Touristische Ortsanalyse Bad Muskau


Hausarbeit, 2002

58 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemdarstellung
1.2. Die Stadt Bad Muskau
1.2.1. Das Ortsbild und die Geschichte
1.2.2. Die wirtschaftliche Lage
1.2.3. Das Leitbild der Stadt

2. Die Angebotsanalyse
2.1. Das ursprüngliche Angebot
2.1.1. Das natürliche Angebot
2.1.1.1. Räumliche Lage und Verkehrsanbindung
2.1.1.2. Klima und Naturräumliche Situation
2.1.1.3. Landschaft und Natur aus touristischer Sicht
2.1.2. Das soziokulturelle Angebot
2.1.2.1. Das kulturelle Leben in der Stadt
2.1.2.2. Die Partnerstadt Leknica
2.1.2.3. Sitten und Bräuche
2.2. Das abgeleitete Angebot
2.2.1. Die Beherbergung
2.2.1.1. Die bestehende Hotellerie
2.2.1.2. Geplante Hotelprojekte
2.2.1.3. Die Nutzergruppen des Beherbergungsangebotes
2.2.4. Die Freizeitinfrastruktur und Belustigung
2.2.4.1. Die Freizeitinfrastruktur und Belustigung in Bad Muskau
2.2.4.2. Die Freizeitinfrastruktur und Belustigung in der Umgebung
2.2.4.3. Beurteilung des Freizeitangebotes
2.2.5. Informationen über touristische Leistungen
2.2.6. Das touristische Leitsystem der Stadt
2.2.7. Reservierung und Verkauf touristischer Leistungen

3. Bad Muskau als Tourismusdestination

4. Touristische Organisationen und die Tourismuspolitik in Bad Muskau
4.1. Touristische Organisationen und Investoren
4.2. Die grundlegende Tourismuspolitik in Bad Muskau
4.3. Das Kurortvorhaben in Bad Muskau

5. Einzugsgebiet und Zielgruppen

6. Zusammenfassung
6.1. Die SWOT-Analyse
6.2. Vorschläge für das Management und Marketing

Quellenverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Demographie von Bad Muskau

Abbildung 2 Wichtige touristische Kennzahlen

Abbildung 3 Leitbild der Stadt Bad Muskau

Abbildung 4 Ein Auszug aus einer Wellness Speisekarte

Abbildung 5 Vergleich. von Kennzahlen für den Fremdenverkehr im 31 Freistaat Sachen und in der NOL

Abbildung 6 Vgl. von Kennzahlen für den Fremdenverkehr in 31 der NOL und der Stadt Bad Muskau

Abbildung 7 Vgl. von Kennzahlen für den Fremdenverkehr in 32 der NOL und der Stadt Bad Muskau

Abbildung 8 Vgl. von Kennzahlen für den Fremdenverkehr in 32 der NOL und der Stadt Bad Muskau

