Der dritte Kreuzzug – eine verpasste Möglichkeit der Zurückeroberung Jerusalems?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Sozialpolitische Lage im Morgenland seit dem Verlust Jerusalems
2.2 Schwieriger Verbündeter Byzanz
2.3 Zerfall des deutschen Heeres nach dem Tod des Kaisers
2.4 Richard und Philipp: Partner und Rivalen
2.5 Kampf um Jerusalem: Richard Löwenherz gegen Saladin

3. Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit wird der dritte Kreuzzug behandelt. War er tatsächlich eine verpasste Möglichkeit gewesen, Jerusalem zu erobern? Oder hatten die Kreuzfahrer Ende XII. Jahrhundert trotzdem keine Chance gehabt? Das Ziel der vorliegenden Hausarbeit besteht darin, die Teilnehmer und den Verlauf des dritten Kreuzzuges, wie auch die politische Lage im Königreich Jerusalem zu analysieren, um die Möglichkeiten der Zurückeroberung der Heiligen Stadt zu bewerten.

Das erste Kapitel beschreibt die politische, geografische und soziale Lage im Königreich Jerusalem kurz vor dem dritten Kreuzzug. Hauptsächlich werden hier die sozialen und politischen Probleme behandelt, die für die Kriegsführung mit Saladin von Bedeutung sind.

Im zweiten Kapitel wird die innen- und außenpolitische Situation um Byzanz behandelt, das theoretisch ein Verbündeter der Abendländer in der Kreuzbewegung sein sollte, eher aber ein Gegner war. Die Interessen dieses Landes werden hier analysiert.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich eigentlich mit dem deutschen Kreuzzug und seinem Zerfall nach dem Tod Barbarossas. Der Beitrag des deutschen Heeres und sein Zerfall sind für diese Hausarbeit von besonderem Interesse.

Dem gemeinsamen Einsatz der englischen und französischen Könige im dritten Kreuzzug wird das vierte Kapitel gewidmet. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Zwischenkampf Philipps II. August und Richards I. Löwenherz geschenkt.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Kampf Richards gegen Saladin um Jerusalem. Die Taktik der beiden Gegner wird dabei analysiert. Hier werden die Pläne und die Möglichkeiten der Eroberung der Heiligen Stadt mit den verfügbaren Kräften des englischen Königs diskutiert.

2.1 Sozial-politische Lage im Morgenland seit dem Verlust Jerusalems

Die soziale Lage im Morgenland wurde wie immer von Menschenmangel beeinflusst. Zum einen spielte die spezifische geografische Lage des Landes eine ungünstige Rolle für die Ansiedlung der Europäer. Hans Eberhard Mayer beschreibt das damalige Palästina als ein landwirtschaftlich karges Gebiet. Das Hochland Palästinas war stark verkarstet und wasserarm. Das unfreundliche kontinentale Klima des Landes ergänzten Erdbeben sowie Invasionen von Mäuse- und Heuschreckenplagen, die die Herden dezimierten und die Kulturpflanzen vernichteten.[1] Palästina war für die Bauern wenig attraktiv. Ohne die auf Familie basierende Bauernschicht wäre es damals kaum möglich gewesen, einen demografisch starken Staat zu entwickeln.

Zum anderen wird Palästina von einigen Autoren als ein ungesundes Land bezeichnet. Das wärmere fruchtbare Land war mit seinen Insekten und stehenden Gewässern die Brutstätte für Krankheiten. Malaria, Typhus und Dysenterie fanden hier reichen Boden. Cholera- und Pestepidemien wie auch Leprakrankheit breiteten sich in Dörfern rasch aus.[2] Die westlichen Ritter und Soldaten mit ihrer ungeeigneten Kleidung, ihrem Bedürfnis nach schweren Mahlzeiten und ihrer Unkenntnis entsprechender Körperpflege waren im südlichen, kontinentalen Klima leichte Opfer dieser Krankheiten. Besonders groß war die Sterblichkeit bei Kindern. Die grausame Natur sollte dem fränkischen Königreich Jerusalem zu einem permanenten politischen Problem werden.[3] Um das Land erfolgreich zu verteidigen und zahlenmäßig stark zu bleiben, brauchten die Franken Palästinas also regelmäßige und kräftige Einwanderungswellen aus Europa.

Auch Richard Löwenherz verstand das, als er später den Brief an den Abt von Clairvaux vom 1. Oktober 1191 in Jaffa verfasste, um Druck auf die Kirche auszuüben:

„Der Herzog von Burgund und die seinem Befehl unterstellten Franken, Graf Heinrich und seine Truppen und die anderen Grafen, Barone und Ritter, die im Dienste Gottes alle ihre Kräfte für Gott ausgegeben haben, werden nach Hause zurückkehren, wenn Ihr uns nicht bald durch die Kunst ihrer Predigt Hilfe bringen könnt: Männer, die das Land bevölkern und verteidigen können…“ [4]

Die politische Lage im Morgenland nach dem Verlust Jerusalems wurde von zwei Faktoren geprägt – der militärischen Bedrohung Saladins und der schwierigen Lösung der Königfrage. Nach der vernichtenden Niederlage der Franken bei Hattin im Jahr 1187, die fast alle militärischen Ressourcen der Christen im Morgenland verbraucht hatte, nahm Saladin eine Stadt nach der anderen ein. Auch die Heilige Stadt kapitulierte vor dem Sultan. Das Königreich Jerusalem war nun machtlos, denn König Guido von Lusignan war unter den Gefangenen.[5] Der demografische Faktor spielte wiederum eine entscheidende Rolle: Eine Schlacht wurde von den einheimischen Christen verloren, und das Königreich hatte fast keine waffenfähige Schicht mehr. Es wurde dringend Hilfe aus dem Abendland benötigt, damit die Franken in Palästina überleben konnten.

