Ein Roman über die europäische Unruhe

Gegenwartsdiagnostische Perspektiven in Henning Mankells Roman "Vor dem Frost"


Bachelorarbeit, 2008

63 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 SOZIOLOGISCHE GEGENWARTSDIAGNOSEN

3 THEORETISCHE UND METHODISCHE GRUNDLAGEN
3.1 POETISCHE TEXTE ALS GRUNDLAGE SOZIOLOGISCHER ANALYSEN
3.2 METHODISCHE GRUNDLAGEN

4 EINFÜHRUNG IN DEN ROMAN „VOR DEM FROST“ VON HENNING MANKELL
4.1 DER AUTOR
4.2 DER ROMAN

5 SOZIOLOGISCHE ANALYSE DES ROMANS „VOR DEM FROST“ UNTER GEGENWARTSDIAGNOSTISCHEN GESICHTSPUNKTEN
5.1 DIE GESELLSCHAFT DES ROMANS
5.2 „ VOR DEM FROST“: EIN ROMAN ÜBER DIE EUROPÄISCHE UNRUHE
5.2.1 Die Europäische Unruhe: Auf ein Wort mit dem Autor Henning Mankell
5.2.2 Rechtstaatlichkeit, Religion und Familie: Drei zentrale Dimensionen der europäischen Unruhe
5.3 FOLGEN FÜR DAS INDIVIDUUM: EINE FRAGE DER IDENTITÄT
5.3.1 Begriffsbestimmung und Problemlage
5.3.2 Erik Westin: Die große Suche nach dem Sinn des Lebens
5.3.3 Linda Wallander: Suche nach den Leitlinien des Lebens

6 SCHLUSSWORT

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit sucht bewusst den Anschluss an den von Thomas Kron und Uwe Schimank im Anschluss an eine Autorentagung in Hagen herausgegebenen Sammelband „Die Gesellschaft der Literatur“ (Kron; Schimank 2004). Hierbei geht es zuerst einmal ganz allgemein darum, nach 1945 erschiene „literarische Werke bzw. Autoren soziologisch bezüglich ihrer gegenwartsdiagnostischen Leistungen zu untersuchen“ (ebd.:11). Dieser Ansatz beruht auf der Prämisse, dass sowohl Literatur wie auch Soziologie auf ihre spezifische Art und Weise Gesellschaft beobachten und somit in einem gewissen Konkurrenzverhältnis zueinander stehen (ebd.:10). Hieraus ergibt sich die Frage, ob und in wie weit eine kommunikative Anschlussfähigkeit zwischen den beiden Disziplinen im Hinblick auf die Analyse von sozialen Strukturen und Prozessen innerhalb der Gegenwartsgesellschaft gegeben ist.

Mein persönliches Forschungsinteresse an diesem Thema ergab sich daraus, dass es sich an einer Schnittstelle zwischen den Untersuchungsgegenständen der von mir bevorzugten wissenschaftlichen Disziplinen Soziologie und Literaturwissenschaft bewegt. So lief ich im Forschungsverlauf auch weniger Gefahr als „Soziologe literaturwissenschaftlich zu dilettieren“ (ebd.:11), sondern es ging vielmehr darum, mein literaturwissenschaftliches Wissen bewusst zu Gunsten einer explizit soziologischen Perspektive im Sinne von Husserl einzuklammern. Dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass es durchaus Anknüpfungspunkte zwischen soziologischen und literaturwissenschaftlichen Literaturbetrachtungen gibt, allerdings hätte eine genauere Analyse dieser Zusammenhänge den Rahmen der vorliegenden Arbeit bei weitem überschritten. Aus originär soziologischer Perspektive weckte der von Kron und Schimank vorgeschlagene Ansatz vor allem auch auf Grund des vorgegebenen Leitthemas meine wissenschaftliche Neugier: So ist die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auch immer wieder ein Thema welches unter verschiedenen Gesichtspunkten mein soziologisches Interesse bestimmt. Aus den bisher genannten Gründen lag es für mich nahe, meine zum Zeitpunkt der Planung dieser Arbeit aktuelle literarische Lektüre, den Kriminalroman „Vor dem Frost“ von Henning Mankell (Mankell 2002)[1], einer genaueren soziologischen Analyse unter gegenwartsdiagnostischen Gesichtspunkten zu unterziehen. Ermutigt zu diesem Vorhaben wurde ich letztendlich auch durch den Beitrag von Sven Wöhler, welcher sich der Krimiserie um den schwedischen Kommissar Kurt Wallander aus dem Blickwinkel einer Gesellschaft „Im Spiegel des Verbrechens“ (Wöhler: 2004 115ff) annähert. Dies ermöglichte mir zum einen, meine eigenen Ergebnisse mit denen Wöhlers abzugleichen, zum anderen auch an den Stellen weiterzudenken, die meiner Ansicht nach noch offen geblieben sind.

