Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius

Verrat an der Heimat oder diplomatisches und strategisches Kalkül?


Term Paper (Advanced seminar), 2008

34 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Quellenkritik

3 Das Bündnis mit Kleopatra - Verhängnisvolle Liebe oder ein Bündnis von politischer und finanzieller Relevanz?

4 Die Feldzüge gegen die Parther und Armenier – Wege in ein neues Großreich im Osten?

5 Die Indienstnahme orientalischer Apotheose – Beweis einer Abkehr vom römischen Glauben und seinen Sitten?

6 Zusammenfassende Beurteilung der Ostpolitik des Antonius

7 Literaturverzeichnis

8 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Liest man die antiken Quellen des Plutarch oder Cassius Dios, so erscheint die Orientpolitik des römischen Triumvirn Marcus Antonius wie eine Aneinanderreihung politischer Fehlentscheidungen und strategischer Niederlagen. Antonius‘ Liebesbeziehung zu Kleopatra, die Scheidung von seiner römischen Ehefrau Octavia, der missglückte Partherfeldzug und die Annahme einer hellenistischen Lebensweise und orientalischer Herrscherrepräsentation wurden durch die Propaganda Octavians als Verrat an der Heimat und als eine demonstrative Abkehr von Rom dargestellt. Geschickt nutzte Octavian in einem bis dato unbekannten Ausmaß eines Propagandakrieges Antonius‘ Ostpolitik, um die Römer gegen ihn aufzuhetzen. Dieses negative Bild M. Antonius‘, welches die antiken Quellen zeichneten und das durch die literarische Verwertungen dieses Geschichtsstoffes, wie in Shakespeares Drama, über Jahrhunderte tradiert wurde, beeinflusst noch bis in die Moderne eine objektive Beurteilung von Antonius‘ Orientpolitik.[1]

Diese Hausarbeit wird sich deshalb den drei zentralen Bereichen der Orientpolitik des Antonius – dem Bündnis mit Kleopatra, den Feldzügen gegen die Parther und Armenier und der Indienstnahme orientalischer Apotheose als Herrscherrepräsentation – widmen und untersuchen, inwieweit Antonius sich von der römischen Tradition lossagte und nicht mehr im Dienste Roms agierte. Es erfolgt demnach keine detaillierte Darlegung der Ereignisgeschichte; vielmehr geht es um die Motive, die den Handlungen zu Grunde liegen und somit eine problemorientierte, anachronistische und themengebundene Vorgehensweise erfordern.[2] Dabei wird sich diese Arbeit intensiv mit den antiken Quellen auseinandersetzen, Forschungskontroversen aufzeigen und durch die eigene Meinung ergänzen.

2 Quellenkritik

Um die antiken Quellen richtig bewerten und deuten zu können, erscheint es mir sinnvoll diese kurz in ihren Eigenheiten darzustellen. Es folgt daher eine kurze Darstellung der Geschichtsschreibung des Plutarch, Cassius Dios und Appians, die für diese Arbeit die drei zentralen Quellen bilden werden.

In Plutarchs Bíoi parálleloi wird M. Antonius dem Makedonenkönig Demetrios Poliorketes gegenübergestellt. Die ca. 96 n. Chr. entstanden Biographie beschreibt Antonius als schwächliche Marionette in den Händen der machtbesessenen und skrupellosen Kleopatra, der blind vor Liebe seine Pflichten als römischer Triumvir vernachlässigt, ja der sein Heimatland rücksichtslos verrät. Diese Darstellung ist stark beeinflusst von der Propaganda Octavians und trug im Wesentlichen dazu bei, dass dieses düstere Bild des Antonius und der Kleopatra bis in die heutige Zeit weitertradiert wurde. Denn aufgrund der fragmentarisch überlieferten antiken Geschichtsschreibung, gilt Plutarchs Werk als einer der wichtigsten Zeugnisse aus dem Altertum, doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Plutarch selbst gar nicht als Historiker, sondern vielmehr als Biograph verstand[3] und damit auch eine ganz eigene methodische Vorgehensweise hatte und andere Intentionen verfolgte. So wollte Plutarch in den Parallelbiographien die Leistungen, Lebensumstände und Charaktereigenschaften berühmter griechischer und römischer Personen darstellen, als Unterhaltung für sein Publikum, aber durchaus mit erzieherischem Appell.[4] Bei der Analyse der Quelle des Plutarchs müssen seine Aussagen über Antonius vor diesem Hintergrund äußerst kritisch hinterfragt werden.

