Emil Heyn. Nestor der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie.

Ein kurzer Auszug aus der Emil-Heyn-Chronik und Rückblick auf das am 6. und 7. Juli 2007, anlässlich des 140. Geburtstages von Emil Heyn, in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz stattgefundene Emil-Heyn-Kolloquium


Forschungsarbeit, 2008

286 Seiten, Note: "-"


Leseprobe


Vorwort und Danksagung.

Das Buch „Emil Heyn. Nestor der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie. - Ein kurzer Auszug aus der Emil-Heyn-Chronik und Rückblick auf das am 6. und 7. Juli 2007, anlässlich des 140. Geburtstages von Emil Heyn, in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz stattgefundene Emil-Heyn-Kolloquium.“ ist entstanden aus einem Eigenprojekt des Autors zum Thema der Geschichte der Technikwissenschaften der Werkstoffwissenschaften.

Dies ist nicht die erste Publikation, die Emil Heyn, dem Nestor der wissenschaftlichen Metallographie und Mitbegründer der abstrakten Metallkunde, durch den Autor gewidmet ist, aber das vom ihm geschaffene Werk kann als originäres Buch über den weltweit bekannten und geschätzten Technikwissenschaftler angesehen werden.

Da zu den wichtigsten wissenschaftlichen Dokumenten Professor Emil Heyns neben seinen über 70 fachlichen Veröffentlichungen der von ihm verfasste und mit Professor Adolf Martens 1912 herausgegebene zweite Band des Handbuches der Materialienkunde für Maschinenbau wie auch der eigentlich von ihm geplante und fertig ausgearbeitete dritte Band dieses Handbuches, welches Professor Erich Wetzel postum 1924 unter dem Titel - Die Theorie der Eisen-Kohlenstoff-Legierungen – herausgab, gehören, stehen diese in den Fundus der Geschichte der Werkstoffwissenschaften eingegangenen Standardwerke auch mit im Mittelpunkt dieser Schrift. Natürlich wird darin auch der Lebensweg von Emil Heyn gebührend gewürdigt.

Im vorliegenden Elborat wird der Leser auch über die Entdeckungen und Erkenntnisse Emil Heyns in den von ihm auf wissenschaftliches Niveau gebrachten Zweige der Materialprüfung vertraut gemacht, die für die Entwicklung der Theorien, der Experimentierpraxis, der Produktion und Materialprüfung besondere Bedeutung erlangten.

Dem Darsteller dieses ersten Überblicks zu Emil Heyn und seines Lebenswerkes ist es nicht nur der Wunsch, sondern eine angenehme Pflicht, zuerst der Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz, Frau Barbara Klepsch, und gleichwertig folgend der ARGE Annaberg sowie dem von ihr bestätigtem temporären Team für die Förderung und Unterstützung der Vorbereitung sowie Durchführung der Ehrungen Emil Heyns zur Museumsnacht im Jahre 2006 wie auch der Emil-Heyn-Würdigung im Jahre 2007 zu danken.

Ebenfalls gilt seitens des Autors der Dank den Herren Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde e.V., und Dr. Peter Paul Schepp, Geschäftsführer der DGM e. V., sowie Prof. Dr. Manfred Hennecke, Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) für ihr Zutun und das fördernde Interesse am Festakt am 6. und 7. Juli 2007 für Emil Heyn in der heimlichen Hauptstadt des sächsischen Erzgebirges.

Es ist dem Verfasser dieses Werkchens weiter ein Bedürfnis, dafür Dank zu sagen, daß in ihm, durch das Emil-Heyn-Kolloquium zur 140. Wiederkehr des Geburtstages von Friedrich Emil Heyn in seiner Geburtsstadt Annaberg, der jetzigen Berg- und Adam-

Ries-Stadt Annaberg-Buchholz, am 7. Juli 2007 begünstigt, die wichtigsten Offiziellen für dieses Ehrensymposium wie auch die renommiertesten, prävalierenden Werkstoffwissenschaftler zur Würdigung von Emil Heyn und seiner geschaffenen fundamentalen theoretischen, real- und lehrebezogen zu Wort kommen konnten.

An dieser Stelle möchte der Verfasser aufrichtigen Dank sagen den vielen Helferinnen und Helfern in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz, die ihn seit vielen Jahren im Aufsuchen, Bereitstellen, Besorgen wie auch Überprüfen von Quellenangaben und Literaturstellen unterstützt haben.

Mit diesem Foliant soll einem breiten Kreis interessierter Fachkollegen und anderen Interessierten entgegengekommen werden, eine auf das Wesentliche beschränkte Zusammenstellung über das Leben und Wirken des aus der Bergstadt Annaberg stammenden, von Professor Adolf Ledebur diplomierten Eisenhüttenkundler und Professor Adolf Martens ausgebildeten maßgeblichen deutschen Metallographen und Metallkundler zur Verfügung zu haben.

Wer sich tiefgründiger mit den zwei von Emil Heyn verwissenschaftlichten einzelnen werkstoffkundlichen Disziplinen befassen möchte, sollte sich die Zeit nehmen zum angegebenen und dort auch vermerkten Sekundärschrifttum greifen.

Um die vielen repräsentativen Leistungen in würdiger Form darstellen zu können, wird dieser Veröffentlichung eine Emil-Heyn-Chronik demnächst folgen. In diesem Rahmen lag das Schwergewicht auf der Zusammenstellung von Schrifttum zu und über Emil Heyn sowie seinen Schöpfungen auf metallographischem und metallkundlichem Gebiet

Der Autor ist allen Lesern, ob Allgemeininteressierten, Laien und Fachkollegen für Ratschläge und Informationen, die dem Buchinhalt wie auch der noch erscheinenden Emil-Heyn-Chronik zugute kommen, dankbar. Diese Anregungen zur weiteren Verbesserung des Buches werden gern entgegengenommen.

Nicht zuletzt gilt dem GRIN Verlag eine besondere Anerkennung, daß diese Broschur in dieser Form fertig gestellt werden konnte.

Einleitung.

Seit etwa 10.000 Jahren befasst sich die Menschheit nach unserem gegenwärtigen Erkenntnisstand mit den Metallen, aber die Wissenschaft der Metalle kann dagegen nur auf einen Zeitraum von rund 140 Jahren nachweisen.

Aus der Zeit kurz zuvor sowie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind nur in wenigen Fällen Beschreibungen von Kristallbildungen in Lunkern, von Bruchgefügen der zu dieser Zeit bekannten Metallen und Legierungen, oder auf Oberflächen von erstarrten Schmelzen bekannt geworden; noch weniger sind daraus gezogene Schlussfolgerungen für die metallurgische Praxis auffindbar.

Auch die von dem Mineralogen Alois Beckh von Widmannstätten, mit vollem Namen und Titel auch Alois Joseph Franz Xaver Beckh, Edler von Widmannstetter bereits 1808 entdeckte gesetzmäßige Anordnung von winzigen bizarren, hervortretenden regelmäßigen sich einander kreuzenden Lamellen bei Eisenmeteoriten, die durch Anschleifen und Ätzen sichtbar werden und denen der Mineraloge Carl von Schreibers um 1810 den Namen Widmannstättenschen Figuren gab, brachten bekanntlicherweise nicht mehr als nationale und weltweite Bewunderung sowie Nachahmung.

Als die Geburtsstunden der wissenschaftlichen Metallbeschreibung gelten die Jahre 1864 und 1878, als der Engländer H. C. Sorby und der Deutsche A. Martens die so genannten Wasserzeichen bzw. Hieroglyphen von metallischen Materialien mittels gezielter metallographischer Metallschliffe freilegten, mikroskopisch höher vergrößerten und photographisch festhielten.

Den Aufschwung, den die werkstoffwissenschaftlichen Disziplinen Metallographie und Metallkunde seit dem und insbesondere ab 1898 in Deutschland nahmen, muss mit Fug und Recht auf Emil Heyn zurückgeführt werden. Erst seit dem Erscheinen der ersten wissenschaftlichen Arbeiten Emil Heyns wandten sich zahlreiche weitere deutsche Forscher diesen Wissenschaftszweigen, und davon wiederum speziell dem Mikrogefüge zu, wie beispielsweise Tammann, Wüst, Friedrich, Bauer, Guertler, Oberhoffer, Hanemann u. a.

Neben Emil Heyn sind auch die Materialwissenschaftler wie Ledebur, Bauer und Maurer in Deutschland, Trevenard, Osmond und Sauveur in Frankreich, Brinell, Stead, Roberts-Austen und Arnold in England sowie Tschernow, Anossow und Kurnakow in Rußland, aber auch der Amerikaner Howe untrennbar mit den Anfängen der wissenschaftlichen Metallographie und akademischen Metallkunde verknüpft; dies ist dem Autor wohl bekannt, und wird deshalb hier an dieser Stelle mit genannt, um beim Leser eine Meinungsbildung auszuschalten, die dazu führen könnte, daß das Exposé zu den Leistungen des Nestors dieser Wissenschaftsgebiete zu personenbezogen entstand.

Aus dem Ergebnis einer Quellenrecherche zum Stand der Wissenschaft und Technik auf dem Gebiet des Materialprüfungswesen, im Speziellen zu den technikwissenschaftlichen Disziplinen Metallographie und Metallkunde geht hervor, dass es Heyn bei all seinen Bemühungen um diese beiden Zweige der Werkstoffwissenschaften insbesondere auch um die Gewinnung einfacher Verfahren für diese Gebiete ging, also um unkomplizierte Verfahren

- zur Feststellung eventueller Ungleichmäßigkeiten unter anderem in der chemischen Zusammensetzung des Materials, Einschlüsse von Schlacken und anderen nichtmetallischen Stoffen, Zonenbildung infolge Seigerung, örtliche Aufkohlung oder Entkohlung von Eisen und Stahl sowie, wo notwendig, getrennte Probennahme für chemische Analyse und Festigkeitsversuche ermöglichend;

- zur Ermittlung der Vorbehandlung von Metallen und Legierungen, zum Beispiel wie Glühbehandlung, Härteanlassgrad, Grad der Kaltbearbeitung, Art der Abkühlung nach dem Guss;
- Zur Erkennung und Wiederherstellung so genannter Krankheitserscheinungen von Materialien, die durch irgendeine fehlerhafte Behandlung in einen Nachteile bringende Beschaffenheit übergeführt wurden, beispielsweise Überhitzung und Beseitigung der Folgen der Überhitzung, Feststellung und Aufhebung der durch Kaltrecken entstandenen inneren Spannungen, Wasserstoffkrankheiten beim Eisen und beim Kupfer sowie auch Zersetzungserscheinungen bei Materialien;
- zur Aufklärung über die Art und die Herstellung des Materials, ob Schweiß- oder Flusseisen vorliegt, ob Fertigerzeugnisse aus Eisen, Stahl oder anderen Metallen Schweiß- oder Lötstellen aufwiesen, ob es sich um Gusseisen oder Temperguss handelt.

