Beratung und soziale Netzwerke


Seminararbeit, 2001

32 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Soziale Netzwerke/ Definition

2. Fallstudie

3. Schilderung der Probleme, wenn soziale Netzwerke fehlen (Fallbeispiel)

4. Barrieren der Klienten, die die Bereitschaft Unterstützung zu leisten verringern
4.1.1 Ermittlung sozialer Unterstützungsressourcen
4.1.2 Strukturierte und unstrukturierte Ermittlung von Ressourcen
4.1.3 Ermittlung von Unterstützungsressourcen
4.2 Klientenabhängige Unterstützungsbarrieren
4.2.1 Barrieren für den Erhalt von sozialer Unterstützung

5. Beratungsstrategien und Interventionen, die zur Beseitigung der Effekte solcher Barrieren genutzt werden können. (Klientenbezogene Intervention)
5.1 Intervention bezogen auf die Einstellungsbarrieren
5.2 Strategien und Interventionen, sie sich auf Verhaltensbarrieren richten

6. Kontextbezogene Barrieren (z. B. soziale Trennung, begrenzte Ressourcen), die die Verfügbarkeit sozialer Unterstützung reduzieren können
6.1 Barrieren sozialer Unterstützung, die in anderen Personen liegen
6.1.1 Räumliche Trennung
6.1.2 Trennung von wichtigen anderen Menschen
6.1.3 Trennung vom informellen Netzwerk
6.1.4 Trennung vom weiteren sozialen Kontext
6.2 Begrenzte Ressourcen
6.2.1 Begrenzte Ressourcen wichtiger anderer Personen und des „natürlichen“ Systems
6.2.2 Begrenzte gesellschaftliche Ressourcen
6.3 Einstellungen und Verhalten anderer Personen als Unterstützungsbarrieren
6.3.1 Rückzug wichtiger anderer Personen
6.3.2 Rückzug des informellen Netzwerkes
6.4 Inkompetente UnterstützerInnen
6.4.1 Inkompetenz wichtiger anderer Personen und das informelle System
6.4.2 Inkompetenz der Gesellschaft
6.5 Andere Personen wenden sich gegen die KlientInnen
6.5.1 Ablehnung
6.5.2 Aggressionen anderer Personen
6.6 Die Interaktion innerer und äußerer Barrieren, die in den anderen Personen liegen
6.7 Unterstützungsbarrieren in der physikalischen Umwelt

7. Beratungsstrategien, die den Einfluss von Barrieren des sozialen und materiellen Kontext der Klienten eliminieren oder reduzieren. (Kontextbezogene Intervention)
7.1 Interventionen, die auf das informelle Netzwerk gerichtet sind
7.1.1 Die Unterstützung der KlientInnen erhöhen, indem die UnterstützerInnen als Individuen verändert werden
7.2 Netzwerkzentrierte Interventionen
7.2.1 Vorgehen bei einer Netzwerkintervention

8. Literaturverzeichnis:

1. Soziale Netzwerke/ Definition

„Soziale Unterstützung bezieht sich auf die Ressourcen, die von anderen Personen bereitgestellt werden [...] wie z.B. Liebe, Fürsorge, Wertschätzung, Sympathie, Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe und Hilfe durch Informationen wie Ratschläge, persönliches Feedback.

Die Personen, die einem Individuum diese Ressourcen bieten können, sind diejenigen, zu denen er oder sie wichtige soziale Beziehungen unterhält, wie Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn.“[1]

2. Fallstudie

1965 wurde eine Umfrage durchgeführt, an der 7.000 Erwachsene teilnahmen.

Sie wurden über ihren Gesundheitszustand, ihre Verhaltensweisen im Bezug zur Gesundheit, einigen Hintergrundfaktoren und zur Anzahl und dem Ausmaß ihrer sozialen Beziehungen befragt.

Auf der Grundlage dieser Informationen wurde für jede Person ein Sozialer Netzwerk - Index errechnet, der gestützt wurde auf die Anzahl und Bedeutung der sozialen Kontakte im Leben der jeweiligen Person.