Appian stammte aus Alexandria. In seiner Rhomaika, verfasst ca. 150 n. Chr., handelt besonders das fünfte Buch von der Zeit des 2. Triumvirats. Seine Geschichtsschreibung ist nach geographischen Gesichtspunkten geordnet und folgt damit keiner chronologischen Vorgehensweise, was den Umgang mit dieser Quelle erschwert. Die Quellen, die Appian als Vorlage dienten, können heute nicht mehr eindeutig ermittelt werden, doch verfügt er in der Zeit des Endes der Republik über umfassende Informationen. Aber auch Appian steht in der Tradition der augusteischen Propaganda – zu einer seiner Quellen gehört beispielsweise die Autobiographie des Augustus – und muss als tendenziöse Geschichtsschreibung bewertet werden.

Cassius Dio aus Nikaia lebte ca. 155 bis 235 n. Chr. und gehörte der Elite des Römischen Reiches an. Er strebte nach einer faktennahen Darstellung der römischen Geschichte,[5] doch er neigt zu dramatisieren und, wie viele Historiker dieser Zeit, lässt er fingierte Reden in seine Geschichtsschreibung mit einfließen, in denen er den historischen Personen Worte in den Mund legt, die zwar im Kern „dem tatsächlich Gesagten“ nahekommen, aber nicht authentisch sind und lediglich ein literarisches Mittel der Rhetorik darstellen. Auch Cassius Dio als vehementer Anhänger der absoluten Monarchie, gibt mit seiner Römischen Geschichte keine unparteiische Darstellung der Ereignisse des Endes der Republik wieder. Er steht auf der Seite Octavians und schiebt im Wesentlichen Antonius und Kleopatra die Schuld für den Bürgerkrieg zu.

Die kurze Einführung in die Besonderheiten und Merkmale der aufgeführten Geschichtsschreiber wird deren Auswertung für die folgenden Untersuchungen erleichtern. Es hat sich gezeigt, dass alle drei antiken Autoren selbst keine Zeitzeugen der Geschehnisse waren. Ihre Darstellungen wurden demnach von der Propaganda des Siegers Octavians stark beeinflusst und müssen kritisch hinterfragt werden.

3 Das Bündnis mit Kleopatra - Verhängnisvolle Liebe oder ein Bündnis von politischer und finanzieller Relevanz?

Die Verteilung der Aufgabenbereiche der Triumvirn nach der Schlacht von Philippi,[6] in der Antonius der Osten als Einflussgebiet zugesprochen wurde, war auch der Initiator für das Treffen mit Kleopatra VII. Doch die Aufnahme diplomatischer Verhandlungen mit Ägypten sollte auch der Beginn eines Liebeverhältnisses zwischen den beiden werden, das in der Geschichtsforschung noch bis heute Rätsel aufwirft.

In der zunehmenden Rivalität zwischen Octavian und Antonius wurde dieses Bündnis von Octavian am schärfsten kritisiert und für seine Hetzkampagne gegen Antonius ausgebeutet. In Liebe zu Kleopatra entbrannt soll Antonius nicht mehr im Dienste des Römischen Reiches, sondern ganz nach den Wünschen seiner Geliebten gehandelt haben. Und tatsächlich scheint Antonius‘ Handeln im Orient auf den ersten Blick auffallend an den Interessen Kleopatras und Ägyptens orientiert. So schildert Plutarch eindringlich, dass sich Antonius in Tarsos unsterblich in Kleopatra verliebt haben soll, dass er nicht mehr in der Lage gewesen sei objektiv zu urteilen. Die folgende Scheidung von seiner Ehefrau Octavia und die großzügigen Landschenkungen an Ägypten ließen an den romfreundlichen Absichten des Antonius zweifeln. Im Folgenden soll deshalb untersucht werden, ob Antonius mit dem Bündnis mit Kleopatra, der Scheidung von Octavia und den Landschenkungen nicht auch andere, politische Gründe bewegten, als pure Leidenschaft, wie es die antiken Quellen beschreiben.

