"Der Rundfunk als Kommunikationsapparat"

Zu Bertolt Brechts Radiolehrstück - Der Ozeanflug


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Hörfunk/Rundfunk
1.1. Begriff und Theorie
1.2. Geschichte des Radios

2. Brechts „Der Rundfunk als Kommunikationsapparat“ (1932)

3. Der Ozeanflug
3.1. Entstehung
3.2. Aufführung

4. Analyse und Interpretation

5. Erklärungen Brechts zum „Ozeanflug“

6. Eigene Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis
7.1. Primärliteratur
7.2. Sekundärliteratur

Vorwort

Brechts Diskrepanz und Neuordnungsbemühungen, sowie seine eigenen Anschauungen über Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Forschung werde ich am Beispiel seines Rundfunkstückes „Ozeanflug“ und seiner kritischen Betrachtungsweise des Radios in der Entwicklung vom „Distributions- zum Kommunikationsapparat“ darstellen und erläutern.

Des weiteren verfolgt die Interpretation die Absicht, den Sachverhalt und Inhalt, sowie den Bezugs- und Auswirkungspunkt des neu erschaffenen Mediums aufzuzeigen.

Natürlich kann nicht die gesamte Rundfunkgeschichte hier erläutert und technische Begebenheiten und Erfindungen weitreichend ausgeführt werden, da aufgrund der Beschränkung der Hausarbeit auf das Hauptthema, diese nur knapp oder gar nicht zur Geltung kommen und der Vorrang bei der Beschäftigung mit dem „Ozeanflug“, der „Radiotheorie“ und des Distributions-/Kommunikationsapparatendualismus liegen wird.

1. Hörfunk/Rundfunk

1.1. Begriff und Theorie

Der Begriff Rundfunk beinhaltet die beiden Medien Radio – als Bezeichnung für den Empfangsapparat – und Fernsehen. Der Gebrauch des Wortes Rundfunk wurde seit der Erfindung und Einführung des Fernsehens dann aber in „Hörfunk“ umbenannt. Der Hörfunk ist somit die rein auditive Sparte des Rundfunks, der Fernsehapparat die auditive und visuelle.

Hörfunk wird im engeren Sinne nur als Fachterminus geführt. Umgangssprachlich setzte sich die Bezeichnung „Radio“ durch, wie auch noch in Eigenbenennungen der öffentlich-rechtlichen Radiosendeanstalten zu erkennen ist (Bsp. Radio-Bremen).

Die Rundfunkteilnehmer, die ich in dieser Arbeit aber nur auf das rein auditive Medium des Radios beziehe, werden nun auch gemeinsprachlich umgenannt bzw. abgekürzt. Sie heißen nun „Hörer“ und nehmen aktiv durch „Radiohören“ mit Hilfe der „Rundfunkempfangsgeräte geeigneten Hörstellen“, heute besser als „Radio“ bekannt, am Hörfunk teil.[1]

1.2. Geschichte des Radios

Im Zuge der Entwicklung des Radios im Laufe der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts zum Status eines Massenmediums beschäftigten sich außer den Hörern immer mehr die „Macher“ und Förderer des Radios mit diesem. Der „Rundfunk-Vater“ Hans Bredow, wie er von Schäffner bezeichnet wird, heroisierte so z.B. die Erfindung des Radios, dass er als „zivilisatorisches Instrument der Menschwerdung“ erläuterte.[2]

Auch Bertolt Brecht fühlte sich sehr bald mit diesem neuen Medium vertraut. Seine Beziehung und Auseinandersetzung mit ihm führte im medientheoretischen Sektor zu einer viel gelesenen Schrift, der „Radiotheorie“, die auch heute noch sehr anerkannt und aktuell erscheint. Brecht erhoffte sich mit Hilfe des Radios die elitären Künste (in seiner oppositionellen Auffassung die Kaisertreuen, später die Nationalsozialisten und Faschisten) abzulösen. Mittel hierfür sollte das gesamte Bürgertum sein, die durch diese proletarisch-kollektive Erhebung zu einer neuen, in seinen Augen besseren, Massenkultur erwachsen sollte.[3]

Noch heute greifen die Medientheoretiker und Medienhistoriker auf seine „Radiotheorie“ zurück, wenn das Medium Radio lediglich als Distributionsapparat bezeichnet wird, der lediglich zuteilt, also Extensionen freisetzt, ohne die eigentliche zweiseitige gewünschte Kommunikation zu fördern.[4]

2. Brechts „Der Rundfunk als Kommunikationsapparat“ (1932)

In diesem Aufsatz mit dem Untertitel „Rede über die Funktion des Rundfunks“ setzt sich Brecht kritisch mit der Zuständigkeit, Nützlichkeit und des „Lebenszweck des Rundfunk“ auseinander und versucht das neue Medium in eine positive Aufgabe und Funktion zu setzen.[5]

Zunächst ist er noch längst nicht mit der vollen Wirkung dieses Mediums einverstanden und führt im Folgenden die negative Seite des Rundfunks auf. Brecht kritisiert die Erfindung des Radios sogar, da es in einer Zeit erfunden wurde, in der die Menschen noch nicht für diese bereit gewesen seien. Das Radio, eine Erfindung unter vielen anderen, „die nicht bestellt sind“, denkt er mit folgender Begründung: Nicht die Öffentlichkeit habe auf die Erfindung des Radios gewartet, wie auch, der Gedanke war so fern und die technischen Entwicklungen wurden von der Bevölkerungsmasse auch kaum beachtet, sondern der Rundfunk war auf einmal da und musste so auf die Bevölkerung warten. Diese war so Brecht jedoch „noch nicht so weit, ihn aufzunehmen.“[6]

So schildert Brecht das erste Problem des neuen Mediums, das er erst viel später auch sich zu eigen machte und es schätzen lernte. Das zweite Problem sah er auch in der Kommunikation. Brecht brachte nun den Sinn dieser Erfindung in Zweifelhaftigkeiten und so betrieb er weitere kritische Überlegungen. So schreibt er, dass „man plötzlich die Möglichkeit [hatte], allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte nichts zu sagen.“[7] An wen richtete sich also das Radio und für wen war es bestimmt und notwendig?

Er glaubte nicht, dass diese Erfindung den unvorbereiteten Menschen helfen würde, er bezeichnete sie vielmehr als Imitation von allem „Sprech- und Singbaren“ und lediglich als Stellvertreter für das Theater, die Oper, die Konzerte und ähnlichem.

Der konkurrierende Charakter, den Brecht scharf kritisierte, der durch Unüberlegtheiten seitens der Rundfunkgestalter betrieben wurde, die nichts aussagten, sondern nur Einmischung und Verschönerung in eine nicht von dem Autor so gesehenen schönen Welt verfolgten, trieben ihn später auch zu seiner Selbstbeschäftigung mit dem Medium Rundfunk, um den Verfall und das Durcheinander das durch die bereits genannten elitären Künste entstanden war zu beseitigen und um den geistigen Wert, den er ja auch mit seinen literarischen Werken erzeugen wollte, nun an die gleiche Bevölkerung mit Hilfe eines anderen, durch den technischen Fortschritt bedingten aber nicht unbedingt gewünschten, Mediums weitergeben wollte, das diese neue, rein auditive Sphäre beinhalten musste, um somit der Nichtigkeit der ersten Rundfunksendungen entgegenzuwirken und aus dem bunt zusammengewürfelten akustischen Warenhaus die Quintessenz des kulturell Wertvollen zu sichern.

[...]


[1] Vgl. Schäffner, Gerhard: Hörfunk. In: S.235

[2] Zit. nach Schäffner, Gerhard: Hörfunk, S.235

[3] Vgl. Schäffner, S. 236

[4] Vgl. Brecht, Bertolt: Radiotheorie, S.134/ Schäffner, S.236

[5] Zit. nach Ebd.,S.133

[6] Zit. nach Ebd., S.133

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
"Der Rundfunk als Kommunikationsapparat"
Untertitel
Zu Bertolt Brechts Radiolehrstück - Der Ozeanflug
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
PS: Die Literatur und die Sinne
Note
2,00
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V124086
ISBN (eBook)
9783640287260
ISBN (Buch)
9783640287413
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rundfunk, Kommunikationsapparat, Literatur, Sinne
Arbeit zitieren
Achim Zeidler (Autor:in), 2003, "Der Rundfunk als Kommunikationsapparat", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124086

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