. Körper und Außenwelt: Osmose
3.2.3. Körper in der Synthese: Absenz
3.3. Resümee

IV. Schlussbetrachtung

V. Bibliographie

Danksagung

I. Einleitung

„Körper“ gilt als einer der wichtigsten kulturwissenschaftlichen Begriffe der Gegenwart. Die einen sprechen von seinem Verschwinden im Zuge von Digitalisierung, Virtualisie-rung und den Möglichkeiten zur Manipulation, die anderen von seiner Rückkehr als Ga-rant für Authentizität und Unmittelbarkeit. Nach der „performativen Wende“ in den Geis-teswissenschaften soll der Körper das Primat des Textes als gleichberechtigte Kategorie korrigieren und erweitern.1 Eine besondere Rolle spielt er als Forschungsfeld im Rahmen der gender studies und in der Literaturwissenschaft. Im Hinblick auf die Literatur der Ge-genwart ist von „somatischer Poesie“, auf dem Gebiet der Popliteratur gar von „Körper-manie“ die Rede2.

Während Popliteratur in den Neunzigern in aller Munde zu sein schien, ist es um dieses Genre mittlerweile in den Feuilletons wieder bedeutend ruhiger geworden. Die Wissen-schaft hingegen widmet sich diesem Phänomen nach wie vor.3

In dieser Arbeit sollen die beiden Diskurse „Körper“ und „Popliteratur“ zusammengeführt werden. Dazu wurden Texte ausgewählt, bei denen sich ein breites, repräsentatives Spek-trum ergibt, da die Kategorie „Körper“ jeweils in unterschiedlichen, bisweilen völlig ver-schiedenen Spannungsfeldern auftaucht.

Die in Wissenschaft und Feuilleton häufig anzutreffende Generalisierung vom „Körper-kult“ in der Popliteratur soll den Ausgangspunkt dieser Untersuchung bilden und in den Texten geprüft und gegebenenfalls nachgewiesen werden.

Die Beschäftigung mit dem Diskurs „Körper“ nimmt das ambivalente Nebeneinander von Diagnosen zum Körper in den Blick. Eingedenk des Postulats, dass Popliteratur als Ar-chiv von Gegenwartskultur gedacht werden kann4, wird innerhalb der Texte zudem nach den Tendenzen des „Verschwindens“ gefragt. Zu diesem Zwecke wird ein entsprechendes Untersuchungsinstrumentarium aufgestellt, dessen Kern die Hauptachse aus „Aufladung“ und „Verschwinden“ bildet.

Dabei lässt die Untersuchung das Feld von „Körper und Geschlecht“ weitestgehend außer Acht, da die Perspektive eine andere ist und der Blick versucht übergeordneter zu sein. Die vorliegende Arbeit will in der Popliteratur die als „Aufladung“ verstandene Körper-manie, um die Kategorie des „Verschwindens“ ergänzen und erweitern. Am Ende soll ver-deutlicht werden, dass sich die von kulturwissenschaftlicher Seite herausgearbeiteten, pa-radoxen Standpunkte zum Körper in der Gegenwart auch in den Texten widerspiegeln. „Verschwinden“ muss dabei nicht zwangsläufig im Kontext von Virtualisierung gesehen, sondern kann mit den Schlagwörtern Transzendenz, Unterdrückung und dem Wunsch nach Auflösung weiter gefasst werden. Tendenzen von „Aufladung“ des Körpers und sol-che des „Verschwindens“ finden sich innerhalb der Texte jeweils in völlig unterschied-lichen Zusammenhängen, die es darüber hinaus zu beschreiben gilt.

Der Theorieteil wird mit einer Einführung in Form der Trias Definition – Geschichte – Kritik in die Popliteratur eröffnet und mit einer Annäherung an den Körper aus kulturwis-senschaftlicher und philosophischer Perspektive fortgesetzt. Anschließend werden beide Theoriestränge im Abschnitt „Körper in der Literatur“ im Hinblick auf die Schwerpunkt-setzung zusammengeführt. Die Vorstellung der Untersuchungsmethode mit der Einfüh-rung der damit verbundenen Termini „Aufladung“ bzw. „Verschwinden“ soll diesen Ab-schnitt beschließen.

Im Lektüreteil werden die drei Texte, jeweils nach einer kurzen Einführung in Bezug auf Autor und Inhalt, untersucht. Die Rückbindung an die Theorie erfolgt dabei unmittelbar im Verlauf der jeweiligen Untersuchung, sodass in der Schlussbetrachtung eine Verdich-tung der Ergebnisse erfolgen kann.

II. Theorieteil

1. Popliteratur

1.1. Einführung

Auf die Frage, wann Literatur „Pop“ sei, antwortet der Schriftsteler Georg M. Oswald:

„Dann, wenn sie dafür gehalten wird.“5 Diese Aussage deutet auf zwei Dinge hin. Zum einen auf eine gewisse Willkür der kommerziellen Inszenierungs- und Promotionsformen, im Sinne von Pop als „Etikett der Unterhaltungsindustrie“6 oder als „PR-Gag“7 und zum anderen auf eine gewisse Schwierigkeit beim Versuch einer abschließenden Definition. Johannes G. Pankau bezeichnet Pop als universelles und ebenso flüchtiges, gesellschaftli-ches Phänomen, das sich eindeutigen Festschreibungen entziehen würde.8 Trotzdem wur-den in den letzten Jahren Versuche unternommen, dies eben doch zu tun.9

Die Lektüre auf dem Gebiet der Popliteratur im Rahmen dieser Untersuchung bestätigte die von Johannes G. Pankau behauptete Heterogenität von Pop10 sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch hinsichtlich der Form. Ein schonungsloser Detailblick auf Schmutz und Hässliches kennzeichnet bspw. das ästhetische Programm von Sibylle Berg, das sie for­mal mittels der Collage und häufigen Perspektivenwechseln unter anderem in „Sex II“ umsetzt. Neben dem überwiegend linearen und chronologischen Erzählen, etwa eines Christian Krachts oder Benjamin von Stuckrad-Barres, stehen Thomas Meinecke und Rainald Goetz stärker für das formale Experiment (und werden aus diesem Grund seitens der Vertreter der „Hochkultur“ mindestens mit einem milderen Blick im Vergleich zu ers-teren bedacht). Meinecke spielt in „Tomboy“ mit Universitätsdiskursen hinsichtlich der „gender studies“, verteilt sie auf Figuren, erzeugt Rhythmus durch Wiederholung und montiert verschiedene Textarten ineinander. Goetz verzichtet in seinem, mitunter Kritik an der Psychiatrie übenden, Roman „Irre“ auf einen durchgängigen Plot und bedient sich überwiegend des „stream-of-consciousness“.

Hubert Winkels versucht dem heterogenen Gebiet der Popliteratur Herr zu werden, indem er eine „populäre Literatur, die mit Popversatzstücken umgeht“11 von einer „Pop-Literatur im eminenten Sinn“12 unterscheidet. Zu letzterer zählt er vor allem die „Masters of Ce­remony“, das sogenannte „Suhrkamp-Trio“ um Thomas Meinecke, Rainald Goetz und Andreas Neumeister13. Im Hinblick auf diese drei Autoren spricht er von „herausragen-den“ Beispielen einer hochreflektierten, formbewussten und durchaus experimentellen Gegenwartsliteratur“14.

Im Folgenden soll es um eine nähere Beschäftigung mit dem Versuch der wissenschaft-lich-diskursiven Festschreibung von Popliteratur gehen, die als Einführung verstanden werden kann. Dabei sei darauf verwiesen, dass innerhalb der Arbeit nicht der Frage nach-gegangen werden soll, ob die gewählten Romane zum Genre Popliteratur zu zählen sind. Vielmehr bildet die Annahme, dass die unter anderem von Thomas Jung als charakteris-tisch zusammengetragenen Merkmale auf die drei ausgewählten Romane überwiegend zutreffen, die Grundlage der Untersuchung.

1.2. Kriterien nach Jung und Ullmaier

Thomas Jung betrachtet zunächst die gemeinsamen, generationsbildenden Sozialisations-erfahrungen der Autoren und ihrer Figuren durch die Medien als thematisch-inhaltlichen Schwerpunkt. Kultur sei demnach nicht mehr Ziel einer Anklage, sondern diene als Aus-gangspunkt für das Schreiben.15 Themen wie Entfremdung, Einsamkeit, Verlust des Part ners, Gewalt, Musik und Drogen würden häufige Leitmotive darstellen.16 Diese lassen sich mit den von Johannes Ullmaier aufgestellten werklich-inhaltlichen Schwerpunkten ergänzen. Ullmaier zählt hierzu die Adoleszenzproblematik, die Antibürgerlichkeit, das Unterwegssein, Sex, Exzess und die jugendliche Subkultur.17

Thomas Jung ist der Meinung, dass die in der Popliteratur thematisierte Entfremdungser-fahrung ohne jegliche sozialkritische Dimension sei. Reaktionen darauf werden auf „emotionalisierte Entäußerungen“18 eines gelangweilten, im materiellen Wohlstand leben-den, „nicht selten zynischen Subjekts“19 reduziert.

