Das Konzept der "Bewegten Schule"


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Konzept der Bewegten Schule
2.1 Rahmenmerkmale
2.2 Inhaltliche Merkmale
2.2.1 Unterrichtsinterne Merkmale
2.2.2 Unterrichtsexterne Merkmale

3 Notwendigkeit der Bewegten Schule
3.1 Entwicklungs- und lerntheoretische Begründung
3.2 Gesundheitliche Begründung
3.3 Schulprogrammatische Begründung

4 Bewegte Schule in der Praxis – Die Liobaschule
4.1 Die Liobaschule
4.2 Umsetzung und Erkenntnisse
4.2.1 Das mobile Klassenzimmer
4.2.2 Körper- und Haltungsthemen
4.2.3 Bewegter Fachunterricht – Bewegtes Lernen
4.3 Bewertung des Schulversuchs

5 Resümee

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„In unserem Allgemeinverständnis ist Schule mehr ein ‚Sitz- und Gesprächsraum’ denn ein Bewegungsraum“ (Hildebrandt-Stramann, 1999, S.5). Nach diesem Verständnis ist auch der aktuelle Lehrplan aufgebaut. Jedes Fach hat seinen entsprechenden Fachunterricht und bewegen können die Kinder sich im Sportunterricht sowie in den Pausen.

Verschiedene Forscher haben diverse Konzepte entwickelt, um den Alltag für Kinder und Jugendliche bewegter zu gestalten. Es wird vermutet, dass Kinder in einer bewegungsfreundlichen, abwechslungsreichen Umgebung leistungsfähiger sind und die Schule durch einige Veränderungen zum angenehmeren Lebensraum für Kinder und Lehrerschaft werden kann. Es wird dafür plädiert, den 45 Minuten Rhythmus und somit auch die fest definierten Bewegungszeiten abzuschaffen und den Schulalltag unter bewegungswissenschaftlichen Hintergrund zu reformieren.

Der Grundgedanke ist zwar bei allen Forschern der gleiche, dennoch vertreten sie je nach Akzentuierung andere Konzepte. Im Folgenden wird versucht, aus den unterschiedlichen Arbeiten ein Grundgerüst für ein kompaktes Konzept der Bewegten Schule zu erstellen.

Danach werden einige Argumente dargestellt, warum man eine Bewegte Schule dringend realisieren sollte. Hierbei ist zu erwähnen, dass auf die medizinische Begründung nicht explizit eingegangen wird, der Grundtenor ist durch die gesundheitliche Begründung aber zu erkennen.

Zum Schluss wird eine Versuchsschule genauer betrachtet und diskutiert, inwiefern sich vermutete positive Entwicklungen einstellen und wo Probleme bei der Umsetzung entstehen könnten.

2 Konzept der Bewegten Schule

2.1 Rahmenmerkmale

Um in einer Schule ein Konzept der Bewegten Schule installieren zu können, bedarf es einiger Rahmenbedingungen. Das Konzept muss in allen Bereichen eine gemeinsame pädagogische Grundlage haben und sollte in das Schulprogramm aufgenommen werden. Es sorgt für ausreichend Bewegung an der jeweiligen Schule.

„Die Möglichkeit dazu bieten sich in Klassenraumnutzung als Bewegungsraum, in initiierten Bewegungspausen im Unterricht, …, in themenbezogenen Bewegungsangeboten im Unterricht, im Sport- und Bewegungsunterricht, in den Pausen und in außerschulischen Angeboten“ (Laging, 2000 a, S.24).

Das Profil einer Bewegten Schule beinhaltet ein komplexes Konzept mit Bewegungs-/ Sportunterricht, außerschulischen Bewegungsangeboten und Bewegungsanteilen im Klassenunterricht sowie im allgemeinen schulischen Leben. Nur bei Umsetzung von allen Teilen kann man von einer Bewegten Schule sprechen (vgl. Laging, 2000 a, S.10ff). Sie kann auch nur zu einer gesteigerten Lernwirksamkeit führen, wenn die komplette Lehrerschaft an einem Strang zieht. Alle Lehrkräfte müssen sensibilisiert werden, die Schulleitung sollte das Programm unterstützen und sowohl die Eltern, als auch die Schülerinnen und Schüler selbst müssen über die Wichtigkeit der Bewegung in der Entwicklung eines Menschen aufgeklärt werden (vgl. Laging, 2000 b, S.152f). Die Eltern können dazu beitragen, ihre Kinder in Bewegung zu halten, beispielsweise schon alleine durch die Anschaffung eines Sitzballes oder anderer dynamischer Sitzgelegenheiten. Auch die Lehrerinnen und Lehrer sollten durch ein bewegtes Verhalten ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Sie dürfen sich nicht ausschließlich auf den Lernstoff ihres Faches konzentrieren, sondern sollten auch die allgemeine Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler fördern (vgl. Illi; Zahner, 1999, S.23ff).