Im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit geht es darum, den Begriff der soziologischen Gegenwartsdiagnostik als ein eigenes „Genre der soziologischen Literatur“ (Schimank 2000: 5) genauer zu bestimmen. Im anschließenden Abschnitt soll dann die Frage geklärt werden, in wie weit poetische Texte vor allem auf Grund ihrer Fiktionalität dennoch zum Gegenstand einer soziologisch geleiteten Analyse werden können. Hierbei greife ich mit der Poetik des Aristoteles auf einen Schlüsseltext der abendländischen Kulturgeschichte zurück, der trotz seines hohen Alters nach wie vor einen gewinnbringenden Beitrag zu der Frage nach dem Realismusgehalt poetischer Texte leisten kann. Diese Analyse wird durch den zeitgenössischen Ansatz von Wolfgang Iser abgerundet, mit dessen Hilfe noch einmal genauer das Verhältnis von fiktionalem Text und empirischer Realität betrachtet werden kann. Weiterhin ist die Frage nach den methodischen Grundlagen der darauf folgenden Analyse des Romans zu klären. Hierbei geht es darum, diese soziologisch zu fundieren und somit noch einmal deutlich von literaturwissenschaftlichen Ansätzen der Textanalyse abzugrenzen. In diesem Zusammenhang werde ich die Arbeit im Anschluss an Bruno Hildenbrand in die Tradition der fallrekonstruktiven Forschung stellen und diese methodisch sowohl durch Rückgriff auf die "Grounded Theory" von Glaser und Strauss wie auch auf die "Objektive Hermeneutik" Ulrich Oevermanns methodisch fundieren.

Im nächsten Abschnitt erfolgt eine Einführung in den eigentlichen Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit. Nach einer kurzen Vorstellung des Autors folgt eine detaillierte inhaltliche Einführung in den Roman. Im Anschluss daran folgt im letzten Abschnitt die eigentliche Analyse von „Vor dem Frost“ unter gegenwartsdiagnostischen Gesichtspunkten. Im ersten Unterabschnitt geht es um die Rekonstruktion der allgemeinen Strukturen der Gesellschaft des Romans. Dies führt im darauf folgenden Unterabschnitt zu einer genaueren Analyse jener gesellschaftlichen Aspekte, welche Mankell unter dem Begriff der „europäischen Unruhe“ zusammenfasst. Diese umfasst die unterschiedlichsten Gefährdungslagen, denen sich die westlichen Demokratien ausgesetzt sehen und die nach der Auffassung des Autors ihren Fortbestand gefährden. Die europäische Unruhe tritt dem Leser von „Vor dem Frost“ vor allem in Gestalt der drei Dimensionen, Rechtstaatlichkeit, Religion und Familie entgegen, welche im weiteren Verlauf der Arbeit noch einmal einer genaueren Analyse unterzogen werden. Der abschließende Unterabschnitt fragt dann noch einmal nach den konkreten Folgen für das Individuum, welche sich auf Grund der bisherigen Rekonstruktion der Gesellschaft des Romans ergeben. Dies geschieht durch eine weitere Fokussierung, dieses Mal auf die Identitätskonstruktion der Protagonistin Linda Wallander und des Antagonisten Erik Westin.

2 Soziologische Gegenwartsdiagnosen

Soziologische Gegenwartsdiagnosen lassen sich ganz allgemein als ein „eigenes Genre der soziologischen Literatur“ (Schimank 2000: 5) bezeichnen, welches sich durch verschiedene Dimensionen beschreiben lässt.

Vom Zeitfaktor her betrachtet konzentrieren sie sich auf den aktuellen Status Quo gesellschaftlicher Entwicklungen. Sie stellen somit "Lesarten des Heute und Morgen dar und konkurrieren diesbezüglich [...] mit anderen Sozialwissenschaften, ebenso wie mit journalistischen oder politischen Programmschriften" (Schimank 2000: 13).[2] Im Gegensatz zu journalistischen und politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft streben soziologische Gegenwartsdiagnosen wie auch diejenigen der anderen Sozialwissenschaften eine wissenschaftliche Fundierung ihrer Ergebnisse an. Von Letzteren lassen sie sich allerdings eindeutig in der Definition ihres Untersuchungsgegenstandes unterscheiden. Wird sich z.B. die Pädagogik vor allem mit den für ihre Fragestellungen relevanten gesellschaftlichen Teilsystemen wie z.B. Familie oder Schule beschäftigen, hat die soziologische Gegenwartsdiagnostik in erster Linie gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge im Blick. Dies schließt zwar nicht aus, dass sie sich ebenfalls mit sozialen Phänomenen unterhalb der Gesellschaftsebene befasst, dennoch bleibt ihr Bezugspunkt letztendlich immer die Gesellschaft als Ganzes. Aus diesem Grund können "Analysen gesellschaftlicher Teilbereiche und anderer Ebenen von Sozialität kein Eigenrecht beanspruchen, sondern dienen nur dazu, die Gesellschaft insgesamt zu charakterisieren" (ebd.: 13). Bezüglich ihres Abstraktionsniveaus lassen sich soziologische Gegenwartsdiagnosen einerseits nach unten hin von soziologischen Analysen abgrenzen, welche sich auf bestimmte nationale Gesellschaften möglicherweise auch unter Bezug auf spezifische Schlüsselereignisse und zeitlich eng umgrenze Phasen beziehen. Hier weisen sie ein höheres Abstraktionsniveau auf, da "ihr Beschreibungs und Erklärungsanspruch über bestimmte nationale Gesellschaften hinausgeht, wenn nicht gar die Weltgesellschaft im Blick hat (ebd.: 11). Andererseits lassen sich soziologische Gegenwartsdiagnosen von generellen Gesellschaftstheorien abgrenzen, da diese versuchen generelle Analysekategorien für die Moderne ggf. auch unter Berücksichtigung eines weiteren historischen Bogens herzustellen (ebd.).