Danach wurden über 9 Jahre hinweg Sterblichkeitsraten an dieser Stichprobe gesammelt.

Man stellte fest, dass es in jeder Altersgruppe und bei beiden Geschlechtern mehr Todesfälle bei denen gab, die wenig soziale Kontakte hatten.

Dieser Effekt war unabhängig vom Gesundheitszustand zum ersten Erhebungszeitpunkt und auch unabhängig vom sozioökonomischen Status.

Zudem waren die, die sozial isoliert waren eher anfällig für gesundheitsschädliche Gewohnheiten wie rauchen, trinken, zu viel essen, unregelmäßige Mahlzeiten, zu wenig Schlaf,...

Es ist klar, dass das Fehlen eines Systems sozialer Unterstützung Menschen anfälliger für Tod und Krankheiten macht[2].

An dieser Studie kann man sehr gut sehen, dass das Fehlen sozialer Kontakte Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.

3. Schilderung der Probleme, wenn soziale Netzwerke fehlen (Fallbeispiel)

„Erika, eine 61 jährige Witwe, kam zur Beratung, weil sie Unterstützung bei Problemen suchte, die in einem engen Zusammenhang mit ihrem aktuellen Lebensabschnitt standen: () Die folgenden Gesprächsausschnitte verdeutlichen verschiedene Facetten des Hauptthemas im Beratungsprozess – ein wachsendes Gefühl der Isolation von den Personen, von denen sie eigentlich erwartete, dass diese sich um sie kümmern würden.

„Meinen Sie nicht, er (ihr Bruder) müsste bemerken, dass ich es gerne hätte, wenn er mir mehr Aufmerksamkeit und Hilfe schenken würde? Er fuhr am nächsten Morgen wieder fort, als ich gerade Schnee schaufelte – hupte nur, winkte, und weg war er.“

„Bei der Entscheidung, ob ich mich frühzeitig pensionieren lassen soll, beschäftigte mich neben den finanziellen Aspekten vor allem die Angst, mich nicht mehr dazugehörig zu fühlen. Nun ist es nicht so, dass ich mich irgend jemandem auf der Arbeit besonders nahe fühle. Meine engste Freundin wurde vor zwei Jahren pensioniert und ist nach Süddeutschland gezogen. Trotzdem ist es irgendwie tröstlich, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, dieselben vertrauten Gesichter zu sehen und zu wissen, dass es, falls ich einen Tag zu Hause bleibe, weil ich krank bin, wenigstens einige Leute gibt, die sich fragen, was mit mir los ist.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen neuen Anfang machen könnte. Ich habe meinen Ehemann verloren, und nun schwinden auch Eugens Kräfte. Es tut sehr weh, allein gelassen zu werden.“[3]

4. Barrieren der Klienten, die die Bereitschaft Unterstützung zu leisten verringern

4.1.1 Ermittlung sozialer Unterstützungsressourcen

Der Berater muss sich ein Bild davon machen, wie das natürliche Unterstützungssystem des Klienten aus Familie, Freunden, Nachbarn und Kollegen aussieht und wie es funktioniert.

Der allgemeine Gebrauch des Begriffs " Unterstützung" spiegelt eine etwas undifferenzierte Sichtweise dessen, was Unterstützung ist wider.

Häufig gibt es die Annahme, dass es sich um Aufmunterung handelt, damit z.B. Traurigkeit gemindert wird oder die materielle Situation verbessert wird.

Das Problem ist, dass der Berater nicht davon ausgehen kann, dass der Klient dazu fähig ist, genau zu sagen, was er für Bedürfnisse und Ressourcen hat.

Manche Menschen erkennen soziale Unterstützung nicht.

Zudem gibt es auch individuelle, kulturelle und familienspezifische Faktoren.

Ein Beispiel ist, dass es Menschen gibt, die einfach keine materielle Hilfe annehmen wie Sozialhilfe.

Sie schämen sich Hilfe anzunehmen.

Es wird zwischen globalen und situationsspezifische Untersuchungsansätze.

Generelle Maße gehen davon aus, dass der Zugang zu sozialer Unterstützung desto größer ist, je sozial eingebetteter ein Individuum ist.