Über Emil Heyn in der gegenwärtigen Zeit ein Abhandlung zu verfassen hat mehrere Wurzeln, eine davon sind seine Verdienste um die Metallographie und Metallkunde, eine weitere seine Befähigung, die Sprache des Kleingefüges und die Spezifik der Phasenlehre zu kennen, aber auch die, daß er dadurch berufen war, das Doppeldiagramms für Eisen-Kohlenstoff-Legierungen vor rund 105 Jahren zu entwickeln, darüber hinaus auch seine Begabung die Lehre der mechanischen Technologie zu reformieren, die somit auch zur eigentlichen Institutionalisierung dieser angesprochenen Technikwissenschaften führten; und auch deshalb, daß auch die heutige Zeit zum Entziffern der Mikrostrukturen die Akribie und Weitsicht von einst erfordert.

Das Buch ist dem Nestor der Metallkunde und Metallographie - Emil Heyn – gewidmet; es ist eine Zusammenstellung wichtiger Fakten über den Sohn der Bergstadt Annaberg und über seine Verdienste, die er sich bei der Begründung der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie erworben hat, aber auch eine Komposition von Würdigungen die Emil Heyn während seines Lebens und nach seinem Tode erhalten hat, und nicht zuletzt auch ein Rückblick auf den am 6. Juli 2007 stattgefundenen Festakt anlässlich des 140. Geburtstages von Emil Heyn, und das am 7. Juli 2007, in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz durchgeführten nationalem Emil-Heyn-Kolloquium.

Der Autor nimmt sich deshalb das Privileg erster zu sein, der in einer solch umfangreichen Form über Emil Heyn eine Abhandlung erarbeitet und publiziert hat.

Emil Heyn.

Das ist ein Auszug aus der in der Bearbeitung befindlichen Emil-Heyn-Chronik;

Autor ist Dr.-Ing. Wolfgang Piersig, Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz.

Wer war Emil Heyn?

Friedrich Emil Heyn (* 5. Juli 1867 in Annaberg; † 1. März 1922 in Berlin) war ein an der Königlich Sächsischen Bergakademie zu Freiberg in Sachsen diplomierter Eisenhütteningenieur und gilt als Nestor der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie; außerdem war er der Begründer neuer mikroskopischer wie auch metallkundlicher Untersuchungsverfahren für Metalle und Legierungen.

Das Geburtshaus von Friedrich Emil Heyn.[1].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Badergasse 2 in Annaberg-Buchholz, aufgenommen im Juni 2007.

Emil Heyn - ein Adam-Ries-Nachfahre.

Die Recherchen ergaben folgenden Weg von Friedrich Emil Heyn zu Adam Ries:

1Friedrich Emil Heyn, * Annaberg 5. Juli 1867.

2Wilhelm Emil Heyn, Bürger und Schneider in Annaberg, * Annaberg 17. September

1840, † Freiberg 9. Mai 1896, 55 1/2 Jahr alt; oo Annaberg 17. September 1840;

Johanna Hoyer, Tochter des Carl Hoyer, Inwohner zu Buchau in Böhmen.

3Johann Friedrich Traugott Heyn, Bürger und Kleidermacher in Annaberg,

* Kleinrückerswalde 28. Februar 1808, † Annaberg 1874, oo Drebach April/Mai

1834; Christiane Charlotte Bernhard, älteste Tochter des Carl Gottlieb Bernhard,

Hausbesitzer und Kunstgärtner in Drebach.

4Christian Friedrich Traugott Heyn, Handarbeiter und Häusler in Kleinrückerswalde

(heute Ortsteil von Annaberg-Buchholz), * Kleinrückerswalde 27. Juni 1778,

oo Annaberg (Hospitalkirche) 17. August 1807 Jgfr. Johanne Christiane Wagler,

älteste Tochter des Johann Gottlieb Wagler, Erbbegüteter und Gerichtsschöppe zu

Geyersdorf.

5Karl Friedrich Heyn, 1807 Auszügler, † 1813, Sohn des erbbegüterten Einwohners

und Gerichtsbeisitzer Christoph Heyn, oo Kleinrückerswalde 14. Juni 1762 Johanna

Sophia Flohrer, * Annaberg 29. Mai 1743, † Kleinrückerswalde 19. Dezember 1800.

6Flohrer, Johann Christian, Handarbeiter in Cunersdorf; * Cunersdorf 15. September

1707, † Annaberg 16. Juni 1767, oo Sehma 21. Sonntag nach Trinitatis, 1735 Anna

Rosina Mann (Mahn), * Cunersdorf 15. September 1712.

7Flohrer, Johann Christian (auch Christoph), Erbbesitzer in Cunersdorf; * Cunersdorf

3. Februar 1683,1`; Cunersdorf 13. April 1738, Sohn des Michael Flohrer,

Angesessener in Cunersdorf, später Pächter bei Annaberg, oo Sehma 10. Oktober

1706 Susanne Müller, * Cunersdorf, ~~ Sehma 15. März 1681, † Cunersdorf

14. Januar 1767.

8 Müller, Johann, Richter in Cunersdorf, * Cunersdorf, ~~ Schlettau 6. April 1645,

† Sehma 9. Juni 1695, Sohn des Erbbesitzers und Richters Jacob Müller und der

Barbara Mahn, oo Schlettau 20. Juni 1669, Elisabeth Mühlenderlein, * Cunersdorf.

~~ Schlettau 1. März 1648, † Cunersdorf, oo Sehma 11. April 1731.

9Mühlenderlein, Georg, Bäcker, Erbbesitzer und Gerichtsgeschworener in Cunersdorf,

* Königswalde 12. April 1619, † 13. Oktober 1680, Sohn des Daniel Mühlenderlein,

Bäcker und Pachtmüller nacheinander in Mildenau, Königswalde und Cunersdorf,

oo Schlettau 6.September 1643, Elisabeth Ries, * Cunersdorf, ~~ Schlettau 24. März

1615, † Cunersdorf 10. Oktober 1680 an der Pest.

10Ries, Abraham jun., Erbbesitzer in Cunersdorf, ~~ Annaberg 8. Oktober 1563,

† Cunersdorf 23. Dezember 1630 an der Pest; oo Annaberg 17. Oktober 1592 Anna

Mittelbach. ~~ Annaberg 9. Juli 1575,† 23. Dezember 1633, Tochter des

Berggeschworenen Paul Mittelbach und der Maria Röhling.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Lebenslauf von Emil Heyn.

Friedrich Emil Heyn – der Mitbegründer der wissenschaftlichen Metallkunde und systematischen Metallographie, wurde am 5. Juli 1867 als Sohn des Bergmannsschneiders und Bürgers Wilhelm Emil Heyn und seiner Ehefrau Johanna in der 1496 gegründeten sächsischen Bergstadt Annaberg geboren.

Die Familie Heyn wohnte in der damaligen Silberstraße 957, der späteren Badergasse 2. Sie gehört, wie aus den Archivunterlagen der Ev.-luth. Kirche Annaberg hervorgeht, mit zu den Nachkommen des um 1492 in Staffelstein (Franken) geborenen und ab 1523 in der Bergstadt Annaberg wirkenden deutschen Rechenmeisters und Bergbeamten Adam Ries.

Ab dem 20. April 1872 war die Familie Heyn in Freiberg (Sachsen) wohnhaft. Zusammen mit seinen Eltern wohnte Friedrich Emil Heyn u. a. in der Freiberger Kesselgasse, Burgstraße, Rinnengasse, Akademiestraße und Korngasse. Sein Vater, der am 06. Dezember ein Gewerbe als Herrenkleidermacher / Wäscherei von Herrenkleidern bei der Stadt anmeldete, erhielt am 13. Januar 1881 das Bürgerrecht der Stadt.

Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule von 1874 bis 1881 und dem Städtischen Realgymnasium von 1881 bis 1886 in der Bergstadt Freiberg in Sachsen, die er zum Teil mit Überspringungen einzelner Klassen durchlief, arbeitete er praktisch in einigen Hüttenwerken im Freiberger Bezirk. Sein Interesse für die Gewinnung, Be- und Verarbeitung sowie der Prüfung der Metalle wurde da bereits nachhaltig geweckt.

Aufgrund seines überdurchschnittlichen Wissens und seiner sehr guten praktischen Erfahrungen konnte er bereits 1886 als 3440 Student an der Bergakademie inskribiert werden und begann sein Studium am 4. Mai 1886.

An der 1765 gegründeten, und schon zu Heyns Studienzeit auf einer großen technischen Lehr- und Forschungstradition aufbauenden, ältesten bergbautechnischen Hochschule der Welt, der Königlich-Sächsischen Bergakademie zu Freiberg, erhielt er von 1886 bis 1890 seine Ausbildung als Eisenhüttenkundler beim Altmeister der Eisenhüttenkunde Adolf Ledebur (1837 bis 1906).

Von Letzterem ist bekannt geworden, dass dieser damals noch vermutlich Vorbehalte gegen die später von Friedrich Emil Heyn akribisch aus der Empirie in den Status einer Technikwissenschaft entwickelte Metallographie hatte.