Als Letztes sei in diesem Kapitel noch auf den spekulativen Charakter soziologischer Gegenwartsdiagnosen hingewiesen, welcher ihnen allein schon auf Grund ihrer schmalen empirischen Basis anhaftet. Dennoch bildet die mangelnde empirische Abgesicherheit kein wissenschaftliches Ausschlusskriterium für das Genre. So will es der Spekulation gezielt Raum geben und bezieht sein Qualitätskriterium vor allem dadurch, dass "spekulative Einschätzungen durch theoretische Plausibilitäten kontrolliert werden" (ebd.: 13).[3] Vor diesem Hintergrund möchten soziologische Gegenwartsdiagnosen kein Rezeptwissen über den Umgang mit spezifischen sozialen Situationen generieren. Ihr Ziel und ihre Stärke ist es hingegen Orientierungswissen bezüglich der Interpretation sozialer Phänomen der Gegenwart zur Verfügung zu stellen. Damit leisten sie einen Beitrag zur gesellschaftlichen Verständigung sowohl über den aktuellen Status Quo, wie auch zu der Frage, nach Entwicklungsmöglichkeiten der zu analysierenden sozialen Strukturen und Prozesse.

3 Theoretische und Methodische Grundlagen

3.1 Poetische Texte als Grundlage soziologischer Analysen

Folgt man Kron und Schimank unter Rekurs auf Luhmann, so stellen Wissenschaft und Kunst im Allgemeinen und Literatur im Besonderen in der funktional differenzierten modernen Gesellschaft zwei Teilsysteme dar, die beide je eigenen Codes und Programmen folgen. So geht es in der Wissenschaft um "Wahrheit, die im Rahmen von Theorien sowie methodologischen und methodischen Vorgaben empirischer Forschung produziert wird" und in der Kunst um "das im Rahmen von Stilen produzierte Schöne" (vgl. Kron/Schimank 2004: 7). Aus dieser Perspektive heraus definieren die Autoren "die soziologische Gesellschaftstheorie als wissenschaftliche und Literatur als künstlerische Beobachtungen der modernen Gesellschaft" (ebd.). Für problematisch an diesem Ansatz halte ich lediglich die Kategorie des Schönen für die Künste. Selbstverständlich hat sie ihre historische Berechtigung, jedoch ist die sich daraus ergebende Leitdifferenz (schön/nicht schön) meiner Auffassung nach kein geeignetes Analyseinstrument, wenn es um die Frage nach der Beobachtung der modernen Gesellschaft durch die Literatur geht.

Aus diesem Grund möchte ich noch einmal genauer die unterschiedlichen Prämissen untersuchen, auf deren Basis Soziologie und Literatur die moderne Gesellschaft beobachten. Dabei greife ich mit der Poetik des Aristoteles auf einen antiken aber keinesfalls antiquierten Schlüsseltext der abendländischen Kulturgeschichte zurück.[4] So schreibt Aristoteles in einem der einführenden Kapitel über das Verhältnis von Dichtkunst und Geschichtsschreibung

[...] dass es nicht Aufgabe des Dichters ist mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d.h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder der Notwendigkeit Mögliche. Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, dass sich der eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt [...] sie unterscheiden sich vielmehr dadurch, dass der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte." (Aristoteles 1982:29)

Aristoteles wählt als Kategorie für die Dichtung somit nicht die Ästhetik, sondern den Bezug des Dichters zur empirischen Realität. Jener Kategorie, der auch der Geschichtsschreiber, den wir unter Vorbehalt als einen Vorläufer des modernen (Geschichts)Wissenschaftlers bezeichnen können, verpflichtet ist. Der zentrale Unterschied zwischen den beiden Teilsystemen Dichtung und Geschichtsschreibung, liegt bei Aristoteles darin, dass sie ihre Beobachtungen auf Grund unterschiedlicher Leitdifferenzen, aber mittels des gleichen Mediums, kommunizieren. So basiert der Text des Dichters auf der Differenz von wahrscheinlich/unwahrscheinlich bzw. notwendig/nicht notwendig, während der Text des Geschichtsschreibers auf der Differenz von Geschehenem/nicht Geschehenem beruht.

