Untersuchung verbraucherpolitischer Maßnahmen in Hinblick auf Strategien der Informationsvermittlung


Masterarbeit, 2008

92 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

Abbildungen

Tabellen

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung und Vorgehensweise

2. Information als Instrument der Verbraucherpolitik
2.1. Stellenwert in der deutschen Verbraucherpolitik
2.2. Eigenschaften und Bedeutung
2.2.1. Definition und Eigenschaften
2.2.2. Ziele, Aufgaben und Wirkungen
2.2.3. Informationsquellen
2.3. Einflüsse auf das Informationsverhalten der Konsumenten
2.3.1. Informationsbedarf
2.3.2. Psychische Grundlagen des Informationsverhaltens
2.3.2.1. Aktivierende Prozesse
2.3.2.2. Kognitive Prozesse
2.3.3. Einflüsse auf die Kaufentscheidung
2.4. Fazit

3. Methoden der Verbraucherinformation
3.1. Verbraucherpolitische Konzeptionen und Leitbilder
3.1.1. Verbraucherleitbilder
3.1.2. Verbraucherpolitische Konzeptionen
3.2. Instrumente und Strategien der Informationsvermittlung
3.2.1. Instrumente
3.2.2. Strategien
3.3. Fazit

4. Praxis der Verbraucherpolitik
4.1. EU-Kommissariat für Gesundheit und Verbraucherschutz
4.2. Staatlicher Verbraucherschutz in Deutschland
4.3. Private Organisationen
4.3.1. Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv)
4.3.2. Die Stiftung Warentest
4.3.3. Bundesverband Verbraucherinitiative e.V
4.4. Fazit

5. Schlussbetrachtung und Ausblick

6. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang
Anhang A: Haushalt des BMELV 2006-2008
Anhang B: Mitgliedsverbände der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv)

Abbildungen

Abb. 1: Übersicht konsumrelevanter Informationen

Abb. 2: Quellen der Verbraucherinformation nach Vahrenkamp

Abb. 3: Quellen der Verbraucherinformation nach Kuhlmann

Abb. 4: Einflüsse auf das Informationsverhalten

Abb. 5: Positionierung von Verbraucherleitbildern

Abb. 6: Elemente einer staatlichen Verbraucherinformationspolitik

Tabellen

Tab. 1: Art der Entscheidung in Abhängigkeit vom Involvement

Tab. 2: Verbraucherpolitische Ziele und Strategien nach Kroeber-Riel

Tab. 3: Übersicht der Arbeitsbereiche der EU-Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz

Tab. 4: Budgetplan des Arbeitsprogramms 2007 der EU-Kommission für Verbraucherschutz

Tab. 5: Arbeitsbereiche des BMELV

Tab. 6: Übersicht Arbeitsbereich Verbraucherschutz der Abteilung 2 des BMELV

Tab. 7: Anteile Verbraucherpolitik und –information am Gesamthaushalt

Tab. 8: Arbeitsbereiche des vzbv

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Seit dem Höhepunkt der BSE-Krise 2001 und der darauf folgenden Einrichtung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)[1] ist Verbraucherpolitik ein Thema, das aus dem öffentlichen Geschehen kaum mehr wegzudenken ist[2]. Sendungen wie die ARD-Ratgeber zu verschiedenen Themenbereichen, aber auch „Raus aus den Schulden“ auf rtl oder „AllesTester im Einsatz“ auf Sat.1 bezeugen das allgemeine Interesse an der Thematik. Doch was genau bedeutet Verbraucherpolitik? Aufgrund der Vielfältigkeit der beteiligten Disziplinen, wie etwa Wirtschaftspolitik, Sozialpsychologie, Rechtswissenschaft und Soziologie, gestaltet sich eine eindeutige Definition schwierig[3]. Recht umfassend ist die Definition nach Scherhorn[4]: Verbraucherpolitik wird dort als Förderung des Verbraucherinteresses definiert, dabei nimmt sie speziell Aufgaben zur Abwendung sozialer Härten, zur Förderung der effizienten Versorgung mit Konsumgütern und Diensten sowie zur Sicherung der Verbraucherposition wahr. Diese Definition soll hier Anwendung finden, auch wenn durchaus andere Auslegungen denkbar sind[5]. Weiterhin sollen die Begriffe Verbraucher und Konsument in dieser Arbeit synonym verwandt werden, als Person, welche Waren und Dienstleistungen zur privaten Verwendung nutzt[6] und als Akteur im Marktgeschehen[7]. Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Vermittlung von Verbraucherinformation. Verbraucherinformation ist von herausragender Bedeutung für die Verbraucherpolitik[8], sie unterstützt den gesamten Entscheidungsprozess des Konsumenten[9].

1.1. Problemstellung

Verbraucherpolitik als eine Förderung des Verbraucherinteresses[10] wird in den USA seit etwa 100 Jahren und in Europa seit dem 2. Weltkrieg praktiziert[11]. Genauso lange wird auch über ihre Existenz und Notwendigkeit diskutiert. Es gibt allerdings unbestreitbar verschiedene Elemente, welche einen negativen Einfluss auf die Markttransparenz[12] haben. Diese rechtfertigen ein informationsorientiertes Eingreifen in das Marktgeschehen[13]. Im Folgenden sollen diese verschiedenen Einflüsse kurz dargestellt werden. Seit der Zeit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts sind sowohl Produkte als auch Produktionsprozesse immer differenzierter geworden[14]. Die Qualität der in Anspruch genommenen Güter und Dienstleistungen ist vom Verbraucher seitdem immer schwerer zu beurteilen. Hinzu kommen immer ausgefeiltere Marketingtechniken und neue Herausforderungen durch Internationalisierung und Globalisierung der Märkte[15]. Das Informationsgefälle zwischen Produzent und Konsument ist so stetig gewachsen[16]. Asymmetrische Informationsverteilung zwischen Anbieter und Nachfrager wirkt sich negativ auf die angebotene Qualität aus und kann bis zum Marktversagen[17] führen. Dies betrifft vor allem Vertrauenseigenschaften[18]. Bei diesen Gütern lässt sich die Qualität vom Konsumenten kaum oder nur mit großem Aufwand selbst feststellen. Durch Unsicherheit über die Qualität von Gütern entstehen weiteren Problemen: Adverse Selektion[19] führt zu einer systematische Verdrängung guter Qualitäten vom Markt[20], durch Moral Hazard[21] entstehen Wohlfahrtsverluste, da Einzelne ihren Nutzen auf Kosten anderer maximieren[22].

