Jesus lebt, mit ihm auch ich!

Der Apostel Paulus und die Auferweckung Jesu Christi von den Toten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

49 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Wortfeldanalyse: anastasiV, anistanai und egeirein
2.1 Römerbrief
2.2 Erster Korintherbrief
2.3 Zweiter Korintherbrief
2.4 Galaterbrief
2.5 Philipperbrief
2.6 Erster Thessalonicherbrief

3. Von Paulus übernommene Traditionsstücke
3.1 Die judenchristliche Formel Römer 1,(1f)3f
3.2 Das Bekenntnis 1. Korinther 15,3b-5(6-8)
3.3 Das Predigtschema 1. Thessalonicher 1,9f

4. Die Auferweckung Jesu als das entscheidende Prädikat Gottes
4.1 Römer 4,24
4.2 Römer 8,11
4.3 Römer 8,34
4.4 Römer 10,9
4.5 Zweiter Korintherbrief 1,9
4.6 Zweiter Korintherbrief 4,14
4.7 Galater 1,1

5. Die Konsequenzen der Auferweckung Jesu
für das Heute und für das Morgen der Christen
5.1 Römer 6,1-11
5.2 Römer 7,4
5.3 Erster Korintherbrief 6,14
5.4 Zweiter Korintherbrief 5,15
5.5 Philipper 3,10f
5.6 Erster Thessalonicherbrief 4,13-18

6. Zusammenfassende Schlussbetrachtungen

Literatur

1. Einleitung

Christian Fürchtegott Gellert dichtete im Geist der Aufklärung das im Titel der vorliegenden Arbeit zi- tierte Osterlied (EG 115). Mit seinem Text trifft er wesentliche Aspekte des paulinischen Denkens über die Auferweckung Jesu. Zunächst: „Jesus lebt ...!“ Jesus wird zuerst genannt. Seine Auferstehung ist Basis des „mit ihm auch ich“. Weiter: „Er wird auch mich von den To- ten auferwecken.“ Die Auferstehung des Christen steht noch aus, während die des Christus bereits geschehen ist. Schließlich: „Dies ist meine Zuversicht.“ Die Hoffnung des Christen gründet sich allein auf die Heilstat, die Gott in Jesus vollzogen hat. Auch die weiteren Strophen zeigen Nähe zur paulinischen Theologie: die Erhöhung Christi, die mit der Auferstehung einhergeht; die Gnade Gottes für den Sünder in Christo; die ethischen Konsequenzen des Ostergeschehens; die Gemeinschaft mit Christus in der Auferstehung. Alle diese Punkte werden auf den folgenden Seiten noch mehrfach in un- terschiedlicher Gewichtung und Schattierung begegnen.

Welche Bedeutung hat das Ostergeschehen für Theologie und Kirche der Gegenwart? Kaum wird man Willi Marxsens vierzig Jahre altem Votum zustimmen können, die Fra- ge nach der Auferstehung Jesu spiele „in den Auseinandersetzungen, die zur Zeit unsere Kirche bewegen ... eine entscheidende, man wird sogar sagen können: die entscheiden- de Rolle“[1]. Andere als christologische Fragen scheinen im Moment die EKD zu bewe- gen.[2] Dennoch muss die Auferstehung aus dogmatischer Perspektive zusammen (un- trennbar) mit dem Kreuzestod als Fokus christlicher Theologie hervorgehoben werden. „Der christliche Glaube steht und fällt mit dem Zeugnis von der Auferstehung Jesu von den Toten.“[3] Hierin unterscheidet sich das im Laufe der Kirchengeschichte entwickelte Bekenntnis nicht vom Tenor des Neuen Testaments. Auch für die Exegese ist Ostern das entscheidende Wendedatum. „Alles Frühere erscheint in einem neuen Lichte – und zwar seit dem Osterglauben an die Auferstehung Jesu und auf Grund dieses Glaubens.“[4] Es besteht im Zeugnis des Neuen Testaments keine Kontinuität zwischen dem irdischen Jesus und dem Kerygma der Urgemeinde und damit dem Kanon. Alles, was neutesta- mentliche Texte über den irdischen Jesus sagen, ist erst unter dem Eindruck der Oster- erscheinungen verschriftlicht worden.

