Das Gottesbild im Judentum


Studienarbeit, 2009

22 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffserklärung „Gott“

3 Gottesvorstellungen im Alten Testament (AT)
3.1 Das gewählte Gottesvolk: Gott als Gott Israels
3.2 Gott Israels: der nahe und ferne Gott
3.3 Gott als Schöpfer und Erhalter
3.4 Gott als Partner der Menschen
3.5 Gott und Geschichte
3.6 Gott der Rache

4 Monotheismus

4.1 Die Entstehung des jüdischen Monotheismus

5 Zusammenfassende Gedanken

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In meiner Arbeit gehe ich dem Gottesbild im Judentum nach, skizziere die Gottesvorstellung im Alten Testament (AT), setze mich mit dem Monotheismus, insbesonders mit dem jüdischen Monotheismus, auseinander und erarbeite einige zusammenfassende Gedanken.

Zu den monotheistischen Religionen gehören der Islam, das Christentum, der Hinduismus und der Buddhismus sowie das Judentum. Die Angehörigen des jüdischen Glaubens bezeichnen sich als „Volk Israel“. Die Bezeichnung Juden kommt vom israelitischen Stamm Juda (Gen 49). Das Volk Israel versteht sich als Volk, dass auserwählt wurde und mit ihrem Gott einen Bund geschlossen hat. Die wichtigste Lehre im Judentum ist der Glaube an einem Gott. Dieser ist Herrscher der Welt und Schöpfer dieser. Die hebräische Bibel hat für Gott den Eigennamen mit vier Konsonanten: JHWH. Der Name kommt im AT vor, ausser in den Büchern Prediger, Hoheslied und Ester. Der Gottesname durfte nur vom Hohenpriester ausgesprochen werden am Versöhnungstag. Diese Praxis endete mit der Tempelzerstörung im Jahr 70 n.Chr. Der älteste Beleg, für den Gottesname „Jahwe“ stammt aus Ägypten. In einer Inschrift aus der Zeit Amenophis III. (14. Jhr. v.Chr.) und in einer Liste aus der Zeit von Ramses II. hiess es „das Land der Schasu-Beduinen des Jahus“.[1]

2 Begriffserklärung „Gott“

Das Wort „Gott“ ist im germanischen Raum zu finden.. Die Bezeichnungen sind z.B. im Althochdeutsch „got“, im Englisch „god“, im Schwedisch „Gud“. Die Germanen verehrten als höchste Gottheit „Teiwaz“. Der Name ist urverwendet aus der indogermanischen Form für den „Himmels-Vatergott (deiwoz). Als Gott bezeichnet, wird die im Glauben einer religiösen Person erfahrene Macht, die transzendent und heilig ist. Der Gottesbegriff wird vereinzelt auf einen nichtreligiösen oder auch freidenkerischen Sinn als erster Ursprung, letztes Prinzip oder auf die höchste Stufe der Entwicklung des Lebens oder der Natur ausgeweitet, als das Absolute. Die polytheistische Sichtweise von Göttern begegnen wir in der Mythologie der Antike und des Altertums. Diese Mythen um die Götter der alten Völker wie Ägypter sind Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses. Monotheismus begegnen wird im Kult des Echnaton in der ägyptischen Geschichte, jedoch auch im Judentum, Christentum und im Islam.[2]

Monotheistische Gottesvorstellungen sind der „Theismus“, „Deismus“, „Pantheismus“ und „Theoraktismus“. Der Theismus besagt, dass der Glaube an einem persönlichen Gott vorliegt, der die Welt erschaffen hat und sie lenkt. Der Deismus besagt, dass Gott der Schöpfer der Welt ist. Er hat sie erschaffen, aber seit der Schöpfung nicht mehr ins Geschehnis eingegriffen und sich auch nicht mehr offenbart. Der Pantheismus definiert Gott als den nicht transzendenten Begriff allen universalen Seins und der wirkenden Kraft. Der Theokratismus besagt, dass Gott nicht nur Schöpfer des Universums ist, sondern direkter Herrscher. Oft werden Göttern oder Gott eine Personenhaftigkeit und ein Wille zugeschrieben. Es ist eine Relation „Gott-Mensch“ vorhanden. Götter sind auf Menschen bezogen. Gott ist ansprechbar im Gebet (die personale Beziehung zu Gott). Die zweite Relation ist zwischen Gott und der Welt. Gott nimmt Einfluss auf die Welt als Lenker, Schöpfer und auch als übermächtiger, der gelegentlich ins Geschehnis eingreift. Die Relation „Götter und Gott“ ist in der Antike zu finden, die jedoch auch im Abendland wirksam geworden ist. Die Götter in den antiken Kulturen hatten ihre Persönlichkeiten und unterschieden sich dadurch. Viele biblische Erzählungen von Gott sind in einem von uns empfunden mystischen Raum beheimatet. Menschliches Leben ist abhängig von mächtigen und übermenschlichen Wesen.[3]