Diese Probleme könnten bis zu einem gewissen Punkt auch ohne Eingreifen des Staates gelöst werden, zum Beispiel durch „Signaling“ und „Screening“[23]. Dabei bezeichnet „Screening“ die Suche nach Information über den Anbieter durch den Verbraucher. Durch „Screening“ versucht wiederum der Anbieter die guten Eigenschaften seines Produktes an den Verbraucher zu vermitteln. Durch diesen Mechanismus lässt sich der Adversen Selektion bis zu einem gewissen Punkt entgegenwirken[24].

Allerdings weist das Instrument Verbraucherinformation selbst einige Besonderheiten auf, welche wiederum ein staatliches Eingreifen unumgänglich machen[25]. Da Informationen Züge eines öffentlichen Gutes tragen, gestaltet es sich schwierig, die Kosten der Informationsbeschaffung und -bereitstellung auf die Verwender umzulegen. Öffentliche Güter sind gekennzeichnet durch Nichtrivalität und Nichtausschließbarkeit[26]. Für das Gut Verbraucherinformation entstehen vor allem bei der Gewinnung Kosten, kaum noch bei seiner Verteilung. Diese Nichtrivalität bei der Bereitstellung von Information wird für private Produzenten von Information zu einem Problem, da gleichzeitig auch durch die Nichtausschließbarkeit von der Nutzung der Information keine Zahlungsbereitschaft für diese besteht. Dies kann zu Trittbrettfahrerverhalten führen, das heißt, es besteht die Möglichkeit auch ohne Bezahlung die Information zu nutzen[27]. Diese Gründe führen zu einem Marktversagen für das Gut Information, es entsteht keine effiziente Allokation des Gutes allein über den Marktmechanismus[28]. Für nichtkommerzielle Anbieter ist dieses Problem nicht gegeben, eine möglichst weite Verteilung der Information zu möglichst geringen Kosten ist hier durchaus wünschenswert. Auch die positiven externen Effekte[29] des Gutes Verbraucherinformation[30] lassen sich nutzen. Diese können dadurch entstehen, dass durch das Informationsverhalten Einzelner positive Wirkungen auf die angebotenen Qualitäten und günstigere Preise erreicht werden können. Davon würden dann alle Konsumenten profitieren, auch wenn diese keine eigenen Informationskosten hätten[31].

Ein staatliches Eingreifen gerade im Bereich der Verbraucherinformation ist daher notwendig. Doch es stellt sich die Frage nach der Art dieser Intervention. Sollen Information bloß bereitgestellt werden, oder soll versucht werden, das gewünschte Verhalten des Verbrauchers durch soziopsychologische Techniken zu erreichen? Ein wichtiger Ausgangspunkt ist hierbei das der Verbraucherpolitik zugrunde liegende Verbraucherleitbild. Dies kann vom informierten und interessierten „homo oeconomicus“ bis zum unwissenden und ungebildeten Verbraucher, der vom Marketing in jede gewünschte Richtung gelenkt werden kann, reichen[32].

Abschließend steht die Verbraucherpolitik auch immer mehr in der Pflicht, ihre Erfolge an harten Fakten zu belegen[33]. Kritisiert wird neben der mangelhaften Erforschung der Zielgruppen besonders die unzureichende Auswertung der Ergebnisse verbraucherpolitischer Maßnahmen[34]. Dabei ist gerade bei begrenzten Ressourcen eine strategische Planung und Kontrolle der Maßnahmen mehr als sinnvoll[35].

1.2. Zielsetzung und Vorgehensweise

Ziel dieser Arbeit soll eine Statusanalyse der aktuellen Situation der Verbraucherschutzarbeit, insbesondere der Informationsvermittlung in Deutschland und EU sein, sowie eine Analyse bestehender Theorien und ein Ausblick auf neue Formen der Informationsvermittlung z.B. durch Nutzung verhaltenswissenschaftlicher Methoden.

Zu diesem Zweck soll im ersten Kapitel das Instrument Verbraucherinformation analysiert werden. Seine Bedeutung und Determinanten sollen genauer herausgestellt werden und seine Rolle in der deutschen Verbraucherpolitik der Nachkriegszeit betrachtet werden. Im zweiten Kapitel soll vertiefend auf Methoden der Verbraucherinformation eingegangen werden. Aufbauend auf einer Darstellung des theoretischen Hintergrunds der Verbraucherpolitik sollen dazu Instrumente und Strategien der Informationsvermittlung erörtert werden. Anschließend soll im dritten Kapitel ein Überblick der aktuellen Situation des Verbraucherschutzes gegeben werden. Neben der Situation in Deutschland soll auch die Arbeit der EU-Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz dargestellt werden. Dabei soll besonders die Art der Informationsvermittlung in Hinblick auf die ersten beiden Teile und nach Möglichkeit hinsichtlich ihrer Nützlichkeit, Nutzbarkeit und Nutzung[36] untersucht werden.

2. Information als Instrument der Verbraucherpolitik

In diesem Teil soll das Instrument Verbraucherinformation genauer betrachtet und seine Bedeutung herausgestellt werden. Dazu soll einleitend in Kapitel 2.1. die Bedeutung des Instrumentes Verbraucherinformation in der deutschen Verbraucherpolitik der Nachkriegszeit dargelegt werden. Anschließend soll in Kapitel 2.1. zuerst eine Charakterisierung des Instrumentes vorgenommen werden und dann verschiedene Möglichkeiten der Kategorisierung von Verbraucherinformation diskutiert werden. Abschließend sollen dann in Kapitel 2.3. Einflüsse auf das Informationsverhalten der Konsumenten dargestellt werden und ein kurzer Überblick ihrer Wirkung auf die Kaufentscheidung gegeben werden.