Der Geh. Bergrat Professor Adolf Ledebur, der erste Ordinarius für Eisenhüttenkunde, erkannte frühzeitig die hohe wissenschaftliche Begabung des Studenten Emil Heyn, der mit großem Ernst und rastlosem Fleiß studierte, und widmete ihm somit sein besonderes Interesse.

Nachdem Heyn die Prüfung in den Fächern Mathematik, anorganische Chemie, Mineralogie, Experimentalphysik, Lötrohrprobierkunde, Aufbereitungslehre, analytische

Chemie, Eisenhüttenkunde, Eisenprobierkunde, metallurgische Technologie und Maschinenlehre mit der allgemeinen Zensur „Ausgezeichnet" bestanden sowie seine fachmännische Examenarbeit eingereicht hatte und von Ledebur mit der ersten Note diplomiert wurde, erhielt er am 19. Dezember 1890 das Zeugnis der akademischen Reife für das Fach eines Eisenhütteningenieurs.

Zuvor nahm Emil Heyn von August bis Dezember 1890 als junger Diplomand an einer Expedition nach Schweden (Klefva Bruk) teil, um die dortigen aufgeschlossenen Goldgruben auf Abbauwürdigkeit zu prüfen. Und bei der Teilnahme am Preis-Stenographieren auf der Generalversammlung des Königlichen Stenographischen Instituts im Frühjahr 1890 in Zschopau erzielte Emil Heyn den I. Preis im Diktat in der Schnelligkeit von 80 bis 100 Wörtern in der Minute und einer Gesamtzeit von fünf Minuten.

Aufgrund seiner strengen Zeiteinteilung fand er auch ausreichend Freiraum, im A. V. Glückauf mit Professoren, Studiosi und anderen Freunden das frohe studentische Leben aus vollem Herzen zu genießen.

Nach dem glänzend bestandenem Examen ging Emil Heyn in die Praxis. Deshalb verzog er am 01. November 1891 in das Ruhrgebiet. Zuerst arbeitete er da rund zwei Jahre (1. Januar 1991 bis 30. November 1992) als Ingenieur und Laborant in den Chemischen Laboratorien im Gussstahlwerk bei der Friedrich Krupp Aktiengesellschaft in Essen, wo umfangreiche metallkundliche und metallographische Untersuchungen übertragen bekam.

Darauf folgend war er im Eisenwerk des damaligen Hörder Bergwerks- und Hüttenverein in Hörde in Westfalen im dortigen Laboratorium von November 1892 bis Oktober 1893 als Chemiker und anschließend da bis Ende Oktober 1894 als Ingenieur und Konstrukteur für den Neubau zweier Hochöfen mit sämtlichen Nebeneinrichtungen tätig.

Danach folgte Emil Heyn dem Ruf an die Königliche Ober-Realschule Gleiwitz (Gliwice) in O./S., wo er seine besondere pädagogische Begabung audiodidaktisch prägte und wo er von Anfang November 1894 bis Ende März 1896 als Lehrer an der dort eingegliederten Fachschule die Fächer Hüttenkunde, Chemie, Physik, Kristallographie und Laborkunde unterrichtete.

Nachdem die Königliche Oberschlesische Maschinenbau- und Hüttenschule Gleiwitz gebildet war, lehrte Emil Heyn an dieser Einrichtung als etatmäßiger Lehrer von April 1896 bis März 1898 dieselben Unterrichtsfächer.

Bedingt durch die hohe Lehrbelastung blieb ihm kein Freiraum für die Forschung. Da Heyn in der nur Lehrtätigkeit keine innere Befriedigung fand, nahm er 1898 eine ihm von seinem Lehrer Prof. Adolf Ledebur vermittelte und vom damaligen Leiter der Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt der Kgl. Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, Adolf Martens (1850 bis 1914), angebotene Stelle als Mitarbeiter und Assistent an.

Sein Schritt erfolgte genau zu der Zeit des Übergangs von der vorwiegend empirischen zur wissenschaftlichen Werkstoffprüfung. Sein Wechsel zu Adolf Martens, dem Vater der systematischen Metallographie und Nestor der wissenschaftlichen mechanischen Materialprüfung, war für seine Zukunft und für die Entwicklung der von ihm später vertretenen Technikwissenschaft Metallkunde von ausschlaggebender Bedeutung.

In den Berliner Versuchsanstalten, dem späteren Königlichen Materialprüfungsamt Berlin, erkannte zuerst Adolf Martens den praktischen Wert der damals noch in den Anfängen steckenden metallographischen Untersuchungsmethoden. Wenn diese Anfang des 19. Jahrhunderts umgehend zum wichtigen Rüstzeug der Metalle verarbeitenden Industriezweige geworden sind, so ist das vor allem ein Verdienst von Professor Adolf Martens, aber noch mehr seines Leiters der Abteilung Metallographie und Unterdirektor der drei chemisch-physikalischen Abteilungen Professor Emil Heyn.

Emil Heyn lernte ab 1898 in den mechanisch-technischen Versuchsanstalten der Technischen Hochschule Berlin bei Adolf Martens schnell alle damaligen in der Anwendung befindlichen metallographischen Untersuchungsmethoden kennen. Damit ging sein Streben in Erfüllung, werkstoffkundliche Grundlagenforschung betreiben zu können und unverstandene Zusammenhänge bei Materialien, insbesondere bei den Metallen, aus ihrem Aufbau zu erklären.

Seine erste ihm übertragene Aufgabe war, die von Professor Adolf Martens begründeten neuen Untersuchungsverfahren der Metalle und Legierungen auf mikroskopischem Wege weiter auszubauen. Sehr hilfreich für ihn war bei seinen Untersuchungen von Eisen und Stahl die von Martens für Vergleichs- und Lehrzwecke geschaffene Sammlung von 120 Schliffen.

Auf Grund seines scharfen Verstandes stellte sich Emil Heyn erfolgreich auf alle Gedanken seines großen Meisters und Vorbildes ein. So entstand die Martens-Heynsche mikroskopische Einrichtung, die Grundlage für alle später entworfenen Apparate für metallkundliche Untersuchungen war.

In bezeichneter Gemeinsamkeit schafften Emil Hein und Adolf Martens in nur drei Jahren, dass die Königlichen Mechanisch-Technischen Versuchsanstalten Berlin um 1900 die führende Stelle in Deutschland innehatte. Des weiteren wurde von beiden auch erreicht, dass Berlin sich sowohl zum nationalen wie auch internationalen Zentrum der Metallographie avancierte.

Der Erfolg der Arbeiten von Emil Heyn basierten maßgeblich auf der Martensschen Schule zur Materialuntersuchung, nämlich, dass „Im Kleingefüge eines Metalls oder einer Legierung ist eine Art Urkunde niedergelegt in welcher die Entwicklungsgeschichte des Materials bis zu einem gewissen Grad aufgezeichnet ist".

Und diese von Martens aufgestellte und Heyn und Wetzel voll anerkannte sowie verbreitete These hat noch heute wie einst ihren Bestand. Nur durch die Identifizierung mit diesem Lehrsatz, war es möglich, dass durch diese drei Autoritäten drei Bände, des „Handbuches der Materialienkunde für den Maschinenbau" (Martens – 1898, Heyn – 1912, Wetzel – 1924) erschienen.

Indem sich Heyn bei allen seinen Untersuchungen stets das Ziel der Metallographie im Auge hatte, die Sprache in welcher diese Urkunde verfasst ist, zu ergründen, gelang es ihm, aus dem Kleingefüge heraus auf die Behandlung, die das Material unterworfen worden war, gewisse Rückschlüsse zu ziehen. Somit gelang es ihm auch, Gedanken zu gebären, die aus dem Nichts heraus einen neuen bedeutsamen Zweig der technischen Wissenschaften, die wissenschaftliche Metallkunde, entstehen ließen.

Seine erste wissenschaftliche Veröffentlichung, eine metallographische Abhandlung, über „Mikroskopische Untersuchungen an tief geätzten Eisenschliffen" erschien bereits nach dem ersten Jahr seiner Tätigkeit an der Preußischen Königlich Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt im Jahr 1898. In dieser Arbeit stellt er auch das von ihm entwickelte und auch heute noch genutzte Ätzverfahren mit Kupferammoniumchlorid – dem so genannten „Heynschen Ätzmittel“ zur Erkennung von Phosphorseigerungen im Flusseisen vor.

Und 1899 entstand mit Martens gemeinsam die grundlegende Arbeit „Über die Mikrophotographie im auffallenden Licht und über die mikrophotograpischen Einrichtungen der Königlich Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg", was seinen Namen als Technikwissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts unvergänglich gemacht hat.

In über 70 wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt er seine allein, teils in Gemeinschaft mit seinen Mitarbeitern erzielte Ergebnisse grundlegender theoretischer sowie experimenteller Arbeiten weiter. Bezeichnend für seine Abhandlungen ist, dass sie alle von dem Leitgedanken seiner Forschungstätigkeit geprägt sind, als Wissenschaftler „Aus der Praxis für die Praxis" zu arbeiten.

Den jungen Metallforscher Heyn interessierten bei seinen Untersuchungen insbesondere alle so genannten Metallkrankheiten der Metalle und Legierungen. So entstanden seine zahlreichen und vielseitigen Abhandlungen über Ätzverfahren, Seigerungen, Wasserstoffkrankheit, Korrosion, Härten und Glühen, Spannungserscheinungen, Kerbwirkung, Kupfer und Sauerstoff, Kleingefüge des Eisens, Umwandlung des Kleingefüges bei Eisen und Kupfer durch Formänderung im kalten Zustande und darauf folgendes Ausglühen.

Seine Ergebnisse aus hunderten Untersuchungen von fehlerfreien und fehlerhaften Proben sowie die Aufnahme der Herstellungsabläufe vom Modell bis zur Fertigbearbeitung in Eisen- und Stahlgießereien, Hammer- und Presswerken sowie mechanischen Werkstätten mündeten in der für die Lehre, das Studium und die Praxis so bedeutende Abhandlung „Die Metallographie im Dienste der Hüttenkunde".