In der Fortsetzung des Aristotelestextes findet sich ein weiterer für den hier verhandelten Diskussionszusammenhang interessanter Aspekt:

"Daher ist die Dichtung etwas Philosophischeres und Ernsthafteres als die Geschichtsschreibung; denn die Dichtung teilt mehr das Allgemeine, die Geschichtsschreibung hingegen das Besondere mit. Das Allgemeine besteht darin, dass ein Mensch von bestimmter Beschaffenheit nach der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit bestimmte Dinge sagt oder tut eben hierauf zielt die Dichtung, obwohl sie den Personen Eigennamen gibt. Das Besondere besteht in Fragen wie: was hat Alkibitas getan oder was ist ihm zugestoßen." (ebd.)

Das heißt, trotz der Fiktionalität der Dichtung, wird ihr ein größerer Wahrheitsgehalt zugeschrieben, da sie vom wirklichen Geschehen abstrahiert, indem sie fiktive Vorgänge beschreibt, welche jedoch auf der Basis von Wahrscheinlichkeit und Notwendigkeit in der empirischen Realität möglich wären. Hier lässt sich auch eine Verbindung zur soziologischen Theoriebildung herstellen, die ebenfalls vom Einzelfall zu abstrahieren muss, um auf diese Weise allgemeine Aussagen über Sozialzusammenhänge treffen zu können. In diesem Kontext lässt sich mit Wolfgang Iser die soziologisch relevante Realität literarischer Texte noch einmal genauer bestimmen, als

'[...] die außertextuelle Welt [...], die als Gegebenheit dem Text vorausliegt und dessen Bezugsfelder bildet. Diese können Sinnsysteme, soziale Systeme und Weltbilder sein, wie etwa andere Texte, in denen eine je spezifische Organisation bzw. Interpretation der Wirklichkeit geleistet ist. Folglich bestimmt sich das Reale, als die Vielfalt der Diskurse, denen die Weltzugewandtheit des Autors durch den Text gilt.' (Iser, Wolfgang 1993: 20 Fußnote)

Für die Rekonstruktion der gegenwartsdiagnostischen Leistungen literarischer Texte sind beide von Iser genannten Kategorien von Bedeutung. Die im Text bezeichneten Bezugsfelder geben hierbei an, auf welchen Ausschnitt der empirischen Realität, der Blick des Autors gerichtet ist. Aus der Analyse der Diskurse, denen die Weltzugewandtheit des Autors durch den Text gilt, ergibt sich hingegen die Art und Weise, wie der Autor die von ihm vorgefundene Wirklichkeit interpretiert. Letztere ließen sich zur Verdeutlichung noch einmal mit Berger und Luckmann als eine „Qualität von Phänomenen [bestimmen, d.Verf.], [...] die ungeachtet unseres Wollens vorhanden sind“ (Berger; Luckmann 1980: 1).

3.2 Methodische Grundlagen

Da es sich bei der Analyse von „Vor dem Frost“ um eine Arbeit mit sozialwissenschaftlicher Fragestellung handelt, ist es notwendig, diese auch in den Kontext einer sozialwissenschaftlichen Methodik zu stellen. Dies ist zum einen dem Anspruch an eine wissenschaftlich fundierte soziologische Analyse des Romans geschuldet, dient jedoch weiterhin auch der Abgrenzung dieser Arbeit von originär literaturwissenschaftlichen Ansätzen.

Im Folgenden geht es darum die gesellschaftliche Gegenwartsdiagnostik Henning Mankells, wie sie mehr oder weniger explizit in „Vor dem Frost“ enthalten ist, zu rekonstruieren. Dass dies die Verwendung quantitativer Verfahren eher ausschließt, dürfte auf der Hand liegen, entbindet den Autor jedoch nicht davor, den methodischen Hintergrund der folgenden qualitativen Analyse offen zu legen.

Dies geschieht durch die Konzeption der hier vorliegenden Arbeit, als Einzelfallstudie in der Tradition der fallrekonstruktiven Forschung. Dies bedeutet, dass der Fall (hier der Roman „Vor dem Frost“ von Henning Mankell) unter Berücksichtigung seiner Eigenstruktur[5] in einem 'Konstruktionsprozess zweiten Grades' (Schütz) theoriebildend gestaltet wird (Hildenbrand 1994: 18). Die Theoriebildung bezieht sich in dem hier verhandelten Fall auf die Frage, welche soziologisch relevante Gegenwartsdiagnostik sich aus dem zugrunde liegenden Roman rekonstruieren lässt. Dieses Vorgehen basiert auf der von Hildenbrand vertretenen Auffassung, dass der Fall eine soziale Einheit bildet, „die sich mit dem Kontext allgemeiner gesellschaftlicher Bedingungen auseinandersetzt und in diesem Auseinandersetzungsprozess ihre spezifische Wirklichkeit konstruiert“ (Hildenbrand 1994: 18).