Das Treffen in Tarsos stellte den Beginn des Bündnisses zwischen Antonius und Kleopatra dar. In den antiken Quellen wird diese Begegnung als Antonius‘ Schicksalswende in den Untergang dargestellt.[7] Denn Antonius erliegt den Verführungskünsten Kleopatras, die ihn an sich bindet und es somit schafft, auf ihn und seine weitere Ostpolitik einen negativen Einfluss auszuüben. Am ausführlichsten wurde dieses Treffen der beiden in Tarsos von Plutarch beschrieben. Während Strabon die Begegnung gar nicht erst erwähnte, beschreibt Plutarch detailliert, wie Kleopatra, als aufreizende Aphrodite gekleidet, Antonius mit viel Prunk und Pracht auf ihrem Schiff empfing.[8] Die ganze Begegnung wird von Plutarch in eine orientalisch-erotische Atmosphäre gesetzt, in der Antonius, von den Reizen und dem Luxus der ägyptischen Königin geblendet, in inniger Liebe zu ihr verfällt.

Und nach Antonius‘ folgendem Handeln zu urteilen scheint es in der Tat so, als ob Kleopatra einen besonderen Einfluss auf ihn ausgeübt hatte. War Kleopatra eigentlich nach Tarsos bestellt worden, um sich für ihr Verhalten im Bürgerkrieg zu rechtfertigen,[9] so genügten Antonius ein paar Erklärungen ihrerseits, um die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen[10] und die eigentlich Angeklagte zu einer nahezu gleichberechtigten Partnerin[11] zu erheben. Von Kleopatra angestiftet ließ Antonius sogar ihre Halbschwester Arsinoe ermorden,[12] die sich seit 58. v. Chr. als Gegenkönigin behauptete, um sich so ungestört den ausschweifenden Festen zu widmen,[13] die den ganzen Winter über stattfanden.

Die Darstellung Plutarchs über die Verführung des Antonius in Tarsos ist bestimmt nicht in allen Details authentisch, doch auch wenn sich der genaue Hergang nicht mehr rekonstruieren lässt, so muss seiner Schilderung aufgrund Antonius‘ Handeln nach dem Treffen in Tarsos wenigstens im Ergebnis zugestimmt werden: Kleopatra schaffte es sich seine Sympathie zu sichern. Doch anstatt weiblicher Verführungskünste oder gar Zauberei,[14] könnte auch einfach ihr diplomatisches Geschick der Grund sein, dass sie es geschafft hatte, sich aus der Position einer Angeklagten zu Antonius‘ wichtigstem Partner im Osten zu entwickeln. Das bedeutet keine Negation ihrer Liebesbeziehung an sich, immerhin wurden Kinder gezeugt, doch wurde das Private besonders bei Plutarch überbetont,[15] der die bedeutenden politischen und strategischen Gründe für das Bündnis völlig ausblendet. Dabei ist seine Darstellung einer plötzlich aufkommenden Leidenschaft seitens Antonius eher unwahrscheinlich. Die beiden trafen sich ja nicht zum ersten Mal[16] und wäre Antonius wirklich so unsterblich verliebt oder gar von ihr besessen gewesen, wie es Plutrach uns glauben machen will, so hätte er Kleopatra bestimmt nicht so schnell im Frühjahr des Jahres 40, wieder verlassen. Für ihn hatte immer noch der Westen oberste Priorität und so drängten ihn die bedrohlichen Ereignisse in Rom, wo sich die Konflikte mittlerweile zugespitzt hatten und das bellum Perusinum, [17] unter reger Beteiligung seiner Ehefrau Fulvia, tobte, nach Italien zurückzukehren und Kleopatra zu verlassen. Und obwohl Kleopatra zu dieser Zeit von Antonius schwanger war, hinderte ihn dies keineswegs daran nur wenige Monate nach dem Abschied von ihr aus politischen Gründen Octavians Schwester Octavia zu heiraten.[18] Dies ist nicht gerade das Verhalten, das man von einem hoffnungslos Verliebten, wie Plutarch Antonius beschreibt, erwarten würde. Es ist daher anzunehmen, dass nicht Liebe und Leidenschaft, sondern vor allem politische Interessen die entscheidenden Gründe für ihr Bündnis waren.

