Pädagogische Ethik

Entwicklung von Werthaltung bei Kindern und Jugendlichen nach Kohlberg in Zusammenhang mit der Werteerziehung in der Schule


Hausarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Moral?

3 Darstellung eines Fallbeispiels

4 Entwicklung der Werthaltung bei Kindern und Jugendlichen nach Jean Piaget und Lawrence Kohlberg
4.1 Entwicklung des moralischen Urteilens nach Jean Piaget – Ein kurzer Überblick
4.2 Das Stufenmodell der moralischen Entwicklung nach Lawrence Kohlberg

5 Werteerziehung in der Schule / Analyse des Fallbeispiels
5.1 Problemdiagnose
5.2 Pädagogische Maßnahmen
5.3 Zur Notwendigkeit der Moralerziehung in der Schule
5.3.1 Ethikunterricht
5.3.2 Beispiele ethischen Lernens

6 Resümee

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Ausgangspunkte dieser Arbeit waren für mich die aktuellen Diskussionen über die Notwendigkeit neuer Erziehungsmethoden und offener Fragen über die Problematik der Werteerziehung bei Kindern und Jugendlichen. Orientiert habe ich mich hierbei an den aktuellen Vorkommnissen der Realschule in Parey, dem Fall der Verbrennung des Tagesbuches der Anne Frank und den Hooliganausschreitungen bei einem Fußballspiel in Leipzig gegen eine, mit dieser Situation völlig überforderte Polizei. Ich hörte im Radio das Zitat einer verzweifelten und verängstigten Polizistin, welches mir seit diesem Tag nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Sie bat um Hilfe bei ihrem Vorgesetzen und sagte wörtlich: „Bitte machen Sie das es aufhört. Wir haben Angst.“

Ich habe mich gefragt, wie es soweit kommen kann, dass sich eine Gruppe von Menschen zu solch einem bewussten Angriff auf die Staatsorgane zusammenschließt und mit der ganzen Wucht ihrer Wut diese in Angst versetzen kann. Sollte es nicht eigentlich anders herum sein? Sollte nicht eigentlich die Bevölkerung aus Angst vor Übergriffen die Polizei rufen, die mit der ihnen verliehenen Autorität für unseren Schutz einsteht?

Meine Arbeit beschäftigt sich jedoch nicht mit dem Problem, warum Menschen gewalttätig und aggressiv anderen Menschen gegenüber treten, sondern mit der Frage, was die Pädagogik tun kann, um den Menschen ein moralisches Bewusstsein zu vermitteln. Ich beschäftige mich der Wertevermittlung in der frühkindlichen Erziehung, um herauszufinden, inwieweit moralische Erziehung hier erfolgreich sein kann und ob diese in der schulischen Entwicklung notwendig ist.

Ist es möglich, dass Pädagogik mit der Lehre von Moral und Ethik die zwischenmenschlichen und sozialen Beziehungen Kindern die Angst vor der Schule nehmen kann? Oder hat die Wertevermittlung in der Schule bereits versagt, angesichts der erschreckenden Pressemitteilungen?

Ich werde an einem fiktiven Fallbeispiel die verschiedenen Grundfragen der Ethik aufgreifen und mit dem Stufenmodell der moralischen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen nach Lawrence Kohlberg in Verbindung bringen. Am Ende meiner Ausführungen versuche ich eine Antwort auf die Frage zu finden, ob intensive schulische Wertevermittlung präventiv gewalttätige Übergriffe und Ausnutzung von Macht verhindern oder verringern, und damit das moralische Bewusstsein stärken kann.

2 Was ist Moral?

Unter Sitten verstehe ich hier nicht geziemendes Betragen, z. B. wie man einen anderen grüßen, in Gesellschaft den Mund wischen oder die Zähne stochern soll, oder andere Regeln der Anstandslehre, sondern diejenigen Eigenschaften der Menschheit, die ihr Zusammenleben in Frieden und Eintracht treffen. Thomas Hobbes (in: Bayertz, S.33)

Mit diesen Worten erklärt Thomas Hobbes, dass Moral sich nicht einfach mit den Worten „Sitte“ und „Benehmen“ beschreiben lässt, sondern viel mehr die Regeln der zwischenmenschlichen Beziehungen formuliert, die ein sozial verträgliches Zusammenleben der Gesellschaft ermöglichen sollen.