2.1. Stellenwert in der deutschen Verbraucherpolitik

In der Nachkriegszeit gewann Verbraucherpolitik in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die Orientierung an der reinen Wettbewerbspolitik wurde als nicht mehr ausreichend angesehen[37]. Verbraucherinformation galt nun als das optimale Mittel, den rationalen Verbraucher bei den auftretenden Problemen zu unterstützen[38]. Vorreiter der Verbraucherpolitik in den 60er Jahren waren die USA. Schon 1962 verkündete Präsident Kennedy die Grundrechte des Verbrauchers auf Sicherheit, Information, Auswahl und Anhörung[39]. Der dadurch entstehende Bedeutungsaufschwung der Verbraucherpolitik belebte auch die amerikanische Consumerism[40] -Bewegung neu[41]. Dies hatte auch Einfluss auf die deutsche Verbraucherpolitik[42]. 1971 und 1975 veröffentlichte die Bundesregierung ihren ersten und zweiten Bericht zur Verbraucherpolitik[43]. Verbraucherinformation wurde dabei als Mittel gesehen, den Verbraucher über wirtschaftliche Zusammenhänge und richtiges Marktverhalten in Kenntnis zu setzen. Gezielte Produktinformationen wurden für den rationalen, informationssuchenden Verbraucher nicht als notwendig erachtet[44]. Aber die wissenschaftliche Diskussion über Ziele und Strategien der Verbraucherpolitik wurde damit auch in Deutschland angeregt[45]. Ebenfalls 1975 veröffentlichte die EG[46] ihr erstes Verbraucherschutzprogramm. Zwar wurde das Recht auf Information erst im Vertrag von Amsterdam 1997 festgelegt[47], doch schon hier wurde die Bedeutung von Verbraucherinformation für die objektive Beurteilung von Gütern und Dienstleistungen durch den Verbraucher festgestellt[48]. Ihren Höhepunkt fand die deutsche Verbraucherforschung in den 70er Jahren. Die in dieser Zeit entwickelten verbraucherpolitischen Konzeptionen waren deutlich interventionistischer als die Modelle der 60er Jahre. Die Bedeutung der Verbraucherinformation war nun nicht mehr zentral, wichtiger war die aktive Partizipation der Verbraucher am Markt[49]. Durch die beginnende Weltwirtschaftskrise Mitte der 70er Jahre kam es dann zu einem allmählichen Bedeutungsverlust der Verbraucherpolitik[50]. Die in den 80er Jahren entwickelten Konzeptionen wurden zunehmend interventionskritisch, von staatlicher Seite wurde sich wieder mehr auf die reinen Wettbewerbsaspekte konzentriert[51]. Gleichzeitig verändert sich auch das Verbraucherleitbild. In den 60er Jahren noch vom rationalen, aktiv informationssuchenden Verbraucher aus[52]. Dementsprechend war auch die Verbraucherinformation ausgerichtet: vor allem Informationen über Marktmechanismen schienen notwendig, Informationen zum Produkt nur hinsichtlich seiner Eignung zur akuten Bedürfnisbefriedigung[53]. In den 80er Jahren wurde zunehmend festgestellt, dass sowohl die Informationswilligkeit als auch die Informationsfähigkeit der Konsumenten beschränkt sind. Auch betrifft das Interesse des Verbrauchers über die reine Produkteigenschaft hinaus auch die gesamte Wertschöpfungskette des Produktes[54]. Es zeichnete sich der Bedarf nach einer gezielteren Informationspolitik ab. Doch erst Ende der 90er Jahre erfuhr die Verbraucherpolitik und mit ihr die Verbraucherinformation im Zuge der BSE-Krise eine Wiederbelebung[55]. In ihrem verbraucherpolitischen Bericht von 2003 der Bundesregierung wird Verbraucherinformation als wichtiges Instrument zum Schutz des Verbrauchers vor Risiken bezeichnet[56]. Ebenfalls 2003 veröffentlicht der wissenschaftliche Beirat „Verbraucher- und Ernährungspolitik“ des BMELV das Konzeptpapier „Verbraucherinformation als Instrument der Verbraucherpolitik“, in dem die Bedeutung des Instrumentes und seine Anwendungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erörtert wird[57]. Auch der aktuelle Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sieht im Instrument Verbraucherinformation eine große Relevanz zur Unterstützung der Position des Konsumenten am Markt[58]. Von Seiten der Verbraucherorganisationen wird der immer noch geringe Stand der verbraucherpolitisch orientierten Forschung bemängelt[59]. Auch wird der Zugang zu Information trotz des für 2008 geplanten Verbraucherinformationsgesetzes immer noch als nicht ausreichend erachtet[60].

2.2. Eigenschaften und Bedeutung

In diesem Teil soll das Instrument Verbraucherinformation genauer analysiert werden. Nach Definition und Begriffsabgrenzung soll auf die speziellen Eigenschaften des Instruments eingegangen werden. Es folgt eine Betrachtung von Ziele und Wirkungen von Verbraucherinformation, anschließend sollen verschiedene Informationsquellen darstellt und mögliche Kategorisierungen diskutiert werden.

2.2.1. Definition und Eigenschaften

Information im Allgemeinen lässt sich definieren als den Teil einer Nachricht, der für den Konsumenten neu ist und sein Urteil zu Daten oder Ereignissen verändert[61]. Verbraucherinformation im Speziellen soll dem Konsumenten möglichst aktuelle Informationen zu Güterangebot und Konsummöglichkeiten über verschiedene Kommunikationskanäle vermitteln[62]. Als Verbraucherinformationspolitik lässt sich schließlich die Gesamtheit aller Aktivitäten ordnungs- und ablaufpolitischer Art bezeichnen, durch die der aktuelle Informationsstand der Verbraucher verbessert wird[63]. Dies kann z.B. durch Testberichte, Broschüren oder auch Fernsehsendungen erfolgen[64]. Durch die Bereitstellung von Information soll der Verbraucher indirekt dabei unterstützt werden, ihm vorteilhafte Konsumentscheidungen zu treffen[65]. Der Übergang zum Instrument Verbraucherbildung ist dabei, abhängig von der Art der Informationsvermittlung, fließend[66].

2.2.2. Ziele, Aufgaben und Wirkungen

Ziel der Verbraucherinformation ist es, Markttransparenz hinsichtlich von Preisen und Qualitäten für den Verbraucher zu schaffen[67] und auf diese Weise seine Informationsdefizite zu beheben[68]. Die Markteffizienz soll so erhöht werden[69] und dem Verbraucher die Erreichung seiner Konsumziele erleichtert werden[70]. Dabei liegt der Schwerpunkt besonders auf jenen Informationen, welche durch die Anbieter nicht vermittelt werden, wie etwa Informationen zu alternativen Konsummöglichkeiten und Produkten sowie über mögliche Nachteile der Produkte und des Konsums selbst[71]. Um dieses Ziel möglichst effizient zu erreichen, ist die Art der Vermittlung der Informationen von großer Bedeutung[72]. Dabei sollten die drei Faktoren Nützlichkeit, Nutzbarkeit und tatsächliche Nutzung der Information seitens des Konsumenten besondere Beachtung finden[73]. Sie bieten die Möglichkeit, Schwachstellen auf dem Weg der Informationsvermittlung aufzudecken und unterstützen die ex-ante Entwicklung von effizienten Informationsstrategien[74]. Die Nützlichkeit einer Information äußert sich in ihrer Möglichkeit, dem Verbraucher Konsumentscheidungen zu erleichtern[75]. Eine Information kann nur dann Nutzen stiften, wenn ein entsprechendes Informationsdefizit besteht[76]. Zuallererst sollte daher eine Analyse des tatsächlichen Bedarfs erfolgen[77]. Die Nutzbarkeit einer Information bezieht sich darauf, ob der Konsument kognitiv in der Lage ist, sie in ihrer Darbietungsform aufzunehmen und zu verarbeiten[78]. Dies betrifft die inhaltliche und formale Darbietung der Information und die persönliche Prädisposition des Konsumenten[79]. Damit die Information nutzbar ist, darf dem Konsumenten keine unverhältnismäßig hohe Anstrengung bei der Aufnahme und Verarbeitung abverlangt werden[80]. Die Nutzung der Information bezieht sich schließlich auf ihre Wirkung. Hier ist zu untersuchen, ob die zu einen bestimmten Zeitpunkt und Ort über den gewählten Kommunikationskanal dargebotene Information einen beträchtlichen Teil der Zielgruppe erreicht und von diesen bei ihrer Entscheidung auch berücksichtigt wird[81].

