Chancen und Risiken des Lernens im Arbeitsprozess


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung

2. Lernen im Arbeitsprozess
2.1 Begriffsklärung
2.2 Berufsausbildung
2.3 Betriebliche Weiterbildung
2.4 Modelle und Formen des Lernens im Arbeitsprozess
2.5 Kompetenzentwicklung
2.6 Lernende Organisation

3. Motivation zum Lernen im Arbeitsprozess

4. Chancen und Risiken des Lernens im Arbeitsprozess
4.1 Chancen für die Erwerbstätigen und das Unternehmen
4.2 Risiken für die Erwerbstätigen und das Unternehmen

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Problemstellung

Durch die Globalisierung, den dadurch wachsenden Konkurrenzdruck und einer sich rasant verändernden Wirtschaft mit Forderungen nach Effizienzsteigerung und Flexibilität, durch Zunahme wissensintensiver Dienstleistungstätigkeiten und technologischen Innovationen se- hen sich Betriebe und mit ihnen auch die Arbeitnehmer ständig neuen Anforderungen ausge- setzt, denen sie nur mit einem Zuwachs an individueller Bildung, an Selbstverantwortung, Eigeninitiative und Kreativität, sowie guten Kenntnissen zur Arbeitsausführung gewachsen sein werden. Der Arbeitsprozess erfordert spezielle Qualifikationen, die in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung erworben werden. Deshalb gewinnen Arbeitsstätte als Lernort und das Lernen im Arbeitsprozess zunehmend an Bedeutung. Den Begriff des Arbeitsprozesses möchte ich mit der Thematik Lernen im Arbeitsprozess auf den Arbeitsplatz, die Arbeitsstät- te, das Unternehmen, öffentliche Verwaltung und Betriebe beziehen. Teile der Berufsausbil- dung und die betriebliche Weiterbildung finden hier statt. Die Berufsausbildung unterliegt gesetzlichen und anderen Regelungen, die berufliche Weiterbildung bleibt weitgehend den einzelnen Unternehmen überlassen. Durch die ständigen Veränderungen in der Arbeitswelt, insbesondere auch wegen der Geschwindigkeit technischer Innovationen, begegnen die Er- werbstätigen bzw. Mitarbeiter „der Notwendigkeit, zu lernen, und zwar aus ihrer Arbeit he- raus.“[1] Die Berufsausbildung folgt diesen Veränderungen des Arbeitsprozesses nur schlep- pend, weil die Ausbildungsberufe und ihre Ausbildungsinhalte in längerfristigen Zyklen an- gepasst bzw. erneuert werden. Die berufliche Weiterbildung reagiert schneller auf Verände- rungen des Arbeitsprozesses, sie hilft häufig, Veränderungen überhaupt zu ermöglichen. D.h., aber auch, wer im Arbeitsprozess steht hat überhaupt die Chance, sich mit den Veränderungen mitzuentwickeln und Erlerntes kontinuierlich zu erneuern. Damit können auch Risiken ver- bunden sein. Meine Hausarbeit analysiert die berufliche Bildung als Lernvorgang im Arbeits- prozess und geht auf die Chancen und Risiken ein, die auch ökonomische und soziale Aspekte erfassen.

2. Lernen im Arbeitsprozess

2.1 Begriffsklärung

Lernen im Arbeitsprozess gehört zur beruflichen Bildung. Die Begrifflichkeit für das Lernen im Arbeitsprozess ist variantenreich. Arbeitsplatznahes Lernen, arbeitsintegriertes Lernen, dezentrales Lernen, arbeitsbezogenes Lernen oder auch Lernen am Arbeitsplatz sind Begriffe die als Synonyme verwendet werden können. Lernen im Prozess der Arbeit wird als älteste Form beruflichen Lernens bezeichnet und beinhaltet das Nachahmungs-Prinzip sowie das Imitationsprinzip. Aus Sicht der Pädagogik ist das Lernen im Arbeitsprozess auch optimales Lernen. Damit ist gemeint, dass es als ganzheitliches Lernen den affektiven, kognitiven und den psychomotorischen Lernbereich umfasst.[2] „Lernen am Arbeitsplatz ist jene Form der Aus- und Weiterbildung, bei der Mitarbeiter eines Betriebes im Verlaufe des Arbeitsprozes- ses, in Übereinstimmung mit der Lösung konkreter Arbeitsaufgaben auf der Grundlage ihrer individuellen Voraussetzungen sich ständig beruflich-fachlich, aber auch sozial und persön- lich vervollkommnen, d.h. lernen.“[3]