Fragt man nach den Vorbildern aus der Forschungspraxis, so wären hier, wiederum unter Rekurs auf Hildenbrand, die 'Grounded Theory' (vgl. Strauss 1998: 29ff.) von Glaser und Strauss, sowie Oevermanns 'Objektive Hermeneutik' (vgl. Leber, Oevermann 1994: 387ff.) zu nennen.

Von Glaser und Strauss kam vor allem der Gedanke, eine in den Daten verankerte Theorie zu entwickeln. Grundlage hierfür ist das 'KonzeptIndikatorModell', bei dem durch systematisches Vergleichen konkreter Daten Konzepte gebildet werden, die sich im Forschungsverlauf immer weiter verdichten (vgl. Strauss 1998: 54). So ist der gesamte Forschungsverlauf durch ein ständiges Kontrastieren verschiedenster Dimensionen bestimmt. Diese ergeben sich jedoch nicht nur auf induktive Art und Weise aus der inhaltlichen Analyse des Romans sondern auch deduktiv durch Rekurs auf das Vorwissen des Autors sowie auf Ergebnisse anderer Forscher. Auch dieses Vorgehen beruht wiederum auf den Prämissen der Grounded Theory: Hier gehen Induktion, Deduktion und Verifikation bzw. Falsifikation (also die Annahme oder Ablehnung von Hypothesen) Hand in Hand und verdichten sich im Forschungsverlauf immer weiter zu einer im Datenmaterial verankerten Theorie (vgl. Strauss 1998: 37 ff.).

Das sequenzanalytische Vorgehen, welches bei der Analyse von „Vor dem Frost“ zur Anwendung kam, geht vor allem auf die methodologischen und forschungspraktischen Überlegungen Ulrich Oevermanns zurück. Dabei wird das Datenmaterial (in diesem Fall der Roman „Vor dem Frost“) schrittweise analysiert, ohne auf spätere Ereignisse vorzugreifen. Zu jedem Segment werden verschiedene Deutungsmuster entworfen, die im weiteren Forschungsverlauf miteinander kontrastiert werden. Einen gelungen Versuch das sequenzanalytische Verfahren nach der Objektiven Hermeneutik auf poetische Texte anzuwenden hat Nicole Köck mit ihrer Analyse des ersten Kapitels von Houllebecqs 'Elementarteilchen' vorgelegt (Köck, Nicole 2004). Da sich die hier vorliegende Arbeit jedoch nicht nur auf ein Kapitel des zu untersuchenden Romans bezieht, sondern auf das gesamte Werk, war es nicht möglich das sequenzanalytische Verfahren unter den strengen Gesichtspunkten Oevermanns innerhalb des gesamten Forschungsverlaufs einzusetzen. So habe ich die Sequenzanalyse lediglich punktuell auf einzelne Schlüsselstellen des Textes angewandt, bei denen es darum ging, wichtige Aspekte der Tiefenstruktur der Gesellschaft des Romans herauszuarbeiten.

Parallel zu dieser Arbeit habe ich Memos verfasst, die sich sowohl aus der Auseinandersetzung mit dem Roman, als auch aus der zusätzlich herangezogenen Sekundärliteratur ergaben. Durch stetiges Kontrastieren entstand hieraus im Verlauf des Forschungsprozesses die abschließende Fallmonographie. In diesem Zusammenhang kam mit dem „Zettelkasten“ von Daniel Lüdecke ein kleines aber mächtiges Freewaretool zum Einsatz (Lüdecke, Daniel 2008). Dieses orientiert sich am Arbeitsprinzip des Luhmannschen Zettelkastens und ermöglicht es die unterschiedlichsten Texte über Verschlagwortungen und Suchfunktionen miteinander zu verknüpfen. Dies hat sich nicht nur als besonders hilfreich bei der Archivierung von Exzerpten und Notizen erwiesen, sondern diente auch als grundlegende Plattform zur Kodierung des Romans und der damit in Verbindung stehenden Kategorienbildung.

4 Einführung in den Roman „Vor dem Frost“ von Henning Mankell

4.1 Der Autor

Der Autor Henning Mankell wird am 03. Februar 1948 in Sveg, einem Dorf in der nordschwedischen Provinz Härjedalen geboren und wächst dort bei seinem Vater auf. Bereits mit 17 Jahren wird er RegieAssistent am Ricks Theater in Stockholm, drei Jahre später arbeitet er als Autor und Theaterregisseur in der schwedischen Hauptstadt. Ab 1973 entstehen erste Prosawerke, die bereits gesellschaftskritische Themen behandeln, 1979 der erste Roman der auf Deutsch unter dem Titel "Das Gefangenenlager, das verschwand" erschienen ist. Bis 1986 arbeitet Mankell für verschiedene Theaterhäuser, dann folgt er einer Einladung nach Maputo/Mozambique, um dort beim Aufbau der bis heute einzigen professionellen Theatergruppe Mozambiques mitzuwirken. Bereits ein Jahr später wurde er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida, dessen Prinzipal er bis heute ist. Seither lebt Mankell über die Hälfte des Jahres in Mozambiques, verbringt jedoch die Sommermonate mit seiner Frau und seinen vier Kindern zumeist im 13 km nordwestlich von Ystad gelegenen Trunnerup.