Die anschließende Wirkung der genutzten Information beim Konsumenten führt zu drei verschiedenen wünschenswerten Effekten: dem Lenkungseffekt, dem Stabilisierungseffekt und dem Emanzipationseffekt[82]. Durch den Lenkungseffekt senkt Information das Risiko von Fehlentscheidungen. Der Konsument hat so die Möglichkeit, das Produkt zu konsumieren, welches seine tatsächlichen Bedürfnisse am besten befriedigt. Weiterhin trägt sie stabilisierend dazu bei, negative Entscheidung und damit enttäuschte Erwartungen zu vermeiden. Dies wirkt sich auch für die Anbieter positiv aus, welche so Verbraucherreaktionen besser kalkulieren können. Schließlich wirkt Verbraucherinformation auch emanzipatorisch. Konsumenten können ihre Rolle im Marktgeschehen durch die verbesserte Ausstattung mit Wissen und Argumenten besser wahrnehmen. Dies wirkt sich auch positiv auf ökologischen und sozialen Konsum aus.

2.2.3. Informationsquellen

Verschiedene Arten von Informationen sind für eine Kaufentscheidung von Bedeutung. Ein Teil dieser Informationen sind dabei schon im Besitz des Konsumenten, Andere sind von externen Quellen erhältlich[83]. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick zu den konsumrelevanten Informationen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Übersicht konsumrelevanter Informationen[84]

Die für eine Kaufentscheidung notwendigen Informationen lassen sich in zwei Hauptbereiche einteilen, dem Grundwissen und den aktuell relevanten Informationen. Das Grundwissen bildet den informellen Hintergrund des Konsumenten. Es kann sich marktbezogen auf Kenntnisse über die Funktionsweise des Marktes beziehen oder produktbezogen auf allgemeine Kenntnisse zum Produkt selbst. Informationsbezogenes Grundwissen ermöglicht schließlich, Informationsquellen zu erkennen und sie hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit und Bedeutung einzuordnen. Aktuell relevante Informationen werden für die konkrete Konsumentscheidung benötigt. Sie können sich branchen- oder marktspezifisch auf den gesamten Markt des Produktes[85] beziehen oder produzentenspezifisch auf konkrete Anbieter oder Hersteller des Produktes[86]. Weiterhin können sie produktspezifische Informationen zur Produktkategorie[87] oder produktindividuelle Informationen[88] darstellen.

Es bieten sich verschiedene Arten der Kategorisierung der entscheidungsrelevanten Informationen an. An dieser Stelle soll auf drei Varianten eingegangen werden. Vahrenkamp[89] versucht mit seiner Art der Einteilung eine möglichst wertungsfreie Kategorisierung nach der Herkunft der Information. Dies trifft auch auf die weniger detaillierte Enteilung nach Gottschalk zu[90]. Die Einteilung nach Kuhlmann[91] in interessengebundene und nicht-interessengebundene Quellen hat hingegen einen deutlich wertenderen Charakter.

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick zur Einteilung nach Vahrenkamp[92]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Quellen der Verbraucherinformation nach Vahrenkamp[93]

Es wird dabei zwischen internen und externen Quellen unterschieden. Interne Informationsquellen bestehen aus der eigenen Bildung sowie dem Wissen aus vorherigen Käufen und Informationssuchen. Der Nachteil dieser Quelle ist ihre mangelhafte Zuverlässigkeit und ihrer Subjektivität. Vorteile bieten sich vor allem bei Routinekäufen. Externe Quellen werden vor allem bei komplexeren Entscheidungen genutzt. Die Informationen können hier von der Verbraucherseite, der Anbieterseite oder von Dritten kommen. Informationen der Verbraucherseite können aus persönlicher Inspektion, aus Beobachtung und Gesprächen mit anderen Verbrauchern oder auch von Verbraucherselbstorganisationen[94] gewonnen werden. Dabei nimmt die Objektivität der Quelle von der Eigenbeobachtung zur Verbraucherselbstorganisation zu. Auch die Beobachtung und Befragung anderer Verbraucher ist nur mit Einschränkungen nutzbar, da deren Grundwissen und ihre Präferenzen schwer zu beurteilen sind. Informationen von der Anbieterseite bilden im Allgemeinen den größten Teil der externen Informationen. Es kann sich dabei um Informationen vom Produzenten selbst oder um Verbandsinformationen handeln. Produzenteninformationen entstehen für den Anbieter kostengünstig als Kuppelprodukte der Produktion. Allerdings wird der Anbieter versuchen, negative Informationen zu verschweigen und Positive hervorzuheben. Typische Produzenteninformationen sind Produktkennzeichungen auf der Verpackung und Produktinformationen wie Beipackzettel. Beide ergänzen sich und erleichtern die Vorstrukturierung für den Konsumenten. Weitere Möglichkeiten sind Kundenberatungen und Werbung, deren informativer Charakter allerdings umstritten ist. Schließlich können auch Bestätigungen von Experten, z.B. in Form von Zertifikaten, genutzt werden, um die eigene Information vertrauenswürdiger zu machen. Verbände bieten vor allem branchenspezifische Informationen und betreiben Medienarbeit wie z.B. die CMA. Auch hier findet sich, wie bei der Produzenteninformation, durch ihre Interessenorientierung das Problem der Glaubwürdigkeit. Der Bereich der Informationen von Dritter Seite umfasst alle Quellen, die weder von Nachfrager- noch Anbieterseite stammen. Hier finden sich neben privaten Informationsvermittlern auch staatliche und halbstaatliche Informationsquellen. Private Vermittler wie Makler, Beratungsgesellschaften und spezielle Printmedien nehmen hier nur einen kleine Bereich ein, leiden sie doch unter dem Problem der Nichtausschließbarkeit. Weiterhin tritt bei Finanzierung durch Werbung das Problem der Abhängigkeit auf. Staatliche und halbstaatliche Quellen sind daher die bedeutendsten Quellen in diesem Bereich. Auf staatlicher Seite findet sich hier, neben dem Bildungssystem, Informationen von öffentlichen Einrichtungen wie Ministerien und Bundesämtern. Beiden kommt bei der Vermittlung unabhängiger Informationen eine große Bedeutung zu. Halbstaatliche Informationsquellen schließen alle Organisationen ein, welche zwar unabhängig agieren aber staatlich subventioniert sind. Dies sind neben der Stiftung Warentest e.V. und den Verbraucherzentralen alle vom Staat unterstützen Verbraucherfremdorganisationen[95]. Auch hier ist von der Vermittlung objektiver Informationen auszugehen. In beiden Fällen ist aber zu beachten, dass durch den staatlichen Einfluss durchaus auch politische Interessen in die Informationsvermittlung einfließen können.