Emil Heyn veröffentlichte beim Verlag von Craz & Gerlach dieses bedeutende Lehrbuch 1903 in Freiberg, wo er in gemeinverständlicher Weise insbesondere die Kapitel „Die Erscheinungen beim Abschrecken von Eisen-Kohlenstoff-Legierungen" sowie „Die Erscheinungen bei der Erstarrung und Abkühlung der Eisen-Kohlenstofflegierungen" erläutert.

Mit seiner Arbeit aus dem Jahre 1904 „Labile und metastabile Gleichgewichte in Eisen-Kohlenstoff-Legierungen", veröffentlicht in der Zeitschrift für Elektrochemie, schaffte er Klarheit zwischen Theorie und Praxis, da er erkannt hatte, dass der Graphit der Auge hatte, die Sprache in welcher diese Urkunde verfasst ist, zu ergründen, gelang es stabilen und das Eisenkarbid der labilen oder metastabilen Erscheinungsform entsprechen müsse und stellte das darauf aufbauende entwickelte Doppeldiagramm vor. Durchgesetzt hat sich das „Heynsche Doppeldiagramm" aber erst nach langen Kämpfen und Anfeindungen.

Heyns bedeutendste Arbeit ist aber der von ihm bearbeitete zweite Band des „Martensschen Handbuches der Materialienkunde für den Maschinenbau" – „Die technisch wichtigen Eigenschaften der Metalle und Legierungen", das 1912 im Verlag von Julius Springer in Berlin erschien.

Im Vorwort dieses Buches definierte er bereits schon damals den Begriff der „Metallographie" breiter, als der Name Metallbeschreibung oder Gefügelehre besagt und bescheinigte dieser Wissenschaft ihren überaus großen interdisziplinären Charakter.

Bezeichnend für ihn sind, dass er in diesem Handbuch die Gesetze der Phasenlehre in streng logischem Aufbau entwickelte und in formvollendeter Sprache auf alle Gebiete eingeht, die mit der Metallkunde und Metallprüfung in engster Verbindung stehen.

Der von ihm fast vollendete zweite Teil des zweiten Band des „Handbuches der Materialienkunde für den Maschinenbau", der in den zwei durchgearbeiteten Urschriften: „Eisen und Kohlenstoff“ sowie „Kaltrecken und Glühen nach dem Kaltrecken“ vorlag, gab Professor Erich Wetzel zwei Jahre nach dem Tode Heyns im Jahre 1924 ebenfalls im Springerverlag als Monographie unter dem Titel „Die Theorie der Eisen-Kohlenstoff-Legierungen" heraus.

Dem Herausgeber gelang es damit, nicht nur das Lehrwerk von Emil Heyn, das vordergründig der Metallographie gewidmet war, zu würdigen, sondern er schaffte es auch, den wissenschaftlichen Fundus des Mitbegründers der Technikwissenschaft Metallkunde in einem als dritten Teil des Handbuches zu wertenden Werk der Nachwelt zu erhalten.

Zu den außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen von ihm zählen auch ein Modell der Entstehung von Eigenspannungen, die Untersuchungen über das Rosten von Eisen sowie die umfangreichen metallkundlichen und metallographischen Betrachtungen der Nichteisenmetalle und deren Legierungen. Beispielsweise ist von Heyn auch die gefährliche Bedeutung der Kerbwirkung auf Konstruktionsteile als einem der ersten erkannt worden. Um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die mit scharfen Einkerbungen verbunden sind, nutzte er eine Vielzahl von Veröffentlichungen und speziellen Vorträgen dazu.

Basis seiner erfolgreichen Tätigkeit begründete sich in der Heynschen Lebensregel, hohe Anforderungen zuerst an sich selbst, aber auch an seine Mitarbeiter, Assistenten und Studenten zu stellen. Stets hatte er sprühende Ideen mit einer Fülle von Anregungen für die werkstoffwissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis. Heyn war ein Mensch, die für Durchschnittsmenschen gar nichts übrig hatte.

So ist es auch verständlich, dass bei ihm nur Mitarbeiter eine Chance hatten, die ihn verstanden und sofort auf seine Gedanken eingingen. Weiterhin ist von ihm bekannt geblieben, wissenschaftliche Erfolge stellen sich in der Regel nur ein, wenn die Grundsätze: fordern und fördern, sammeln von Erfahrungen und Ergebnissen aus der Praxis für die Praxis sowie ein Analysieren der Betriebsabläufe erfolgt und ständig mit der Praxis in Fühlung bleibt, jeder sich zu Eigen macht.

Auch in der Lehre vermittelte Emil Heyn seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus der metallkundlichen und metallographischen Forschung. Überliefert ist auch, dass er in seinen Vorlesungen nicht nur immer und immer wieder auf Grund seines reichen Wissens in seinen Aussagen brillierte, sondern auch dadurch, dass von ihm mit bewundernswerter Klarheit selbst sehr verwickelte Vorgänge den Studenten verständlich gemacht wurden. Für die Studierenden war er immer ein wohltuender Berater.

Besonders motivierend und beliebt waren Heyns alljährlich veranstalteten Studienreisen nach den deutschen Industriebezirken, insbesondere an die Stätte seines früheren Wirkens, dem Hörder-Verein.

Emil Heyn lehrte als Privat-Dozent an der Königlichen Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, die Zulassung dazu erhielt er vom Abteilungskollegium Maschineningenieurwesen für das Lehrfach „Die Zustandsänderungen der Metalle und Legierungen bei Ihrer technischen Verarbeitung mit Berücksichtigung der wichtigsten Ergebnisse der Metallmikroskopie" am 17. Mai 1900.

Und nachdem sich Emil Heyn im Jahre 1900 für seine erste akademische Lehrtätigkeit habilitiert hatte, erhielt er im Wintersemester 1901/02, die ordentliche Professur für „Allgemeine mechanische Technologie" an dieser Berliner Technischen Hochschule (s. a. S. 282).

Heyn, der junge, erst 34 Jahre alte Ordinarius, erkannte sofort die notwendige Reformierung für auf den berufenen Lehrstuhl. Er war es, der mit der alt überlieferten Auffassung der „Mechanischen Technologie", das war die gesamte Lehre von der mechanischen Verarbeitung der Rohstoffe zu Gebrauchsgegenständen und Maschinenteilen aller Art, als rein „beschreibenden, aufzählenden Wissenschaft" brach.

Wegweisend für ihre Lehre seinerseits war seine 1911 erschienene Veröffentlichung „Der technologische Unterricht als Vorstufe für die Ausbildung des Konstrukteurs". In ihr weißt er aus, dass die „Mechanische Technologie" nicht nur ihrer selbst willen zu lehren sei, sondern nur als Vorbildung für den späteren konstruktiven Unterricht im Maschinenbau gelehrt werden solle.

Und der leitende Gedanke dabei müsse sein, den angehenden Konstrukteur mit den Gesichtspunkten für die Auswahl des Materials und dessen Formgebung vertraut zu machen, unter besonderer Betonung der Frage, wie Konstruktionsteile in wirtschaftlicher Weise und mit der nötigen Sicherheit aus dem für den betreffenden Zweck besonders geeigneten Material hergestellt werden können.

Adolf Martens, der für den Neubau der „Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt" in Groß-Lichterfelde-West Planer, Konstrukteur, Bauleiter, Prüfmaschinen- und Messmittelentwickler sowie Innenarchitekt und Einrichtungsgestalter war, zog auch Heyn zur intensiven Mitarbeit heran. Dies geschah, da er, wie es sich von Beginn an zeigte, nicht nur in der Lage war, auf die Fülle aller Martensschen Gedanken einzugehen, sondern auch seine Anregungen sofort zu verarbeiten verstand.

An dem 1904 begründeten Materialprüfungsamt zu Berlin oblag ihm dann die Leitung der gesamten chemischen und metallurgischen Abteilung des neuen Königlichen Materialprüfamtes. Für ihn war dies ein stresserfülltes Leben, da er sich gleichzeitig in zwei exponierten Anstellungen befand, nämlich erstens als Forscher im Materialprüfungsamt und zweites als Dozent in der Technischen Hochschule.

Heyn ist zu auch verdanken, dass die Metallographie in technischen Betrieben relativ schnell Fuß fasste. Um dies zu erreichen, hat er zahlreichen Ingenieuren hierzu im Materialprüfamt die dafür notwendigen Voraussetzungen in Theorie und Praxis zum Arbeiten in einem metallographischen Labor beziehungsweise in einer solchen Versuchsanstalt vermittelt.

Dass damals wie heute viele metallerzeugende, metallbe- und verarbeitende Betriebsstätten eigene metallographische Untersuchungseinrichtungen haben, ist ein weiteres Verdienst von ihm. Unterstützend dabei wirkte auch das von Heyn geschaffene „Institut für mechanische Technologie und Metallkunde" an der Technischen Hochschule Charlottenburg.

Emil Heyn setzte sein außergewöhnliches Wissen und Können nicht nur auf seinem Hauptgebiet der Metallkunde ein, sondern er war dadurch auch in der Lage sich mit ganz außerhalb dieser Thematik liegenden Problemen zu beschäftigen.

So hat er beispielsweise für das Materialprüfungsamt ein Verfahren zur Prüfung von Ballonstoffen auf Wasserstoffdurchlässigkeit entwickelt. Des Weiteren hat er mit dem aus Goldingen in Russland stammenden, 1896 bis 1897 als 4049 eingeschriebenen und 1901 diplomierten Bergstudenten, Oswald Bauer (1876 bis 1936) und Erich Wetzel das physikalisch- thermische Verhalten von Baustoffen untersucht. Hierzu veröffentlichte er zusammen mit seinen Fachkollegen 1914 die gewonnenen bedeutenden Ergebnisse unter dem Titel „Untersuchung über die Wärmeleitfähigkeit feuerfester Baustoffe".

Im gleichen Jahr erschien in Gemeinsamkeit mit dem Professor für Eisenhüttenkunde Oswald Bauer (1876 bis 1936), eine Abhandlung in der die mit ihm gewonnenen klassischen Ergebnissen von Werkstoffuntersuchungen dargestellt wurden, nämlich „Untersuchungen über Lagermetalle, Antimon-Blei-Zinn-Legierungen".