Abbildung 9 Stadtplan von Bad Muskau mit den geplanten Kur-Inseln

Abbildung 10 Einzugsgebiet des Sole-Thermalbades von Bad Muskau

1. Einleitung

1.1. Problemdarstellung

Im Mittelpunkt der folgenden Arbeit soll die Kur- und Parkstadt Bad Muskau stehen. Die 550-Jahre-alte Kleinstadt pflegt seit über 100 Jahre ihre Kurtradition. Außerdem bildet der Tourismus heute das primäre wirtschaftliche Standbein der Stadt. Da drängt sich schließlich doch die Frage auf, in wie weit wird denn Bad Muskau nun den Ansprüchen an eine attraktive Tourismusdestination gerecht. Aber bevor die eigentliche Ortsanalyse diskutiert wird, soll erst einmal geklärt sein, was sich eigentlich hinter der Bezeichnung Tourismusdestination verbirgt. In der touristisch relevanten Literatur[1] wird die Destination als eine geographische, landwirtschaftliche, sozio- kulturelle und vor allem auch organisatorische Einheit beschrieben, welche aufgrund ihrer Attraktivität und ihres Angebotes für Touristen interessant erscheint. Dabei stellt der Ort mit seinem natürlichen wie abgeleiteten Angeboten selbst das touristische Produkt dar. Um nun die Ansprüche der Stadt Bad Muskau hinsichtlich einer Destination zu unterlegen oder eben nicht, ist es deshalb nötig folgende wesentlich Gesichtspunkte zu betrachten: Zum einen ist von großer Bedeutung, dass der Ort die landschaftlichen, klimatischen, historischen und ökonomischen Voraussetzungen für einen touristisch interessanten Ort mitbringt und zum anderen spielt die Bereitstellung zusätzlicher Angebote, wie Beratung, Beförderung, Beherbergung, Bewirtung und Belustigung eine herausragende Rolle. Diese beiden Aspekte sollten den Schwerpunkt der folgenden Analyse bilden. Dabei wird jedoch nicht nur eine stupide Bestandsauflistung gegeben, sondern auch Aussagen und Beurteilungen zur Art und Weise, wie den Touristen das Angebot präsentiert wird. Dies schließt die Betrachtung des Marketings und der Distribution des Produkts Bad Muskau ebenso ein, wie den Service und die Qualität vor Ort, um am Ende eine möglichst treffende Einschätzung des touristischen Potentials der Stadt abgeben zu können. Für die zukünftige Entwicklung sollen abschließend

Anregungen und Hinweise vor allem für das Marketing und Management der Stadt gegeben werden, ohne natürlich den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

1.2. Die Stadt Bad Muskau

Die Park- und Kurstadt befindet sich in der nordöstlichen Niederschlesischen Oberlausitz des Freistaates Sachsen, inmitten der Muskauer Heide. Die idyllische Kleinstadt ist am Westufer der Neiße gelegen und grenzt unmittelbar an das Land Polen und das Bundesland Brandenburg an. Der Stadtname „Muskau“ ist aus dem sorbischen „Muzakow“ abgeleitet und bedeutet soviel wie „Wilder Mann“. Dieser ziert mit Blätterkranz um Haupt und Hüfte auf grünem Hintergrund das Stadtwappen.[2] Neben der eigentlichen Innenstadt zählen auch die Stadtteile Berg und Köbeln zum Ort. Mit den Nachbargemeinden Gablenz und Kromlau bildet Bad Muskau eine Verwaltungsgemeinschaft und ist erfüllende Gemeinde, das heißt politisch und wirtschaftlich selbstständige Gemeinde mit dem Namen

„Verwaltungsgemeinschaft Bad Muskau“. Für die Gemeinde Krauschwitz werden zudem die Aufgaben des Personenstandwesens beziehungsweise Standesamtes erfüllt.[3] Die Stadt selbst versteht sich als Dienstleister, an dessen Spitze gegenwärtig Bürgermeister Andreas Bänder agiert. Die Kleinstadt zählt heute rund 4.100 Einwohner, hat aber zum Beispiel aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage[4] wie viele Nachbargemeinden der Region mit der Abwanderung zu kämpfen. Auch im Jahr 2001 wurden bedeutend mehr Fortzüge (220) als Zuzüge (182) verzeichnet. Die Einwohnerzahl ist insgesamt gegenüber dem Jahr 1990 (4268) um 4% gesunken. Die Übersicht zur demographischen Entwicklung zeigt als Folge dessen unter anderem die Alterung der Bevölkerung auf[5]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Demographie von Bad Muskau4

