Politische Vereine, Fraktionen und die ersten Ansätze parteiähnlicher Organisationen im Zeitraum 1848 - 1849

Die Revolutionen von 1848 in Europa


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Politische Vereine 1848/1849
1.1. Ursprünge
1.2. Funktion und Aktivitäten der Vereine
1.3. Organisation der Vereine
1.4. Der erste Kongress der Demokratischen Vereine in Frankfurt am Main

2. Fraktionen 1848/1849
2.1. Ursprung und Funktion

3. Ansätze der ersten modernen Parteien 1848/1849 in Deutschland
3.1. Unterschiede: Verein und Fraktionen
3.2. Der Centralmärzverein

Literaturverzeichnis

Einleitung

Heutzutage sind Vereine, Fraktionen und Parteien etwas ganz Normales in unserer Gesellschaft, 1848 war man noch weit davon entfernt. Mit der Revolution 1848 entwickelte sich in der Gesellschaft ein enormes Interesse an Politik. Die Menschen wollten etwas bewegen, etwas verändern, an Politik teilnehmen, selber politische Entscheidungen treffen. Wie sie sich in den Jahren 1848-1849 in den neu gegründeten Vereinen und Fraktionen organisiert haben, möchte ich in dieser Hausarbeit näher beschreiben.

Als Erstes werde ich den politischen Verein als Organisationsform vorstellen. Bezogen auf seine politischen Tätigkeiten war er eine völlig neue Organisationsform. Verursacht durch verschiedene Verbote seitens der monarchischen Regierung hat es politische Vereine in der Zeit vor der Revolution nie in der Zahl und Erscheinungsform gegeben, wie man sie nach der Revolution beobachten konnte. In der Hausarbeit sollen die Ursprünge, die Aktivitäten und die Organisation der politischen Vereine näher beleuchtet werden, bevor ich zu den Fraktionen übergehe.

Die Organisationsform Fraktion, in der Literatur auch „Clubs“ benannt, war ebenfalls ein Neuling in der damaligen Zeit. Welche Funktionen und welche Aktivtäten die Fraktionen hatten und welche bedeutenden Fraktionen überhaupt entstanden, werden Hauptbestandteil des zweiten Punkts sein.

Im dritten und letzten Punkt werde ich kurz die Unterschiede zwischen dem Verein und der Fraktion aufzeigen. Im Anschluss daran werden die ersten Ansätze einer modernen Partei vorgestellt und erläutert welche Rolle die politischen Vereine und Fraktionen dabei spielten. Beispielhaft wird dafür der Zentralmärzverein herangezogen.

In der Hausarbeit beschränke ich mich auf die Vorgänge in der Zeit von 1848 bis 1849. Des Weiteren werden nur die Aktivitäten der Demokraten und Liberalen berücksichtigt. Die Einschränkungen werden getätigt, da diese Bereiche bisher am besten erforscht sind und um einen guten Überblick über die genannten Punkte geben zu können. Des besseren Verständnis wegen möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass es vor der Revolution keine politischen Vereine, „Clubs“ (in Folgenden Fraktionen benannt) und Parteien gab, wie sie nach der Revolution entstanden sind und vermehrt auftauchten. Politische Vereine, Fraktionen und Verbände waren damals den Menschen völlig fremd. Dies bitte ich zu berücksichtigen, wenn es um die Entstehungen dieser Organisationsformen geht.

1. Politische Vereine 1848/1849

1.1. Ursprünge

Als Ende Februar 1848 die Nachricht eintraf, dass in Frankreich eine Februar - Revolution ausgebrochen und König Louis Philipp gestürzt worden sei, entwickelte sich in Deutschland eine ähnliche revolutionäre Stimmung. Zu groß war die Unzufriedenheit mit der absoluten Monarchie. Die Forderungen des Volkes nach politischer Freiheit und nationaler Einheit wurden schärfer. Schnell setzten sich Radikale und Gemäßigte an die Spitze der Bewegung und formulierten die „Märzforderungen“[1]. Aus Angst vor größeren Unruhen wurden diese von den Fürsten zügig bewilligt. Zusätzlich zu den Märzforderungen, entstanden immer energisch werdende Rufe nach freiem Vereins- und Versammlungsrecht. Auch diese Forderungen wurden schnell von dem Fürsten gebilligt. Die Folge: Politische Vereine durften wieder gegründet werden.

Auf die Auswirkungen der Billigung des Vereins- und Versammlungsrecht möchte ich im weiteren Verlauf näher eingehen.

Schon vor der Revolution gab es in der Bevölkerung ein großes Interesse für Politik. Die Revolution verstärkte es jedoch nochmals gewaltig. Gerade die unteren Schichten der Bevölkerung sahen erstmals eine Chance, politisch aktiv werden zu können, um beispielsweise auf vorhandene Missstände aufmerksam zu machen oder sie sogar zu beseitigen. In Folge las man überall Botschaften mit politischen Inhalt auf Wandplakaten und Bannern. Gerade in den frühen Revolutionsmonaten kam es oft zu spontanen Menschenansammlungen an Straßenecken. Hier wurden hitzige Debatten von Teilnehmern aller politischen Richtungen gehalten. Jedoch waren diese spontanen Treffen weder organisiert noch gab es eine regelmäßige Anwesenheit der Teilnehmer. Ein konstruktives, weiterführendes Diskutieren und Handeln war dadurch unmöglich.

Anders in der Institution „Verein“.

