Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilien


Vordiplomarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Migration
2.1. Historischer Hintergrund der Migration und aktuelle Zahlen
2.2. Definition des Terminus ‚Migrant’
2.2.1. Arbeitsmigranten
2.2.2. Flüchtlinge
2.2.3. Aussiedler
2.3. Rechtslage

3. Armut

4. Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilie
4.1. Erwerbstätigkeit und finanzielle Situation
4.2. Wohnraum und Wohnumfeld
4.3. Gesundheit
4.4. Soziokulturelles Leben
4.5. Bildung und Sprache

5. Perspektiven
5.1. Bildung als Potential
5.2. Interkulturelle Erziehung

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

Ich habe für meine Hausarbeit als Inhalt ‚Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilien’ gewählt, weil sowohl Armut als auch Migration mittlerweile für die deutsche Politik sowie für die Sozialwissenschaft brisante Themen geworden sind. Sie gehören außerdem zu zentralen Arbeitsfeldern der Pädagogik.

Auch in den Medien trifft man momentan verstärkt auf Berichte, die sich mit dem Verhältnis zwischen Migration und Armut beschäftigen und auch dabei speziell auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen eingehen. So zeigte beispielsweise der Fernsehsender VOX am Freitag, dem 10. November, ab 22.10 Uhr in einer Sonderausgabe der ‚Spiegel TV Reportage’ einen Beitrag, in dem die katastrophalen Bedingungen in einer Berliner Hauptschule dokumentiert wurden. Die Mehrzahl der Schülerschaft stammte dort aus sozial benachteiligten und aus Migrantenfamilien. Auch die Tatsache, dass ich im letzten Semester ein Seminar mit einem ähnlichen Inhalt belegt hatte, half mir bei meiner Themenfindung.

Zunächst wird der Ausdruck Migration geklärt, dem eine Darstellung des geschichtlichen Hintergrunds, der aktuellen Zahlen und der momentanen Rechtslage folgt. Auch der Begriff Armut wird definiert, bevor ich auf die spezielle Armutssituation von Kindern mit Migrationshintergrund eingehen werde. Im letzten Abschnitt werde ich noch die möglichen Perspektiven der Kinder und Jugendlichen erläutern, wobei ich zunächst darlegen werde, wieso Bildung von so hoher Bedeutung ist, bevor ich dann die Möglichkeiten von interkultureller Erziehung explizieren werde.

Auf die weltweite oder europäische Situation der in Armut lebenden Zuwandererkinder wird in dieser Arbeit nicht eingegangen

Zur Verbesserung der Lesbarkeit, habe ich mich in meiner Arbeit darauf beschränkt, jeweils nur die männlichen Formen – zum Beispiel Migrant, Asylbewerber, o.ä. – zu verwenden. Selbstverständlich sind damit auch Mädchen und Frauen gemeint!

2. Migration

Der Begriff Migration entstammt dem lateinischen Wort „migratio“ - Wanderung, Auszug. Im weitesten Sinne ist damit jeder längerfristige Wohnortswechsel eines Menschen gemeint, wobei die Wohnortveränderung innerhalb eines Staates nicht dazu zählt. Nicht nur die Veränderungen der Position im physischen, sondern auch im sozialen Raum gehören zum Migrationsbegriff dazu. Des Weiteren versteht man darunter auch das freiwillige oder erzwungene Verlassen des Heimatlandes aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen. (Hamburger, 2005, S. 1212)

Eine Form der Migration ist die Arbeitsmigration, worauf ich später noch eingehen werde.

Um einen besseren Einstieg in das Thema „Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilien“ geben zu können, werde ich nun zunächst geschichtliche Informationen zur Migration und auch aktuelle Zahlen liefern.

