Gewaltprävention bei Hooligans


Dossier / Travail, 2008

15 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhalt

1. Definitionen
1.1 Definition: „Gewalt“
1.2 Definition: Hooligan

2. Fankategorisierung

3. Die soziale Herkunft der Hooligans

4. Aufbau einer Hooligangruppe:

5. Prävention
5.1 Szenekundige Beamte
5.2 Fanprojekte
5.2.1 Ziele der Fanprojekte
5.2.2 Reelle Wege an diese Ziele zu gelangen
5.3 Stadionverbote
5.4 Ordnerdienste
5.5 Der „gläserne“ Fan Ausblick

1. Definitionen

1.1 Definition: „Gewalt“

Der Begriff Gewalt stammt von „walten“ und hat somit die ursprünglich neutrale Bedeutung „etwas bewirken zu können“. Im heutigen Sprachgebrauch hingegen hat das Wort eine meist negative Bedeutung. Im Lateinischen wird die negative Form von Gewalt („violentia“) noch von der positiven Gewalt („potestas“) unterschieden, was sich im heutigen Englisch in „violence“ und „power“ wieder findet. Der Brockhaus Multimedial 2003 definiert Gewalt wie folgt: „Gewalt, die Anwendung von physischem oder psychischem Zwang gegenüber Menschen. Gewalt umfasst 1) die rohe, gegen Sitte und Recht verstoßende Einwirkung auf Personen, 2) das Durchsetzungsvermögen in Macht und Heerschaftsbeziehnung. [1]

Eine weitere Definition aus dem Dtv-Wörterbuch Pädagogik lautet: „[…] In den Verhaltenswissenschaften wird Gewalt zumeist in Anlehnung an den Aggressionsbegriff definiert, wobei als Besonderheit von Gewalt die Anwendung von Zwang angesehen wird, durch den anderen Menschen vorsätzlich Schaden zugefügt oder Sachen zerstört werden sollen. Gewalt wird darüber hinaus im gesellschaft-lichen und politischen Bereich als legitimes Zwangsmittel zur Sicherung von Recht und Ordnung (lat. potestas = Amtsgewalt), aber auch als unrechtmäßiges Mittel zur Durchsetzung von Herrschaft gegen den Willen der Opfer (lat. violentia = Gewalttätigkeit, Unterwerfung, Terror) verstanden. Auf die Vielgestaltigkeit der Gewalt verweisen Attribute wie direkte oder indirekte, offene oder versteckte, personale, institutionelle oder strukturelle Gewalt […]“[2]

Es hat sich kein allgemeines „Gewaltverständnis“ zwischen allen gesellschaftlichen Gruppen und wissenschaftlichen Fachrichtungen entwickelt. Selbst für die Pädago-gik gibt es eine solche einheitliche Begriffsdefinition nicht.

1.2 Definition: Hooligan

Der Ursprung der Bezeichnung Hooligan ist nicht genau eruierbar. Der Begriff wurde erstmals nachweisbar in einer englischen Tageszeitung im Jahre 1898 gebraucht. Damals stand er schon im Zusammenhang mit Alkohol und exzessiver Gewalt auf öffentlichen Plätzen.[3]

Mögliche Erklärungen zum Begriffsursprung sind ein missverständliches Auffassen von Hooley´s gang oder die Ableitung vom Namen „Houlihan“ einer irischstämmigen Arbeiterfamilie, deren gewalttätige männliche Mitglieder für wüste Schlägerein bekannt waren und in Musikhallenliedern als Helden besungen wurden.

Eine andere Version sieht darin einen Kunstbegriff aus dem Englischen, sinngemäß wird es mit Straßenrowdy oder Halbstarker übersetzt.

Eine weitere Variante: Das irische Wort hooley (Sauforgie) wurde zu Hooligan verdreht.

Der Begriffsursprung ist zudem problematisch, da seit spätestens 1900 die Bezeichnung Hooligan auch auf slawische Sprachwurzeln zurückgehend, parallel in Russland gebraucht wird. Als Erklärung hierfür ist deshalb durchaus auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Ursprünge der Bezeichnung Hooligan aus Russland stammen.

