Der Zusammenhang des Sonnen- und Höhlengleichnisses in der Politeia


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Inhalt der Politeia und die „Idee des Guten“

3. Die Einordnung der Gleichnisse in das Gesamtwerk
3.1 Beschreibung des Höhlen- und Sonnengleichnisses
3.2 Der inhaltliche Zusammenhang der Gleichnisse und ihre Einordnung in die Politeia
3.3 Mögliche Begründungen, warum Platon Gleichnisse statt Definitionen gewählt hat

4. Fazit

5. Bibliographie
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Gegenstand der folgenden Hausarbeit ist die Fragestellung, wie das Sonnen- und das Höhlengleichnis Platons in sein Werk der „Politeia“ einzuordnen sind.

Dazu soll zuerst der Inhalt des Gesamtwerkes kurz dargestellt werden, um einen Überblick zu geben. Anschließend werden beide oben genannten Gleichnisse beschrieben. In der darauf folgenden Einordnung dieser in das Thema der Politeia sollen sie in dem Zusammenhang auch interpretiert und miteinander verglichen werden. Neben den eigenen Aussagen Platons sind dabei auch Forschungen anderer Autoren hilfreich. Insbesondere Oswald Utermöhlen hat sich bereits mit der Bedeutung der Ideenlehre für das Gesamtwerk der Politeia beschäftigt und diesbezüglich mehrere Vergleiche zwischen den Gleichnissen angestellt.

Zum Schluss werden einige Gedanken dargelegt, warum Platon für seine Argumentation Gleichnisse gewählt hat, anstatt kurze und eindeutige Definitionen zu geben. Dazu werden Analysen erarbeitet, wie Gleichnisse und die bildliche Sprache auf Leser oder Zuhörer wirken. Erkenntnisse des Autoren Bernhard H. F. Taureck, der sich speziell mit Metaphern und Gleichnissen in der Philosophie beschäftigte, können bei der Beantwortung dieser Frage besonders helfen.

2. Der Inhalt der Politeia und die „Idee des Guten“

Die Politeia ist eines der bedeutendsten Werke der Staatsphilosophie und der Philosophie insgesamt. Sie ist unterteilt in zehn Bücher, in denen Platon seine Gedanken in Dialogform seinen früheren Lehrer Sokrates aussprechen lässt.

Er ist auf der Suche nach dem idealen Staat mit seinem idealen Herrscher. Um eine gute Staatsordnung zu finden, stellt er sich die Frage, wie Gerechtigkeit zu definieren ist, wie wir mit ihr umgehen sollen und wer dementsprechend gerecht ist.

Ausgehend davon entwirft Platon in den Büchern 2 bis 5 das Konstrukt eines Idealstaates, in dem er die gesuchte Gerechtigkeit definieren kann[1]. Er erklärt, dass jeder Staatsbürger „das Seinige“ tun[2], das heißt eine Aufgabe im Staat übernehmen soll, die ihm am meisten liegt. Die Bauern kümmern sich also zum Beispiel um den Nährstand, die Krieger um die Verteidigung des Staates und die Philosophen herrschen über den Staat[3]. Das Buch 5 beginnt zunächst mit der Frage nach der Stellung der Frauen und Kinder in der Gemeinschaft. Platon appelliert, dass es innerhalb seines ideellen Staates keinen Privatbesitz gibt und Männer und Frauen gleichgestellt sind. So können auch Frauen im Staat das erreichen und das tun, was ihnen am meisten liegt: Die Tapferen werden Krieger, die Weisen Philosophen und die Übrigen Bauern. Später versucht Platon das Gerechte auch in der menschlichen Seele, also in jedem Einzelmenschen, wieder zu finden und zu überprüfen, ob die Gerechtigkeit des Staates auch dort besteht. Er spricht sich folglich dafür aus, dass der Staat aus fairen Mitgliedern besteht. Besonders die Inhaber des höchsten Amtes – nämlich die Wächter – sollen eine besonders hohe Ausbildung haben[4]. Dabei geht Platon auf die Erkenntnistheorie (Bücher 6 und 7) ein und erläutert seine Ideenlehre, denn mit dieser erwähnten Ausbildung kann man die „Ideenwelt“, erblicken[5]. Platon hat sich hierbei Gedanken darüber gemacht, warum der Mensch alle Dinge der Natur als solche erkennen kann, obwohl sie alle nur ähnlich aussehen, aber nicht gleich sind. Ein Pferd zum Beispiel identifizieren wir, weil es vier Hufe hat, einen langen Hals, Mähne und einen Schweif. Wenn wir aber ein Pferd sehen, das ein Bein verloren hat, können wir trotzdem sehen, dass es sich um ein solches handelt. Wir erkennen dies mit unserer Vernunft. Man kann sich darüber streiten, ob ein Stein rund ist oder nicht. Wir wissen aber, dass ein Kreis 360 Grad hat und können uns die Vorstellung einer fehlerfrei runden Kugel machen, ohne dass ein solcher eckenfreier runder Gegenstand in der Natur vorkommt.