Für Antonius‘ Orientpolitik stellte Ägypten eine überaus verlockender Bündnispartner dar. Für die Verwirklichung seiner Aufgabe, die römische Herrschaft im Osten zu konsolidieren und die Unruhen der Parther zu beenden, brauchte er Verbündete und vor allem den Zugang zu Ressourcen vor Ort. Mit dem reichen Ägypten[19] hatte Antonius dabei eine vielversprechende Wahl getroffen, die die Durchführung seiner geplanten Feldzüge gegen die Parther sicherstellen sollte. Ägypten galt neben Afrika als einer der wichtigsten Kornspeicher des Römischen Reiches[20] und bot damit für die Getreideversorgung seiner Soldaten exzellente Voraussetzungen.

Auch Kleopatra kam ein Bündnis mit Antonius gelegen.[21] Sie brauchte die Unterstützung Roms, um die inneren Unruhen in ihrem Land zu beenden. So ließ Antonius als recht makaberer Treuebeweis ihre Halbschwester Arisone umbringen, die Kleopatra die Macht in Ägypten streitig machte.[22] Auch wenn sich Antonius dadurch Feinde machte, so profitierte auch er über ein gefestigtes Ägypten ohne innere Machtkämpfe.

So war bei beiden in ihrem Bündnis von Anfang an Berechnung im Spiel.[23] Nicht Liebe oder Leidenschaft, wie es die antiken Autoren betonen, sondern vor allem gemeinsame Interessen legten eine enge Zusammenarbeit der beiden nahe. Antonius verließ Kleopatra nach dem gemeinsam verbrachten Winter wieder und erst ganze vier Jahre später, erst als Kleopatra für Antonius‘ geplanten Partherfeldzug wieder politisch wichtig wurde, kehrte er zu ihr zurück. Doch dieser eklatante Wiederspruch in der Darstellung Plutarchs, dass Antonius einerseits unsterblich in Kleopatra verliebt gewesen sein und unter ihrem Einfluss gestanden haben soll, sie aber andererseits schon nach nur wenigen Monaten wieder verlassen hatte, um in Rom eine andere zu heiraten, wird von dem Geschichtsschreiber gänzlich ignoriert. Er liefert lediglich die recht schwammige Erklärung, Antonius habe sich nach Tarsos wohl noch einmal von Kleopatra lossagen können, doch nach einem erneuten Wiedersehen der beiden sei seine Leidenschaft zu ihr von neuem und stärker als zuvor wieder entfacht worden.[24]

Für Plutarch bietet vor allem die darauf folgende Scheidung von Octavia den entscheidenden Beweis dafür, dass Antonius nun so blind vor Liebe war, dass er wider seines Verstand und besserer Überlegungen handelte. Diese grundlegende Entscheidung für seine ägyptische Geliebte und gegen Octavia, die in den antiken Quellen in ihrem Wesen und Schönheit aufs Höchste gelobt wurde,[25] war, so Plutarch, nur durch Kleopatras negativem Einfluss auf Antonius zu erklären, da sie aus Angst seine Gunst zu verlieren durch gespielte Eifersucht und Essensverweigerung Antonius so unter Druck gesetzt hatte, dass er sich ihr zuliebe von Octavia trennte.[26] Doch was oberflächlich betrachtet wie ein Liebesbekenntnis zu Kleopatra aussieht, war keine private, sondern vielmehr eine politische Entscheidung.

[...]