Der Begriff Hooligan wurde zunächst zur generellen Beschreibung von rowdyhaftem Benehmen und für Straßenkriminelle gebraucht. Seit ungefähr 1970 in England und circa fünfzehn Jahre später in Deutschland, kam es zur Begriffseinengung auf den Bereich der Gewalttätigkeit von Fußballzuschauern. Nunmehr diente diese Bezeichnung zur Beschreibung des sowohl verbal als auch körperlich gewalttätigen Teils der Fußballszene und ersetzt im deutschen Sprachgebrauch seitdem die früher gebrauchte Bezeichnung Fußballrowdy. Hierbei kann als Fußball-Hooligan bezeichnet werden, wer sich an gewalttätigen Ausschreitungen und Vandalismus anlässlich eines Fußballspieles beteiligt. Diese Personen bezeichnen sich auch selbst als Hooligans – zur Abgrenzung gegenüber normalen Fans und als selbstverliehenen Ehrentitel und bekennen sich zur Anwendung von Gewalt. Hooligans schaffen sich ihre eigene Erlebniswelt bei Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Fußballspielen und stellen somit die Gruppe der konfliktsuchenden- aggressiven Zuschauer dar.

Sprechen Experten von Hoolians meinen sie: intendierte Gewalttaten ca.15- 35 Jahre alter Männer, die in Gruppen geschehen. Die Gewaltausschreitungen richten sich gegen ähnlich motivierte Gegner und werden sowohl spontan als auch geplant ausgeführt. Der direkte Kontext zu Fußballspielen ist dabei mal mehr mal weniger gegeben.

2. Fankategorisierung

Um eine genau Unterscheidung zwischen Fan und Hooligan vornehmen zu können, hilft zunächst die Einstufung von Pilz[4], die drei Gruppierungen von Zuschauern kennt. Sie unterscheiden sich in ihrer Altersstruktur, ihrer sozialen Herkunft und ihrem Verhalten wesentlich voneinander.

Zur ersten Kategorie gehören die konsumorientierten Fans. Diese haben oft keine bzw. nur eine geringe Vereinsbindung. Sie besuchen ein Stadion mit der Erwartung ein interessantes Fußballspiel zu verfolgen. Ihrer Ansicht nach soll die bessere Mannschaft gewinnen. Ist es mal nicht die eigene, so kann diese Fangruppe trotzdem anerkennend applaudieren. Die konsumorientierten Fans sind vornehmlich der Ober- und Mittelschicht zuzuordnen. Stadionbesuche finden nur zu besonderen Spielen (etwa Aufstiegsspielen) statt.

Der zweiten Gruppe zugehörig sind die fußballzentrierten Fans oder auch Kuttenfans genannt, mit einer deutlichen Identifikation zur eigenen Mannschaft und verbaler Unterstützung in Form von Fangesängen und Parolen. Dieses Publikum erwartet ein gutes Spiel der eigenen Mannschaft und natürlich einen Sieg. Sie sind eher der unteren sozialen Schicht zuzuordnen.

Die dritte Gruppierung besteht aus „erlebnisorientierten“ Fans oder im neuen Sprachgebrauch Hooligans. Hooligans sind konfliktsuchende, aggressive Zuschauer mit unterschiedlich ausgeprägter Vereinsbindung, die die gleichgesinnten Anhänger des Konkurrenzvereins als Gegner ansehen und Auseinandersetzungen erwarten. Ihr Hauptanliegen ist im Stadion ist es nicht ein hochwertiges Fußballspiel zu sehen oder ihre Mannschaft zu unterstützen, sondern die Bedürfnisbefriedigung nach Abenteurern, Risiken und gefühlsmäßigen Extremerfahrungen. Ihnen wird ein hohes Stimulationsbedürfnis zugeschrieben.