1.2.1. Das Ortsbild und die Geschichte

Im Jahre 1249 wurde das heutige Bad Muskau erstmalig erwähnt. Als Zentrum des Ortes erfolgte um 1300 die Anlegung des Marktplatzes und 1325 wurde das alte Schloss erbaut, welches heute das städtische Museum beherbergt. 1447 erwarb der Adlige Wenzel von Bieberstein die Herrschaft und verlieh Bad Muskau im Jahre 1452 schließlich das Stadtrecht. Die Muskauer feierten aufgrund dessen in diesem August ihr 550-jähriges Bestehen als Stadt. Nach dem bereits errichteten „Altem Schloss“ wurde um 1520 das sogenannte „Neue Schloss“ erbaut. Dieses wird momentan noch restauriert, soll aber in naher Zukunft wieder touristisch genutzt werden können. Das sich am Marktplatz befindliche Rathaus wurde 1556 erbaut und circa 50 Jahre später erfolgte der Bau der Stadtkirche. Das Jahr 1766 gehört für Muskau zu den dunkleren Kapiteln der Stadtgeschichte, denn durch einen Brand wurde fast die gesamte Stadt vernichtet. Neben verheerenden Feuerbrünsten hat die Stadt außerdem viele Hungersnöte und Neißehochwasser erlebt. Mindestens ebenso viele Standesherren konnten Muskau ihr eigen nennen. Im Jahre 1811 wurde Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau nach dem Tod seines Vaters Standesherr. Auf seine Initiative hin wurde in Muskau über kargem Sumpfland und sandiger Heide seit 1815 ein Landschaftspark im englischen Stil angelegt, für welchen die Stadt sich noch heute rühmen kann. Die Parkanlage zählt noch immer zu den großen Vorbildern der deutschen Gartenkunst. In der Zeit der Parkentstehung war Pückler zudem für hunderte Muskauer Bürger Arbeit- und Brotgeber. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgte nach und nach die Erbauung unzähliger Villen und Badehäuser für die Kurgäste. Es wurden weiterhin im gesamten Park Kutsch- und Wanderwege zum Flanieren und Ausreiten für die Gäste angelegt und in den Jahren von 1881 bis 1930 erhielt die Stadt schließlich den Zusatz Bad. Überdies erwarten den Kur- und Parkbesucher von Bad Muskau heute wie damals neben den Schlössern das Schloßvorwerk, das Tropenhaus, der Schloßpark mit Hermannsneiße und der Eichseewasserfall. Die Orangerie, wo die Gäste nunmehr kulinarisch verwöhnt werden, wurde 1847 im maurischen Stil ebenfalls im Pücklerpark errichtet. Ende des

19. Jahrhunderts fuhren die ersten Züge der Waldeisenbahn von Bad Muskau nach Kromlau und 1953 wurde eine Parkverwaltung für den Muskauer Park errichtet.

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 war die Stadt zu 70% erneut zerstört und in den folgenden Jahren der Nachkriegszeit erholte sich Bad Muskau nur mühsam davon.[6] 1950 wurde aber trotz der Zerstörung die Wiedereröffnung des Kurbetriebes im ehemaligen Kavaliershaus gefeiert und schon neun Jahre später wurde der Stadt erneut der Kurortstatus zuerkannt und das Prädikat „Bad“ zugesprochen. Inzwischen sind die Kriegsschäden fast vollständig beseitigt und Bad Muskau ist wieder auf dem Weg zu einer gemütlichen, gepflegten Kleinstadt mit Kur- und Bäderbetrieb.

Die Stadt Bad Muskau zählt heute insgesamt 1535 ha Bodenfläche, die sich unter anderem untergliedern läßt in 148 ha Wohnfläche, 204 ha Verkehrsfläche und 624 ha Waldfläche. 167 ha davon werden als touristisch relevante Erholungsfläche genutzt.[7] Gegenwärtig verfolgt die Stadt Bad Muskau zudem das große Ziel, den Park Neiße überschreitend als ganzen wiederherzustellen und als zentrales Erholungsgebiet und Ort der Ruhe für den Kurort Bad Muskau zu nutzen.

1.2.2. Die wirtschaftliche Lage

Nach dem Mauerfall mußte die bis dahin bestehende Industrie (hauptsächlich die Glas- und Papierfabrik) stetig zurückgebaut werden, wodurch zahlreiche Arbeitsplätze wegfielen. Im Jahre 2001 waren 519 Einwohner ohne Job, 220 von ihnen sogar langzeitarbeitslos.[8] Im Laufe der Jahre hat sich der Tourismus zum Wirtschaftsfaktor Nummer Eins entwickelt. Für die letzten beiden Jahre können dazu folgende Zahlen aufgeführt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Wichtige touristische Kennzahlen (Quelle: KURgesellschaft Bad Muskau, Touristisches Umfeld, Stand 28.02.2002)

Diese Zahlen zeigen auf, dass die Tagesbesucher einen hohen Stellenwert einnehmen. Die Tagestouristen kommen vorrangig wegen der grenznahen Lage zu Polen und dem damit verbundenen „Shoppingtourismus“, welcher sich hauptsächlich auf dem großen Markt im polnischen Nachbarort abspielt.

1.2.3. Das Leitbild der Stadt

Im Jahre 1994 beschlossen die Stadträte, Bad Muskau zu einem Heilbad zu entwickeln mit den Hauptwirtschaftsfaktoren Kurwesen und Tourismus. Erster großer Schritt in diese Richtung war die Aufstellung eines Leitbildes für ihre Kurstadt:

Leitbild zur Kurortentwicklung

Bad Muskau soll an seine alte Bädertradition anknüpfen und sich zu einem der bedeutendsten Heilbäder Sachsens entwickeln.

Natur, Umwelt, Landschaftspark, Heilmittel, Umgebung, Stadt und Menschen sollen zu einer harmonischen Gemeinschaft geführt werden.

Der Ausbau zum renommierten Heilbad soll die gesamte Wirtschaftskraft stärken, wirtschaftliche Strukturschwächen ausgleichen, Arbeitsplätze schaffen und sichern, um den Mittelstand zu stärken.

Die natürlichen Heilmittel Moor, Eisenvitriolquelle und Thermalwasser sind zu sichern und zu erschließen.

Bad Muskau soll den "sanften Tourismus" in den Vordergrund stellen bzw. zu ihm zurückfinden.

Bad Muskau soll seiner Tradition und Geschichte folgend eine grenzüberschreitende Bedeutung als Kur- und Parkstadt erlangen.

Die Entwicklung zur Kurstadt mit dem Selbstverständnis einer "Perle an der Neiße", zum Heilbad und Kurort mit Ausstrahlung in die Region wird angestrebt.

Bad Muskau bleibt klein aber fein. Qualität geht vor Quantität. Wachstum nicht um jeden Preis.

Kurortentwicklung und "kurortfreundliche Gewerbeentwicklung" sind anzustreben. Bad Muskau wird Gesundheits- und Naherholungszentrum der Region.

Geschichte, Kultur, Denkmalschutz und Stadtkerngestaltung sind in alle Überlegungen einzubeziehen.

Kromlau, Gablenz und Krauschwitz sollen als Kur- und Urlaubsumfeld zu Bad Muskau einbezogen werden.

Die Sicherung einer hohen Lebens- und Wohnqualität für die Bevölkerung ist Teil der Kurortentwicklung.

Stadt, Land, Parkstiftung, Kreis, Umgebung, grenzüberschreitende Stellen Deutsch- lands, Polens, Europas sollen in Bad Muskau Hand in Hand arbeiten.

Abbildung 3: Das Leitbild der Stadt Bad Muskau (Quelle: Machbarkeitsstudie Bad Muskau)

Die Erarbeitung eines Leitbildes ist für die Tourismusentwicklung eines Ortes von großer Bedeutung, da eine Vielzahl von Interessengruppen an der Bereitstellung des touristischen Leistungsangebotes beteiligt ist. Ein Leitbild erfüllt dann seinen Zweck, wenn jedem Beteiligten klar ist, welche Ziele angestrebt werden und wie der Weg dorthin im groben aussehen soll. Leider können diese Leitgedanken ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn diese auch publiziert werden und nicht in einer Machbarkeitsstudie irgendwo in den Schränken der Stadtverwaltung im Verborgenen liegen. Eine Anfrage beim städtischem Hauptamtsleiter Bad Muskaus, Herrn Dirk Eidtner zeigte, dass selbst ihm die Inhalte des stadteigenen Leitbildes nicht weiter vertraut sind. Dies kann aber eigentlich nicht daran liegen, dass das Leitbild schlecht und damit unbrauchbar ist. Die 14 konzentrierten Aussagen werden nämlich den Ansprüchen an ein Leitbild weitestgehend gerecht. Die Stadt strebt an, zu einem renommierten Heilbad zu avancieren mit den natürlichen Heilmitteln Moor, Eisenvitriolquelle und Thermalwasser. Als Gesundheits- und Naherholungszentrum möchte man den Bedürfnissen der entsprechenden Nachfrager gerecht werden, wobei die Zielgruppen jedoch etwas deutlicher hätten definiert werden können Außerdem ist der Punkt:

„Wer sind wir?“ ausbaufähig, ebenso wie eine logischere Abfolge der Aussagen. Sehr gut wiederum spiegelt das Leitbild die Anforderungen an die eigenen Leistungen wieder und hält fest, daß man keinen Wachstum um jeden Preis anstrebt. Auch die Zielsetzungen bei der regionalen, nationalen und internationalen Positionierung werden eindeutig definiert. Bad Muskau versteht sich als großes Potential für die Region und strebt zudem die Anerkennung als bedeutendes Heilbad des Freistaates Sachsens, ebenso wie die grenzüberschreitende Bedeutung als Park- und Kurstadt an. Die Stadt erklärt sich ebenfalls als für die Gesellschaft verantwortlich, so zum Beispiel bezüglich Umweltschutz, Wirtschaftsförderung und Sicherung der Lebensqualität der Bevölkerung. Im Leitbild wird auch der wesentliche Punkt Zusammenarbeit angesprochen, der besagt: „Stadt, Land, Parkstiftung, Kreis, Umgebung, grenzüberschreitende Stellen Deutschlands, Polens.

Europas sollen in Bad Muskau Hand in Hand arbeiten.“[9]

Zusammenfassend wäre zu empfehlen, aus diesem Leitbild heraus zusätzlich einen Slogan zu entwickeln, der zum einen die Einprägung bei den Interessengruppen erleichtert, aber auch als Leitsatz innerhalb der touristischen Vermarktung Bad Muskaus eingesetzt werden kann.

2. Die Angebotsanalyse

2.1. Das ursprüngliche Angebot

2.1.1. Das natürliche Angebot

2.1.1.1. Räumliche Lage und Verkehrsanbindung

Zum natürlichen Angebot zählt als erstes die Lage im Raum und die Verkehrserschließung. Sie sind wichtige Faktoren für die Entwicklung des Tourismus und der Naherholung.

Bad Muskau liegt bei 51°33’ nördlicher Breite und 14°43’ östlicher Länge. Der Ort hat somit sowohl in Sachsen als auch in Deutschland eine Randlage. Als nordöstlichster Zipfel Sachsens hat die Stadt das Problem, dass alle Karten in Bad Muskau enden. Es gibt also nie eine Gesamtkarte der Umgebung, die für Ausflüge und dergleichen sehr hilfreich wäre. Im Osten grenzt Bad Muskau an Polen. Der Grenzübergang führt direkt in die Partnerstadt Leknica. Die Grenzlage bringt zwar ein schlechtes Image mit sich, aber die Kriminalität in der Region ist dennoch relativ gering. Das ist der ständigen BGS-Streife zu verdanken. Die Grenzlage beschert Bad Muskau auch viele Besucher, die nur einen Tagesausflug nach Polen, hauptsächlich auf den polnischen Markt machen. Diese touristische Nutzergruppe wird von der Stadt eher negativ bewertet, weil dadurch lange Warteschlangen und Staus an der Grenze entstehen, verbunden mit vielen Abgasen und Umweltverschmutzung. Das mindert natürlich den Erholungswert sowie die Attraktivität des Ortes und ist somit nicht mit dem Kurprojekt vereinbar. Auch bringen die Grenztouristen kaum Einnahmen für die Stadt. Es wird höchstens mal ein Imbiss an der Grenze eingenommen, was aber wiederum zusätzlichen Abfall verursacht.