Eine sehr vielseitige und umfangreiche Tätigkeit leistete Emil Heyn auch in technischen Vereinen. So zählt er zu den Mitbegründern der 1912 geschaffenen „Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute".

Auch die Gründung des Fachausschusses Metallverarbeitung in dieser Gesellschaft geht auf seine Initiative zurück.

Gleiches gilt auch für die am 27. November 1919 aus diesem Fachausschuss begründete Deutsche Gesellschaft für Metallkunde e. V., deren 1. Vorsitzender Emil Heyn war. Mit seinem Engagement um die Erforschung der Metalle kommt ihm das Verdienst zu, diese in relativ kurzer Zeit zu einem Schwerpunkt deutscher Metallforschung entwickelt zu haben.

Seine Forschungsergebnisse stellte er auch auf internationalen Kongressen in Berlin,

Budapest, Brüssel, Kopenhagen und New York. Durch seine ungewöhnliche Begabung für fremde Sprachen war er oft einziger Dolmetscher schwedischer, dänischer, holländischer und russischer Gelehrter. Sowohl die englische wie auch französische Sprache beherrschte Heyn mit den technischen Ausdrücken in Wort und Schrift fließend.

Die außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen von Geheimrat Professor Emil Heyn wurden sowohl national wie auch international gewürdigt. So erhielt er auf der Weltausstellung im Jahre 1910 in Brüssel in der Sektion Metallographie den Großen Preis für die Förderung der metallographischen Wissenschaft und 1921 erfolgte in Würdigung seiner Verdienste um die neuen, insbesondere durch Emil Heyn sich entwickelnden Wissenschaften Metallkunde und Metallographie durch die Bergakademie Clausthal die Verleihung der Ehrendoktorwürde.

Seine größte Wertschätzung erhielt Heyn im Sommer 1920, als er die Aufbauleitung für das Kaiser-Wilhelm-Institutes für Metallforschung (KWI), heute: Max-Planck-Institut für Metallforschung (MPI), in Neubabelsberg übertragen bekam.

Er war ab 1921 auch der erste Direktor dieses Instituts. Ihm stand nun die stets angestrebte Forschungsstätte zur Verfügung, die die Möglichkeiten bot, die bei der Gewinnung der Metalle, bei der technologischen Verarbeitung und bei der Verwendung der Metalle und Legierungen auftretenden vielseitigen Vorgänge wissenschaftlich zu erforschen.

Um das auf der Basis modernster wissenschaftlicher Möglichkeiten durchführen zu können, wurde auf Wunsch Heyns 1922, nachdem 1912 die Entdeckung der Röntgenbeugung durch Max von Laue (1879 bis 1960) und anderen bei Strukturuntersuchungen viele Chancen versprach, eine eigenständige Abteilung für röntgenographische Untersuchungen eingerichtet.

Leider konnte der Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.-Ing. E. h. Emil Heyn, der kurz nach der offiziellen Eröffnung dieses Instituts am 5. Dezember 1921 an einer Gesichtsrose erkrankte, diese von ihm aufgebaute Wirkungsstätte, nicht wie eigentlich vorgesehen, nutzen, da er 55-jährig am 1. März 1922 in Berlin verstarb. Mit seinem Tod verlor die Industrie und Wissenschaft einen der bedeutendsten Forscher seiner Zeit.

Im Nachruf für Emil Heyn des Vereins deutscher Eisenhüttenleute drücken die Professoren Kessner und Wetzel ihre ganz persönliche hohe Wertschätzung sowie die der Fachwelt über den Pionier, welcher wesentlich zur wissenschaftlichen Fundierung und weltweiten Institutionalisierung der technikwissenschaftlichen Disziplin Metallographie zu Ende des 19. Jahrhunderts und Beginn des 20. Jahrhunderts beigetragen hat, aus.

Danach war Heyn ein genialer Mensch, wie ein Jahrhundert nur wenige hervorbringt, genial im Sinne Goethes: das erste und letzte, was vom Genie gefordert wird, ist Wahrheitsliebe, genial aber auch im Sinne Schopenhauers: Genialität ist nichts anderes als die vollkommenste Objektivität. Er kannte kein Vorurteil und beurteilte die Menschen nur nach ihren Leistungen und ihrem Charakter. Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, unbegrenzte Pflichttreue und absolute Zuverlässigkeit, das waren wohl seine auffälligsten Tugenden.

Auch seine Kurzbiographie in dem Buch „Alte Freiberger Bergstudenten, Band I" würdigt seine Verdienste und Fähigkeiten, indem da über ihn formuliert ist:

„Er war einer jener seltenen Forscher, die voll neuer und origineller Ideen neben tiefgründigen theoretischen Wissen und großer Gelehrsamkeit außerordentlich praktische Kenntnisse mit Sinn für die Bedürfnisse der Industrie besitzen und dadurch berufen sind, auf jedem Gebiet, mit dem sie sich befassen, Bahn brechend zu wirken. Eine gerade, ehrliche, allem Halbwissen durchaus ab geneigte Natur, schritt er auf dem einmal richtig erkannten Weg, oft rücksichtslos, aber auch stets mit Einsetzung seiner ganzen Persönlichkeit voran".

Wenn auch der Beginn der Systematisierung und Verwissenschaftlichung der Metallkunde rund 140 Jahre zurückliegt, so ist es besonders Emil Heyns Verdienst, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Metallographie so zu Beginn des 20 Jahrhunderts auf die Praxis übertragen zu haben, dass auch noch heutzutage die moderne Materialprüfung und Werkstoffforschung, das heißt die Werkstoffwissenschaft auf diese Untersuchungsverfahren zurückgreift und zu ihrem Allgemeingut geworden sind.

Emil Heyn war verheiratet. Seine Gattin stammte aus Hörde, Aus seiner Ehe gingen zwei Kinder hervor, eine Tochter und ein Sohn. Die Hochzeit von Friedrich Emil Heyn, Ingenieur, Sohn des Schneiders Wilhelm Emil Heyn und Johanna Hoyer, geboren am 5. Juli 1867, mit Elfriede Papenheim, Tochter des Kaufmanns Heinrich Friedrich Papenheim und Elfriede Halbach, geboren am 18. Januar 1872, fand in der Kirchgemeinde Hörde am 4. April 1895 als Haustrauung statt.

Emil Heyns Persönlichkeit kennzeichnete auch sein tadelloses Familienleben, die hohe Achtung sowie das zuvorkommende Verhalten gegenüber seiner Frau und, dass er ein sorgsamer und immer zum Frohsinn bereiter Vater war.

Über Emil Heyn wird auch berichtet, dass er auch ein Mensch mit ausgezeichnetem Charakter war, der die Großzügigkeit seiner Gaben in faszinierender Weise mit Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit vereinte. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem damaligen Dorffriedhof Dahlem neben seinem väterlichen Freund Adolf Martens.

Das verdienstvolle Schaffen von Emil Heyn fand bereits schon in dem von Conrad Mattschoss im Auftrage des Vereines Deutscher Ingenieure 1925 herausgegebenem Buch „Männer der Technik" eine gebührende Würdigung. Sowohl darin wie auch alle, die ihn kannten, bescheinigten in ihren Würdigungen: „Professor Emil Heyns Person zeichnete besonders aus, die außergewöhnliche Dimension seines Denkens, Wissens und Könnens sowie seine exzellente Begabung, Wissenschaft und Praxis miteinander zu verbinden“.

Neben der ihm nachgesagten brillanten Beherrschung seiner Fachgebiete, zeichnete ihn auch sein großes Geschick aus, sowohl größere fachliche Veranstaltungen wie auch fachwissenschaftliche Vereinigungen, insbesondere aber Institutionen zu leiten. In

Erinnerung an die Verdienste von Emil Heyn um die Metallkunde und die Deutsche Gesellschaft für Materialienkunde e. V. (DGM) wurde erstmals 1929 die „Emil-Heyn-Denkmünze" von diesem eingetragenen Verein gestiftet und erstmals an Professor Tammann verliehen.

Sie wird auf dem Gebiet der der Metallkunde seitdem auf Beschluss des Vorstandes der Gesellschaft auf einer ordentlichen Hauptversammlung für hervorragende Leistungen, durch die wesentliche Fortschritte in der Entwicklung der Nichteisenmetalle in wissenschaftlicher, praktischer oder wirtschaftlicher Hinsicht erreicht worden sind, an Wissenschaftler der ganzen Welt verliehen [1].

Nachweis für Emil Heyns Diplomierung für das Fach eines Eisenhütteningenieurs.

Im „Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1889.“ – Herausgegeben von C. Menzel ist vermerkt, dass Emil Heyn mit weiteren 26 Studierenden die Diplomprüfung im Jahre 1890 an der Kgl. Sächs. Bergakademie Freiberg abgelegt hat [1].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die ersten Praxisjahre – der Karrierebeginn von Emil Heyn.

Die ersten Praxisjahre hatte Emil Heyn in den nachfolgend führendsten sowie bedeutendsten metallurgischen Unternehmen des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch an einer der führendsten mittleren preußischen eisenhüttenkundlichen Lehranstalten wie nachfolgend aufgeführt:

- 1891 Ingenieur und Laborant in den Chemischen Laboratorien der Gussstahlfabrik bei Friedrich Krupp in Essen.
- 1893 Eisenhütteningenieur beim Hörder Bergwerks- und Hüttenverein i. W. im Eisenwerk Hörde.
- 1895 Lehrer an der Kgl. Maschinenbau- und Hüttenschule Gleiwitz (Gliwice O./S.).

Das chemische Laboratorium bei Friedrich Krupp in Essen.

Die Gründung des ersten chemischen Laboratoriums der Firma Friedrich Krupp Aktiengesellschaft fällt in das Jahr 1863. Es war damit die erste Einrichtung zur wissenschaftlich chemischen Untersuchung der Stähle und Rohstoffe.