Eine weitere Möglichkeit bietet die Aufteilung in Aktivinformation und Abrufinformation[96]. Aktivinformationen werden vom Informationssender durch Massenmedien an den Konsumenten herangetragen. Dies beinhaltet die Nutzung von Informationskanälen wie Fernsehen, Radio, Printmedien oder Internet sowie die Anwendung verschiedenster Techniken um Interesse und Zuwendung zu stimulieren. Abrufinformationen hingegen werden vom motivierten Konsumenten selbst abgerufen, z.B. durch Datenbanken oder Beratungsstellen.

Auch die Einteilung in interessengebundene und nicht-interessengebundene Quellen ist sinnvoll und empirisch gut belegt[97]. Die folgende Abbildung gibt hierzu einen Überblick:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Quellen der Verbraucherinformation nach Kuhlmann[98]

Hier bestehen Ähnlichkeit zur vorher dargestellten Einteilung nach Vahrenkamp, doch ist diese Einteilung weniger ausführlich und, wie schon eingangs erwähnt, deutlich wertender in ihrer Art der Einteilung. Als interessengebundene Quellen gelten Informationsquellen mit einem hohen Institutionalisierungsgrad, wie z.B. Werbung und Verkaufsförderung. Nicht-interessengebundene Quellen können ebenfalls institutionalisiert sein, wie z.B. Beratungsstellen und Warentests, sind dies aber meist nicht im gleichen Maß wie interessengebundene Quellen. Als nicht-institutionalisierte Quellen werden persönliche Kontakte zu Bekannten, Kollegen und Nachbarn aufgeführt.

2.3. Einflüsse auf das Informationsverhalten der Konsumenten

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Informationsaufnahme der Konsumenten. An dieser Stelle soll genauer auf die Faktoren eingegangen werden, welche die Informationsverarbeitung des Konsumenten beeinflussen. Dazu soll zuerst der Informationsbedarf analysiert werden. Anschließend sollen die verschiedenen inneren psychischen Vorgänge dargestellt und so die internen Abläufe der Informationsverarbeitung genauer beleuchtet werden. Dabei soll auch kurz ihr Einfluss auf die Kaufentscheidung beschrieben werden.

2.3.1. Informationsbedarf

Die Ermittlung des Informationsbedarfs ist von elementarer Bedeutung für die Verbraucherinformationspolitik. Erst auf Basis der ermittelten Informationsdefizite lassen sich effiziente Strategien zu deren Behebung entwickeln. Doch aufgrund zunehmend vielfältiger und dynamischer werdenden Leistungen und Informationen gestaltet es sich immer schwieriger, den tatsächlichen Informationsbedarf zu ermitteln[99].

Informationsbedarf lässt sich allgemein definieren als Mangel an entscheidungsdienlichem Wissen[100]. Um diesen Bedarf zu ermitteln, bieten sich verschiedene Ansätze: die risikobezogene Informationsanalyse, die Ermittlung des objektiven und subjektiven Informationsbedarfs oder die Orientierung an Problembereichen mit hoher Informationsnutzenerwartung. Diese drei Ansätze sollen hier kurz dargelegt werden.

Bei der Ermittlung des Bedarfs über eine risikobezogene Informationsangebotsanalyse[101] wird den durch das schon bestehende Angebot an Informationsquellen reduzierten Risikodimensionen die Gesamtheit aller potentiellen Risiken gegenübergestellt. So lässt sich ermitteln, an welchen Stellen noch Informationsbedarf besteht. Anwendbar ist diese Methode allerdings vorwiegend im Bereich technisch-funktioneller Risiken. Probleme treten speziell im Bereich des individuellen Zusatznutzens auf.

Eine andere Möglichkeit ist die Ermittlung des objektiven und subjektiven Informationsbedarfs. Der objektive Informationsbedarf bezeichnet die Menge aller Informationen, welche zu einer vollständigen, rationalen Kaufentscheidung notwendig sind[102]. Diese Informationsmenge verlangt jedoch einen unrealistisch hohen Aufwand der Informationssuche, sowohl was Zeit und finanzielle Mittel betrifft als auch hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten des Konsumenten. Sinnvoller ist es daher, den subjektiven Informationsbedarf zu ermitteln. Dieser umfasst die aus Sicht des Einzelnen für die jeweilige Problemlösung relevanten Informationen[103]. Der subjektive Informationsbedarf bezieht sich somit auf ein kognitiv-emotionales Mangelempfinden des Konsumenten im Zusammenhang mit Kauf und Verwendung von Produkten und Dienstleistungen[104]. Um den subjektiven Informationsbedarf zu ermitteln, ist zuerst zu prüfen, welche Information tatsächlich genutzt werden. Anschließend wird analysiert, ob die genutzte Information vom Konsumenten als anwendbar und hilfreich empfunden wurde. Dabei werden auch Faktoren wie Alter und Bildung des Konsumenten berücksichtigt, die Kaufsituation selbst und andere Einflüsse wie Kauffrequenz und Risikowahrnehmung[105]. Eine aktuelle Studie[106] zum subjektiven Informationsbedarf ergab, dass es besonders im Bereich von Vertrauenseigenschaften Informationsdefizite gibt[107]. Diese Art der Ermittlung ist sehr verbraucherorientiert, hat aber den Nachteil, dass der Konsument nicht immer weiß, welches Wissen tatsächlich notwendig ist. Wenn der Verbraucher nicht weiß, dass z.B. ein Inhaltstoff schädlich ist, wird er auch keinen Bedarf verspüren, dass dieser auf der Verpackung gekennzeichnet ist[108].

