Förderung der Interkulturalität in Schulen (durch Kinderbücher)


Seminararbeit, 2007

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung:

1.Einleitung

2. Interkulturalität in der Schule
2.1. Welche Problematiken können auftreten?
2.2. Gezielte Förderung von Interkulturalität

3. Interkulturalität im Kinderbuch am Beispiel ´Selim und Susanne´ von Ursula Kirchberg
3.1. Problematik von ´Selim und Susanne´
3.2. Mögliche Gestaltung der Unterrichtseinheiten

4. Schluss

Literaturverzeichnis

Internetquellen

1.Einleitung

Obwohl die Welt heutzutage immer mehr zusammenwächst und der Anblick fremder Kulturen nicht nur durch das Fernsehen zur Normalität geworden ist, gibt es immer noch Berührungsängste zwischen unterschiedlichen Kulturen. Besonders in den Schulen treffen viele persönlich und kulturell unterschiedliche Identitäten aufeinander, was zu Konflikten führen kann. Kinder und Jugendliche kommen jedoch nicht mit Vorurteilen auf die Welt, sondern werden in ihren Meinungen oft von ihren Eltern oder sonstigen Vorbildern beeinflusst oder geprägt. Diese Vorurteile gilt es, vor allem im Unterricht abzubauen. Eine Möglichkeit Klischees und/oder Vorurteile aus den Köpfen der Kinder zu verbannen, ist die interkulturelle Unterrichtsgestaltung anhand von Kinder- und Jugendliteratur.

Diese Hausarbeit soll zeigen, wie interkulturelle Erziehung in der Schule gestaltet werden kann und wie eine Förderung von Interkulturalität, am Beispiel des Kinderbuches ´Selim und Susanne´ von Ursula Kirchberg, aussehen kann.

Die Ergebnisse dieser Abhandlung sind größtenteils auf neuere Forschungsliteratur zurückzuführen.

Als Grundlage wurde das Buch ´Interkulturelle Literatur in Deutschland´ von Carmine Chiellino herangezogen, sowie weitere Sekundärliteratur.

Der Gliederungspunkt: Interkulturalität im Kinderbuch am Beispiel ´Selim und Susanne´, stützt sich vor allem auf das Werk ´Jim Knopf ist nicht schwarz´ von Heidi Rösch, indem die Problematik, aber auch eine mögliche Aufarbeitung der Geschichte dargestellt wird.

Folgender Aufbau wurde für diese Hausarbeit gewählt: Der erste Gliederungspunkt zeigt die Problematik von Interkulturalität an deutschen Schulen auf und versucht Lösungsansätze für eine gezielte, bessere interkulturelle Förderung zu präsentieren.

Der nächste Abschnitt zeigt am Beispiel des Kinderbuches ´Selim und Susanne´, die Gestaltung einer interkulturellen Unterrichtsstunde und beleuchtet vorher die Problematik, die dieses Kinderbuch mit sich bringt.

2. Interkulturalität in der Schule

2.1. Welche Problematiken können auftreten?

Vor allem in deutschen Großstädten treffen in einer Schulklasse heutzutage häufig Kinder aufeinander, die aus unterschiedlichen ethnischen oder religiösen Kulturen stammen. Dies kann im Umfeld Schule manchmal zu Spannungen führen. Kulturspezifische Haltungen, Werte und Normen, die die Kinder durch den familiären Hintergrund geprägt haben, lassen manchmal die Toleranz gegenüber anderen Kulturen fehlen und können folglich in Auseinandersetzungen münden. In solchen Fällen ist es notwendig, dass Maßnahmen für eine bessere Verständigung, ergriffen werden.

Besonders Kinder aus Migrantenfamilien haben Schwierigkeiten ihre persönliche Identität zu finden, da sie meist aus einem völlig anders denkenden und handelnden Kulturkreis stammen und sich in Deutschland den neuen, fremden Wertvorstellungen anpassen müssen. Sie tragen sozusagen eine Patchwork-Identität in sich und müssen sich je nach Situation wie ein Chamäleon den unterschiedlichen Gewohnheiten und Verhaltensmustern, die sich teilweise sogar widersprechen, angleichen.[1]

Häufig werden die Kinder türkischer Familien, im Besonderen die Mädchen, in Deutschland strenger erzogen als in der Türkei. Die Angst vor dem Verlust der eigenen Kultur, führt zu einer Rückbesinnung zu den ursprünglich traditionellen kulturellen Werten, was wiederum in eine übermäßige Religiosität führen kann.[2]

Um die Schwierigkeiten von Interkulturalität zu verdeutlichen, soll kurz exemplarisch dargestellt werden mit welchen Barrieren junge türkische Mädchen möglicherweise in deutschen Schulen zu kämpfen haben.