[1] Benne betonte unlängst die Notwendigkeit einer Aufarbeitung der Beurteilung der Ostpolitik des Antonius in der Geschichtsforschung. Benne, Simon: Marcus Antonius und Kleopatra VII. Machtaufbau, herrscherliche Konzeption und politische Konzeption. In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. Hrsg. Siegmar Döpp u. Jan Radicke, Bd. 6, Göttingen, 2001, S. 13. Auch Bengtson bedauert, dass man sich nur schwer von dem negativen Bild des Antonius lösen könne. Vgl. Bengtson, Hermann: Marcus Antonius. Triumvir und Herrscher des Orients. München, 1977, S. 309.

[2] An den entsprechenden Stellen erfolgen Verweise zu der verwendeten Sekundärliteratur, auf die sich meine Ausführungen stützen.

[3] Denn ich bin nicht Geschichtsschreiber, sondern Biograph, und es sind durchaus nicht immer die großen Heldentaten, in denen sich die Tüchtigkeit oder die Verworfenheit offenbart. Oft sagt ein unbedeutender Vorfall, ein Ausspruch oder ein Scherz mehr über den Charakter eines Menschen aus als die blutigsten Schlachten, die größten Heeresaufgebote und die Belagerungen von Städten. Plut. Alex. 1.

[4] Die Anregung, mich mit dem Schreiben von Biographien zu befassen, ist mir von anderen gekommen; dass ich aber dabei blieb und mich alsbald auf dem Gebiete wohl fühlte, das geschah aus eigenem Antrieb, indem ich nun versuchte gleichsam vor dem Spiegel der Geschichte mein Leben gewissermaßen zu formen und dem Vorbild jener Männer anzugleichen. Plut. Aem. 1. Die historische Ereignisgeschichte wird zwar nicht grundsätzlich ausgeblendet, dennoch reduziert dargestellt. Die von Thukydides und Philistos berichteten Ereignisse, die zu übergehen unzulässig wäre, weil sie ja im höchsten Maß den Charakter und den von vielen großen Schicksalsschlägen umwölkten Gemütszustand des Mannes [Nikias] enthalten, habe ich in Kürze und nur soweit es nötig ist durcheilt, um nicht nachlässig und träge zu erscheinen, was aber von anderen gelegentlich aufgezeichnet oder auf alten Weihgeschenken und Volksbeschlüssen gefunden wurde und den meisten unbekannt ist, das habe ich mich zusammenzutragen bemüht, nicht um die Geschichte damit zu befrachten, sondern als Beigabe für die Erkenntnis des Charakters und der Sitten. Plut. Nik. 1. In der Biographie des Antonius finden sich demnach auch Ausschnitte, in denen Plutarch andere Quellen als Vorlage verwendet. So lassen sich beispielsweise die Kapitel über den Partherfeldzug aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Augenzeugenbericht des Q. Dellius zurückführen.

[5] In diesen kritischen Zustand geriet damals der römische Staat, ich will mich daran machen, die Ereignisse im einzelnen zu berichten; erscheint es mir doch ganz besonders bildend, wenn man Tatsachen zur Grundlage von Überlegungen macht, die Art der ersteren mit Hilfe der letzteren klärt und so die eigenen Folgerungen durch ihre Übereinstimmung mit den Tatsachen bestätigt. Cass. Dio 46, 35, 1.

[6] Vgl. Cass. Dio 48, 2. App. civ. 5, 3.

[7] Plutarch schreibt: Bei dem so gearteten Charakter des Antonius kam als letztes Übel über ihn seine Liebe zu Kleopatra, brachte viele Leidenschaften, die noch verborgen in ihm schlummerten. zum hellen Aufflammen, und wenn noch etwas Gesundes und Heilsames in ihm sich dem widersetzen wollte, unterdrückte und vernichtete sie das vollends. Plut. Ant. 25. Cassius Dio berichtet über Antonius‘ Verhalten nach der Begegnung mit Kleopatra: Inzwischen verliebte er sich in Kleopatra, die er in Kilikien zu Gesicht bekommen hatte, und kümmerte sich seitdem nicht mehr um Würde und Anstand, sondern diente der Ägypterin wie ein Sklave und vergeudete die Zeit mit seiner Leidenschaft für sie. Cass. Dio 48, 24, 2. Appian erklärt: Straightway Antony’s former interest in public affairs began to dwindle. Whatever Cleopatra ordered was done, regardless of laws, human or divine. App. civ. 5, 9.

