Männerbildung und ihre gesellschaftliche Rolle

Kann die Erwachsenenbildung zu mehr Geschlechterdemokratie beitragen?


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
II.1.Definitionen und Konzepte zur Ausgestaltung der Geschlechterdemokratie
II.1.1. Die Definition von Geschlechterdemokratie
II.1.2. Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik
II.2. Bestandsaufnahme
II.2.1. Die allgemeine Situation der Männerbildung
II.2.2. Die Situation der Männerbildung an den Volkshochschulen
II.3. Die Zukunft der Männerbildung
II.3.1. Skizze einer Vision
II.3.2. Versuche der Umsetzung

III. Schluss

IV. Literatur

I. Einleitung

Politik, Gender-Forschung und Erwachsenenbildung müssen sich seit einigen Jahren vermehrt mit dem selbst erklärten Ziel der Geschlechterdemokratie befassen. Hierbei ist es vor allem die Politik, die Ziele formuliert und eine Agenda zu deren Umsetzung zu entwerfen versucht. Die Frauen-, Männer oder seit neuestem, die Gender-Forschung, befassen sich mit wissenschaftlichen Hintergründen, mit sozialen und biologischen Konstitutionen der Geschlechter und mit (Zukunfts-)Konzepten, die eine Umsetzung des politischen Ziels der Geschlechterdemokratie ein Fundament bieten sollen. Der Bildung, als eng verzahnter Bestandteil der Sozialisation, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Anhand eines Dossiers der Heinrich-Böll-Stiftung[1], das viele Facetten des Themas Geschlechterdemokratie behandelt, lässt sich feststellen, dass die Kernaufgabe der Geschlechterdekonstruktion in alle Lebensbereiche hineinragt. Am Arbeitsplatz, in der Politik, im Haushalt und Privatleben, im Leben mit Kindern, im Bildungssystem und in der Erziehung. Auch gibt es keine einheitlichen Vorstellungen und Ideale darüber, wie Männer und Frauen zu sein haben, Stereotype sollen ja eben vermieden werden. Da dieses Feld so diffus und fast grenzenlos in seinen Möglichkeiten scheint, ist es schwierig, konkrete, in einen zeitlich und inhaltlich begrenzten Rahmen gefassten (Erwachsenen-)Bildungsangebote zu entwerfen, die eine Beitrag zu diesem Ziel leisten können. Hinzu kommen Schwierigkeiten, wie die Identifizierung und die Erschließung bestimmter Zielgruppen und Teilnehmer, sowie die didaktische Vorbereitung eines solchen Bildungsangebots.

In dieser Arbeit soll die Rolle der Erwachsenenbildung, insbesondere der Männerbildung, auf dem Weg hin zur Geschlechterdemokratie beleuchtet werden. Dazu werde ich zunächst verschiedene Definitionen und Konzepte zur Ausgestaltung der Geschlechterdemokratie beschreiben. Weiterhin werde ich eine Bestandsaufnahme über die Situation der Männerbildung in erwachsenenbildnerischen Einrichtungen am Beispiel der Volkshochschulen, als größte erwachsenbildnerischen Institutionen, machen, um dann eine Vision und einen Ausblick auf eine Männerbildung der Zukunft zu werfen, die einen wirklichen Beitrag zur Geschlechterdemokratie leisten könnte. Angebote zur Männerbildung in freien Trägern werden in dieser Arbeit weniger beleuchtet.

II. Hauptteil

II.1.Definitionen und Konzepte zur Ausgestaltung der Geschlechterdemokratie

II.1.1. Die Definition von Geschlechterdemokratie

Laut Wikipedia, der freien Enzyklopädie im Internet, bezeichnet der Terminus „Geschlechterdemokratie“ „die Absicht, demokratische Verhältnisse zwischen Frauen und Männern in der Gesellschaft als Ganzer wie auch konkret in Unternehmen und Organisationen herzustellen“[2]. Die Berliner Soziologin Halina Bendkowski hat den Begriff „Geschlechterdemokratie“ geprägt. Ziel ist es, dass Männer und Frauen gleichermaßen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teilhaben können. Barbara Stiegler erklärt, dass damit zugleich eine „Absage an den biologischen Determinismus vorgenommen“[3] wird. Dieser sieht die Ursprünge der Differenzen in Chancen und Teilhabe an der Gesellschaft von Mann und Frau in einer biologischen Bestimmung. Oder anders gesagt: Ziel der Idee einer Geschlechterdemokratie ist es vor allem, die Hyperfokussierung auf das XX-Chromosomenpaar bei der Frau und das XY-Paar des Mannes zu stoppen und ein Augenmerk auf das, was als Sozialkonstruktivismus in der Wissenschaft bekannt geworden ist, zu richten. Das Geschlecht wird dabei also als ein Konstrukt gesehen, das nach Stiegler vor allem durch 3 Merkmale charakterisiert wird: Dualität, Differenz und Hierarchie[4]. Die Dualität, also die vermeintliche Tatsache, dass es nur zwei Geschlechter gäbe, soll dekonstruktivistisch durch die Möglichkeit einer Vielzahl von Geschlechtern abgelöst werden. Die Differenz, die Polarität zwischen dem, was als männlich, und dem, was als weiblich angesehen wird, steht ebenso in der Kritik. Hierarchien, wie die, dass Männliches mehr Bedeutung und Macht als Weibliches besitzt, sollen auf ihre Legitimität überprüft und gegebenenfalls verändert werden.

