Personenanalyse von Dorst aus dem Roman „Ich muß los“ von Annette Pehnt


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wissenschaftlicher Bezug

3. Was versteht man unter einem Außenseiter

4. Figurenanalyse von Dorst
4.1. Äußere Figurenmerkmale
4.2. Soziale Merkmale
4.3. Innere Merkmale
4.3.1. Erdrückt und gefesselt von übertriebener Mutterliebe
4.3.2. Gestörtes Verhältnis zu Frauen
4.3.3. Dorst ein rastloser Einzelgänger
4.3.4. Einsamkeit und die Angst vor größeren Gruppen
4.3.5. Dorst, ein Lügner?!

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein Cover umschließt nicht nur ein Buch, sondern es trägt auch erste Informationen an den Leser. So problematisiert das Außencover schon die Psyche von Dorst, der Hauptfigur in Annette Pehnt‚s Roman „Ich muß los“, hin.

Das Deckblatt weist eine Vierteilung auf: Eine Sardine auf blauem Hintergrund, eine Büchse auf orange-farbenem Hintergrund, ein orangener Teil ohne Bild und ein hellblaues Rechteck mit dem Kopf eines jungen Mannes. Die tote Sardine und die Dose könnten die Einengung von Dorst darstellen, aus der er zu fliehen versucht. Der Mann auf dem Bild könnte Dorst darstellen und das orangene Rechteck die Freiheit, die Dorst sich wünscht.

Auf dem Rückencover liest man „Dorst ist unergründlich und scheu. Wenn sich ihm jemand zu sehr nähert, muss er los, ohne jemals anzukommen.“ [1]
Hat er ein psychisches Problem und/oder ist er ein Außenseiter unserer Gesellschaft?

Ich werde mit dieser Arbeit belegen, dass der „rätselhafte“ Dorst ein Außenseiter ist.

2. Wissenschaftlicher Bezug

„Figuren spielen in narrativen Fiktionen eine zentrale Rolle. Leser oder Zuschauer erinnern sich noch nach Jahren, wenn sie Details der Handlung schon lange vergessen haben, sehr gut an Figuren, die sie beeindruckt haben.“[2]

Mit dieser These beschreibt Jannidis etwas ganz Gewöhnliches. Wer kann sich nicht noch nach Jahren an die Eigenschaften des James Bond (ähnliche Eigenschaften trotz verschiedener Darsteller) oder andere Figuren im Fernsehen, Kino oder in Büchern erinnern – auch wenn einzelne Handlungen mehr oder weniger vergessen wurden? Selbst an Figuren in Märchen, die man als kleines Kind erzählt bekam, wie an den „Bösen Wolf, Rotkäppchen, Hans im Glück kann man sich noch viele Jahre später gut an deren Eigenschaften erinnern. Und dennoch ist diese wichtige Rolle, „die Figuren für Leser und Zuschauer, für Autoren und andere Medienproduzenten spielen“[3], in der Literaturwissenschaft nach Jannidis bislang kaum gerecht geworden.

Ein Grund dafür sieht Jannidis darin, „dass die Literaturtheorie der letzten 50-70 Jahre ausgesprochene Vorbehalte gegenüber dem Konzept ‚Figur‚ hatte. Er sagt, sich mit Figuren so zu beschäftigen, „als hätten diese irgendetwas mit Personen zu tun, galt und gilt vielen bis heute als naiv.“[4]

In dieser Arbeit untersuche ich die Haupt-Figur des Romans „Ich muss los“ , Dorst und versuche zu belegen, dass er ein Einzelgänger und Außenseiter ist.

3. Was versteht man unter einem Außenseiter?

Ein Außenseiter ist eine Person, die aufgrund ihres Verhaltens oder bestimmter körperlicher, psychischer oder kultureller Merkmale von anderen Menschen als am Rande der Gesellschaft stehend angesehen wird.[5]

In der Psychologie wird Jemand entweder durch den Beschluss von Anderen zum Außenseiter oder aber er schließt sich durch eigene Entscheidung von einer Gruppe aus.[6] H. Schaub und K.G. Zenke definieren in ihrem Wörterbuch der Pädagogik Außenseiter wie folgt: „ In allgemeiner Bedeutung jede Person, die durch eigenen Entschluss oder durch den Druck einer Gruppe eine isolierte randständige Position einnimmt.“[7]

4. Figurenanalyse von Dorst

Nach Jannitis geschieht die Darstellung einer Figur durch „ihre Benennung und durch die Zuschreibung von Figureninformationen, insbesondere durch die Charakterisierung.“[8] Bei meiner figurenanalytischen Untersuchung von Dorst werde ich nachfolgend verschiedenste Figureninformationen, die ihm von der Autorin A. Pehnt verliehen wurden, darstellen.

