Über Johann Heinrich Pestalozzi und seinen „Stanser Brief“


Hausarbeit, 2007

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Biografie
1.1 Kindheit und Jugend (1746-1769)
1.2 Neuhofjahre (1769-1798)
1.3 Stans (1798-1799)
1.4 Burgdorf und Münchenbuchsee (1800 - 1804/05)
1.5 Yverdon (1804 - 1825)
1.6 Letzte Lebensjahre (1825 - 1827)

2. Pestalozzis Anstalt in Stans und „Stanser Brief“
2.1 Die äußere Geschichte des Stanser Versuchs
2.2 Die Ausgangssituation
2.3 Die Methode der sittlichen Erziehung
2.3.1 Allseitige Besorgung
2.3.2 Das sittliche Handeln
2.3.3 Die Reflexion

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Johann Heinrich Pestalozzi gilt als einer der großen Klassiker der Pädagogik, dessen erziehungswissenschaftliche Bedeutung für die Allgemeine Pädagogik und für die Schul- und Sozialpädagogik enorm ist. Der schweizerische Pädagoge widmete sich vor allem der Armenerziehung. „Deutlicher als jeder andere Pädagoge setzt er sich zum Ziel, die Armut der Landbevölkerung durch Elementarpädagogik zu beheben. Er glaubt daran, dass durch die richtige Vermittlung der Elementarbildung auch die sittliche Verbesserung eintritt, die er für das wichtigste Ziel hält.“[1] Die sittlich-soziale Erziehung, „… verstanden als pädagogisch zu unterstützende Hilfe der Entwicklung des Kindes und des jungen Menschen zur moralisch selbstverantwortlichen Person in ihren sozialen Bezügen“[2], stellt für Pestalozzi das Hauptanliegen dar. Einer der zentralen Texte ist hier der „Stanser Brief“.

In seinem "Stanser Brief" hat Pestalozzi über die Erfahrungen seiner Armenanstalt in Stans berichtet. Dabei legte er auch seine Vorstellungen von der Methode der sittlichen Erziehung dar, die er später als Idee der Elementarbildung bezeichnete und zu seinem neuartigen Unterrichtskonzept ausarbeitete.

Pestalozzis „Brief an einen Freund über meinen Aufenthalt in Stans“ stellt den Gegenstand der vorliegenden Arbeit dar. Als Erstes wird in der Biografie ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Daten im Leben von Johann Heinrich Pestalozzi gegeben. Danach folgt eine ausführliche Interpretation des „Stanser Briefs“, die sich vor allem auf die Untersuchungen und Erkenntnisse der Arbeit von Wolfgang Klafki „Pestalozzi über seine Anstalt in Stans“ stützt. So wird analog der Interpretation von Klafki zuerst die äußere Geschichte des Stanser Versuchs dargelegt. Danach wird die Ausgangssituation der Arbeit von Pestalozzi in Stans beschrieben. Im nächsten Schritt werden die drei Stufen der Methode der sittlichen Erziehung, die Pestalozzi in seinem Brief entwickelte, erläutert.

Abschließend wird ein Fazit gezogen.

1. Biografie

1.1 Kindheit und Jugend (1746-1769)

Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren.[3] Die ursprünglich aus Italien stammende Kaufmannsfamilie Pestalozzi war Mitte des 16. Jahrhunderts nach Zürich übergesiedelt und hatte sich dort das Bürgerrecht erworben. Erst Pestalozzis Großvater Andreas Pestalozzi gab den angestammten, erfolgreichen Textilhandel der Familie auf, studierte Theologie und wurde Pfarrer. Sein Vater, Johann Baptiste (1718-1751), der ohne akademische Ausbildung Chirurg geworden war, verstarb als Pestalozzi 5 Jahre alt war. Seine Mutter, Susanne Hotz, stammte aus einer sozial angesehenen und wohlhabenden, international renommierten Ärztefamilie. Nach dem Tod des Vaters wuchsen die Kinder in sozial ungesicherten Verhältnissen unter der Obhut der Mutter heran.

Pestalozzi besuchte alle Schulen, die einem intelligenten jungen Stadtbürger offen standen und kam so mit den berühmten Personen der schweizerischen Aufklärung in Kontakt. Im Kreis der „Patrioten“ um Johann Jakob Bodmer lernte Pestalozzi die Gedanken alter und neuer Philosophen kennen, vor allem die Gedanken und Werke von Jean Jacques Rousseau. In ersten Schriften („Agis“ und „Wünsche“) setzte sich Pestalozzi mit der selbstherrlichen Regierungsweise der Herrschenden auseinander. Theologie- und Jurastudium brach er ab und begann eine landwirtschaftliche Lehre, um als Bauer bzw. landwirtschaftlicher Unternehmer zu leben. 1767 verliebte er sich in Anna Schulthess, die aus einer der angesehensten und reichsten Züricher Familien stammte.

1.2 Neuhofjahre (1769-1798)

1769 begann Pestalozzi nahe bei Zürich mit der Betreibung eines gepachteten Landgutes. Nach der Heirat mit Anna Schulthess konnte er dank der finanziellen Unterstützung ihrer Familie ein eigenes Gut, den Neuhof, errichten. 1770 wurde Pestalozzis einziger Sohn geboren, der zu Ehren des Republikaners und Pädagogen Rousseau Hans Jakob getauft wurde und nach den Konzepten des Erziehungsromans Emile in der Einsamkeit der Natur und ohne direkten menschlichen Zwang erzogen werden sollte. Das Tagebuch Pestalozzis über die Erziehung dieses einzigen eigenen Kindes bezeugt die Fixierung des Vaters auf die Konzepte und den Misserfolg seiner Erziehung.