In Europa dagegen hat Bad Muskau eine zentrale Lage, wodurch sich mit der EU- Osterweiterung Chancen für die Stadt ergeben können. Der Autobahnanschluss ist über die Anschlussstelle Roggosen (ca. 28 km Entfernung) auf die A 15 und die Anschlussstelle Bautzen (ca. 58 km Entfernung) auf die A 4 gegeben. Wichtige durch Bad Muskau verlaufende Bundesstraßen sind die B 115 Richtung Görlitz und Cottbus und die B 156 Richtung Bautzen und Spremberg.

Der nächste Linienflughafen ist in Dresden, ein Sportflughafen in Görlitz/Niesky. Es gibt keine direkte Zugverbindung. Die Züge fahren nur bis Weißwasser. Für die letzten 8 km bis Bad Muskau steht als öffentliches Verkehrsmittel somit nur der Bus zur Verfügung. Busverbindungen sind in alle angrenzenden Orte gegeben.

2.1.1.2. Klima und Naturräumliche Situation

Das Klima Bad Muskaus ist geprägt vom Übergang des ozeanischen Klimas in Westeuropa zum Kontinentalklima in Osteuropa. Das nördlich gemäßigte Klima ist relativ ausgeglichen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,9°C. Am wärmsten ist es im Juli, am kältesten im Januar. Es besteht keine Schönwettergarantie und auch keine Schneesicherheit. 585 mm Niederschlag fallen im Jahresverlauf, vor allem in den Sommermonaten[10].

Bad Muskau liegt 110 m über NN auf dem Muskauer Faltenbogen und befindet sich zwischen dem flachen Urstromtal im Spreewald und dem Lausitzer Bergland. Dieser Teil des Lausitzer Grenzwalls ist durch eine regelmäßige Ausprägung, seine Mikroreliefgestaltung und seine Größe ein in Deutschland einmaliger Stauendmoränenzug. Er erstreckt sich über Teile Brandenburgs, Sachsen und Polens und sieht aus wie ein in nördliche Richtung geöffnetes Hufeisen, das sich deutlich von der restlichen Landschaft abhebt.

2.1.1.3. Landschaft und Natur aus touristischer Sicht

Das Landschaftsbild ist eine wesentliche Voraussetzung für das Erholungspotential eines Raumes, also für die Eignung einer Landschaft für landschaftsgebundene Erholung und Naturerlebnisse. Die subjektiven Erwartungen jedes Einzelnen sowie dessen Reizaufnahmen und Erlebnisfähigkeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Nach Jülg ist eine Landschaft attraktiv, wenn sie abwechslungsreich ist. Größe und Form sind weniger wichtig. Stattdessen zählen die relativen Unterschiede, der Wechsel von Vegetation, Ebenen und Hügeln sowie Frei- und Waldflächen.

Städtisches Grün dient der Erholung für Bewohner und Besucher gleichermaßen. Es sollen Orte der Begegnung und des Verweilens sein. Die Gestaltung der Grünflächen ist somit touristisch sehr bedeutend. Bad Muskau ist eine sehr grüne Stadt. Während sich die Bebauung auf einen kleinen, zentralen Kern konzentriert, findet man rund um den Ort viele Grünflächen und Wälder – also ideal für Erholungssuchende.

