Nichtwähler in der BRD

Forschungstand - Legitimität - Macht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1.0 EINLEITUNG

2.0 THEORIEN DES WÄHLERVERHALTENS
2.1 ÜBERSICHT ÜBER DIE VERSCHIEDENEN ANSÄTZE
2.1.1 MIKROSOZIOLOGISCHER ANSATZ
2.1.2 MAKROSOZIOLOGISCHER ANSATZ
2.1.3 INDIVIDUAL- UND SOZIALPSYCHOLOGISCHE ANSÄTZE
2.1.4 DAS MODELL DES RATIONALEN WÄHLERS

3.0 DAS PHÄNOMEN DER NICHTWÄHLER
3.1 DETERMINANTEN KONVENTIONELLER PARTIZIPATION
3.2 ERKLÄRUNGEN FÜR DIE SINKENDEN WAHLBETEILIGUNG
3.2.1 SINKENDE WAHLNORM – STEIGENDES NICHTWÄHLERBEKENNTNIS
3.2.2 CROSS-PRESSURE-GROUPS
3.2.3 REALIGNMENT/DEALIGNMENT
3.2.4 WEITERE FAKTOREN
3.3 TYPEN VON NICHTWÄHLERN UND ELEKTORATSSTRUKTUR
3.3 LEGITIMITÄT VON NICHTWÄHLERN – WAHLPFLICHT?
3.4 MACHTPOTENZIAL VON NICHTWÄHLERN

4.0 FAZIT

I. LITERATURVERZEICHNIS

1.0 Einleitung

Problemstellung

Die Wahlbeteiligung in der BRD ist seit den letzten Jahren gesunken. Dies zeichnet sich nicht nur bei den Landtags- und Kommunalwahlen ab, sondern auch bei Bundestagswahlen. Das Phänomen der Nichtwähler beschäftigt jedoch nicht lediglich die Medien, sondern hat auch seit längerem Eingang die politikwissenschaftlichen Debatten gefunden. Vor diesem Hinter- grund soll in dieser Arbeit eine Untersuchung des Nichtwählerphänomens vorgenommen werden.

Fragestellung

Die Fragestellung dieser Arbeitet lautet: Welche Determinanten können Wahlabstinenz erklä- ren? Ebenfalls soll in dieser Arbeit die Legitimität von Wahlabstinenz anhand der Beschäfti- gung mit dem Thema nach Wahlpflicht untersucht werden. Zur Beantwortung dieser Frage- stellung ist die nun folgende Vorgehensweise vorgesehen.

Vorgehensweise

Zur Beantwortung dieser Fragen werden zunächst in Kapitel zwei Theorien des Wählerver- haltens beschrieben. Kapitel drei dieser Arbeit, welches gleichzeitig den Hauptteil darstellt , analysiert das Phänomen der Nichtwähler anhand verschiedener Themen wie der Frage nach der Motivation für Wahlabstinenz und Wahlbeteiligung, der Existenz verschiedener Nicht- wählertypen sowie Fragen nach Macht und Legitimität von Wahlabstinenz. Im Fazit wird die Fragestellung abschließend beantwortet und die politischen Implikationen werden beschrie- ben. Die Arbeit hat nicht das Ziel einer umfassenden empirisch basierten Untersuchung von Nichtwählern, da ein solches Vorhaben den Rahmen der Arbeit deutlich sprengen würde. Da- tengrundlage für diese Arbeit sind die Daten von Kleinhenz (1995), Daten aus dem kumulier- ten ALLBUS 1980-2004, dem ALLBUS 2006 und Daten aus dem Aufsatz von Schoen und Falter (2003). Der Datenfokus liegt damit primär auf generelles Wahlverhalten sowie auf dem Wählerverhalten bei Bundestagswahlen. Eine differenzierte Nichtwähleranalyse auf Kommu- nal-, Landes- und Bundesebene würde ebenfalls den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

2.0 Theorien des Wählerverhaltens

2.1 Übersicht über die verschiedenen Ansätze

Im Folgenden wird eine kurze Übersicht über drei Ansätze der Wahlforschung gegeben, die auf unterschiedliche Art und Weise Wählerverhalten erklären: dermikrosoziologische undderindividual- und sozialpsychologische Ansatzsowie dasModell des rationalen Wählers.

2.1.1 Mikrosoziologischer Ansatz

Die mikrosoziologischen Ansätze sind zumeist für die Erklärung von Wahlverhalten, nicht jedoch für die Erklärung von Nichtwählerverhalten verwendet worden. Als Ausnahme ist hier unter anderem Kleinhenz (1995) zu nennen. Lazarsfeld, Berelson und Gaudet (1944) führten anlässlich der US-Amerikanischen Präsidentschaftswahl 1940 eine Wahlstudie durch. Diese wurde später ergänz durch die Arbeit vom Campbell et. al (1960). Diese Studien kommen zu dem Schluss dass die Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen entscheidend für das Wahlverhalten ist (Kleinhenz 1995: 23 – 24).

2.1.2 Makrosoziologischer Ansatz

Unter den makrosoziologischen Ansätzen ist der von Rokkan und Lipset entworfene Ansatz dercleavagesder prominenteste. Rokkan und Lipset kommen zu dem Schluss, dass es seit 1920 vier zentrale Konfliktlinien gäbe, die sich bin in die 1960er Jahre (dem Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Ansatzes) gehalten hätten. Diese zentralen Konflikte lauten: Zentrum- Peripherie, Kirche-Staat, Stadt-Land, Arbeitnehmer-Arbeitgeber. Lipset und Rokkan argu- mentieren weiter, dass sich eben jene Konfliktlinien auf das Parteiensystem. Sozialstruktur und Parteiensystem werden somit in einem engen Zusammenhang gebracht (Kleinhenz 1995: 23 – 24).