Dies gilt insbesondere für den Apostel Paulus, um dessen Aussagen über die Auferwe- ckung Jesu es in den folgenden Ausführungen gehen soll. Dieser erwähnt an keiner Stelle eine Begegnung mit dem irdischen Jesus, und kaum deckt sich seine Verkündi- gung (d.h. die Verkündigung des für uns gekreuzigten und auferweckten Christus) mit der des synoptischen Jesus (d.h. die Verkündigung der heranbrechenden Gottesherr- schaft) – „ein grundlegender Unterschied, den nur der Gedankenlose übersehen kann“[5]. Sein Wirken steht unter dem Eindruck des Damaskus-Erlebnisses.[6] Seine Texte stellen dabei das älteste auf uns gekommene Zeugnis der Christenheit dar. Sie bieten darum einen Einblick in ein sehr frühes Stadium christlichen Denkens. Das entscheidende Spe- zificum, mit dem Paulus die Botschaft des Urchristentums versieht, ist dabei, wie auch die Exegese der Auferstehungstexte zeigen wird, die Auslegung und Entfaltung der Christusbotschaft „als Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Glauben“[7], d.h. das Ineinanderfallen von Christologie und Soteriologie.

In sechs der sieben authentischen Paulusbriefe[8] begegnen Aussagen über die Auferwe- ckung Jesu. Einzig der Philemonbrief als Privatschreiben erwähnt sie nicht. Die Beleg- stellen[9] werden in Kap. 2 dieser Arbeit vollständig aufgelistet mitsamt ihrem Umfeld, soweit es (grammatisch) notwendig und (inhaltlich) sinnvoll ist. Allerdings werden Röm 13,11; 15,12 und Phil 1,17 nicht in die Exegese miteinbezogen, weil hier die For- men von anistanai und egeirein nicht die Auferstehung von den Toten bezeichnen, sondern die eschatologische Wachsamkeit der Christen, das Sich-Erheben des Davids- sohnes oder ganz profan das „Erwecken“ von Trübsal durch die Gegner des Paulus. Die Einordnung der Texte erfolgt in drei Kapitel, wobei nicht jede Zuordnung unstrittig sein kann. Kap. 3 stellt die drei wichtigsten und am eindeutigsten als solche zu identifizie- renden vorpaulinischen Bekenntnisaussagen vor, die Paulus übernimmt und gedanklich weiterführt.[10] Darauf folgt in Kap. 4 die Exegese von sieben Versen, in denen die Auf- erweckung Jesu von Paulus als das entscheidende Prädikat Gottes verwandt wird. Schließlich stellt Kap. 5 die Aussagen zusammen, in denen Paulus ethische wie eschato- logische Konsequenzen aus der Auferweckung Jesu für die Christen zieht. Die Herstel- lung dieser Beziehung hat im Urchristentum wohl erst Paulus selbst geleistet.[11] In den Kapiteln 2-5 folgt die Anordnung der Einzeltexte jeweils deren Position im Kanon. Eine chronologische Anordnung könnte nur hypothetisch erfolgen und hätte die ausführliche (für diese Arbeit: zu ausführliche) Diskussion der entsprechenden Einleitungsfragen zur Folge. Kap. 6 fasst den Ertrag der Untersuchung kurz zusammen und stellt damit die wesentlichen Aspekte einer paulinischen Theologie der Auferweckung dar. Dabei wird versucht, die Entwicklung nachzuzeichnen, die die Deutung des urchristlichen Bekennt- nisses „Gott hat Jesus von den Toten auferweckt“ unter dem Einfluss des Apostels ge- nommen hat.

2. Wortfeldanalyse: anastasiV, anistanai und egeirein

2.1 Römerbrief

Röm 1[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 13

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Röm 15

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Erster Korintherbrief

1Kor 6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1Kor 15

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3 Zweiter Korintherbrief

2Kor 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2Kor 4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2Kor 5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.4 Galaterbrief

Gal 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.5 Philipperbrief

Phil 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Phil 3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.6 Erster Thessalonicherbrief

1Thess 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1Thess 4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Von Paulus übernommene Traditionsstücke

3.1 Die judenchristliche Formel Römer 1,(1)3-4

Das Präskript des Römerbriefes weist gegenüber dem üblichen von Paulus befolgten Schema[13] eine bedeutsame Erweiterung auf in Form eines christologischen Bekenntnis- ses. Die Verse 3f sprengen den Kontext, „vom Zusammenhang her [ist] gar nicht recht einzusehen, warum Paulus hier diese gewichtigen christologischen Aussagen einsetzt. Deutlich wird das erst, wenn man erkennt, daß Paulus hier ein vorformuliertes Bekennt- nis zitiert“[14]. Auch der sprachliche Charakter der Verse (Partizipialstil, Verzicht auf Ar- tikel vor Substantiven) ist unpaulinisch und verweist auf vom Apostel übernommenes Traditionsgut, ebenso der theologische Akzent der Davidssohnschaft (sonst kein Thema des Paulus, vgl. aber 2Tim 2,8). Die Wendung ginesqai ek taucht im Corpus Paulinum nur Gal 4,4 nocheinmal auf, wo ebenfalls Traditionsgut vorliegt; das Gegensatzpaar kata sarka - kata pneuma verwendet Paulus sonst für die Sphären der christlichen Existenz (Röm 8,5-13; Gal 3,3; Phil 3,3), nicht zur Kennzeichnung von himmlischer und irdischer Welt (vgl. dagegen 1Tim 3,16; 1Petr 3,18; 4,6);[15] pneuma agiwsunhV