Es werden auch Schätzskalen und Fragebögen eingesetzt, wobei hier das Nennen von bestimmten Unterstützungsarten bestimmter Personen am besten ist.

Klienten kommen meistens mit einem speziellen Problem.

Trotzdem ist es sinnvoll zu schauen, ob diese Unterstützungsverbindungen nicht auch andere Zusammenhänge beeinflussen.

Zum Beispiel muss man sehen, ob das Problem nur am Arbeitsplatz besteht oder ob es auch in der Familie , im Freundeskreis etc. besteht., d.h. man schaut, ob es ein generelles Problem ist.

Untersuchungsansätze gehen von subjektiver und objektiver Unterstützung aus.

Es wird angenommen, dass das Selbstbild und das Bild von der eigenen Umwelt ein entscheidender Bestimmungsfaktor fürs Verhalten ist.

Subjektive Unterstützung sind selbstberichtete Erlebnisse, Meinungen und Anschauungen des Klienten.

Objektive Unterstützung kann man mit externen Erhebungen herausfinden.

"Dabei geht man davon aus, dass dieser Zugang einem Personendaten liefert, die nicht durch unberechenbare Voreingenommenheit und Fehlurteile oder fehlende Aufrichtigkeit verzerrt sind."[4]

Die subjektiven Untersuchungsansätze liefern Daten über die individuelle Wahrnehmung der sozialen Unterstützung.

Die objektiven Untersuchungsansätze ermitteln z.B. die Anzahl der Personen, zu denen Klienten über eine bestimmte Zeitspanne Kontakt hatten.

Bei subjektiven Untersuchungsansätzen ist es allgemein so, dass die meisten Verfahren zur Erhebung sozialer Unterstützung auf Selbstaussagen und Berichten beruht.

Dies wird u.a. mit Fragebögen oder Interviews gemacht.

Objektiven Untersuchungsansätze hingegen kann man z.B. als Beobachter einsetzen.

Ein Beispiel wäre, wenn man damit untersucht, wie oft soziale Unterstützung gesucht wird und dieses beobachtet.

Allerdings haben objektive Ansätze ein großes Problem:

"Sie basieren auf der Voraussetzung, dass generalisierte Konzepte davon, was unterstützend oder nicht unterstützend ist, auch Gültigkeit für jedes einzelne Individuum haben."[5]

4.1.2 Strukturierte und unstrukturierte Ermittlung von Ressourcen

- Bei unstrukturierter Ermittlung wird die Untersuchung so wenig wie möglich strukturiert.

Der Beginn wird zwar definiert, aber Fragen oder Verfahren werden kaum formuliert.

- Bei strukturiertes Ermittlung weiß der Untersucher genau, welche Informationen

gesammelt werden müssen, um die Perspektive des Klienten zu erfassen.

Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten:

Die Entscheidung über den Erhebungsschwerpunkt vor Beginn des Datensammlung.

4.1.3 Ermittlung von Unterstützungsressourcen

Ein wichtiges Instrument zur Ermittlung ist des P3S:

Dies ist ein Fragebogen zum persönlichen Unterstützungssystem.

Er ist so angelegt, dass Antworten zu 4 Fragen ermittelt werden, die die 4 Unterstützungsebenen präsentieren:

" - emotionale Unterstützung
- informatorische Unterstützung
- rückmeldende / bewertende Unterstützung
- materiellen Unterstützung"[6]

Informationen zu den strukturellen ( z.B. Größe) und die Zusammenstellung

( z.B. Anteil der Familienmitglieder) sind wichtig.

Dabei kann man folgende Fragen stellen:

" - Wer sind die Menschen in Ihrem Leben die Ihnen helfen mit der Situation fertig zu

werden?

- Erzählen Sie mir ein wenig darüber, wer diese Leute sind. Sind es z.B. Familienmitglieder, Arbeitskollegen,...? Sind sie gleichaltrig oder älter?
- Wie lange kenne Sie diese Menschen? Sind es neue Bekanntschaften oder langjährige Unterstützer?"[7]

Die Größe wird durch die Zählung der aufgelisteten Personen oder Objekte ermittelt.

