Polen und Juden unter deutscher Besatzung


Hausarbeit, 1998

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Polen unter deutscher Besatzung
a) Die ersten Monate der Okkupation
b) Die Schaffung der Ghettos
c) Die Konzentrationslager

3. Tendenzen: Antisemiten, Profitgierige, Gleichgültige, Untätige

4. Diejenigen, die Mut hatten
a) spontane Helfer
b) organisierte Helfer

5. Der Versuch eines Resümees

6. Literatur

1. EINLEITUNG:

Das Thema der Beziehungen zwischen Polen und Juden in der Zeit der deutschen Besatzung von 1939-45 ist sehr komplex und vielschichtig. In der Literatur gehen die Meinungen der verschiedenen Autoren weit auseinander, teilweise widersprechen sie sich sogar, sodass kein eindeutiges, universell gültiges Urteil zur Frage, wie die Polen den Juden in dieser Zeit gegenüberstanden, möglich ist.

Daher kann es nicht Ziel dieser Arbeit sein, eine bestimmte, fest definierte Meinung zu vertreten. Es soll vielmehr verdeutlicht werden, dass die polnisch-jüdischen Beziehungen hauptsächlich bestimmt wurden durch individuelle Ansichten und Eigenschaften, die sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung gehen konnten.

Zu diesem Zwecke wird vorab im nachfolgenden zweiten Kapitel ein kurzer chronologischer Überblick über die Zeit der Besatzung Polens durch deutsche Truppen ab 1939 gegeben. Die Folgen für die einheimische Bevölkerung, die sich aus der unterdrückenden Fremdherrschaft ergaben, stehen an dieser Stelle im Mittelpunkt. In den Kapiteln 3 und 4 werden vor diesem Hintergrund die polnisch-jüdischen Beziehungen eingehend untersucht und analysiert. Der dritte Abschnitt stellt die antisemitische, aber auch die gleichgültige und untätige Haltungen von Polen gegenüber ihren verfolgten jüdischen Mitbürgern dar und versucht diese Einstellungen zu erklären und zu hinterfragen. Kapitel 4 hingegen behandelt die mutigen Aktionen vieler Polen, die jüdischen Flüchtlingen Schutz boten, sie versteckten mit dem Ziel, ihnen das Leben zu retten. Die Gründe wie auch die Art und Organisation ihrer Hilfeleistungen sollen an dieser Stelle vorgestellt werden. Im fünften Abschnitt findet sich eine Zusammenstellung und Auswertung der Ergebnisse, im Sinne eines Fazits sollen hier die polnisch-jüdischen Beziehungen während der Zeit der deutschen Besatzung analysiert werden.

Abschließend folgt das Literaturverzeichnis. An dieser Stelle soll vor allem auf das Buch Uns eint vergossenes Blut. Juden und Polen in der Zeit der „Endlösung“ von Wladyslaw Bartoszewski hingewiesen werden, in dem der Autor die polnisch-jüdischen Beziehungen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges eingehend darstellt und sehr positiv bewertet. Eine etwas distanziertere und kritische Beurteilung der polnisch-jüdischen Beziehungen findet sich in dem Buch Unequal victims von Ysrael Gutman und Shmuel Krakowski verwiesen, in dem unter anderem auf die Ungleichbehandlung von Polen und Juden durch die Nationalsozialisten abgezielt wird. Zuletzt sei auf die Arbeit Hilfsaktion für Juden in Polen 1939-1945 von Tatiana Berenstein und Adam Rutkowski verwiesen, in deren Mittelpunkt die Organisation und Durchführung der Hilfestellungen, die viele Polen ihren jüdischen Mitbürgern leisteten, steht.

2. POLEN UNTER DEUTSCHER BESATZUNG:

a) Die ersten Monate der Okkupation

Am 1. September 1939 griffen deutsche Truppen ohne eine formelle Kriegserklärung Polen an. Bis Ende des Monats war ein Großteil Polens in deutscher Hand, die polnische Armee hatte kapituliert. West-Polen wurde dem Deutschen Reich eingegliedert, Zentral-Polen ab dem 26. 10. 1939 als sogenanntes Deutsches Generalgouvernement organisiert, die östlichen Teile Polens fielen, wie im Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23.8.1939 vereinbart, an die Sowjetunion.

