Lese-Rechtschreibschwierigkeiten - Ein Einblick in die Problematik


Hausarbeit, 2004

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Allgemeine Einführung in die LRS-Problematik
1.1 Definitionen und Abgrenzung der Begriffe „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ und „Legasthenie“
1.2 Grundlegende Voraussetzungen des Lesen- und Schreibenlernens
1.3 Schriftspracherwerb und das Verhältnis von Laut und Schrift

2. Ätiologie, Symptome und Erscheinungsbilder von LRS
2.1 Mögliche Ursachen und Erkennungsmerkmale von LRS
2.2 Symptome und Erscheinungsbilder bei LRS

3. Diagnose und Analyse von Lese- Rechtschreibschwierigkeiten

4. Prävention bei LRS

5. Fördermaßnahmen und didaktische Konsequenzen
5.1 Grundlagen der neuen LRS-Erlasse
5.2 Didaktische Konsequenzen

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Im Rahmen meiner Examensklausur entscheide ich mich für das Thema „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten“. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Thema durch einschlägige Berichterstattungen in den Medien. Die schlechten Leistungen im Leseverständnis der Schüler und Schülerinnen an deutschen Schulen, die im Rahmen der PISA-Studie erhoben wurden sind erschreckend. In Ländern mit alphabetischem Schriftsystem sind etwa 15% der Schüler LRS-gefährdet und 5-10% von LRS betroffen. Zudem wird immer wieder vehement bemängelt, dass sowohl Lehrkräfte als auch Elternteile viel zu wenig über Störungen im Bereich des Schreiben- und Lesenlernens informiert sind.

Teilleistungsschwächen im Lesen und Rechtschreiben treten relativ häufig auf und bedeuten für die betroffenen Schüler eine schwere Belastung, weil diese Leistungen in unserem Bildungssystem einen hohen Stellenwert haben. Ein Versagen in diesem Bereich kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen und unter Umständen das gesamte Leben des Kindes negativ beeinflussen.

Lernschwierigkeiten treten erstmals in der Grundschule auf und manifestieren sich ab der vierten Klasse, falls nicht interveniert wird. Da LRS äußerst komplexe Lernstörungen sind, die in unterschiedlichen Varianten auftreten, fällt den Primarstufenlehrern eine schwere Aufgabe zu. Sie müssen zum einem Lernschwierigkeiten frühzeitig erkennen und intervenieren zum anderen müssen sie ihren Grundschulunterricht so präventiv wie möglich ausrichten, um LRS vorzubeugen. Dazu ist jedoch eine große Menge an Hintergrundwissen erforderlich.

Mit meiner Arbeit möchte ich versuchen, einen möglichst übersichtlichen Einblick in diese äußerst umfassende Problematik zu gewähren. Einige Bereiche werde ich nur oberflächlich streifen oder weniger exemplarisch darstellen. Um den Teilbereich C3 abzudecken möchte ich das Hauptaugenmerk vor allem auf die Lehr- und Lernprozesse im Deutschunterricht richten. Die Voraussetzungen des Lesen- und Schreibenlernens, der Prozess des Schriftspracherwerbs, die Erlasslage und didaktische Konsequenzen bilden den Schwerpunkt meiner Klausur.

1. Allgemeine Einführung in die LRS-Problematik

1.1 Definitionen und Abgrenzung der Begriffe „Lese-Rechtschreib- ° Schwäche“ und „Legasthenie“

Der Begriff „Legasthenie“ als Synonym für Leseschwäche wurde erstmals im Jahr 1916 von dem Neurologen Paul Ranschburg eingeführt. Ranschburg bezeichnete Leseschwäche damals als „eine nachhaltige Rückständigkeit höheren Grades in der geistigen Entwicklung des Kindes.“ Seitdem ist dieser Ausdruck mit unterschiedlichen Bedeutungen verknüpft worden. Gegenwärtig lassen sich (mindestens) zwei Verwendungen feststellen:

1. Legasthenie als klassischer, kausaler Begriff

Legasthenie als Lesestörung bei Kindern mit mindestens durchschnittlicher Intelligenz (verbunden mit Reversionen als spezifische Fehler). Milieu und/oder unterrichtsgeschädigte Lese-Rechtschreibschwäche werden dabei abgegrenzt von den Legasthenikern, bei denen kognitive Funktionsstörungen aufgrund dispositioneller Schwächen vermutet werden.

2. Legasthenie als deskriptiver Begriff

Legasthenie umfasst alle Arten von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern aller Intelligenzgrade.

G. Scheerer-Neumann (1992) stellte jedoch heraus, dass das Konstrukt der klassischen Legasthenie weder theoretisch sinnvoll noch praktisch-therapeutisch brauchbar ist. Die Kultusminsiterkonferenz (KMK) hat 1978 empfohlen, den umstrittenen Ausdruck „Legasthenie“ nicht mehr zu verwenden. In dem gültigen LRS-Erlass der Kultusminister aus dem Jahr 1991 wurde daher der Terminus „Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS)“ eingeführt. In dem Runderlass des Landes Nordrhein-Westfalens heißt es: „Es gibt Schülerinnen und Schüler, bei denen besondere Schwierigkeiten im Erlernen des Lesens und Rechtschreibens beobachtet werden.“ Auch in neueren pädagogischen und didaktischen Diskussionen wird der Ausdruck LRS verwendet. Es wird deutlich, dass Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben nicht mehr dem Kind angelastet werden, sondern als Lernproblem abgehandelt werden.