2.1.3 Individual- und sozialpsychologische Ansätze

Der prominenteste Vertreter der Individual- und sozialpsychologischer Ansätze ist der unter dem Namen „Michigan“ bekannte Ansatz. Der Name leitet sich von seinem Entstehungsort, derUniversity of Michiganab. Dort entwickelten Campbell, Grund und Miller den Ansatz, das Wählerverhalten durch „[...] so genanntepsychologischeEinstellungsvariablen, nämlich durch die Bewertung der Kandidaten, die Position zu den wichtigsten politischen Streitfragen und durch die so genannte Parteiidentifikation“ (Arzheimer und Falter 2003: 307).

Nach Kritik an dieser zentrierten Ausrichtung auf psychologische Erklärungsvariablen wurde von Campell, Converse und Miller 1960 das WerkThe American Voterherausgebracht, in dem das ursprüngliche Konzept zu einem sozialpsychologischen Ansatz erweitert wurde (Arzheimer und Falter 2003: 307).

2.1.4 Das Modell des rationalen Wählers

Das Modell des rationalen Wählers entstammt der Rational-Choice-Theorie. Rationalität wird hier verstanden als „ [...] ein vernunftmäßiges, vernünftiges Agieren in Handlungszusammenhängen. Das Ratio- nalitätsprinzip, auch ökonomisches Prinzip genannt, beinhaltet die Annahme, mit gegebenen Mitteln den größtmöglichen Ertrag oder mit dem geringsten Mitteleinsatz ein bestimmtes Er- gebnis zu erzielen“ (Reinhold et. al. 2000: 519).

Downs erläutert in seinem WerkAn Economic Theory of Democracy(1957) eine individuelle Entscheidungsgleichung, die wie folgt aussieht:

P*B²C> 0

P ist hierbei die subjektive Wahrscheinlichkeit, dass die abgegebene Stimme entscheidet, C entspricht den Kosten des Wahlaktes und B dem Nutzen des Wahlaktes. Der wahrscheinliche Nutzen (P*B) eines Wahlaktes muss größer 0 sein, damit ein Bürger zur Wahl geht. Die Kri- tik dieses Ansatz zielt darauf ab, dass Wähler dem Modell folgend gar nicht wählen gehen dürften, da sich aufgrund des geringen P eine Gleichung ergibt, die sich kaum von 0 unter- scheidet. Aufgrund dieser Kritik wurde dasMinimax-Regret-Modell entwickelt, dessen Grundannahme darin besteht, dass der Bürger die Kosten des Wahlkampfes (diese sind im Regelfall sehr gering) auf sich nimmt, um den Wahlsieg der Gegenseite zu verhindern und somit „das Schlimmste zu verhindern“. Kritiker bemängeln hierbei, dass die Wahrscheinlich- keit „[...] eines Verkehrsunfalls auf dem Wahllokal weitaus größer [... ] [ist], als zur entscheiden- den Ein-Stimmen-Mehrheit beizutragen“ (Kleinhenz 1995: 34).

3.0 Das Phänomen der Nichtwähler

3.1 Determinanten konventioneller Partizipation

In der Partizipationsforschung wird zwischen konventioneller und unkonventioneller Partizi- pation unterschieden. Konventionelle bzw. verfasste Partizipation besitzt einen rechtlichen und institutionellen Rahmen in Form von Gesetzen und Verordnungen. Wahlen und Volks- entscheide sind Beispiele für konventionelle Partizipationen. Dagegen steht die unkonventio- nelle oder unverfasste Partizipation nicht innerhalb eines institutionellen Rahmens und kann sowohl legal als auch illegal sein. Zu den Formen unverfasster Partizipation gehören bei- spielsweise Studentenproteste, Boykotte oder Bürgerinitiativen (Bertelsmann Stiftung 2004: 27). Die konventionelle Partizipation beeinflussende Determinanten lassen sich in langfristi- ge Determinanten einerseits und mittel- und kurzfristige Determinanten andererseits einteilen.

„Die langfristig angelegten Determinanten für konventionelle Partizipation sind äußerst kom- plex und resultieren im Großen und Ganzen aus sozialstrukturellen, sozioökonomischen, sozi- alökologischen und individuellen Veränderungen in der Gesellschaft“ (Bertelsmann Stiftung 2004: 35).

Die Wahlnorm (was ist das?) zählt in der Bundesrepublik zu den wichtigsten langfristigen Determinanten. Deutschland kennt im Gegensatz zu einigen anderen Staaten jedoch keine Wahlpflicht. Dennoch ist die Wahlbeteiligung im internationalen Vergleich hoch, da vermutet werden kann, dass Für den überwiegenden Teil der bundesdeutschen Bevölkerung wählen eine staatsbürgerliche Pflicht darstellt (+Belege). In den neuen Bundesländern kommt beson- ders massiver gesellschaftlicher Druck und eine „Verfolgung“ der Nichtwähler hinzu (Ber- telsmann Stiftung 2004: 35).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Nichtwähler in der BRD
Untertitel
Forschungstand - Legitimität - Macht
Hochschule
Universität Osnabrück  (Fachbereich Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Parteien und Wählerverhalten im internationalen Vergleich
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V122588
ISBN (eBook)
9783640275496
Dateigröße
4720 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nichtwähler, Parteien, Wählerverhalten, Vergleich
Arbeit zitieren
B.A. Sassan Gholiagha (Autor:in), 2007, Nichtwähler in der BRD , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122588

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Nichtwähler in der BRD



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden