Buchwissenschaft als Medienwissenschaft – Die Inhaltsanalyse als mögliche Methode der Buchwissenschaft


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist ein Medium?

3 Definition der Medienwissenschaften

4 Methoden der Medienwissenschaften

5 Inhaltsanalyse
5.1 Definition und Zielsetzung
5.2 Vorteile und Kritik
5.3 Methodische Umsetzung
5.3.1 Planungsphase
5.3.2 Entwicklungsphase
5.3.3 Testphase
5.3.4 Anwendungsphase und Auswertung

6 Anwendungsmöglichkeiten für die Buchwissenschaft

7 Schlußwort

8 Bibliographie

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

Tabelle 1: Ausrichtungen der Medienwissenschaften

Abbildung 1: Übersicht über die Methoden

Abbildung 2: Konkretes Beispiel für den Codiervorgang

Abbildung 3: Codebuch

1 Einleitung

„Die Medienwissenschaft hat zum Buch ein gespaltenes Verhältnis, obwohl das Buch auch heute noch ein Basismedium kultureller Weltaneignung und Weltverständigung ist. Das Verhältnis der Medienwissenschaft zum Buch ist weitgehend ungeklärt, weil es kaum thematisiert wird.“[1]

Wie Hicketier feststellt nimmt das Buch innerhalb einer auf die technisch-apparativen Medien ausgerichteten Medienwissenschaft keinen nennenswerten Rang ein. Dies hat einerseits historische Gründe, andererseits beruht es auch auf eine wissenschaftsstrategische Pragmatik der Universitätsdisziplinen, die restriktiven politischen Planungsvorhaben unterliegen und eine Konzentration auf bestimmte Kernbereiche anstreben.[2] Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, die empirische Methode der Inhaltsanalyse – eine der gängigsten Methoden, die in der Medien- bzw. Kommunikationswissenschaft Verwendung findet – vorzustellen und mögliche Anwendungsgebiete für die Buchwissenschaft zu erarbeiten.

Zunächst wird einleitend die Definition des Mediums erläutert. Darüber hinaus erfolgt – trotz einer prekären Definition – die Vorstellung der Medienwissenschaft als universitäre Disziplin. In diesem Zusammenhang werden historische Aspekte des Universitätsfachs, die Aufgabenbereiche und auch mögliche Ausrichtungen des Fachs vorgestellt.

Den Hauptteil der vorliegenden Arbeit bildet die Vorstellung der quantitativ-qualitativen Inhaltsanalyse[3]. Zuvor wird das Methodenspektrum, das in der Kommunikations- und Medienwissenschaft Verwendung findet, kurz vorgestellt, um einen groben Überblick über die Arbeitsweisen und Definitionen darzustellen. Vor dem Hintergrund dieses methodischen Rahmens wird Theorie der Inhaltsanalyse im Hinblick auf die Definition, die Zielsetzungen und Charakteristika behandelt. Darüber hinaus wird die konkrete Durchführung anhand der unterschiedlichen Entwicklungsphasen und zahlreichen praktischen Beispiel praxisnah vorgestellt.

Abschließend wird die Anwendbarkeit der Inhaltsanalyse auf buchwissenschaftliche Belange anhand konkreter und praktischer Beispiele bzw. Vorschläge dargestellt.

Die Methodik der Inhaltsanalyse betreffend gibt es durchaus ausreichende theoretische Ausführungen.[4] Die Zahl der durchgeführten praktischen Untersuchungen ist zwar sehr zahlreich, jedoch sind diese entweder unveröffentlicht oder nicht ausreichend dokumentiert.[5] Werner Frühs Inhaltsanalyse – Theorie und Praxis verbindet theoretische und praktische Aspekte miteinander und bildet auf Grund der theoretisch fundierten Ausführungen und der verständlichen praktischen Beispiele die Grundlage für die vorliegende Arbeit. Darüber hinaus sind die Werke Methoden der empirischen Kommunikationsforschung: eine Einführung von Hans-Bernd Brosius/Friederike Koschel, Empirische Sozialforschung – Grundlagen Methoden Anwendungen vonAndreas Diekmann, Medieninhaltsforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen von Heinz Bonfadelli und schließlich Gebhard Ruschs Einführung in die Medienwissenschaft besonders erwähnenswert, da sich hier vor allem Informationen zum Methodenspektrum befinden. Die Aufsätze von Knut Hicketier, Dietrich Kerlen und Ulrich Saxer im Rahmen des Symposions Buchwissenschaft – Medienwissenschaft sind vor allem im Hinblick auf die Stellung der Buchwissenschaft und die Aufgabenbereiche der Medienwissenschaft relevant.