Diese Feststellung ist im Hinblick auf das Werk von Sibylle Berg streitbar. Hier ist die Frage, ob nicht die gnadenlose Schilderung des bei ihr zumeist furchtbaren Ist-Zustandes auf ein „utopisches Soll“20 verweist und sie damit, ähnlich wie Bret Easton Ellis21 und Mi­chel Houellebecq22, als verdeckte Moralistin angesehen werden kann. Auf eine ähnliche Art der Rezeption von „Faserland“ macht Mathias Mertens aufmerksam.23

Aber wie schon erwähnt, soll es um solche Detailfragen an dieser Stelle nicht gehen, son-dern eher um eine Skizze von häufig auftretenden Charakteristika der Popliteratur. Zu den ästhetischen und stilistisch-formalen Merkmalen zählt Jung den minimalistischen, oft um-gangssprachlichen Stil, die Verwendung von Anglizismen, musikspezifischen Begriffen und Comicsprache, sowie das visuelle, bisweilen „videographische“ Schreiben. Im Fokus stünde zumeist ein Ich-Erzähler, der nahezu pausenlos sein momentanes Befinden mittels der detaillierten Wiedergabe von Alltagsdingen und Nichtigkeiten thematisiere.24 Nach Ullmaier sei die Stilistik von Pop unter anderem geprägt durch „Rasanz“, „Lautheit“ und „Plakativität“25.

1.3. Pop in der Literaturgeschichte

Thomas Jung verweist im Hinblick auf die Genese des Begriffs „Popliteratur“ auf zwei Herkunftsbegriffe. Zum einen sei er auf „populare culture“ und zum anderen auf „to pop“, im Sinne von „knallen“ zurückzuführen. Letzterer würde auf den ursprünglich sub-versiven, rebellischen Charakter von Pop anspielen.26

Den literaturhistorischen Forschungsstand zur Popliteratur systematisiert Jung in Form von zwei Ansätzen. Der Großteil betrachtet die Beatnikbewegung als Wurzel, die anderen (z.B. Thomas Ernst und Jost Hermand) setzen den Ausgangspunkt mit der Dada-Bewe-gung noch eher.27 Demnach entwickelte sich Pop in der Zwischenkriegszeit aus der Sub­version von bildungsbürgerlichen Konventionen, wie beispielsweise in Form einer De-struktion von Sprache und Literaturtraditionen, sowie der Proklamation von „Antikunst“, wie es unter anderem durch Hans Arp und Kurt Schwitters geschah.

Die Beatnikbewegung in den fünfziger Jahren war eine Gegenbewegung von jungen Au-ßenseitern gegenüber der konservativen, amerikanischen Nachkriegsgesellschaft. Als namhafte Vertreter gelten Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Jack Kerouac. Die Autoren schrieben unter Nutzung von Formen der aufkommenden Massenkultur gegen den konservativen Mainstream und plädierten für individuelle Entfaltung. Wichtige Im­pulse bekam die Literatur von der New Yorker Pop-Art, mit der vor allem die Werke von Roy Lichtenstein und Andy Warhol in Verbindung gebracht werden. Alltagsgegenstände wurden in einen neuen Kontext gestellt und anschließend als Kunstwerk deklariert. Das „ready-made“28 aus der Dada-Bewegung wurde an dieser Stelle wieder aufgegriffen. In diesem Zusammenhang ist auch die legendäre Forderung von Leslie Fiedler „Cross the border, close the gap“ zu erwähnen. In seiner Ansprache 1968, die programmatisch im Playboy abgedruckt wurde, forderte er einen Zusammenschluss von E- und U-Kultur. Die alten Grenzen zwischen ernster und unterhaltender Literatur, bzw. Hoch- und Populärkul-tur, seien als sozial distinktiv überholt. Es gelte sich fröhlich aus dem großen Pool des Vorhandenen ohne Vorbehalte zu bedienen.29

Jörgen Schäfer verweist in diesem Zusammenhang auf die „Janusköpfigkeit“30 von Pop. Er sei affirmativ und ironisch zugleich gewesen und habe sich nicht nur in dem einen (Kunstbetrieb) oder anderen Bereich (Populärkultur) rezipieren lassen, sondern beides verbunden. Das verdeutliche gleichzeitig ein frühes Dilemma. Einerseits sei Pop Medium der gesellschaftlichen Emanzipation, andererseits von Anfang an in den Kapitalismus ver-strickt gewesen.31 An Letzteres schließen die Kritiker von Pop, auf die im nächsten Ab-schnitt noch expliziter verwiesen werden soll, unmittelbar an.

In den sechziger Jahren bekam Pop neue Impulse von der Studentenbewegung in Form von Happening und Aktionskunst. Rolf Dieter Brinkmann gilt als der erste Popautor in Deutschland. Er brachte mit „Acid“ 1969 gemeinsam mit Ralf-Rainer Rygulla eine Sammlung von amerikanischer Underground-Lyrik nach Deutschland und schrieb selbst.32 Damit war „Pop“ in den Literaturbetrieb in Deutschland, als US-Import etwas zeitversetzt, eingeführt. Autoren wie Hubert Fichte, Peter Handke (das Frühwerk), Elfrie-de Jelinek und Gerhard Hübsch gelten als Repräsentanten dieser Richtung.

Diedrich Diederichsen bezeichnet Pop aus den sechziger und siebziger Jahren vereinfa-chend mit „Pop 1“. Das Phänomen aus der „zweiten Welle“ respektive aus den Neunzi-gern mit „Pop 2“. Nachfolgend soll diese Formel aufgenommen werden und ein Wechsel zum Phänomen in den neunziger Jahren erfolgen. Der damit verbundene Bruch ist offen-sichtlich, doch soll es im Rahmen dieser Untersuchung nicht um das Aufzeigen von Kon-tinuitäten zwischen beiden Zeitabschnitten gehen.33

Auslöser der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit für das Phänomen Popliteratur war der 1995 erschienene Roman „Faserland“ von Christian Kracht. Fortan galt er als Meilen-stein und Initiator der Popliteraturschwemme, an die bspw. Benjamin von Stuckrad Barre mit „Soloalbum“ 1998 anschloss. Es folgten Veröffentlichungen von Alexa Hennig von Lange34, Benjamin Lebert35 und auch den „Generationsautoren“ wie Florian Illies36 und in seiner Nachfolge Ric Graf37 und Jakob Hein.38 Nicht nur Einzelpublikationen wurden un-ter dem Etikett „Popliteratur“ verkauft, auch Verlage spezialisierten sich mitunter voll-ständig, wie der Mainzer Ventilverlag, auf dieses Genre. Im Jahr 1999 erschien mit „Tris-tesse Royale“39 ein popkulturelles Manifest. Joachim Bessing, Benjamin von Stuckrad-Barre, Eckhart Nickel und Alexander von Schönburg hatten sich zu diesem Zweck für mehrere Tage im Berliner Hotel Adlon getroffen, um über die gegenwärtige Gesellschaft zu räsonieren.

1.4. Kritik an der Popliteratur

„Knabenwindelprosa“40, „Entliterarisierung“41, „Abfall, Anstalt, Faschismus“42.

Eine kurze Einführung zur Popliteratur kommt an ihren Kritikern nicht vorbei. Diese knappen Schlagworte sollen die zum Teil heftigen Reaktionen auf die stark polarisierende Popliteratur illustrieren. Die Ablehnung ihr gegenüber lässt zwei grundlegende Motiva-tionen erkennen. Einerseits generiert sich die Kritik aus politisch-moralischen Positionen, andererseits aus ästhetischen Vorbehalten, die auf die alte Trennung zwischen Hoch- und Populärkultur verweisen. Stellvertretend für die erste Richtung können die Literaten Feri-dun Zaimoglu und Maxim Biller und aus dem akademischen Kreis Thomas Jung genannt werden, für die zweite lassen sich Namen wie Iris Radisch, ebenfalls Thomas Jung und Hubert Winkels anführen. Teilweise vermischen sich beide und Urteile aus der einen Sphäre werden mit der anderen begründet.

Inhaltliche und sprachliche Anspruchslosigkeit gelten als Hauptkritikpunkte43. Hierbei wird bemängelt, dass es entsprechend der Trennung zwischen ernster und unterhaltender Literatur eine „echte“, „richtige“ und eine „unechte“, „falsche“ gäbe. Demnach fühlt sich der Bildungsbürger vom „Trash“ nicht angesprochen, da unter anderem Anspielungen und Verweise auf kanonisiertes Bildungsbürgerwissen fehlen würden. Dieses gilt es allerdings im konkreten Fall zu prüfen. Katharina Rutschky hat in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass die Popliteratur als unterschätztes Genre anzusehen sei, das sich zwar von einer „Kunstreligion“ verabschieden, dabei aber sehr wohl über das betreffende Wissen verfügen würde.44 Sie meint, es gehöre „zur nicht erklärten Programmatik des Popro-mans, die Bereiche des allen Bekannten,ja Trivialen nicht zu verlassen“45.