Im Jahre 1883 gründete Alfred Krupp eine zweite chemische Forschungsstätte, die sich vornehmlich mit den chemisch-physikalischen Eigenschaften der Stähle befasste. Diesem so genannten Laboratorium II wurde 1899 eine physikalische Abteilung angegliedert und sie erhielt somit die Bezeichnung Chemisch-physikalische Versuchsanstalt.

Um die außergewöhnlich schnelle Entwicklung des Chemischen Laboratoriums zu kennzeichnen, seien hier nur die Anzahl der analytischen Bestimmungen in einigen verschiedenen Jahrzehnten herausgegriffen:

- 1889: ausgeführt 12 000 Bestimmungen - das sind täglich 40 Bestimmungen,
- 1899: ausgeführt 84 000 Bestimmungen - das sind täglich 280 Bestimmungen,
- 1912: ausgeführt 610 000 Bestimmungen - das sind täglich 2 030 Bestimmungen.

Zu dem Zeitpunkt als Emil Heyn im Kruppschen Gussstahlwerk in Essen seine erste praktische Tätigkeit aufnahm, bestand da nach Weber, Bezirksmaschinenmeister [1], der in der zehnten Sitzung des Vereinsjahres 1890/1891 des Chemnitzer Zweigvereins vom Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Verein auf Grund eines von Krupp herausgegebenen Berichtes einen Vortrag hielt, folgender Stand der Technik, nämlich,

dass in den Kruppschen Stahlwerken der Bessemer-Prozess, der Siemens-Martin-Prozess und das Tiegelgussverfahren angewendet werden.

Und, es können auf ein Mal 80.000 Kilogramm gegossen werden; hierzu gehören 2.000 Tiegel. Der größte Dampfhammer hat ein Gewicht von 50.000 Kilogramm; der hierzu gehörige Amboss wiegt 1.500.000 Kilogramm. Da dieser Hammer noch nicht ausreichte, sind jetzt hydraulische Pressen von 5.000.000 Kilogramm und 2.000.000 Kilogramm in Benutzung. Und es werden Kanonen im Gewichte bis 150.000 Kilogramm hergestellt. Bis jetzt sind 25.000 Geschütze angefertigt worden. Die Dampfmaschinen leisten 34.269 Pferdestärken, und im Jahre 1887 sind 225.000 Tonnen Stahl hergestellt worden.

Außer den Werken in Essen gehören noch das Stahlwerk Annen, zahlreiche Kohlenzechen, 547 Eisengruben, vier Seedampfer, ein Schießplatz von 16,4 Kilometer Länge bei Meppen zum Werke und es werden 20.960 Personen beschäftigt; diese haben 52.809 Angehörige, so dass das Werk für 73.769 Personen Erwerbsquelle ist.“

Wahrscheinliche Bewehgründe Emil Heyns für die Auswahl der Anstellung bei

Krupp in Essen.

An Hand des Schrifttums [1] bis [3] kommt der Autor zu folgender Auffassung über die Bewehgründe Emil Heyns, eine Anstellung bei Friedrich Krupp in Essen anzunehmen.

Aus dem Buch „Krupp´s Gussstahlfabrik.“ von Professor Dr. Friedrich C. G. Müller, welches um 1895 entstanden sein muss und vom Verlag von August Bagel in Düsseldorf verlegt wurde, liest sich wunderbar heraus, welche vorzüglichen Möglichkeiten für die Materialprüfungen der Technik einerseits und für das da arbeitende Personal andererseits bestanden. Aus dieser Situation heraus sowie die Kenntnis darüber traf Emil Heyn seine Entscheidung seine berufliche Entwicklung im Gussstahlwerk von Friedrich Krupp in Essen zu beginnen. Für den mit Bestnote an der Königlichen Sächsischen Bergakademie zu Freiberg diplomierten Eisenhüttenkundler war das problemlos möglich.

„Die Firma Friedrich Krupp hatte allein auf dem Essener Werk drei chemische Laboratorien: eins für die tägliche Untersuchung von Gas und Wasser, das zweite diente zusammenhängenden wissenschaftlichen Arbeiten und das große Hauptlaboratorium erledigte die laufenden Betriebsanalysen.“ […] Und: „Mittelst eines solchen Rüstzeuges […] konnten unter bewährter Oberleitung und bei gegenseitigem Verständnis und Zusammenwirken der Betriebsingenieure nicht allein nur die alten bewährten Methoden mit höchsten Grad der Sicherheit inne halten, sondern sich auch zielbewusst neue Wege eröffnen.

Deshalb sollen einige Aussagen dazu auch am Anfang der Betrachtungen zu der Laufbahn von Friedrich Emil Heyn vermittelt werden.

Als Emil Heyn seine Karriere in den chemischen Laboratorien bei Friedrich Krupp im Gussstahlwerk in Essen, die es zu dieser Zeit nirgendwo an Größe und Ausstattung sowie an Umfang ihrer Tätigkeit ihres Gleichen gab, begann, waren es hauptsächlich zwei Sparten in denen der 1990 von Prof. Adolf Ledebur diplomierter Eisenhüttenkundler Praxiswissen erwerben konnte. Nämlich, zum einen war es das Gebiet „Eisen und Stahl in ihrem physikalischen Verhalten.“ und zum anderen war es das Fachgebiet „Eisen und Stahl nach ihrer chemischen Zusammensetzung.“

So wurde ihm da zum praktischen Verständnis der Eisenhüttenkunde unter anderem vermittelt, dass die „Eigenschaften besonderer Art sein müssen, welche die Metalle zu einer so hervorragenden Rolle bei der Entwicklung der menschlichen Kultur bestimmt haben.“

In seiner ersten Anstellung nach der Absolvierung der Königlich Sächsischen Bergakademie

zu Freiberg bei Friedrich Krupp erfuhr er aus der betrieblichen Praxis heraus auch, dass „Nicht der äußere Glanz, sondern inneren Tugenden die Metalle befähigen, den Menschen im Kampf ums Dasein zu bewehren.“ Des Weiteren wurde da in ihm auch der Grundstein für die späterhin ab 1898 von Emil Heyn akribisch, wie von keinem anderen seiner Fachkollegen betriebene metallkundliche und metallographische Forschungsarbeiten, gelegt, und das so, was „deutsche Art“ ist, nämlich in mustergültiger „Gründlichkeit“.

In den Kruppschen „Chemischen Laboratorien“ lernte er in aller Akkuratesse aus dem praktischen Eisenhüttenwesen die Tatsache kennen, dass hüttenmännisch gewonnenes Eisen in der Regel stofflich unbestimmt zusammengesetzt, also eine Legierung ist und dass Stahl und Gusseisen gewisse andere Elemente bei diesem Gewinnungsprozess aufnehmen. Vermittelt wurde da allen, so auch Emil Heyn, dass der Kohlenstoff dabei ganz oben ansteht und das wichtigste Legierungselement für die Stahl- und Gussherstellung ist, und dass dieser die gesamte Metallurgie des Eisens beherrscht und den Gattungscharakter aller Eisen-Legierungen bestimmt.

Die Schilderung seines Avancements im Gussstahlwerk bei Friedrich Krupp in Essen soll hiermit ihren Abschluss finden. Sie musste sich mit Rücksicht auf die Geduld des Lesers nur auf das Notwendigste beschränken und wird bei späteren fachlichen Reflexionen auf seine sachkundigen Veröffentlichungen noch gelegentlich kleine Ergänzungen finden [1], [2], [3].

Der Hörder Verein.[1]

Das Werk und die Hochöfen in Hörde, wie sie Emil Heyn vorfand.

Das Werk liegt südwestlich der Stadt Hörde in den Gemeinden Hörde und Hacheney auf einer Fläche von 38 Hektar; es besteht aus sechs Hochöfen mit je 250 bis 325 Tonnen Tagesleistung und ist für den dauernden Betrieb von fünf Öfen eingerichtet. Sämtliche Öfen sind mit je fünf Winderhitzern von 221/2 Meter bzw. 261/2 Meter Höhe ausgerichtet. Die Förderung der Erze und Zuschläge auf die Gicht erfolgt bei vier Hochöfen durch senkrechte Dampfaufzüge, bei zwei Öfen durch elektrisch betriebene Schrägaufzüge, die des Koks durch drei Drahtseilbahnen, deren Wagen sich an den entsprechenden Stellen selbsttätig entleeren.

Zum Betriebe der Hochöfen gehören zwei Verbund-Dampfgebläse von je 1200 PS mit Kondensation, zwei Gasgebläsemaschinen von je 800 PS, zwei von je 1.000 PS und eine von 2.000 PS Leistung, ferner 35 feststehende Dampfkessel verschiedenen Systems mit insgesamt 4.500 Quadratmeter Heizfläche, die zum Teil mit Hochofengas, zum Teil mit Koksofengas und der Abhitze von Koksöfen geheizt werden.

Das abgestochene Roheisen wird in flüssigem Zustande über eine besondere Verbindungsbahn nach der Hermannshütte gefahren und dort bis zur weiteren Verarbeitung von zwei Roheisenmischern von je 600 Tonnen Fassung aufgenommen. Sonntags wird das Eisen, soweit es nicht in den Mischern Platz findet in Masseln gegossen, die mittels Magnetkrans einem Masselbrecher zugeführt und nach der Zerkleinerung selbsttätig in Eisenbahnwagen verladen werden.

Die Hörder Hochöfen erblasen ausschließlich Thomas-Roheisen für den Bedarf der Hermannshütte. Die Gesamterzeugung betrug im letzten Geschäftsjahr 428.293 Tonnen, wofür 974.114 Tonnen Erze und sonstiges Schmelzgut verwendet wurden.

Zum Hochofenwerk gehören 290 Koksöfen, wovon 260 mit Einrichtungen zur Gewinnung von Teer und schwefelsaurem Ammoniak versehen sind. Da für die Kokserzeugung die aus den eigenen Gruben Schleswig und Holstein geförderte Kohle allein nicht genügt, wird sie in besonderen Kohlenmischtürmen mit fetter Kohle aus den Zechen Holland und Graf Moltke gemischt. Die Erzeugung aller Koksöfen betrug im letzten Geschäftsjahr 373.506 Tonnen.

Die bei der Roheisendarstellung als Nebenerzeugnis entfallende Schlacke wird zu verschiedenen Verwendungszwecken abgegeben. Sie wird entweder granuliert, wofür sämtliche Öfen eine Einrichtung besitzen, und als Schlackensand für Bauzwecke verwendet bzw. versandt, oder sie wird in besonderen Schlackenkippwagen von 4 Kubikmeter Inhalt aufgefangen und in Schlackenbrechern zu Packlage, Kleinschlag und Siebgrus verarbeitet. Der Rest der entfallenden Schlacke sowie sämtlicher Schutt gehen zu der auf Zeche Schleswig gelegenen Bergehalde, um von dort an benachbarte Zechen als Bergeversatz abgefahren zu werden, soweit sie nicht für den gleichen Zweck bei den eigenen Zechen Verwendung finden.

Eine ungleich größere Bedeutung für den Hüttenbetrieb haben die gleichfalls als Nebenerzeugnis auftretenden Hochofengase, die außer der Heizung der Winderhitzer noch zum Betriebe zahlreicher Dampf- und Gaskraftmaschinen Verwendung finden. Sämtliche Gichtgase werden vor der Benutzung gereinigt, und zwar zuerst in den unmittelbar an den Öfen befindlichen Trockenreinigern und darauf in der eigentlichen Gasreinigung, die ausschließlich mit Nassreinigern arbeitet, und zwar in der Weise, dass die Gase zuerst in einer Anzahl parallel geschalteter Reiniger vorgewaschen werden, während alsdann noch durch Zentrifugalwäscher der Staubgehalt der Gase auf das geringstmögliche Maß zurückgeführt wird. Der bei der Gasreinigung entfallende Schlamm wird in besonderen Gefäßwagen zu der bei der Zeche Schleswig gelegenen Fabrik für Wärmeschutzmasse gefahren, zu deren Herstellung dieses geringste Erzeugnis der Hütte noch Verwendung findet.

Das elektrische Kraftwerk, das mit Gasmaschinen betrieben wird, hat von den aus der älteren Entwicklungsperiode des Großgasmaschinenbaues stammenden Maschinen nur noch zwei vierzylindrige, nach dem einfachen Viertakt arbeitende 1.000 PS-Otto-Gasmaschinen, die lediglich zur Aushilfe dienen. Für den täglichen Betrieb kommen zwei nach dem doppelt wirkenden Viertaktsystem gebaute Tandemmaschinen von 2.000 PS, eine Zwillings-Tandemmaschine von 2.000 PS und eine ebensolche von 4.500 PS in Frage. Eine gleiche Maschine von 4.500 PS wird gegenwärtig aufgestellt und eine dritte ist bestellt. Die Dynamos erzeugen Drehstrom von 3.000 Volt Spannung, der hauptsächlich an das Hochofenwerk, an die Betriebsabteilungen der Hermannshütte und an die Kohlengruben abgegeben wird.

Neben diesem Gaskraftwerk besteht noch eine zweite mit Dampf betriebene Anlage, die zurzeit mit einem 3.000-KW- und einem 5.000-KW-Turbodynamo arbeitet. Der zum Betriebe der Turbinen erforderliche Dampf wird in Kesseln erzeugt, die durch die Abhitze und Überschussgase mehrerer Koksofen-Batterien geheizt werden, und wird dann in Überhitzern, die mit Koksofenabgasen gefeuert werden, auf 350 Grad überhitzt. Die Gesamterzeugung an elektrischer Kraft betrug im letzten Geschäftsjahr 49.973 410 KW-Stunden.

Die Hochofengase finden außer zu den bereits erwähnten Zwecken noch Verwendung zum Betriebe der Gasgebläsemaschinen zur Heizung mehrerer Kessel und Überhitzergruppen sowie zum Betriebe zweier Gasakkumulatorpumpen auf der Hermannshütte, wohin sie mittels Druckventilatoren durch eine Rohrleitung von zwei Kilometer Länge und 1.200 Millimeter lichter Weite gefördert werden. Die Legung einer zweiten Rohrleitung zur Führung von Koksofengasen nach dem neuen Siemens-Martin-Stahlwerk der Hermannshütte geht gegenwärtig ihrer Vollendung entgegen.

Über die Zufuhr und Lagerung der Erze sowie über die an das Hochofenwerk angegliederten Übergabestellen der Eisenbahnstationen Hörde und Hörde-Hacheney gibt der Abschnitt „Die Verkehrseinrichtungen des Hörder Vereins“ Auskunft.

Die Königliche Maschinenbau- und Hüttenschule zu Gleiwitz.

Die Geschichte der staatlichen Maschinenbau- und Hüttenschule Gleiwitz (Gliwice) [1], wo Emil Heyn als Lehrer tätig war, geht wie das gewerbliche Schulwesen dieser Stadt auf das Jahr 1828 zurück.

Damals eröffnete der Gymnasialprofessor Brettner im alten Rathause, mit 60 Schülern eine Gewerbeschule, die unentgeltlich Abend- und Sonntagsunterricht erteilte. Ihre Bedeutung ging schnell zurück und musste sogar 1842 aus Mangel an Mitteln eingestellt werden.

Als dünner Faden spinnt sich das gewerbliche Schulwesen der Stadt Gleiwitz in Gestalt von Wiederholungskursen für Handwerkslehrlinge weiter. Erst 1861 gewann diese Schule wieder eine etwas festere Form in einer Handwerker-Fortbildungsschule. Was dazu führte, dass am 5. April 1869 die Provinzialgewerbeschule zu Gleiwitz mit 54 Schülern im Hüttengasthaus eröffnet wurde. Ein neu errichtetes Gebäude stand dieser Schule ab Oktober 1870 zur Verfügung und 1880 wurde sie dann als Fachschule für Mechaniker eröffnet.

Den stetigen Bemühungen gegenüber der Stadtverwaltung und der Industrie durch den Direktor Wernicke der Oberrealschule ist es zu verdanken, dass die Fachklassen an seiner Schule Bestand hatten. Dies führte auch dazu, dass die preußische Regierung Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts auf die guten Leistungen und die Bedeutung der Schule aufmerksam wurde. Daraufhin entschloss sie sich, diese Schule ab April 1896 an zu übernehmen und als Königliche Maschinenbau- und Hüttenschule mit Staatsmitteln weiter zu betreiben.

Eröffnet wurde die Königliche Maschinenbau- und Hüttenschule am 15. April 1896 mit 24 Schülern der untersten Klassen. Ihre Bedeutung wuchs sprunghaft an, so dass sie ein eigenes Gebäude benötigte, welches um die Jahreswende 1906/1907 bezogen wurde.

Das Königliche Materialprüfungsamt zu Berlin.

Die Königlich Mechanisch-Technische Versuchsanstalt zu Berlin.

Allgemein gilt, dass mit der Bekanntgabe des Reglements für die Königlich Mechanisch-Technische Versuchsanstalt zu Berlin vom 23. Januar 1880 ihre Einrichtungen an die Öffentlichkeit traten. Die regelmäßige Veröffentlichung von Jahresberichten der preußischen Versuchsanstalten beginnt mit dem zweiten Jahrgange 1884 der amtlichen Zeitschrift Mitteilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten. Die Eröffnung des Königlichen Materialprüfungsamtes zu Berlin erfolgte am 1. April 1904.

Emil Heyns Forschungsstätte von 1904 bis 1922.

Das Königliche Materialprüfungsamt Groß-Lichterfelde-West.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Modell des Königlichen Materialprüfungsamt Groß-Lichterfelde-West [1]

Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung in Neubabelsberg bei Berlin.

Das Max-Planck-Institut für Metallforschung wurde im Juli 1920 mit Emil Heyn als erstem Direktor als Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung in Neubabelsberg bei Potsdam gegründet. Die offizielle Eröffnung fand am 5. Dezember 1921 statt.

Die Konzeption für das Kaiser-Wilhelm-Institut für Materialforschung erarbeitete Prof. Emil Heyn im Auftrag der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Der Brief über die Notwendigkeit eines solchen deutschen Metallforschungsinstitutes innerhalb der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und die Fassung der Konzeption für das Kaiser-Wilhelm-Institut mit den Teilen: Erforschung der allgemeinen wissenschaftlichen Grundlagen für die Kenntnis der Metalle und Legierungen, Sonderuntersuchungen über einzelne Metalle und Legierungsgruppen, über die Auswahl der Aufgaben für ein Metall-Forschungs-Institut sowie Ort und Leitung des Institutes vom 11. März 1917 [1], die Emil Heyn dem Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften übersandte folgen als Abschriften auf den nächsten Seiten.

Die Centralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen nahm die Forschungslaboratorien provisorisch in ihren Räumlichkeiten auf. Die Forscher arbeiteten an diesem Standort allerdings nur kurze Zeit, bis sie im Jahre 1923 in das Staatliche Materialprüfungsamt nach Berlin-Dahlem umzogen. Wirtschaftliche Gründe führten im September 1933 zur Schließung.

Eine Verlegung des Instituts nach Stuttgart im Jahre 1934 sicherte den Fortbestand der Forschungseinrichtung. Trotz Kriegsgeschehnisse und notwendig Umstrukturierungen, leistete das Institut eine hervorragende Forschungsarbeit.

Nach der Gründung der Max-Planck-Gesellschaft am 24. Februar 1948, als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, trat die Stuttgarter Forschungsanstalt im Sommer desselben Jahres der MPG bei und hieß fortan Max-Planck-Institut für Metallforschung. Weitere Erweiterungen und Neuaufnahmen von Forschungsgebieten folgten, die den Bestand dieser Institution sicherten und ihren bereits von Emil Heyn geschaffenen internationalen Ruf ausbauten.

Emil Heyns Brief an den Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften mit der Konzeption für das Kaiser-Wilhelm-Institut für Materialforschung vom 11. März 1917.

