OPEC vs. Diamantenkartell / "Gas-OPEC"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Kartelltheorie

3 OPEC
3.1 Geschichte und Organisation der OPEC
3.1.1 Kurzgeschichte
3.1.2 Organisation
3.2 Ziele und Maßnahmen
3.3 Die OPEC als Kartell
3.4 Fazit und Ausblick

4 Diamantenkartell
4.1 Geschichte und Organisation
4.2 Ziele und Maßnahmen
4.2.1 Ziele
4.2.2 Maßnahmen
4.3 Das Kartell
4.4 Fazit und Ausblick

5 Gas-OPEC
5.1 Geschichte und Organisation
5.2 Ziele und Maßnahmen
5.3 Ausblick

6 Schluss

A Literaturverzeichnis

1 Einleitung

A price of any commodity may change because of a change in scarcity - the supply/ ” demand balance - or a change in market control - the degree of Monopoly“ (Adelman 1995, Seite 1)

In meiner Arbeit werde ich versuchen, anhand von drei Beispielen (dem Diamantenkartell, der OPEC und der geplanten Gas-OPEC), zu beschreiben, wie es Kartellen gelungen ist oder gelingen kann ihre Marktmacht zu erhöhen, um somit auf den Preis einzuwirken. Dabei soll die zweite, von Adelman genannte, Komponente einer Preisänderung nicht vernachlässigt und betrachtet werden, wie Kartellorganisationen es schaffen, diese Angebotsund Nachfragerelation zu ihren Gunsten zu nutzen.

Dazu wird im kommenden Kapitel zuerst die Kartelltheorie von mir behandelt.Ich werde in diesem Zusammenhang versuchen gewisse Kriterien zu beschreiben, die in der Literatur mit Kartellen in Verbindung gebracht werden. Anhand dieser Kriterien soll in den Punkten 3, 4 und 5 ein schärferer Blick auf die drei Untersuchungsobjekte geworfen werden. Im 6. Teil schließlich werde ich die Unterschiede, die ich in den vorherigen Punkten erarbeitet habe nocheinmal zusammenfassen und einige Schlussbemerkungen geben.

2 Kartelltheorie

Laut Schmidt (1999, Seite 120) ist ein Kartell durch drei Merkmale charakterisiert:

(1) Die Beschränkung d er wettbewerbsrelevanten Handlungsund Entschließungsfreiheit in Bezug auf einen oder mehrere Aktionsparameter,
(2) durch Vereinbarung oder Beschluss zwischen miteinander (tatsächlich oder potentiell) in Wettbewerb stehenden Unternehmen,
(3) die jedoch rechtlich selbstständig bleiben.

Nachdem ich die Merkmale kurz aufgezählt habe, werde ich nun anhand eines Diagramms verdeutlichen, wie sich ein Kartell auf einem Wettbewerbsmarkt verhalten wird. Dieses orientiert sich an Schumann, Meyer und Ströbele (1999, Seite 365 und 366):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Ausgangssituation ist eine große Anzahl von n Anbietern auf einem perfekten Wettbewerbsmarkt positioniert, wobei alle die gleichen Kostenund Grenzkostenkurven haben sowie sich als Mengenanpasser verhalten. Die Gesamtnachfrage auf dem Markt wird durch N (in Grafik 1b) und das Gesamtangebot, welches sich jeweils aus dem n-Fachen des individuellen Angebots zusammensetzt, wird durch A in 1b dargestellt. Da keine störenden Einflüsse auf dem Markt existieren, wird sich der markträumende Preis p 0 einstellen, bei einem Gesamtangebot von nY 0 und einem dementsprechenden individuellen Angebot Y 0. Falls wir nun annehmen, dass sich die n Anbieter zu einem Kartell zusammenschließen, indem jedes Unternehmen den n-ten Teil

der Gesamtnachfrage zugesprochen (also eine Quote) bekommt, können wir nun eine Preisabsatzfunktion (Grafik 1a) für jedes Kartellmitglied bestimmen. Der Abszissenwert dieser Funktion, für einen gegebenen Preis, ist gleich einem Anteil von 1/n an der Gesamtnachfrage. Nun benutzt jedes Unternehmen die gewinnmaximierende Bedingung Grenzkosten=Grenzerlös (dargestellt durch GE in 1a). Folglich bietet jedes Kartellmitglied nur noch die geringere Menge Y1 an, wodurch auch das Gesamtangebot zurückgeht und sich der neue und auch höhere markträumende Preis p1 einstellt.