Bald nach der Errichtung des Neuhofs zeichnete sich infolge schlechter Planung und Einrichtung, Misswirtschaft und klimatisch bedingter Krisen ein Zusammenbruch des landwirtschaftlichen Projektes ab. Als die Familie Schulthess ihr Kapital zurückzog, verschärfte sich die Krise zunehmend. Pestalozzi zog Kinder für heimindustrielle Tätigkeiten bei und 1774 wurde der Betrieb nach einem öffentlichen Aufruf zu finanzieller Unterstützung in den Kreisen der Helvetischen Gesellschaft zu einer Erziehungsanstalt für arme Kinder umgewandelt. Aber auch die Erziehungsanstalt auf dem Neuhof brach 1780 finanziell zusammen.

Nach dem Scheitern des Neuhofprojekts widmete sich Pestalozzi vorwiegend schrift-stellerischen Tätigkeiten und wandte sich vor allem sozialen und ökonomischen Reformen zu. In der Zeit zwischen 1780 bis 1798 entstanden unter anderem die Werke „Abendstunde eines Einsiedlers“, die 4 Teile von „Lienhard und Gertrud“, „Über Gesetzgebung und Kindermord“, „Nachforschungen“, „Fabeln“ und die politischen Schriften, die sich mit der Revolution in Frankreich und den Verhältnissen in der Schweiz auseinandersetzten: „Ja oder Nein?“, die Schriften zur Stäfner Volksbewegung und die Schriften zu Zehntenfrage.

1.3 Stans (1798-1799)

1798 wurde Pestalozzi von der Regierung mit der Einrichtung einer Armenanstalt in Stans beauftragt. Nahezu auf sich allein gestellt bemühte er sich sieben Monate darum, 80 verarmte und verwaiste Kinder in Stans rundum zu betreuen, zu erziehen und zu unterrichten. Dann musste die Anstalt unter dem Druck des französisch-österreichischen Krieges geschlossen werden. In seinem „Brief an einen Freund über meinen Aufenthalt in Stans“, der als einer der bedeutendsten pädagogischen Texte Pestalozzis gilt und immer wieder abgedruckt, inter-pretiert und zitiert wird, schrieb Pestalozzi seine Erfahrungen und Überlegungen nieder.

1.4 Burgdorf und Münchenbuchsee (1800 - 1804/05)

Erneut war sein Vorhaben, das Modell einer ganzheitlichen Armenerziehung zu realisieren, gescheitert. Aber die Zentralregierung hatte Interesse an Pestalozzis in Stans entwickelter Methode des Lesen- und Schreiben-Lernens gefunden und ermöglichte ihm noch 1799 weitere Versuche in einigen Schulen in Burgdorfs. Die schulischen Erfolge in Burgdorf brachten ihm nach 1800 die Erlaubnis ein, im selben Ort ein Schulmeisterseminar einzurichten. Sein methodisches Programm wurde 1801 in der Schrift „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“ publiziert und fand große Beachtung in Europa. Ein neuer Rückschlag zeichnete sich ab, als die Schweiz 1803 durch Napoleon föderalistisch strukturiert wurde und damit für Pestalozzi die finanzielle Unterstützung der Zentralregierung entfiel. Das Institut wurde schließlich – über eine Zwischenlösung in Münchenbuchsee – 1804/05 nach Yverdon verlegt.

1.5 Yverdon (1804 - 1825)

Unter praktischer und publizistischer Mithilfe einer engagierten Lehrerschaft entwickelte sich das Institut zu einem pädagogischen Zentrum Europas. In der Blütezeit des Instituts um 1809 wurden 166 Zöglinge unterschiedlicher Nationalität betreut. Der Niedergang der Anstalt hing einmal mit der politischen Restauration nach 1814 zusammen, die Pestalozzis Volksbildungs-konzept mit Misstrauen begegnete, zum anderen mit einem 1815 ausgebrochenen und sich über Jahre hinziehenden Streit innerhalb der Lehrerschaft.

1.6 Letzte Lebensjahre (1825 - 1827)

Nach Auflösung der Anstalt in Yverdon zog sich Pestalozzi auf den Neuhof zurück und widmete sich vor allem der Edition seiner Werke. In Neuhof wollte er erneut eine Armenanstalt aufbauen. Aber vor der Vollendung des neuen Gebäudes starb Pestalozzi am 17. Februar 1827 im nahen Brugg und wurde in Birr begraben. Dort am neu gebauten Schulhaus wurde ihm 1846 das noch heute bestehende Grabdenkmal mit der folgenden Grabinschrift errichtet:

[...]


[1] Simon, S. 111

[2] Klafki, S. 40

[3] Die biografischen Daten stammen aus folgenden Quellen: Dollinger, S. 54-60, Scheuerl, S. 171-177 und www.heinrich-pestalozzi.info

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Über Johann Heinrich Pestalozzi und seinen „Stanser Brief“
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V124199
ISBN (eBook)
9783640290598
ISBN (Buch)
9783640290772
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johann, Heinrich, Pestalozzi, Brief“
Arbeit zitieren
Natalie Schlee (Autor:in), 2007, Über Johann Heinrich Pestalozzi und seinen „Stanser Brief“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124199

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