Nach seiner Freilassung hatte Guido als Verlierer und unfähiger Militärführer keine Autorität mehr. Da half der Markgraf Konrad von Montferrat, das Machtvakuum im Land aufzufüllen. Er besiegte 1187 die ägyptische Flotte, landete in der belagerten Burg Tyrus mit kleiner Streitmacht und organisierte den fränkischen Widerstand.[6] Konrad erschien in Palästina zu schwerer Stunde als Retter und Inspirator der einheimischen Franken. Er bewies seine militärischen Fähigkeiten als Heerführer und Organisator und gewann an Popularität.

Guido seinerseits sammelte um sich die ihm immer noch treuen Ritter und versuchte die Macht in Tyrus zu ergreifen. Der darauf entstandene Machtkampf zwischen Guido und Konrad dauerte bis 1189 und verschwendete die ohnehin dezimierten Kräfte der Franken.[7] Die Erscheinung eines Rivalen sah Guido sehr ungern und kämpfte gegen Konrad um die Macht, obwohl er über sehr begrenzte Kräfte verfügte. Die Entstehung der Doppelmacht mit dem darauf folgenden Machtkampf entkräftete die Abendländer.

Die gemeinsame Belagerung Akkons von Guido (seit August 1189) und von Konrad (seit Oktober 1189) sollte sie kurzfristig vom Machtkampf abhalten. Nachdem Königin und Gattin Konrads Sybille gestorben war, kam die Erbfolge an Isabella. Konrad ließ sie durch einen juristischen Trick von ihrem Gemahl scheiden und wurde am 24. November 1190 selbst mit ihr, nicht ohne Unterstützung der fränkischen Öffentlichkeit getraut.[8] Damit wurde dem Königsanspruch Konrads von Montferrat eine Legitimität verliehen und seine Herrschaft über das Königreich Jerusalem `de jure´ gesichert.

Der Machtkampf zwischen Guido und Konrad dauerte fortan. Die darauf angekommenen Philipp II. Augustus und Richard I. Löwenherz nahmen Partei jeweils für Konrad und Guido, was die Lösung der Königfrage noch erschwerte.[9] Die Miteinbeziehung der Pisaner und der Genueser in die Rivalität der beiden Prätendenten auf die Krone brachte zum Frühjahr 1192 beinahe einen Bürgerkrieg ins Land. Nur dank der Bemühungen Richards, der seinen Schützling Guido unter dem Druck der fränkischen Edelleute zugunsten Konrads fallen ließ, wurde der Waffenstillstand wiederhergestellt.[10]

Die sozialpolitische Situation im Morgenland seit 1187 und bis zum Ende des dritten Kreuzzuges war äußerst schwierig: Die fränkische Bevölkerung Palästinas wurde trotz der muslimischen Invasion und der mangelnden menschlichen Ressourcen mit inneren Streitigkeiten der beiden Könige Konrads von Montferrat und Guidos Lusignan zerrissen. Dieser Konflikt leistete keinen guten Beitrag zum globalen Ziel des III. Kreuzzuges – der Zurückeroberung Jerusalems.

[...]


[1] Vgl. Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge. 6. überarb. Aufl. Berlin; Köln 1985, S. 59-60.

[2] Vgl. Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge. München 1968, S. 320.

[3] Vgl. ibidem.

[4] Howden, Roger von: Chronica magistri Rogeri de Hoveden, Herausg. und übers. von W. Stubbs, London 1871, III, S. 132.

[5] Vgl. Waas, Adolf: Geschichte der Kreuzzüge, Bd.1, Freiburg 1956, S. 185.

[6] Vgl. Mayer, S. 125.

[7] Vgl. ibidem, S. 130.

[8] Vgl. Mayer, S. 131-132.

[9] Vgl. ibidem, S. 133.

[10] Vgl. Payne, Robert: Die Kreuzzüge, Zürich; Köln 1986, S. 269.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der dritte Kreuzzug – eine verpasste Möglichkeit der Zurückeroberung Jerusalems?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Fachbereich 2 (Geschichte))
Veranstaltung
Hauptseminar Stauferzeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V123371
ISBN (eBook)
9783640280940
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
War der dritte Kreuzzug tatsächlich eine verpasste Möglichkeit gewesen, Jerusalem zu erobern? Oder hatten die Kreuzfahrer Ende XII. Jahrhundert trotzdem keine Chance gehabt? Das Ziel der vorliegenden Hausarbeit besteht darin, die Teilnehmer und den Verlauf des dritten Kreuzzuges, wie auch die politische Lage im Königreich Jerusalem zu analysieren, um die Möglichkeiten der Zurückeroberung der Heiligen Stadt zu bewerten.
Schlagworte
Kreuzzug, Möglichkeit, Zurückeroberung, Jerusalems, Hauptseminar, Stauferzeit
Arbeit zitieren
Magister Dmitriy Kuzin (Autor:in), 2005, Der dritte Kreuzzug – eine verpasste Möglichkeit der Zurückeroberung Jerusalems?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123371

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