Desertifikation und Dürrekatastrophen am Südrand der Sahara


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2. Was bedeutet Dürre?

3. Was bedeutet Desertifikation?

4. Dürre und Desertifikation im Wechselspiel

5. Das Beispiel Sahelzone
5.1 Geographische Einordnung des Sahel
5.2 Das Klima im Sahel
5.3 Die Vegetation im Sahel
5.4 Ursachen und Folgen von Dürre und Desertifikation im Sahel
5.4.1 Ursachen
5.4.1.1 Klimatisch/Natürlich bedingte Ursachen
5.4.1.2 Ackerbaulich bedingte Ursachen
5.4.1.3 Viehhaltungsbedingte Ursachen
5.4.1.4 Siedlungs-/ Bevölkerungsbedingte Ursachen
5.4.2 Folgen

6. Rückkopplungsprozesse

7. Mögliche Gegenmaßnahmen

8. Fazit

9. Literatur

Abbildungen

Abb. 1: Vorrangig klimabedingte Konflikt- und Gefährdungspotentiale Abb. 2: Schematische Darstellung des Desertifikationsprozesses

Abb. 3: Gerüst zum Verständnis der Bedeutung und des Zusammenhangs von Dürre, Austrocknung, und Desertifikation

Abb. 4: Verschiedene Phasen der ökologischen Degradation im Sahel (Bsp.: West Butana, Republik Sudan)

Abb. 5: Luftdruckkonturen der über der Sahara und angrenzenden Regionen im Januar und Juni. Durchschnittliche saisonale Trends der Oberflächenwinde sind mit Pfeilen gekennzeichnet

Abb. 6: Innertropische Konvergenzzone (ITCZ) und Hadleyzellen

Abb. 7: Abweichungen (in mm) der Niederschläge im Sahel pro Jahr von 1900–2000, vom langjährigen Mittelwert

Abb. 8: Desertifikationsgefährdung in Afrika

1. Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Vorrangig klimabedingte Konflikt- und Gefährdungspotentiale (http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007_kurz.html; 12.10.2007).

Acht von zwölf großen Trockenperioden der letzten 400 Jahre lagen im 20. Jahrhundert (STÜBEN; THURN, 1991).

„Die letzte rezente Dürre-Periode in der Sahelzone hat etwa um 1970 begonnen, umfasst somit bisher mehr als zwei Jahrzehnte und einen rund 400 km breiten Landstreifen (SCHÖNWIESE 1994: 60).“

„Dürren sind Naturkatastrophen von besonders hohem Schadenspotential, speziell im Zusammenhang mit Hungerkrisen (BOHLE ET.AL., 2001: 191).“ Dürren sind Naturkatastrophen von beträchtlicher Komplexität, da sie sich langfristig an der Schnittstelle zwischen fragilen Ökosystemen und verwundbaren Gesellschaftssystemen befinden (BOHLE ET.AL., 2001: 191). Diese, wenn auch zum Teil etwas unscharfen, Aussagen verdeutlichen zusammen mit Abbildung 1, den Umfang und die Bedeutung des Problems der Dürre und Desertifikation am Südrand der Sahara – dem Sahel. Allein 1973 starben 100000 Menschen im Sahel, 1974 waren im Niger 200000 Menschen von Hunger betroffen (ALEXANDER 1993: 151). In solchen fragilen, ariden Ökosystemen herrschen nur saisonale und stark limitierte Wasserressourcen (Oberflächenwasser) vor. Die Pflanzendecke reduziert sich konsequent mit dem periodischen Auftreten von Dürreereignissen und die Böden, welche meist nur geringen Anteil organischen Materials besitzen sind nur schwach entwickelt (KASSAS; 1995). Mit der Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen vergrößern sich zwar die Ernteerträge insgesamt, aber die Ernteerträge pro Hektar sinken und das Bevölkerungswachstum überflügelt mittlerweile die Nahrungsmittelproduktion bei weitem (ALEXANDER 1993: 152).

2. Was bedeutet Dürre

Dürren gehören in den Randgebieten der Wüsten, Steppen und Savannen, d.h. in semiariden Gebieten, zum normalen Klimageschehen vor allem bedingt durch hohe Niederschlagsvariabilität in dieser Region (LAMPING, 1995: 190; BOHLE, 2001: 191; STÜBEN & THURN, 1991).

