Das Holocaust Denkmal Berlin

Ein Sühnemahnmal des Deutschen Volkes?


Seminararbeit, 2006

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Anstatt einer Einleitung

2. Berlin, Berlin (Werden einer Stadt)

3. Entstehungsgeschichte des Mahnmals

4. Das Mahnmal. Fakten

5. Eine Feldbegehung. Selbstversuch

6. Archäologie eines Bedeutungskonstrukts

7. Zukunft des Erinnerns?

Literatur

1. Anstatt einer Einleitung

„…Man möchte eine helle Pfeife kaufen

und kauft die dunkle – andere sind nicht da. Man möchte jeden Morgen dauerlaufen

und tut es nicht. Beinah…beinah…

Wir dachten unter kaiserlichem Zwangen

An eine Republik…und nun ists die!

Man möchte immer eine große Lange,

und dann bekommt man eine kleine Dicke –

Ssälawih -! (Tucholsky 1929:7)

Dieser Absatz eines Tucholsky Gedichtes zeigt auf humorige Art und Weise wie kulturelle Imaginationen von Menschen Geschichte und Geschichten schreiben. Die Stadt ist von Menschen erbaut, durch Menschen erdacht über Menschen interpretiert und gedeutet. Jede Zeit imprägniert und perforiert ihre Wünsche, ihre kulturellen, sozialen und politischen in das Stadtbild. Die Zeit als seelenloses Metronom? Mitnichten. Die Stadt ist ein einziges Projektionsfeld und Konstrukt von Zeitzeugen, die beständig bewusst und unbewusst ihrer Stadt Zeichen, Symbole und Stempel einprägen. Das ist eines der Themen von Stadtethnologie. Ist der ethnologische Blick ein archäologischer? Er versucht, mit dem Pinsel und einer Spachtel, die aus Fremd- und Selbstbeobachtung besteht, Schichten freizulegen, die deutungskonfiguriert und konstituiert unter- neben und ineinander liegen . „Der Mensch, das Augentier, erkundete das Panorama der Zeit, um seinen Horizont zu erweitern; Tatsachen-, Schatzsucher-, Merkwürdigkeits- und Sammelblick prägen die Optik“. (Jeggle 1984:11). Die Exkursionswoche in Berlin wurde aus diesem Blickwinkel erlebt und in einem quasi kleinen Laborversuch von den Studierenden erforscht.

Die Entstehung des Holocaust Mahnmals, das ein Erinnerungsmal, ein Denk- und auch ein Zukunftsmal (unbekannter Gestalt) ist, zeigt über die zuweilen diskursreiche Form ihres Entstehens, die Geschichten von Menschen, die ihrerseits zu Bedeutungsträgern werden. Ich gehe soweit, zu sagen, dass jeder Besucher des Mahnmal, ob zustimmend, ablehnend oder gleichgültig, Historie und Kultur neu erzeugt. Gerne hätte ich in meiner Arbeit auf jene Erfahrungsbilder verwiesen, sie erzählen können. Dies war in dem vorhandenen Zeitrahmen nicht gangbar. Was jedoch aufgrund von Literaturrecherchen und Eigenwahrnehmungen möglich wurde, ist das Aufzeigen von Geschehnissen, die nicht per se als Annnalenfiguration einfach da war, sondern gezeugt wurde. Von Menschen verschiedenster Interessenlagen. Deutungen und Bemächtigungen, das soll in den vorliegenden Blättern „aufgeblättert“ werden, zumindest aufrisshaft versucht, konstruiert von politischen Eliten, Opfer- und Tätergruppen.

2. Berlin, Berlin (Werden einer Stadt)

Erste urkundliche Erwähnung 1237 als das Dorf Cölln .

1432 Zusammenschluss mit dem Dorf Berlin.

1486 Unter dem Kurfürsten von Brandenburg entwickelte sich Berlin zur Handelstadt und deutschen Hauptstadt

1688 Unter Friedrich Wilhelms von Hohenzollern erreichte Berlin den Höchststand an Bürgern von 20 000.

1756 machte Friedrich der Große (Friedrich II) aus Berlin eine Kunstmetropole. Unter seiner Expansion wuchs Berlins Einwohnerzahl auf 150 000 an.

1871 gründete Bismarck das deutsche Reich. Unter dem König Wilhelm I. wurde Berlin Deutschlands Hauptstadt.

