Beschreibung der Psychogenese von Aggressivität anhand der sozial-kognitiven Lerntheorie


Facharbeit (Schule), 2009

27 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Grundlegendes und Begriffsbestimmung
1.1 Kognition
1.2 Lernen
1.3 Aggressivität

2 Grundlegende Annahmen der sozial-kognitiven Lerntheorie
2.1 Phasen und Prozesse des Modelllernens
2.2.1 Aneignungsphase
2.2.2 Ausführungsphase

3 Die sozial-kognitive Theorie in der Anwendung hinsichtlich der Aggressivität bei Kindern und Jugendlichen
3.1 Fallbeispiel I
3.2 Fallbeispiel II
3.3 Fallbeispiel III

4. Kritische Stellungnahme

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Aggressives Verhalten finden wir überall und zu jeder Zeit. Aggression ist ein Schlüsselbegriff in unserem Alltag. Jeder von uns konnte schon seine eigenen Erlebnisse mit Aggressionen sammeln. Die Massenmedien zeigen eine Welt voller Aggressivität. Wir lesen täglich von körperlichen Missbrauch, Jugendbanden, U-Bahn-Schläger und weiteren erdenklichen Formen von Aggressivität.

Auch die schrecklichen Ereignisse der letzten Jahre in deutschen und amerikanischen Schulen sind ein Beleg der ständig wachsenden Aggressivität. Oftmals sind uns dabei die Gewalt selbst und die Bereitschaft anderer zu Gewalt unbegreiflich und wir stellen uns die Frage nach den Ursachen für diese und wie ein solches Verhalten zustande kommt.

Aggression ist eine komplexe soziale Verhaltensweise, die offensichtlich nicht jeder an den Tag legt. Aggressive Menschen müssen sich dieses Verhalten irgendwie angeeignet, also gelernt haben.

In meiner Seminararbeit möchte ich deshalb versuchen diesen Lernprozess am Beispiel der sozial-kognitiven Lerntheorie zu erklären. Ich habe mir dieses Thema ausgesucht, weil die Ereignisse der letzten Jahrzehnte dazu auffordern, dass man sich gründlicher mit diesem Phänomen befasst.

Während des Schreibens hatte ich den Eindruck, dass ich selbst eine Entwicklung durchlaufe. Teile dieses Manuskriptes, die ich am Vorabend noch gut fand, habe ich am nächsten Tag wieder umgeschrieben oder ergänzt. In der elften Klasse haben wir zwar das Modellernen durchgenommen, aber erst durch die intensive Auseinandersetzung mit Bandura´s Lerntheorie war es mir möglich seine Theorie nachzuvollziehen.

1 Grundlegendes und Begriffsbestimmung

Es gibt verschiedenste Theorien die die Entstehung aggressiven Verhaltens erklären. Eine wichtige und bedeutsame ist die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura (1986), in deren Zentrum kognitive Prozesse der Informationsverarbeitung und

-speicherung stehen. Bandura ordnet die Theorie des Modelllernens den kognitiven Lerntheorien zu. Er begreift den Menschen als ein agierendes Wesen, das sein Veralten aktiv steuert.

Da sich diese Theorie mit kognitiven Prozessen beschäftigt, wird nun im weiteren ge­nauer auf den Begriff Kognition eingegangen.

1.1 Kognition

Kognition (lat. cognoscere: erkennen) ist ein umfassender Oberbegriff für jene Vor­gänge und Merkmale, die mit dem Erkennen bzw. der Informationsverarbeitung zu­sammenhängen. Mit deren Hilfe erlangt ein Organismus Kenntnis von seiner Umwelt. Unter Kognition fallen alle psychischen Funktionen und Fähigkeiten, die der Informationsaufnahme, -verarbeitung und –speicherung dienen. Kognitive Fähigkeiten sind zum Beispiel das Gedächtnis und das Wissen. Sie sind die Faktoren für die kogni­tiven Funktionen und Prozesse wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Denken. Kog­nitionen bilden die Grundlage für unser Erleben, Verhalten und Handeln.

Albert Bandura hat mit seiner Ansicht die behavioristischen Theorien erweitert, indem er die kognitiven, also die inneren Prozesse in die Betrachtung menschlichen Verhaltens mit einbezog.

Das Modelllernen ist eine kognitive Lerntheorie, weil sie zeigt „daß [!] Menschen durch Nachahmung lernen, relevanter Information Aufmerksamkeit zuwenden, zwischen ver­stärkenden und nichtverstärkenden Situationen diskriminieren, Erwartungen bezüglich der Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung entwickeln und dass sie die Umwelt in sub­jektiv sinnvoller Weise strukturieren“ (WEINER 1994, S.181). Weil das Modellverhal­ten nicht unbedingt ein unmittelbarer Reiz ist würde nach rein behavioristischen An­schauungen kein Lernen stattfinden. Wie unterscheidet sich eigentlich die behavioristi­sche und die kognitive Sichtweise?