Eine besondere Problematik stellen Dürren dar, weil sie sich über Monate bis Jahre entwickeln(BOHLE ET.AL., 2001: 191). Es ist daher notwendig zwischen Dürre als -relativ- kurzzeitigem Phänomen und einer langfristigen Aridifizierung zu unterscheiden (AGNEW, & CHAPPELL, 1999). Jedoch ist es schwierig in einem Gebiet, wo die Niederschläge immer niedrig sind, eine Dürre zu klassifizieren (AGNEW, & CHAPPELL, 1999). Prinzipiell besteht bei der Definition von Dürre eine gewisse Uneinigkeit. An dieser Stelle sollen einige, wenn auch oft recht unscharfe und zum Teil auch etwas widersprüchliche Definitionen dazu benannt werden. Nach AGNEW (2002), bzw. AGNEW, & CHAPPELL, (1999) bedeutet Dürre unterdurchschnittliche Wasserversorgung über kurze Perioden von 1 bis 2 Jahren, aufgrund der Verringerung der Niederschläge als Primäreigenschaft einer Dürre. Dagegen meinen BOHLE ET.AL. (2001: 191): ein Jahr unterdurchschnittlicher Niederschlag ist Trockenheit - mehrere Jahre sind Dürre. A]uch für STÜBEN & THURN (1991) heißt Dürre ein über mehrere Jahre hinweg geringerer Niederschlag als im Mittel. Eine deutlich klarere Definition liefert LAMPING, (1995: 190f.): „Dürre bezeichnet außergewöhnliche Trockenheit ausgelöst durch Niederschlagsdefizit, hohe Temperaturen und hohe Verdunstungsraten in einer Region, wo der Wasserhausalt normalerweise landwirtschaftliche Nutzung – oder überhaupt Vegetation – möglich macht.“ Dürre entsteht durch eine Häufung unterdurchschnittlicher Verfügbarkeit natürlichen Wassers. „Unterdurchschnittlich“ hat in diesem Zusammenhang zwei Bedeutungen. Zum einen den rein physischen Aspekt, nach dem die Niederschläge unter einem langjährig gemessenen Mittelwert liegen. Und zum anderen den gesellschaftlichen Aspekt, wonach die Niederschläge unter einer erwarteten Menge liegen, welche genügen würde um die Bedürfnissen der Landwirtschaft, der Viehzucht und der Haushalte zu befriedigen (KASSAS; 1995). Wenn die Wasserbilanz den erwarteten saisonalen Wert um ca. 30% über mindestens 3 Wochen unterschreitet kann das als Faustregel für eine mögliche Dürre gelten. Die Gleichung dafür lautet: Verfügbare Feuchtigkeit = Niederschlag – Evapotanspiration – Abfluss +/- Versickerung und unterirdische Speicherung (ALEXANDER 1993: 145f.).

Es werden hier agrarische, physiologische und meteorologische Dürre unterschieden. Agrarische Dürre bedeutet hier einen Mangel an effektivem, d.h. pflanzenverfügbarem Regen, welcher zu Ernteeinbußen führt. Physiologische Dürre beschreibt die Situation von Pflanzen auf bewässerten, jedoch schlecht drainierten Flächen, wodurch sich, z.B. Salze anreichern und damit das Wasser nur noch schwer osmotisch aufgenommen werden kann (MIDDLETON 1991: 18f.). Meteorologische Dürre meint daher hauptsächlich unterdurchschnittliche Niederschläge im Jahr (AGNEW, & CHAPPELL, 1999). ALEXANDER (1993: 145f.) unterscheidet zusätzlich noch zwischen Niederschlagsdürre (fehlender Regen), Abflussdürre (fehlender Abfluss) und Aqiferdürre (fehlendes Grundwasser). Wasserknappheit folgt auf mehrjährige Niederschlagsunterversorgung gemessen am langjährigen Mittelwert (LAMPING, 1995: 190ff.). Daraus resultieren wiederum Ernteausfälle und damit Hungerkatastrophen, vor allem in Entwicklungsländern (ALEXANDER 1993: 149; BOHLE ET.AL., 2001: 191). Demnach führen natürliche Dürren erst zu menschlichen Katastrophen, wenn sie sich in fragilen Ökosystemen ereignen und auf verwundbare Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme mit geringer Dürreresistenz treffen (BOHLE, 2001: 191).

Eine hohe Albedo wird z.B. als Indikator für Dürrebedingungen gesehen, denn Dürrebedingungen mit toter Vegetation und freier Oberfläche zeigen erhöhte Reflektivität. Wohingegen Feuchtbedingungen und dichte Vegetation eher zu geringerer Albedo tendieren (ALEXANDER 1993: 147). Dieser Zusammenhang wird im Kapitel Rückkopplungsprozesse noch genauer betrachtet.