- Emil Heyns Brief an den Herrn Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-
Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.
- Teil. Erforschung der allgemeinen wissenschaftlichen Grundlagen für
die Kenntnis der Metalle und Legierungen.
- Sonderuntersuchungen über einzelne Metalle und Legierungsgruppen.
- Über die Auswahl der Aufgaben für ein Metall-Forschungs-Institut.
- Ort und Leitung des Institutes.

Abschrift.

Prof. E. Heyn. Berlin-Dahlem, d. 11. März 1917.

Berlin-Dahlem,

Ehrenberg Straße 33.

An den

Herrn Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der

Wissenschaften.

Berlin W. 9.,

Voßstraße 4.

Sehr geehrter Herr Doktor!

Auf Ihren mit Schreiben vom 29. 1. d. J. ausgedrückten Wunsch übersende ich Ihnen hierunter einige Angaben über die Richtung, welche eine Förderung der Metallforschung zu nehmen hätte. Ich bin immer dafür eingetreten, dass die Förderung der Metallkunde bei uns in Deutschland eine der dringlichsten Aufgaben ist, die gar nicht früh genug in Angriff genommen werden kann. Unter den Werkstoffen spielen die Metalle und Legierungen die hervorragende Rolle. Die Werkstofffrage ist bei der Lösung technischer Aufgaben in vielen Fällen von so ausschlaggebender Bedeutung, dass ich die Überzeugung hege, dass dasjenige Land, welches die Metallkunde am schnellsten nach der wissenschaftlichen und praktischen Seite hin gleichmäßig entwickelt, und dafür Sorge trägt, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung und die praktische Erfahrung sich gegenseitig befruchten, einen wesentlichen Vorsprung vor anderen Ländern auf technischem Gebiet erhält, wenn sonst gleichgünstige wirtschaftliche Verhältnisse vorausgesetzt werden.

DerKrieghat uns gezeigt, wie wenig wir in der Ersatzmetall-Frage wissenschaftlich vorbereitet waren. Eine mit den nötigen Mitteln und mit Verständnis betriebene Metallforschung hätte die wissenschaftlichen Grundlagen bereits im Frieden liefern können, auf denen man dann während des Krieges sicher aufzubauen in der Lage war. Da dies nicht ausreichend geschehen war, so war die Technik vielfach gezwungen, sich im Dunklen den weg zu bahnen und durch kostspielige und Zeitverschwendende Zufallsexperimente in der Werkstatt eine Lösung der Materialfrage herbeizuführen.

Häufige Rückschläge können hierbei nicht ausbleiben.So lange man die Eigenheiten des metallischen Werkstoffes nicht genau kennt, pflegt eine Zeit lang alles gut zu gehen, bis dann plötzlich die Tücke des Materials zum Vorschein kommt und eine unerforschte Erscheinung zum Misserfolg führt. Das betr. Metall gerät hierdurch in schlechten Ruf, und es dauert geraume Zeit, bis es gelingt, die Ursache des früheren Misserfolges in bestimmten Eigentümlichkeiten aufzudecken und mit Gegenmaßregeln zu beseitigen.Selbst bei unseren am längsten bekannten Metallen, wie Eisen und Kupfer kommen noch heute solche Fälle vor; wie viel mehr erst bei ganz unbekannten metallischen Stoffen.

Auch in der Zeit nach dem Krieg ist zu erwarten, dass die Metallforschung beziehungsweise der Förderung des Anwendungsgebietes der im eigenen Land erzeugten Metalle gegenüber den vom Auslande eingeführten vor bedeutsamen Aufgaben stehen wird.

Während meiner Tätigkeit im Materialprüfungsamt Berlin-Lichterfelde seit 1898 habe ich versucht, im Rahmen dieser Anstalt den oben geschilderten Zielen näher zu kommen und fand bei dem früheren DirektorMartensverständnisvolle Förderung. Es wurde eine Abteilung für Metallographie, d. i. Metallforschung, unter meiner Leitung gegründet. Es lag aber in den Aufgaben des Materialprüfungsamtes begründet, dass nur ein außerordentlich kleiner Teil der zur Verfügung stehenden Zeit und Arbeitskräfte auf die eigentliche wissenschaftliche Forschung verwendet werden konnte, die Forschung musste nebenher betrieben werden. Das aber, was geschaffen wurde fand Aufmerksamkeit und Anhänger, und die Mehrzahl aller an deutschen technischen Hochschulen und industriellen Laboratorien auf dem Gebiet der Metallforschung neuerer Richtung Arbeitenden sind unmittelbar oder mittelbar Schüler dieser Abteilung des Materialprüfungsamtes.

Ich glaubte dies erwähnen zu müssen, um meine Berechtigung zu erweisen, Richtlinien für die Metallforschung aufzustellen. Es sind dies die Richtlinien, die mir selbst bei meinen bisherigen Arbeiten geleitet haben, und die ich für die Inangriffnahme einer großzügigen und energischen Metallforschung in erweitertem Rahmen als praktisch erprobt empfehlen kann.

Bei der Auswahl der Aufgaben für ein Institut für Metallforschung brauchen, um Zersplitterung zu vermeiden, die eigentlichenmetallurgischenFragen, welche die Gewinnung der Rohmetalle aus den Erzen betreffen, nicht mit berücksichtigt zu werden. Dagegen könnten manche Vorgänge, welche bei der Verfeinerung der Rohmetalle eine Rolle spielen, in das Aufgabengebiet des Instituts für Metallforschung eingreifen. Die richtige Grenze zu ziehen, muss dem Leiter des Institutes überlassen werden.

Die Aufgabe des Institutes für Metallforschung wäre:Studium der Metalle und

Legierungen (der metallischen Werkstoffe) bez. der bei Ihrer technischen Verarbeitung und Verwendung in Betracht kommenden Eigenschaften und der Änderung dieser Eigenschaften unter besonderen Bedingungen.

Diese Aufgabe zerfällt in zwei Teile. Der erste Teil umfasst die eigentliche wissenschaftliche Forschung, die Bearbeitung wissenschaftlichen Neulandes. Der zweite Teil umfasst mehr die Bewältigung der wissenschaftlichen Massenarbeit, welche auf den Ergebnissen des ersten Teiles aufbaut, der Praxis die unmittelbaren Unterlagen für Ihre Zwecke zu liefern hat [1].

[...]


[1] Foto: Dubitzky, Y.: Das restaurierte Geburtshaus von Emil Heyn, Obere

[1] Dr.-Ing. Wolfgang Piersig über Emil Heyn auf Web Site; www.annaberg-buchholz.de; siehe auch: Piersig, W.: Stahl und Eisen 125 (2005) Nr. 6, Seiten 54/56.

[1] Menzel, C. (Hrsg.): Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1889, S. 216 ff.

[1] Weber: Vortrag über die Kruppschen Gussstahlwerke, gehalten auf der zehnten Sitzung des Chemnitzer Zweigvereins vom Sächsischen Ingenieur- und Architekten- Verein; veröffentlicht in: Beer: Jahresbericht des Chemnitzer Zweigvereins vom Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Verein über das Vereinsjahr 1890/1891, Der Civilingenieur, 38 (1892), Sp. 3/8.

[1] Weber: Vortrag über die Kruppschen Gussstahlwerke, gehalten auf der zehnten Sitzung des Chemnitzer Zweigvereins vom Sächsischen Ingenieur- und Architekten- Verein; veröffentlicht in: Beer: Jahresbericht des Chemnitzer Zweigvereins vom Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Verein über das Vereinsjahr 1890/1891, Der Civilingenieur, 38 (1892), Sp. 3/8.

[1] Müller, F. C. G.: Krupp´s Gussstahlfabrik, Düsseldorf: Verlag von August Bagel ca. 1895.

[2] Krupp 1812-1912 - Zum 100-jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gussstahlfabrik zu Essen. Herausgegeben auf den hundertsten Geburtstag Alfred Krupp, Jena : Verlag von Gustav Fischer. 1912.

[3] Die Chemischen Laboratorien der Friedrich Krupp Aktiengesellschaft, Essen im 75. Jahre ihres Bestehens und ihre Gefolgschaft, Friedrich Krupp Aktiengesellschaft; Das Direktorium.

[1] Müller, F. C. G.: Krupp´s Gussstahlfabrik, Düsseldorf: Verlag von August Bagel ca. 1895.

[2] Krupp 1812-1912 - Zum 100-jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gussstahlfabrik zu Essen. Herausgegeben auf den hundertsten Geburtstag Alfred Krupp, Jena : Verlag von Gustav Fischer. 1912.

[3] Die Chemischen Laboratorien der Friedrich Krupp Aktiengesellschaft, Essen im 75. Jahre ihres Bestehens und ihre Gefolgschaft, Friedrich Krupp Aktiengesellschaft, Das Direktorium.

[1] Werksarchiv - Werksunterlagen

[1] Werksarchiv - Werksunterlagen

[1] Archivunterlagen der Königliche Maschinenbau- und Hüttenschule zu Gleiwitz.

[1] Martens, A.; Guth, M.: Das Königliche Materialprüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin. Springer, Berlin 1904.

[1] Heyn, E.: Emil Heyns Brief an den Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften mit der Konzeption für das Kaiser-Wilhelm- Institut für Materialforschung vom 11. März 1917.

[1] Heyn, E.: Emil Heyns Brief an den Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften mit der Konzeption für das Kaiser-Wilhelm- Institut für Materialforschung vom 11. März 1917.

Ende der Leseprobe aus 286 Seiten

Details

Titel
Emil Heyn. Nestor der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie.
Untertitel
Ein kurzer Auszug aus der Emil-Heyn-Chronik und Rückblick auf das am 6. und 7. Juli 2007, anlässlich des 140. Geburtstages von Emil Heyn, in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz stattgefundene Emil-Heyn-Kolloquium
Note
"-"
Autor
Jahr
2008
Seiten
286
Katalognummer
V120087
ISBN (eBook)
9783640235841
ISBN (Buch)
9783640235889
Dateigröße
22252 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emil, Heyn, Nestor, Technikwissenschaften, Metallkunde, Metallographie
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing, Dr. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2008, Emil Heyn. Nestor der Technikwissenschaften Metallkunde und Metallographie. , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120087

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