Objekte sind auch wichtig zu ermitteln, da es Menschen gibt, die auch Tiere und Gegenstände als Unterstützung nennen.

Man hat festgestellt, dass es Menschen gibt, die ein sehr kleines Unterstützungssystem haben, die aber von jedem Einzelnen verschiedene Arten der Unterstützung bekommen.

Andere haben ein großes Unterstützungssystem in dem jedes einzelne Mitglied eine spezifische andere Art der Unterstützung bereitstellt.

Zur Entstehung eines befriedigenden Systems können beide führen!

Aber es ist wichtig zu klären, ob es ein sehr kleines oder ein sehr großes Unterstützungssystem ist.

Von einem sehr kleinen spricht man bei unter 3 Mitgliedern des Unterstützersystems und von einem sehr großen bei über 10.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die prozentuale Zusammensetzung.

Dabei sind folgende Unterstützer wichtig zu beachten:

" 1. Anzahl der Unterstützer, die auch enge Familienmitglieder sind.
2. Anzahl der Unterstützer, die der engen und der erweiterten Familie des Klienten
angehören.
3. Anzahl der Unterstützer, die in der gleichen Altersgruppe des Klienten sind
3. Anzahl der Unterstützer, die dem gleichen Geschlecht wie der Klient angehören
4. Anzahl der Unterstützer aus der gleichen rassischen, ethnischen und religiösen Gruppe"[8]

Man geht oft davon aus, dass eine Person mit vielen Familienmitgliedern auch viele Unterstützungsressourcen hat.

Aber das ist so nicht ganz richtig, denn es kommt auf die Merkmale der jeweiligen Familie an!

Ein gutes Beispiel, was dies verdeutlicht ist folgendes:

Wenn ein Familienmitglied Alkoholiker ist, ist die ganze Familie davon geprägt.

Dies kann dazu führen, dass Nähe zu Außenstehenden vermieden wird aus Angst, dass andere das "Familienproblem" entdecken.

Das Problem liegt dann darin, dass sich die Mitglieder außerhalb keine Unterstützung suchen können, 1. weil sie selber diese Angst haben und 2. die Familie aufgrund dieser Angst Hilfe von außen verhindert. So sind die Mitglieder nur auf ihre Familie angewiesen sind.

Diese wiederum können kaum Hilfe bieten, da sie selber dieses Problem haben.

Man nennt diese Systeme "konflikthafte Systeme"[9]

Ein anderes Beispiel, was durch Studien herausgefunden wurde ist, dass Frauen, die ein familiendominiertes Unterstützungssystem haben, viel größere Schwierigkeiten haben mit einer Scheidung klarzukommen.

Dies ist damit zu erklären, dass Frauen stärker von ihren Familien abhängig sind als Männer.

Sie erleben den Beistand ihrer Familie als Fessel, fühlen sich abhängig.[10]

[...]


[1] Zimbardo 1988, S. 494

[2] vgl. Zimbardo 1988, S. 494f

[3] Pearson 1997, S. 13-14

[4] vgl. Pearson 1997, S. 72

[5] Pearson 1997, S. 73

[6] vgl. Pearson 1997, S. 79f

[7] vgl. Pearson 1997, S. 87

[8] Pearson 1997, S. 89

[9] Pearson 1997, S. 90

[10] vgl. Pearson 1997, S. 90

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Beratung und soziale Netzwerke
Hochschule
Universität Paderborn  (FB Pädagogik)
Veranstaltung
Gesundheitsförderung und Prävention als pädagogisches Problem
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
32
Katalognummer
V12301
ISBN (eBook)
9783638182218
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Soziale Netzwerke u.a.: Ermittlung sozialer Unterstützung, kontextbezogene Barrieren, klientenabhängige Barrieren, Intervention. 178 KB
Schlagworte
Soziale Netzwerke, Barrieren, Intervention
Arbeit zitieren
Sabine Neumann (Autor:in), 2001, Beratung und soziale Netzwerke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12301

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