Im ZIS[5] –Bericht des Jahres 2000/ 2001 schätzen die Polizeibehörden die Anzahl der Personen die zur Gewalt entschlossen sind, in den Anhängerschaften der 1. und 2. Bundesliga auf 2558 Personen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Die soziale Herkunft der Hooligans

Hooligans lassen sich keiner Schicht spezifisch zuordnen. Die Faszination der Gewalt kennt keine gesellschaftlichen Grenzen. Informationen von Polizeibund Sozialarbeitern besagen, dass dabei das ganze Spektrum von „normalen“ bis hin zu sehr problematischen Familiengeschichten vertreten ist. Ebenso heterogen ist der Bildungsstand des deutschen Hooligans, vom Ingenieur zum Automechaniker, vom Verwaltungsfachangestellten zum Handwerker, alle Berufs- und Bildungsschichten sind vorhanden. Sieht man einmal von der Gruppe der gescheiterten Existenzen ab (nach Schätzungen von Polizei und Wissenschaftlern etwa zehn bis fünfzehn Prozent), so zeichnen sich fast alle Hooligans durch einen pflichtbezogenen Arbeitsethos aus.[6] Dies wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass Hooligans sich sehr stark darum bemühen Beruf und Karriere durch die gewalttätige „Leidenschaft“ nicht zu gefährden. Die berufliche Orientierung der gewaltbereiten Hooligans geht eindeutig in die Richtung gesellschaftlicher Etablierung, und sie sind sich der Folgen ihres Prügelns auf der Fußballtribüne und außerhalb durchaus bewusst. In ihren Köpfen findet eine unverkennbare Rationalisierung des Handelns statt: Gewalt ja - Karrieregefährdung nein.

Sehr schön deutlich wird dies an dem Beispiel eines einem Hamburger Hooligans. Der Sohn eines Akademikers und einer Angestellten, hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht. Werktags trägt er Anzug und Krawatte.

„Da bin ich am Telefon ganz höflich. Am Werktag bin ich ein ganz anderer Mensch, doch am Wochenende da packt es mich. Die ganze Woche muss man die Schnauze halten, zu Hause keinen Ton riskieren, im Betrieb darfste nichts sagen, dafür geben wir am Wochenende so richtig die Sau ab […] Fußball ist für uns Krieg, der Verein darf ruhig verlieren, wir schlagen alle“.[7]

Besonders hervorstechend ist hier die Trennung der bürgerlichen Alltagsidentität von der Hooligan- Identität.

[...]


[1] Brockhaus multimedial 2003 premium CD, 2003

[2] Schaub, H.; Zenke, K.G.: Dtv-Wörterbuch S. 89

[3] John Andrew Simpson/Edmund S.C. Weiner: The Oxford English Dictionary, 2. Auflage, Oxford 1989, Band 7, S. 369

[4] Vgl. Pilz, G. A.; Gewalt im, durch und um den Sport. In; Hundsalz, A., Klug, H.P. und Schilling, H. (Hrsg.); Beratung für Jugendliche. Lebenswelten, Problemfelder, Beratungskonzepte. Weinheim: Juventa. S.179- 199

[5] Vgl. ZIS- Jahresbericht Fußball. Saison 2000/2001. Dezernat 43

[6] Vgl. Ek, R.: Hooligans. Fakten, Hintergründe, Analysen. S. 74

[7] Zitat: Stefan Jakob: Sport im 20. Jahrhundert: Werden, Wirklichkeit, Würdigung eines soziokulturellen Phänomens. S.195

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Gewaltprävention bei Hooligans
Université
University of Vechta
Cours
Prävention und Intervention
Note
1,7
Auteur
Année
2008
Pages
15
N° de catalogue
V123601
ISBN (ebook)
9783668711266
ISBN (Livre)
9783668711273
Taille d'un fichier
498 KB
Langue
allemand
Mots clés
gewaltprävention, hooligans
Citation du texte
Manuela Schimweg (Auteur), 2008, Gewaltprävention bei Hooligans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123601

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