Der Verein bot den Rahmen für eine langfristige Verfolgung politischer Ziele. „Nur berechenbare interne Strukturen, funktionale Arbeitsteilung und Verbindlichkeit des Engagements versprachen nachhaltige Wirkung.“[2] Besonders in den ersten Monaten nach der Revolution gründeten sich in ganz Deutschland lokale politische Vereine. Den Demokraten und den Liberalen gelang dies besonders erfolgreich. Liberale Vereine entstanden zwar in ländlicheren Regionen nur vereinzelnd, jedoch waren sie in den Städten in großer Zahl vertreten. Die Demokraten fanden überall viel Zuspruch und konnten relativ schnell ein flächendeckendes Netz in ganz Deutschland spannen.

Die meisten Vereine waren für jedermann zugänglich. Es waren aus allen Gesellschaftsschichten Personen vertreten. Vom einfachen Fabrikarbeiter bis zum Professor der hiesigen Universität. Selten gab es eine Eintrittsgebühr oder ähnliche Formalitäten die jemanden an einem Vereinsbeitritt hinderten. Denn das Ziel vieler Vereine war es Meinungen und Einstellungen des ganzen Volks zu repräsentieren. Somit musste auch dem ganzen Volk die Möglichkeit gewährleistet werden, dem Verein beitreten und sich politisch in ihm engagieren zu können. Durch die Präsenz vieler gesellschaftlicher Schichten schien dies ein erreichbares Ziel zu sein. Jedoch herrschte besonders zu Beginn, verursacht durch die Vielzahl der Vereine und durch das große politische Interesse an Politik, in der Bevölkerung ein unüberschaubares Chaos. Die Vereine erlebten eine hohe Fluktuation. Meistens bedingt durch eine Vielzahl an Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Vereine. Eine klare politische Richtung war nur in seltenen Fällen erkennbar. Um schneller einen Konsens zu finden und eine Struktur festzulegen musste zunächst die politische Richtung festgelegt werden. Diese war durch eine Wahl der Teilnehmer zu treffen. Nach der Wahl konnten die Vereinsmitglieder nun zu den eigentlichen Grundsatzarbeiten übergehen, weshalb man überhaupt den Verein gegründet hatte.

1.2. Funktion und Aktivitäten der Vereine

Die Vereine verstanden sich als ein kommunikatives Organ zwischen Staat und Gesellschaft. In dem Verein sah man also eine Art Vermittlerrolle zwischen Staat und Gesellschaft. „Einerseits will er (der Verein) Regierungsmacht kontrollieren, und zwar im Auftrag des Volkes; andererseits will er das Volk politisch aufklären, damit es desto besser seine Interessen wahrnehmen könne.“[3]

Als besonders bemerkenswert anzuerkennen ist jedoch, dass die Institution Verein scheinbar eine Möglichkeit bot, politisch aktiv zu werden und Einfluss geltend zu machen. „Durch den politischen Klub, so ist die Absicht, soll die Gesellschaft erst in die Lage versetzt werden, politisch zu handeln.“[4] Die Vereinigung gab also der Gesellschaft überhaupt erstmals eine Chance und einen Raum sich mit anderen über politische Themen austauschen zu können oder sich zu verständigen. Eine Basis um eine Richtung oder ein Ziel abzusegnen. Eine Möglichkeit um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Hatte jemand beispielsweise einen Wunsch oder verfolgte ein Interesse, so konnte er es während einer Vereinsversammlung kundgeben. Die Mittel zu deren Erfüllung versuchte man anschließend gemeinsam zu finden.

Die Vereine und dessen Mitglieder hatten noch weitere Aktivitäten, welche sie erst durch eine Vereinsgründung effektiv verfolgen konnten.

Wie schon berichtet, gaben die Vereine den Menschen eine Chance politisch aktiv zu werden oder sich über Politik zu informieren. Besonders diejenigen aus den unteren Schichten, hatten zuvor gar nicht erst die Möglichkeit sich politisch zu informieren. Viele konnten sich eine Zeitung nicht leisten. Andere konnten nicht lesen und waren somit auf eine mündliche Übertragung angewiesen. Die Vereine wirkten dem entgegen. So gab es beispielsweise Leseecken, in denen Zeitungen und Lektüre unterschiedlichster politischer Auffassungen vertreten waren. Hier konnte sich jeder bedienen und sich seine eigene Meinung oder Einstellung bilden. Des Weiteren organisierten sie Volksversammlungen. Sie wurden das wichtigste Mittel der demokratischen Vereine, um das Volk über Ihre Ziele und Forderungen aufzuklären, ihre Unterstützung zu gewinnen und ihre Macht zu demonstrieren[5].

[...]


[1] Eine Zusammenfassung der Beschlüsse von Offenburg und Heppenheim: Die Kernforderungen lauteten:

1. Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere
2. 2Pressefreiheit
3. Schwurgerichte nach englischem Vorbild
4. sofortige Herstellung eines deutschen Parlaments
5. Menschen- und Bürgerrechte
6. deutscher Nationalstaat
7. Verfassung

[2] Harchtmann S.76 Punkt 3.1

[3] Paschen S.36

[4] Paschen S.34

[5] Vgl. Paschen, S.44

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Politische Vereine, Fraktionen und die ersten Ansätze parteiähnlicher Organisationen im Zeitraum 1848 - 1849
Untertitel
Die Revolutionen von 1848 in Europa
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
Gesellschaften im Wandel: Die Revolutionen von 1848 in Europa
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V122720
ISBN (eBook)
9783640269846
ISBN (Buch)
9783640268511
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politische, Vereine, Fraktionen, Ansätze, Organisationen, Zeitraum, Gesellschaften, Wandel, Revolutionen, Europa
Arbeit zitieren
Matthäus Kleine Hillmann (Autor:in), 2008, Politische Vereine, Fraktionen und die ersten Ansätze parteiähnlicher Organisationen im Zeitraum 1848 - 1849, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122720

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