Schwerstbehinderung und deren Implikationen nach Wieczorek und Burkart

Medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte in "Individualität und schwerste Behinderung“ und "Schwerste Behinderung – Anfragen an Förderkonzepte für Menschen mit allumfassenden Hilfebedarf"


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,75


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition von schwerster Behinderung (Medizinische Sichtweise)
2.1 Die Vielfalt sonderpädagogischer Theorienbildung zu schwerster Behinderung nach Wieczorek
2.2 Krankenhaushalte nach Wieczorek
2.3 Übersicht über neue Definitionsversuche nach Burkart
2.4 Medizinisch psychiatrische Sichtweise nach Burkart
2.5 Die schulorganisatorische Sichtweise nach Burkart
2.6 Die entwicklungsbezogene Sichtweise nach Burkart
2.7 Beschreibungen anhand von Negativkatalogen nach Burkart

3. Psychologie der schwersten Behinderung
3.1 Verhaltensweisen bei schwerster Behinderung nach Wieczorek
3.2 Trauma und Körperwissen nach Wieczorek
3.3 Individuelle Aktivitätsniveaus nach Wieczorek
3.4 Schritt für Schritt?- Die entwicklungspsychologische Sichtweise nach Burkart

4. Pädagogik bei schwerster Behinderung
4.1 Wecken von Neugierde und Interesse – Erleben von Urheberschaft nach Wieczorek
4.2 Entwicklungsbegleitung statt Training nach Wieczorek
4.3 Pädagogik bei (schweren) geistigen Behinderungen nach Burkart
4.4 Erziehungswissenschaftliche Ansätze nach Burkart

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit der Thematik der schwersten Behinderung. Um sich die Tragweite dieser Thematik zu vergegenwärtigen habe ich zwei relevante Bücher miteinander verglichen. Zum einen „Individualität und schwerste Behinderung“, von Marion Wieczorek und zum anderen die Dissertation „Schwerste Behinderung – Anfragen an Förderkonzepte für Menschen mit allumfassenden Hilfebedarf. Diese beiden Bücher habe ich versucht unter medizinischen, psychologischen und pädagogischen Gesichtspunkten zu vergleichen. Leider ist bei beiden Büchern die medizinische Sichtweise vernachlässigt worden. Trotzdem habe ich versucht die vorhanden Informationen in diesen Bereichen zu vergleichen.

2 Definition von schwerster Behinderung (Medizinische Sichtweise)

2.1 Die Vielfalt sonderpädagogischer Theorienbildung zu schwerster Behinderung nach Wieczorek

Frau Wieczorek bezieht sich in ihrer Definition von „schwerster Behinderung“ auf Andreas Fröhlich, einem Wegbereiter für Förderkonzepte der schwersten Behinderung. Dieser erklärt in seinen Frühwerken: “ Schwerstbehindert nennen wir ein Kind, wenn es nicht absehbar in der Lage sein wird, die vergleichbaren Leistungen eines gesunden Säuglings von 6 Monaten zu erreichen“. (Fröhlich, 1978, 43, Zit.n. Wieczorek 2002, 29)

Diese Beschreibung findet, worauf Frau Wieczorek hinweist, eine Orientierung an der Normalentwicklung. Mit sechs Monaten beginnt das Kind sich aus der Zweierbeziehung Beziehung zur Mutter zu lösen. Umwelt kann aktiv aufgenommen, täglich erweitert werden. Später wird diese Darstellung von Fröhlich ergänzt. Das schwerstbehinderte Kinder, körperbehinderte Kinder sind, die in allen Hauptbereichen der Entwicklung (psychomotorisch, emotional, kommunikativ, sozial und kognitiv extreme Entwicklungsbeeinträchtigungen aufweisen. Es sind Kinder die:

- sich auf dem Boden nicht ohne fremde Hilfe fortbewegen können.
- ihre Hände nicht gezielt einsetzen können, um ohne Hilfe zu essen, zu spielen, zu kritzeln und zu gestalten.
- nicht oder noch nicht mit Lautsprache kommuniziert haben.
- noch nicht zu einer Imitation von Gesehenem und Gehörtem fähig sind, und die Kommunikation auf den Nahraum beschränkt ist.
- ihre Reaktions- und Verarbeitungsmöglichkeiten auf kürzlich erlebtes beziehen, denen aber einfachste Abstraktionen noch nicht möglich sind.
- bestenfalls auf Kontaktangebote erwachsener Personen reagieren, die noch keine Beziehungen zu anderen Kindern aufnehmen können und von daher immer wieder einzeln angesprochen werden müssen.

die so stark bewegungsbeeinträchtigt sind, dass sie für alltägliche Verrichtungen, für An- und Ausziehen, Körperpflege, Essen, Fortbewegung, Kommunikation, für die Befriedigung emotionaler und sozialer Bedürfnisse, für Anregungen und Beschäftigung auf Erwachsenenhilfe angewiesen sind. (vgl. Haupt und Fröhlich, 1982b, 22f. Zit.n. Wieczorek, 2004, 29 f.)

Frau Wieczorek weißt darauf hin, dass Fröhlich sich zusehends von Formen der Beschreibung abwendet, die dadurch gekennzeichnet sind was Kinder mit schwerster Behinderung nicht können.

Er gelangt zur Darstellung ihrer Fähigkeiten:

- nehmen andere Menschen durch Haut- und Körperkontakt wahr.
- sammeln mit dem Körper unmittelbare Erfahrungen und bewerten diese.
- erleben sich selbst, Menschen und Dinge in unmittelbarer emotionaler Beschaffenheit.
- Benutzen ihre gesamte Körperlichkeit, um sich auszudrücken und mitzuteilen. (vgl. Fröhlich, 1993, 12 Zit.n.Wieczorek, 2002, 31)

2.2 Krankenhaushalte nach Wieczorek

Aufgrund einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, im Rahmen der medikamentösen Einstellung bei Epilepsie, für Ventilkontrollen oder notwendige orthopädische Operationen im Verlaufe des Lebens müssen Kinder und Jugendlichen mit schwersten Behinderungen immer wieder die Erfahrung von Krankenhausaufhalten machen, schreibt Frau Wieczorek. D.h., die Kinder erleben eine (plötzliche Herausnahmen aus ihrer vertrauten Umgebung, sehen sich abgekoppelt von vertrauten Wahrnehmungen und Erfahrungen. (vgl. Wieczorek, 2002, 102)

Die Kinder erleben einen Kontakt im Krankenhaus in Form von schmerzlichen medizinischen Maßnahmen. Sie vermögen nicht zwischen Schmerzen, die sie bedingt durch eine Erkrankung, und Schmerzen, die sie durch deren Behandlung erleiden müssen, zu unterscheiden. (vgl. Wieczorek, 2002, 103)

2.3 Übersicht über neue Definitionsversuche nach Burkart

Burkart wiederum fragt sich zunächst einmal mehr, was unter dem Begriff schwerster Behinderung überhaupt verstanden wird, und stellt fest, dass es in der Literatur definitorische Unklarheiten gibt. Hierbei stellte er fest, dass es bei diesem Begriff Äquivalente, wie Intensivbehinderung oder Schwerstmehrfachbehinderung verwendet werden.

Doch keines dieser alternativen Termini konnte sich gegen den Begriff der „schwersten Behinderung“ durchsetzen. Ein weitere Aspekt ist, wer denn mit „ Menschen mit schwerster Behinderung“, überhaupt gemeint ist.

Bei dieser Überlegung hält sich Burkhart an eine grundlegende Schrift Barbara Fornefelds. Diese schließt Menschen mit schwerster schwersten körperlichen und geistigen geistigen, sowie mit schwersten geistigen Behinderungen ohne gravierende körperliche Beeinträchtigungen mit ein.

