Migration, Assimilation, Toleranz - Migrantenprobleme in Deutschland


Seminararbeit, 2006

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Migration
2.1 Definition
2.2 Ursachen der Migration
2.3 Formen der Migration

3. Assimilation
3.1 Definition
3.2 Assimilation vs. Segregation
3.3 Zwiespalt der Assimilation von Immigranten

4. Toleranz
4.1 Definition
4.2 Verschiedene Auffassungen von Toleranz
4.3 Warum tolerant sein?

5. Migrantenprobleme in Deutschland
5.1 Migration nach Deutschland
5.1.1 Rechtliche Grundlagen
5.1.2 Migrationsfakten Deutschlands
5.1.3 Chancen und Risiken der Migration für Deutschland
5.2 Probleme der Migration für Deutschland
5.2.1 Aktuelle Probleme
5.2.1.1 Aktuelle Probleme an Schulen
5.2.1.2 Aktuelle Probleme in der Gesellschaft
5.2.2 Ursachenforschung
5.3 Lösungsansätze
5.4 Wie weit geht unsere Toleranz?

6. Zusammenfassung und Ausblick

Literatur

Internetquellen

Vorlesungen als Quellen

Abbildungen

1. Einleitung

Den Rahmen zu dieser Hausarbeit mit dem Thema Migration, Assimilation, Toleranz bildete das Seminar Ethisch-Philosophisches Grundlagenstudium II im Sommersemester 2006 bei Frau Dr. Cynthia Klohr. Ziel der Veranstaltung war es, ethische beziehungsweise philosophische Fragestellungen in die von den Studenten ausgeübten Wissenschaften zu übertragen und zu bearbeiten. Vorgeschlagen war es, als solche Wissenschaft eines der Studienfächer des jeweiligen Referenten zu wählen. So findet sich das Thema dieser Arbeit im Bereich der Geografie wieder.

Migration, Assimilation und Toleranz, das sind drei große und weitläufige, nicht unbedingt nur geographische Begriffe, über die man vom Umfang her sicherlich mehr als eine Seminararbeit schreiben könnte. Im Folgenden sollen diese Begriffe angerissen und für die Themenstellung ausreichend exakt dargestellt, dann möglichst zusammengeführt und auf die Probleme mit Migranten in Deutschland bezogen werden. Dies ist sicherlich nur eines von vielen Beispielen, worauf das Thema bezogen werden kann, soll aber als konkreter Bezug in dieser Arbeit genügen. Aktuell gerade durch die Berichterstattung von deutschen Hauptschulen, werden vielen Probleme erst offensichtlich und dieses, in unserer Gesellschaft eigentlich immer relevante Thema, gewinnt an Brisanz. Die Präsenz in jeder Art der Medien regt einfach zum Beschäftigen mit der Problematik an. Das ursprüngliche Thema Migration, Assimilation, Toleranz kann sicherlich auf jede Gesellschaft der Welt bezogen werden, fast überall spielt oder spielte Migration eine wichtige Rolle in der Entstehung der heutigen Formen der Gesellschaft, genauso wie Assimilation beziehungsweise ,Nicht-Assimilation’ und damit eine Beibehaltung, Erweiterung oder Abänderung der gängigen Verhaltens-, Umgangsformen oder Ähnlichem von Immigranten, und Toleranz beziehungsweise ,Nicht-Toleranz’ und damit Akzeptanz anderer Sitten und Bräuche oder zum Beispiel Verbot von solchen, die nicht den ursprünglichen entsprechen. Natürlich ist jede Gesellschaft hierbei einem ständigen Wandel unterworfen und es ist auch nicht selten, wenn einzelne Bevölkerungsgruppen, die Politik oder die Medien sich gegenseitig widersprechen oder angreifen, wenn es um Fragen dieser Art geht. Im Zuge der Globalisierung und mit der Öffnung von Grenzen, dem Gewinn durch die Vermischung von Kulturen, der Internationalisierung mit all ihren Vorteilen auf der einen Seite, stehen dem auf der anderen Seite jedoch zunehmende Diskriminierung, National(sozial)ismus und soziale Spannungen gegenüber. Diese rühren aus dem Unverständnis gegenüber anderen Lebensweisen, Kulturen oder Religionen, dem Problem der wachsenden Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und anderen damit direkt oder indirekt zusammenhängenden Problemen her.

