Die Konzeptionen des Klassischen Liberalismus, der Neoklassik und des Monetarismus im Kontext ihrer Entstehungszeit


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Der klassische Liberalismus

III. Die Neo-Klassik

IV. Der Monetarismus

V. Fazit

VI. Literaturangaben

I. Einleitung

Nachdem sich der Kapitalismus im Zuge der industriellen Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts fast überall in Europa etablieren konnte, wurde auch die individualistische

Weltanschauung des klassischen Liberalismus zur herrschenden Ideologie. Die Entwicklung der Marktwirtschaft, angefangen mit dem Merkantilismus des 16./ 17. Jahrhunderts, brachte im Laufe der Zeit verschiedene marktwirtschaftliche Konzeptionen hervor. So erfuhr auch die Ideologie des klassischen Liberalismus von Epoche zu Epoche zahlreiche Ergänzungen bzw. Modifikationen, woraus neue Konzeptionen bzw. Theorien, wie die Neo-Klassik am Anfang des 20. Jahrhunderts und der Monetarismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Im Folgenden möchte ich versuchen die Unterschiede zwischen der klassisch-liberalen Auffassung einer Marktwirtschaft, der Neoklassischen Theorie und dem monetaristischen Konzept herauszufiltern und diese im Kontext ihrer Zeit zu begründen.

II. Der Klassische Liberalismus

Den klassischen Liberalismus kann man auch als Philosophie des jungen Industriekapitalismus bezeichnen. Besonders im England des 18. Jahrhunderts wandten sich die Kapitalisten gegen das bisher allgegenwärtige mittelalterliche System von Verhaltensbeschränkungen, was die wirtschaftliche Handlungsfreiheit stark einschränkte. Durch die industrielle Revolution, welche den Kapitalisten die ökonomische Vorherrschaft brachte, konnte sich der klassische Liberalismus auch politisch etablieren.

Psychologisch gesehen, geht der klassische Liberalismus von vier Grundannahmen über die menschliche Natur aus. Der menschliche Egoismus, in Anlehnung an Hobbes Leviathan, steht dabei an erster Stelle. Alle Handlungen des Menschen werden durch zwei Elemente bestimmt, Genuss und Leid. Der Mensch orientiert sein Handeln daran, Genuss zu erlangen und Schmerz zu vermeiden. Wichtige Vertreter der klassisch-liberalen Theorie, wie John Locke und Adam Smith vertraten den Standpunkt, dass der Egoismus die zentrale Handlungsmaxime des Menschen ist.

Auch wenn den Handlungen der Menschen rein egoistische Beweggründe innewohnen, ist ihr Verhalten jedoch immer rational. Das heißt, die Vernunft verleiht dem Menschen die Fähigkeit, alle in einer bestimmten Situation gegebenen Handlungsmöglichkeiten nach ihren Nutzen gegeneinander abzuwägen, also rational zu handeln.

Eine weitere Annahme in der Theorie des klassischen Liberalismus lautet, das der Mensch von Natur aus träge ist. Das bedeutet, solange er kein Leid fürchten muss bzw. bestimmte Handlungen ihm keinem direkten Nutzen bringen, bleibt der Mensch träge und unbeweglich, da jede Art von Anstrengung oder Arbeit sonst nur Qualen erzeugt. Eine daraus resultierende weitere Annahme dieser Zeit war, dass die Arbeiter nur durch den Anreiz einer hohen Belohnung bzw. den drohenden Hungertod zur Arbeit gezwungen werden können. Einige Vertreter dieser Zeit, so auch Joseph Townsend, glaubten sogar, dass nur die Erfahrung von Hunger einen Menschen zum arbeiten ermutigen kann[1]. Solche Ansichten ließen sich jedoch kaum mit dem damals existierenden Paternalismus vereinbaren. Den Grundstein für eine paternalistische Armenfürsorgesystem setzte das unter Königin Elisabeth im Jahre 1601 erlassene Gesetz zur Unterstützung der Armen und fand ihren Höhepunkt im sog. Speenhamland- System von 1795. Das System garantierte jeden Menschen in seinem Heimatort, eine minimale Versorgung aus öffentlichen Steuermitteln. Im Einklang mit ihrer Ideologie kämpften die klassischen Ökonomen gegen dieses System an und konnten 1834 in England ein neues Armengesetz verabschieden, dessen Inhalt der Schutz des Eigentums der arbeitenden Bevölkerung war bzw. es den „Arbeitsunwilligen“ nicht mehr erlaubte auf Kosten ihrer Mitbürger zu leben. Auch in den Augen der klassischen Liberalen war die Hauptaufgabe des Staates der Schutz des Privateigentums der herrschenden Elite, nämlich der Kapitalisten und nicht die Ergreifung wohlfahrtsstaatlicher Maßnahmen zu Gunsten der Armen und Bedürftigen und zu Lasten der Arbeitenden. Man kann also behaupten, dass beim klassischen Liberalismus das Individuum immer im Vordergrund steht und die Gruppe oder die Gesellschaft im Hintergrund. Das Individuum (speziell der Unternehmer) sollte sich unabhängig und frei entfalten können, wobei die Gesellschaft nur als ein handlungseinschränkender Faktor betrachtet wurde. Die Gesellschaft ist lediglich ein Werkzeug der Individuen, was sie sich selbst erschaffen haben, weil sie dem einzelnen nützlich ist. So sprechen die klassischen Liberalen der Gesellschaft bzw. dem Staat eine Sicherheitsfunktion zu, die den Individuen erlaubt ohne Angst zu leben. Aus ökonomischer Sicht betrachtet, kann nur in einer Gesellschaft eine mögliche Arbeitsteilung gewährleist werden. Als wichtigster Vertreter des klassischen Liberalismus äußert sich auch Adam Smith zur Rolle des Individuums und der Gesellschaft. Nach Adam Smith wirkt der Markt, frei von jeder Beschränkung oder Lenkung und paternalistischer Führung, als „unsichtbare Hand“, die alle selbstsüchtigen, egoistischen Motive in wechselseitig übereinstimmende und sich ergänzende Aktivität überführen würde, zum Besten der gesamten Gesellschaft. Für Smith stand eine freie kapitalistische Marktwirtschaft im Einklang mit einer natürlichen Ordnung, in der die Wohlfahrt jedes einzelnen ebenso wie die Wohlfahrt der ganzen Gesellschaft maximiert würde.[2]