Personen die trotz einer schweren Körperbehinderung technische Lern- und Artikulationshilfen verstehen und bedienen können, werden nicht miteinbezogen. (vgl. Fornefeld, 1995, 48 Zit.n. Burkart, 2004, 25)

Weiterhin beruft er sich auf Wilhelm Pfeffer, der schreibt, dass schwere und schwerste geistige Behinderung nicht alleine aufgrund von körperlichen oder geistigen Eigenschaften definiert werden kann, sondern im wesentlichen auf die Merkmale eines Bezuges zwischen Individuum und dem Alltag des Menschen., an deren er teil hat oder teilhaben soll.(vgl. Pfeffer, 1988, 101 Zit. n. Burkart, 2004, 25)

2.4 Medizinisch psychiatrische Sichtweise nach Burkart

Ihre Wurzeln hat die medizinisch psychiatrische Sichtweise der schwersten Behinderung im Begriff der Idiotie. Idiotie wurde als eine Daseinsform betrachtet, die eine extreme oder völlige Einschränkung der Bildungsfähigkeit mit sich brachte. Der Versuch die Einschränkungen der Intelligenz in Werten auszudrücken, hat bei den Autoren der Fachliteratur unterschiedliche Folgen. Bei machen begann die Idiotie bei einem IQ von 20, bei anderen aber sogar schon bei einem IQ von 50.

Oftmals setzen die Aufgaben aber ein verbales Aufgabenverständnis voraus, welches von Menschen mit schwerster geistiger Behinderung kaum erbracht werden kann. Zudem weisen die unteren IQ-Bereiche nur wenige Differenzierungen auf. Zudem wird durch diese Sichtweise die Lebenssituation der betroffenen Menschen bestenfalls rudimentär erfasst. (vgl. Burkart, 2004, 26)

2.5 Die schulorganisatorische Sichtweise nach Burkart

Zitat:“ Schwer geistig behindert ist der Mensch, der durch das Ausmaß seiner geistigen Behinderung, sowie durch zusätzliche andere Behinderungen nicht mehr mit den Mitteln der bisher bestehenden oder vorgesehenen Einrichtungen für geistig Mehrfachbehinderte gefördert werden kann“. (Zit. n.Burkart, 2004, 26)

Nach dieser Sichtweise wurde Kindern die Aufnahme in Schulen verwährt, da sie über bestimmte Basisfähigkeiten nicht verfügen, die für die Aufnahme in die Schulen notwendig seien. (Z.B. allgemeine Sauberkeit, Fähigkeit zur Kontaktaufnahme, Verständnis für einfache verbale oder gestische Mitteilungen“.(vgl. Burkart, 2004, 26)

2.6 Die entwicklungsbezogene Sichtweise nach Burkart

Der Rückbezug auf frühkindliche Entwicklungsverläufe kann eine Hilfe für die Erziehung von Menschen mit schwerster Behinderung sein. Burkart bezieht sich, wie Wieczorek, auf Fröhlich, indem er sich auf die Formulierung bezieht, dass Kinder, die in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein werden, die vergleichbaren Leistungen eines gesunden Säuglings von 6 Monaten zu erreichen, als schwerstbehindert gelten.

Auf der einen Seite ist der Reifungsprozess bei schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu nicht beeinträchtigten Entwicklungsvorgängen stark eingeschränkt. Auf der anderen Seite sind es die vielfältigen möglichen hirnorganischen Schädigungsmöglichkeiten die zu einer schwersten Behinderung geführt haben. (vgl. Burkart, 2004, 27)

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Schwerstbehinderung und deren Implikationen nach Wieczorek und Burkart
Untertitel
Medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte in "Individualität und schwerste Behinderung“ und "Schwerste Behinderung – Anfragen an Förderkonzepte für Menschen mit allumfassenden Hilfebedarf"
Hochschule
Universität zu Köln  (Heilpädagogische Fakultät)
Veranstaltung
Rehabilitation
Note
1,75
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V120130
ISBN (eBook)
9783640240760
ISBN (Buch)
9783656740223
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwerste, Behinderung, Rehabilitation
Arbeit zitieren
Diplom Sozialpädagoge Alexander Bauer (Autor:in), 2006, Schwerstbehinderung und deren Implikationen nach Wieczorek und Burkart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120130

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