Jenseits von gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Teilhabemöglichkeiten soll es in der Geschlechterdemokratie aber vor allem auch darum gehen, stereotype Vorstellungen von „den Männern“ und „den Frauen“ hinter sich zu lassen um jedem Menschen zu ermöglichen „Lebensweg und Beziehungen selbstbestimmt zu gestalten“[5]. Hier kann man schnell sehen, dass die oberflächlich nur politisch wirkende Forderung nach Geschlechterdemokratie eine nicht unwesentliche private Komponente mit sich bringt. Das wird für die spätere Ausarbeitung eines Konzeptes für eine Männerbildung, die sich der Geschlechterdemokratie verpflichtet fühlt, eine wichtige Rolle zu spielen haben.

II.1.2. Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik

Sowohl Walter Hollstein[6], als auch Ekkehart Nuissl[7] und Peter Döge[8] sehen in der Debatte um Geschlechterdemokratie auch eine Form der Männlichkeitskritik: die Verneinung von historisch gewachsenen Normen und einer überhistorisch determinierten Männlichkeit, die Veränderung von Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen und auf der individuellen Ebene in Abgrenzung dazu und vor allem die Ablösung von Männlichkeit als dominantes gesellschaftsstrukturierendes Prinzip[9]. Insbesondere Döge nennt diese Ablösung hegemonialer Männlichkeit als Kernziel der Geschlechterdemokratie und sieht vor allem zwei Männerbilder, die momentan eher zur Erhaltung der alten Männlichkeit beitragen: den Erwerbs(Arbeits-)Mann und den Macht-Mann, die im Globalisierten Mann ihre Fusion erleben[10]. In seinem Plädoyer für einen „neuen Mann“, dieser ist „partnerschaftlich in der Beziehung, beteiligt sich deutlich mehr an Haus- und Familienarbeit, ist ein neuer Vater und sieht in der Betreuung von Kindern einen persönlichen Gewinn, hat mehr Fühlung zu seiner Innenwelt, verneint Gewalt als Lösungsmittel privater oder gesellschaftlicher Konflikte“[11]. Döge verlangt des weiteren, die Bildung – und somit die Erwachsenenbildung und Männerbildung – müsse sich an diesem neuen Mann orientieren und sich kritisch zum alten, hegemonialen Männlichkeitsbild positionieren.

II.2. Bestandsaufnahme

II.2.1. Die allgemeine Situation der Männerbildung

Die Frankfurter Thesen zur Männerbildung, die als Fazit der Fachtagung „MännerVielfalt ansprechen. Wege zu einer milieuorientierten Männerbildung“ entstand[12], fassen in zehn Punkten Situation und Visionen in Sachen Männerbildung zusammen. Sie konstatieren: „In vielen Lebens- und Handlungsfeldern der Erziehung und Bildung, der Beratung und Seelsorge, der Sozialarbeit und Gesundheitsprävention sind Männer als Teilnehmer unterrepräsentiert. Es ist deshalb Zeit für einen differenzierten Blick auf Männer, ihre Bedürfnisse und Lernwünsche.“ Am Beispiel Familienbildung lässt sich zeigen: Die Teilnahme der Männer an solchen Angeboten ist verschwindend gering, gerade einmal 7% der Teilnehmer sind männlich[13]. Dafür gibt es verschiedene Gründe: zum einen nehmen Männer eher an beruflicher Bildung teil, sie fühlen sich als Minderheit in solchen Kursen unwohl, andererseits haben sie oft aufgrund ihrer Berufstätigkeit keine Zeit für solche Kurse und nehmen sich am Wochenende oder Abend lieber frei.[14] Das sind alles Gründe, die ihren Ursprung in der alten, traditionellen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern haben: der Erwerbs(Arbeits-)Mann und die Frau, die sich um Familie und Heim kümmert. So krankt die (Männer-)Erwachsenenbildung schon an der Teilnahmemotivation ihrer Zielgruppe. Umso wichtiger erscheint es, sich voll und ganz auf diese einzustellen und Angebote speziell für Männer zu entwerfen.

[...]


[1] Schriften zur Geschlechterdemokratie, Boell.de, 2001

[2] Wikipedia, freie Enzyklopädie, Stand: 25.03.08

[3] Stiegler, Barbara; in DIE IV, 2000

[4] ebd.

[5] wikipedia, die freie Enzyklopädie, Stand: 25.03.08

[6] in DIE; Zeitschrift für Erwachsenenbildung, Oktober 2000

[7] Männerbildung, in Tippelt, Handbuch der Erwachsenenbildung, Opladen 1999

[8] Vgl. Peter Döge, Die Erforschung der Männlichkeit. Neue wissenschaftliche Ansätze in der Debatte um Geschlechterdemokratie und was Männer dazu beitragen können, in: Frankfurter Rundschau vom 31. Juli 1999, S. 9

[9] Vgl. Politik und Zeitgeschichte, B 31-32, 2000

[10] Döge, Peter in DIE, Zeitschrift für Erwachsenenbildung, Oktober 2000

[11] ebd.

[12] Quelle: bildungswerk- frankfurt.bistumlimburg.de, Konferenz am 28.11.2002

[13] Schiersmann u.a. 1998, S. 109

[14] ebd.

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Details

Titel
Männerbildung und ihre gesellschaftliche Rolle
Untertitel
Kann die Erwachsenenbildung zu mehr Geschlechterdemokratie beitragen?
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Lebenslaufspezifische Bildungsinteressen
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V122830
ISBN (eBook)
9783640285112
ISBN (Buch)
9783640285822
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männerbildung, Geschlechterforschung, Erwachsenenbildung
Arbeit zitieren
Katrin Rönicke (Autor:in), 2008, Männerbildung und ihre gesellschaftliche Rolle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122830

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