Die Bewegte Schule benötigt einen bestimmten infrastrukturellen Rahmen, um im alltäglichen Schulleben praktiziert werden zu können. Der Schulhof sollte möglichst mit Hilfe von Naturmaterialien neu konstruiert werden. Mehr Grünflächen, weniger Asphalt heißt dabei die Devise. Die Schülerinnen und Schüler benötigen die Möglichkeit für die aktive Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten, aber auch für einen Rückzug zur Ruhe in Entspannungsflächen oder zum Spielen wie Schach, Mühle und ähnlichem. Auf dem Schulhof müssen Bewegungsmöglichkeiten in Form von diversen Spielgeräten, mit denen der Körper wahrgenommen werden kann, geschaffen werden. Dies können Schaukeln, Gleichgewichtsspiele oder Spielkisten mit Gegenständen zum Jonglieren und anderen bewegungsanregenden Geräten sein (vgl. Laging, 2000 b, S.144f).

Die Gestaltung von Bewegungsräumen im Schulgebäude soll den Schülerinnen und Schülern im jeweiligen Entwicklungsstadium Freiräume für selbstständiges Handeln geben. Aufgrund der Architektur der aktuellen Schulen ist es oft schwierig, für die Kinder großzügige Bewegungsräume zu gestalten. Die Flure sind oft zu eng und freie Räume gibt es selten. Ein erster Schritt wäre zum Beispiel die Einrichtung eines Fitnessstudios im Keller oder beweglicher Tischtennisplatten für die Pausenhalle oder das Klassenzimmer. Eine horizontale Kletterwand im Flur wäre auch eine Möglichkeit einen Bewegungsraum zu schaffen (vgl. Laging, 2000 b, S.145ff).

Wohnliche Klassenräume, in denen es Spielecken mit Spielen oder eine Sprossenwand für Entspannungsübungen gibt, sind ein Ziel der Konzeption. Wird der Unterricht nach Möglichkeit ins Freie verlegt, können sich die Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeit bewegen. Dazu bedarf es allerdings entsprechende Begebenheiten außerhalb des Schulgebäudes. (vgl. Laging, 2000 b, S.147ff)

An Arbeitsplätzen wird heute häufig Ergonomie gefordert und spezielle Stühle und andere Sitzgegenstände entwickelt, in der Schule wird jedoch nicht auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingegangen. Dort gibt es meist noch die unbeweglichen Möbel und es wird eine einseitige, gerade Haltung gefordert, obwohl das „aktive - dynamische Sitzen auf einem Stuhl … ein Mittel zu gesteigerter Leistungsfähigkeit ist“(Illi; Zahner, 1999, S.33). Die unbeweglichen Möbel im Klassenzimmer müssen ersetzt werden. Das „ausbalancieren des Körperschwerpunktes auf einer Unterfläche … ist das Ziel neuer dynamischer Arbeitsmöbel“ (Laging, 2000 b, S.147f). Deshalb ist die Anschaffung von Stehtischen, verstellbarem Mobiliar, körpergerechten Sitz- und Schreibhilfen und Sitzflächen usw. nötig. Mit diesen Neuerungen lässt sich der Unterricht flexibler gestalten und sie fördern das dynamische Sitzen (vgl. Laging, 2000 b, S.147ff).