Neben seiner Tätigkeit am Teatro Avenito, welches durch den Autor auch finanziell unterstützt wird, engagiert sich dieser weiterhin für die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sowie für den Kampf gegen AIDS und Landminen in Afrika.

Das Leben zwischen Afrika und Europa, eröffnet Mankell nach eigenen Angaben eine andere Perspektive auf die europäische Sichtweise und erklärt ein stückweit auch seinen kritischen Blick auf die europäische Gegenwartsgesellschaft, welcher sich durch den Großteil seines Werkes zieht (Lörch, Iris 2004: 3ff.). Dies gilt auch für die Romanreihe um die Figur des Kommissars Kurt Wallander, in welcher aus den unterschiedlichsten Perspektiven die Krisenhaftigkeit der europäische Gegenwartsgesellschaft „im Spiegel des Verbrechens“ (Wöhler 2004: 115) dargestellt wird. Vor diesem Hintergrund dürfte auch deutlich sein, dass sich die Wallander Romane in besondere Weise für eine soziologische Analyse im Hinblick auf ihre gegenwartsdiagnostischen Leistungen eignen. Während Wöhler sich bei seiner Analyse auf alle bis dahin vorliegenden Romane der Serie bezieht, beschränkt sich die hier vorliegende Arbeit mit „Vor dem Frost“ ausschließlich auf eines der Werke. Dies ermöglicht unter anderem auch einen genaueren Blick auf die Tiefenstruktur der mankellschen Gegenwartsdiagnostik, als es Wöhler auf Grund der breiteren Textgrundlage möglich gewesen wäre.

4.2 Der Roman

Bei „Vor dem Frost“ (Original "Innan frosten" erschienen 2002, deutsch 2003) (S.4) von Henning Mankell handelt es sich um den bisher letzten Roman der bekannten Kriminalromanreihe um den schwedischen Kommissar Kurt Wallander. Wenn das Werk auch durch seine Erzählweise deutlich an die vorhergehenden Romane anknüpft[6], so unterscheidet es sich von seinen Vorgängern vor allem dadurch, dass nun nicht mehr Kurt Wallander, sondern seine Tochter Linda die Protagonistenrolle übernimmt. Dennoch bleibt Wallander weiterhin eine wichtige Figur, sei es als Leiter der polizeilichen Ermittlungen oder als wichtigste Bezugsperson und Reibungspunkt seiner Tochter.

Die eigentliche Handlung des Romans umfasst die Zeit vom 21. August bis zum 11. September 2001. Linda Wallader hat inzwischen wie im Vorgängerroman „Die Brandmauer“ (Mankell 2003: 569) angekündigt, ihre Ausbildung an der Polizeihochschule in Stockholm absolviert und ist in ihre Heimatstadt Ystad zurückgekehrt. Aus der Perspektive Lindas erzählt der Roman die Ereignisse von ihrer Ankunft in Ystad (S.19ff.) bis zu dem Tag an dem sie offiziell in den Polizeidienst aufgenommen wird (S.511). Dennoch beschränkt sich die erzählte Zeit in „Vor dem Frost“ nicht auf die wenigen Tage im Jahr 2001, sondern spannt Mittels Prolog und Epilog einen Bogen vom Jahr 1978 bis zum 23.November 2001.

Eingebettet in das reale Massaker von Jonestown, Guyana bei welchem am 18.11.1978 ca. 900 Sektenmitglieder auf Anordnung ihres Führers Jim Warren Jones den Tod fanden, entwickelt Mankell die fiktive Geschichte des Antagonisten Erik Westin. Im Verlauf des Romans erfährt der Leser, dass dieser auf der Suche nach einen tieferen Lebenssinn seine Lebensgefährtin Henrietta und ihre gemeinsame Tochter Anna in Ystad verlassen und sich auf einem völligen Tiefpunkt seines Lebens Jim Warren Jones angeschlossen hat. Diesem folgt er bei dem Auszug der Sekte aus den USA nach Jonestown in Guyana, wo er bis zum Tag des Massaker mit einer Frau Namens Maria und einem gemeinsamen Kind ein zufriedenes Leben führt. Beide werden Opfer des Massenselbstmordes bzw. Mordes, während Westin durch einen Zufall überlebt (S.7 ff). Im Verlauf des Romans erfährt der Leser in Rückblenden die weitere Geschichte Westins bis zum Beginn der Kernhandlung am 21.August 2001 (S.17).