Das bedeutet, das der Unternehmer sein Kapital dort einsetzt, wo es ihm dem meisten Gewinn verspricht bzw. die Nachfrage am größten ist, quasi soviel Individuen wie nur möglich (Zielgruppe) etwas nützt. Im Hinblick auf die oben angesprochene Arbeitsteilung geht Adam Smith von einem Prozess fortgesetzter Arbeitsteilung aus, der in einer endlosen Aufwärtsbewegung sozialen Fortschritts zu einer Produktivitäts-, Lohn- und Gewinnsteigerung sowie vermehrter Kapitalakkumulation führt. Dieser Prozess würde erst zum Stillstand kommen, wenn die Nachfrage erschöpft ist oder wenn staatliche Einflüsse die Verhaltensfreiheit auf den Märkten einschränken und so die Nachfrage vorzeitig dämpfen. Smith räumt dem Staat dennoch drei Aufgabenbereiche ein: 1. den Schutz des Landes gegen äußere Aggressoren, 2. der Schutz des Bürger untereinander vor Ungerechtigkeiten, und 3. die Errichtung und Unterhaltung öffentlicher Einrichtungen und Werke.

Zusammenfassend kann man sagen, dass im klassischen Liberalismus der Staat bzw. die Regierung im Hintergrund stand. Im Kontext der damaligen Zeit der Umbrüche bzw. Revolutionen in Europa, verlor der Staat bzw. der Monarch zunehmend, aufgrund von weit verbreiteter Korruption, Despotie und Tyrannei, an Ansehen. Die Philosophie Adam Smiths wurde seiner Zeit von vielen Kapitalisten dazu missbraucht, ihr ständiges Streben nach Gewinnmaximierung und die gleichzeitige Blockierung wohlfahrtsstaatlicher Entwicklungen, zu rechtfertigen. Ihre fehlende Rücksicht auf den sozial schlechter gestellten Mitbürger, versuchten die Kapitalisten oft damit zu begründen, dass sie sich lediglich an die Handlungsmaxime des Adam Smith hielten, nämlich nach ihren eigenen Vorteil zu handeln um so der Gesellschaft den besten Dienst erweisen zu können. So wurden auch häufig die drei Staatsaufgaben nach Adam Smith von den Kapitalisten zu ihren Gunsten interpretiert. Die Aufgabe, das Land vor äußeren Gefahren zu schützen, wurde um den Schutz und der Vergrößerung der Auslandsmärkte mit militärischen Mitteln erweitert. Die Funktion des Staates als ein Hort des Schutzes der Bürger, definierte man auch als eine Funktion, die den Schutz des Privateigentums, die Durchsetzung von Verträgen und die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung beinhaltete. Aus dieser Funktion kristallisiert sich der Schutz des Privateigentums, als das Hauptbestandsmerkmal des Kapitalismus heraus, da der Besitz an Produktionsmitteln die Grundvoraussetzung für die ökonomische und politische Machtstellung der Kapitalisten bildet. Die herrschende Klasse der Kapitalisten sollte quasi durch den Staat geschützt werden um ihre Macht weiter ausbauen zu können. Dabei sollte der Staat zusätzlich die innere Ordnung aufrechterhalten, das heißt, für die Kapitalisten bedrohliche Bewegungen bzw. Gewerkschaften im Zaum halten. Die dritte Aufgabe des Staates, die Schaffung öffentlicher Einrichtungen und Werke, ist auch bekannt als die klassische Philosophie des laisez-faire[3]. Nach ihr waren staatliche Eingriffe solange erwünscht, wie sie den kapitalistischen Interessenvertretern nicht zuwiderliefen. Der Staat sollte beispielsweise die Gründung solcher Institutionen fördern, die gewinnbringende Investitionen der Kapitalisten begünstigen bzw. die Wirtschaft stabilisieren. Darunter verstand man z. B. die staatliche Unterstützung beim Ausbau der Infrastruktur sowie die Standardisierung von Maßen und Gewichten.