2 Was ist ein Medium?

Obwohl es sich bei dem Begriff Medium um einen Basisbegriff der Medienwissenschaft handelt, wird dieser aufgrund der ihm zugrunde liegenden Komplexität und Vernetztheit alles andere als eindeutig gebraucht.[6]

Medium bezeichnet einerseits die Gesamtheit der Inhalte von Medien und andererseits das Transportmittel dieser Medieninhalte. Allerdings steht alltagssprachlich die „Übertragungstechnik als instrumenteller Bezug zur Kommunikation“ im Vordergrund.[7] Diese technische Mediendefinition sieht Medien als Mittel zur Übertragung und Verbreitung jeglicher Art von Information in unterschiedlichen Kommunikationssituationen in Form von Sprache, Schrift, Bilder, Musik oder nonverbalen Verständigungsweisen.[8] Im engeren Sinn handelt es sich hierbei auch um technisch bestimmte Kommunikationskanäle wie beispielsweise Druck, Photographie, Film, Hörfunk und Fernsehen, Schallplatte, Tonband und auch elektronische Medien.[9]

Medien können nach unterschiedlichen Merkmalen klassifiziert werden: nach den technischen Anforderungen, der Kommunikationssituation, der Funktion und den Sinnesbereichen, die von ihnen angesprochen werden.[10]

Bei der Untergliederung nach technischen Kriterien dienen die jeweils benutzten technischen Hilfsmittel auf Sender- oder Empfängerseite als Kriterium. Es werden Primär-, Sekundär-, Tertiärmedien und Quartärmedien unterschieden. Während Primärmedien ganz ohne den Einsatz technischer Hilfsmittel auskommen (z.B. Gespräch von Angesicht zu Angesicht, Theater) benutzt bei Sekundärmedien der Sender technische Hilfsmittel und der Rezipient nicht (z.B. Printmedien). Bei Tertiärmedien verwenden beide Kommunikationspartner technische Hilfsmittel (z.B. Hörfunk, Fernsehen, Abspielen einer CD/DVD). Quartäre Medien zeichnen sich dadurch aus, dass sich im Zuge der Digitalisierung und Vernetzung (z.B. Internet) einerseits die traditionelle Aufteilung in Sender und Empfänger aufweichen und zum anderen durch die Multimedialisierung alle Medien integriert und aufeinander bezogen werden können. So löst sich auch die traditionelle Spezifizierung der Medien.[11]

Hinsichtlich der Kommunikationssituation gibt es die Untergliederung: bidirektional, asymmetrisch und interaktionmedial. Während Individualmedien – beispielsweise das Telefon – eine bidirektionale Kommunikation erlauben, erzeugen Massenmedien eine asymmetrische Kommunikationssituation, da sie sich an ein breites und anonymes Publikum richten. Eine interaktionmediale Kommunikationssituation liegt bei kybernetischen Interaktionsmedien – wie beispielsweise beim Internet – vor.

Ein weiteres Kriterium zur Klassifizierung von Medien ist die Funktion, die sie erfüllen. Als Medien der Wahrnehmung gelten beispielsweise Brillen oder Ferngläser. Medien der Speicherung sind Tonbänder und Filme. Zusätzlich gibt es Medien der Texterzeugung und Bearbeitung (z.B. Schreibmaschine) und Medien der Verbreitung und Distribution (z.B. Telefon). Allerdings können Medien auch mehrere Funktionen erfüllen, wie beispielsweise der Film, der in erster Linie ein Speichermedium ist aber durch seine Verbreitung auch zu einem Distributionsmedium wird.[12]

Zu guter Letzt werden Medien nach Sinnesbereichen unterschieden – wie zum Beispiel visuelle oder akustische Medien. Besondere Bedeutung haben audiovisuelle Medien gewonnen, die Sprach- und Tonsignale mit Bildsignalen kombinieren.[13]

Vor allem Massenmedien beeinflussen und bestimmen immer mehr die Wirklichkeitswahrnehmung des Menschen, daher wird die moderne Gesellschaft auch als „Mediengesellschaft” bezeichnet. Massenmedien bilden nicht nur die Realität ab, sondern manipulieren bzw. erzeugen diese zum Teil erst.[14] Die Wirkung von Massenmedien ist vor allem Gegenstand der Publizistik und der Kommunikationswissenschaft (z.B. Politikwirkung, Wahl- und Konsumwerbung) seit Mitte des 20. Jahrhunderts.