Dass der sprachliche Duktus als beabsichtigt betrachtet werden muss, darf seitens der Kri-tik ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.46 Diese Perspektive setzt allerdings, trotz möglicher und in manchen Fällen zahlreicher biographischer Parallelen, eine Unterschei-dung von Autor und Ich-Erzähler voraus47.

Weitere populäre Kritikpunkte sind der reaktionäre, affirmative Gestus und der nihilis-tische Snobismus. Thomas Jung meint in Bezug auf eine Aussage von Heiner Müller, dass erstmals „Gewinner“, d.h. bürgerliche Trendautoren, Literatur produzieren würden.48 Die für die Popliteratur oft konstatierte Geschlossenheit des Medienkreislaufs steht damit in engem Zusammenhang.49 Der Kapitalismus sei demnach in der Kultur angekommen, in der er nur zerstören könne.50

Diese Auffassung verdeutlicht einen speziellen Anspruch an die Rolle von Kunst. Diese habe als gesellschaftlicher Antagonist, wie etwa in der Tradition der „Kritischen Theorie“, als Sprachrohr für Unterdrücktes und Unterdrückte zu fungieren. Allerdings verlangt das einen differenzierten Blick auf die „Gewinner“. Unter anderem muss geklärt werden, ob mit dieser Zuschreibung Autoren oder deren Figuren gemeint sind. Entgegen besseren Wissens geschieht es im Fall von Popliteratur immer wieder, dass der Autor mit dem Er-zähler in eins gesetzt wird.51 Den Erzähler in „Faserland“ bezeichnet Katharina Rutschky als einen „tief unglücklichen Menschen“, dessen „reaktionäres Getue“ als „hilflose und verzeihliche Äußerung“ zu betrachten sei.52

Der Verzicht auf Innerlichkeit und jegliche metaphysische Referenz kann auch im Zu-sammenhang mit der Einordnung in die Adoleszenzproblematik53 betrachtet werden. In diesem Fall ist die überwiegend apolitische Erzählhaltung der Figuren54 als Abgrenzungs-reaktion gegenüber der Vorgängergeneration, den klassischen Vertretern der „Gegenkul-tur“55 zu werten. Da hinsichtlich eines Jugendprotestes die Distinktionsräume geschwun-den sind, bleibt nur ein Spiel mit politisch unkorrekten Witzen und ein snobistischer Ges-tus, um die Hippie-Eltern mit ihren Betroffenheitsdiskursen und gescheiterten Weltver-besserungsphantasien zu provozieren.56

Insofern kann man nicht von einem gänzlichen Verschwinden des Protestes sprechen, sondern muss den veränderten Bezugsrahmen beachten. „Pop 1“ war noch Bestandteil eben jener „Gegenkultur“ und richtete sich gegen die traditionelle Hochkultur einer über-wiegend noch repressiven Disziplinargesellschaft. „Pop 2“ hingegen zeichnet sich allen-falls durch eine Gegnerschaft zur „Gegenkultur“ aus, speist sich dabei aus der Punk- und New Wave-Bewegung der achtziger Jahre und sieht sich weniger mit repressiven Formen von Herrschaft als vielmehr mit einer Totalvereinnahmung seitens der Ökonomie kon-frontiert.57

Da es in dieser Arbeit nicht um eine Rehabilitation von Popliteratur geht, beschränken sich die bislang erwähnten Kritikpunkte an der Popliteratur auf die populärsten unter ih-nen in der breiten Diskussion. Vielmehr sollte deutlich werden, dass die Beschäftigung mit Popliteratur einen differenzierten Blick verlangt. Johannes G. Pankau bemerkt hierzu, dass sich die Literaturwissenschaft dem Phänomen gegenüber weitaus zögerlicher, als bspw. die Sozial- und Medienwissenschaften geöffnet habe. Das läge an den noch immer anzutreffenden Ressentiments gegenüber der Populärkultur58. Diese würden nach Jörgen Schäfer neben einem allgemeinen bildungsbürgerlichen Kulturelitismus aus dem Erbe der Kulturindustrie durch Horkheimer und Adorno resultieren.59 Mit „Abfall, Anstalt, Fa-schismus“, um die eingangs erwähnte Formel noch einmal aufzunehmen, habe man schon die Werke von Rolf Dieter Brinkmann und anderen vor 35 Jahren betitelt.60 Die Ironie da-bei ist, dass genau diese Subkulturenliteratur von damals heute zur offiziellen Hochkultur gerechnet wird und als Vergleichsreferenz für die Popliteratur der neunziger Jahre fun-giert. So kontrastiert bspw. Cornelis Hähnel „Pop 1“ als den „mit Inhalt“ und „Pop 2“ als den „mit Profit“.61 Der Antritt einer neuen Schriftstellergeneration scheint tatsächlich, wie auch Schäfer feststellt, zu einer Reaktivierung von Ressentiments zu führen.

58 Ein Vorbehalt ist bspw. die irrationale Macht, die Pop als Kultur des Populären und damit der Massen, zugeschrieben wird. Diese Position hat aus der Perspektive der Kulturkritik bereits eine längere Tradition und erinnert an die „Apokalyptiker“ von Umberto Eco. Siehe hierzu: Eco, Umberto: Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur. Fischer, Frank­furt am Main 1989.

2. Körpertheorien

2.1. Einführung

Der Körper als „Nullpunkt der Erfahrung“62, als „Garant des Authentischen“63 oder als „Ort der Festschreibung und Aushandlung von Identität“64 fungiert als wichtige kulturwis-senschaftliche Kategorie der Gegenwart.65 Die Theater- und Literaturwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte spricht in diesem Zusammenhang von der „performativen Wende“ in den Geisteswissenschaften. Demnach löse der Körper das Primat des Textes im Rahmen des „linguistic turns“ der siebziger Jahre allmählich ab. Mit dem „Begriff der Verkörpe-rung“, der ursprünglich aus der Theaterwissenschaft stammt, würden Ereignishaftigkeit, Einmaligkeit und Materialität stärker in den Fokus der nunmehr interdisziplinär angeleg-ten Untersuchungen rücken.66 Trotzdem ginge es nicht um ein bloßes Ersetzen des Textes, sondern um das Einräumen einer vergleichsweise paradigmatischen Position des Kör-pers.67

Als grenzenlos manipulierbar, im Verschwinden begriffen, unter der Überschrift einer „Ästhetik des Schmerzes“68 oder im Zusammenhang mit dem postmodernen fragmentier-ten Subjekt ist der Körper Gegenstand medienwissenschaftlicher, soziologischer, philoso-phischer und literaturwissenschaftlicher Untersuchungen.69

Im Folgenden wird es nicht möglich sein eine vollständige Geschichte des Körpers zu rekonstruieren. Da er als anthropologische Grundbedingung, als „menschliches Primat“70 seit dem Bestehen der Menschheit im Bewusstsein ist, würde eine Geschichte des Körpers gleichzeitig eine Abhandlung über die Genese der Menschheit bedeuten.

Stattdessen soll mit Descartes am Umbruch zur Neuzeit angesetzt und auf einige wichtige „Meilensteine“, die in diesem Zusammenhang als relevant gelten, verwiesen werden. Die aktuellen Problemstellungen im Anschluss sollen in eine theoretische Konsolidierung der eingangs formulierten These vom Nebeneinander gegensätzlicher Diagnosen zum Körper münden.

2.2. Von der Trennung zur Unterdrückung

Wenn von einem „Verschwinden“ oder einer „Entkörperung“ die Rede ist, setzt das eine Trennung von Geist und Körper voraus.71 Der Ursprung der modernen Subjektphilosophie geht auf den französischen Philosophen René Descartes (1596-1650) zurück, welcher mit der Trennung von Geist und Materie als einer der ersten Verfechter dieses Dualismus gilt.72 Das „Je pense, donc je suis“ hat zur Folge, dass der Geist sich fortan als über die Natur herrschend betrachtet. Den Körper denkt Descartes als Maschine73 und nimmt da-mit die Entwicklung der Verobjektivierung und technischen Verfügbarkeit desselben vor-weg.

Die Philosophie von Friedrich Nietzsche (1844-1900) kann als Demarkationslinie für eine „Wiederkehr“ gesehen werden.74 Für ihn ist der Körper in Abgrenzung zur christlich-mo-ralischen Verurteilung nunmehr Zugang und Leitfaden zur Welt. Der von ihm prokla-mierte „Tod Gottes“ geht mit dem „Tod des Subjektes“ einher.

