Bewegungslernen als Dialog von Mensch und Welt


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Die Gestaltkreistheorie
2.2 Das „dialogische Bewegungskonzept“
2.2.1 Physikalische und menschliche Bewegung
2.2.2 Intentionalität
2.2.3 Leiblichkeit einer Bewegung
2.2.4 Arten der intentionalen Gerichtetheit

3 Didaktische Perspektive

4 Beispiel

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im alltäglichen Leben ist der Mensch ständig in Bewegung. Obgleich wir uns immer bewegen, machen wir uns den tiefgreifenderen Sinn einer Bewegung nicht bewusst. In der Vergangenheit haben sich verschiedene Wissenschaftler mit diesem Sachverhalt beschäftigt. Auf zwei solcher Ansätze möchte ich in der folgenden Arbeit eingehen. So soll es in einem ersten Teil um die so genannte „Gestaltkreistheorie“ des Arztes Viktor von Weizsäcker gehen, einer Darstellung des Zusammenhangs zwischen Wahrnehmung und Bewegung. Den zweiten theoretischen Hintergrund wird das „dialogische Bewegungskonzept“ darstellen, mit dem der Bewegungsforscher Gordijn die Idee der Bewegung als Dialog zwischen Mensch und Welt weiterentwickelte. Beide Theorien sind noch heute maßgebend für pädagogisches Handeln im Sportunterricht. Deshalb wird es, vor dem Hintergrund dessen, in einem letzten Kapitel um die didaktischen Perspektiven für Bewegung und Bewegungslernen in der Schule gehen, welche an einem Beispiel erläutert werden sollen.

2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Die Gestaltkreistheorie

Um die Beziehung zwischen Wahrnehmung und Bewegung besser darstellen zu können, formulierte der Mediziner Victor von Weizsäcker den Gestaltkreis, siehe Abbildung unten. Dargestellt wird hier, dass ein Organismus durch Bewegung seine Umwelt wahrnimmt und umgekehrt durch Wahrnehmung Bewegung bedingt wird. Wahrnehmen und Bewegen erscheinen so als Teilprozesse, die sich wechselseitig bedingen. Für Weizsäcker ist deshalb das Mensch-Welt-Verhältnis eine „dialektische Einheit“ beziehungsweise eine untrennbare Einheit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein Beispiel für das gegenseitige Bedingungsverhältnis von Bewegung und Wahrnehmung stellt der Schaukelraum von Lee und Aronson dar. Steht eine Person in einem Raum, der nach vorne bewegt wird, wird durch die Bewegung des Raumes dasselbe optische Fließen erzeugt, als wenn sich die Person nach hinten lehnt. Um dies wieder auszugleichen, lehnt sich die Person nach vorne und wird das Gleichgewicht verlieren, eventuell sogar stürzen. Wahrnehmung bedingt also Bewegung.

Dass Bewegung umgekehrt auch Wahrnehmung bedingt, konnte Weizsäcker in seinem „Rollstuhl-Experiment“ zeigen. Hier wurden zwei im Rollstuhl sitzenden Personen Prismenbrillen aufgesetzt, wobei nur eine Person bewegt wurde. Die sich nicht in Bewegung befindende Versuchsperson konnte sich erst nach langer Zeit an die Sicht durch die Prismenbrille gewöhnen, während die bewegte Person mit der neuen Situation viel schneller umgehen konnte und die Prismenbrille keine Wahrnehmungsbehinderung mehr darstellte.

Der Sportpädagoge Hans-Georg Scherer drückte den eben dargestellten Zusammenhang in folgenden Worten aus:

„Wahrnehmen und Bewegen sind auf diese Weise verzahnt und bestimmen sich gegenseitig, indem die Situationswahrnehmung durch eben die Aktion gesteuert wird, deren Vorbereitung und Vollzug sie veranlasst. Wahrnehmung und Bewegung führen einander.“ (Scherer, 2001, S.13.)

2.2 Das „dialogische Bewegungskonzept“

Anknüpfend an die Erkenntnisse der Gestaltkreistheorie um den wechselseitigen Bezug zwischen Bewegung und Wahrnehmung als Dialog von Mensch und Welt entwickelte Gordjin das so genannte „dialogische Bewegungkonzept“.

2.2.1 Physikalische und menschliche Bewegung

Grundlage des Konzeptes ist die Unterscheidung zwischen der physikalischen Betrachtungsweise von Bewegung, die lediglich die Ortsveränderung eines Körpers in Raum und Zeit beleuchtet, und einer, die das menschliche Sich- Bewegen in den Vordergrund rückt. Nach letzterer ist menschliches Bewegen nur unter Bezugnahme auf einen Aktor, eine Situation und eine Bedeutung begreifbar. Der Aktor als Subjekt der Bewegung bewegt sich immer in einer konkreten Situation die durch eine bestimmte Bedeutung geleitet wird. In dieser Theorie orientiert sich Gordijn also an dem „sich bewegenden Kind“ und nicht an der „Bewegung des Kindes“.[1] In diesem Zusammenhang ist bei Gordijn die Rede vom „persönlich- situativen Sich- Bewegen“. Mit dieser Umschreibung menschlichen Bewegens möchte er den Mensch- Welt- Bezug betonen und damit den Sachverhalt, dass menschliches Bewegen nie isoliert betrachtet werden darf.[2] Seiner Meinung nach haben wir es metaphorisch betrachtet mit einem Dialog zwischen Mensch und Welt zu tun, indem eine Person sich bewegt und sich dabei mit der Welt auseinandersetzt.

[...]


[1] Vgl. Trebels, 1992, S.22

[2] Vgl. ebd., S. 22

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Bewegungslernen als Dialog von Mensch und Welt
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V121093
ISBN (eBook)
9783640254767
ISBN (Buch)
9783640254910
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Steffen Weber (Autor:in), 2006, Bewegungslernen als Dialog von Mensch und Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121093

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