2.2 Berufsausbildung

Der Arbeitsplatz als Lernort ist Bestandteil der dualen Berufsausbildung. Die Ausbildung im dualen System erfolgt einerseits in der Berufsschule, in der der theoretische Teil vollzogen wird und andererseits im Betrieb, d.h. im Arbeitsprozess, in dem die praktischen und fachli- chen Kenntnisse erworben werden. Das duale System basiert auf gesetzlicher Grundlage (dem BBiG) mit bundeseinheitlichen Ausbildungsordnungen. Ausbildungsberufe werden nach vor- gegebenem Programm erlernt. Dazu gehören z.B. Ausbildungsinhalte, Zeitpläne, Prüfungsin- halte und eine Abschlussprüfung mit Zertifikat. Die exakten Vorgaben werden auf ministe- rieller Ebene in Zusammenarbeit mit Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie Hand- werkskammern festgelegt; die Betriebe sind im Vorfeld beteiligt. Aufgaben im Arbeitspro- zess, die eine Berufsausbildung benötigen, unterliegen Veränderungen, die eine schnelle An- passung auch der Berufsausbildung erfordern würde. Hier kann das Problem auftreten, dass eine Neuordnung der Berufe bzw. einzelner Berufsbilder den Veränderungen der Arbeitspro- zesse zu langsam folgt. Deshalb kann man die Ausbildung mit ihren Gesamtregelungen als ein eher statisches Gebilde bezeichnen. Im Gegensatz dazu kann das Lernen der Erwerbstäti- gen im Arbeitsprozess als dynamisch bezeichnet werden, es passt sich kontinuierlich den Ver- änderungen im Arbeitsprozess an.

Im Rahmen des Dualen Systems der Berufsausbildung spielt das Lernen am Arbeitsplatz für die berufliche Qualifizierung somit eine große Rolle. Dabei ist auf die Vielfältigkeit des be- trieblichen Ausbildungswesens hinzuweisen, d.h. gelernt wird je nach Branche, Ort und Grö- ße der Betriebe in der Ausbildungswerkstatt (Lehrwerkstatt), im Übungslabor, in Lehrbüro oder Übungsfirma, in der Ausbildungsecke (Lehrecke), im Unterrichtsraum und in aller Regel am Arbeitsplatz.[4] Der Lernort Arbeitsplatz ist von den anderen Lernorten zu unterscheiden, d.h. dass „die Ausbildung nicht an eigens dafür eingerichteten, produktionsfernen Plätzen, sondern an Arbeitsplätzen“ erfolgt, „die in den betrieblichen Arbeitsprozess einbezogen sind“.[5] Die Auszubildenden lernen vorrangig an realen betrieblichen Arbeitsaufgaben. Die Berufsausbildung bereitet die Teilnehmer/Auszubildenden mit praktischen Kenntnissen und theoretischem Wissen auf den Arbeitsprozess vor. Die Ausbildung ist unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben in der Durchführung unterschiedlich organisiert. In kleineren Unter- nehmen wird der praktische Teil der Berufsausbildung direkt am Arbeitsplatz bzw. im Ar- beitsprozess (Verkettung mehrerer Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe) als Lernort vollzogen. Im Handwerk und Einzelhandel ist dies tägliche Praxis. In größeren Unternehmen gibt es so- wohl den Arbeitsplatz in einem verketteten Arbeitsprozess als auch eine vom normalen Ar- beitsprozess abgekoppelte Ausbildungsabteilung, die als organisatorische Einheit aus dem normalen Arbeitsprozess ausgegliedert ist. Die Ausbildung am Arbeitsplatz als auch im weiter gefassten Arbeitsprozess vermittelt die in den Ausbildungsplänen vorgeschriebenen Kenntnis- se und Fertigkeiten; zusätzlich werden betriebsspezifische Kenntnisse über Arbeitsschritte und Arbeitsabläufe erlernt, ggf. auch produktorientiert. Darüber hinaus lernen Auszubildende auch soweit vorhanden Formen und Modelle kennen, die sich z.B. mit gruppenorientiertem Lernen (Lerninsel und Lernstatt) befassen. Schwerpunkt der Ausbildung ist stets das arbeits- integrierte Lernen mit Unterweisung am Arbeitsplatz. Unternehmen gehen auch dazu über, in der Ausbildung neben der Fachkompetenz Schlüsselfunktionen wie Handlungs-, Methoden-, Medien- und Sozialkompetenz zu vermitteln. Diese Schlüsselfunktionen werden beispielswei- se mit der Durchführung und Einbindung in eine Projektarbeit nahe gebracht.

Das Ausbildungsverhältnis endet mit der Abschlussprüfung, damit ist der Lernende ausgebil- det, steht aber noch nicht im Arbeitsprozess. Grund dafür ist, dass die Ausbildung einem be- sonderen Rechtsverhältnis (Ausbildungsvertrag) unterliegt und eine Eingliederung bzw. Übernahme in den Arbeitsprozess mit einem neuen Rechtsverhältnis (Arbeitsvertrag) erfolgt.