Christoph Wulf meint, dass sich die Vorstellung des menschlichen an der Vorstellung ei-nes „göttlichen“ Körpers orientiert habe. Nach dem Wegfall dieser „Komplementaritätsfo-lie“75 konzentriere man sich auf das Diesseits, reduziere den menschlichen Körper einer-seits auf biologische Prozesse, um damit auf der anderen Seite „metaphysische Wünsche“, z.B. in Form von Lebensverlängerung in Richtung Unsterblichkeit, umzuset-zen.76

Der deutsche Philosoph Helmut Plessner (1892-1985), einer der Hauptbegründer der phi-losophischen Anthropologie, distanziert sich von einem mechanistischen Kartesianismus. Statt einer Verabsolutierung des einen oder anderen Primats versteht er Körper und Geist als ineinander verwoben. In diesem Kontext spricht er von der „paradoxen Grundverfasst-heit“77 des Menschen. Letzterer existiere im Austausch mit der Umwelt in einem Verhält-nis zu sich selbst als Leib und als Körper. Demnachhatder Mensch nicht nur einen Kör-per, sondernistzugleich auch Leib.78

Die Kategorie „Leib“ ist auch in der Philosophie des französischen Phänomenologen Maurice Merleau-Ponty (1908-1961) eine leitende. Der „Leib“ wird als die vermittelnde Instanz zwischen Körper und Geist betrachtet und ist in dieser Hinsicht so fundamental, dass seine Gegenwart als „unhintergehbares Faktum“79 zu werten sei. Eine vollständige Objektivation der Welt müsse demnach misslingen.80

Mit Plessner und Merleau-Ponty wird das vormals Getrennte, die Dichotomie von Geist und Materie, wieder als untrennbare Einheit verstanden. Der Körper fungiert insofern als Schnittstelle zwischen Immanenz und Transzendenz.81 An dieser Stelle zeichnet sich gleichzeitig eine Entwicklung zum postmodernen Subjekt ab, bei dem der Körper, im Ge-gensatz zur kartesianischen Vorstellung, als integraler Bestandteil von Identität gilt.82

Angelika Corbineau-Hoffmann versteht die Geschichte des Abendlandes als Geschichte der Zurückdrängung und Tabuisierung des Körpers. Dies belegen für sie die Zivilisations-kritik von Norbert Elias, die Überlegungen zur Kulturisation von Sigmund Freud und schließlich die Diskurstheorie von Michel Foucault.83

Norbert Elias (1897-1990) gilt als einer der einflussreichsten Soziologen des 20. Jahrhun-derts. Die Frage nach dem Leib-Seele-Dualismus beschäftigte ihn ein Leben lang. In sei-nem zweibändigen Hauptwerk „Über den Prozeß der Zivilisationen“ (1939) versteht er den Körper im Zuge von Rationalisierungsprozessen als Objekt. Der Leib-Seele-Dualis-mus kann somit als Voraussetzung für die Individualisierung gelten.84 Die Geschichte des Abendlandes ist nach Elias vor allem durch Aufschub bzw. Verzicht der Triebe geprägt.85 Gesellschaftliche Strukturen hätten sich immer weiter in den Körper der Individuen hin-eingearbeitet und aus Fremdzwängen wären zunehmend Eigenzwänge geworden.86 Affek-te, Emotionen und Bedürfnisse würden im Laufe der Entwicklung nach Innen wandern und in der Folge entstünden Unterdrückung, Abspaltung und Entfremdung.87

Die These von der Unterdrückung, in diesem Falle der Sexualität, die auch bei ihm als Voraussetzung zur „Sublimation“ und zur Entstehung von Kultur gesehen werden kann, stammt ursprünglich vom Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856-1939). In seinem Werk „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) betrachtet er Technik als Verlänge-rung des Körpers.88

Der französische Philosoph und Medienkritiker Paul Virilio (*1932) erweitert in „Die Er-oberung des Körpers. Vom Übermenschen zum überreizten Menschen“ Freuds Idee und betrachtet die Technik nicht mehr als außerhalb des Körpers befindlich, sondern spricht vielmehr von „Kolonisation“, „Eindringen“ und der „Besetzung des menschlichen Kör-pers durch die Prothesen-Technologie“89. Die „große Gesundheit“ sei nach diesem Wan-del kein reibungsloses Zusammenarbeiten der Organe mehr, sondern eine Perspektive, ein Horizont, den es zu erreichen gelte.90 Diese Vorstellung Virilios korreliert mit der von Christoph Wulf konstatierten Projektion von metaphysischen Wünschen auf den mensch-lichen Körper.

In der „Wille zum Wissen“, dem ersten Band der Reihe „Sexualität und Wahrheit“, unter-sucht der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1984), wie sich die Machtdispo-sitive an den Körper schalten. Insofern versteht er den Menschen nicht mehr als „homo cogitans“, sondern als „manipulierte Körperlichkeit“91. Dieser Prozess dürfe nicht als blo-ßer Vorgang der Unterdrückung im Sinne einer negativen Form von Macht gedacht, son-dern müsse als positiv generierend verstanden werden.92 Insofern wendet sich Foucault gegen die dualistische „Repressionsthese“, vermag sich aber in seiner Machttheorie letzt-endlich nicht davon zu lösen. Die von Foucault konstatierte diskursive Ordnung von Macht unterdrücke nach Hinrich Fink-Eitel die prädiskursiv-anarchische Welt „der Kör-per und der Lüste“93.

Im Anschluss an Foucault sei auch auf die radikale Konstruktivistin Judith Butler (*1956) verwiesen, die in ihren Arbeiten von einem natürlich gegebenen Geschlecht absieht und stattdessen von einer kulturellen und performativen Generierung desselben ausgeht.94 Auch Dietmar Kamper und Christoph Wulf sind der Meinung, dass es den „natürlichen Körper“ weder gäbe, noch jemals gegeben hätte.95 Mit ihrer Arbeit beleuchten sie das enge Wechselverhältnis von Natur und Kultur und stellen bspw. neben dem generierten, „sexuellen Körper“ auch den „Arbeitskörper“ heraus. Der Körper fungiere als Ort der ge-sellschaftlichen Einschreibung.96 Auf diese Weise könne Körpererfahrung als dynami-scher Prozess und Körperverständnis als stets mehrdeutig und kontinuierlich im Wandel begriffen verstanden werden.97

2.3. Widersprüche der Gegenwart

Auf die gegenwärtigen Tendenzen des Körperdiskurses wurde bereits verwiesen. Die einen sprechen von der Wiederkehr, der Aufladung und Aufwertung des Körpers, die an-deren von seiner Verdrängung, dem Verschwinden und der Marginalisierung.

Wulf und Kamper stellen im Zusammenhang mit der „Parabel der Wiederkehr“ die Frage, ob es sich dabei um eine erfolgreiche Blockade des Zivilisationsprozesses handelt, die neue Möglichkeiten der Körpererfahrung eröffnet oder ob die Rückkehr des Körpers nur eine kurze Pause vor dessen endgültiger Eliminierung darstellt.98

Beide unterscheiden in dieser Hinsicht ein optimistisches von einem eher pessimistischen Körperverständnis: Die Optimisten würden ihn als Garanten für Individualität und als Möglichkeit zur authentischen Expression betrachten, die Pessimisten verstünden ihn als Objekt gesellschaftlicher Kontrolle und Disziplinierung.99

Elisabeth Katschnig-Fasch spricht von einem Kulturwandel, von einem neuen Verhältnis zur eigenen Leiblichkeit und einer neuen Wahrnehmung und Inszenierung des eigenen Selbst. Das „neue Körperbewusstsein“ sei nach Katschnig-Fasch nicht nur eine Beschäfti-gung mit der ästhetischen Oberfläche in seiner Funktion als Zeichenträger, wie in den achtziger Jahren, sondern im und am Körper würden auch Werte, Ethik und Visionen ver-handelt werden. Neben der Beseitigung aller Makel mithilfe von Technik gäbe es parallel eine Körperkultur des Schmerzes, bspw. in Form von Tattoos und Piercings, die eben jene Verletzbarkeit inszeniere.100

Die Vorstellung vom Körper als möglichen Austragungsort für kulturelle Gegenbewe-gungen, findet sich auch bei Angelika Corbineau-Hoffmann und Pascal Nicklas, wenn sie konstatieren, dass er mit seiner „Realpräsenz“ eine Gegenmacht zu der medialen Bilder-flut bilde.101 Nach dem Verlust von Transzendenz sei es zwingender, dem Körper Bedeu-tung zu verleihen.102 Insofern kann von „Aufladung“ gesprochen werden.

