Veränderungen im Wortschatz der deutschen Sprache

Das Hinzukommen neuer Wörter - Neologismen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Warum entstehen Neologismen?

3. Arten von Neologismen

4. Probleme der Abgrenzung: Wann ist ein Neologismus keine Wortneuschöpfung mehr?

5. Anwendung und Analyse
5.1. Neologismen in einer Frauenzeitschrift

6. Auswertung und Fazit

7. Literaturnachweis

1. Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Diese wissenschaftliche Hausarbeit zum Thema Veränderungen im Wortschatz der deutschen Sprache: Das Hinzukommen neuer Wörter – Neologismen ist die Verschriftlichung meines Referates zum gleichnamigen Thema, welches im Rahmen des Hauptseminars „Entwicklungstendenzen in der Lexik und Grammatik der deutschen Sprache“ im Wintersemester 2005/2006 gehalten wurde.

Meine Hausarbeit soll jedoch neben allgemeinen Informationen und Fragestellungen zum Thema Neologismen auch einen Anwendungs- und Analysebereich enthalten. In diesem Bereich habe ich eine Analyse einer Frauenzeitschrift vorgenommen und die darin vorkommenden Wortneuschöpfungen systematisch auf die Häufigkeit des Erscheinens, die Art der Bildung, deren Funktion und auf den Typ hin untersucht und ausgewertet.

Zur Bearbeitung dieses Themas wurden ausschließlich die im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen verwendet, sowie die im Seminar erworbenen Kenntnisse.

Stefanie Warnke

2. Warum entstehen Neologismen?

Bevor die Frage nach der Entstehung von Neologismen in Betracht gezogen werden soll, möchte ich vorerst eine kurze Definition des Terminus „Neologismus“ geben. Bein einem Neologismus handelt es sich kurz gesagt um eine Wortneuschöpfung, also um einen neuen lexikalischen Ausdruck, der neue Denotate oder Sachverhalte bezeichnet. Typisch für Neologismen ist, dass sie für einige Zeit von den Sprechern als neu empfunden werden und dann nach und nach in den alltäglichen Wortschatz und vielleicht sogar in das Wörterbuch aufgenommen werden. Die Beständigkeit einer Wortneuschöpfung hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren ab, die ich in Punkt 3 dieser Arbeit näher diskutieren werde.

Aber warum entstehen nun ständig neue Wörter? Dies hat vor allem mit der Wandelbarkeit von Sprache zu tun. Wie jeder alle weiß, ist Sprache kein starres Gebilde, sondern befindet sich kontinuierlich im Wandel. Zunehmend veraltende Wörter, so genannte Archaismen, die nur noch äußerst selten und von einer kleineren Sprechergruppe (meist der älteren Generation) gebraucht werden, verschwinden allmählich. Falls im Laufe der Zeit auch das Denotat dieser Archaismen verschwindet, entstehen dann so genannte Historismen. Das sind bereits veraltete Wörter, die niemand mehr im heutigen Sprachgebrauch verwendet, weil es das entsprechende Denotat dazu nicht mehr gibt. Nachdem also ein Archaismus aufgrund seiner fehlenden Aktualität aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängt wurde, ist nun eine Benennungslücke entstanden, die mit einem neuen und vor allem aktuelleren Wort gefüllt wird. Diese neuen Wörter nennt man Neologismen.

Wortneuschöpfungen entstehen vor allem, wenn unsere Sprache mit der Realität Schritt halten muss. Wenn beispielsweise eine neue technische oder chemische Errungenschaft auf dem Markt ist. Also ein Gerät oder ein bestimmtes chemisches Produkt, welches es vorher nicht gab und das nun mit einem passenden Namen versehen werden muss. Dies sind zum Beispiel Worte wie Flüssiggasfahrzeug, Pollenflugmeldedienst, Plasmafernseher oder Bügelhilfe. Dasselbe gilt für bestimmte Sachverhalte und Reglungen, die neu sind wie Hartz IV, Ein-Euro-Job, Babyjahr, Elterngeld oder die Null-Bock-Generation. Dabei kann jedoch nicht für jeden Sachverhalt ein eigenes Wort gefunden werden, da der Wortschatz sonst explodieren würde. Doch neue Wörter entstehen manchmal auch, wenn man versucht einen bestimmten Zustand, einen Gegenstand oder eine Person mit einem originelleren und treffenderen Begriff zu bezeichnen. Diese meist humorvollen Bezeichnungen werden oft in verschiedenen Freundeskreisen und Gruppen gebildet und können stark von den sozialen und regionalen Gegebenheiten dieser Sprechergemeinschaft beeinflusst werden (Soziolekte und Regiolekte). Beispielsweise Wörter wie Druffi als Bezeichnung für jemanden, der auf Droge („druff“) ist, Checker für einen Menschen, der vorgibt alles zu wissen („checken“), aber dies in Wirklichkeit nichts tut, oder Alki für eine alkoholabhängige Person.

Neue Wörter entstehen auch oft in gesellschaftlichen Zusammenhängen, die gerade Gegenstand der öffentlichen Diskussion sind. Dabei spielen die Medien, insbesondere die Presse, eine wichtige Rolle, da diese am produktivsten beim Kreieren neuer Wörter tätig sind. So entstanden in letzter Zeit neue Wörter wie Gammelfleisch, Datenmaut oder Jobverweigerer. Als letztes möchte ich noch die Wortneuschöpfungen erwähnen, die aufgrund von Entlehnungen aus anderen Sprachen, besonders aus dem Englischen heraus, entstehen. Dabei wird das englische Wort entweder ganz und gar und ohne Veränderungen übernommen (Nullsubstitution), wie zum Beispiel Shopping oder Wellness oder es wird mit deutschen Präfixen und Suffixen versehen (Teilsubstitution), sodass Wörter wie downloaden/gedownloaded, updaten/upgedated oder pimpen/gepimpt zustande kommen. Diese Wortneuschöpfungen klingen meiste etwas unbeholfen und unschön und stoßen bei nicht wenigen Sprechern auf Ablehnung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade in der heutigen Zeit ein großer Bedarf an neuen Wörtern besteht, weil der lexikalische Wandel immer mit einem Wandel unserer Umwelt einhergeht. Doch auch andere Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel der Prestigewert einer anderen Sprache oder die zunehmende Zusammenarbeit von Menschen auf internationaler Ebene.