4.1. Äußere Figurenmerkmale

Dorst hat den Tod seines Vaters nicht verkraftet. Er möchte eigentlich die Trennung durch den Tod rückgängig machen. Ein äußeres Zeichen dafür ist, dass er die alten Sachen seines Vaters aus dem Keller holt und diese komplett gegen seine neuen Jeans, T-Shirt usw. austauscht. Ab sofort trägt er die dunklen und viel zu großen Kleidungsstücke seines Vaters. „Dann probierte er ein ... dunkelbraunes Hemd an. Die Ärmel fielen ihm über die Finger, die Hose beulte sich über den Knien und schlackerte an der Hüfte. Dem Vater war am Schluß auch alles zu groß gewesen, dachte er und krempelte die Ärmel hoch.“[9]

Die Mutter war entsetzt. Sie hatte den Tod des Vaters verdrängt, wusste aber nicht dass Dorst den Tod des Vaters überhaupt noch nicht verarbeitet hatte. „... das bleibt wo es ist, das bleibt im Keller. Du schleppst das alte Zeug hier an, weißt du nicht das ich damit ein für alle Mal abgeschlossen habe.“[10] Auch Argumente die einen normalen Jugendlichen beschäftigen würden interessieren Dorst nicht. „Meinst du, daß die Mädchen dich in solchen Sachen schick finden. Ist mir egal, sagte Dorst...“[11] „Manchmal bist du komisch, sagte Gregor, was hast du denn da für Klamotten aufgegabelt. ... Irgendwie witzig.“[12] „Wie siehst du überhaupt aus, rief Karina, ist jemand gestorben.“[13] „ Was sind denn das für Klamotten, nicht gerade wasserfest... Aha, sagte der Herbergsvater. ... Nimm die mal mit bevor sie verschimmelt. Er (der Herbergsvater, die Verfasserin) gab Dorst die gelbe Jacke.“[14]

Selbst im Sommer behielt er die langärmligen dunkeln Sachen seines Vaters an obwohl er in ihnen oftmals schwitzte.[15] Er war bereit diese Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, um weiterhin mit seinem Vater verbunden zu sein, obwohl er ein großes Reinheitsbewusstsein hat, welches die Autorin immer wieder an seinem intensiven Zähneputzen darstellt. Er putzt diese vor dem Spiegel, kontrolliert ob sie auch wirklich sauber sind und benutzt Zahnseide. An hand dieser Inferenz soll der Leser in einer narrativen Erzählung schlussfolgern, dass Dorst sehr reinlich ist.[16]

4.2. Soziale Merkmale

Auf diese legt die Autorin bezüglich der Beschreibung ihres Helden Dorsts keinen unbedingten Wert. So bleiben die angedeuteten Figureninformationen diesbezüglich eher unzuverlässig.[17] Aus verschiedenen Andeutungen wie:

- der Vater besaß ein Arbeitszimmer
- Dorst erhält Geigenunterricht
- Dorst besucht ein Gymnasium
- Er besucht die Tante in England
- Ein Kindermädchen wird für Dorst engagiert, obwohl überhaupt nicht notwendig
- Kollege des Vaters, Herr Quoirin, gibt zusammen mit der Mutter nicht wenig Geld aus

kann man vage schließen, dass Dorst in einer Mittelschicht aufwächst. Dies wird unterstützt dadurch, dass die Mutter, obwohl sie nach dem Tod des Vaters nicht selbst arbeitet, Dorst finanziell voll unterstützt und ihm auch eine eigene Wohnung bezahlen kann.

[...]


[1] Pehnt: Ich muß los, 2001, Rückencover

[2] Jannidis: Zur Erzähltheorie der Figur, 2005, S.19

[3] Jannidis: Zur Erzähltheorie der Figur, 2005, S.19

[4] Jannidis: Zur Erzähltheorie der Figur, 2005, S.19

[5] http://lexikon.meyers.de/wissen/Au%C3%9Fenseiter+%28Sachartikel%29+Soziologie

[6] http://lexikon.meyers.de/wissen/Au%C3%9Fenseiter+%28Sachartikel%29+Psychologie%2C+Sexualkunde%2 C+Anthropologie%2C+Verhaltensforschung

[7] Schaub, H. /Zenke, K-G.:Wörterbuch der Pädagogik. S. 58

[8] Jannidis: Zur Erzähltheorie der Figur, 2005, S.19

[9] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 53

[10] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 53

[11] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 54

[12] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 55

[13] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 55

[14] Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 62

[15] vgl. u.A. Pehnt: Ich muß los, 2001, S. 69

[16] vgl. zu Inferenzen Jannitis, S. 20

[17] vgl. Leubner/Saupe: Erzählungen in Literatur und Medien und ihre Didaktik

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Personenanalyse von Dorst aus dem Roman „Ich muß los“ von Annette Pehnt
Hochschule
Universität Kassel  (Fachbereich 1 Germanistik)
Veranstaltung
Gegenwartsliteratur - Annette Pehnt
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V120036
ISBN (eBook)
9783640240289
ISBN (Buch)
9783640244522
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Personenanalyse, Dorst, Roman, Annette, Pehnt, Gegenwartsliteratur, Annette, Pehnt
Arbeit zitieren
Ann-Kristin Schneider (Autor:in), 2008, Personenanalyse von Dorst aus dem Roman „Ich muß los“ von Annette Pehnt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120036

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