Die Frage der Moral, …, stellt sich … immer nur in der Auseinadersetzung mit anderen Menschen und den von ihnen geschaffenen Sozialverhältnissen. Zugleich können diese Menschen weder auf … handlungsregulierende Trieb- bzw. Instinktausstattung zurückgreifen, noch sind sie durch eine solche festgelegt. (Stimmer, S. 318)

Damit erklärt sich, ob Moralverhalten ein angeborenes Instinkt, - bzw. Triebverhalten ist, oder ob wir Menschen uns mit unserem Tun und Handeln nach gegebenen Regeln richten. Handlungsmoral erscheint somit nur im Zusammensein mit anderen Menschen. In unserer Gesellschaft bestimmen Normen und Gesetze unser Zusammenleben und darüber, wie wir es gestalten. Ziehen wir eine entspannte friedvolle Atmosphäre vor, handeln wir entgegen unserem Trieb (so zeigen wir uns bei wichtigen Anlässen, zum Beispiel wenn wir unseren Schwiegereltern vorgestellt werden, immer von unserer besten Seite – auch wenn wir dadurch vielleicht gar nicht wir selbst sind - und versuchen, uns den Umständen anzupassen.

Dem Wortlaut nach leitet sich Moral vom Lateinischen mos, mores ab, das den Willen, die Vorschrift, das Gesetz, den Brauch oder die Sitte bedeutet (Zirfas, S. 18). Moral als ein beschreibend gebrauchter Begriff bezeichnet … alle von einem Menschen oder einer Gesellschaft als richtig und wichtig anerkannten Normen und Ideale des guten und richtigen Sichverhaltens. So ist Moral das gelebte verinnerlichte Grundverständnis davon, wie sich unser Tun und Lassen auf alle relevanten Anderen sowie auf uns selbst im Guten wie im Schlechten auswirkt (vgl. Düwell, Hübenthal, Werner, S. 410)

So beschreibt das Wort Moral also unser Handeln, unser alltägliches Tun, die Frage nach dem „Richtig“ oder „Falsch“. Die Autoren gehen hierbei davon aus, dass moralische Werte von uns Menschen verinnerlicht wurden, dass wir uns nicht mehr bei jeder Aktion fragen müssen, was richtig oder falsch ist, sondern dass wir instinktiv das Richtige oder das Falsche tun. Dies widerspricht den Aussagen von Stimmer, der Moral als an die gesellschaftlichen Anforderungen angepasste Handlungen sieht und nicht als Rückgriff auf instinktive Ressourcen.

Somit befinden wir uns in einem Konflikt. Definitionen sind subjektive Ansichten zur Beschreibung eines Sachverhaltes. Dabei kommt es nicht immer auf das Richtig oder Falsch einer Meinung an, sondern auf deren Begründung. Wir können also aus den verschiedenen Standpunkten eine auswählen und sie als die für uns Richtige annehmen, oder wir versuchen uns aufgrund der verschiedenen Aussagen eine subjektiv passende zusammen zu stellen.

Sollte ich also den Begriff der Moral mit meinen eigenen Worten beschreiben, würde ich aus den beiden aufgeführten Definitionen sowohl die eine als auch die andere bevorzugen und auch in Frage stellen. Im Einklang mit Stimmer sehe ich die Moral als ein an die Gesellschaft angepasstes Verhalten. Da wir Menschen Herdentiere sind, können wir nur sehr schlecht allein leben und versuchen daher, unser Sozialverhalten an die Gesellschaft anzupassen um nicht ausgeschlossen zu werden. Dennoch stimme ich auch der Definition von Düwell, Hübenthal und Werner zu, die die Moral als Instinktverhalten beschreiben, denn der Herdentrieb, der uns immer wieder in die Gesellschaft der Menschen treibt, ist uns schon von Beginn der Menschheit an intuitiv gegeben und wird nicht uns nicht gelehrt.

Zusammenfassend für meine eigene Definition des Begriffes Moral möchte ich mit den bereits genannten Worten Hobbes sprechen, sowie diese auch leicht verändern:

Unter Sitten verstehe ich hier geziemendes Betragen, z. B. wie man einen anderen grüßen, in der Gesellschaft den Mund wischen oder die Zähne stochern soll, andere Regeln der Anstandstandslehre und diejenigen Eigenschaften der Menschheit , die ihr Zusammenleben in Frieden und Eintracht betreffen.