III. Die Neo-Klassik

Bevor ich im Folgenden die neoklassische Theorie bzw. ihre Hauptunterschiede zum klassisch-liberalen Konzept darstelle, möchte ich zuvor die historische Entwicklung des Kapitalismus seit der Profilierung der klassisch-liberalen Ideologie im ausgehenden 18. Jahrhundert schildern. Dies ist notwendig, um die Gründe bzw. die Entstehungszusammenhänge für das neoklassische Modell zu begreifen. Nachdem Adam Smith und andere Begründer des klassischen Liberalismus auf die „unsichtbare Hand“ des Marktes vertrauten, die die negativen Auswirkungen der egoistisch orientierten Handlungen der Marktteilnehmer auf die von vollkommender Konkurrenz geprägten freien kapitalistischen Märkte neutralisiert, brachte jedoch der real existierende Kapitalismus bis Anfang des 20. Jahrhunderts einen ungezügelten Individualismus, verbunden mit einem zügellosen Preiskrieg, hervor. Das Ergebnis dieser Entwicklung war eine beispiellose Unternehmenskonzentration bzw. die Einverleibung oder Vernichtung kleiner Konkurrenten. Die klassisch-liberale Hypothese von der Existenz einer vollkommenden Konkurrenz zwischen den Marktteilnehmern ließ sich schließlich mit der Realität nicht mehr vereinbaren.

Der Ausgangspunkt für diese Entwicklung waren die technologischen Verbesserungen des 19. Jahrhunderts, die zu neuen, leistungsfähigeren Produktionsmethoden, im Rahmen größerer Produktionsanlagen, führten. Neue Innovationen in der Logistikbranche (Eisenbahnbau, Schiffbau) und im Kommunikationssektor, ließen die Märkte immer schneller wachsen. Seit der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich die Industrieproduktion (Kohle und Stahl) um mehrere Hundert Prozent steigern, die Kapitalgüterindustrie (Maschinen- und Schiffsbau, chemische Industrie) verbuchte innerhalb von 30 Jahren eine Verdopplung der Beschäftigungszahlen. Gleichzeitig entwickelte sich in Europa und Nordamerika ein breit organisierter Geldmarkt, mit der Funktion die Kapitalbestände von Privatleuten und Kleinunternehmern zu konzentrieren, um sie großen Kapitalgesellschaften zur Verfügung zu stellen. Die zunehmende Massenproduktion brachte auf den nationalen und weltweiten Märkten einen zerstörerischen Wettbewerb bzw. Preiskrieg zwischen den Unternehmen mit sich. Am Ende siegten in fast allen Industriezweigen die Großunternehmer bzw. Kapitalgesellschaften. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten Ökonomien, besonders die des deutschen Kaiserreiches und die der USA, geprägt von Monopolisierungs- und Fusionstendenzen. Großunternehmen schlossen sich in Kartellen oder gemeinsamen Fonds zusammen, im Finanzsektor kam es zur Gründung von Treuhand- oder Holdinggesellschaften. Im Zuge einer massiven Unternehmens- bzw. Kapitalkonzentration katapultierte sich schließlich die USA um die Jahrhundertwende an die Spitze der führenden Industriemächte, vor England und Deutschland. Wie in den meisten anderen Industrienationen befand sich in den USA die Mehrzahl der strategisch wichtigen Industriezweige (Kohle- und Stahlindustrie, Transportwesen, Nahrungsmittelindustrie sowie der Banksektor) im Besitz einer relativ kleinen Zahl mächtiger Kapitalgesellschaften.

[...]


[1] Bendix, Reinhard, Work and Authority in Industry, New York 1963, S. 74

[2] Hunt/Sherman, Volkswirtschaftslehre Band 1, Frankfurt a.M.: Campus Verlag 1993, S. 45

[3] „laissez-faire-Wirtschaft“ – die Aktivitäten des Staates beschränken sich auf Schaffung und Erhaltung von Rahmenbedingungen, unter denen die wirtschaftlichen Akteure völlig autonom entscheiden und handeln können. Es existiert ein sog. „Nachtwächterstaat“.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Konzeptionen des Klassischen Liberalismus, der Neoklassik und des Monetarismus im Kontext ihrer Entstehungszeit
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Wirtschaftssystem und Wirtschaftspolitik in der BRD
Note
3
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V12392
ISBN (eBook)
9783638182829
ISBN (Buch)
9783640256952
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Folgenden möchte ich versuchen die Unterschiede zwischen der klassisch-liberalen Auffassung einer Marktwirtschaft, der Neoklassischen Theorie und dem monetaristischen Konzept herauszufiltern und diese im Kontext ihrer Zeit zu begründen.
Schlagworte
Klassischer Wirtschaftsliberalismus, Liberalismus, Klassik, Neoklassik, Monetarismus
Arbeit zitieren
Marko Rossmann (Autor:in), 2003, Die Konzeptionen des Klassischen Liberalismus, der Neoklassik und des Monetarismus im Kontext ihrer Entstehungszeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12392

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