Beispielsweise wird es ein türkisches Mädchen, das in ihrem Elternhaus streng muslimisch erzogen wird, in einer deutschen Schule mit anderen Normen und Werten nicht einfach haben sich anzupassen und möglicherweise ausgegrenzt oder sogar mit Ausländerfeindlichkeit zu kämpfen haben. Das Tragen eines Kopftuches wird sie von allen anderen Kindern abheben und sie so in einen besonderen, wenn nicht sogar absonderlichen Status versetzen. Doch da in Deutschland das Bild einer verschleierten Frau nicht mehr gänzlich unbekannt ist, könnte es auch sein, dass die junge Frau wegen ihrer äußeren Erscheinung noch nicht unbedingt als ´anders´ erlebt wird. Doch spätestens im Sportunterricht zeigen sich dann die eklatanten kulturellen Unterschiede, die das türkische Mädchen an eine Außenseiterposition drängen könnten. Falls ihr das Tragen kurzer Sportkleidung verboten ist und sie nicht am Schwimmunterricht teilnehmen kann, weil sie keinen Badeanzug tragen darf, wird dieses Verhalten wahrscheinlich auf Unverständnis und Spott seitens der anderen Kinder stoßen.[3]

Doch nicht nur durch die äußeren Merkmale, wird sich das türkische Mädchen von den deutschen Schülern unterscheiden. Kulturelle Rituale wie die Fastenzeit oder bestimmte Speisevorschriften erschweren zusätzlich die Eingliederung in deutsche Verhaltensweisen.

Die Migration, also das Überwechseln in ein anderes Beziehungsgefüge mit anderen Wertvorstellungen, Regeln und Normen, kann zu regelrechten Identitätskrisen, ja sogar zu Persönlichkeitsstörungen führen.[4]

Dadurch wird verständlich, dass der Spagat zwischen den Kulturen, den die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund vollbringen müssen, sie überfordert und in Aggressivität oder Passivität umschlagen kann. Besonders in der für Kinder schwierigen Phase der Pubertät, können sich Spannungen zwischen den Schülern entladen, da sie sich während dieser Zeit in einer doppelt angespannten Situation befinden. Einerseits sind sie gerade auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und andererseits stehen sie zwischen den Kulturen.[5]

Um sich dem dauernden Entscheidungsdruck entziehen zu können, suchen die Kinder mit Migrationshintergrund meist ´Halt´ oder Zuflucht bei Jugendlichen mit ähnlich sozio-kulturellem Hintergrund, was wiederum das Problem der ´Ghettoisierung´ hervorbringt.[6]

Doch die Interkulturalität in den Schulen stellt nicht nur Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund vor Probleme. Auch deutsche Kinder und Jugendliche werden ja mit den ihnen fremden Kulturen konfrontiert und reagieren darauf nicht immer positiv. Denn auch sie haben vielleicht Hemmungen oder sogar Ängste vor einer fremden Kultur. Deshalb ist es umso wichtiger diese Probleme als Lehrkraft in der Schule zu erkennen und Hemmungen, Ängste und Vorurteile abzubauen.

2.2. Gezielte Förderung von Interkulturalität

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man interkulturellen Unterricht gestalten kann. Ziel sollte dabei die Förderung eines harmonischen Miteinanders, sowie das Verstehen anderer Kulturen sein. Die größte Akzeptanz für ein Schulleben mit interkulturellen Inhalten erreicht man durch die gemeinsame Gestaltung der Projekte. In den 5. und 6. Klassen von Haupt-, Realschulen und Gymnasien könnten beispielsweise Brieffreundschaften zum internationalen Austausch zwischen den in Deutschland lebenden Schülern und anderen Nationen beitragen. Jedes Kind wählt sich seine(n) Brieffreund(in) aus und stellt den Mitschülern in einem kleinen Referat das Land vor, aus dem die Korrespondenz stammt.[7]