2.3 Betriebliche Weiterbildung

Lernen im Arbeitsprozess heißt Qualifizierung für bestimmte Arbeitsplatzanforderungen, Problemlösungen und darüber hinaus für weiterführende Aufgaben. Die Anforderungen rich- ten sich an verschiedene Mitarbeitergruppen unterschiedlicher Qualifikation (Ungelernte, An- gelernte, Facharbeiter, Führungskräfte). Die einfachste Form des Lernens im Arbeitsprozess ist die Unterweisung am Arbeitsplatz oder das Selbsterlernen einzelner oder mehrerer Ar- beitsschritte. Aufgaben und Problemlösungen mit komplexen Sachverhalten erfordern als Grundlage einen vorhandenen Qualifikationsgrad (z.B. Berufsausbildung, Studium), den der Erwerbstätige in aller Regel mitbringen sollte. Regelmäßige Veränderungen der Arbeitspro- zesse erzwingen eine kontinuierliche Weiterbildung. Eine Erstausbildung kann rasch veralten. Je näher die Qualifikation Aufgaben zugeordnet ist, die dem technischen Wandel unterliegen, umso schneller ändern sich die Anforderungen an die Qualifikation. In diesem Kontext ist der Mensch als aktives Lernwesen anzusehen. „In tätiger Auseinandersetzung mit seiner Umwelt verändert und gestaltet er diese.“[6] Dabei verändert er sich selbst und permanent auch sein in- dividuelles Verhalten, „um sich den Bedingungen und je neuen Anforderungen seiner Umwelt anzupassen, das heißt, er lernt, und dies, solange er lebt.“[7] Hier wird das lebenslange Lernen auch als das Lernen vor der Arbeit, in der Arbeit, durch die Arbeit und als wichtigsten Punkt als das Lernen am Arbeitsplatz bezeichnet.[8] Das Lernen am Arbeitsplatz bzw. im Arbeitspro- zess erhält eine zunehmend stärkere Gewichtung, weil die Anpassung an Veränderungen schnell vollzogen werden kann. Die Berufsausbildung kann diese schnelle Anpassung nicht in gleichem Maße vollziehen, somit wird die Weiterbildung für das Lernen im Arbeitsprozess dominanter. Deshalb könnte die Ausbildung in den Hintergrund treten, aber sie beinhaltet noch die Funktion, Eintrittskarte für die Weiterbildung zu sein.[9]

2.4 Modelle und Formen des Lernens im Arbeitsprozess

In einer Modellversuchsreihe für das Lernen im Arbeitsprozess wurden neue Formen (Organi- sationsformen) erprobt und entwickelt, z.B. Lerninseln, Lernstationen, Technikzentren, Job- Rotation, Lernstatt, Qualitätszirkel usw.[10] In vielen Unternehmen sind diese oder ähnliche Modelle eingeführt. Qualifiziertere Lernprozesse finden im Arbeitsprozess Projektarbeit bzw.

Projektmanagement statt. Sie lösen nicht die traditionellen Methoden wie Unterweisung und Einarbeit ab. Das Lernen im Arbeitsprozess, auch als arbeitsbezogenes Lernen bekannt, bein- haltet betriebliche und außerbetriebliche Lernformen und Konzepte, „die in ihren Lernprozes- sen und Lerninhalten von Arbeit und Arbeitsabläufen geleitet sind bzw. auf diesen basieren. Es findet ein Lernen in und über Arbeit statt, das ein breites Spektrum an Orientierungen und Verständnissen umfasst.“[11]

Folgender Überblick zeigt die Modelle arbeitsbezogenen Lernens und diesen zugeordnet, die wichtigsten Lernformen und Konzepte in der beruflichen Bildung.

Abb. 1: Modelle arbeitsbezogenen Lernens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Peter Dehnbostel, 2002, S. 40

[...]


[1] Brater; Wittek, 2003, S. 18

[2] Vgl. Lipsmeier, 2000, S. 173-174

[3] Decker, 1985, S. 72

[4] Vgl. Kleinschmitt, 1987, S. 41

[5] Ebenda, S. 41

[6] Czycholl, 1992, S. 23

[7] Ebenda, S. 23

[8] Vgl. ebenda, S. 23

[9] Vgl. ebenda, S. 23-24

[10] Vgl. Dehnbostel, 1992, S. 12

[11] Dehnbostel, 2002, S. 38-39

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Chancen und Risiken des Lernens im Arbeitsprozess
Hochschule
Universität Konstanz
Veranstaltung
Betriebspädagogik I
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V123627
ISBN (eBook)
9783640281565
ISBN (Buch)
9783640284450
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chancen, Risiken, Lernens, Arbeitsprozess, Betriebspädagogik
Arbeit zitieren
Dipl.-Hdl. Erna Müller (Autor:in), 2005, Chancen und Risiken des Lernens im Arbeitsprozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123627

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