2.2 Inhaltliche Merkmale

2.2.1 Unterrichtsinterne Merkmale

Aktuell unterrichtet der jeweilige Fachlehrer meistens starr seinen Lernstoff in der dafür vorgesehenen Stunde. Diese strikte Unterteilung muss gelockert werden, um ein bewegungsreiches Lernen zu ermöglichen. So kann man zum Beispiel ästhetische Bewegungsausdrücke in den Unterricht der Fächer Musik, Kunst, Sport und Deutsch integrieren oder sich in den Fächern Biologie und Physik bewegungsbezogene Welterfahrungen aneignen. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Bewegungsaktivität aus eigenem Antrieb und im vorher abgesteckten Rahmen frei entfalten können (vgl. Laging; Klupsch-Sahlmann, 2001, S.4ff; Illi; Zahner, 1999, S.24).

Die Lernsituationen sollten häufig mit Bewegungshandlungen verknüpft werden. Es gibt viele Möglichkeiten den Unterricht im Klassenraum bewegungsfreundlicher zu gestalten. Diese Umstrukturierung des täglichen Unterrichts beginnt bei simplen Dingen. So begibt sich die Lehrperson bei Fragen der Schülerschaft zur Klärung nicht mehr an den Platz der Schülerin oder des Schülers, sondern die entsprechende Person kommt an den Lehrpult, um den Sachverhalt zu klären. Auch die Arbeitsmaterialien müssen nicht unbedingt zu Beginn einer Stunde verteilt werden. Sie können an einem bestimmten Platz im Klassenzimmer deponiert werden und von den Schülerinnen und Schüler selbst besorgt werden (vgl. Laging, 2000 b, S.154).

Beim Lernen sollten „möglichst alle Dimensionen des Menschseins einbezogen werden“(Illi; Zahner, 1999, S.27), es sollten also alle Sinne aktiv am Lernprozess beteiligt sein, um ein ganzheitliches Lernen zu ermöglichen. Die Kinder könnten beispielsweise die Buchstaben, die sie neu erlernen, auf dem Schulhof ablaufen, um sich die Form besser einzuprägen. Viele Dinge sind für Heranwachsende besser begreifbar, wenn sie die Möglichkeit erhalten, alle Sinne zur Auseinandersetzung mit dem Lernstoff zu benutzen (vgl. Illi; Zahner, 1999, S.27f; Laging, 2000 a, S.9).

Die Lehrerinnen und Lehrer werden aufgefordert, zu einem aktiv-dynamischen Sitzverhalten anzuregen. Während einer Bewegungspause im Unterricht können die Stühle als Geräte für kleine Übungen genutzt werden, um die verloren gegangene Konzentration wieder zu festigen. Kleine Unterrichtspausen, die mit Entspannungsübungen oder Streching gefüllt werden, sind sehr wichtig, denn das lernende Gehirn benötigt ausreichende Pausen und Abwechslung. Bisher finden Pausen nur zu ganz bestimmten Zeiten statt, oftmals nur zum Raum- oder Fachwechsel. Gerade während eines Frontalunterrichts benötigen Schülerinnen und Schüler in der Entwicklungsphase nach spätestens 20 Minuten eine bewegte Pause, da die Aufnahmefähigkeit nachlässt. Auf solch einer Erholungspause sollte keine ähnlich intensive Informationsaufnahme direkt folgen. Nach intensivem Lernen muss eine Pause folgen. Die Pause ist nicht nur Erholung, sondern „Teil des Lernprozesses“(vgl. Illi; Zahner, 1999, S.36; Laging, 2000 b, S.150ff).

Entlastungsbewegungen und Entspannungspausen in Form von Jonglieren, Massieren oder Geschicklichkeitsspielen jeglicher Art helfen Denkblockaden zu lösen und das Selbstwertgefühl durch „positiv wahrgenommene Bewegungsreize“ zu steigern (vgl. Illi; Zahner, 1999, S.34).

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich während des Lernens frei im Klassenraum bewegen, aber immer Rücksicht auf ihren Mitlernenden nehmen. „Bewegungsfreiheit beim Lernen ist daher Mittel und zugleich Ziel einer bewegten Schulkultur“(Laging, 2000 b, S.153).

Die Integration einer verantwortungsvollen Haltungs- und Bewegungserziehung in den Lehrplan ist von großer Bedeutung, denn so ist ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper möglich (vgl. Illi; Zahner, 1999, S.31f).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Konzept der "Bewegten Schule"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V121088
ISBN (eBook)
9783640254743
ISBN (Buch)
9783640254897
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Steffen Weber (Autor:in), 2007, Das Konzept der "Bewegten Schule", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121088

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