1.2 Grundlegende Voraussetzungen des Lesen- und Schreibenlernens

In der heutigen Gesellschaft gilt das Beherrschen des Lesens und Schreibens nicht nur als wichtige Grundlage schulischen Lernens, sondern auch als grundlegende Voraussetzung, um erfolgreich am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Lesen und das Schreiben sind Ergebnisse eines vielschichtigen Lern- und Entwicklungsprozesses, der wegen seiner Komplexität sehr störanfällig ist. Es ist erwiesen, dass 35% aller Schulkinder im Erstunterricht Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben.

Für einen problemlosen Vollzug des Lesen- und Schreibenlernprozesses müssen bei jedem Kind verschiedene Grundvoraussetzungen vorhanden sein. Dabei wird unterschieden zwischen organischen (sehen, hören, bewegen) und kognitiven (wahrnehmen, verarbeiten, merken, strukturieren, zuordnen) Bedingungen. Norbert Sommer-Stumpenhorst listet folgende Grundbedingungen für die Lese- und Schreibentwicklung bei Kindern auf:

1) Seh- und Hörfähigkeit
2) Gleichgewicht und motorische Koordination
3) Entwicklung einer homogenen Lateralitätsstruktur
4) Koordination der Sinne und Motorik
5) Sprachverarbeitung

Die Lernvoraussetzungen der Schüler sind zu Beginn des Erstleseunterrichts sehr unterschiedlich. Experten wie Horn, Packard und Schneider (1989) fanden heraus, dass die Ausbildung der individuellen sprachlichen Fähigkeiten von großer Bedeutung für die Lesentwicklung ist. Als weitere wichtige Faktoren spielen der aktive Wortschatz und die Geschwindigkeit ihn abzurufen, eine wichtige Rolle beim Lesenlernen. Neben diesen kognitiven Voraussetzungen fließen auch die Vorkenntnisse der Schriftsprache in den Erstleseunterricht ein.

1.3 Schriftspracherwerb und das Verhältnis von Laut und Schrift

Die deutsche Sprache ist eine Lautschrift nach dem alphabetischem System. Die Umsetzung der gesprochenen in die geschriebene Sprache ist ein komplizierter Prozesse. Das Erfassen der komplexen Beziehung zwischen Schrift- und Lautkultur stellt hohe Anforderungen an ein Kind beim Schreiben- und Lesenlernen.

Um ein Wort niederschreiben zu können, ist es notwenig, die gesprochenen Silben eines Wortes in Phoneme (d.h. die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten in der Lautsprache) zu gliedern und diesen die entsprechenden Grapheme (d.h. die auf der schriftlichen Ebene umgesetzten Phoneme in Form von Buchstaben) zuzuordnen. Das erfordert einerseits eine gute Differenzierungsfähigkeit im Bereich der auditiven Sprachwahrnehmung, andererseits eine hohe Abstraktionsleitung, da Phoneme in ihrer Reinform innerhalb des gesprochenen Wortes nicht zu hören sind. Die orthographisch richtige Schreibung wird außerdem dadurch erheblich erschwert, dass in unserer Sprache Phonem-Graphem-Zuordnungen häufig nicht eindeutig sind.

Im Laufe der 80er Jahre wurden Modelle für den Erwerb der Schriftsprache entworfen. Insbesondere die Modelle, die sich auf die Informations-verarbeitungstheorien des Lesens beziehen fanden besonderen Anklang. Zwei bekannte Modelle des Schriftspracherwerbs sind die von Frith (1985) und Günther (1989). Sie ähneln einander sehr und werden daher häufig als „Frith-Günther-Modell“ bezeichnet. Günther betont, dass es sich beim Erwerb der Schriftsprache um einen sprachlichen Prozess, nämlich die Umsetzung der gesprochenen in die geschriebene Sprache handelt. Dabei wird der enge Zusammenhang zwischen Laut- und Schriftsprache, aber auch die Prozesshaftigkeit des Geschehens deutlich. Das Modell Günthers umfasst folgende Phasen:

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Lese-Rechtschreibschwierigkeiten - Ein Einblick in die Problematik
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V120456
ISBN (eBook)
9783640294619
ISBN (Buch)
9783640294817
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Deutschklausur zum 1. Staatsexamen 2004, „Lese-Rechtschreibschwierigkeiten“, Teilbereich: C3
Schlagworte
Lese-Rechtschreibschwierigkeiten
Arbeit zitieren
Sabrina Gräf (Autor:in), 2004, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten - Ein Einblick in die Problematik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120456

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