Terry Eagleton zufolge kann der Körper insofern auch als Konsequenz der postmodernen Skepsis gegenüber den Metaerzählungen gesehen und auf eine Bevorzugung des Konkre-ten durch den Pragmatismus zurückgeführt werden.103 Eine Akzentverschiebung vom Wissen zur Erfahrung, vom Abstrakten zur Sinnlichkeit kompensiere den Verlust von Un-mittelbarkeit.104 Körper wird so zum „Fluchtpunkt“105 und zur „kontrollierbaren Realität“106.

Auch Peter V. Zima spricht von einer Reduktion des kulturellen Subjektes auf das „Natür-lich-Animalische“ und deutet dies als Reflex auf die postmoderne Fragmentierung des Subjektes.107 Problematisch ist hierbei, dass die Fragmentierung auch den Körper be-trifft108, dass Kategorien wie „Natur“, „Ursprünglichkeit“ und „Authentizität“ fragwürdig geworden sind109 und sich bspw. mit der von Elisabeth Katschnig-Fasch konstatierten „Mach- und Gestaltbarkeit“110 auflösen.

Dem Postulat einer Wiederkehr des Körpers und seiner damit verbundenen „Aufladung“ steht das der Körper- und Subjektauflösung gegenüber. Letzteres habe nach Seifert die Theoriedebatten der letzten Jahrzehnte maßgeblich bestimmt.111

Das Verschwinden des Körpers wird zum einen auf die neuen Medien zurückgeführt, die ihn zu digitalen Codes „entmaterialisieren“ würden und zum anderen auf die Medizin, die seine Selbstregulierungsprozesse substituiere und ihn mittels Implantationen mit der Welt des Künstlichen überschneide.112

Nach Bernhard Vief emanzipiere sich die Nachrichtenübermittlung mit dem Aufkommen der Elektronik zunehmend von der Materie und würde zu reiner Energie.113 Wenn nur noch die Information und nicht mehr der Körper zur Übermittlung bewegt werden müsse, führe die zunehmende Geschwindigkeit zu einer Lähmung und Erstarrung des Körpers, schlussfolgert Virilio.114 Auch Kamper und Wulf konstatieren, dass die elektronischen Medien zur Auflösung von Körpergrenzen führen und ihn zur reinen Oberfläche transfor-mieren würden.115

Die zunehmende Entkörperung führen Winfried Nöth und Guido Ipsen ebenso auf die zu-nehmende Virtualität von Zeichen, die Simulation von Körpern in den neuen Medien und die Möglichkeit der Erschaffung künstlichen Lebens zurück116.

Hinsichtlich der Manipulation von Körpern durch medizinische Eingriffe, bspw. in Bezug auf Schönheit, könne diese nach Jörg Magenau nicht mehr als genuines Wesensattribut betrachtet, sondern muss als herstellbare Eigenschaft im kapitalistischen Wettbewerb ge-sehen werden.117 Auch bezüglich der in Verbindung mit Virilio bereits erwähnten „Prothe-sentechnologie“ führe das Eindringen der Technik zu einer Zerteilung des bestehenden Körpers und zu einer neuen Zusammensetzung mit diesem.118 Im Hinblick auf das Über-schneiden mit künstlichen Welten stellt sich nach Helmut Bast die Frage nach dem „na-türlichen“, „authentischen“ Körper neu.119 Virilio spricht in diesem Zusammenhang vom „Verlust des ontologischen Primats des individuellen Körpers“120. Jörg Magenau meint ganz im Gegensatz zum Authentizitätsdiskurs der Vertreter einer „Wiederkehr“, dass da-mit das letzte „Bollwerk derSubjektvergewisserung“ ins Wanken gerate.121

In Verbindung mit der Annahme eines Verschwindens finden sich zahlreiche kulturkriti-sche und kulturpessimistische Positionen. Bernd Guggenberger spricht von einer „Flucht aus dem Körper“122, einem „Abschied vom Lebendigen“123, einem „Paktieren mit dem To ten“124 und einem „Vampirismus der symbolischen Universen“125 durch Cybersex, For-schungsprojekte zur künstlichen Intelligenz und der außerkörperlichen Generierung von Leben.126

Im Hinblick auf den gegenwärtigen Körperdiskurs scheint es weniger sinnvoll, sich zwi-schen den beiden Tendenzen zu entscheiden, als vielmehr das Oszillieren zwischen den Ambivalenzen in den Blick zu nehmen. Nach Kamper und Wulf ist das Körperverständnis voller „Paradoxa und Antinomien“127. Einerseits fungiere er als Objekt gesellschaftlicher Kontrolle, andererseits als Garant für Authentizität. Ebenso würde er nach dem „Tod Got-tes“ auf biologische Prozesse reduziert, parallel dazu mit metaphysischen Wünschen auf-geladen werden.

Silvia Bovenschen formuliert: „So konstatieren wir hilflos die Gleichzeitigkeit einer Überbetonung und einer Marginalisierung des Körperlichen.“128

Ähnliches meint auch Karl-Heinrich Bette, wenn er in seiner Untersuchung zum Verhält-nis von Körper und Gesellschaft in der Phase fortgeschrittener Modernität schlussfolgert, dass Körperverdrängung und Körperaufwertung als parallel auftretende Phänomene zu betrachten seien.129

Dieser paradoxe Sachverhalt bezöge sich dabei sowohl auf den Körper als Thema in der gesellschaftlichen Kommunikation als auch auf die gesellschaftliche Praxis in Form einer „Inanspruchnahme des Körpers als physisch-organische Einheit“130.

Nach Elisabeth Katschnig-Fasch würde das Ende der Körperlichkeit durch dessen voll-ständige „Eroberung“ im Sinne Virilios einerseits zelebriert werden, andererseits fungiere der Körper als Möglichkeit der Befreiung zur selbstbestimmten, kulturellen Gestaltung.131 Das Nebeneinander von scheinbar entgegengesetzten Tendenzen ist aber kein aktuelles Phänomen, sondern weist eine historische Dimension auf. Wenn der Körper im Abend-land unterdrückt wurde, muss er über ein widerständiges Potential verfügen, das es zu unterdrücken galt.132 Volker Rittner führt eine „Überbetonung des Körpers“133 als Protest gegen die Entsinnlichung an, die bereits bei Novalis, Baudelaire, Rimbaud, Breton in Er-scheinung getreten sei.134 Demnach könne man von einer „unterirdischen Geschichte“135 des Körpers, einer „Gegenkultur“ sprechen, die verdeutliche, dass es zu den oberirdischen Rationalisierungs- und Objektivierungstendenzen stets auch solche der Rehabilitation ge-geben habe. Corbineau-Hoffmann und Nicklas konstatieren in aller Kürze, dass das Zu-rückdrängen letztendlich die „immanente Präsenz“136 zeige.

[...]


1 Mit dieser Relation beschäftigt sich der Sonderforschungsbereich „Kulturen des Performativen“ an der Freien Universität Berlin. http://www.sfb-performativ.de/seiten/frame_gesa.html (Stand vom 18.01.2008).

2 Innerhalb der Einleitung sei auf diese Punkte in aller Kürze verwiesen. Sie werden an anderer Stelle noch einmal aufgegriffen und belegt.

3 Hierzu sei auf die 2006 im Verlag Peter Lang erschienene Dissertation von Ute Paulokat „Benja­min von Stuckrad-Barre: Literatur und Medien in der Popmoderne“ und auf eine für Herbst 2008 geplante Publikation der University of California, Irvine unter dem Titel „Closing Borders, Bridging Gaps? German Pop at the Millennium“ verwiesen.

4 Siehe hierzu: Baßler, Moritz: Der deutsche Pop-Roman. Die neuen Archivisten. C.H. Beck, München 2002.

5 Oswald, Georg M.: Wann ist Literatur Pop? Eine empirische Antwort. In: Freund, Wieland; Freund, Winfried (Hrsg.): Der deutsche Roman der Gegenwart. W. Fink, München 2001, S. 29-43, S. 30.

6 Thomas, Ernst: Popliteratur. Rotbuch 3000, Hamburg 2001, S. 9.

7 Schäfer, Jörgen: »Neue Mitteilungen aus der Wirklichkeit.« Zum Verhältnis von Pop und Literatur in Deutschland seit 1968. In: Arnold, Heinz-Ludwig (Hrsg.): Pop-Literatur. Edition Text und Kri-tik, München 2003, S. 7-25, S. 9.

8 Vgl. Pankau, Johannes G.: Pop-Pop-Populär. In: Einblicke, Nr. 42/ Herbst 2005, Carl von Ossietz ky Universität Oldenburg, S. 22-24. http://www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke/42/pankau.pdf (Stand vom 11.12.2007).