Bei Multimedia werden mehrere Wahrnehmungsformen – Text, Bild und Ton – mit einem gemeinsamen und meist digitalen Informationsträger verknüpft.[15] Aktuell sind sowohl laufende Bilder (das heißt Videos) als auch die Möglichkeit des interaktiven Umgangs mit multimedialen Informationsmitteln im Fokus. Hierbei steht vor allem der leistungsfähige „Multimedia-PC“ im Mittelpunkt, da mehrere Sinnesebenen zugleich angesprochen werden können.[16]

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und verstärkt seit den Siebzigern Jahren taucht mit neuen Technologien im Bereich der Kommunikationsmittel der Begriff „neue Medien” auf. Dieser Begriff bezeichnet neue Medientechniken oder neue Medien und steht im Kontrast zu den bisher gebräuchlichen Formen von Informationsübermittlung. Charakteristisch für die Neuen Medien sind die rechnergestützte Handhabung, das digitale Vorliegen der Informationen in codierter Form sowie die Interaktivität beim Umgang mit diesen Daten.[17]

Mit jedem neu auftretenden Medium entsteht eine neue Konkurrenzsituation. Allerdings werden kaum alte Medien durch neu auftretende endgültig verdrängt. Vielmehr kommt es einerseits zu belebenden Wechselwirkungen und andererseits findet eine Verlagerung statt, die sich durch ein Funktionswandel bemerkbar macht – so übernehmen elektronische Medien die Wissensspeicherfunktion des Buches und das Fernsehen bzw. der Rundfunk die Unterhaltungsfunktion, die bis dahin den Printmedien vorbehalten war.[18]

3 Definition der Medienwissenschaften

„Es mag überraschen, jedoch: So etwas wie die Medienwissenschaft als Einzeldisziplin mit fest umrissenen Inhalten, Methoden und Aufgaben gibt es – derzeit – noch gar nicht.“[19]

Wie Gerhard Rusch in seiner Einführung in der Medienwissenschaft (2002) feststellt, weist die Medienwissenschaft keinesfalls klare Abgrenzungen zu anderen Disziplinen auf und es ist bis heute strittig, was genau Gegenstand der Medienwissenschaft ist[20] – man kann also von einer prekär definierten Medienwissenschaft sprechen.[21]

Eine Medienwissenschaft im engeren und eigentlichen Sinne – also mit neuen wissenschaftlichen Fragestellungen, Ansätzen, Methoden und Institutionalisierungsformen – hat sich erst im 20. Jahrhundert herausgebildet. Die bisher institutionalisierte Medienwissenschaft beschäftigt sich im Kern vor allem mit den technisch-apparativen Medien(insbesondere Film, Fernsehen, Radio und Internet).[22] Ihre Entstehung lässt sich in erster Linie auf einige geschichtliche Entwicklungen im 20. Jahrhundert zurückführen. Wichtige Entwicklungen sind die manifeste und sukzessive Durchsetzung eben jener technisch-apparativen Medien als gesellschaftlich relevante Kommunikationsinstanzen und –formen[23] und die Öffnung der Philologien und Literaturwissenschaft für Populärliteratur.[24] Auslöser sind die ab den 1960ern einsetzende Krise der Geisteswissenschaften[25] und die bis dahin dominierende Betrachtung hochkultureller Phänomene, die zu Gegenbewegungen innerhalb der Literatur- und Theaterwissenschaften und zur Beschäftigung mit Massenkultur und Lesersoziologie führen. Zunächst tragen alle diese Faktoren zu einer Trivialliteraturforschung, die aber ab 1970 in konsequenter Fortsetzung des eingeschlagenen Weges zur Beschäftigung mit Film, Fernsehen usw. führt. Die kontinuierlich betriebene Abgrenzung von traditionellen Disziplinen führt in der Folge neben dieser externen auch zu einer internen Ausdifferenzierung. Es erfolgt eine Transformation der Geisteswissenschaften – insbesondere der medienbezogenen Disziplinen – die in größerem Maß Theorien und Methoden aus den Sozialwissenschaften (z.B. Kommunikationswissenschaft, Marktforschung) importieren.[26]

[...]