2. Migration

2.1 Definition

Das Wort Migration stammt aus dem Lateinischen, migratio bedeutet 'Wanderung'. Meyers Lexikonverlag (2005, S.G12) gibt als schlichte Definition von Migration in der Geographie

„die Wanderung von Bevölkerungsgruppen“ an. So kurz diese Definition auch sein mag, sie enthält doch alles Wesentliche um den Begriff zu verstehen. Einzelne Bevölkerungsgruppen können innerhalb eines Landes wandern, wenn sie in ein Land einwandern spricht man von Immigration, bei Auswanderung aus einem Land von Emigration. Hinzuzufügen bleibt noch, dass von Migration meist nur bei längerfristigen solchen Wanderungen gesprochen wird.

2.2 Ursachen der Migration

Nach der Vorlesung von Dr. Christian Hansmann werden drei Grunddimensionen von frei bestimmten Migrationen unterschieden. Diese sind durch berufsorientierte, wohnungsorientierte oder familienorientierte Motive gegeben, das heißt Menschen wandern, weil sie sich davon bessere Aussichten auf einen Arbeitsplatz beziehungsweise ein höheres Einkommen oder geringere Arbeitszeiten erhoffen, weil sie mit ihrer momentanen Wohnsituation unzufrieden sind -sei es aus Kostengründen oder Qualitätsmängelnoder weil ein Teil der Familie anderswo bereits wohnt, beziehungsweise weil ein anderer Wohnort für eine Familie zweckmäßiger ist als der bisherige. Migrationen, die nicht freiwillig geschehen, also durch Vertreibung, Verfolgung oder Flucht der betroffenen Gruppen, sind in unserem Kulturkreis selten, zur Zeit des Nationalsozialismus waren sie aber durchaus verbreitet. Der Sklavenhandel, der noch weiter zurückliegt, ist ein weiteres Beispiel hierfür, soll aber nur am Rande erwähnt bleiben.

Zwei Arten der Migration mit besonderer Bedeutung in Europa seien exemplarisch noch etwas näher erläutert: die postkoloniale Migration und die Arbeitsmigration im 20. Jahrhundert.

Erstere betraf vor allem Großbritannien, aber auch die Niederlande, Portugal und Frankreich. Viele Siedler, Soldaten und andere kehrten nach dem Ende der Besetzung durch Kolonialmächte in ihr Heimatland zurück, emigrierten also aus den betroffenen Gebieten, andererseits entschieden sich auch Bevölkerungsgruppen, die ursprünglich aus den besetzten Gebieten stammten, in die Länder der 'Besetzer' zu immigrieren, da die dort vorherrschenden Lebensverhältnisse erheblich besser waren. Der Bedarf an unqualifizierten und günstigen Arbeitskräften in Europa unterstützte diese Bewegung

zusätzlich. Die Arbeitsmigration, die damit offensichtlich eng verknüpft ist, war auch in den USA stark verbreitet, hauptsächlich Chinesen und Mexikaner immigrierten dorthin. In Europa waren die Länder Westeuropas, genauer gesagt, deren Großstädte und Ballungsgebiete der Industrie hauptsächlich Ziel der Arbeitsmigration. Inklusive Familienangehöriger beläuft sich die Zahl der europäischen Immigranten auf etwa 30 Millionen, wobei nicht alle blieben.

(Absatz nach Münz 2002)

2.3 Formen der Migration

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Typen von Migration. Eine Typisierung stammt von Petersen (aus der Vorlesung von Dr. Hansmann). Er unterscheidet die unterschiedlichen Migrationstypen primär nach dem Typ der stattfindenden Interaktion. Dabei treten die Interaktion zwischen Mensch und Natur, die zwischen Mensch und Staat (oder einem Äquivalent), die zwischen dem Mensch und seinen Normen und die zwischen dem Mensch und anderen Menschen (als kollektives Verhalten) auf.