1902 wurde die erste U-Bahn in Betrieb genommen.

1905 schuf die Abschaffung der Zollschranken und der industrielle Aufschwung eine explosionsartige Vermehrung der Bevölkerung auf über zwei Millionen Menschen.

1914 Ausbruch des ersten Weltkrieges.

1919 wird die Weimarer Republik ausgerufen. Durch die Stadtreform 1920 wächst Berlin auf die belastende Zahl von 3,8 Millionen Einwohner.

1933 Machtübernahme Hitlers.

1939 Beginn des 2. Weltkrieges. Berlin erlebt 1940 die ersten britischen Luftangriffe.

1945 marschierten über 1,5 Millionen Russen als Sieger in Berlin ein. Berlin wird in 4 Sektoren geteilt (Sowjets, Franzosen, Briten und Amerikaner).

1949 wird Bonn die Hauptstadt Deutschlands.

1961 wird in Berlin die Mauer gebaut.

1971 Der Grundlagenvertrag ermöglicht Westberlinern den Besuch im Ostsektor.

1989 Die Berliner Mauer fällt.

1990 wird Ost – und Westdeutschland wiedervereint.

1991 Berlin wird wieder deutsche Hauptstadt

1994 Die Alliierten verlassen Berlin.

1999 Der Bundespräsident wird im neu gestalteten Reichstagsgebäude gewählt.

3. Entstehungsgeschichte des Mahnmals

Während der Internationalen Bauausstellung 1979/80 in Berlin, wurde durch den Architekturhistoriker Dieter Hoffmann-Axthelm das geschicht(en)trächtige Areal und dessen Eminenz der ehemaligen Ministergärten (Prinz-Albrechtstraße, Wilhelmstraße, Anhalterstraße) bekannt und sensibilisiert, woraufhin 1980 verschiedene Gruppierungen eine Forderung nach einem Denkmal für die Opfer des Faschismus auf diesem Geländestellten. 1982 debattierte das Berliner Abgeordnetenhaus erstmals über dessen künftige Gestaltung und Nutzung.

Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, mit dem innewohnenden Anspruch an „geschichtlicher Tiefe“ mit Nutzungsansprüchen, wie Parkplätzen und Kinderspielplätzen. 1984 wurde ein erster Preis an einen Entwurf vergeben, der einen Kastanienhain vorsah. Der Boden sollte mit gusseisernen Platten versiegelt sein, auf welchen Dokumente des Terrors in allen Sprachen verewigt sind.

Mit dem Argument, dass Berlin zur „Hauptstadt der Reue“ (Jeismann1999:27) gemacht werden soll, lehnte der Bürgermeister Berlins, Eberhard Diepgen den Vorschlag ab.

Bis in die 1980iger Jahre hinein galt das Gedenken an die Toten als ein homogenes.

Ab diesem Zeitpunkt wurde die gemeinsame Opferidentität zugunsten einer Heterogenität der Toten in den Diskursen der deutschen Historiker aufgegeben. Speziell die Rede von dem Bundespräsidenten Richard von Weizäcker 1985 läutete einen Wendepunkt in der Debatte ein. Das Gedenken wurde entmantelt von der Undifferenziertheit und die Kontroverse über dieses Thema selbst denkmalhaft. „Mit der Heterogenität der Toten traten auch die Unterschiede hervor zwischen den Verfolgten und den Motiven, aus denen sie verfolgt und ermordet wurden“ (Jeismann 1999:27) Zwei Anlässe boten die Plattform. Erstens, das Denkmal der Neuen Wache und zweitens, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Die Fernsehjournalistin Lea Rosh begann in dieser Zeit, in Berlin und Bonn für ein Denkmal zu werben, welches den ermordeten Juden Europas gewidmet werden sollte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Holocaust Denkmal Berlin
Untertitel
Ein Sühnemahnmal des Deutschen Volkes?
Hochschule
Universität Wien  (europäische ethnologie volkskunde)
Veranstaltung
Exkursion „Empirische Verfahren“
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V121376
ISBN (eBook)
9783640258079
ISBN (Buch)
9783640259687
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Holocaust, Denkmal, Berlin, Exkursion, Verfahren“
Arbeit zitieren
Andrea Klabach (Autor:in), 2006, Das Holocaust Denkmal Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121376

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