3. Arten von Neologismen

Wer versucht eine konkrete Antwort auf die Frage nach den verschiedenen Arten von Neologismen zu finden, wird auf mehrere unterschiedliche Ansätze und Einteilungen stoßen, was für Verwirrung sorgen kann. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, zwei dieser Ansätze näher zu betrachten und vergleichend gegenüberzustellen. Nämlich zum einen die Einteilung von Neologismen nach Burkhard Schaeder[1] und zum anderen den Ansatz von Christine Römer und Brigitte Matzke[2].

Schaeder unterscheidet Neologismen grundsätzlich in Neuwörter (Neulexeme), Neubedeutungen (Neuseme) und Neubezeichnungen. Bei den Neuwörtern handelt es sich um einen völlig neuen Ausdruck und um eine neue Bedeutung. Neuwörter bezeichnen also neue Sachverhalte und Gegenstände, die vorher nicht da waren oder für die es früher keine passende Bezeichnung gab. Bei den Neubedeutungen ist lediglich die Bedeutung eines Wortes neu. Es werden also neue Bedeutungen zu bereits vorhandenen Bedeutungen zugefügt. Beispiele dafür sind Begriffe aus der Computersprache, wie Maus, Virus oder surfen. Bei den Neubezeichnungen bekommen bereits existierende Gegenstände oder Sachverhalte eine neue Bedeutung zugeschrieben, welche meist eine Tendenz zur Beschönigung haben. Man sagt und hört zum Beispiel nur noch ungern Putzfr au oder Hausmeister. Diese Bezeichnungen haben eine gewisse negative Konnotation, weil man damit meist Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand assoziiert. Stattdessen greift man lieber auf positiver klingende Bezeichnungen wie Raumpflegerin oder Gebäudemanager zurück.

Die Einteilung von Neologismen nach Römer/Matzke sieht ebenfalls drei verschiedene Arten von Wortneuschöpfungen vor, nämlich okkasionelle Neologismen (so genannte Okkasionalismen), vorübergehende Neologismen und temporäre Neologismen. Dabei handelt es sich bei den okkasionellen Neologismen um einmalige Wortneuschöpfungen, die nur innerhalb einer bestimmten Kommunikationssituation zustande kommen und keine weitere Verwendung zu einem späteren Zeitpunkt finden. Diese Okkasionalismen werden meist nur in spezifischen Kontexten verstanden und benutzt, um eine gerade entstandene Benennungslücke zu füllen oder um eine gewisse Expressivität in der aktuellen Sprechsituation zum Ausdruck zu bringen. Vorübergehende Neologismen hingegen werden nur zu einem bestimmten Zeitpunkt gebildet und intensiv genutzt und werden daher auch nicht in den Kernwortbestand eines Sprechers aufgenommen. Zu dieser Gruppe zählen die Autorinnen so genannte Modewörter, die über einen begrenzten Zeitraum von einer bestimmten Sprachgemeinschaft extrem häufig genutzt werden. Nachdem diese Modewörter ihre Aktualität verloren haben, werden sie einfach verworfen und durch neue modische Wörter ersetzt. Adjektive und Adverbien wie zum Beispiel geil, schrill, cool oder übelst sind typische Vertreter dieser Gruppe von Neologismen. Die temporären Neologismen hingegen, sind diejenigen Wortneuschöpfungen, die in den alltäglichen Sprachgebrauch und den Wortschatz langfristig aufgenommen werden. Durch die dauerhafte Verwendung verlieren diese Wörter nach und nach das Merkmal [+neu] und werden für den Sprecher ein fester Bestandteil seines Wortschatzes.

Betrachtet man die Ansätze von Schaeder und Römer/Matzke vergleichend, so fällt auf, dass die Einteilung nach Römer/Matzke eher die zeitliche Markierung von Neologismen in den Vordergrund stellt. Besonders zentral ist die Frage nach der Dauer und Beständigkeit von Wortneuschöpfungen, aber auch der Personenkreis von Sprechern und die Umstände der Bildung neuer Wörter werden von den Autorinnen mit berücksichtigt. Schaeder hingegen legt das Hauptaugenmerk seiner Einteilung auf den semantischen Gehalt eines neuen Wortes, wobei er auch auf die durch Neologismen entstandene Mehrdeutigkeit einiger Wörter hinweist und sogar die Konnotationen bestimmter Ausdrücke mit einbezieht.

[...]


[1] Schaeder, Burkhard. 1993. S. 468-469.

[2] Römer, Christine & Brigitte Matzke. 2003. S. 39-41.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Veränderungen im Wortschatz der deutschen Sprache
Untertitel
Das Hinzukommen neuer Wörter - Neologismen
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, Hochschuldozentur für Sprachtheorie und Lexikologie)
Veranstaltung
Entwicklungstendenzen in der Lexik und Grammatik der deutschen Sprache
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V121694
ISBN (eBook)
9783640258567
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neologismus, Wortneuschöpfung, Veränderungen im Wortschatz, Sprachwandel
Arbeit zitieren
Stefanie Warnke (Autor:in), 2006, Veränderungen im Wortschatz der deutschen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121694

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