Sowohl im physischen wie auch im psychischen Sinne heimatlos geworden, flieht Westin zuerst über Venezuela und Mexiko nach Texas. Der Versuch dort einen neuen Lebenssinn in der Aufklärung über Jim Jones als Betrüger, „der sich am Ende, als er einsah, dass er seine Macht zu verlieren begann, die Maske der Liebe herunterriss […]" (S.191) zu finden, scheitert und Westin beschließt seinem Leben ein Ende zu setzten. Durch einen Zeitungsartikel wird er jedoch auf eine Frau Namens SueMary Legrande in Cleveland aufmerksam, welche von sich behauptet, das Geheimnis von Jim Warren Jones zu kennen. Westin reißt nach Cleveland. Aus einem Besuch werden 20 Jahre, in denen beide als Paar zusammenleben. In dieser Zeit leben sie von den Einkünften aus SueMarys finanziell erfolgreichem Postversand, „[…] den sie Gottes Schlüssel nannte. Sie stellte die seltsamen Manuale selbst zusammen, die Menschen bestellen konnten, wenn sie Hilfe bei der Selbstverwirklichung suchten." (S.195). Durch SueMary kommt Westin zu dem Schluss, dass Jim Jones kein Wahnsinniger war, sondern „nur sein Hochmut […] ihm im Weg gestanden und seine Liebe in Hass verwandelt" (S.195) hatte. So beschließt er dort weiterzumachen, wo Jim Jones gescheitert war. „Er würde die Hybris vermeiden, aber nie vergessen, dass die christliche Erweckung nach Opfern und Blut verlangte" (ebd.).

Im Frühjahr 1999 stirbt SueMary an Krebs, zwei Jahre später am, 19.Mai 2001 verlässt Westin Cleveland in Richtung Schweden, um dort seinen Plan in die Tat umzusetzen (S.197). Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits seinem „Ersten Jünger" Torgeir Langaas begegnet (S.281). Bis zum 21. August gelingt es ihm, eine ansehnliche Anzahl von Anhängern um sich zu versammeln, die bereit sind ihm bei einem Wiederaufbau von „Gottes Reich auf Erden" (S.390) während einer langen „Zeit heiliger Kriege" (ebd.) bedingungslos zu folgen. Auch Anna Westin, die Tochter Westins, wird auf dessen Betreiben hin, Mitglied der Sekte (S.383).

Die Aktivitäten Westins und seiner Anhänger bestimmen auch den Verlauf der Kriminalhandlung des Romans. Zu Beginn sind es Schwäne, die von Westin in Brand gesetzt werden und worüber er selbst die Polizei durch einen anonymen Anruf in Kenntnis setzt (S.17ff.). Dem folgen ein Anschlag auf einen Jungbullen (S.62), sowie ein Brandanschlag auf eine Tierhandlung in Ystad S.277). Der erste Mord, der die Polizei und ihren Chefermittler Kurt Wallander auf die Spur der Sekte bringt, stellt sich im weiteren Verlauf als nicht geplant heraus: Birgitta Medberg, eine allein lebende Witwe, die ihr Leben der Erforschung alter Wege gewidmet hat, triff bei einem ihrer Streifzüge auf ein Waldversteck von Torgeir Langaas und bezahlt diese Entdeckung mit dem Leben (S.83ff). Im weiteren Verlauf fallen zwei Dorfkirchen Brandanschlägen zum Opfer, wie auch ein Sektenmitglied, dass zuvor bei einer von Westin initiierten Zeremonie in einer der Kirchen von den übrigen Mitgliedern erdrosselt wird (S.352f). Auf dem Höhepunkt des Romans entdeckt Linda Westins Plan der Sekte Bombenanschläge auf dreizehn schwedische Dome zu verüben . Sie gerät selbst in Gefangenschaft, kann jedoch durch Anna Westins Hilfe ihren Vater über Handy verständigen. Dieser kommt durch einen Polizeieinsatz Linda zu Hilfe und kann dadurch einen weiteren Ritualmord an Lindas Jugendfreundin Zeba verhindern, die sich ebenfalls in den Händen der Sekte befindet. Anna Westin überlebt die Befreiungsaktion nicht, bei dem gelungenen Fluchtversuch ihres Vaters wird sie von diesem versehentlich erschossen. Den Behörden gelingt es zwölf der geplanten Bombenanschläge zu verhindern, in Lund kommt es jedoch zur Katastrophe, als ein mit Sprengstoff beladener Laster dort in den linken Turm des Doms rast (S.488ff.).