Von besonderer Bedeutung ist der Landschaftspark des Fürsten Pückler in Muskau. Mit einer Gesamtfläche von 545 ha ist er der größte Landschaftspark Deutschlands im englischen Stil. 1811 trat Herrmann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau nach dem Tod seines Vaters das Erbe in der Lausitz an. Er errichtete einen Landschaftsgarten im englischen Stil und erfüllte sich damit seinen Traum. Die Neiße wurde umgeleitet, zwei Seen angelegt, Blumen, Sträucher und Bäume gepflanzt, künstliche Wasserläufe angelegt und Hügel aufgeworfen. Trotz dieser zahlreichen Veränderungen entstand so innerhalb von 30 Jahren ein Park, der sich nahtlos in die vorhandene Landschaft einschmiegt und einer dreidimensionalen Bildergalerie gleicht. Auf eine Beschilderung wurde und wird nach Pücklers einstiger Vorgabe verzichtet. Seiner Meinung nach muss jeder, der in seinen Park kommt, wissen, welchen Weg durch die Anlage er zu nehmen hat, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. Leider wird der Park von der Neiße als natürliche Grenze in zwei Teile geteilt. Will man heute beide Seiten des Parks erkunden, so muss man zunächst den außerhalb gelegenen Grenzübergang überqueren. In naher Zukunft wird aber die kriegszerstörte Brücke in der Parkmitte wieder begehbar sein, was die Attraktivität durchaus steigern wird. Auf deutscher Seite bei Bad Muskau befinden sich 220 ha mit einem Wegenetz von 27 km. Der Park Muzakowski auf polnischer Seite ist mit 325 ha wesentlich größer, war aber bis 1995 Wald. Erst 1996 wurde er von deutscher Seite wieder renaturiert. Hier gibt es auch keine Gebäude während im Teil bei Bad Muskau neben dem alten und neuen Schloss noch zahlreiche weitere sehenswerte historische Bauten zu finden sind, so z.B. das Tropenhaus oder die Orangerie. Heute arbeiten deutsche und polnische Denkmalschützer zunehmend zusammen an der Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt des Parks. Zurzeit läuft der Antrag zur Aufnahme in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes, der höchstwahrscheinlich nächstes Jahr genehmigt

[...]


[1] Vgl.: Freyer „Tourismus - Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie“ S.177

[2] Vgl.: Anlage 3, S. 8

[3] Vgl.: Anlage 3, S. 4

[4] Vgl.: Abschnitt 1.2.2.

[5] Vgl.: Sächsische Gemeindestatistik 2002 für die Stadt Bad Muskau

[6] Vgl.: Zur Geschichte von Stadt und Park, Beiträge zur Stadt - und Parkgeschichte Nr. 7

[7] Vgl.: Sächsische Gemeindestatistik 2002 für die Stadt Bad Muskau

[8] Vgl.: Sächsische Gemeindestatistik 2002 für die Stadt Bad Muskau

[9] Vgl.: Leitbild der Stadt Bad Muskau vorherige Seite

[10] Quelle: Klimadaten von Cottbus

Ende der Leseprobe aus 58 Seiten

Details

Titel
Touristische Ortsanalyse Bad Muskau
Hochschule
Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Görlitz  (University Of Applied Sciences)
Veranstaltung
Interdisziplinäre Projektarbeit
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
58
Katalognummer
V11967
ISBN (eBook)
9783638179935
Dateigröße
892 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Touristische, Ortsanalyse, Muskau, Interdisziplinäre, Projektarbeit
Arbeit zitieren
Mario Klenner (Autor:in), 2002, Touristische Ortsanalyse Bad Muskau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11967

Kommentare

  • Alexander Keller am 13.6.2004

    Feedback.

    Deutschland als touristischer Wachstumsmarkt für Heimaturlauber ist im Kommen. Gute Konzepte für Destinationen und Regionen sind daher sehr gefragt. Besonders Ostdeutschland kann in der touristischen Entwicklung seiner Infrastruktur viele Potentiale entwickeln, wenn die Chancen genutzt werden. Der Autor/die Autoren analysiert bzw. analysieren in ihrer Ortsanalyse souverän und gestützt auf fundiertes touristisches Hintergrundwissen die Heimatstadt Fürst Pücklers und durchleuchten diese ausführlich auf touristische Anstrengungen der Kurstadt und regen zu durchdachten Vermarktungsstrategien an, die auch für andere Orte interessant sein dürften. Alles in allem eine überzeugende und professionelle Arbeit, die mich diese Investition nicht bereuen ließ.

    Mit freundlichen Grüßen

    A.K.

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Titel: Touristische Ortsanalyse Bad Muskau



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