Die Wirklichkeit der Ersten Schöpfung

1Kor 15, 35 – 41


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Das Leben nach dem Tod – ein Thema das die Menschen berührt

I Die Stadt Korinth und ihre christliche Gemeinde

II Der Korintherbrief – Entstehung und Aufbau

III Die Auferstehung der Toten in 1Kor 15, 35 – 41
1. Der Streit um die Leiblichkeit der Auferstehung als Auslöser für 1Kor 15, 35 – 41
2. Der Aufbau von 1Kor 15, 35 – 41
3. Die Einführung in das Thema: Vers 35
4. Die Saat als Beispiel für eine leibliche Wiederauferstehung
5. Die Ausweitung der Leiblichkeit auf die ganze Schöpfung
6. 1Kor 15, 35 – 41 im Vergleich: Verschiedene Möglichkeiten der Übersetzung

Die Auferstehung – ein zentrales Thema des Christentums

Literaturliste

Das Leben nach dem Tod – ein Thema das die Menschen berührt

In jeder Religion stellt sich die Frage, ob und wie der Mensch nach dem Tod weiterexistiert. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Ansätze. In Buddhismus und Hinduismus stellt man sich das jenseitige Leben beispielsweise als ein Aufgehen im Nirvana – und damit verbunden ein Verlöschen der menschlichen Existenz – vor. In Judentum, Christentum und Islam hat sich dagegen die Paradiesvorstellung durchgesetzt. Gott „belohnt“ den Menschen für seine Taten auf der Erde durch die Aufnahme in sein Reich. Auch die Philosophen der alten Griechen hatten ein Modell des Jenseitsglaubens entwickelt, das später maßgebend für mehrere theologische Auseinandersetzungen mit christlichen Splittergruppen, wie etwa den Manichäern, war. Dabei wurde der Leib als Hülle und Gefängnis des Geistes angesehen, das es unbedingt zu überwinden galt. Im Tod sahen die Griechen eine Möglichkeit der leiblichen Existenz zu entkommen und so den Geist, das Pneuma, zu befreien. Diese philosophische Ausrichtung, die auch im griechischen Korinth verbreitet war, war auch der Grundauslöser für den Abschnitt 15 im Korintherbrief, in dem der Apostel Paulus die Leiblichkeit der christlichen Auferstehung noch einmal extra offen legt. In dieser Arbeit soll dabei vor allem auf 1Kor 15, 35-41 eingegangen werden. Nach einem kurzen Einblick in die Stadt Korinth, die dortige christliche Gemeinde, inr Entstehung und Aufbau des Briefes werden die Argumente Paulus’ für eine leibliche Auferstehung erläutert. Ziel ist es dabei, seinen Argumentationsweg offen zu legen und die paulinische Position so verständlich wie möglich zu machen.

I Die Stadt Korinth und ihre christliche Gemeinde

Die am westlichen Rand des Isthmus gelegene Stadt Korinth wurde 900 v. Chr. gegründet. Während der makedonischen Herrschaft von 350 bis 250 v. Chr. war Korinth mit 40 000 – 50 000 Einwohnern die größte Stadt in Griechenland.1 146 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern erobert und größtenteils zerstört. Aber schon 44 v. Chr. veranlasste Julius Caesar den Wiederaufbau, hauptsächlich um seinen Armeeveteranen und freigelassenen Sklaven eine Heimat zu geben.2 Obwohl auf diese Weise eine breite Unterschicht angesiedelt wurde, konnte sich Korinth innerhalb eines Jahrhunderts zu einer blühenden Handelsstadt entwickeln. Begünstigt wurde diese Entwicklung auch dadurch, dass der Sitz des Prokonsuls in die Stadt verlegt wurde. All dies ermöglichte den Aufstieg zur bedeutendsten Stadt Griechenlands nach Athen.3 Die Bevölkerung setzte sich nach der Wiedererrichtung nicht nur aus Römern, sondern auch aus Griechen, hellenisierten Orientalen und vielen Juden zusammen.4