Durch diese Veränderungen steigt zwar die Produzentenrente um die Fläche p 0 p1WX, allerdings verlieren die Unternehmen auch die Fläche YXZ. Die Konsumentenrente sinkt um die Fläche p 0 p1WZX. Zusammengefasst ergibt sich durch die Kartellbildung somit ein Wohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche YWZ ( alle aus Grafik 1b).

Allerdings wird diese eventuelle Steigerung der Produzentenrente mit einigen Problemen erkauft:

1. vorteilhafte Außenseiterposition: Nur n-1 Anbieter treten dem Kartell bei und ein Unternehmen bleibt unabhängig. Der Einfluss des Unabhängigen ist so gering, dass er den vom Kartell geschaffenen Preis als Mengenanpasser akzeptieren muss. Die vom Außenseiter angebotene Menge wird von der Gesamtnachfrage des Kartells subtrahiert (und somit auch von der Preisabsatzfunktion jedes Mitglieds). Der Preis wird wieder bei p1 und die individuelle Menge bei Y1 liegen, falls der Unabhängige hinreichend klein ist. Als Mengenanpasser setzt der Außenseiter jetzt eine Menge in Höhe von Y2, da seine Grenzerlöskurve nun durch die waagerechte Gerade p1 gegeben ist und wieder die Bedingung Grenzerlös=Grenzkosten angewendet wird. Dadurch wird ein Zuwachs an Produzentenrente in Höhe von CDE generiert, das heißt der Außenseiter hat eine höhere Rente als jedes Kartellmitglied, was für diese ein Anreiz sein kann aus dem Kartell auszutreten oder die Quote zu Überschreiten.

2. Neueintritte von Anbietern: Falls ein neuer Anbieter in den Markt Eintritt, sieht er sich der selben Situation (wie der Außenseiter) gegenüber!

3. Produktdifferenzierung: Falls nur ein Preis als Ziel vom Kartell vorgegeben wird, hat jedes beteiligte Unternehmen einen Anreiz durch absatzpolitische Maßnahmen Präferenzen für seine Produkte aufzubauen, um den Marktanteil auszuweiten. Je höher nun die Produktdifferenzierung, desto höher die Möglichkeit zu autonomer Preispolitik und somit zur Umgehung des Kartells.

4. Unterschiedliche Investitionspolitik der Anbieter: Oft werden die Quoten aufgrund eines Kapazitätsmaßes festgesetzt. Deshalb können Mitglieder bestrebt sein, durch Investitionen die Kapazitäten auszuweiten, um höhere Quoten zugesprochen zu bekommen. Dadurch kann es zu einem Überangebot und somit zu fallenden Preisen, was das Kartell gefährdet.

5. Unterschiedliche Kosten der Anbieter: Schumann, Meyer und Ströbele (1999) zeigen, dass unterschiedliche Grenzkostenkurven auch zu unterschiedlichen Preisvorstellungen führen, falls einheitliche Quoten vergeben werden. Somit müssen unterschiedliche Quoten vergeben werden, um einen einheitlichen Preis durchzusetzen. Allerdings werden diese neuen Quoten eventuell nicht von allen Mitgliedern akzeptiert.

In Anbetracht dieser Probleme, vor allem dem Außenseiterproblem, werden von Alhajji und Huettner (1998) folgende sechs Merkmale für Kartelle beschrieben, die für eine Steigerung der Marktmacht und somit für Extraprofite notwendig sind:

1. Mittels einem Quotensystem muss der Markt unter den Mitgliedern aufgeteilt werden.
2. Die Quoten und deren Erfüllung müssen aufgezeichnet werden, um eventuelle Verstöße zu erkennen.
3. Es muss ein wirkungsvolles Instrument zur Bestrafung der Abweichler“ vorhan- ” den sein, um ein Defektieren zu verhindern.
4. Das Kartell sollte als Übergeordnete Instanz die Kontrolle und die Gewalt Über die Produktion haben und nicht die Mitglieder.
5. Es sollte ein genügend hoher Bargeldbestand sowie ein Warenbestand vorhanden sein, um auf Preisveränderungen reagieren zu können: Bei einem Preisverfall soll das Überangebot aufgekauft werden und bei einem Preisanstieg, sollte die Menge ausgeweitet werden. Den ein zu hoher Preis führt eventuell zu Konjunkturproblemen bei den Abnehmern oder zu Substitutioneffekten, die bei Preisverfall nicht wieder wett gemacht werden (z.B. Solarenergie ersetzt öl) und somit zu einer dauerhaften Verringerung der Nachfrage beitragen. Bei zu geringen Preisen allerdings können eventuell die Kosten oder der Finanzbedarf nicht mehr gedeckt werden.
6. Ein Kartell sollte einen hohen Marktanteil besitzen, um Überhaupt Marktmacht aufzubauen.