3. Was bedeutet Desertifikation?

Auch dieser Begriff ist nur selten eindeutig definiert und scharf abgegrenzt, so dass die Erläuterung einer gewissen Auswahl sinnvoll erscheint. MIDDLETON (1991: 7) gebraucht eine sehr vorsichtige Definition von Desertifikation, nach der diese in ihrer am wenigsten vieldeutigen Form die Vorstellung ist, dass die Ausdehnung von Wüsten - trockenen Gebieten mit wenigen Pflanzen - zunimmt, für gewöhnlich in semiariden Bereichen. Wesentlich klarere Worte finden STÜBEN & THURN (1991), wonach Desertifikation eine schwerwiegende ökologische Degradation in semiariden und subhumiden Klimazonen durch menschliche Tätigkeiten ist.

„Desertifikation ist die Degradierung des Landes in ariden, semiariden und trockenen subhumiden Gebieten aufgrund verschiedener Faktoren unter Einschluss von Klimaänderungen und menschlicher Aktivität (BRECKLE ET.AL., 2006).“ Das heißt Desertifikation führt in klimatisch trockeneren Gebieten der Erde persistent zur substantiellen Abnahme der biologischen sowie edaphischen Produktivität des Systems, also einer verminderten oder eingeschränkten Funktionalität (AGNEW (2002) & BRECKLE ET.AL., 2006). Dabei können anthropogene und klimatische Faktoren immer nur schwer voneinander getrennt werden (BRECKLE ET.AL., 2006). HAMMER (2001) hingegen benennt ein Missmanagement in der Ressourcennutzung, so Fehlnutzung von Wasser, Boden oder der Vegetation als auslösenden Faktor dafür. Mit sich verschlechternden Bedingungen wächst der menschliche Druck auf die Ressourcen. Zum Überleben unter solch schwierigen Bedingungen werden fragile Ressourcen und marginale Gebiete zur Nutzung herangezogen und damit einer Degradation ausgesetzt. Somit ist die Desertifikation ein Selbstverstärkungsprozess (HAMMER, 2001). Degradationsformen sind biologische, chemische (Bodenqualität) und physische (Erosion) Degradation, die bis hin zur irreversiblen Schädigung der Ressourcen führen können (HAMMER, 2001). Wobei STÜBEN & THURN (1991) Desertifikation grundsätzlich für irreversibel halten. Zusammengefasst lässt sich somit sagen, dass Desertifikation eine Kombination aus Dürregefährdung und übermäßigem Nutzungsdruck ist, welcher inhärent fragile System so schwer schädigt, dass es nur über natürliche Prozesse allein, nicht wieder regeneriert werden kann (KASSAS; 1995). Dazu ist die Bedeutung eines Kriteriums der Desertifikation abhängig von der Nutzung des jeweiligen Areals. Klimatische Anomalien oder eine Klimaänderung können die Desertifikation zwar verstärken, sind aber nicht ursächlich verantwortlich (HAMMER, 2001). So ist der Hauptfaktor auf Weideland die Zerstörung der Vegetationsbedeckung, auf Regenfeldbaugebieten die Bodenerosion und auf bewässertem Land die Versalzung (MIDDLETON 1991: 12). Dieser Wirkkomplex ist schematisch in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Schematische Darstellung des Desertifikationsprozesses (HAMMER, 2001).

Der Rückgang der natürlichen Vegetation und der Wandel zu einer Wüstenartigen Zusammensetzung kann als primärer Indikator für Desertifikation angesehen werden (MENSCHING; 1993).

Im Zusammenhang mit Desertifikation benennt MENSCHING 1990: 16ff. & MENSCHING 1991 eine Vielzahl vegetativer, hydrologischer, pedologischer und morphodynamischer Indikatoren/ Auswirkungen.

Vegetative:

Die Vegetationsdecke im Weideland wird aufgrund von Überweidung flecken– bis flächenhaft deutlich degradiert bis hin zur völligen Zerstörung. Es entstehen temporär oder irreversibel auftretende Freiflächen, was den Verlust Regenerationsfähigkeit zeigt. Ebenso verändert sich die Artenzusammensetzung, wobei trockenheitsresistentere, nicht fressbare Pflanzen zunehmen. Bei Gräsern nimmt der Anteil mehrjähriger zugunsten annueller ab.

[...]

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Details

Titel
Desertifikation und Dürrekatastrophen am Südrand der Sahara
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Oberseminar: "Naturkatastrophen"
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V120218
ISBN (eBook)
9783640241064
ISBN (Buch)
9783640248476
Dateigröße
2019 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Desertifikation, Dürrekatastrophen, Sahara, Oberseminar, Naturkatastrophen, Sahel, Dürre
Arbeit zitieren
Marco Herrmann (Autor:in), 2007, Desertifikation und Dürrekatastrophen am Südrand der Sahara, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120218

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