[1] Vgl. Hickethier, Knut (2004), „Ist das Buch überhaupt ein Medium? Das Buch in
der Medienwissenschaft.“ in: Buchwissenschaft – Medienwissenschaft: Ein Symposion. Kerlen, Dietrich (Hrsg.) Wiesbaden, S. 39.

[2] Vgl. ebd., S. 57f.

[3] Es handelt sich hier zwar um ein Datenerhebungsverfahren, es ist also quantitativ. Jedoch, sobald Daten vorhanden sind, müssen diese durch Stichproben interpretiert werden – dies ist also qualitativ.

[4] Vgl. Früh, Werner (1998) , Inhaltsanalyse – Theorie und Praxis. Konstanz, S. 7.

[5] Vgl. ebd., S. 7.

[6] Vgl. Bonfadelli, Heinz (2002), Medieninhaltsforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Stuttgart, S. 11.

[7] Vgl. ebd., S. 12.

[8] Vgl. http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721536806/Medien.html

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. ebd.

[11] Vgl. http://www.medialine.de/hps/client/medialn/tfext/call_mdln/rdirect/medialn_article_ wissen/ wissen/medialexikon/HXCORE_NAV_5000039.hbs?snr=3709

[12] Vgl. Hickethier, Knut (2004), „Ist das Buch überhaupt ein Medium? Das Buch in

der Medienwissenschaft.“ in: Buchwissenschaft – Medienwissenschaft: Ein Symposion. Kerlen, Dietrich (Hrsg.) Wiesbaden, S. 6f.

[13] Vgl. http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721536806/Medien.html

[14] Vgl. ebd.

[15] Vgl. http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721536806/Medien.html

[16] Vgl. ebd.

[17] Vgl. ebd.

[18] Vgl. ebd.

[19] Vgl. Rusch, Gebhard (2002), Einführung in die Medienwissenschaft. Wiesbaden, S. 7.

[20] Vgl. Schmidt, Siegfried J. (2002) , „Medienwissenschaft und Nachbardisziplinen“ in: Einführung in die Medienwissenschaft. Rusch, Gebhard (Hrsg.) Wiesbaden, S. 54.

[21] Vgl. Saxer, Ulrich (2004), „Buch und Buchwissenschaft aus kommunikations-
soziologischer Perspektive.“ in: Buchwissenschaft – Medienwissenschaft: Ein Symposion. Kerlen, Dietrich (Hrsg.) Wiesbaden, S. 114.

[22] Vgl. Hickethier, Knut (2004), „Ist das Buch überhaupt ein Medium? Das Buch in

der Medienwissenschaft.“ in: Buchwissenschaft – Medienwissenschaft: Ein Symposion. Kerlen, Dietrich (Hrsg.) Wiesbaden, S. 39.

[23] Vgl. ebd., S. 39f.

[24] Vgl. Rusch, Gebhard(2002) , „Medienwissenschaft als transdisziplinäres Forschungs-, Lehr- und Lernprogramm“ in: Einführung in die Medienwissenschaft. Rusch, Gebhard (Hrsg.) Wiesbaden, S. 69.

[25] in Deutschland vor allem durch die Aufarbeitung des Nationalsozialismus

[26] Vgl. Rusch, Gebhard (2002), „Medienwissenschaft als transdisziplinäres Forschungs-, Lehr- und Lernprogramm“ in: Einführung in die Medienwissenschaft. Rusch, Gebhard (Hrsg.) Wiesbaden: S. 70.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Buchwissenschaft als Medienwissenschaft – Die Inhaltsanalyse als mögliche Methode der Buchwissenschaft
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Buchwissenschaft)
Veranstaltung
Theorien und Methoden der Buchwissenschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
30
Katalognummer
V120399
ISBN (eBook)
9783640241842
ISBN (Buch)
9783640245420
Dateigröße
1038 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Buchwissenschaft, Medienwissenschaft, Inhaltsanalyse, Methode, Buchwissenschaft, Theorien, Methoden, Buchwissenschaft
Arbeit zitieren
Cecilia Timoteo (Autor:in), 2008, Buchwissenschaft als Medienwissenschaft – Die Inhaltsanalyse als mögliche Methode der Buchwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120399

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