Der zweite Handlungsstrang des Romans, die Interimszeit Lindas zwischen Ausbildungsende und Dienstantritt, ist zum einen mit der Kriminalhandlung verwoben, erweitert das Werk jedoch zum anderen inhaltlich um weitere gegenwartsdiagnostisch relevante Themen:

Als Linda, fast dreißigjährig nach Ystad zurückkehrt, bezieht sie übergangsweise wieder ihr altes Zimmer in der väterlichen Wohnung. Durch diese räumliche Nähe und die Gemeinsamkeit des Berufes entwickelt der Roman das nicht unkomplizierte Verhältnis zwischen Vater und Tochter. So kommt es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen, die zum einen der Familiengeschichte, zum anderen auch dem ähnlich aufbrausenden Temperament der beiden Wallanders geschuldet sind (S.21f.). Dennoch ist das Verhältnis von Kurt und Linda nicht nur durch Konflikte geprägt, sondern es entstehen immer wieder Momente, in denen deutlich wird, wie nahe sie sich stehen (S.96). Letztendlich war auch Lindas Entscheidung zur Polizei zu gehen durch den Vorbildcharakter Wallanders bestimmt (S.27). Das Verhältnis zu Wallanders ExFrau und Lindas Mutter Mona hingegen ist auf Grund deren eigener Probleme (unglückliche Beziehung, Alkoholproblem) schlecht. Deutlich wird dies in einer Szene in der Linda ihre Mutter besuchen möchte und diese unbekleidet mit einer Flasche Wodka in der Küche antrifft. Es kommt zu einem heftigen Streit, bei dem deutlich wird, dass es zwischen Mutter und Tochter keine ernsthafte Annäherung geben kann (245ff).

Des Weiteren finden sich in dem Werk immer wieder Passagen der Selbstreflexion in denen Linda sich ihrer Vergangenheit in Ystad erinnert. Familiär spielen hier vor allem die Konflikte ihrer Eltern und deren spätere Scheidung eine Rolle (S.33f). Aber auch über Lindas Schulzeit, ihre Jugendfreunde sowie verschiedene Beziehungen erfährt der Leser einiges, ebenso wie von der Zeit zwischen Lindas Auszug und Rückkehr nach Ystad (S.26).

Um die Wartezeit in Ystad zu überbrücken, versucht Linda an alte Jugendfreundschaften anzuknüpfen (S.22f.). Eine Schlüsselrolle erhält Anna Westin. Als diese für Tage verschwindet, macht sich Linda besorgt auf die Suche nach der Freundin (S.48) und wird hierdurch nach und nach in die Ermittlungen der Polizei miteinbezogen.

[...]


[1] Aus arbeitsökonomischen Gründen habe ich mich entschieden im Folgenden alle Literaturangaben die sich auf den Roman „Vor dem Frost“ beziehen lediglich unter Angabe der Seitenzahl in Klammern anzugeben.

[2] Im Hinblick auf den Gegenstand dieser Arbeit seien hier auch die Kunst im Allgemeinen und die Literatur im Besonderen als gesellschaftliche Teilsysteme genannt, welche je nach Ausrichtung des Kunstschaffenden einen Beitrag zur Selbstbeschreibung der Gegenwartsgesellschaft leisten.

[3] Dies ist auch der Grund, warum ich innerhalb der Arbeit immer wieder auf theoretische Konzepte der Soziologie zurückgreife. Dabei galt es einen Kompromiss zwischen theoretischer Fundierung der Analyse und der adäquaten Berücksichtigung der Strukturen des Einzelfalls zu finden.

[4] So bezieht sich zum Beispiel die Autorin Julie Zeh in einem in der ZEIT veröffentlichen Essay explizit auf den Aristotelestext, wenn es darum geht die Fiktionalität literarischer Texte gegen den „Echtheitswahn der Unterhaltungsindustrie“ zu verteidigen (Zeh, Julie: 2006).

[5] So dient die ausführliche Inhaltsangabe, die ich der eigentlichen Fallrekonstruktion vorangestellt habe, vor allem auch dazu, die Eigenstruktur des Romans soweit es in diesem Rahmen möglich ist, adäquat zu berücksichtigen.

[6] Als Beispiele seien an dieser Stelle lediglich zeitliche Rückblenden, die Erzählung der Handlung auch aus der Täterperspektive, so wie die präzisen Schilderungen psychischer Hintergründe und sozialer Verhältnisse genannt.

Ende der Leseprobe aus 63 Seiten

Details

Titel
Ein Roman über die europäische Unruhe
Untertitel
Gegenwartsdiagnostische Perspektiven in Henning Mankells Roman "Vor dem Frost"
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Institut für Soziologie)
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
63
Katalognummer
V120488
ISBN (eBook)
9783640242122
ISBN (Buch)
9783640245581
Dateigröße
855 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Roman, Europäische, Unruhe, Wallander, Mankell, Vor dem Frost, Gegenwartsdiagnose, Henning Mankell, Kurt Wallander, Linda Wallander, Kriminalroman, reflexiver Subjektivismus, Identität, funktionale Differenzierung, Religion, Familie, Textanalyse, Gesellschaft der Literatur, Rechtsstaat, funktional differenzierte Gesellschaft, Gesellschaft, Aristoteles, Poetik, Aristoteles Poetik, Einzelfallstudie, Grounded Theory
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Thomas Mechler (Autor:in), 2008, Ein Roman über die europäische Unruhe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120488

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