3 OPEC

3.1 Geschichte und Organisation der OPEC

3.1.1 Kurzgeschichte

OPEC ist die Abkürzung für die Organisation of Petroleum Exporting Countries“ (Organisation Erdöl exportierender Länder). Diese Organisation wurde auf einer Konferenz am 14.September 1960 in Bagdad/Irak gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Iran, Irak, Venezuela, Saudi-Arabien und Kuwait. Diese beschlossen auch die Organisation in Genf/Schweiz anzusiedeln, 1965 wurde der Hauptsitz nach Wien verlegt. 1961 trat der OPEC Katar bei, gefolgt von Indonesien und Libyen 1962, den Vereinigten Arabischen Emiraten 1967, Algerien 1969, Nigeria 1971, Ecuador 1973, Gabun 1975 und Angola 2007. Wobei es zu erwähnen gilt, das Ecuador von 1992 bis 2007 aus der Organisation ausgetreten war, Gabun die OPEC 1994 verließ und Indonesiens Austritt bevorsteht, da es mittlerweile ein Nettoimporteur von Rohöl ist.

3.1.2 Organisation

Die OPEC verfügt Über zwei wesentliche Organe. Einerseits wäre die Konferenz der für Erdöl, Bergbau und Energie zuständigen Minister zu nennen. Diese findet mindestens zweimal im Jahr statt. Die Mitglieder beraten hier die Lage auf dem ölmarkt und legen den Richtlinienpreis fest. An diesem Preis orientieren sich auch die, an die Mitgliedsstaaten vergebenen, Förderquoten.

Andererseits verfügt die Organisation auch Über ein Sekretariat, welches sich im wesentlichen mit der öffentlichkeitsarbeit sowie dem Erstellen von Statistiken, der Forschung im Bereich Energie und Finanzen beschäftigt. Die OPEC besitzt auch einen Generalsekretär, der die Organisation repräsentiert und das Sekretariat leitet. Er wird für drei Jahre gewählt oder für zwei Jahre durch das Rotationsprinzip ernannt (bis 2009 ist dies Abdalla El-Badri aus Libyen)

3.2 Ziele und Maßnahmen

Die Ziele bei Gründung der OPEC bestanden zum einen darin, den rapiden Preisverfall auf dem ölmarkt seit Mitte der 1950er, durch eine Koordinierung und Zielbündelung der Förderpolitiken, zu stoppen, zum anderen auch darin den Anteil der Förderländer an den öleinnahmen zu erhöhen. Diese beiden Ziele dienten somit dem Hauptziel der OPEC: der Sicherung eines ausreichenden Einkommens für die Mitgliedsstaaten. Während der 1960er konnte der Preisverfall zumindest halbiert werden (verglichen mit der Dekade davor) und durch (Teil-)Verstaatlichung wurde auch der Anteil an den nationalen ölfördergesellschaften erhöht, zum Beispiel 1972 im Irak und in Katar 1977 vollständig, während in Saudi-Arabien die staatlichen Organisationen große Anteile besitzen.

Dazu kamen später auch politische Ziele (z.B. ölembargo 1973 im Zuge des Oktoberkrieges), von diesen hat sich die OPEC mittlerweile distanziert. Allerdings nutzen einzelne Staaten das öl immer noch als Druckmittel, so hat der Iran Südkorea im Oktober 2005 mit einem Embargo gedroht. Heute steht die Stabilisierung der ölmärkte im Vordergrund, damit negative Preisschwankungen verhindert werden. Des weiteren wird auch auf eine effiziente und zuverlässige Versorgung der Nachfrageländer Wert gelegt, um Substitutionseffekte und Rezessionen zu verhindern, die sich auch negativ auf das Einkommen der Förderländer auswirken.

Die Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele waren wie erwähnt Verstaatlichungen und Handelsboykott. Aber auch eine Zielpreissetzung von 1973-1985 (unterstützt durch Förderquoten seit 1982/83), gefolgt von einer Mengenpolitik seit 1985. Diese wurde von 2000-2003 durch Preiskorridore ergänzt (von 22-28 Dollar/Barrel). Seit der Verteuerung im Zuge des Irak-Konflikts setzt die OPEC aber wieder verstärkt auf Investitionen in neue Förderanlagen zur Mengenausweitung.