Begünstigt durch diesen Schmelztiegel an Kulturen und Religionen konnte sich unter anderem auch das Christentum in Korinth ungestört entfalten. Entstanden ist die dortige Gemeinde durch Missionstätigkeiten des Paulus. Er besuchte die Stadt wahrscheinlich um 50 n.Chr. und hielt sich eineinhalb bis zwei Jahre dort auf. Die Datierung lässt sich auf Iunius Annaeus Gallio zurückführen. Dieser war vermutlich von Juli 51 bis Juni 52, eventuell auch ein Jahr später Statthalter der Provinz Achaia. Da Paulus von Juden angeklagt wurde, wurde er vor Gallio geführt. Daraus lässt sich schließen, dass er sich entweder von 50 – 52 oder von 51 – 53 in Korinth aufgehalten haben muss.5 In dieser Zeit gelang es ihm den Grundstock für eine christliche Gemeinde zu legen, die sich auch nach seiner Abreise immer weiter entwickelte. Diese Entwicklung verlief jedoch nicht immer reibungslos, was Paulus dazu veranlasste durch seine beiden Briefe an die Korinther ordnend in das Geschehen einzugreifen und die Gemeinde auf den rechte Weg zurückzuführen. Dafür, dass er auch nach seiner Abwesenheit noch so enormen Einfluss auf seine Gemeinde besaß, zeigt sich die Struktur der Gemeinde verantwortlich. Die Mitglieder orientierten sich an Leitfiguren, welche für die Gemeinschaft von Bedeutung waren. Dabei war es ihnen aber nicht wichtig, ob diese Menschen noch unmittelbar der Gemeinde angehörten. So konnte Paulus, ebenso wie sein „Gegenspieler“ Apollos und auch Kephas ihren Einfluss wahren und Mitstreiter um sich sammeln.

Rückschlüsse auf Organisationsstrukturen und Machtverhältnisse lassen sich aber deshalb nicht bilden.6

Die Gemeinde hatte aber nicht nur mit den verschiedenen Meinungen ihrer Führer zu kämpfen, sondern auch mit ganz normalen sozialen Problemen. Obwohl Korinth um 50 n. Chr. schon eine blühende Handelsstadt war gab es noch immer große Gegensätze zwischen der kleinen reichen Oberschicht und der großen armen Masse in der Unterschicht. Ähnlich gestaltete sich die Situation in der christlichen Gemeinschaft: Auch hier waren die Armen den Reichen deutlich an Zahl überlegen.7 Zudem ergaben sich durch die unterschiedlichen sozialen und vor allem auch kulturellen Hintergründe teilweise gravierende Unterschiede in ethisch-moralischen Fragen.8 Vor allem die Differenzen zwischen den Judenchristen und den hellenistische geprägten Heidenchristen müssen zum Teil sehr groß gewesen sein wie man auch bei der Auseinandersetzung um die Leiblichkeit der Auferstehung sehen wird. Apollos ist dabei Verfechter der philosophischen Seite, während Paulus sich eher auf Seiten der Christen mit jüdisch geprägtem Hintergrund einordnen lässt. Die Gemeinde muss 100 Mitglieder und mehr gehabt haben, da sich ansonsten all diese vielfältigen Strömungen nicht erklären lassen. Trotz dieser Zahl waren die Christen noch immer eine deutliche Minderheit, so dass es zwangsläufig oft zu Mischehen zwischen Christen und Nichtchristen kommen musste. Auch dies mag auf unterschiedlichste Weise auf das Sozialverhalten und die ethischen Einstellungen der Einzelnen eingewirkt haben. Die christliche Gemeinde in Korinth kann also bis zu einem gewissen Grad als Spiegelbild für die sozialen Verhältnisse in der ganzen Stadt dienen, die durch ihre „Multi-Kulti-Gesellschaft“ sehr geprägt war. Es handelte sich um eine „typische Großstadt an der Grenzscheide zwischen Orient und Okzident.“9

II Der Korintherbrief – Entstehung und Aufbau

Nach Paulus’ Abreise aus Korinth begann sich die Gemeinde in eine Richtung zu entwickeln, die ihm nicht gefiel. Aus diesem Grunde griff Paulus vermutlich zwischen 54 und 56 n. Chr. mit seinem ersten Brief in das Gemeindeleben der Korinther ein.10 Verfasst wurde er in Ephesos, was aus Kapitel 16,8 des Briefes hervorgeht. Zu seiner Gemeinde gelangte er vermutlich auf dem Seeweg.