9 An dieser Stelle sei auf die Einführungen von Thomas Ernst „Popliteratur“, Johannes Ullmaier „Von Acid nach Adlon. Eine Reise durch die deutschsprachige Popliteratur“, Moritz Baßler „Der deutsche Poproman. Die neuen Archivisten“ und die Aufsatzsammlungen von Thomas Jung (Hrsg.) „Alles nur Pop?“ und Heinz-Ludwig Arnold (Hrsg.) „Pop-Literatur“ verwiesen.

10 Vgl. Pankau, S. 23.

11 Winkels, Hubert: Grenzgänger. Neue deutsche Pop-Literatur. Mit Thomas Meinecke, Andreas Neumeister, Rainald Goetz, Georg M. Oswald, Alexa Hennig von Lange, Benjamin von Stuckrad-Barre und anderen. In: Winkels, Hubert: Gute Zeichen. Deutsche Literatur 1995-2005. Kiepenheu-er & Witsch, Köln 2005, S. 111-156, S. 118.

12 Winkels, S. 118.

13 Mit „Gut Laut“ (1998) ist Andreas Neumeister bekannt geworden. Innerhalb seiner Prosa bedient er sich der Collage, mit der er, einem DJ an den Plattentellern ähnlich, unterschiedliche Versatz-stücke des Textes „mixt“.

14 Winkels, S. 145.

15 Vgl. Schäfer, S.15. Gleicher Meinung ist auch Moritz Baßler, der die Popliteraten als intensive Sammler von Gegen-wartskultur sieht. Die neuen Archivisten verstünden Kultur und Sprache immer schon als diskur-siv vorgeformt, deshalb könne man nur mit bereits Gesagtem arbeiten und damit „eine Literatur der zweiten Worte“ schaffen. Vgl. Baßler, S. 184f.

16 Vgl. Jung, Thomas: Vom Pop international zur Tristesse Royale. Die Popliteratur, der Kommerz und die postmoderne Beliebigkeit. In: Jung, Thomas (Hrsg.): Alles nur Pop?, S. 29-53, S. 40f.

17 Vgl. Ullmaier, S. 17.

18 Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 41.

19 Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 42.

20 Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 41.

21 Der amerikanische Schriftsteller kam 1991 durch seinen umstrittenen Roman „American Psycho“ ins Gespräch. Von 1995-2001 wurde das Buch in Deutschland aufgrund der schonungslosen und detaillierten Darstellung der Morde seitens des Protagonisten, indiziert. Gemeinsam mit dem 1995 erschienen „High Fidelity“ von Nick Hornby, gilt er als englischsprachiges Vorbild für die deutsche Popliteratur. Auf die Parallelen hat insbesondere Mathias Mertens verwiesen. Siehe hier-zu: Mertens, Mathias: Robbery, assault and battery. Christian Kracht, Benjamin von Stuckrad-Barre und ihre mutmaßlichen Vorbilder Bret Easton Ellis und Nick Hornby. In: Arnold (Hrsg.): Pop-Literatur, S. 201-217.

22 Der französische Schriftsteller ist vor allem durch „Ausweitung der Kampfzone“ (2000) und „Elementarteilchen“ (2001) bekannt geworden. Er provoziert durch schonungslose, nüchtern-kalte Darstellung seiner zumeist egozentrischen, in der Konsumgesellschaft verlorenen Protagonisten und deren zuweilen sexistisch, rassistisch oder religionsfeindlichen Ansichten.

23 Demnach würden unter „amazon.de“, die Prosa von Bret Easton Ellis in unmittelbare Nähe zu der von Christian Kracht gestellt werden, was aber nach Mertens differenziert betrachtet werden muss, da man sonst „die Oberfläche“ zu schnell verwechseln würde. Vgl. Mertens, S. 201 und 206.

24 Vgl. Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 42f.

25 Vgl. Ullmaier, S. 17.

26 Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 36.

27 Vgl. Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 34f.

28 Der Begriff wurde 1913 von Marcel Duchamp eingeführt.

29 Vgl. Fiedler, Leslie A.: Überquert die Grenzen, schließt den Graben. In: Wittstock, Karl (Hrsg.): Roman oder Leben. Postmoderne in der deutschen Literatur. Reclam, Leipzig 1994, S. 14-39, S. 31.

30 Schäfer, S. 14.

31 Vgl. Schäfer, S. 14.

32 Hierbei sind besonders der Gedichtband „Westwärts 1&2“ (1975) und das posthum erschienene „Rom, Blicke“ (1979) zu erwähnen. Für Brinkmann sind flexible Formen und das tabulose Schreiben über Drogen, Sex und vor allem die Thematisierung des Alltags charakteristisch. Im Gegensatz zum Selbstverständnis der damaligen Studentenbewegung, begann die Revolution sei­ner Meinung nach im Alltag und nicht im Politischen.

33 Speziell dazu sei auf die von Heinz-Ludwig Arnold herausgegebene Aufsatzsammlung „Pop-Lite-ratur“ verwiesen.

34 Alexa Hennig von Lange ist Autorin von „Relax“ (1997), „Ich bin's“ (1999) und einigen Kinder-und Jugendbüchern. Zuletzt erschien: „Risiko“ (2007).

35 Benjamin Lebert war Mitbegründer der Jugendbeilage „Jetzt“ der Süddeutschen Zeitung und debütierte mit seinem Roman „Crazy“ (1999), darauf folgte unter anderem „Der Vogel ist ein Rabe“ im Jahr 2003.

36 Florian Illies ist Mitarbeiter bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und veröffentlichte im Jahr 2000 das Buch „Generation Golf. Eine Introspektion“, womit gleichzeitig der Begriff „Generation Golf“ für die zwischen 1965-1975 Geborenen geprägt wurde. Charakteristisch ist der Wechsel zwischen Kindheits- und Jugenderinnerungen und daraus geschlossenen Verallgemeinerungen auf das Lebensgefühl[s] einer ganzen Generation. Wichtig ist hierbei, dass nicht länger ein histo-risches Ereignis, wie bspw. der Krieg oder die Zeit danach generationsbildend wirkt, sondern vielmehr gemeinsames Konsumverhalten, wie der Titel illustriert.

37 Graf, Ric: icool. Wir sind so jung, so falsch, so umgetrieben. Rowohlt, Reinbek 2006.

38 Jakob Hein ist Sohn des Schriftstellers Christoph Hein und veröffentlichte mit „Mein erstes T-Shirt“ (2001) ein Generationsmanifest für die Kindheit und Jugend in der ehemaligen DDR.

39 Bessing, Joachim (Hrsg.): Tristesse Royale. Das popkulturelle Quintett mit Joachim Bessing, Christian Kracht, Eckhart Nickel, Alexander v. Schönburg und Benjamin v. Stuckrad-Barre. List Verlag, München 2002.

40 Das Wort stammt von Feridun Zaimoglu, der in diesem Zusammenhang mit der Prosa Krachts und Stuckrad-Barres „abrechnet“ und dabei die deutsche Popliteratur als „reaktionäres Kunsthand-werk“ bezeichnet. Vgl.: Zaimoglu, Feridun: Knabenwindelprosa. Überall wird von deutscher Popliteratur geschwärmt. Aber sie ist nur reaktionäres Kunsthandwerk. Eine Abrechnung. In: Die Zeit 1999, Nr. 47. http://www.zeit.de/1999/47/199947.poplit_.xml?page=all (Stand vom 17.12.2007).

41 Diese Formulierung geht auf Iris Radisch zurück. Sie spricht im Zusammenhang mit den „trauri-gen Königskindern des bundesdeutschen Wohlstandswunders“, alias Kracht und Stuckrad-Barre, von einem ästhetischen Programm, das sich an der Avantgarde des letzten Jahrhundertbeginns orientieren und der es um „die Reduktion literarischer Komplexität“ gehen würde. Die damit ver-bundene „postmoderne Immanenz“ kontrastiere scharf mit der „gegenwartsanalytischen Perspekti-ve der Post-DDR-Literatur“. In: Radisch, Iris: Zwei getrennte Literaturgebiete. Deutsche Literatur der neunziger Jahre in Ost und West. In: Arnold, Heinz-Ludwig (Hrsg.): DDR-Literatur der neunziger Jahre. Sonderband. Edition Text+Kritik. Richard Boorberg Verlag, München 2000, S. 13-26, S. 24.

42 Jörgen Schäfer betrachtet diese Formel als exemplarisch für die Reaktionen in den siebziger Jahren auf die damalige Popliteratur. In: Schäfer, S. 11.

43 Schäfer meint im Hinblick auf die „Trivialität“ von Popliteratur, dass es seitens der Kritik verbrei-tet sei „Texte, die von ›Oberflächen‹ handeln, als oberflächlich abzuwerten“. In: Schäfer, S. 10.

44 Katharina Rutschky bezeichnet in ihrem Aufsatz Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ (1776) als das „Urbild des Popromans“ und zeigt Parallelen zu Stuckrad-Barres „Soloalbum“ auf. Vgl. Rutschky, Katharina: Wertherzeit. Der Poproman – Merkmale eines unbekannten Genres. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Heft 646, Nr. 02/2003, S. 106-117.