Als Erklärung hierfür nennt Platon eine Zweiteilung der Welt: Es gibt einmal die Sinnenwelt, in der wir leben und alles Existierende durch unsere Sinne wahrnehmen. Doch nichts ist hier vollkommen und alles ist vergänglich. Die andere ist die Ideenwelt, die Ideen sind die „Formen“ der von uns wahrnehmbaren Dinge. Alles was wir sehen, sind nur Abbilder des Wahren und Schönen in der Ideenwelt. Platon glaubt, dass unsere Seele bereits vor unserer Geburt (a priori) existiert hat und zwar in der Ideenwelt. Leider habe die Seele alle Ideen in dem Augenblick vergessen, in dem sie sich in unseren Körper bei unserer Geburt einnistet. Erst wenn wir alle Nachbildungen der Ideen in der Sinnenwelt wieder sehen, erinnern wir uns nur schwach zurück. Wenn wir versuchen diese Dinge mit der Seele anzuschauen, bedienen wir uns dabei der Vernunft, die laut Platon dieser innewohnt[6].

Die wichtigste Idee von allen, besonders im Hinblick auf die Suche Platons nach der Gerechtigkeit der Menschen, ist die Idee des Guten. Sie ist absolut notwendig, um das Wissen über das Gesuchte vollkommen entfalten zu können[7]. Denn wer tugendhaft handeln will, muss nach dem Guten an sich in der Ideenwelt streben, weil „gerechte Handlungen usw. erst durch die Teilnahme an [der Idee des Guten] heilsam und nützlich werden“[8]. Jeder muss also das Gute an sich eingesehen haben, um nachvollziehbar und fair zu handeln[9]. Ebenso ist die Idee des Guten nötig, um die Gerechtigkeit definieren zu können, denn was gerecht ist, ist auch gut und umgekehrt. Es würde uns nichts nützen, wenn „wir die ganze Welt [besäßen], ohne daß das Gute dabei ist“[10]. Wir wüssten so nämlich nichts Vernünftiges mit ihr anzufangen. Ohne die Idee des Guten haben die anderen Ideen gar keinen Nutzen: Sie verleiht der Gerechtigkeit ihre hohe Bedeutung[11]. Um die Erkenntnis in Form des Guten und den Weg von der Sinnenwelt zu höherem Wissen durch das Erblicken der Ideenwelt zu erläutern, erzählt Platon das Sonnen-, Linien und Höhlengleichnis. Platon sagt, dass nur die Philosophen als die „wahrhaft wissenschaftliche[n] Forscher“[12] den Weg in diese beschriebene Ideenwelt schaffen, denn sie seien von Geburt an darauf angelegt, das Wahre zu erkennen und nicht nur alles Existierende subjektiv zu betrachten. Der Philosoph ist auch nicht so bequem, sich nur dem zuzuwenden, was zuerst durch seine fünf Sinne auf ihn einwirkt, sondern er hält an dem fest, was er mit seiner Seele als wahr betrachten durfte[13].

In den letzten drei Büchern der Politeia geht Platon noch auf die Ungerechtigkeit im Staat ein, um zu zeigen, dass diese nicht erstrebenswert ist.

[...]


[1] Vgl. Utermöhlen, Oswald: Die Bedeutung der Ideenlehre für die platonische Politeia. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1967, S. 12

[2] Vgl. ebd., S. 17

[3] Platon ist es wichtig, dass die, die über den Staat herrschen, vollste Erkenntnis über alles Wahre und über alle „Dinge an sich“ haben. Die anderen sind seiner Meinung nach „blind“. Er sagt, dass die Staatsmitglieder sich darum kümmern sollen, „worin sie ihren Vorzug haben“. (Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 256 f.) Platon geht weiterhin davon aus, dass es widerspruchsfrei sinnvoll ist, „so von Geburt aus begabten Männern […] unseren Staat [anzuvertrauen]“. (Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 261) Er verkündet, dass man „zu den tüchtigsten Staatshütern […] nur die echten Jünger der Wissenschaft (die Philosophen) bestellen“ darf (Ebd., S. 291 f.).

[4] Vgl. Utermöhlen, Oswald: Die Bedeutung der Ideenlehre für die platonische Politeia. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1967, S. 23

[5] Vgl. Schubert, Andreas: Platon: >Der Staat<. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh 1995, S. 67

[6] Vgl. Gaarder Jostein: Sofies Welt. Roman über die Geschichte der Philosophie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG 1999, S. 105-109.

[7] Vgl. Utermöhlen, Oswald: Die Bedeutung der Ideenlehre für die platonische Politeia. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1967, S. 19.

[8] Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 295.

[9] Vgl. ebd., S. 314.

[10] Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 295.

[11] Vgl. Szlezák, Thomas A.: Die Idee des Guten in Platons Politea. Beobachtungen zu den mittleren Büchern. Sankt Augustin: Academia Verlag1 2003, S. 44 und S. 46.

[12] Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 267.

[13] Vgl. Platon: Der Staat. Überarbeitete Fassung der von Erich Loewenthal besorgten Ausgabe. Paderborn: Voltmedia GmbH, S. 267.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang des Sonnen- und Höhlengleichnisses in der Politeia
Hochschule
Universität Paderborn  (Institut für Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Wie sollen wir leben? Grundpositionen europäischer Ethik von Platon bis Kant
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V121010
ISBN (eBook)
9783640254408
ISBN (Buch)
9783640254576
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zusammenhang, Sonnen-, Höhlengleichnisses, Politeia, Grundpositionen, Ethik, Platon, Kant
Arbeit zitieren
Anne Schneider (Autor:in), 2008, Der Zusammenhang des Sonnen- und Höhlengleichnisses in der Politeia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121010

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