Die erste Interaktionsform ,Mensch und Natur’ hat dabei ökologischen Druck als Ursache, der Mensch migriert, weil er an seinem ursprünglichen Standort nicht die Möglichkeit hat, sich weiter zu ernähren, beziehungsweise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Migrationsart gilt nach Petersen als ,ursprünglich’, sie zeigt sich letztlich in der Migration von Jäger und Sammlern und der von Nomaden, wenn man sie auf die frühzeitliche und primitive Bevölkerung bezieht, eine modernere Form davon wäre die Landflucht. Als Beispiel könnte man hier die steinzeitliche Migration von jagenden Völkern nennen, die der Vorkommen von Tieren folgen, die als Fleischund Rohstofflieferant in Frage kommen (zum Beispiel Mammuts).

Als zweite Interaktionsform ,Mensch und Staat’ nennt er die durch Migrationspolitik hervorgerufene Migration. Diese wird den migrierenden Menschen aufgezwungen, von Freiwilligkeit kann keine Rede sein. Der Staat oder ein Äquivalent entscheiden in diesem Falle über die Köpfe der Menschen hinweg, diesen bleibt nur die Möglichkeit zur Flucht, ansonsten werden sie verschleppt oder wie bis ins letzte Jahrhundert hinein als Sklaven verkauft und gewaltsam aus ihrem Herkunftsland in andere Länder gebracht. Der Sklavenhandel mit Menschen, die aus Afrika verschleppt und in die Länder der jeweiligen Kolonialherren gebracht wurden, ist ein Beispiel dafür.

Der ,Mensch und seine Normen’ führen zur Migration, wenn die gesellschaftliche, ökonomische oder politische Wirklichkeit den Ansprüchen der Menschen nicht länger genügen. Dieser Migrationstyp ist im Gegensatz zum vorhergehenden absolut freiwillig

und von den Migranten gewollt, da sich ja –zumindest auf längere Sicht– eine Verbesserung der Verhältnisse erhofft wird. Diese Migration zeigt sich als Gruppenwanderung, bei der ganze Bevölkerungsgruppen ihr Lebendsdomizil ändern, und als Wanderung von Pionieren, bei der einzelne Menschen ihr Glück an einem neuen Standort versuchen. Ein Beispiel dafür wäre die Besiedelung des amerikanischen Kontinents im 16. Jahrhundert, bei der die Einwanderer zumeist aus sozialen, ökonomischen und religiösen Gründen ihr Herkunftsland (zumeist in Europa) verließen.

Petersens letzter Typ ,Mensch und andere Menschen’ meint diejenige Migration, welche Menschen durch soziale Impulse dazu bringt, sich einer großen Masse anderer Menschen anzuschließen und ihr Migrationsziel aus dem kollektiven Ziel abzuleiten. Früher resultierte daraus eine weit verbreitete ländliche Niederlassung, in jüngerer Zeit ist dagegen eine Wanderung von ländlichen Gebieten in die Stadt zu beobachten. Beispiel hierfür wäre die großflächige Wanderung von Menschen aller Länder in die neu entstandenen Zentren der maschinellen Fertigung zu Beginn und Hochzeit der Industrialisierung in Europa.

Schöneberg (1993) fasst die unterschiedlichen Formen der Migration zusammen und resümiert:

Nomadentum, Invasion, Eroberung, Kolonisierung und Sklavenhandel sind Formen der Migration, die heute weitgehend der Vergangenheit angehören. Landflucht und Deportation, die durch politische und religiöse Motive geleitete Flucht, Vertreibung, die temporäre oder dauernde Arbeitsmigration sind Formen, die gegenwärtig und wahrscheinlich auch zukünftig in großem Umfang stattfinden .