3 Gottesvorstellungen im Alten Testament (AT)

Beim Lesen des AT sieht man, dass die Verehrung des einen Gottes Israels bezeugt wird. Beim Propheten Hosea findet man die Forderung der Verehrung des einen Gottes Israels. Zugleich ist zu lesen, dass Kritik geübt wird, dass die Israeliten neben Jahwe noch andere Gottheiten verehrten wie z.B. Baal. Man kann sich die Frage stellen, wie sich der Gottesglaube im alten Israel entwickelt hat – wie kam es zum Monotheismus und warum. Da dienen uns auch eine Reihe archäologischer Zeugnisse, die gefunden wurden wie Texte, Siegel, Statuetten u.a. Sie geben Zeugnis für die religiösen Gegebenheiten in Israel.[4]

Alt sagt in seinem Werk „Der Gott der Väter“, dass die religionsgeschichtliche Entwicklung so zu sehen sei: Die Vätergottreligion wird durch die Offenbarung einer Gottheit an eine bestimmte, individuelle menschliche Person begründet. Mit dem Sesshaftwerden der Nomadengruppen, die sich auf die Väter berufen, werden die Vätergötter sesshaft. Sie verschmelzen mit den El-Numina der kanaanäischen Heiligtümer. Die Religionstypen von Alt sind der kanaanäische Religionstyp mit den lokalen Erscheinungsformen des Gottes El (Gen 31,13); nomadischer Religionstyp: Polytheismus (Gen 31, 53): „Der Gott Abrahams und der Gott Nahors sollen zwischen uns richten.“ sowie der israelitische Religionstyp mit der Singularisierung der Vätergötter zum Vatergott (Jahwe), welcher mit der Sinaioffenbarung verknüpft ist.[5]

Als Grundsatz jüdischer Gotteserkenntnis steht das Bekenntnis zur Einheit Gottes fest: „Höre Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig“ (Deut 6,4). Das Gottesbewusstsein wurde dem Volk auf offenbarungsmässigem Weg übermittelt. Die Bibel stellt Gott dar „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde

(1. Mose, 1,1)“. Die Welt ist zum Guten berufen.[6] Die menschliche Gesellschaft wurde zweigeteilt: in Israel als Volk Gottes und die übrigen Völker als Götzendiener. Der Abfall zum Fremdkult wird als treulos erfahren, wie im Sinne eines Ehebruchs und als todeswürdiges Verbrechen geahndet. Fremdkult ist auch rituelle Unreinheit.[7]

Ein Überlegenheitsbewusstsein bildete sich heraus. Die Verehrung des Gottes Jahwe wird im Ex 6 mit der Mosezeit verbunden. Da stehen das Ereignis der Rettung aus Ägypten und die Offenbarung am Sinai im Vordergrund. Jahwe ist ein Gott, der sich nicht auf den familiären Bereich konzentriert, sondern auf die Gruppe, die beim Exodus aus Ägypten errettet wird. Er ist der Gott Israels. Die zentrale Aussage ist die Beziehung Jahwe und Israel. Der Jahwegedanke ist gekennzeichnet durch eine gewisse Exklusivität: die ausschliessliche Verehrung Jahwe. Jahwe wird in Notsituationen um Hilfe aufgerufen.

Jahwe wird verschiedenartig charakterisiert. In 2. Moses 15,3 wird er zornig dargestellt. Jahwe ist ein Kriegsmann. In 5. Moses 4,24 wird er eifersüchtig dargestellt: „Denn Jahwe, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein Gott, der ausschliesslich Ergebenheit fordert.“ In Psalm 94,1 ist das Rachgelüste zu finden: „Oh Gott der Rachetaten, Jahwe, oh Gott der Rachtaten strahle hervor.“

In 5. Moses, 10,17 lesen wir: „Denn Jahwe, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der grosse, starke und Furcht einflössende Gott, der niemand parteiisch behandelt noch eine Bestechung annimmt.“ Weitere Absonderungen von den anderen Völkern sind der Sabbat, die den Juden eine Zeitstruktur geben. Das Gleiche gilt für die verschiedenen Reinheitsgebote. Es sind viele Abwehrmechanismen entstanden.[8]

Die Frage, wann in Israel die Unterscheidung stattfand zwischen Gott, den die Juden allein verehren sollen und den anderen Göttern, ist umstritten. Einige führen es auf eine „Jahwe-allein-Bewegung“ zurück, die bei Hosea im 8. Jh. greifbar wird.[9] Wiederum deklarieren andere alle Forderungen der alleinigen Verehrung Jahwes zu exilischen und nachexilischen Zeiten. Die Datierung des Alleinverehrungsanspruches ist im Exil zu suchen.[10]