3.3 Die OPEC als Kartell

Folgt man der Definition von Schmidt, kommt man zu dem Schluss, dass die OPEC ein Kartell darstellt. Die teilnehmenden Staaten bleiben zum einen selbstständig, aber treffen dennoch eine Vereinbarung, nur eine bestimmte Menge öl zu fördern und beschränken somit die Handlungsfreiheit ihrer Mitglieder. Dies führt schließlich auf dem relevanten Markt zur Verringerung des Wettbewerbs zwischen Ihnen.

Wendet man allerdings die sechs Kriterien von Alhajji und Huettner an, fällt die Entscheidung bereits etwas schwerer:

1. Ein Quotensystem, mittels dem sich die Mitglieder den Markt aufteilen, gibt es erst seit 1982/83. Und gegen dieses wurde ebenfalls verstoßen, was den ölpreisverfall Mitte der 1980er auslöste (Halbierung des Preises 1986).
2. Ein Aufzeichnungsund Überwachungssystem wurde bei der OPEC erst 1985 mit dem Ministerial Monitoring Committee implementiert. Allerdings wurde dort eine Überprüfung nur nach Auffälligkeiten für einen kurzen Zeitraum durchgeführt.
3. Da die Autoritäten bei den einzelnen Staaten geblieben sind, konnte auch kein System zur Bestrafung von Abweichlern eingeführt werden. In diesem Zusammenhang können die Maßnahmen von Saudi-Arabien 1986 (die ölförderquote eigenständig zu erhöhen, um die anderen Länder, welche dies auch taten, durch einen niedrigeren Preis zu schädigen) und Irak 1990 (durch Einnahme Kuwaits die ölförderquoten zu senken und einen Abweichler zu bestrafen) gesehen werden, allerdings gab es kein Eingreifen der OPEC als Ganzes.
4. Wie erwähnt hat die OPEC keine Autorität Über den ölsektor, diese blieb allein bei den einzelnen Staaten.
5. Einen Puffer an Geld und öl wurde von der OPEC nie eingesetzt. Einzig und allein die Rolle von Saudi-Arabien als Swing Produzent (produziert nicht an der Kapazitätsobergrenze) kann als solch eine Maßnahme angesehen werden. Falls der Preis zu stark gestiegen wäre, hätte Saudi-Arabien die Menge ausgeweitet und so das Angebot erhöht, um den Preis wieder zu stabilisieren. Im Falle eines Überangebotes auf dem Markt, hätte die OPEC allerdings nicht durch Aufkaufen reagieren können. Was wohl auch zu den für die Förderländer zu niedrigen Preis 1998 und 1986 geführt hat. Dabei kam der OPEC die geringe Substitutionskonkurrenz entgegen.öl galt lange Jahre als der Energieträger und hat erst in den letzten Jahren an Einfluss verloren, da er im Hauptverbraucher Straßenverkehr bis jetzt kaum zu ersetzen war. Obwohl er in anderen Bereichen durchaus ersetzt wurde (Atomenergie, Biogas) und noch weiter wird.
6. Der Marktanteil der OPEC liegt laut dem Annual Statistical Bulletin im Jahre 2007 bei ungefähr 45%. Dies spricht noch nicht für eine herausragende Marktmacht. Allerdings liegen die Weltölreserven der OPEC bei ungefähr 78%, was für eine Stärkung der Organisation in der Zukunft spricht. In diesem Zusammenhang weisen Hansen und Lindholt nach, dass der OPEC-Kern (Kuwait, Katar, VAE, Saudi-Arabien) zumindest seit 1994 die Rolle eines dominanten, gewinnmaximierenden Produzenten eingenommen hat.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
OPEC vs. Diamantenkartell / "Gas-OPEC"
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Veranstaltung
Weltweite Organisationen und Gremien im Bereich von Währung und Wirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V123026
ISBN (eBook)
9783640273003
ISBN (Buch)
9783640273256
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
OPEC, Diamantenkartell, Gas-OPEC, Weltweite, Organisationen, Gremien, Bereich, Währung, Wirtschaft
Arbeit zitieren
Christian Rusche (Autor:in), 2009, OPEC vs. Diamantenkartell / "Gas-OPEC", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123026

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