45 Rutschky, S. 107.

46 Katharina Rutschky spricht in Bezug auf Krachts „Faserland“ von der retardierenden Geste des „Understatements“ in Bezug auf das explizite Reflektieren sprachlichen Unvermögens seitens des Protagonisten. Damit rücke der sprachliche Duktus Krachts auch in die Nähe von Salingers „Der Fänger im Roggen“. Vgl. Rutschky, S. 115.

47 Schäfer bemerkt, dass diese Trennung seitens der Kritik „wie in einem germanistischen Prosemi-nar“ häufig vernachlässigt werden würde. In: Schäfer, S. 10.

48 Vgl. Jung, Thomas: Trash, Cash oder Chaos? Populäre deutschsprachige Literatur seit der Wende und die sogenannte Popliteratur. In: Jung (Hrsg.): Alles nur Pop?, S.15-27, S. 31.

49 Johannes Ullmaier verweist in diesem Zusammenhang besonders auf Benjamin von Stuckrad-Barre, der als Journalist aus der Medienwelt kommt, darüber ein Buch schreibt, das dann in der Medienwelt wiederum einen regelrechten „Hype“ verursacht. Stuckrad-Barre würde diesen wieder aufgreifen und ein Buch darüber schreiben. Vgl. Ullmaier, S.24.

50 Norbert Niemann zitiert nach Ullmaier, S. 24.

51 Vgl. Schäfer, S.10.

52 Rutschky, S. 115.

53 An dieser Stelle sei auf Carsten Gansel und seinen Aufsatz „Adoleszenz, Ritual und Inszenierung in der Pop-Literatur“ verwiesen. In: Arnold (Hrsg.): Pop-Literatur, S. 234-257.

54 Vgl. Jung: Vom Pop international zur Tristesse Royale, S. 51.

55 Der Begriff wurde im Zusammenhang mit der Popliteratur erstmals von Diedrich Diederichsen verwendet. Vgl. Diederichsen, Diedrich: Die Gegenkultur. 68 war Revolte, 77 war Punk ― warum nur 68 zum Mythos wurde. In: Süddeutsche Zeitung vom 24.02.2001.

56 Dirk Frank geht auf diese Problematik in seinem Aufsatz „Die Nachfahren der ›Gegenkultur‹. Die Geburt der »Tristesse Royale« aus dem Geist der achtziger Jahre“ näher ein. In: Arnold (Hrsg.): Pop-Literatur, S. 218-233.

57 Vgl. Frank.

58 Ein Vorbehalt ist bspw. die irrationale Macht, die Pop als Kultur des Populären und damit der Massen, zugeschrieben wird. Diese Position hat aus der Perspektive der Kulturkritik bereits eine längere Tradition und erinnert an die „Apokalyptiker“ von Umberto Eco. Siehe hierzu: Eco, Umberto: Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur. Fischer, Frankfurt am Main 1989.

59 Vgl. Schäfer, S.12.

60 Vgl. Schäfer, S. 11.

61 Hähnel, Cornelis: Ich sing ein deutsches Lied. In: Goon-Magazin, Nr. 11/2004, S. 54. http://www.goon-magazine.de/wp-content/pdf/goon11_100dpi.pdf (Stand vom 12.12.2007).

62 List, Elisabeth: Vom Enigma des Leibes zum Simulakrum der Maschine. Das Verschwinden des Lebendigen aus der telematischen Kultur. In: List, Elisabeth; Fiala, Erwin (Hrsg.): Leib Maschine Bild. Körperdiskurse der Moderne und Postmoderne. Passagen Verlag, Wien 1997, S.121-137, S. 132.

63 Kamper, Dietmar; Wulf, Christoph: Lektüre einer Narbenschrift. Der menschliche Körper als Gegenstand und Gedächtnis von historischer Gewalt. In: Kamper, Dietmar; Wulf, Christoph (Hrsg.): Transfigurationen des Körpers. Spuren der Gewalt in der Geschichte. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1989, S. 1-7, S. 2.

64 Gelbin, Cathy S.: Plath, Hitchcock und die Metaphorik der Shoah. Zur Meditation von Geschichte und Identität in der Kunst Tanya Urys. In: Gilman, Sander L.; Steinecke, Hartmut (Hrsg.): Deutsch-Jüdische Literatur der Neunziger Jahre. Die Generation nach der Shoah. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002, S.118-130, S. 118.

65 Vgl. List, Elisabeth: Einleitung. In: List; Fiala (Hrsg.), 11-16, S. 11 und Gelbin, S. 118.

66 Siehe hierzu: Fischer-Lichte, Erika: Ästhetik des Performativen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004. Und speziell zum Thema Körper: Fischer-Lichte, Erika; Fleig, Anne (Hrsg.): Körperinszenie-rungen. Präsenz und kultureller Wandel. Attempo, Tübingen 2000. Außerdem: Fischer-Lichte, Erika; Horn, Christian; Warstat, Matthias: Verkörperung. Theatralität Band 2. Francke, Tübingen 2001.

67 Fischer-Lichte: Verkörperung/ Embodiment. Zum Wandel einer alten theaterwissenschaftlichen in eine neue kulturwissenschaftliche Kategorie, In: Fischer-Lichte (und andere): Verkörperung, S. 11-25, S. 20.

68 Katschnig-Fasch, Elisabeth: Die Magie der Bilder: Kulturelle Veränderungen durch die Wieder-kehr des Körpers. In: List; Fiala (Hrsg.), S. 103-120, S. 112.

69 An dieser Stelle sei auf die Untersuchungen von Claudia Benthien zum Thema Haut und Körper teile verwiesen: Benthien, Claudia: Haut. Literaturgeschichte – Körperbilder – Grenzdiskurse. Ro-wohlt, Reinbek bei Hamburg 1999. Und: Benthien, Claudia; Wulf, Christoph (Hrsg.): Körper-teile. Eine kulturelle Anatomie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2001.

70 Scheitler, Irmgard: Körpersprache. In: Scheitler, Irmgard: Deutschsprachige Gegenwartsprosa seit 1970. Francke, Tübingen und Basel 2001, S. 271-288, S. 272.

71 Siehe hierzu auch: Bast, Helmut: Der Körper als Maschine. Das Verhältnis von Descartes' Metho-de zu seinem Begriff des Körpers. In: List; Fiala (Hrsg.), S. 19-29, S. 19.

72 Die Grundlage für das Postulat bildet allerdings die im Abendland dominierende Vorstellung des Leib-Seele-Dualismus, an die Descartes anschließt. Diese Trennung lässt sich mit Platons „Phai-don“ bis in die Antike zurückverfolgen und wurde von der christlichen Lehre adaptiert und fortgesetzt. Siehe hierzu unter anderem: Platon: Phaidon. Reclam, Stuttgart 1987.

73 Siehe hierzu: „René Descartes“ bei Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Descartes (Stand vom 07.12.2007). Anmerkung: Im Rahmen dieser Arbeit habe ich mich dazu entschieden an einigen Stellen aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu zitieren. Dabei ist mir bewusst, dass diese Präsentationsform von Fachwissen von akademischer Seite zum Teil umstritten ist. Jedoch glaube ich, dass Quali-tätsmanagment auch öffentlich erfolgen und funktionieren kann. Zudem halte ich Wikipedia als Möglichkeit der gemeinschaftlichen Generierung von Wissen und dessen freier Nutzung für unterstützenswert. Siehe hierzu auch: „Wikipedia – Offene Inhalte im kollaborativen Paradig-ma“ von Rainer Kuhlen aus dem Jahr 2005 von der Universität Konstanz aus dem Fachbe-reich Informationswissenschaft. http://www.inf-wiss.uni-konstanz.de/People/RK/publikationen.html (Stand vom 18.01.2008).

74 Bei Irmgard Scheitler gehen die „Gewährsleute“ für die Wiederentdeckung des Körpers, mit Na-men Foucault, Lacan, Butler und schließlich Kamper und Wulf, alle auf Nietzsche zurück. Vgl. Scheitler, S. 271. Angelika Corbineau-Hoffmann und Pascal Nicklas meinen, dass das Philosophieren durch Nietz­sche auf eine „andere, körperliche Basis gestellt“ worden sei. Vgl. Corbineau-Hoffmann, Angelika; Nicklas, Pascal: Die Sprache des Körpers. Ausdrucksfor-men der Leiblichkeit in Wissenschaft und Kunst. In: Corbineau-Hoffmann, Angelika; Nick-las, Pascal (Hrsg.): Körper-Sprache: Ausdrucksformen der Leiblichkeit in Kunst und Wissen-schaft. Echo. Literaturwissenschaft im interdisziplinären Dialog. Bd.1. Georg-Olms-Verlag, Hildesheim 2002, S. 7-31, S. 21.