schließlich ist Hapaxlegommenon bei Paulus und Hebraismus. In summa: „Aus Form und Inhalt der Wendung geht hervor, daß es sich um eine judenchristliche Formulierung handelt.“[16] Der Sitz im Leben der Verse könnte die Taufe sein, es sich also um ein von den Katechumenen abzulegendes Bekenntnis handeln.[17] Paulus hat aber wohl diesen ihm vorliegenden Text um einige Zusätze erweitert. Die ursprüngliche Fassung könnte gelautet haben:

(IhsouV CristoV) o uioV tou qeou,

o genomenoV ek spermatoV Dauid,

o orisqeiV uioV qeou en dunamei ex anastasewV nekrwn.[18]

[...]


[1] Marxsen, 15.

[2] Die Recherche für diese Seminararbeit erbrachte zunächst das Ergebnis, dass im „Glaubens-ABC“ der EKD-Website das Stichwort „Auferstehung“ oder „Auferweckung“ völlig fehlte. Auf Herrn stud.theol. Alexander Döleckes, Osnabrück, Nachfrage wurde dieses Versehen beseitigt.

http://www.ekd.de/lexikon/auferstehung.html (21. August 2008).

[3] Ebeling, 55.

[4] Bultmann, Theologie, 45.

[5] Bornkamm, Paulus, 121.

[6] Vgl. zur Problematik Paulus – irdischer Jesus Lang, 297-300.

[7] Bornkamm, Paulus, 126.

[8] Zur Authentizitätsfrage vgl. Conzelmann / Lindemann, 213f; Lohse, 30f; Schnelle, 325-329; sowie die jeweiligen – übereinstimmenden – Unterteilungen nach authentischen und deuteropaulinischen Briefen.

[9] Die Auswahl deckt sich mit Kegel, das Anliegen und in den meisten Fällen auch die exegetische Stel- lungnahme teile ich mit ihm jedoch nicht.

[10] Zu 1Kor 15 beschränke ich mich auf das Traditionsstück V. 3b-5 und dessen unmittelbare Fortführung durch Paulus in V. 6-8. Eine vollständige Analyse des Kapitels würde den Umfang dieser Arbeit weit sprengen. Außerdem war der Auferstehungstraktat Teil des Seminars, das dieser Arbeit vorausging. Vgl. ausführlich zu 1Kor 15: Sellin sowie die entsprechenden Abschnitte der zitierten Überblicksdarstellungen zur Auferweckung und die Kommentare z.St., außerdem Kap. 6.

[11] Vgl. Sellin, 35.

[12] Beide Wortstämme verwendet Paulus „doch wohl ohne Unterschied der Bedeutung“ (Schlier, Grundzü- ge, 142). Wenn auch für Paulus kein inhaltlicher Unterschied bestehen mag, so verwendet er doch in eige- nen Formulierungen egeirein, während anastasiV und anistanai i.d.R. auf traditionelles Material ver- weisen.

[13] Vgl. Schnelle, 51-60.

[14] Conzelmann / Lindemann, 125. Einzig Haacker, 26f wendet sich gegen eine vorgeprägte Formel in Röm 1,3f und plädiert für einen im Ganzen von Paulus formulierten Text.

[15] So auch Eichholz, 125, gegen Bultmann und Michel.

[16] Lohse, 21. Anders Althaus, 6f.

[17] Vgl. Michel, 31.

[18] Bultmann, Theologie, 52.

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Untertitel
Der Apostel Paulus und die Auferweckung Jesu Christi von den Toten
Hochschule
Universität Osnabrück  (Evangelische Theologie)
Veranstaltung
Seminar
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
49
Katalognummer
V122965
ISBN (eBook)
9783640277100
ISBN (Buch)
9783640277803
Dateigröße
676 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jesus, Seminar
Arbeit zitieren
Christian Deuper (Autor:in), 2008, Jesus lebt, mit ihm auch ich!, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122965

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