[8] Vgl. Plut. Ant. 25-26.

[9] Vgl. Plut. Ant. 25; App. 5, 8. Bengtson weist auf die Möglichkeit hin, dass es sich dabei nur um einen Vorwand gehandelt haben könnte und, dass es Antonius in dem Treffen primär darum ging, sich der Unterstützung Ägyptens zu versichern. Vgl. Bengtson, M. Antonius, a.a.O., S. 161.

[10] Niemand weiß, ob die Königin die Wahrheit gesagt hat (...) Antonius schenkte ihr Glauben, zur Nachprüfung hatte er keine Lust, denn er war von der Königin geradezu fasziniert. Bengtson, M. Antonius, S. 162-163.

[11] Buchheim betont Kleopatras starke Position in dem Bündnis, das auf der Basis der Gleichberechtigung geschlossen worden sei. Vgl. Buchheim, Hans: Die Oriemtpolitik des Triumvirn M. Antonius. Ihre Voraussetzungen, Entwicklungen und Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in Italien. In: Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg, 1960, S. 25. Ägypten blieb zwar ein Klientelstaat des Römischen Reiches, doch konnte Kleopatra durch ihre finanzielle Unterstützung, die sie Antonius über die Jahre zuteil werden ließ, auf politisch-strategische Entscheidungen Einfluss nehmen (so ist Kleopatra beispielsweise bei der Entscheidungsschlacht bei Actium anwesend und setzt, den Quellen nach zu urteilen, ihren Willen eine Seeschlacht zu führen durch) und ihn zu erheblichen Gegenleistungen seinerseits, wie die großzügigen Landschenkungen, verpflichten.

[12] Vgl. App. civ. 5, 9.

[13] Vgl. Plut. Ant. 28-29. Appian hingegen berichtet, dass Antonius während seines Aufenthalts in Alexandria auch seinen Pflichten nachging und Tempel und Gymnasien besuchte. Vgl. App. civ. 5, 11.

[14] In den antiken Quellen wurde Kleopatra wiederholt vorgeworfen, sie habe Antonius durch Hexerei und durch verabreichen von Zaubertränken über die Jahre an sich gebunden. Vgl. Plut. Ant. 60; Cass. Dio 50, 5, 3; 50, 26, 5.

[15] Siehe Quellenkritik, S. 4-5.

[16] Bleicken behauptet, dass sich Antonius und Kleopatra in Tarsos zum ersten Mal trafen. Vgl. Bleicken, Jochen: Augustus. Eine Biographie. 3. Aufl., Berlin, 1998, S. 194. Aber es ist anzunehmen, dass Kleopatra und Antonius sich schon vor Tarsos, vielleicht beim Einzug der Römer in Alexandria, als Antonius praefectus equitum unter A. Gabinius im Orient war oder sicherlich während Kleopatras Aufenthalt in Rom im Jahr 46 bis 44 v. Chr., begegnet waren. Vgl. Benne, Simon: Marcus Antonius und Kleopatra VII, a.a.O., S. 14. Dass sich Antonius aber schon während seiner Zeit in Alexandria, in die damals 14jährige verliebt haben soll, wie uns Appian berichtet, ist wohl eher unwahrscheinlich. It was said that (...) he had fallen in love with her at first sight long ago when she was still a girl and he was serving as a master of horse under Gabinius at Alexandria. App. 5, 8.

[17] Vgl. Plut. Ant. 30 - 31; App. 5, 30 – 49; Cass. Dio 48, 4, 1- 15.

[18] Vgl. App. 5, 64; Plut. Ant. 31.

[19] Ägypten galt bei den Römern als ein Symbol für Reichtum und Machtfülle. Sonnabend, Holger: Fremdenbild und Politik. Vorstellungen der Römer von Ägypten und dem Partherreich in der späten Republik und der frühen Kaiserzeit. In: Europäische Hochschulschriften. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Reihe 3, Bd. 286, Darmstadt, 1986, S. 29.