Schon in den ersten Monaten der Fremdherrschaft waren sowohl Polen als auch die jüdische Bevölkerung dem Terror der Besatzer ausgeliefert. Morde, Massendeportationen, Enteignungen und Gesetzeswillkür waren an der Tagesordnung. Die Intensität dieser Terrormaßnahmen gegenüber Polen und Juden war jedoch unterschiedlich:

"But as dreadful the terror against the Poles truly was, yet it was incommensurable with the terror which struck the Jews."[1]

Die Verbrechen gegenüber den Polen traf nur einen bestimmten Teil der Bevölkerung, vor allem die Intelligenzia. Ziel der Nationalsozialisten war die Vernichtung dieser politischen und intellektuellen Elite, um dem eingenommenen Staat die aktive Schicht bei einer möglichen Auflehnung zu nehmen und die NS-Herrschaft damit zu festigen. Intensiviert wurde diese Vernichtungsaktion ab Mai 1940 im Rahmen der sogenannten „Außerordentlichen Befriedungsaktion“[2].

Des weiteren war die polnische Bevölkerung im Generalgouvernement weniger stark von Terrorakten betroffen als die Bewohner West-Polens.

"Anti-Polish terror was selective, aiming chiefly at the intelligentsia and at the inhabitants of the western territories incorporated into the Third Reich. In central Poland the urban population was much less affected by that terror and the rural population, at least at the initial stages of occupation, very little."[3]

Im Gegensatz hierzu war die Verbrechen gegen die Juden umfassend, sie zielten auf alle Teile der jüdischen Gemeinschaft ab.

"Anti-Jewish terror was total, encompassing all segments of the Jewish population without exception."[4]

Begründet war diese unterschiedliche Behandlung von Polen und Juden in den rassenideologischen Grundsätzen der Nationalsozialisten. Die Polen betrachtete man als eine „slawische Unterrasse der Arier“, während die Juden als „rassisch minderwertige Untermenschen“ definiert wurden, als „größter Feind des deutschen Volkes“[5].

Diskriminierende Gesetze sollten zur Ausschaltung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben führen: Die Nazis verboten ökonomische Tätigkeiten (z.B. das Betreiben eines Geschäftes), jüdisches Eigentum wurde konfisziert, ihre Häuser beschlagnahmt, jüdische Institutionen mussten schließen. Das Tragen von besonderen Kennzeichen (Armbinde mit dem Davidstern) war ab jetzt vorgeschrieben. Juden leisteten Zwangsarbeit. Erniedrigungen bekamen Gesetzescharakter: Juden durften keine Kinos, Theater, Cafés, etc. mehr besuchen, das Betreten von Grünanlagen war ihnen verboten, sie mussten gesonderte Zugabteile benutzen, etc.

"Die Entrechtung, die Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben, die Unmöglichkeit zu arbeiten und zu verdienen, der Raub der Immobilien und teilweise auch der beweglichen Habe, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die Zwangsarbeit zugunsten des Okkupanten, zahlreiche Kontributionen und Beschlagnahmungen sowie Entwürdigungen aller Art drückten die gesamte jüdische Bevölkerung auf die unterste Stufe der Vegetation herab."[6]

"Unabhängig von den hier aufgezählten offiziellen Anordnungen wurden Tag für Tag die jüdischen Wohnungen belästigt, es wurde offen geplündert sowie auf unerhört mannigfaltige Weise öffentlich misshandelt, vor allem aber geschlagen. Das war jedoch nur die Vorbereitung zur gänzlichen Isolierung der Juden in den Ghettos."[7]

[...]


[1] aus : Gutman, Y. und Krakowski, S.: Unequal victims. New York, 1986. S. 28/ 29.
(künftig zitiert: Gutman / Krakowski)

[2] vgl.: Berenstein, T. und Rutkowski, A.: Hilfsaktion für Juden in Polen 1939-1945. Warschau, 1963. S. 11.
(künftig zitiert:)

[3] aus : Gutman / Krakowski, S. 29.

[4] aus : ebd., S. 29.

[5] aus: Berenstein / Rutkowski, S. 14.

[6] aus: ebd., S. 9.

[7] aus: Bartoszewski, W.: Uns eint vergossenes Blut. Juden und Polen in der Zeit der "Endlösung".
Frankfurt, 1987. S. 34. (künftig zitiert: Bartoszewski)

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Polen und Juden unter deutscher Besatzung
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Seminar für Osteuropäische Geschichte)
Note
2,7
Autor
Jahr
1998
Seiten
16
Katalognummer
V11955
ISBN (eBook)
9783638179836
Dateigröße
367 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Juden, Polen, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Ghetto, Konzentrationslager
Arbeit zitieren
Karsten Kramer (Autor:in), 1998, Polen und Juden unter deutscher Besatzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11955

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