2.1. Historischer Hintergrund der Migration und aktuelle Zahlen

Da Deutschland im ‚Herzen Europas’ liegt, kann es aufgrund dieser besonderen geographischen Lage eine lange Migrationsgeschichte vorweisen. Schon 1910 lebten im heutigen Bundesgebiet rund 1,3 Millionen Zuwanderer, deren Zahl zunächst durch den wirtschaftlichen Aufschwung der dreißiger Jahre und dann durch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern während des Nationalsozialismus bis 1944 auf 7,5 Millionen anstieg. (Seitz, 2006, S. 9)

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in den 50er Jahren zu einer Einwanderungswelle von Gastarbeitern. Seit den 80er Jahren gehören zum Großteil der migrierten Mitbürger vor allem Asylbewerber und Aussiedler.

Im Jahre 2004 lebten 6.717.115 Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, was einem Prozentanteil von 8,1 der Gesamtbevölkerung entspricht. Davon stammten mehr als drei Viertel aus den Mittelmeerländern. Von den insgesamt rund 6,7 Millionen Einwanderern wurde allerdings nur 44.465 Personen eingebürgert. (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 2005, S. 172) Die Zahl der Flüchtlinge ist mittlerweile weltweit auf ca. 17-20 Millionen angestiegen. (Seitz, 2006, S.12)

Eine vollständige Integration der Migranten wird durch die vielen unterschiedlichen Nationalitäten und deren verschiedene Kulturen und Religionen sehr erschwert.

2.2. Definition des Terminus ‚Migrant’

Da es sowohl bei Gastarbeitern, Flüchtlingen und auch Aussiedlern zum Teil große Unterschiede bezüglich des rechtlichen Aufenthaltsstatus oder auch der Verbleibeabsichten und Herkunftskulturen gibt, werde ich im Folgenden eine Definition des Terminus ‚Migrant’ geben.

2.2.1. Arbeitsmigranten

Aufgrund des in der Nachkriegszeit herrschenden Mangels an deutschen Arbeitskräften wurden so viele ausländische Arbeitnehmer nach Deutschland geholt. Zum einen sollte dies die deutsche Wirtschaft ankurbeln und zum anderen versprach man sich von dieser Maßnahme, dass die Zuwanderer hier spezielle Qualifikationen erlangen und dann nach der Rückkehr in ihr Heimatland dort die Wirtschaft unterstützen könnten. Hierfür wurden Vertragsabkommen mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und dem ehemaligen Jugoslawien (1968) getroffen. (Seitz, 2006, S. 10)

Willkommen waren diese Arbeiter, weil es zu dieser Zeit, durch den Krieg bedingt, zu wenige einheimische Arbeitskräfte gab. Zudem waren sie auch bereit, unter widrigen Bedingungen hier zu arbeiten. Viele Arbeitsplätze setzten außerdem keine hohen Qualifikationen voraus und somit konnten auch ungelernte Einwanderer Arbeit finden. Da die meisten Gastarbeiter ohne ihre Familien nach Deutschlang kamen, verursachten sie auch keine weiteren Kosten für Erziehung und Ausbildung der Kinder oder deren gesundheitliche Versorgung. (Seitz, 2006, S. 10)

Erst 1973, bedingt durch die Ölkrise und die dadurch verursachte Wirtschaftskrise, wurde ein Anwerbestopp erlassen. Viele Gastarbeiter holten nun ihre Familien nach Deutschland nach, weil deren Lage im Heimatland vergleichsweise schlecht und dort mit dem zugesandten Geld eine bessere Lebensqualität nicht zu erreichen war. Außerdem wäre es auch für die deutsche Wirtschaft eine große finanzielle Belastung gewesen, die inzwischen eingearbeiteten Arbeitskräfte wieder zu entlassen und neue ausbilden zu müssen. So stieg die Zahl der hierzulande lebenden Ausländer sprunghaft an. In Vereinbarung mit osteuropäischen Ländern wurden neue Formen von Arbeitsmigration, wie zum Beispiel Saisonarbeiter oder Werkvertragsarbeitnehmer, rechtlich vereinbart. Auf die Gruppe der Arbeitsmigranten werde ich in meiner Arbeit nicht weiter eingehen.