[20] Vgl. Rostovtzeff, Michael: Die Hellenistische Welt. Gesellschaft und Wirtschaft. Übers. Gertrud u. Erich Bayer, Bd. 2, Tübingen 1955, S. 231.

[21] Volkmann spricht von einem Glücksfall für Kleopatra, dass es Antonius war, der in den Osten ging. Volkmann, Hans: Kleopatra. Politik und Propaganda. Mit 11 Abbildungen und 3 Karten, München, 1953, S. 92.

[22] An diesem Mord an ihrer Schwester die Grausamkeit und Machtbesessenheit Kleopatras festzumachen, würde die Nichtbeachtung des historischen Kontextes bedeuten. Die Mehrheit der Ptolemäerherrscher ließ ihre Verwandten ermorden, um ihre eigene Sicherheit und Machtposition nicht zu gefährden. Eine grausame, aber nicht unübliche Maßnahme im antiken Ägypten. Vgl. Clauss, Manfred: Kleopatra. München, 1995, S. 55. „Verständnis“ für die Ermordung zeigt auch Bengtson. Vgl. Bengtson, Hermann: M. Antonius, a.a.O., S. 163.

[23] Bengtson, Hermann: Marcus Antonius, a.a.O., S. 166.

[24] Doch jenes furchtbare Übel, das lange Zeit geschlummert hatte, die Liebe zu Kleopatra, die eingeschläfert und beschwichtigt schien durch bessere Überlegungen, flammte wieder auf und wurde heftiger, als er sich Syrien näherte (...). Plut. Ant. 36.

[25] Vgl. Plut. Ant. 31.

[26] Als Kleopatra erkannte, dass so Octavia den Kampf mit ihr aufnehmen wollte, begann sie zu fürchten, dass sie, die außer der Würde ihres Charakters und der Macht Caesars auch noch die Gabe des liebenswürdigen und gewinnbringenden Umgangs Antonius gegenüber besaß, unüberwindlich sein und den Mann ganz und gar fesseln würde, und so stellte sie sich, als ob sie in Antonius verliebt wäre, und suchte sich durch leichte Ernährung körperlich herunterzubringen. Ihr Blick strahlte auf, wenn er kam; ging er weg, so war hinschmelzend und tief betrübt. Sie richtete es so ein, dass er sie oft weinen sah, wischte aber die Tränen ab und suchte sie sie zu verbergen, als wollte sie, dass er es nicht bemerkte. Das trieb sie, als er im Begriff war von Syrien zu dem Meder hinaufzuziehen. Die Schmeichler ereiferten sich für sie und schalten Antonius einen harten gefühllosen Mann, der eine Frau in den Tod treibe, die ein zig und allein von ihm hinge. Octavia habe sich aus politischen Gründen ihres Bruders wegen mit ihm verbunden und genieße den Vorzug seine Ehefrau zu heißen; Kleopatra hingegen, die Königin über so vieler Menschen, heiße nur die Geliebte des Antonius, und sie lehne diesen Namen nicht ab, halte ich nicht für unter ihrer Würde, solang es ihr nur vergönnt sein ihn zu sehen und mit ihm zu leben; würde ihr das versagt, so würde sie es nicht überleben. Auf diese Weise machten sie den Mann schließlich so schwermütig und weibisch, dass er aus Angst, Kleopatra möchte sich das Leben nehmen nach Alexandreia zurückkehrte und den Meder auf das nächste Frühjahr vertröstete, obschon es hieß, dass das parthische Reich in Aufruhr sei. Plut. Ant. 53.

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Title
Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius
Subtitle
Verrat an der Heimat oder diplomatisches und strategisches Kalkül?
College
University of Mannheim  (Historisches Institut)
Course
Augustus und die römische Welt
Grade
1,3
Author
Year
2008
Pages
34
Catalog Number
V119742
ISBN (eBook)
9783640236473
ISBN (Book)
9783640238484
File size
605 KB
Language
German
Keywords
Orientpolitik, Triumvirn, Antonius, Augustus, Welt
Quote paper
Sonja Denefleh (Author), 2008, Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119742

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