Als dritte Möglichkeit bietet sich für die Verbraucherinformationspolitik die Orientierung an Problembereichen, welche hohen Nutzen der Information versprechen und bei denen gleichzeitig des Auftretens kognitiver Inkonsistenzen relativ gering ist. Dies betrifft besonders Bereiche mit hohen Preisdifferenzen bei gleichen oder ähnlichen Qualitäten bei denen parallel eine hohe Sensibilität der Konsumenten gegenüber Fehlentscheidungen besteht (z.B. Kosmetika, Spielwaren, Reisen, Lebensmittel?)[109]. Allerdings würde dies eine Vernachlässigung vieler anderer Bereiche bedeuten. Daher lässt sich dieser Ansatz eher zur Identifikation von speziellen Problembereichen nutzen, eine umfassende Analyse des tatsächlichen Informationsbedarfs bietet er nicht.

2.3.2. Psychische Grundlagen des Informationsverhaltens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In diesem Teil soll genauer darauf eingegangen werden, wie psychische Prozesse die Informationsaufnahme und -verarbeitung durch den Konsumenten beeinflussen. Zuerst soll die folgende Darstellung einen Überblick der beteiligten Prozesse und ihrer Beziehungen zueinander geben:

Abb. 4: Einflüsse auf das Informationsverhalten[110]

In der Abbildung wird deutlich, das Reize sowohl von außen als auch von innen auf den Konsumenten wirken können. Innenreize sind z.B. Stoffwechselvorgänge, gedankliche Aktivitäten oder auch gespeicherte Informationen. Äußere Reize können Texte, Bilder oder auch Töne und Gerüche sein. Sie lassen sich nach ihrer Wirkung in emotionale, kognitive oder physische Reize einteilen[111]. Diese Reize lösen aktivierende und kognitive Prozesse aus. Aktivierende Prozesse betreffen Bereiche der inneren Erregung, kognitive Prozesse sind bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen relevant. Komplexe Prozesse enthalten sowohl Kognitive als auch aktivierende Anteile, ihre Zuordnung erfolgt nach der überwiegenden Komponente[112]. Im Folgenden sollen diese komplexen aktivierenden und kognitiven Prozesse und ihr Einfluss auf das Informationsverhalten genauer betrachtet werden.

2.3.2.1. Aktivierende Prozesse

Aktivierende Prozesse sind verhaltensauslösend und bilden somit die Basis jedes Handelns. Es lassen sich drei verschiedene Prozesse unterscheiden: Emotion, Motivation und Einstellung. Damit einer dieser Prozesse ausgelöst werden kann, ist eine Aktivierung des Individuums nötig[113].

Aktivierung beschreibt die innere Erregung eines Individuums. Der Grad dieser Aktivierung wirkt auf alle Prozesse der Informationsaufnahme und –verarbeitung[114]. Sie wird ausgelöst, wenn das Individuum mit einem Reiz stimuliert wird. Dieser kann interner oder externer Herkunft sein. Je stärker die Aktivierung, desto effizienter erfolgen Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Durch eine zu starke Aktivierung nimmt die Aufmerksamkeit allerdings wieder deutlich ab[115].

Emotionen sind grundlegende, innere Erregungszustände. Sie werden meist unbewusst und unterschiedlich intensiv erlebt[116]. Beispiele hierfür sind Freude und Interesse, aber auch Kummer, Furcht und Verachtung[117]. Studien haben gezeigt, dass emotionale Reize die Aufnahme, Verarbeitung und auch Speicherung von Informationen fördern[118]. Allerdings ist hierbei die Richtung des Reizes von Bedeutung. So ist tendiert ein Konsument in guter Stimmung[119] dazu, vermehrt positive Informationen aufzunehmen und umgekehrt[120]. Weiterhin ist die Aufmerksamkeit und damit Bereitschaft zur Informationsverarbeitung bei guter Stimmung geringer als bei schlechter[121]. Bei schlechter Stimmung wird mehr auf die vermittelten Inhalte geachtet, die Verarbeitung der Information erfolgt kritischer. Andererseits sind bei positiver Stimmung weniger Informationen zur Entscheidung notwendig[122].

Die Motivation veranlasst ein Individuum auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln[123]. Sie umfasst somit eine emotionale Aktivierung und die kognitiver Komponente des zielgerichteten Handelns[124]. Konsumrelevante Motivationen sind z.B. Prestige, Geselligkeit oder auch Abwechslung[125]. Sie drücken in ihrer Gesamtheit die Präferenzen des Konsumenten aus[126]. Treten Konflikte innerhalb dieses Präferenzsystems bei einem Entscheidungsprozess auf, ist der Konsument bestrebt, diese zu lösen[127]. Eine Möglichkeit dafür ist die Suche nach neuen Informationen oder auch die Veränderung seiner bisherigen Produktbewertung[128]. Ein Konflikt kann also den Konsumenten aktivieren und seine Informationssuche intensivieren[129].

Eine Einstellung beschreibt die subjektiv wahrgenommene Eignung eines Produktes, die Motivation eines Konsumenten zu befriedigen[130]. Eine bestimmte Einstellung zu einem Produkt kann dann zu einem entsprechenden Verhalten führen[131], vorausgesetzt der Konsument ist kognitiv involviert und übt eine gewisse Steuerung auf sein Verhalten aus. Ohne oder bei geringerer kognitiver Kontrolle führt erst das Verhalten selbst und die darauf folgende Erfahrung mit dem Produkt zur Einstellung[132]. Auch hier versucht der Konsument, Widersprüche innerhalb seines Einstellungssystems zu beseitigen oder zu vermeiden[133]. Ab einer gewissen Stärke einer Inkonsistenz wird versucht, durch verschiedene Strategien wieder zum kognitiven Gleichgewicht zurückzugelangen. Mögliche Handlungen könnten z.B. die Vermeidung Inkonsistenz hervorrufender Informationen, die Verdrängung der Inkonsistenz oder die Änderung der Einstellung sein[134]. In einer Kaufsituation kann dies dazu führen, dass nach dem Kauf positive Informationen zum Produkt gesucht werden, um die Konsistenz der eigenen Entscheidung zu bestätigen. Eine andere Möglichkeit ist die Abwertung oder Uminterpretation schon aufgenommener, inkonsistenter Informationen, um sie dem eigenen Einstellungssystem anzupassen[135]. Beeinflussen lassen sich Einstellungen unter anderem durch kognitive Informationsverarbeitung. Durch die Aufnahme und Verarbeitung neuer Informationen können sich Einstellungen, z.B. nach Auftreten einer kognitiven Dissonanz, ändern. Dabei wird nicht nur die dargebotene Information genutzt, sondern auch auf schon verarbeitete, dem Konsumenten bekannte Informationen zurückgegriffen.[136]. Abschließend ist zu beachten, dass wenn der Beeinflussungsversuch zu offensichtlich oder aggressiv erfolgt, mit Irritation oder Reaktanz zu rechnen ist[137]. Möchte man den Konsumenten allerdings gegen äußere Einflusse immunisieren, kann durch den Hinweis auf den Beeinflussungsversuch Reaktanz gezielt hervorgerufen werden[138].