3 Darstellung eines Fallbeispiels

Bei meinen näheren Ausführungen zum Thema „Werteentwicklung bei Kindern und Jugendlichen“ werde ich mit Hilfe eines fiktiven Fallbeispiels den praktischen Bezug zu verdeutlichen versuchen:

Stellen wir uns eine 6. Klasse einer Realschule vor. Ein Schüler (Ben, 11 Jahre) gilt als Außenseiter der Klasse. Er beteiligt sich wenig aktiv am Unterricht, ist auffallend oft krank gemeldet und sehr zurückhaltend bis unsicher. Gespräche der Lehrerin mit Ben führen zu keinem Ergebnis. Aus den Gesprächen mit den Eltern ergibt sich, dass Ben oft weinend von der Schule nach Hause kommt und sich strikt weigert, am nächsten Tag wieder hinzugehen. Als Gründe führt er an, von seinen Mitschülern mit einem sehr hässlichen Spitznahmen angeredet zu werden, bei Äußerungen im Unterricht stets von ihnen unterbrochen wird.

Befragungen der Mitschüler haben ergeben, dass diese sich durch Ben gestört fühlen, da er modisch oft nicht mithalten kann und sich auch sonst „irgendwie komisch verhält.“

Ich werde im Laufe meiner Ausführungen immer wieder auf dieses Beispiel zurückgreifen und versuchen, das praktische Beispiel mit den theoretischen Erkenntnissen, insbesondere mit den Theorien von Lawrence Kohlberg zu begründen.

4 Entwicklung der Werthaltung bei Kindern und Jugendlichen nach Jean Piaget und Lawrence Kohlberg

4.1 Entwicklung des moralischen Urteilens nach Jean Piaget – Ein kurzer Überblick

Eine auf Erfahrungswerten beruhende wissenschaftliche Begründung der moralischen Entwicklung ist dem Schweitzer Biologen und Psychologen Jean Piaget zu verdanken. (Speck, S. 67)

Piagets Arbeit zur Moralentwicklung liegen Interviews und Verhaltensbeobachtungen von ca. 100 Schweizer Kindern zugrunde. Die Kinder wurden z. B. zu ihrem Verständnis der Regeln des Murmelspiels befragt, und sie wurden beim tatsächlichen Spiel beobachtet. (Heidbrink, S. 45)

Piaget untersuchte … u. a. die Frage, wie es dazu kommt, dass sich das Kind an Regeln orientiert und sich an sie bindet. (vgl. Speck, S. 67)

Nach sorgfältiger Analyse werden gemeinhin drei Stadien der moralischen Entwicklung des Bewusstseins der Regeln unterschieden:

1. das motorische und individuelle Stadium (0 – 3 Jahre) = Das Kind macht erste Erfahrungen und Beobachtungen des Umgangs mit der Moral (vgl. www.stangl.taller.at ). Das Kind spielt jedoch noch allein, handelt noch nicht nach den Regeln des Zusammenlebens, also nur rein motorisch. (vgl. Heidbrink, S. 46)
2. das Stadium der heteronomen Moral (2 – 6 Jahre) = Das Kind beginnt, verpflichtende Normen als solche wahr zu nehmen (vgl. www.stangl.taller.at).
Das Kind unterwirft sich …völlig den Regeln des Erwachsenen. Es hält Regeln für heilig, ohne sie in Frage zu stellen (vgl. Heidbrink, S. 49)
3. das Stadium der autonomen Moral ( 7 – 10 Jahre) = Das Kind betrachtet Regeln als Prozess der Kompromisse (vgl. www.stangl.taller.at).

Die Regel wird als Ergebnis eines auf gegenseitiger Absprache beruhenden freien Entschlusses gefasst. (vgl. Heidbrink, S. 49)

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Pädagogische Ethik
Untertitel
Entwicklung von Werthaltung bei Kindern und Jugendlichen nach Kohlberg in Zusammenhang mit der Werteerziehung in der Schule
Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg
Veranstaltung
Allgemeine Pädagogik
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V121744
ISBN (eBook)
9783640262564
ISBN (Buch)
9783640262946
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogische, Ethik, Allgemeine, Pädagogik
Arbeit zitieren
Tanja Lange (Autor:in), 2007, Pädagogische Ethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121744

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