75 Wulf, Christoph: Der Körper der Götter. In: Kamper, Dietmar; Wulf, Christoph (Hrsg.): Transfi-gurationen des Körpers. Spuren der Gewalt in der Geschichte. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1989, S. 11-22, S. 18.

76 Vgl. Wulf: Der Körper der Götter, S. 19.

77 „Helmuth Plessner“ bei Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Helmuth_Plessner (Stand vom 11.12.2007).

78 Vgl. Herzog, Cordula: Der Mensch zwischen Distanz und Ausdruck. Zur Bedeutung der Leib-lichkeit in der philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners. In: List; Fiala (Hrsg.), S. 61-73, S. 66.

79 Mörth, Eveline: Der Leib als Subjekt der Wahrnehmung. Zur Philosophie der Leiblichkeit bei Merleau-Ponty. In: List; Fiala (Hrsg.), S. 75-87, S. 84.

80 Vgl. Mörth, S. 84.

81 Siehe hierzu: Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 23.

82 Siehe hierzu: Eagleton, Terry: Die Illusion der Postmoderne. Ein Essay. Metzler, Stuttgart 1997, S. 92.

83 Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 8.

84 Vgl. Kuzmics, Helmut: Individualisierung und Körpererfahrung in der Zivilisationstheorie von Norbert Elias. Die Entwicklung bürgerlicher Rationalität in der frühen Marktgesellschaft am Beispiel von D. Defoes „Moll Flanders“. In: List; Fiala (Hrsg.), S. 31-48, S. 32.

85 Vgl. Rittner, Volker: Affekte, Selbstkontrolle und Langsicht. Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. In: Kamper, Dietmar; Rittner, Volker (Hrsg.): Zur Geschichte des Körpers. Perspektiven der Anthropologie. Carl Hanser Verlag, München - Wien 1997, S. 204-207, S. 204.

86 Vgl. Rittner, S. 205.

87 Vgl. Kuzmics, S. 32.

88 Zitiert nach Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 8f.

89 Virilio, Paul: Die Eroberung des Körpers. Vom Übermenschen zum überreizten Menschen. Carl Hanser, München 1994, S. 125f.

90 Vgl. Virilio, S. 137.

91 Zima, Peter V.: Das literarische Subjekt. Zwischen Spätmoderne und Postmoderne. Francke, Tübingen 2001, S. 230.

92 Vgl. Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit. Erster Band. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.

93 Vgl. Fink-Eitel, Hinrich: Michel Foucault. Zur Einführung. Junius, Hamburg 1992, S. 94.

94 Siehe hierzu: „Das Unbehagen der Geschlechter“ (1992) und „Körper von Gewicht“ (1997).

95 Vgl. Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 2.

96 Vgl. Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 2. Eine beispielhafte Untersuchung zu diesem Thema hat Cathy Gelbin in Bezug auf die Kunst Tanya Urys vorgelegt. Die Künstlerin präsentiere demnach ihren Körper als Medium der historischen Er-fahrung und würde dabei besonders auf die Verletzung des weiblichen Körpers als zentrale Metapher für die Opfer der Shoah verweisen. Vgl. Gelbin.

97 Vgl. Seifert, Anja: Leitmotive im 20. Jahrhundert: Körper, Maschine und Tod. Zur symbolischen Artikulation in Kunst und Jugendkultur. Dissertation, Duisburg-Essen 2002, S. 22. http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965604624 (Stand vom 11.12.2007).

98 Kamper, Dietmar; Wulf, Christoph: Die Parabel der Wiederkehr. Zur Einführung. In: Kamper, Dietmar; Wulf, Christoph: Die Wiederkehr des Körpers. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, S. 9-21, S. 9.

99 Vgl. Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 2.

100 Katschnig-Fasch, S. 110.

101 Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 10.

102 Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 10.

103 Vgl. Eagleton, S. 93.

104 Vgl. Eagleton, S. 93.

105 Bette, Karl-Heinrich: Körperspuren. Zur Semantik und Paradoxie moderner Körperlichkeit. Walter de Gruyter. Berlin 1989, S. 31.

106 Bette, S. 31.

107 Zima: Das literarische Subjekt, S. 228.

108 Hierzu: Wenner, Stefanie: Ganzer oder zerstückelter Körper. Über die Reversibilität von Körper-bildern. In: Benthien; Wulf (Hrsg.), S. 361-380.

109 In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Judith Butler und ihre Annahme einer gänzlich verdiskursivierten Wahrnehmung von Materialität verwiesen und gleichermaßen auf das Postulat von Kamper und Wulf, dass es „den“ natürlichen Körper nie gegeben habe, sondern stets nur Bil-der und Figurationen von diesem.

110 Katschnig-Fasch, S. 112f.

111 Vgl. Seifert, S. 15.

112 Vgl. Bast, S. 19.

113 Er beruft sich bei dieser Veränderung des „Aggregatzustandes“ auf Albert Einstein. Vgl. Vief, Bernhard: Vom Bild zum Bit. Das technische Auge und sein Körper. In: Kamper; Wulf (Hrsg.): Transfigurationen des Körpers, S. 265-292, S. 269.

114 Zitiert nach Vief, S. 269.

115 Vgl. Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 3f.

116 Vgl. Nöth, Winfried; Ipsen, Guido: Einleitung. In: Nöth, Winfried; Ipsen, Guido (Hrsg.): Körper – Verkörperung – Entkörperung/ Body – Embodiment – Disembodiment. Zehnter Internationaler Kongress der Deutschen Gesellschaft für Semiotik vom 19.-21. Juli 2002 an der Universität Kas­sel. Intervalle Schriften zur Kulturforschung; 7. Interdisziplinäre Arbeitsgruppe zur Kultur-forschung. kassel university press 2004 (CD-Rom), S. 1-4.

117 Siehe hierzu auch Jörg Magenau in Bezug auf die Autorin Ulrike Draesner und den „Aus-schlachtbody“ in ihren Werken. In: Magenau, Jörg: Der Körper als Schnittfläche. Bemerkungen zur Literatur der neuesten „Neuen Innerlichkeit“: Texte von Reto Hänny, Ulrike Kolb, Ulrike Draesner, Durs Grünbein, Thomas Hettche, Marcel Beyer und Michael Kleeberg. In: Erb, Andreas (Hrsg.): Baustelle Gegenwartsliteratur. Die Neunziger Jahre. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1998, S. 107-121, S. 111.

118 Vgl. Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 3.

119 Bette, S. 21f.

120 Paul Virilio zitiert nach Magenau, S. 113.

121 Vgl. Magenau, S. 112.

122 Guggenberger, Bernd: Das digitale Nirwana. Vom Verlust der Wirklichkeit in der schönen neuen Online-Welt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, S. 221.

123 Guggenberger, S. 221.

124 Guggenberger, S. 221.

125 Guggenberger, S. 231.

126 Vgl. Guggenberger., S. 221f.

127 Kamper; Wulf: Lektüre einer Narbenschrift, S. 2.

128 Bovenschen, Silvia: Der Traum ist aus. Wir sind alle Cyborgs: Die Marginalisierung des Leibes und seine Wiederkehr als Konstrukt der Medien. Soviel Körper war nie. In: Die Zeit Nr. 47/ 1997 http://www.uni-magdeburg.de/iewmoodle/file.php/24/bovenschen2004.pdf (Stand vom 11.12.2007).

129 Bette, S. 1f.

130 Bette, S. 16.

131 Katschnig-Fasch, S. 106.

132 Auf den Körper in seiner subversiven Potenz, verweist Peter Sloterdijk, wenn er von einer „antitheoretischen Stoßrichtung“ und dem Körper „als Waffe“ in „Kritik der zynischen Ver-nunft“ spricht. Vgl. Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft. Erster Band. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, S. 219. Aber auch Foucault, Butler und die Neomarxisten Antonio Negri und Michael Hardt betonen das Widerstandspotential des Körpers.

133 Rittner, S. 43.

134 Vgl. Rittner, S. 43.

135 Rittner, S. 43.

136 Corbineau-Hoffmann; Nicklas: Die Sprache des Körpers, S. 9.

Ende der Leseprobe aus 98 Seiten

Details

Titel
Körper in der Popliteratur am Beispiel von Christian Krachts "Faserland", Sibylle Bergs "Amerika" und Kai Damkowskis "angst sucht hase"
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
98
Katalognummer
V124202
ISBN (eBook)
9783640293780
ISBN (Buch)
9783640293827
Dateigröße
1010 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Körper, Popliteratur, Beispiel, Christian, Krachts, Faserland, Sibylle, Bergs, Amerika, Damkowskis
Arbeit zitieren
M.A. Elisa Hempel (Autor:in), 2008, Körper in der Popliteratur am Beispiel von Christian Krachts "Faserland", Sibylle Bergs "Amerika" und Kai Damkowskis "angst sucht hase", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124202

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