2.3.2.2. Kognitive Prozesse

Kognitive Vorgänge bezeichnen jene Prozesse, durch die ein Individuum Kenntnisse von sich selbst und seiner Umwelt bezieht[139]. Wesentlich für alle kognitiven Vorgänge ist das bereits vorhandene Wissen, welches die Art der Verarbeitung neuer Informationen beeinflusst. Dieses Vorwissen kann deklaratorische oder prozedualer Art sein. Deklaratorisches Wissen bezeichnet das Wissen über Gegenstände und ihre Beziehung zueinander, prozeduales Wissen die gedanklichen Vorgänge bei dessen Verarbeitung[140]. Das Vorwissen organisiert sich in Netzwerken und Schemata mit den dem Konsumenten schon bekannten Produkten, Personen und Sachverhalten. Diese wiederum beeinflussen sowohl Wahrnehmung als auch Verarbeitung neuer Information. Werden schon vorhandene Schemata angesprochen, vereinfacht dies die

Informationsaufnahme[141]. Wie stark und bewusst diese kognitiven Prozesse ablaufen ist abhängig vom Involvement des Konsumenten[142].

[...]


[1] Das Ministerium wurde dann am 22.11.2005 in Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) umbenannt.

[2] Sinn 2003, S.281, Reisch 2005, S.441

[3] Kuhlmann 1990, S.1

[4] Scherhorn 2000, S.757ff

[5] Kuhlmann 1990, S.6ff

[6] v. Hippel 1986, S.3

[7] Hansen, 2003, S.3

[8] Schoenheit 1986, S.102

[9] Koscielny 1977, S.253

[10] Scherhorn 2000, S.757ff

[11] Kuhlmann 1990, S.17

[12] Markttransparenz bezeichnet den Grad des Wissens über Marktvorgänge, vor allem über das Verhalten anderer Marktteilnehmer und über Marktkonditionen. In: Gabler 2000, S.2071

[13] Reisch 2004, S.21, Sinn 2003, S.289

[14] v. Hippel 1986, S.4, Kuhlmann 1990, S.21f sowie Reisch 2004, S.21

[15] v. Hippel 1986, S.4, Mitropoulos 1996, S.23 sowie Hansen 2003, S.7

[16] Kraft 1999, S.4f, Hansen 2003, S.21

[17] Bei Marktversagen ist die optimale Güterallokation in Bezug auf ein Referenzsystem nicht mehr gegeben, daraus ergibt sich ein wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf. In: Gabler 2000, S.2072

[18] Darby und Karni 1973, S.67f.

[19] Adverse Selektion kann ex-ante durch Informationsdefizite zugunsten des Anbieters bei Gütern mit Vertrauenseigenschaften entstehen. Durch die Unsicherheit über die Qualität des Gutes ist der Nachfrager nicht bereit, einen angemessenen Preis für gute Qualitäten zu bezahlen, daher werden diese langfristig den Markt verlassen und nur noch schlechte Qualitäten angeboten werden.
In: Gabler 2000, S.51, Akerlof 1970, S.490

[20] Akerlof 1970, S.490, Nelson 1970, S.311ff

[21] Moral Hazard kann ex-post durch Informationsdefizite entstehen. Das Verhalten des besser Informierten beeinflusst dabei das des schlechter Informierten. In: Gabler 2000, S.2170

[22] Reisch 2004, S.21

[23] Schumacher 1994, S.43

[24] Mitropoulos 1996, S.337f

[25] Mitropoulos 1996, S.326 ff

[26] Gabler 2000, S.2291

[27] Mitropoulos 1996, S.327f, Reisch 2004, S.21, Sinn 2003, S.281ff

[28] Gabler 2000, S.2072

[29] Externe Effekte sind Auswirkungen einer wirtschaftlichen Aktivität, die nicht einem Urheber zugerechnet werden können. Sie entstehen bei öffentlichen Gütern und führen zu einem Marktversagen. In: Gabler 2000, S.1036

[30] Reisch 2002, S.293

[31] Mitropoulos 1996, S.328, Reisch 2004, S.21, Sinn 2003, S.281ff

[32] Kuhlmann 1990, S.29ff

[33] Kuhlmann 1990, S.25, Kroeber-Riel und Weinberg 2003, S.693

[34] Kroeber-Riel 2003, S.695

[35] Kuhlmann 1990, S.441

[36] Diller 1978 S.24ff

[37] Vahrenkamp 1991, S.13

[38] Reisch 2004, S.14

[39] v.Hippel 1986, S.6 und S.281-290 Abdruck der Verbraucherbotschaft Kennedys vom 15.3.1962, Vahrenkamp 1991, S.14 sowie Reisch 2004, S.14

[40] Consumerism bezeichnet den Zusammenschluss von Konsumenten, welche durch Oppositionstechniken wie Boykott versuchen ihre Marktmacht zu erhöhen. In: Selter 1982, S.25

[41] Vahrenkamp 1991, S.14

[42] Hansen u. Stauss 1982, S.4

[43] v.Hippel 1986, S.9f und S.295-332 Abdruck des 2.Berichts der Bundesregierung zur Verbraucherpolitik vom 20.10.1975

[44] v.Hippel 1986, S.296

[45] Vahrenkamp 1991, S.13f

[46] Am 25.3.1957 wurde als Teil der Römischen Verträge die Europäische Gemeinschaft, kurz EG gegründet. Mit dem Vertrag von Maastricht vom 7.2.1992 wurde dann die EU als übergeordneter Verband geschaffen. In: Europa 2007a