Der Brief selbst ist ungewöhnlich lang. Zahlreiche verschiedene Themen weisen zum einen auf gravierende Missstände in Korinth hin, zum anderen wird es dadurch auch unmöglich ihn einer bestimmten Gattung zuzuordnen.11 Neben einem einleitenden und einem abschließendem Teil gliedert sich 1 Kor in fünf Hauptteile: 1Kor 1,10 – 4,21 kann unter dem Überbegriff „Parteien“ zusammengefasst werden. Das von Paulus Gesagte geht aber weit darüber hinaus. Zudem enthält der Schluss dieses Teiles noch die Ankündigung Paulus’ seine Gemeinde bald zu besuchen. Der zweite Abschnitt beginnt mit 5,1 und endet mit 7,40. Er wird ziemlich schroff eingeleitet und erörtert die ethisch-moralischen Probleme in der Stadt. Der dritte Teil (8,1 – 11,11) beschäftigt sich mit den Opferriten der Korinther. Verschiedene, die Versammlung der Gemeinde betreffende Anweisungen folgen in 11,2 bis 14,40. Darin scheint Kapitel 13 jedoch ein Fremdkörper zu sein. Schließlich folgt als letzter Teil Kapitel 15, in dem es um die Auferstehung der Toten geht. Der Anlass für diesen Abschnitt findet man in 15,12. Durch die finale Stellung dieses Abschnitts hebt Paulus ihn deutlich von den anderen hervor. Es eröffnen sich deshalb zwei Interpretationsmöglichkeiten: Die Platzierung „könnte mit der traditionellen Stellung eschatologischer Aussagen in der urchristlichen Literatur erklärt werden“12, oder aber auch schlicht mit der Wichtigkeit, die das Thema für Paulus besaß.

Kapitel 15 ist eine in sich geschlossene Einheit ohne Bezug auf vorhergehende oder nachfolgende Textpassagen.13 Gerade diese thematische Abgegrenztheit vom restlichen Brief hat immer wieder zu Spekulationen geführt, ob der gesamte Brief aus mehreren zusammengesetzten Schreiben besteht. Es ist möglich ihn in zwei bis sechs verschiedene Stücke aufzuteilen. Es konnte aber bis heute kein einhelliger Konsens gefunden werden, wie diese Teilung aussehen sollte.14 Es gibt durchaus Anzeichen im Text, die eine solche These unterstützen. So gibt Paulus beispielsweise in 10, 1 – 22 eine eindeutige Stellungnahme zum Götzenopferfleisch ab. In Kapitel 8 und in 10, 23 – 11,1 schlägt er jedoch wieder eine weniger strenge Haltung ein. Die so aufgetretenen inhaltlichen Spannungen sind aber nicht so groß um sicherzustellen, dass er aus mehreren verschiedenen Schreiben besteht. Die große Anzahl der Themen im Brief und deren lockere Anordnung ist ebenfalls kein Indiz, das gegen einen einzigen Text spricht. Sie könnte auch einfach nur mit der großen Anzahl an Problemen in der Gemeinde zusammenhängen, die Paulus alle abarbeiten muss. „Daher gehen wir im Folgenden [...] von der Einheitlichkeit des Briefes aus. Die Zugehörigkeit der ‚umstrittenen’ Texte zum Brief wird sich in der jeweiligen Auslegung erweisen müssen.“15

[...]


1 Vgl. Lindemann, Korintherbrief, 2000, 9.

2 Vgl. Lindemann, Korintherbrief, 2000, 9f.

3 Vgl. Maly, Brief, 1971, 9.

4 Vgl. Maly, Brief, 1971, 9.

5 Vgl. hierzu Lindemann, Korintherbrief, 2000, 11.

6 Vgl. Lindemann, Korintherbrief, 2000, 12.

7 Vgl. Maly, Brief, 1971, 10.

8 Vgl. für den Rest des Abschnitts, sofern nicht anders vermerkt, Lindemann, Korintherbrief, 2000, 12f.

9 Maly, Brief, 1971, 9.

10 Vgl. Lindemann, Korintherbrief, 2000, 17. Eine noch genauere Datierung findet sich bei Ortkemper, Korintherbrief, 1993, 12. Er geht davon aus, dass sich Paulus von 52 – 55 in Ephesus aufgehalten hat und den Brief vermutlich Ostern 55 geschrieben hat. „Dazu würde die sonst etwas unmotivierte Erwähnung des Paschalammes in 1Kor 5,7 gut passen.“

11 Vgl. für diesen Absatz Lindemann, Korintherbrief, 2000, 7 – 9.

12 Lindemann, Korintherbrief, 2000, 8.

13 Vgl. Spörlein, Leugnung, 1971, 20.

14 Vgl. für den Rest des Abschnitts Ortkemper, Korintherbrief, 1993, 13.

15 Ortkemper, Korintherbrief, 1993, 13.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Wirklichkeit der Ersten Schöpfung
Untertitel
1Kor 15, 35 – 41
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V119392
ISBN (eBook)
9783640222490
ISBN (Buch)
9783640224074
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirklichkeit, Ersten, Schöpfung
Arbeit zitieren
Wolfgang Gaßner (Autor:in), 2007, Die Wirklichkeit der Ersten Schöpfung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119392

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