Behaviorismus

Skinner und andere Vertreter des Behaviorismus (amerik. behavior: Verhalten) haben versucht, durch klassische- und operante Konditionierung, das menschliche Verhalten zu erklären, also anhand sichtbarer Reiz-Reaktionsverbindungen. Jedoch wird bei die­sen Theorien nur beobachtbares Verhalten betrachtet. Bei der Erklärung des Erlernens völlig neuer Verhaltensweisen stoßen die Konditionierungstheorien an ihre Grenzen, da der Behaviorismus die inneren Prozesse des menschlichen Lernens in einer Black-Box versteckt. Angeborene Reaktionen, Emotionen und andere Variablen die zwischen Reiz und Reaktion liegen, finden keine Beachtung (vgl. Abb. 1, Abbildungsverzeichnis S. 21).

Nach rein behavioristischen Anschauungen findet in der sozial-kognitiven Theorie kein Lernen statt, da das Modellverhalten danach nicht unbedingt ein unmittelbarer Reiz ist.

Deswegen wird diese Lerntheorie den Kognitivismus zugeordnet.

Kognitivismus

Neben den behavioristischen Ansätzen, die die Beobachtung des Verhaltens in den Vordergrund stellen und sich weniger mit den Leistungen des Gehirns beschäfti­gen, gibt es auf der anderen Seite den Kognitivismus, der gerade diesen Aspekt stark betont, erforscht und hinterfragt.

Die Kognitivisten wollen die Denkprozesse des Lernens erkennen und erklären. Man könnte sagen, dass sie sich im Gegensatz zu den Behavioristen auch mit der Black-Box, also den inneren Vorgänge in einem Individuum befassen (vgl. Abb. 2, Abbildungsverzeichnis S. 21).

1.2 Lernen

Der Behaviorismus und der Kognitivismus gehen von verschiedenen Voraussetzungen beim Lernen aus. Sie unterscheiden sich in Art und Umfang der berücksichtigten Va­riablen sowie im jeweiligen Menschenbild. Aber beide Anschauungen werden mit Lerntheorien erklärt. Was ist aber nun Lernen?

Der Begriff Lernen fällt in unserem Leben sehr häufig. Der Alltagsgebrauch des Wortes Lernen zielt hauptsächlich in Richtung „Inhalte lernen“. Es handelt sich um eine relativ dauerhafte Veränderung, die durch Erfahrungen und Übung zustande kommt. Der Mensch lernt nie aus. Er ist fähig, angesichts seiner persönlichen Erfahrungen sich an­zupassen, flexibel zu handeln und zu denken. Bei einer Verhaltensänderung aufgrund von Alkohol, Drogen usw. handelt es sich nicht um ein Lernergebnis, da diese Veränderung nicht durch Erfahrungen entsteht. Den Veränderungsprozess können wir nicht direkt beobachten, weil er im Zentralnervensystem abläuft, aber wir können ein verändertes, z.B. neues Verhalten sehen.

Lernen beeinflusst uns jeden Tag und in ziemlich jeder Situation. Es umfasst den Pro­zess der Aneignung und der Speicherung.

BANDURA definiert Lernen als „Wissenerwerb durch kognitive Informationsverar­beitung“ (1986, S. 12). Lernen ist nach dieser Theorie ein Prozess der Informationsver­arbeitung von der Wahrnehmung über das Gedächtnis bis hin zum problemlösenden Denken.

Man kann vieles lernen, wie Klavierspielen, Vokabeln, Schwimmen, Schreiben usw. Aber ist es denn auch möglich unangepasste Verhaltensweisen, wie Aggressionen zu erlernen?

Auf diese Thematik wird im folgenden Text genauer eingegangen. Zunächst ist zu klä­ren, was man unter aggressivem Verhalten bzw. Aggressivität versteht.

1.3 Aggressivität

Das Wort Aggression (lat: aggressio) bedeutet heran schreiten, sich nähern, aber auch überfallen oder angreifen. „Im Gegensatz zu anderen sozialen Verhaltensformen, die nicht wirksam sein können, wenn keiner mitmacht, braucht eine Aggression für ihren Erfolg die bereitwillige Aufgeschlossenheit der anderen gerade nicht. Um eigene Vor­teile zu erzielen, kann man verletzen und zerstören ohne Rücksicht darauf, ob das Opfer dies möchte oder nicht “(BANDURA 1979a, S. 15).

In der Literatur gibt es unterschiedliche Definitionen des Begriffes Aggression. Ge­wöhnlich verbindet man damit jene absichtlichen Verhaltensweisen, die einem Lebewesen bzw. Gegenstand Schaden zufügen, beschädigen oder zerstören. Allerdings lässt sich nicht immer klar erkennen ob ein Mensch absichtlich einem Lebewesen bzw. Gegenstand Leid zufügt. Inwiefern aggressives Verhalten berechtigt oder unberechtigt ist, lässt sich nicht allgemeingültig klären. Das hängt auch von der Auffassung des Be­trachters und vom allgemeinen gesellschaftlichen Kontext ab.

Bandura geht davon aus, dass Menschen aggressives Verhalten erlernen können. Aber wie genau geschieht dieser Lernprozess?

Im nächsten Punkt wird der theoretische Hintergrund von Banduras Theorie erläutert.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Beschreibung der Psychogenese von Aggressivität anhand der sozial-kognitiven Lerntheorie
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2009
Seiten
27
Katalognummer
V122889
ISBN (eBook)
9783640274055
Dateigröße
1129 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beschreibung, Psychogenese, Aggressivität, Lerntheorie
Arbeit zitieren
Karolin Ferschl (Autor:in), 2009, Beschreibung der Psychogenese von Aggressivität anhand der sozial-kognitiven Lerntheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122889

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