Grenzüberschreitung durch "ars" in Ovids Metamorphosen


Essay, 2004

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Grenzüberschreitung durch "ars" in Ovids Metamorphosen

Aufbau

1. Was ist eigentlich "ars"?

2. Ovid: Leben und "ars"

3. Die Bedeutung von "ars" in

a) Pygmalion
b) Arachne
c) Daedalus
d) Die vier Zeitalter

4. Abschließender Vergleich und Fazit

5. Quellen

1."ars" – 1. Geschick, Geschicklichkeit, Fertigkeit
2. Handwerk, Gewerbe (metonymisch); Technik (occasionell)
3. Kunst, Wissenschaft
4. Theorie, Lehrbuch (meton.); Kunstwerk; künstlerischer Wert; Göttin der Kunst
5. Eigenschaft, Verhalten, Art; pl. Mittel, Wege, Art und Weise; Listen, Kunst (occ.)
6. Künstlichkeit, künstliches Wesen

So steht es im Stowasser. Deutlich wird durch diese Vielzahl von Übersetzungsmöglichkeiten jedoch, dass es kaum angebracht ist, "ars" einfach als „Kunst“ im Sinne von „Schöpfungen der Malerei, Bildhauerei, Poetik, Achitektur und Musik“ zu übersetzen. Kunst bezeichnet zunächst im allgemeineren Sinne die menschliche Geschicklichkeit. Die Kunst im engeren, ästhetischen Sinne dagegen ist die schöpferische Fähigkeit des Menschen, Werke zu schaffen, die, mit den Sinnen wahrgenommen, eine geistige Auseinandersetzung hervorrufen, die sich nicht auf das Wohlgefallen beschränken muss, sondern meistens zum Nachdenken über das Kunst-Werk hinaus anregen soll. Sie stellt sozusagen Ideen in sinnlicher Erscheinung dar. Kunst ist aus verschiedenen Motiven entstanden. Die ersten Kunstwerke im eigentlichen, also über das Zweckmäßige hinausgehenden Sinne finden wir in den Höhlenbildern der ersten Menschen. Weitere Gründe sind die Verherrlichung der Götter, anderer Menschen oder die Verherrlichung von sich selbst, auch um Nachruhm zu erlangen, denn, um mit Ovid zu sprechen: ars longa, vita brevis. (Die Kunst ist lang, das Leben kurz.)

Die Kunst steht immer in Beziehung zur Natur. Das heißt aber keineswegs, dass sich sie sich auf bloße Nachahmung beschränken muss oder soll; die Natur dient vielmehr als Stoff der Auseinandersetzung, wird also zumeist entweder idealisiert, wie z.B. bei den Heroendarstellungen des Hellenismus, häufig modifiziert oder auch bewusst abgelehnt, wie bei der Abstrakten Malerei. Die Kunst hat mit der Wissenschaft viele Berührungspunkte, wie z.B. die zielgerichtete Geistestätigkeit und das Streben nach Höherem. Jedoch wirkt sie, als Kunst im ästhetischen Sinne, zunächst nicht auf den Verstand sondern primär auf die Gefühle der die Menschen um so einen anderen, verschleierten Zugang zum kritischen Verstand zu finden, der sich sehr von der Wissenschaft unterscheidet, die uns mit ihrer Offensichtlichkeit häufig „trocken“ erscheint. Die Kunst wächst vielfach aus dem Handwerk, der für den Nutzen schaffenden Tätigkeit des Menschen, hervor. Dies kann man am deutlichsten an den Werken der Architektur erkennen. Diese andere Seite der Kunst ist also die (meistens erlernte) Geschicklichkeit, die einen unmittelbaren Nutzen für den Menschen anstrebt, wie es bei sämtlichen handwerklichen Tätigkeiten, z.B. dem Ackerbau, der Fall ist.

2. Über Ovid wissen wir vor allem das, was in seiner Autobiographie (Tristia IV 10) geschrieben steht: Er wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo geboren, ist dem italienischen Landadel angehörig und studiert und lebt trotz der Liebe zu seiner Heimat in Rom. Sein Studium der Rhetorik hinterlässt tiefe Spuren in seinem Werk, auch befasst er sich mit juristischen Dingen. Den Gefallen, die Senatorenlaufbahn einzuschlagen, tut er seinem Vater jedoch nicht, da diese durch das Prinzipat viel von ihrer Anziehungskraft verloren hatte. Abgesehen vom politischen Desinteresse, entdeckte Ovid schon früh sein dichterisches Talent, das sich trotz aller Bemühungen, eine lohnendere Karriere zu beginnen, immer heftiger Bahn bricht. Er verkehrt im Dichterkreis um Corvinus, dessen herausragendstes Mitglied der Elegiker Tibull darstellt, dem Ovid sowohl zahlreiche Themen als auch Kenntnisse über Versaufbau verdankt. Ovid beginnt ebenfalls als Elegiker und beschäftigt sich als Dichter zeit seines Lebens vorrangig mit der Liebe, was ebenfalls ein typisches Merkmal seiner Generation ist: Wie der Staatsmann als altrömisches Ideal ausgedient hat, so verschiebt sich das Interesse der jungen Dichter von der Gesellschaft zum Privaten und damit rückt in logischer Konsequenz die Liebe als Leitmotiv unbestritten in den Vordergrund. Natürlich entwickelte die Liebeselegie seit ihren Anfängen in Catull eine ganze Reihe von Konventionen, die Ovid gern parodierte oder in satirischer Absicht rhetorisch überlud, wie z.B. in der ,ars Amatoria´, der Liebeskunst. Abgesehen von seinem Hang zu erotischen Inhalten, lässt er auch schon in dieser ersten Schaffensperiode einen deutlichen Hang zum Mythos erkennen („expedit esse deos et, ut expedit, esse putemus“, so begründet Ovid seinen Glauben in der ‚ars Amatoria’), der sich in den ersten Jahren nach Christi Geburt in den Metamorphosen niederschlägt und damit den zweiten Teil seiner schöpferischen Tätigkeit charakterisiert.

Im Jahre 8 n. Chr. wird er verbannt, offiziell wegen der (acht Jahre zuvor erschienenen!) unsittlichen ‚ars Amatoria’, inoffiziell aber deutet Ovid mehrfach an, „etwas Verbotenes gesehen“ zu haben. Im Exil wendet er sich wieder der Elegie zu und legt unter anderem seine übergroße Sehnsucht nach Rom und seiner Schönheit in seine Verse. Auch verfasst er ein Lobgedicht auf Tiberius und Augustus, aber es hilft alles nichts: Er wird nicht begnadigt und stirbt 17 n. Chr. im Exil in Tomi.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Grenzüberschreitung durch "ars" in Ovids Metamorphosen
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V121481
ISBN (eBook)
9783640480722
ISBN (Buch)
9783640480715
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wettbewerbsarbeit für die Stiftung Humanismus Heute, die mit dem 1. Platz ausgezeichnet wurde
Schlagworte
Ovid Metamorphosen Pygmalion Arachne Daidalos Ikarus Kunst, In, Interpretation, Ovid, Metamorphose, Kunst, Daidalos, Dädalus, Ikarus, Arachne, Pygmalion, Mythos
Arbeit zitieren
Theresa Marx (Autor:in), 2004, Grenzüberschreitung durch "ars" in Ovids Metamorphosen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121481

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