Als Gott des Exodus ist Jahwe Symbol einer egalitären Gesellschaft, die antiägyptisch und antikanaanäisch konzipiert ist. Die anderen Gottheiten des Vorderen Orients wurden in Beziehung zu einem Land oder einer Stadt gebracht. Jahwe dagegen zu einer Menschengruppe. Die Gründermythen Israels, die Exoduserzählung und die Erzelterngeschichte beschreiben Jahwe als einen führenden Gott. Das Gebot, dass man nur Jahwe verehren soll, weist auch auf eine Eifersucht hin (Ex 21,3-6; Ex 34,14; Dtn 5,9). Auch ist das Bilderverbot von Jahwe eine Einzigartigkeit in der damaligen Götterwelt. Jahwe kann nicht gesehen werden. Würde man ihn sehen, dann wäre man tot (Ausnahmen sind Ez 1-2; Jes 6). Praktiken der Götterverehrung wie Totenbeschwörung (Dtn 18,10-12; Jer 19,13: Menschenopfer) sind mit der Verehrung Jahwe unvereinbar. Die Verehrung fremder Götter wird im Judentum des AT verurteilt. In den Prophetenbüchern ist die Verachtung der Verehrung fremder Götter erfahrbar. In Ri 10,6f wird zum Beispiel aufgeführt, dass Israel gerügt wird, dass sie Baalen und Astarten und andere Götter der Nachbarvölker gedient und den Zorn Jahwes damit entfacht hat. Die Herstellung von Götzenbildern führt zu göttlichem Zorn (1 Kön 16,30-33) und Fluch (Dtn 27,15). In anderen Texten ist die Verehrung anderer Götter strafbar. Israel im Exil verdammt die „Werke von der Hand des Menschen“, statt der Verehrung des lebendigen Gottes (Dtn 4,28; Dtn 28,36) zum Beispiel mit Worten wie „Holz und Stein“, die „weder sehen noch hören noch essen noch riechen.“

Im AT wird Jahwe auch als Gesetzgeber betrachtet. Sie haben nicht die Funktion, die Freiheit einzuschränken. Sie sind Ausdruck von Gottesweisheit, seinem Volk als Leitplanke zu dienen. Wir finden dies in der Präambel des Dekalogs: Israels fundamentale Lebensordnungen sind von Jahwe auferlegt und nicht von irgendeiner Gottheit.

Die tief verwurzelte Auffassung in der Volksfrömmigkeit von Gott als einer erhabenen, aber doch menschartigen Erscheinung wurde bestärkt durch die biblischen Visionsberichte wie Jes 6 und Ez 1-3, in denen Gott als menschengestaltiger, thronender König beschrieben wird. Gen 1,26f wirkte nach, wo die Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit, die wörtlich genommen eine Menschgestaltigkeit Gottes voraussetzt. Zwischen dem 11. und frühen 14. Jh. kam es im Judentum zu Streitigkeiten, weil die philosophischen Theologen die Unkörperlichkeit und Unvergleichbarkeit Gottes zum Dogma erhoben, während die Traditionalisten auf volkstümlicher Basis die Unverzichtbarkeit der Vorstellung der Menschengestaltigkeit Gottes verfochten. Der Philosoph Maimonides hat Gott aus jüdischer Sicht wie folgt dargestellt: Gott ist der einzigartige Schöpfer, unsichtbar, körperlos, ewig und einzigartig. Es wird angenommen, dass es eine Beziehung Gottes zur Menschheit gibt, sei es die Massenerfahrung am Sinai (Exodus 19,6 ff) oder die leise Stimme, die der einsame und verzweifelte Elija vernahm (1. Könige 19,9 ff) oder die Begegnung Ijobs mit Gott im Sturm, als er verzweifelt nach einem Sinn seines Leidens und seiner Verzweiflung suchte (Ijob 38,1). Gott ist also nicht nur Gott der grossen Entwürfe, der erschafft und Recht setzt, sondern auch der Gott eines jeden Individuums, mit dem jeder in eine persönliche Beziehung stehen kann.[11]

[...]


[1] Rösel, Adonja – warum Gott „Herr“ genannt, S. 5 - 8

[2] Schröder, Die Religion der Arier, Band 1, S. 568 f

[3] Stolz, Grundzüge der Religionswissenschaften, S. 14, 15 f

[4] Keel, Göttinnen, Götter und Gottessymbole, QB 134, S. 237 - 282

[5] Alt, Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israels, Gott der Väter, S. 1 - 67

[6] Klinger, Gott im Spiegel der Weltreligionen, S. 61

[7] Klinger, Gott im Spiegel der Weltreligionen, S. 61

[8] Stolz, Grundzüge der Religionswissenschaft, S. 208

[9] Stiegler, Der Monotheismus als theologisches und politisches Problem, S. 15 - 18

[10] Pakkala, Intolerant Monolatry in the Deuteronomistic History (Publications of the Finnish Exegetical Societey)

[11] Klinger, Gott im Spiegel der Weltreligionen, S. 66 f

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Details

Titel
Das Gottesbild im Judentum
Hochschule
Universität Basel  (Theologische Fakultät - BSTR)
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V121136
ISBN (eBook)
9783640251445
ISBN (Buch)
9783640251469
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Judentum, Altes Testament, Geschichte, Israel, Gott, Gottesvorstellungen, Kulturen, Jahwe
Arbeit zitieren
Franz Ludin (Autor:in), 2009, Das Gottesbild im Judentum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121136

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