Integrative Projekte, z.B. ein gemeinsames Theaterstück mit interkulturellem Hintergrund oder ein Videoprojekt, das die Schüler selbst entwickeln und ein eigenes Drehbuch, mit einer dem Thema entsprechenden vorgegebenen Rahmenhandlung schreiben, können zur Verständigung der Kulturen beitragen.[8]

Um Schülern andere Länder näher zu bringen, könnte man auch Projektwochen in einer Klassenstufe anbieten, bei der jede Klasse einen Tag im Zeichen einer anderen Kultur gestalten darf. Kochrezepte aus diesem Land werden nachgekocht und den anderen Klassen zum probieren angeboten. Zeichnungen, Collagen oder Fotografien aus dem ausgewählten Land werden gesammelt und ausgestellt. Hier sind der Fantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt.[9]

In allen Klassen ist Literatur ein probates Mittel, den Abbau von Klischees und Vorurteilen zu fördern. Es ist sinnvoll in den Klassen, Literatur mit Inhalten, die „gesellschaftliche Realitäten“ abbilden, auszuwählen, da diese Texte eine größere Identifikation und dadurch eine höhere Motivation erreichen. Dazu gehört interkulturelle Literatur, die sich mit Konflikten zwischen den Kulturen oder mit Identitätskonflikten beschäftigt. Denn mit diesen Themen müssen sich die Schüler tagtäglich auseinandersetzen. Durch interkulturelle Literatur wird nicht nur der Bildungshorizont der Schüler erweitert, es hat sicherlich auch den Effekt, dass Dinge aus einer anderen Perspektive gesehen werden und zum Nachdenken anregt. Migrationsliteratur kann aber auch hilfreich sein, um Identitätskrisen zu bewältigen, weil dem Leser bewusst wird, dass er mit seinem individuellen Problem nicht alleine ist oder das Buch sogar eine exemplarische Problembewältigungsstrategie vermitteln kann.[10]

[...]


[1] Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, Spalte 1935-1936.

[2] Akseki, A. Vefa: Identitätsentwicklung und die Rolle interkultureller Erfahrungen bei der Identitätsbildung von türkischen Jugendlichen, in: Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen, BMW Group (Hrsg.), 2006, Kap.1.3.1., S. 3.

[3] Rosen, Rita/Stüwe, Gerd:Ausländische Mädchen in der Bundesrepublik, Opladen, 1985, S.66 ff..

[4] Akseki, A. Vefa: Identitätsentwicklung und die Rolle interkultureller Erfahrungen bei der Identitätsbildung von türkischen Jugendlichen, BMW Group (Hrsg.), Kap.1.3.1., S. 3.

[5] Nestmann, Frank: Psychische Störungen in der Migration und interkulturelle Beratung, in: Zwischen den Kulturen, Gemende, Marion/Schröer, Wolfgang/Sting, Stephan (Hrsg.), Weinheim/München, 1999, S. 172 ff.

[6] Nestmann, Frank: Psychische Störungen in der Migration und interkulturelle Beratung, S. 174.

[7] Barisic, Gordana/Lazar, Viktor: Projekt: Klassenkorrespondenz zwischen deutschen und kroatischen Schülerinnen und Schülern, BMW Group (Hrsg.), Kap. 2.10.3..

[8] Tjaden, Katrin: Technische Anleitung für interkulturelle Videoprojekte, BMW Group (Hrsg.), Kap.2.7.5..

[9] Knobloch, Jörg: Klassenbücher – international, BMW Group (Hrsg.), Kap, 2.7.4..

[10] Dawidowski, Christian/Wrobel, Dieter: Interkultureller Literaturunterricht, Hohengehren, 2006, S. 3-4.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Förderung der Interkulturalität in Schulen (durch Kinderbücher)
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Proseminar: Migrantenliteratur und transkulturelle Erziehung
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V123885
ISBN (eBook)
9783640287710
ISBN (Buch)
9783640287901
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Förderung, Interkulturalität, Schulen, Kinderbücher), Proseminar, Migrantenliteratur, Erziehung
Arbeit zitieren
Saskya Olympio (Autor:in), 2007, Förderung der Interkulturalität in Schulen (durch Kinderbücher), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123885

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