(Schöneberg 1993, S.1)

3. Assimilation

3.1 Definition

Auch das Wort Assimilation hat seinen Ursprung im Lateinischen, die Übersetzung von similis ist 'ähnlich'. Assimilation, das Gegenteil von Dissimilation, bedeutet in seiner für diese Arbeit relevanten Bedeutung nach Langenscheidts Onlinefremdwörterbuch

„Anpassung, Angleichung [...] [oder] Aufgehen einer nationalen oder kulturellen Minderheit in einem anderen Volk“. Das bedeutet, dass man von Assimilation spricht, wenn Migranten Bräuche und Sitten, Lebensgewohnheiten, Kleidungsstil oder Ähnliches von den ursprünglichen Bewohnern ihres Immigrationslandes übernehmen, beziehungsweise sich soweit wie möglich daran anpassen.

3.2 Assimilation vs. Segregation

Aus einer Analyse der Familienstrukturen und des matrimonialen Tausches ergibt sich ein sehr einfaches Bild von den zwei interethnischen Beziehungen, denn sie zeigt, dass es nur zwei mögliche Varianten von Einwandererschicksalen gibt: Assimilation oder Segregation. (Todd 1998, S.14)

Nach Todd sind also Assimilation und Segregation die genauen Gegenteile und einzigen Wege der möglichen Ausprägung der Anpassung von Einwanderern. Segregation meint hierbei die Separierung von ethnischen oder kulturellen Minderheiten in einer Gesellschaft und deren gleichzeitige Ausgrenzung aus dieser. Weiter betont er, dass nicht, wie vielleicht zuerst vermutet, die religiösen Sitten und Brauchtümer, sowie die sofort ersichtlichen physischen Besonderheiten einer ethnischen Gruppe die entscheidenden Faktoren sind, wenn man die wesentlichen Unterschiede von Migranten und Gesellschaft des Einwanderungslandes herausstellen möchte. Vielmehr steht die Familienstruktur als wichtigstes Element des jeweiligen „spezifischen, anthropologischen Systems“ (Todd 1998, S.13) im Vordergrund, da dieses entscheidende Auswirkungen auf Lebensweise und Einstellungen in Bezug auf Religion und Gesellschaft zur Folge hat. Sucht man vertiefend nach Merkmalsausprägungen im Bereich der Familienstruktur, so wird deutlich, dass hier der Status der Frau eine zentrale Bedeutung hat. Dies begründet Todd damit, dass der Austausch von Frauen zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen und die Vermischung der Gruppen durch Heirat als wichtigster Indikator für Assimilation beziehungsweise Segregation angesehen werden kann. Liegt der Austausch unter einem gewissen Prozentsatz, so kommt es durch die gegenseitige Ablehnung zu Segregation, auf der anderen Seite wird bei höherem Austausch die Assimilation gefördert.

Ein weiterer Punkt, den Todd anspricht, ist die Dauerhaftigkeit von Assimilation und Segregation. Ist die Assimilation erst einmal geschehen, so ist sie nicht rückgängig zu machen, die ethnische Minderheit, ist in der Mehrheit aufgegangen. Andererseits verhindert eine aufgetretene Segregation eine spätere Assimilation nicht. Segregation führt aber häufig zu Problemen, als Paradebeispiel für Assimilation und Segregation können die Vereinigten Staaten von Amerika genannt werden. Während hier eine Assimilation der weißen Bevölkerung in Form der Vermischung der kulturellen und religiösen Besonderheiten in großem Maße stattfand und weiter stattfindet, steht dem die Segregation der schwarzen Bevölkerungsteile gegenüber, die weitaus stärker als Asiaten und Nachkommen der Ureinwohner Amerikas segregiert werden.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Migration, Assimilation, Toleranz - Migrantenprobleme in Deutschland
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Seminar Ethisch-Philosophisches-Grundlagenstudium II
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V121905
ISBN (eBook)
9783640263844
ISBN (Buch)
9783640264100
Dateigröße
567 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration, Assimilation, Toleranz, Migrantenprobleme, Deutschland, Seminar, Ethisch-Philosophisches-Grundlagenstudium
Arbeit zitieren
Sebastian Gräf (Autor:in), 2006, Migration, Assimilation, Toleranz - Migrantenprobleme in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121905

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