2.2.2. Flüchtlinge

Nach den Gastarbeitern traten nun Flüchtlinge als Hauptteil der Migrationsbewegung in den Vordergrund. Der Begriff ‚Flüchtling’ ist ein Sammelbegriff für eine (in diesem Zusammenhang ausländischen) Person, der aus Furcht vor Verfolgung nach Deutschland einreist. Im Sinne der Genfer Konvention von 1951 ist dies jemand, der aufgrund seiner Rasse, Religion, Nationalität oder auch der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischen Überzeugung verfolgt wird. Es handelt sich dabei um Personen, die sich außerhalb ihres Herkunftslandes aufhalten und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen können oder wollen. Amtliche Stellen hingegen bezeichnen zumeist nur solche Personen als Flüchtlinge, die das Asylbewerberverfahren erfolgreich durchlaufen haben. (Balluseck, 2001, S. 360)

Die Gruppe der Flüchtlinge lässt sich wiederum in mehrere Gruppen unterteilen: ‚Bona-fide’-Flüchtlinge, ‚De-facto’-Flüchtlinge, Kontingentflüchtlinge, Asylbewerber und Asylberechtigte. Innerhalb dieser Gruppen spielt der unterschiedliche Rechtsstatus die entscheidende Rolle, ob und welche Zukunftsperspektiven des langfristigen sicheren Aufenthalts eröffnet und in welchem Umfang wohlfahrtsstaatliche Leistungen in Anspruch genommen werden können.

‚Bona-fide’-Flüchtling ist jemand, „der sich auf den Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention beruft und aus einer Sicht zu Recht politische Verfolgung befürchtet.“ (http://www.migrationsrecht.net/glossar/task,showpart/part,B/catid,29/ ; 10.12.06)

Als ‚De-facto’-Flüchtlinge werden die Personen bezeichnet, die sich ohne Asylantrag oder trotz rechtskräftiger Ablehnung aus humanitären, rechtlichen oder politischen Gründen bis auf weiteres in der Bundesrepublik aufhalten dürfen. Diese Gruppe stellt ein Drittel der Asylsuchenden dar. (Hamburger, 2005, S. 1214)

Kontingentflüchtlinge sind Personen, die durch Übernahmeerklärung der Bundesregierung im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Konvention erhalten, ohne ein Asylverfahren zu durchlaufen. In rechtlicher Hinsicht sind sie Asylberechtigten nahezu gleichgestellt.

Ein Asylbewerber ist derjenige, der hierzulande Schutz vor politischer Verfolgung sucht, wobei es nicht auf Form, Ziel oder Inhalt des Asylersuchens im Einzelnen ankommt. Sie haben einen Asylantrag gestellt, der aber noch nicht rechtskräftig anerkannt oder abgelehnt wurde und besitzen in der Regel nur eine Aufenthaltsgestattung oder Duldung. Asylbewerber sind während des laufenden Antragverfahrens ortsgebunden und unterliegen einer ständigen Meldepflicht.

Asylberechtigte sind politisch Verfolgte, die einen Asylantrag gestellt haben und als asylberechtigt anerkannt sind. Sie besitzen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und unterliegen keinen räumlichen Beschränkungen. Auch wenn sie Zuwanderer bleiben, haben sie und ihre Familienangehörigen grundsätzlich die gleichen sozialrechtlichen Positionen wie Deutsche und Anspruch auf wohlfahrtsstaatliche Leistungen wie Sozialhilfe, Kindergeld oder Erziehungsgeld.

Zwischen Asylbewerbern und Asylberechtigten gibt es allerdings auch noch andere Unterschiede, die ich in den folgenden Kapiteln noch weiter darstellen werde.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilien
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V119776
ISBN (eBook)
9783640232390
ISBN (Buch)
9783640232604
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kindheit, Armut, Zuwandererfamilien, Ausländer, Erziehung
Arbeit zitieren
Ellen-Gesine Weller (Autor:in), 2006, Kindheit und Armut bei Zuwandererfamilien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119776

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