[47] Reichenbach 1998, S.162f

[48] v.Hippel 1986, S.463

[49] Reisch 2004, S.15f, Müller 2005, S.7

[50] Vahrenkamp 1991, S.14, Reisch 2003, S.9

[51] Kuhlmann 1990, S.25, Mitropoulos 1996, S.72 sowie Reisch 2004, S.16

[52] v.Hippel 1986, S.296, Reisch 2004, S.14

[53] v.Hippel 1986, S.296, Hansen 2003, S.6

[54] Kruppa 1986, S.18f, Hansen 2003, S.5f

[55] Reichenbach 1998, S.162, Reisch 2002, S.292

[56] Reisch 2004, S.10

[57] Hansen 2003

[58] Seehofer 2007, S.2ff

[59] Farsang u. Reisch 2003, S.70-148

[60] Reisch 2002, S.294, Sinn 2003, 289 sowie Reisch 2004, S.11

[61] Gabler 2000, S.1517

[62] Gabler 2000, S.3228

[63] Vahrenkamp 1991, S.114

[64] Gottschalk 2001, S.166

[65] Gottschalk 2001, S.189, Hansen 2003, S.11

[66] Schoenheit 1986, S.101, Hansen 2003, S.2

[67] Kuhlmann 1990, S.84, Hansen 2003, S.4

[68] Reisch 2004, S.35

[69] Kuhlmann 1990, S.84

[70] Diller 1978, S.24, Kruse 1979, S.40, Reisch 2002, S.293 sowie Hansen 2003, S.11

[71] Schoenheit 1986 S.98f, Kuhlmann 1990, S.337 sowie S.98f, Gottschalk 2001, S.162

[72] Diller 1978, S.25, Seel 1998, S.103

[73] Miller et al. 1977, S.70

[74] Diller 1978, S.24

[75] Diller 1978, S.25

[76] Raffée u. Silberer 1975, S.4ff

[77] Diller 1978, S.29

[78] Diller 1978, S.25

[79] Diller 1978, S.30

[80] Diller 1978, S.34, Reisch 2004, S.31

[81] Diller 1978, S.25

[82] Gottschalk 2001, S.169f

[83] Vahrenkamp 1991, S.25ff

[84] eigene Darstellung nach Vahrenkamp 1991, S. 25ff

[85] z.B. Marktform, Anbieterstruktur, Preise und Qualitäten, Substitute und Komplemente

[86] z.B. Verkaufsmethoden, Verhalten bei Garantiefällen

[87] z.B. Qualitätsmerkmale, subjektive Einschätzung (Design, Nützlichkeit)

[88] z.B. konkrete Verarbeitung, individuelle Haltbarkeit

[89] Vahrenkamp 1991, S.28f

[90] Gottschalk 2001, S.163

[91] Kuhlmann 1990, S.86 und 340f

[92] Vahrenkamp 1991, S.28f

[93] eigene Darstellung nach Vahrenkamp 1991, S.29

[94] Verbraucherselbstorganisationen sind freiwillige Zusammenschlüsse von Verbrauchern, wie z.B. der ADAC oder den Bundesverband Verbraucherinitiative e.V.. In: Vahrenkamp 1991, S.31

[95] Verbraucherfremdorganisation sind private Verbände, welche meist staatlich gefördert werden. Sie werden als Fremdorganisationen bezeichnet, da meist keine einzelnen Verbraucher Mitglieder sind. In: Vahrenkamp 1991, S.35f

[96] Gottschalk 2001, S.163

[97] Kuhlmann 1990, S.86 und 340f

[98] eigene Darstellung nach Kuhlmann 1990, S.340

[99] Hansen 2003, S.11

[100] Gottschalk 2001, S.170

[101] Diller 1978, S.29f

[102] Gottschalk, 2001, S.171, Schoenheit 2005a, S.14

[103] Gabler 2000, S.1519

[104] Gottschalk, 2001, S.171, Schoenheit 2005a, S.14

[105] Schoenheit 2005a, S.15

[106] Schoenheit 2005b, S.65-133

[107] Schoenheit 2005a, S.16

[108] Sinn 2003, S.15, Reisch 2004, S.36

[109] Diller 1978, S.34

[110] eigene Darstellung nach Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.49f

[111] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.70f, Trommsdorff 2004, S.88

[112] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.49

[113] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.52ff

[114] Trommsdorff 2004, S.50

[115] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.78, Trommsdorff 2004, S.49f

[116] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.100ff

[117] Izard, C.E. 1994, S.66

[118] Binder u. Trimmel u. 1998, S.149-152, Ambler u. Burne 1999, S.299-315 sowie Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.114

[119] Die Stimmung bezeichnet die momentane subjektive Befindlichkeit des Individuums. Der Begriff Stimmung ist dabei zwischen Aktivierung und Emotion einzuordnen. In: Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.100

[120] Bower u. Forgas 1987, S.53-60

[121] Schwarz 1990

[122] Trommsdorff 2004, S.74f

[123] Askegaard et al. 2001, S.119

[124] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.141f

[125] Askegaard et al. 2001, S.134ff, Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.153

[126] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.166

[127] Askegaard et al. 2001, S.125

[128] Bettman 1979, S.67, S.110ff, S.120ff

[129] Janis u. Mann 1985

[130] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.169

[131] Askegaard et al. 2001, S.156ff, Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.170f sowie Trommsdorff 2003, S.165ff

[132] Askegaard et al. 2001, S.156ff, Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.175

[133] Askegaard et al. 2001, S.160f

[134] Festinger 1978, Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.182ff sowie Trommsdorff 2003, S.135

[135] Ewald u. v. Rosenstiel 1979, S.133

[136] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.204ff

[137] Trommsdorff 2004, S.294

[138] Feigs 1976, Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.208, Trommsdorff 2004, S.295

[139] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.225

[140] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.229f, Trommsdorff 2004, S.90

[141] Kroeber-Riel u. Weinberg 2003, S.231-235 mit weiteren Verweisen, Trommsdorff 2004, S.91

[142] Askegaard et al. 2001, S.128

Ende der Leseprobe aus 92 Seiten

Details

Titel
Untersuchung verbraucherpolitischer Maßnahmen in Hinblick auf Strategien der Informationsvermittlung
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Agrarökonomie)
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
92
Katalognummer
V122828
ISBN (eBook)
9783640273874
ISBN (Buch)
9783640273973
Dateigröße
720 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Untersuchung, Maßnahmen, Hinblick, Strategien, Informationsvermittlung
Arbeit zitieren
Julia Becker (Autor:in), 2008, Untersuchung verbraucherpolitischer Maßnahmen in Hinblick auf Strategien der Informationsvermittlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122828

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